Vereinsspitze

Villis zieht sich vorerst zurück: Differenzen im Präsidium

Eigentlich diente die ohnehin geplante Medienrunde am Donnerstagmittag dazu, die Vorgänge und Ereignisse des vergangenen Wochenende aufzuarbeiten. Es sollte vor allem um die Beurlaubung von Peter Zeidler und Marc Lettau gehen, und zugleich natürlich um die Suche nach einem neuen Trainer und einem neuen Sportdirektor. Doch von den angekündigten Gesprächspartnern erschien einer nicht: Hans-Peter Villis. Das war seit dem Morgen allerdings auch keine Überraschung mehr. Über verschiedene Medien war bekannt geworden, dass der 66-Jährige sein Amt am Vorabend vorerst niedergelegt hat. Die WAZ nannte dafür gesundheitliche Gründe, Tief im Westen – Das VfL-Magazin sprach von internen Differenzen innerhalb des Präsidiums. Am Nachmittag veröffentlichte auch die WAZ einen noch ausführlicheren Bericht über Unstimmigkeiten im Bochumer Kontrollgremium.

Volpers und Tigges übernehmen

Denn gesundheitliche Gründe, die der Verein offiziell für den Rückzug nennt, spielen nur eine untergeordnete Rolle. Villis ist mit dieser Begründung lediglich einer möglichen Abwahl zuvorgekommen. Mindestens vier der übrigen sechs Gremiumsmitglieder sollen sich zuletzt aufgrund inhaltlicher Differenzen bei verschiedenen Themen deutlich von Villis distanziert haben. Villis, der seit 2012 Vorsitzender war, bleibt zwar Mitglied des Präsidiums, den Vorsitz übernehmen zurzeit aber seine Vertreter Uwe Tigges und Martin Volpers. Neu gewählt werden mussten sie laut Satzung nicht. Bereits am Mittwochnachmittag hatte Tief im Westen – Das VfL-Magazin verschiedene Präsidiumsmitglieder kontaktiert und gefragt, ob es innerhalb des Gremiums Unstimmigkeiten gebe und ob in diesem Zusammenhang sogar eine Neuwahl des Vorsitzenden ein Thema sei. Dies dementierten sie.

Mitgliederversammlung im Dezember

Villis wusste allerdings davon, dass eine Mehrheit innerhalb des Präsidiums nicht mehr auf seiner Seite steht. Deshalb erklärte er gesichtswahrend seinen Rückzug, zunächst vorübergehend. Alle anwesenden Präsidiumsmitglieder stimmten dieser Lösung am Mittwochabend zu. „Hans-Peter Villis ist an uns herangetreten und hat den Wunsch geäußert, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zunächst ruhen zu lassen. Dies respektieren wir natürlich“, sagte Uwe Tigges am Donnerstag. Zu internen Abläufen wollte er ansonsten nichts sagen. Volpers betonte, dass verschiedene Meinungen nicht ungewöhnlich und sogar bereichernd seien. Villis könne jederzeit in sein Amt zurückkehren; fraglich, ob dies geschehen wird. Allerspätestens zur Mitgliederversammlung am 12. Dezember dürfte das Thema wieder auf der Agenda landen. Neuwahlen stehen allerdings erst wieder 2026 an.

Viele bevorstehende Entscheidungen

Wegen der sportlichen und außersportlichen Lage ist in jedem Fall mit Nachfragen und hitzigen Diskussionen zu rechnen. Zumal unklar ist, wie das Präsidium in den kommenden Wochen für die notwendige Geschlossenheit sorgen möchte, innerhalb des Gremiums wie auch nach außen. Meinungsverschiedenheiten gab es zuletzt unter anderem in der Trainerfrage, sowohl bei der Verpflichtung als auch in der Folge bis hin zur Freistellung, wobei am Ende alle Mitglieder für die Beurlaubung von Peter Zeidler und auch von Marc Lettau gestimmt haben sollen. Angesprochen auf die nun laufende Trainer- und Sportdirektoren-Suche, sagte Geschäftsführer Ilja Kaenzig am Donnerstag: „Wir machen nur etwas, wenn wir uns darüber zu 100 Prozent einig sind.“ Das bedeutet, die Klubspitze strebt einstimmige Beschlüsse an. Angesichts der Gemengelage im Präsidium könnte das womöglich schwierig werden.


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(Foto: Imago / Revierfoto)