Die Alternativen sind durchaus attraktiv. Offensiv wirbt der VfL Bochum dieser Tage für den Live-Sport in seiner Stadt. Am vergangenen Wochenende gab es bei der U19 das Revierderby gegen Dortmund, am kommenden Sonntag treten die Zweitliga-Basketballer in der Rundsporthalle an und am Wochenende darauf spielen auch die Frauen des VfL wieder zu Hause. Niemand ist also gezwungen, den Fernseher einzuschalten und die WM in Katar zu verfolgen.
Außergewöhnlich ist die aktuelle Phase dennoch. Die Fußball-Bundesliga pausiert im Winter so früh und lange wie noch nie. Insgesamt 71 Tage, also mehr als zwei Monate, werden zwischen dem letzten Pflichtspiel im Jahr 2022 gegen Augsburg und dem Auftaktspiel 2023 gegen Hertha BSC liegen. Zum Vergleich: Im Sommer, zwischen der alten und neuen Saison, waren es nur zwei Wochen mehr. Wie füllt der VfL Bochum also die ungewöhnlich lange Pause?
Zwei Trainingsabschnitte
Einige Ideen – etwa die einer Auslandsreise – wurden verworfen, andere hingegen umgesetzt. Trainer Thomas Letsch und Manager Patrick Fabian haben sich dazu entschieden, die Vorbereitung auf die restliche Saison mit 19 Bundesliga-Partien und mindestens einem Pokalspiel zu teilen. Die erste dreiwöchige Trainingsphase endet kurz vor Weihnachten; der zweite, ebenso lange Trainingsabschnitt startet am 2. Januar. Dazwischen gibt es einen knapp einwöchigen Urlaub.
Die etwas längere Ruhepause gibt es also schon jetzt. Bis zum 2. Dezember ruht der Ball an der Castroper Straße. Für jeden Punkt beim letzten Auswärtsspiel in Augsburg hat Thomas Letsch seiner Mannschaft einen zusätzlichen Tag Urlaub versprochen, für den Sieg gegen Mönchengladbach einen weiteren. „Wir haben jetzt die Gelegenheit, ein bisschen runterzufahren“, erklärt der Übungsleiter. „Anschließend wollen wir die gemeinsame Zeit nutzen.“
Nur ein WM-Teilnehmer vom VfL
Bochums noch recht neuer Chefcoach musste seit seinem Amtsantritt Ende September immer von Spiel zu Spiel denken – nun kann er sich auch grundsätzlichen Themen widmen. „Wir sind schon weiter als erwartet. Trotzdem wollen wir unser Spiel in allen Phasen weiter verbessern.“ Sein Vorteil: Der VfL stellt mit Takuma Asano lediglich einen WM-Fahrer. Mit allen anderen Spielern, sofern fit und gesund, kann Letsch in der Adventszeit also in Ruhe arbeiten.
Um die Spannung halbwegs hochzuhalten, sind bis zu den Feiertagen auch zwei Testspiele geplant: Am 10. Dezember daheim gegen den Karlsruher SC, am 16. Dezember auswärts beim SC Paderborn. Weitere Begegnungen folgen nach dem Jahreswechsel. Dann steht auch das erste Winter-Trainingslager seit knapp drei Jahren auf dem Programm. Vom 7. bis zum 14. Januar trainiert die Mannschaft unter der spanischen Sonne in Jerez de la Frontera.
Wintertransfers erst ab Januar
Ob bis dahin auch neue Gesichter dabei sind, ist noch offen. Aus wirtschaftlicher Sicht wären Kaderkorrekturen möglich, der Etat wurde im Sommer nicht ganz ausgeschöpft. Dass für Wintertransfers bis zu zehn Millionen Euro bereit stehen, wie es zuletzt die Sport Bild berichtet hat, ist jedoch falsch. Nur ein Bruchteil dessen könnte in Verstärkungen fließen, vorrangig für die Innenverteidigung oder das defensive Mittelfeld, zwei Schwachstellen in der Hinrunde.
Doch die Möglichkeiten, die der Markt hergibt, sind im Winter meistens begrenzt. Daran wird auch das Turnier in Katar als Schauplatz für mehr als 800 Fußballer aus der ganzen Welt nur wenig ändern. Selbst einen Zeitvorteil gibt es für die Klubs in diesem Winter nicht. Die Transferperiode beginnt wie üblich erst im Januar. Transfers schon im November oder Dezember sind deshalb nicht möglich. Bis zum Jahreswechsel kann allenfalls im Hintergrund verhandelt werden.
(Foto: Firo Sportphoto)