Die Testspielbilanz von Thomas Letsch beim VfL Bochum könnte schlechter kaum sein. In der WM-Pause Ende 2022 gab es drei Niederlagen in vier Partien, in der Vorbereitung auf die Restsaison ebenfalls keinen Sieg. Das 9:2 gegen den Oberligisten Kickers Emden vor knapp anderthalb Wochen ist bislang der einzige Testspielerfolg unter seiner Leitung. Gegen Fortuna Düsseldorf verlor der VfL an diesem Freitag ebenso mit 1:3 wie zuletzt beim SC Verl.
Acht Gegentore in drei Partien
„Komisch, der VfL und Testspiele, prickelnd ist das irgendwie nicht“, befand der Chefcoach nach dem Spiel in Düsseldorf, um anschließend genauer auf die erneute Niederlage einzugehen. „Die Leistung war durchwachsen“, sagte Letsch. „Ich habe eine deutliche Steigerung gegenüber dem Auftritt in Verl gesehen. Trotzdem war es noch längst nicht so, wie wir uns das vorstellen.“ Defizite gab es noch in allen Mannschaftsteilen, vor allem aber in der Defensive – sowohl in vermeintlicher Bestbesetzung als auch mit der zweiten Garde.
Wobei potenzielle Stammkräfte wie Erhan Masovic und Ivan Ordets in den bisherigen Testspielen stabiler wirkten als Mitbewerber wie Noah Loosli und Tim Oermann. „Es geht zu einfach, wie wir Gegentore kassieren“, ärgerte sich Letsch in Düsseldorf nicht nur über die Art und Weise der Fehler, sondern auch über die Anzahl. „Zwei Gegentore gegen einen Oberligisten und je drei gegen einen Dritt- und einen Zweitligisten sind zu viel.“
Wechsel der Spielsysteme
Letsch hatte gegen die Fortuna, die bereits am kommenden Samstag ihr erstes Pflichtspiel absolviert, in beiden Halbzeiten auf die altbewährte Viererkette gesetzt. In Verl lief die Mannschaft zunächst in einer Dreierkette auf. Beide Varianten sollen in der kommenden Saison zum Repertoire der Bochumer gehören.
Das hat natürlich auch Einfluss auf die Offensive. Mit drei zentralen Abwehrspielern ist neben einer 3-4-3-Formation auch ein 3-5-2 denkbar, mit einer Viererkrette läuft es wahrscheinlich auf ein 4-2-3-1 hinaus. In Düsseldorf war Letzteres das Mittel der Wahl, wobei der erst später eingewechselte Moritz Broschinski nach Vorarbeit von Kevin Stöger den einzigen Bochumer Treffer erzielte. „Wir erspielen uns die Chancen, aber der Ball muss dann auch häufiger ins Tor“, bemängelte Letsch die mangelnde Effektivität und suchte nicht nach Ausreden: „Wir können nicht alles auf fehlende Spritzigkeit schieben.“
Trainingslager in Südtirol
Klingt also nach einer ganzen Menge Arbeit, die in der kommenden Woche bevorsteht. Am Sonntag fliegt der VfL ins Trainingslager nach Südtirol. Erneut zieht es die Bochumer ins kleine Örtchen Gais bei Bruneck. Das Ziel des Trainers ist klar: „Dort geht es darum, Automatismen einzuüben und die beste Kombination für den Saisonstart zu finden.“ Rund 250 VfL-Fans werden der Mannschaft dabei zusehen. Zehn Trainingseinheiten und zwei Testspiele stehen auf dem Programm, wobei Letsch überlegt, noch ein drittes Duell einzuschieben, damit alle Akteure auf genügend Einsatzzeit kommen.
Denn zum Kader für das Trainingslager gehören insgesamt 25 Feldspielern und vier Torhüter. Jacek Goralski ist für Vertragsgespräche freigestellt, Mohammed Tolba verletzt. Lys Mousset fehlt mit einem Achillessehnenriss und ist auch ansonsten kein Thema mehr für das Team. Stattdessen sind die beiden A-Jugendlichen Jeremias Heufken und Niko Bozickovic dabei, die sich zuletzt schon in den Testspielen zeigen konnten. Auch die noch angeschlagenen Profis reisen mit nach Gais, Philipp Förster ebenso wie Neuzugang Moritz Kwarteng und Jungprofi Mats Pannewig. Wann sie aber ins Mannschaftstraining zurückkehren werden, ist weiter offen.
Kein weiterer Neuzugang in Sicht
Ein Gefühl der Zufriedenheit vermittelt dem Trainer die große Reisegruppe ohnehin noch nicht ganz. Weder ein zusätzlicher Innenverteidiger noch ein weiterer Außenverteidiger ist seit dem Trainingsauftakt Anfang Juli bislang zur Mannschaft gestoßen. Thomas Letsch, der sich eigentlich immer zurückhaltend äußert, macht keinen Hehl daraus, dass weitere Neuverpflichtungen notwendig sind: „Es ist ja nicht so, dass wir keine Leute hätten. Wir sind in der Abwehr nicht schlecht aufgestellt. Aber es muss natürlich noch was passieren.“ Ein wenig erinnert die Situation ans vergangene Jahr. Auch da fehlten in Gais noch zwei bis drei Verteidiger – wobei Ivan Ordets just am Tag der Anreise als Neuzugang vorgestellt wurde. Auf eine ähnliche Überraschung deutet an diesem Wochenende aber nichts hin.
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(Foto: Imago / pmk)