Der Bann ist gebrochen. Als Manuel Wintzheimer am Freitagabend den 2:1-Heimsieg gegen Hannover 96 mit einem sehenswerten Treffer einleitete, sahen die Zuschauer im Bochumer Ruhrstadion etwas Besonderes. Zum ersten Mal in dieser Saison traf ein Spieler des VfL auf der Westseite. Schon 19 Tore erzielten die Hausherren, allesamt vor den eigenen Fans. Doch dieses Kuriosum ist nun vergessen. Auch weil Simon Zoller den zweiten Treffer nachlegte und damit den Weg zum vierten Saisonerfolg ebnete.
Starker Start
Zumindest in der ersten halben Stunde, in der auch beide Tore fielen, zeigte der VfL seine vielleicht beste Hinrundenleistung. Denn die Mannschaft von Trainer Thomas Reis ließ den Ball sicher durch die eigenen Reihen laufen. Genau an der Stelle sah der Übungsleiter unter der Woche noch den größten Steigerungsbedarf. Dass es Potenzial gibt, zeigte sein Team nach einer knappen Viertelstunde, als Anthony Losilla und Silvere Ganvoula den Ball mit Hacke und Spitze auf Cristian Gamboa weiterleiteten, der Wintzheimer vor dem 1:0 wunderbar in Szene setzte. „Dieses Tor war klasse herausgespielt“, lobte Reis nach der Partie.
Dass Wintzheimer und Zoller überhaupt zur Startelf gehörten, war in dieser Kombination nicht unbedingt zu erwarten. Der zuletzt schwache Milos Pantovic und Chung Yong Lee, eigentlich ein begnadeter Fußballer, rotierten aus der Mannschaft. Stattdessen setzte Thomas Reis auf Spieler mit mehr Zug zum Tor. Diese Entscheidung zahlte sich aus. „Beide sind konsequent angelaufen, beide haben getroffen“, war Reis überglücklich, dass er zu dieser Maßnahme gegriffen hat. „Insgesamt war die erste Halbzeit sehr, sehr gut.“ Das Problem: Abermals zeigte der VfL zwei Gesichter und ließ zuvor schwache Hannoveraner zurück ins Spiel kommen.
Knapper Ausgang
Die Hausherren verloren nach der Pause völlig den Faden, die Gäste drängten mit Vehemenz auf den Anschlusstreffer, der Mitte der zweiten Halbzeit auch fiel. Bochum hatte keinen Zugriff mehr, keine Ballkontrolle, teilweise entstanden riesige Lücken. All das war nicht nur der Stärke des Gegners, sondern auch eigenen Nachlässigkeiten geschuldet. Gleich zweimal entschärfte VfL-Keeper Manuel Riemann in höchster Not. „Bei ihm müssen wir uns bedanken. Sonst hätten wir das Spiel nicht gewonnen“, sagte Kapitän Anthony Losilla nach dem Zittersieg. Anderenfalls wäre das passiert, was in der Saison schon oft geschehen ist: Der VfL hätte ein Spiel in der Schlussphase noch hergeschenkt.
Unverdient wäre der Punkt für Hannover nicht gewesen. Und mit einem anderen Ergebnis wäre die gute Stimmung auf den Rängen auch schnell wieder gekippt. Doch das Matchglück war am Ende auf Bochumer Seite. Und so träumen die Anhänger plötzlich wieder von einem entspannten Weihnachtsfest. Das wäre zumindest in Teilen der Fall, wenn der VfL Regensburg am kommenden Sonntag schlagen würde und zum ersten Mal im fast abgelaufenen Kalenderjahr zwei Spiele in Folge gewinnt. Doch diese Hoffnung gab es zuletzt schon mehrfach – bislang wurden die Fans immer enttäuscht. Aber eine letzte Chance, das zu ändern, gibt es ja noch.
(Foto: Sportfoto Gerd Krause)