Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Suche nach dem neuen Sportchef.
Der Wert seines Mitarbeiters für ein Unternehmen lässt sich selten am Gehalt ablesen. Beim VfL Bochum hätte dies in der jüngeren Vergangenheit auch zu eigenartigen Interpretationen geführt. Dann nämlich wären einige Reservespieler bedeutsamer für den Klub gewesen als der Sportchef.
Diese Prioritätensetzung bei der Verteilung von Geldern mag innerhalb der Branche fast Usus sein, ist von außen betrachtet aber irgendwie merkwürdig. Das beginnt schon beim Arbeitsaufkommen. Ein Profifußballer hat in der Regel ziemlich viel Tagesfreizeit. Ein Sportchef hingegen kann vor allem in Transferphasen froh sein, wenn er halbwegs regelmäßig seinen Kindern eine gute Nacht wünschen kann. Und es hört auf bei der Verantwortung. Niemand bewegt so viel Geld innerhalb eines Klubs wie der Sportchef, er ist für den Trainer und die Spieler verantwortlich.
Natürlich: Der VfL Bochum verfügt über endliche Finanzmittel und muss genau überlegen, wie er diese einsetzt. Aber: Ein Klub ist nur so gut wie sein Sportchef. Und gerade deshalb muss die bestmögliche Strategie und die Suche nach den bestmöglichen Spielern an erster Stelle stehen. Denn der sportliche Erfolg ist die Basis für alles andere. Doch ist das beim VfL Bochum der Fall? Allein das neue Organigramm wirft Fragen auf. Dass das Präsidium erst vor wenigen Monaten Ilja Kaenzig zum alleinigen Geschäftsführer für alle Bereiche – und damit auch für den Sport – ernannt hat, ist per se nicht das Problem. Allerdings hat auch Kaenzigs Tag nur 24 Stunden.
Wenn der VfL einen guten Sportchef für sich finden möchte, muss er erstens ein überzeugendes Gehalt zahlen und darf ihn zweitens nicht auf die dritte Entscheiderebene unterhalb des Präsidiums und der Geschäftsführung stellen. Im Grunde braucht es wieder die Struktur, die es bis vor wenigen Monaten gab und die in der Bundesliga der Standard ist: Einen Geschäftsführer Sport, der sich um die strategischen Belange der Profis, der Frauen und der Jugend kümmert, und einen Sportdirektor für die Kaderplanung. Kurzum: Innerhalb eines Fußballklubs sollte das naheliegendste Priorität genießen – der Fußball.
Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.
(Foto: Marc Niemeyer)