2:3-Niederlage in Hoffenheim

Bochumer Standardschwäche: Vom Traum- zum Fehlstart

Als Simon Zoller nach zwölf Spielminuten schon zum zweiten Mal seinen Bizeps zeigte, mit dem er jedes Tor feiert, schien alles nach Plan zu laufen. Mehr noch: Mit einer frühen 2:0-Führung gegen die TSG Hoffenheim hat wohl selbst im Lager des VfL Bochum kaum jemand gerechnet. Mit Auge und technisch auf allerhöchstem Niveau leitete Kevin Stöger beide Treffer ein, Zoller vollendete in klassischer Mittelstürmer-Manier. 

Probleme bei Eckbällen

Doch aus dem Traumstart in dieses Spiel wurde mit Abpfiff ein Fehlstart in die Saison. Nach zwei Spielen steht der VfL Bochum noch ohne Punkte da, als einziger Klub neben Bayer Leverkusen. „Mit der Art und Weise, wie wir gespielt haben, war ich eigentlich einverstanden“, sagte Trainer Thomas Reis nach der Partie, „mehr als gegen Mainz. Aber wenn man das Spiel schon wieder nach einem Standard herschenkt, dann ist das zu einfach.“ Reis ärgerte sich über die falsche Raumaufteilung und die zu großen Abstände. Sowohl der Ausgleich als auch der Siegtreffer der Hoffenheimer fielen nach einem Eckball. Gegen Mainz war es ähnlich. „Wenn sie uns 15-mal auf dem Bierdeckel ausspielen, ziehe ich meinen Hut“, ärgerte sich auch Simon Zoller. „Aber solche Gegentreffer dürfen wir uns einfach nicht fangen.“

Immerhin: Aus dem Spiel heraus ließ der VfL nicht allzu viele Torchancen zu. „Gefühlt hatten wir mit dem neuen System mehr Sicherheit“, lobte Zoller die Umstellung auf eine Dreierkette mit Cristian Gamboa rechts, Ivan Ordets zentral und Neuzugang Dominique Heintz links. Weil sieben Spieler fehlten, stellte Thomas Reis auf das eher ungewohnte 3-5-2-System um. Unter der Woche ließ er das einstudieren.

Sieben Spieler fehlten

Alle drei Linksverteidiger verpassten das erste Auswärtsspiel der Saison, auch im Mittelfeldzentrum und auf den offensiven Außenpositionen gab es Ausfälle. Gerrit Holtmann fehlte wegen Schmerzen im Knie, Christopher Antwi-Adjei mit muskulären Problemen. „Die Systemumstellung war den Ausfällen geschuldet, ist aber auch eine Option für die Zukunft, wenn alle wieder fit sind“, sagte Reis nach dem Spiel. „Mir hat es ganz gut gefallen.“ Als Schienenspieler setzte Reis auf Jordi Osei-Tutu und Saidy Janko, beide spielten solide. Am meisten profitierte aber Simon Zoller von der Umstellung. In einer Doppelspitze mit Philipp Hofmann fühlte er sich deutlich wohler als auf der Außenposition, was er mit seinen ersten beiden Saisontoren untermauerte. 

Doch die von ihm herausgespielte Führung hielt nicht lange. „Das erste Gegentor fiel zu schnell“, ärgerte sich der Angreifer über den Anschlusstreffer nur zwei Minuten nach dem 2:0. Ohne Gegnerdruck kombinierte sich Hoffenheim Richtung Strafraum, auch Manuel Riemann sah unglücklich aus. Kurze Zeit später erzielten die Gastgeber nach einem Eckstoß den Ausgleich. Erst in der 88. Minute drehte die TSG das Spiel komplett. Ausgerechnet der sonst zuverlässige Anthony Losilla war an zwei Gegentreffern beteiligt, ebenso am Elfmeter, den Riemann in der zweiten Hälfte parierte.

Jetzt kommen die Bayern

In der Schlussphase, als der letzte Eckball in den Bochumer Strafraum segelte, konnte der Keeper das Unentschieden aber auch nicht mehr retten. „Es tut weh, weil wir alles investiert und kein schlechtes Spiel gemacht haben“, sagte Kapitän Losilla mit trauriger Miene. „Wir wurden ja nicht auseinandergenommen. Es waren nur Kleinigkeiten.“ Auf die wird es am kommenden Wochenende aber besonders ankommen. Dann gastiert Bayern München im Ruhrstadion. Ein Mutmacher: Gelingt da ein Traumtag wie im Februar, wird vom Fehlstart keine Rede mehr sein.

(Foto: Firo Sportphoto)