Klubführung

Neuer VfL-Sportchef erst 2025 – Millionen-Kosten für Ehemalige

Wer dieser Tage durchs vierte Stockwerk des Bochumer Stadioncenters und damit durch die Chefetage läuft, dem fällt auf, dass in einigen Büros derzeit trotz der dunklen Jahreszeit kein Licht brennt. Der Sport-Geschäftsführer und der Sportdirektor, die sich ein Büro geteilt haben, sind schon länger nicht mehr im Amt, und auch der Direktor für Marketing und Vertrieb hat den VfL Bochum Ende November verlassen. Tim Jost, der erst Anfang 2023 von Holstein Kiel an die Castroper Straße gewechselt war, hat ein verlockendes Angebot erhalten und angenommen. Er arbeitet ab sofort als einer von vier Geschäftsführern für die TSG Hoffenheim. „Tim hat maßgeblichen Anteil an der positiven Geschäftsentwicklung des VfL in der jüngeren Vergangenheit“, sagt VfL-Chef Ilja Kaenzig zum Abschied von Jost.

Vonovia bleibt weiter Hauptsponsor

Der 38-Jährige hat sich mit seiner empathischen und verlässlichen Art sowie mit seiner kreativen Arbeitsweise über die Grenzen von Bochum hinaus einen Namen gemacht hat. Mit Jost verliert Kaenzig einen weiteren wichtigen Zuarbeiter, der vor allem die Gespräche mit den wichtigsten Sponsoren geführt hat, unter anderem mit Hauptsponsor Vonovia. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin und der WAZ ist es Jost und seinem Team gelungen, den am Saisonende auslaufenden Vertrag ligaunabhängig zu verlängern, obwohl der DAX-Konzern die sportliche und außersportliche Lage zuletzt mit großer Skepsis beobachtet hat. Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau hatte sich zuletzt unter anderem für einen wertschätzenderen Umgang mit dem lange Zeit aussortierten Torhüter Manuel Riemann eingesetzt.

Zwei Direktoren-Posten unbesetzt

Auch wenn dieses Thema nun geklärt ist, landen mit dem Abgang von Jost weitere Aufgaben auf dem ohnehin schon vollen Schreibtisch von Kaenzig, der seit einem halben Jahr alleiniger Geschäftsführer ist. Direkt unter ihm wurden insgesamt neun Direktoren-Posten geschaffen, neuerdings beispielsweise auch für Kommunikation oder den Frauenfußball. Die vielleicht wichtigsten für Marketing und Vertrieb sowie für die Profiabteilung sind derzeit unbesetzt. Für Neueinstellungen ist Kaenzig verantwortlich, wobei das Präsidium speziell bei der Sportlichen Leitung mitreden möchte. Das Kontrollgremium denkt darüber nach, die erst im Sommer geschaffene Struktur aufzulösen und zusätzlich wieder einen Sport-Geschäftsführer zu installieren – nicht um Kaenzig zu entmachten, sondern um ihn zu entlasten.

Noch keine konkreten Gespräche

Wobei hier Vorsicht geboten ist: Je nach Vereinbarung im Sommer und im Falle einer ungeschickten Vorgehensweise könnte Kaenzig verprellt werden, wenn dieser das Gefühl hat, zum Spielball des Präsidiums zu werden. Kaenzig ist bislang derjenige, der den Klub noch halbwegs zusammenhält, während es auf fast allen Ebenen bröckelt. Kurzfristig wird sich an der bestehenden Struktur ohnehin noch nichts ändern. Der neue Sportchef wird, egal auf welcher Führungsebene, frühestens Anfang 2025 seinen Dienst antreten. Einen aussichtsreichen Kandidaten gibt es nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin noch nicht, konkrete Gespräche wurden bislang auch noch nicht geführt. Bis dahin liegt die Verantwortung für den Sport bei Kaenzig, der bereits Trainer Dieter Hecking ausgesucht hat.

Millionen-Kosten für Ehemalige

Immerhin spart der VfL somit Kosten für weiteres Führungspersonal. Die Liste derer, die beurlaubt wurden und noch bezahlt werden müssen, ist bekanntermaßen ziemlich lang. Allein die Ex-Trainer Thomas Letsch und Peter Zeidler belasten den Etat spürbar, schätzungsweise mit fast zwei Millionen Euro im Jahr. Hinzukommen Zeidlers Assistent Maxime Antonilli, Teammanager Hannes Hahn und Ex-Interimstrainer Markus Feldhoff, für den nach wie vor eine neue Aufgabe innerhalb des Klubs gesucht wird. Auch Ex-Sportdirektor Marc Lettau erhält weiterhin sein Gehalt, ebenso wie der ehemalige Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian. Die Klubführung hat sich mit ihm im Sommer darauf verständigt, dass er weiterhin seinen Grundlohn erhält. Die Trennung erfolgte in beiderseitigem Einvernehmen.


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(Foto: Marc Niemeyer)