Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Zwei- bis dreimal im Monat gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Causa Bernardo.
Dass der Vertrag von VfL-Verteidiger Bernardo eine Klausel zur Verlängerung beinhaltet, ist längst bekannt. Ex-Sportdirektor Marc Lettau hat die Existenz dieser Option in einem Interview mit der WAZ sogar ganz offiziell verraten. Lettau hat auch erzählt, unter welchen Voraussetzungen sich der ursprünglich bis 2025 datierte Vertrag verlängern würde. Erstens: Der VfL müsste Bundesligist bleiben. Und zweitens: Bernardo müsste in der Saison 2024/25 eine festgelegte Anzahl an Spielen absolvieren. Insidern zufolge sollen 17 Spiele mit mindestens 45 Minuten Einsatzzeit in der laufenden Saison nötig sein. Die hat Bernardo mittlerweile erreicht. Einzig: Den Klassenerhalt wird der VfL wahrscheinlich nicht schaffen.
Die Klausel wird also hinfällig sein, der Spieler wird den Klub in wenigen Wochen ablösefrei verlassen. Das ist insofern ärgerlich, als dass es noch im vergangenen Sommer die Möglichkeit gab, Bernardo zu verkaufen. Ja, das Angebot von Union Berlin lag deutlich unter den Vorstellungen der Bochumer Vereinsführung. Trotzdem hätte der Revierklub mehrere Millionen Euro eingenommen. Den Transfer abzulehnen, war sportlich nachvollziehbar, in dem Wissen, dass zwölf Monate später ein ablösefreier Abgang droht, aber auch naiv.
Doch zurück zur Gegenwart. Was würde im unwahrscheinlichen Fall des Ligaverbleibs mit Bernardo passieren? Dass Bernardo kurz vor Erreichen des 17. Einsatzes wochenlang verletzt gefehlt hat, und in der Branche bereits von einer Ablösefreiheit im Sommer die Rede war, nährte den Verdacht, dass er eine automatische Vertragsverlängerung verhindern wollte – auch wenn sich der Spieler gegen diese Vorwürfe wehrt. Ganz unbegründet sind diese aber offensichtlich nicht. Sportchef Dirk Dufner berichtete am vergangenen Sonntag bei Sky90, einen „pragmatischen Umgang“ mit der Vertragssituation von Bernardo gefunden zu haben. Der Verteidiger werde den VfL in diesem Sommer „definitiv“ verlassen. Aber was bedeutet das? Wurde die Klausel etwa gestrichen? Wenn ja, zu welchen Bedingungen und aus welchem Grund? Hat die Spielerseite Druck ausgeübt und der Verein nachgegeben? So oder so: Der Fall Bernardo wirft Fragen auf – und kein gutes Licht auf die Vertragsparteien.
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(Foto: Marc Niemeyer)