Es ist ja nicht so, als hätte sich beim VfL Bochum in diesem Sommer noch gar nichts getan. Sieben externe Neuzugänge, die Weiterverpflichtung von Konstantinos Stafylidis und der Profivertrag für Tim Oermann stehen bislang auf der Habenseite. In allen Mannschaftsteilen ist Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz bislang tätig geworden. Doch annähernd ausgeglichen ist die Bilanz noch nicht. 14 Spieler, darunter zahlreiche Leistungsträger, haben den Verein verlassen. Mit nur 24 Profis ist der Bochumer Kader der mit Abstand kleinste der Bundesliga.
Bedarf in allen Mannschaftsteilen
Diese Tatsache und der Umstand, dass die Ausfallliste im Trainingslager nicht gerade klein war, führt dazu, dass die Verantwortlichen weitere Transferideen in die Tat umsetzen wollen. „Ich darf ja Wünsche äußern, und das mache ich derzeit für alle Mannschaftsteile“, sagte Trainer Thomas Reis zuletzt. „Durch den Ausfall von Jacek Goralski hatten wir nur vier zentrale Mittelfeldspieler. Das ist zu wenig. Auch in der Innenverteidigung wünsche ich mir noch etwas mehr Erfahrung. Außerdem müssen wir gucken, wie es mit Danilo Soares weitergeht. Sollte er länger ausfallen, wären wir mit nur einem linken Verteidiger nicht optimal aufgestellt.“ Der Brasilianer leidet weiter unter Hüftproblemen.
Mehrere Neuzugänge sollen bis zum Transferschluss am 1. September also noch dazukommen. Auch im Angriff prüft der VfL verschiedene Optionen. Der Plan, den Vertrag mit Jürgen Locadia zu verlängern, geht wahrscheinlich nicht mehr auf. Seit Wochen liegt dem Angreifer ein Angebot aus Bochum vor, doch der 28-Jährige zögert mit einer Unterschrift. Locadia hofft möglicherweise auf einen besser dotierten Vertrag bei einem anderen Klub. Der VfL bleibt grundsätzlich weiter an einer Vertragsverlängerung interessiert. Nicht ausgeschlossen ist dennoch, dass die Verantwortlichen die Akte Locadia selber schließen, weil dem Spieler offenbar die Überzeugung fehlt, weiter für den VfL spielen zu wollen.
Vor allem in der Abwehr unterbesetzt
Ungeachtet dessen wird der Schwerpunkt bei den noch anstehenden Transferaktivitäten aber klar im Defensivbereich liegen. Speziell die Abwehr soll verstärkt werden. Gesucht wird insbesondere ein Linksfuß, der hauptsächlich zentral, im Notfall aber auch außen verteidigen kann. Kristian Pedersen von Birmingham City galt vor einigen Wochen als Wunschkandidat, doch der Däne hat sich für das wirtschaftlich lukrativere Angebot des 1. FC Köln entschieden. Ob nun der in Fankreisen oft genannte, aktuell vereinslose und bundesligaerfahrene Jannes Horn in den Fokus rückt, ist nicht bekannt. Die Stärken des 26-Jährige liegen auch eher außen als innen, wo der Bedarf deutlich größer ist.
Auch der Name Patric Pfeiffer fällt in den sozialen Netzwerken oder in den Fanforen auffallend häufig. Die Verantwortlichen haben den großgewachsenen und talentierten Innenverteidiger grundsätzlich im Blick, doch Pfeiffer würde nicht nur eine nennenswerte Ablöse kosten, sondern wäre auch bei einem möglichen Abstieg zu teuer. Viele Spieler sind nicht bereit, in der 2. Liga deutliche Einbußen hinzunehmen – ein Szenario, das der VfL bei allem Optimismus immer berücksichtigen muss. Das ist auch der Grund dafür, warum Konstantinos Stafylidis zwar fest von TSG Hoffenheim verpflichtet werden konnte, der Grieche aber nur für ein Jahr unterschrieben hat.
Bundesligisten wollen Spieler abgeben
Doch in der jetzt anstehenden Transferphase werden einige Spieler zu Kompromissen bereit sein müssen. Im Allgemeinen könnte der VfL davon profitieren, dass zahlreiche Bundesliga-Konkurrenten ihre Kader verkleinern wollen. Die allermeisten Klubs haben mehr als 30 Profis unter Vertrag, Wolfsburg gar 38, die beiden Berliner Klubs 34. Ein Blick nach Köpenick lohnt besonders, denn Union will seinen Kader vor allem dort ausdünnen, wo der VfL gerade sucht: In der Abwehr und im zentralen Mittelfeld. Schon im vergangenen Jahr sind die Bochumer ähnlich vorgegangen. Ende Juli und im August wurden drei weitere Spieler verpflichtet. So könnte es auch in diesem Sommer laufen.
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