Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Transfererlöse.
Jetzt auch noch Bernardo? Viele VfL-Fans sind gerade in Sorge, weil das Gerücht die Runde macht, dass Bochums bester Abwehrspieler den Verein noch in diesem Sommer verlassen könnte – und der Betroffene offen über einen Wechsel spricht. Nun: Überraschend ist all das nicht, wenn man sich die Leistungen des Brasilianers in Erinnerung ruft. Zweikampfstark, beweglich und gedankenschnell präsentierte er sich in der vergangenen Saison, auch neben dem Platz trat er stets professionell auf und eroberte mit seiner sympathisch-aufgeschlossenen Art die Herzen der Fans. Bei diesem Gesamtpaket ist es nur logisch, dass auch andere Klubs ein Auge auf den Linksfuß werfen.
Aus sportlicher Sicht wäre ein Abgang von Bernardo natürlich ein großer Verlust, zumal die Liste der verlorenen Stammspieler schon jetzt relativ lang ist. In punkto Kaderqualität wäre es für den Moment ein klarer Rückschritt – der im Anschluss weitere Fortschritte aber erst ermöglichen würde. Es klingt paradox, aber: Spielerverkäufe stärken die Kaderqualität, sofern die erwirtschafteten Mittel auf direktem Wege reinvestiert werden. Immer wieder war in diesem Sommer in den sozialen Netzwerken zu lesen und am Trainingsplatz zu hören, dass der VfL echte Verstärkungen brauche und in seinen Kader investieren solle. Doch bevor Geld ausgegeben wird, muss es logischerweise erst eingenommen werden. Transfererlöse sind dabei aus Bochumer Sicht der entscheidende Hebel.
Das Wachstumspotenzial in anderen Bereichen ist begrenzt, der Verein kommt an seine natürlichen Grenzen, etwa mit Blick aufs Stadion. Mehr Tickets kann der VfL nicht verkaufen, weder für die Ostkurve noch für den lukrativen VIP-Bereich. Andere Vereinen machen es längst vor: Sie erhöhen ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, indem sie gute Spieler zum richtigen Zeitpunkt verkaufen. Bestes Beispiel: Der FC Augsburg. Vieles deutet darauf hin, dass der Bundesliga-Konkurrent des VfL seinen Angreifer Ermedin Demirovic für rund 20 Millionen Euro nach Stuttgart verkaufen wird. Es verwundert also nicht, dass die Augsburger die Ausstiegsklausel im Vertrag von Keven Schlotterbeck ziehen konnten – und der VfL leer ausging.
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(Foto: Imago / Sven Simon)