Manchmal sind es Nebensätze, die hängen bleiben. Nach dem letzten Pflichtspiel der vergangenen Saison wagte Dirk Dufner einen Blick in die Zukunft und sprach über die Herausforderungen bei der Kaderplanung. Der Bochumer Sportchef erklärte, dass er dabei „nicht chronologisch“ vorgehen könne, sprich: Nicht erst dann Spieler zu verpflichten, wenn Abgänge feststehen. „Wenn wir einen guten neuen Spieler gefunden haben, dann werden wir ihn auch verpflichten und nicht warten, bis ein anderer Spieler weg ist. Da müssen wir ein Stück weit ins Risiko gehen, wenn ein Abgang wahrscheinlich ist“, sagte Dufner. Aktuell stehen 13 Abgängen 15 Zugänge gegenüber. Es handelt sich allerdings nicht nur um Neuverpflichtungen. Eingerechnet sind auch fünf Eigengewächse, die zur neuen Saison einen Profivertrag erhalten haben, sowie fünf Leihrückkehrer.
Etat wird ungefähr halbiert
Aus mathematischer Sicht ist das Ergebnis aber identisch: 29 Spieler stehen derzeit unter Vertrag. Die rechnerische Zielgröße des künftigen Kaders ist damit bereits erreicht. Das erklärt auch die Tatsache, warum der ursprünglich angesetzte Etat bereits weitestgehend ausgeschöpft wäre. Für Zweitligaverhältnisse beschäftigt der VfL viele Gutverdiener, wenngleich die Gehälter infolge des Abstiegs gesunken sind. Müssen sie allerdings auch, denn der Lizenzspieleretat von zuletzt etwas mehr als 40 Millionen Euro wird ungefähr halbiert. Nach Auskunft von Geschäftsführer Ilja Kaenzig in der außerordentlichen Mitgliederversammlung würden die Bochumer damit dennoch mindestens im vorderen Drittel der 2. Liga landen, womöglich sogar in den Top drei. Dies untermauert den Anspruch aus sportlicher Sicht, um den Aufstieg mitspielen zu können.
Transfereinnahmen fehlen
Die genaue Etathöhe ist auch von Spielerverkäufen abhängig. Während Konkurrenten wie Nürnberg, Kaiserslautern, Hannover und Düsseldorf in diesem Sommer schon Transfereinnahmen im mittleren einstelligen Millionenbereich erzielt haben, ist es den Bochumern lediglich gelungen, Tim Oermann für eine vergleichsweise niedrige Ablöse unterhalb der 2-Millionen-Grenze abzugeben. Immerhin: Der VfL darf sich nach vier Bundesliga-Jahren über die ligaweit höchsten TV-Einnahmen freuen. Dennoch: Transfererträge würden den Spielraum deutlich erweitern, gleichzeitig aber auch neue Kaderlücken entstehen lassen. Als Verkaufskandidaten gelten Ibrahima Sissoko, dessen Verkaufswert Marktkenner auf drei bis vier Millionen Euro schätzen, und Matus Bero, der vermutlich nur eine Ablöse knapp oberhalb der Millionengrenze einspielen würde.
Mehrere Schwachstellen
Der VfL befindet sich also in einem Etat-Dilemma: Gibt er gute Spieler ab und nutzt die Einnahmen für die weitere Kadergestaltung? Oder verzichtet er darauf und hat infolgedessen Probleme, alle Schwachstellen zu beheben? Mitunter würden auch andere Abgänge als die von Sissoko und Bero helfen, etwa ein Wechsel von Leihrückkehrer Lukas Daschner, der ein höheres Zweitligagehalt bezieht und eine kleine Ablöse einbringen würde. Lücken, die mit diesem Geld gefüllt werden können, gibt es schließlich einige. Dringend benötigt werden noch offensive Flügelspieler. Auch ein zweiter Linksverteidiger fehlt. Trainer Dieter Hecking sieht zudem Bedarf in der Defensivzentrale, buhlt deshalb seit Wochen um Kevin Vogt, der sowohl in der Innenverteidigung als auch im defensiven Mittelfeld spielen könnte. Gesucht wird zudem ein torgefährlicher Angreifer.
Hecking erwartet mehr
Die Frage ist: Kommen diese Spieler schon bald, damit sie bis zum Saisonstart Anfang August integriert sind? Der Wunsch von Hecking war es, die neue und auch schlagkräftige Mannschaft zum Trainingsauftakt an diesem Montag bereits weitestgehend beisammen zu haben; entsprechend ernüchtert ist er aktuell. Schließlich hat Dufner ein gewisses Risiko in Aussicht gestellt. Geschäftsführer Ilja Kaenzig soll die beiden bislang aber gebremst haben, weil keineswegs sicher ist, dass der VfL noch nennenswerte Transfereinnahmen erzielt. Für Sissoko und Bero ist bislang noch kein akzeptables Angebot eingegangen. Das neu gewählte Präsidium sieht für beide Positionen gute Argumente und will deshalb als Kompromiss ein zusätzliches Budget von rund zwei Millionen Euro freigeben. Damit könnte Dufner auf dem Transfermarkt erneut aktiv werden.
Liebe Leserinnen und Leser, Tief im Westen – Das VfL-Magazin verabschiedet sich mit diesem Bericht in eine Sommerpause. In den kommenden zwei Wochen werden an dieser Stelle keine neuen Texte veröffentlicht. Anschließend geht es in gewohnter Weise weiter.
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(Foto: Marc Niemeyer)