1:3-Niederlage gegen Wolfsburg

Weiter mit Zeidler: Ominöse Fortschritte und trotzdem Letzter

Keine zwei Minuten lagen zwischen den womöglich entscheidenden Spielszenen an diesem sonnigen Samstagnachmittag, in dessen Verlauf zunehmend dunkle Wolken aufzogen – zumindest im übertragenen Sinne. Erst nahm Schiedsrichter Max Burda nach Intervention des Video-Assistenten einen Handelfmeter für den VfL Bochum zurück, kurz darauf erzielte Tiago Tomas die Führung für die Gäste. Die am Ende verdiente 1:3-Niederlage lässt den Revierklub in eine tiefe Krise schlittern. Sechs Niederlagen in sieben Pflichtspielen und ein mühsam erkämpftes Unentschieden gegen Liga-Neuling Holstein Kiel sind nach jetzigem Stand die Bilanz eines Absteigers. Die Stimmung im Umfeld schlägt um oder ist schon gekippt. Die Frage ist: Welche Konsequenzen folgen aus dem Fehlstart?

Kein Trainerwechsel

Nach der insgesamt enttäuschenden Leistung gegen keineswegs überragende Wolfsburger muss Trainer Peter Zeidler wohl erst einmal nicht um seinen Job fürchten – anders als es von zahlreichen Fans in den sozialen Netzwerken vermutet oder gefordert wird. Sportdirektor Marc Lettau sprach dem 62-Jährigen am Samstagabend zwar keine Jobgarantie aus, sagte aber deutlich: „Wir werden heute sicherlich keine Trainerdiskussion führen, auch nicht morgen oder übermorgen.“ Möchte Lettau seine Glaubwürdigkeit nicht verlieren, dann wird Peter Zeidler auch in zwei Wochen auswärts in Hoffenheim auf der Bank sitzen. Lettaus Aussage speist sich offenkundig aus der Überzeugung, dass sich die Mannschaft positiv entwickelt. Auch Peter Zeidler sah abseits des Resultats „etliche Fortschritte“. Nur welche?

Drei Gegentreffer

Wirklich konkret wurde er auf Nachfrage nicht, nannte einzig „die ersten 20 Minuten, wie wir da aufgetreten sind.“ Die Bochumer ließen hinten noch nichts zu, wurden nach vorne aber kaum gefährlich. Auch Lettau sah lange Zeit „eine mannschaftliche Kompaktheit“, die erst gegen Ende verloren gegangen sei. Drei Gegentore und drei Wolfsburger Aluminiumtreffer lassen eine nennenswerte Weiterentwicklung faktisch allerdings noch nicht erkennen. Immer wieder ließ sich die Zeidler-Elf auf einfachste Art und Weise auskontern, bot den Gästen viel zu große Räume. Und offensiv? „Wir haben uns deutlich mehr Chancen erspielt“, stellte Lettau im Vergleich zu den vergangenen Partien fest, sah „das Momentum aber nicht auf unserer Seite.“ Damit meinte er womöglich auch die Schiedsrichter-Entscheidungen.

Schiri im Fokus

Den Bochumer Handelfmeter zurückzunehmen, war nachvollziehbar, ebenso wie nach dem Foul von Sissoko im eigenen Strafraum auf den Punkt zu zeigen. Dass Ivan Ordets kurz vor dem 0:2 gefoult worden war, hatte Bundesliga-Debütant Max Burda allerdings übersehen. Erst mit dem Anschlusstreffer durch Myron Boadu kam die Hoffnung zeitweise zurück, wobei eine echte Schlussoffensive ausblieb. Zeidler wechselte zwei frische Offensivkräfte nach gut einer Stunde ein, drei weitere erst nach dem 1:3 – zu spät. Individuell verdiente sich beim VfL fast keiner eine gute Note. Rückkehrer Ivan Ordets konnte mit dem Tempo der Wolfsburger kaum mithalten; Ibrahima Sissoko und Dani de Wit, die beiden vermeintlichen Königstransfers, enttäuschten nicht zum ersten Mal. Generell fehlt im Mittelfeld die Kreativität.

Wieder mit Raute

Im Grunde gibt es da nur zwei Optionen: Entweder reicht die Qualität nicht aus, oder der Trainer schafft es nicht, sie zur Geltung zu bringen. Zeidler ließ seine Mannschaft auch gegen Wolfsburg in einer Mittelfeldraute agieren; ein System, auf das derzeit kein anderer Bundesligist setzt. Es sorgt einerseits für ein kompaktes Zentrum, andererseits für Probleme auf den Flügelpositionen. Die Außenverteidiger müssen Defensiv- und Offensivaufgaben oft zeitgleich erfüllen, was Felix Passlack und Maximilian Wittek bisweilen sichtbar überfordert. Das war gegen Wolfsburg nicht anders – und muss in der nun anstehenden Bundesliga-Pause und anschließend gegen die TSG Hoffenheim dringend behoben werden. Eine Aufgabe, die der Klub offensichtlich weiter in die Hände von Peter Zeidler legt.


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(Foto: Imago / Nordphoto)