0:2-Niederlage in Stuttgart

Die Kür verpasst, die Pflicht ruft: VfL-Siege für ein frohes Fest

Szenen, die den Ausgang eines Fußballspiels maßgeblich beeinflussen, gibt es in 90 Minuten meist einige. Eine aber war aus VfL-Sicht an diesem Samstagnachmittag besonders entscheidend. Kurz nach dem Seitenwechsel vergab Matus Bero die bis dato beste Bochumer Torchance, als er aus gut 16 Metern eine freie Schussbahn hatte, Nationalkeeper Alexander Nübel den Ball aber ohne Mühe festhielt. Im direkten Gegenzug und nur wenige Augenblicke später ging der VfB Stuttgart in Führung. Chris Führich, der in seiner Jugend mal für wenige Monate das VfL-Trikot trug, nutzte die Passivität und die zu großen Abstände in der Hintermannschaft der Gäste gnadenlos aus. Ausgerechnet in einer eigenen Drangphase geriet der Revierklub in Rückstand und erholte sich davon trotz erkennbarer Gegenwehr nicht mehr. In der Schlussphase der Partie sorgte der VfB mit dem 2:0 für klare Verhältnisse.

Unveränderte Startformation

Gerechtfertigt war der Sieg für die Schwaben am Ende zweifellos, auch wenn die Bochumer mit ihrem Auftritt offensichtlich zufrieden waren. „Ein Punkt wäre verdient gewesen“, sagte Angreifer Philipp Hofmann, weil der VfL „wieder richtig gut gespielt“ habe. Konkreter wurde er nicht. Seine These zu untermauern, wäre vermutlich auch schwer geworden. Die Bochumer konnten zwar teilweise an den guten Auftritt gegen Meister Leverkusen anknüpfen. Beim amtierenden Vize-Meister schimmerten dennoch längst bekannte Mängel immer wieder durch. Die personell wie taktisch unveränderte Startformation hatte vor allem in der Anfangsphase gegen zunächst dominante und spielstarke Stuttgarter sichtbare Probleme, stabilisierte sich aber nach einer Viertelstunde und trat in der Folge ähnlich kompakt auf wie zuletzt. „Die erste Halbzeit war gut. Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt als noch vor ein paar Wochen“, stellte Bochums Patrick Drewes nach der Partie fest. Das große Manko aber: Seine Teamkollegen kamen praktisch gar nicht gefährlich vor das gegnerische Tor.

Engagiert, aber ohne Effizienz

Das war erst zu Beginn der zweiten Halbzeit der Fall. Doch statt selbst in Führung zu gehen, führten Schwächen im Umschaltverhalten abermals zu zwei Gegentreffern. Immerhin: Im Gegensatz zu den vergangenen Monaten fielen die Bochumer nach dem ersten Einschlag nicht auseinander, sondern wehrten sich mit aller Kraft, aber mit beschränkten Mitteln. „Es war in Ansätzen eine ordentliche Leistung. Um etwas Zählbares mitzunehmen, hätten wir bei den Gegentoren besser verteidigen und selbst die Tore schießen müssen“, stellte Trainer Dieter Hecking fest. Nach zwei Pflichtspielen ist der neue VfL-Coach noch sieglos, musste allerdings auch gegen zwei Champions-League-Teilnehmer antreten. Losgelöst von den Ergebnissen ist seine Handschrift bereits erkennbar. Die Mannschaft tritt strukturierter und selbstbewusster auf; die Spieler sind froh, dass ein derart erfahrener und pragmatischer Übungsleiter mit klaren Trainingszielen das Ruder übernommen hat. Ob er es wirklich entscheidend herumreißen kann, werden wohl die Wochen bis zum Weihnachtsfest zeigen.

Vier Spiele bis Weihnachten

Klar ist: Einfach wird das nicht. Schon vor dem Spiel in Stuttgart und trotz intensiver Trainingseinheiten in der Länderspielpause sah Hecking noch reichlich „Nachholbedarf“; ihm missfiel deshalb auch der Hype, der nach Spiel gegen Leverkusen um ihn und seine Mannschaft entstanden war. Denn Hecking wusste, dass nach der vorgezogenen und verpassten Kür gegen den Meister und Vize-Meister die wirklich wichtigen Pflichtaufgaben warten. Am kommenden Samstag gastiert der VfL in Augsburg, empfängt anschließend Bremen, fährt nach Berlin und spielt zwei Tage vor Heiligabend daheim gegen Heidenheim. Zwei Siege werden wohl mindestens nötig sein, damit der Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze stabil bleibt oder gar schrumpft. Was Hoffnung macht: Defensiv-Allrounder Bernardo ist wieder fit und wurde in Stuttgart erstmals eingewechselt. Bis auf Myron Boadu stehen somit alle Spieler zur Verfügung.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago / Sven Simon)