Verletzung und Vertrag

Bernardo fehlt noch länger: VfL droht ablösefreier Abgang

Im September war der Trainer noch optimistisch. Da sagte Peter Zeidler, dass sein Schützling Bernardo auf den Fußballplatz zurückkehren werde, „bevor die Blätter von den Bäumen fallen.“ Es genügt ein Blick aus dem Fenster, um zu sehen, dass dieser Zeitpunkt klar verpasst wurde. Eine nicht näher bekannte Knieverletzung macht nicht nur dem 29-Jährigen selbst zu schaffen, sondern auch seinem Klub; schließlich gehörte Bernardo in der vergangenen Saison zu den wenigen unumstrittenen Leistungsträgern. Im Sommer 2023 preisgünstig aus Salzburg losgeeist, entwickelte sich der Defensivallrounder schnell zum Königstransfer. Auf ihn war immer Verlass, meistens als Linksverteidiger, zu Beginn aber auch zentral in der Abwehrreihe. Bernardo zählte zu den zweikampfstärksten Spieler der Bundesliga.

Fehlt seit August

Doch auf seine Qualitäten muss der aktuelle Tabellenletzte noch länger verzichten. Denn Bernardo habe einen Rückschlag erlitten, teilte der VfL an diesem Mittwoch mit. In Absprache mit dem Klub darf der Spieler die notwendige Reha in seinem Heimatland Brasilien absolvieren. Bernardo soll in wenigen Wochen nach Bochum zurückkehren, einsatzfähig wird er aber wohl frühestens im Dezember sein. Mehr als zwei Monate ist es bereits her, dass der Linksfuß gemeinsam mit seinen Teamkollegen auf dem Platz stand. Mitte August verletzte sich Bernardo in einer Trainingseinheit. Kurz darauf hatte der Berater des Verteidigers noch Meldungen dementiert, dass sein Klientel wochenlang ausfallen würde. Und im Grunde hatte er Recht: Aus ein paar Wochen sind mehrere Monate geworden.

Angebote abgelehnt

Für die Bochumer ist das nicht nur sportlich ein Problem, sondern auch wirtschaftlich. Bernardo galt im zurückliegenden Sommer als Verkaufskandidat. Mit ihm wollte der Klub die zweithöchste Transfersumme der Klubgeschichte erreichen. Sieben bis acht Millionen Euro sollte der Verkauf von Bernardo in die Bochumer Vereinskasse spülen. Viele Fans erwarteten sogar mehr. Doch zu diesen Konditionen fand sich kein Verein, der bereit war, Bernardo zu verpflichten. Borussia Mönchengladbach sowie Union Berlin bekundeten zwar ihr Interesse, sollen aber Angebote abgegeben haben, die nur die Hälfte der gewünschten Summe abgedeckt haben. Von dieser hätte der VfL aber auch noch 10 Prozent an RB Salzburg abgeben müssen. Die Verantwortlichen lehnten einen Transfer deshalb ab.

Vertrag nur bis 2025

Aus damaliger Sicht war das nachvollziehbar. Die Erwartungshaltung im Umfeld war hoch, die Verletzung nicht absehbar und die Transferperiode lief nach Eingang der Angebote noch einige Wochen. Nun aber droht ein finanzielles Fiasko: ein ablösefreier Abgang im kommenden Sommer. Denn wie Tief im Westen – Das VfL-Magazin erfuhr, endet Bernardos Vertrag bereits 2025. Bislang kursierten in den Medien unterschiedliche Angaben. Bernardos Arbeitsvertrag mit dem VfL verlängert sich nur dann bis 2026, wenn der Verteidiger in dieser Saison eine bestimmte Anzahl an Bundesliga-Partien absolviert. Das wird jedoch mit jeder Woche, in der er fehlt, immer unwahrscheinlicher. Statt der erhofften sieben bis zehn Millionen Euro oder der möglichen drei bis vier, sieht der VfL womöglich keinen einzigen Cent.

Keine hohe Ablöse

Die wahrscheinlich letzte Option, den Brasilianer im bevorstehenden Winter zu verkaufen, wird mangels Spielpraxis wohl gar keine sein. Einziger Vorteil für den VfL: Die Position für neue Vertragsverhandlungen hat sich zumindest nicht verschlechtert; wobei unklar ist, ob sich der noch vor wenigen Monaten wechselwillige Spieler einen Verbleib überhaupt vorstellen kann. Von der Wunschvorstellung, dass Bernardo dem Klub eines Tages eine hohe Ablösesumme bescheren wird, sollten sich Fans wie Verantwortliche so oder so lösen. Schon im vergangenen Sommer, nach einer Saison ohne nennenswerte Ausfallzeiten und mit konstant guten Leistungen, standen die Interessenten nicht gerade Schlange. Das wird nach einer längeren Verletzung und dem bald anstehenden 30. Geburtstag des Spielers sicher nicht besser.


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(Foto: Marc Niemeyer)