Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zweimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der Verschleiß an Führungspersonal.
Glücklich wirkte Ilja Kaenzig nicht, als er in dieser Woche die Freistellung von Trainer Dieter Hecking erklären musste. Vorstandschef Andreas Luthe hatte den Geschäftsführer des VfL Bochum schon abseits der Kameras vorgeschickt, um Hecking von der Trennung zu unterrichten. Diese Tatsache und die auffallend kühle öffentliche Verabschiedung von Hecking lassen den Verdacht aufkommen, was Luthe – immerhin studierter Wirtschaftspsychologe – von Heckings Arbeit hielt: offensichtlich allzu nicht viel. Sie hätten „mit Sicherheit ordentliche Arbeit im Rahmen ihrer Möglichkeiten geleistet“, sagte Luthe über Hecking und den ebenfalls geschassten Sportchef Dirk Dufner.
Kaenzig wiederum wählte fast salbungsvolle Worte. Wenn es im Fußball auseinandergeht, „bleibt oft nur ein Punkteschnitt, eine Bilanz.“ Deshalb erinnerte Kaenzig an gemeinsame Werte, „die nicht mehr üblich sind in dem Geschäft.“. Ihm war es „wichtig“, das zu erwähnen, „sonst werden wir zu Maschinen und Figuren, die hin- und hergeschoben werden.“ Der VfL dürfte sich schließlich „nicht bei den Klubs einreihen, die jedes Jahr ihren Trainer wechseln.“
Das ist aber längst der Fall. In der vergangenen Saison wurde Peter Zeidler beurlaubt, in den Jahren davor traf es Thomas Letsch und Thomas Reis. Nun musste Hecking gehen. Das ist für einen Klub, der auf Effizienz angewiesen ist, eine erschreckende Bilanz und erreicht fast schon Schalker Verhältnisse. Zumal der Verschleiß an Führungskräften ja noch größer ist. Auch im Management gab es seit 2022 vier verschiedene Sport-Verantwortliche. Das spricht für eklatante Mängel in der Auswahl oder Führung des leitenden Personals, insbesondere unter der Regie des alten Präsidiums.
Deshalb ist nun insbesondere das neue Gremium gefragt, die Stellen nicht nur richtig zu besetzen, sondern den leitenden Angestellten auch Unterstützung und Vertrauen entgegenzubringen; gemäß Satzung zu kontrollieren, aber nicht ständig dazwischenzufunken. Ansonsten wird Kaenzig, der immerhin schon seit 2018 im Amt ist, die einzige Konstante bleiben. Wobei es auch hierfür keine Garantie gibt.
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