Kaderplanung

Lücken in der Abwehr: Letsch hat noch Transferwünsche

Im vergangenen Jahr begrüßte der VfL Bochum zum Trainingsauftakt gerade einmal 14 Akteure, darunter mehrere Torhüter, Nachwuchsspieler und Wechselkandidaten. Das war in dieser Woche anders. Als Thomas Letsch am Mittwochvormittag zur ersten Übungseinheit der neuen Saison bat, war seine Trainingsgruppe deutlich größer. 23 Spieler standen auf dem Platz. Weitere Profis fehlten angeschlagen oder befinden sich noch im Sonderurlaub. Insgesamt stehen aktuell 30 Akteure auf der Bochumer Gehaltsliste. Doch dabei wird es nicht bleiben, jedenfalls nicht in dieser Zusammensetzung.

„Der Kader, mit dem wir in die Vorbereitung gestartet sind, wird nicht exakt der sein, mit dem wir in die Saison gehen“, kündigte Trainer Letsch nach der ersten Einheit an. „Ich erwarte, dass auf beiden Seiten noch etwas passiert, also Zu- und Abgänge.“ Wobei er damit im Grunde nichts Neues verriet. Viel interessanter: Auf welchen Positionen sieht Letsch noch Handlungsbedarf? Er zögerte kurz, wurde dann aber konkret: „Wir brauchen speziell im Defensivbereich noch Verstärkung, damit die Balance wieder stimmt. Dort haben uns viele Spieler verlassen.“ Mindestens zwei Neuzugänge wünscht sich der Fußballlehrer noch, „unabhängig von möglichen Abgängen.“

Viele Abgänge in der Abwehr

Immerhin: Auf der rechten Abwehrseite haben die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben bereits erledigt. Mit Felix Passlack haben sie einen Ersatz für Saidy Janko gefunden. Passlack bringt als einziger der sechs Neuen bereits Bundesliga-Erfahrung mit und kann in verschiedenen Systemen spielen. Anders ist die Lage dagegen auf der linken Seite: Dort steht mit Danilo Soares nur ein etatmäßiger Verteidiger zur Verfügung. Sowohl Konstantinos Stafylidis als auch Jannes Horn haben den Verein verlassen. Zuwachs ist auch deshalb vonnöten, weil fraglich ist, ob Soares für das von Trainer Thomas Letsch angedachte System mit sogenannten Schienenspielern wirklich prädestiniert wäre. Moritz Römling gehört zwar auch noch zum Kader, das Eigengewächs soll den Verein aber verlassen.

Auch im Abwehrzentrum ist der Kader noch nicht komplett. Sollte Letsch auf eine Dreierkette umstellen, wird schließlich ein zentraler Verteidiger mehr benötigt. Dass sich Ivan Ordets für einen Vertragsverlängerung in Bochum entschieden hat und Erhan Masovic nur bei einem unmoralisch hohen Angebot wechseln würde, erleichtert die Planungen ungemein – denn im Gegensatz zum vergangenen Sommer bricht kein Stammspieler weg. Gleichwohl: Hinter ihnen klafft nach den Abgängen von Keven Schlotterbeck, Dominique Heintz und Vasilios Lampropoulos eine unübersehbare Lücke. Ob sie Neuzugang Noah Loosli füllen kann, muss der Schweizer auf höchstem Niveau erst noch beweisen. Gleiches gilt für Eigengewächs Tim Oermann, der zuletzt an den österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC verliehen war.

Dass die Innenverteidigung eine Schlüsselposition im erneuten Abstiegskampf sein wird, darüber herrscht intern Einigkeit. Mit 72 Gegentreffern stellte der VfL in der abgelaufenen Spielzeit die Schießbude der Liga – genau das soll sich nicht wiederholen. Deshalb sondieren sie den Markt, bevorzugt nach einem Linksfuß. Zwei Kandidaten sind ja längst öffentlich bekannt: Maxim Leitsch und Keven Schlotterbeck. Beide kennen nicht nur die Liga, sondern auch den VfL. Doch in beiden Fällen ist eine Rückkehr ungewiss und aus finanziellen Gründen nicht ohne weitere Zugeständnisse ihres aktuellen Arbeitgebers möglich.

Poker bei Leitsch und Schlotterbeck

Mainz 05 räumt Leitsch nach einer für ihn schwierigen Saison zwar eine neue Chance ein, würde ihm bei einer passenden Ablöse aber sicher keine Steine in den Weg legen. Doch dass der VfL eine Summe jenseits von zwei Millionen Euro zahlt, ist utopisch – allenfalls die Hälfte ist realistisch, oder aber ein Leihgeschäft. Ähnliches gilt für den SC Freiburg und Keven Schlotterbeck. Bei den Breisgauern hat der Linksfuß kaum noch Aussicht auf Spielzeit. Dennoch stocken die Verhandlungen. Hier sind neben der Ablöse auch die Gehaltsvorstellungen des Spielers ein Knackpunkt. Gut möglich, dass sein Preis und seine Wünsche gegen Ende der Transferperiode auf ein für Bochumer Verhältnisse akzeptables Niveau sinken. Doch allzu lange wollen die Verantwortlichen beim VfL eigentlich nicht mehr warten.

Denn klar ist: Sie wollen verhindern, dass es zu einer ähnlich problematischen Lage wie im vergangenen Sommer kommt. Da kam Ivan Ordets mit reichlich Trainingsrückstand erst zum Trainingslager in Bochum an, Dominique Heintz sogar erst nach dem ersten Spieltag. Mit Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos gab es folglich nur zwei bundesligaerfahrene Innenverteidiger im Bochumer Kader. Ähnlich gestaltete sich die Situation auf der Linksverteidigerposition. Dort war Konstantinos Stafylidis bis zum Ende der Vorbereitung die einzige Alternative, weil Danilo Soares ausfiel und Jannes Horn zwar als zusätzliche Option verpflichtet wurde, sich aber sofort verletzte.


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