Vor und nach Ostern ist das Bochumer Vereinsgelände wieder reich bevölkert. Dutzende Kinder kicken auf dem Kunstrasenplatz und nehmen am Feriencamp der VfL-Fußballschule teil. Nach dem eigenen Training stürmen sie meist zum Platz der Profis, gucken staunend zu, hoffen auf Selfies und Autogramme. In dieser Woche, genauer gesagt am Dienstag, waren ihre Idole jedoch schon fast alle in der Kabine verschwunden. Nur drei Spieler waren noch auf dem Rasen: Paul Grave, Moritz Broschinski – und Patrick Osterhage. So viele Autogramme auf einmal müssen die Jungprofis sonst eher seltener schreiben.
Dabei besteht gerade bei Patrick Osterhage die Chance, dass seine Unterschrift im Wert noch deutlich steigen wird. Der Mittelfeldspieler ist nach den ersten Monaten des neuen Jahres der große Gewinner im Kader des VfL Bochum. „Gefühlt“, sagt Trainer Thomas Letsch, „zählte er schon immer zum Stammpersonal. Aber er wurde meistens nur eingewechselt. Das ist jetzt anders.“ Zum ersten Mal seit seiner Verpflichtung im Sommer 2021 gehörte Osterhage zuletzt viermal in Folge zur Bochumer Startformation. „Er hat seine Chance genutzt und ist aktuell nicht mehr aus dem Team wegzudenken“, betont Letsch.
Vom BVB zum VfL gewechselt
Gemeinsam mit Anthony Losilla bildet der 23-Jährige die Reihe vor der Abwehr. „Patrick gibt immer alles, ist läuferisch sehr stark, aggressiv gegen den Ball und ziemlich schnell“, sagt Letsch. Gelernt hat Osterhage all das in der Jugendakademie von Werder Bremen, die er mit 17 Jahren verließ. Der BVB lockte ihn ins Ruhrgebiet. Dort wurde er in der A-Jugend Deutscher Meister, sogar als Kapitän. In der U23 angekommen, geriet seine Entwicklung ins Stocken. Verletzungen warfen ihn aus der Bahn. Osterhage machte in zwei Jahren nur acht Spiele, keines über die komplette Distanz. Sebastian Schindzielorz schreckte das nicht ab.
Schon vor dem Aufstieg klopfte der damalige Geschäftsführer des VfL bei Osterhage an und legte ihm einen Vertrag vor. Der Spieler hatte Alternativen, auch die Dortmunder wollten ihn halten – doch Osterhage wechselte nach Bochum. Gelohnt hat sich das für beide Seiten. Schon in der vergangenen Saison schnupperte Osterhage in 13 Partien Bundesligaluft, war unter anderem am 4:2-Sieg gegen die Bayern mit zwei Vorlagen beteiligt. Doch nun hat der Blondschopf mit dem Schnauzbart den berühmten nächsten Schritt gemacht. „Obwohl es zu Saisonbeginn eher schwierig für mich war“, gibt er offen zu.
Im Sommer zur U21-EM
Osterhage war verletzt, kam „deshalb nicht ins Team“, erzählte er neulich in einer Medienrunde. „Natürlich hätte ich mir gewünscht, mehr zu spielen.“ Doch seine Geduld zahlte sich aus. Gegen Schalke rückte Osterhage für den gesperrten Anthony Losilla in die Startelf, überzeugte trotz der Niederlage mit seinem Wettkampfeifer und blieb auch nach der Rückkehr des Kapitäns weiter im Team. „Das passt gerade ganz gut“, findet Letsch, der von Osterhages positiver Entwicklung „nicht überrascht“ ist. „Er hat anfangs noch zu viele Fehler nach Ballgewinnen gemacht. Aber das ist jetzt weg.“ Was also sind die nächsten Ziele?
„Den Klassenerhalt schaffen und dann zur U21-EM fahren“, sagt der Youngster unmissverständlich. Das Turnier findet Ende Juni bis Anfang Juli statt, Osterhage ist ein letztes Mal spielberechtigt. Und die Chancen stehen gut: Zuletzt wurde er wieder nominiert, gemeinsam mit der A-Nationalelf residierte die U21 auf dem DFB-Campus in Frankfurt – ein Teamtreffen und Abendessen mit Hansi Flick und Co. inklusive. Doch das ist aus Bochumer Sicht nebensächlich. Viel wichtiger: Nicht nur die Kinder am Trainingsplatz haben sich neulich die Unterschrift von Osterhage gesichert, auch das Management. Sein neuer Vertrag läuft bis 2026.
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(Foto: Marc Niemeyer)