Mitgliederversammlung

Mehrheit gegen Villis: Hürden für Abwahl des Präsidiums

Der Zeitpunkt der Bochumer Mitgliederversammlung verschiebt sich von Jahr und Jahr weiter nach hinten. Erst am 12. Dezember 2024 kommt das höchste Vereinsgremium im RuhrCongress zusammen. Nach jetzigem Stand stehen keine besonderen Themen auf der Tagesordnung. Das aber könnte sich noch ändern. Denn ein Mitglied des Vereins hat eine Abwahl des Präsidiums beantragt. Anlass dafür ist die sportliche und außersportliche Entwicklung. Auch die Unstimmigkeiten innerhalb des Kontrollgremiums, die zu einer vorübergehenden Amtsniederlegung des Vorsitzenden Hans-Peter Villis geführt haben, spielen dabei eine Rolle. Bei dem Antragsteller handelt es sich nach Recherchen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin um Carsten Loer. Der Vermögensberater aus Mönchengladbach hat früher in der Jugend des VfL Bochum gespielt und wollte 2022 für das Präsidium kandideren. Als Einzelbewerber hat er seine Kandidatur vor der üblicherweise stattfindenden en-bloc-Wahl mangels Erfolgsaussichten allerdings zurückgezogen. Loer wollte sich auf Anfrage bislang nicht zu seinem aktuellen Vorhaben äußern.

Satzung regelt mögliche Abwahl

Eine Abwahl des jetzigen Präsidiums um den Vorsitzenden Hans-Peter Villis, seinen Stellvertreter Uwe Tigges, Christina Reinhardt, Andreas Eickhoff, Jupp Tenhagen, den Fanvertreter Martin Volpers und Volker Goldmann aus dem Wirtschaftsrat ist laut Satzung ohnehin nicht einfach so möglich. Ein entsprechender Antrag im Rahmen einer ordentlichen Mitgliederversammlung reicht nicht aus. Die Satzung sieht dafür eine größere Hürde vor. Darin heißt es: „Mitglieder des Präsidiums können durch Beschluss der Mitgliederversammlung vorzeitig abberufen werden, wenn mindestens 10 % der stimmberechtigten Mitglieder dies zuvor […] schriftlich mit Angabe des Grundes beim Präsidium beantragen. […] Der Abberufungsbeschluss bedarf einer Mehrheit von 2/3 der abgegebenen Stimmen.“ Demnach wären zunächst mehr als 2.500 Mitglieder vonnöten, die schriftlich eine Abwahl des Präsidiums beantragen. Über eine derartige Initiative ist bislang nichts bekannt. Ohnehin ist unklar, ob Loer seinen Antrag bis zum 12. Dezember überhaupt aufrechterhält. Er befindet sich bereits in Gesprächen mit dem Präsidium.

Villis lässt seine Ämter ruhen

Turnusgemäß müsste das Gremium erst 2026 wieder neu gewählt werden. 2022 hatte sich das Team um Hans-Peter Villis mit rund 66 Prozent der abgegegebenen Stimmen gegen ein Team um den langjährigen Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer durchgesetzt. Die von Bauer damals angeführten Kritikpunkte an der Arbeit des Präsidiums haben sich jedoch keineswegs erledigt. Bauer bemängelte unter anderem die Führungskultur und die fehlende personelle Konstanz auf Schlüsselpositionen innerhalb des Klubs. Aktuell beschäftigt der VfL Bochum keinen Sportchef und muss drei Cheftrainer bezahlen, zwei davon sind bis 2026 unter Lohnfortzahlung beurlaubt. Hinzu kommt, dass sich innerhalb des Präsidiums zwei Lager gebildet haben, was vor wenigen Wochen darin mündete, dass sich Villis als Vorsitzender unter dem Vorwand gesundheitlicher Probleme zunächst zurückgezogen hat. Die Frage ist: Kehrt er noch einmal zurück? Wenn ja, wann? Und: Wie reagieren die übrigen Präsidiumsmitglieder darauf? Villis hat innerhalb des Gremiums definitiv keine Mehrheit mehr und könnte intern als Vorsitzender abgewählt werden.

Abwahl des Vorsitzenden?

Bislang haben die Villis-Kritiker stets dementiert, dass ein solches Vorgehen für sie in Frage kommt. Mehrere Vereinsfunktionäre, die nicht Mitglied des Präsidiums sind, haben gegenüber Tief im Westen – Das VfL-Magazin aber mittlerweile bestätigt, dass es dieses Ansinnen gab oder immer noch gibt. Wer den Vorsitz dann anstelle von Villis übernehmen würde, ist jedoch unklar. Für die Abwahl des Vorsitzenden muss die Mitgliederversammlung nicht gefragt werden, hierfür würde ein Beschluss innerhalb des Präsidiums genügen. Das Mitgliederversammlung als höchstes Vereinsorgan nicht einzubinden, kann sich aber negativ auf das Vertrauensverhältnis auswirken. Zumal die Hürden für die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung nach einem neuen Satzungsentwurf künftig gesenkt werden sollen. Hinzu kommt, dass zum Beispiel auch die Sponsoren die aktuelle Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen. Speziell Hauptsponsor Vonovia, mit dem Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung laufen, schaut mit einem kritischen Blick auf die Situation an der Castroper Straße.


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(Foto: Imago / Revierfoto)