1:1 in Berlin

„Ich war sauer“: Reis und der laute Pausenwecker

Wenn Thomas Reis schon in der Halbzeitpause zwei Wechsel vornimmt, muss es dafür ernsthafte Gründe geben. In der Regel schenkt der Fußballlehrer seiner Startelf länger das Vertrauen. Doch in Berlin sah er sich schon nach 45 Minuten zum Handeln gezwungen. Nur drei Minuten nach Wiederanpfiff wusste Reis, dass er alles richtig gemacht hat: Ein langer Ball von Torhüter Manuel Riemann landete bei Jürgen Locadia, der im ersten Versuch an Alexander Schwolow scheiterte. Aber Herthas Keeper wehrte den Ball zur Seite ab, wo Sebastian Polter zur Stelle war und das 1:1 erzielte. Bochums Trainer hatte ein glückliches Händchen: Polter wurde nach der Pause eingewechselt.

Ohne Zugriff in der ersten Hälfte

Ziemlich schnell korrigierte der VfL damit das, was in der ersten Halbzeit noch schiefgelaufen war. Die Hertha war in vielen Aktionen präsenter, die Gäste aus Bochum „ohne Zugriff und Leidenschaft“, kritisierte Thomas Reis im Interview nach der Partie – und zur Pause auch schon in der Kabine: „Ich war sauer und bin auch ein bisschen lauter geworden.“ Nicht zum ersten Mal hatte sein Team auswärts den Spielbeginn verschlafen.

Ishak Belfodil brachte die Gastgeber nach einem Freistoß in Führung. Keine Zweifel, das war verdient. Vor allem im Mittelfeld lief beim VfL wenig zusammen. Robert Tesche hatte Probleme, den sonst so agilen und stabilen Anthony Losilla zu ersetzen. Doch nicht nur Bochums Kapitän fehlte im Olympiastadion, auch Eduard Löwen war nicht dabei. Die Hertha-Leihgabe ist erneut an Covid-19 erkrankt. Schon vor knapp zwei Monaten hatte Löwen aus diesem Grund gefehlt. 

Verdienter Ausgleich nach der Pause

Reis entschied sich für eine ungewöhnliche Anordnung, stellte Takuma Asano ins zentrale Mittelfeld, ließ Gerrit Holtmann über die rechte und Milos Pantovic über die linke Seite stürmen. In Summe waren das wohl zu viele Veränderungen. „Wir sind nur hintergelaufen“, monierte Reis. „Das fing schon beim Warm-Up an, dass wir nicht richtig da waren“, bemerkte Holtmann. Die Maßnahmen in der Halbzeitpause zeigten dann aber Wirkung. Patrick Osterhage kam für Robert Tesche und machte deutlich, dass er dem Routinier allmählich den Rang abläuft. Sebastian Polter ersetzte Takuma Asano; der VfL lief fortan mit zwei Stürmern an und zeigte im vorderen Drittel deutlich mehr Präsenz. Gerrit Holtmann und Milos Pantovic tauschten außerdem die Seiten.

Im Verbund mit der stabilen Abwehrreihe ließen sie kaum noch Torchancen zu – und kamen dem Sieg am Ende sogar etwas näher. „Der Punkt war aufgrund der zweiten Halbzeit verdient“, stellte nicht nur Gerrit Holtmann fest. Wie schon gegen Köln in der Liga oder gegen Mainz im Pokal steckte der VfL nach einem Rückstand nicht auf und zeigte sich widerstandsfähig – ein Merkmal, das diese Mannschaft schon seit vielen Monaten auszeichnet.

Losilla könnte zurückkehren

Womit sie auch personelle Ausfälle wegstecken kann. Die coronabedingten Fehlzeiten häufen sich derzeit, seit Mitte Dezember waren schon sieben Profis in Isolation oder Quarantäne. Bislang – und das ist das Wichtigste – kamen alle Spieler schnell und gesund zurück. Nicht ausgeschlossen also, dass Anthony Losilla oder auch Erhan Masovic beim Prestige-Duell gegen die Bayern am kommenden Samstag schon wieder dabei sind. Dann sollte der VfL allerdings nicht erst nach 45 Minuten wach werden.

(Foto: Firo Sportphoto)