Ja, er kann es auch mit rechts. Etwas zu weit schien sich Gerrit Holtmann den Ball vor dem 1:0 schon vorgelegt zu haben. Doch dann, aus der Not heraus, schenkte der pfeilschnelle Flügelstürmer seinem deutlich schwächeren Fuß das Vertrauen – mit Erfolg. Holtmann tunnelte Kölns Keeper Marvin Schwäbe und brachte den VfL in Führung. Am Ende nahmen die Bochumer hochverdient einen Punkt mit.
„Wir können damit gut leben, ein bisschen unzufrieden sind wir aber auch“, sagte Trainer Thomas Reis. Denn seine Mannschaft war aktiver, hatte deutlich mehr Chancen. Doch zu viele davon, darunter auch Hochkaräter, ließ sie ungenutzt liegen. Auch Jürgen Locadia war an vielen Offensivaktionen beteiligt, jedoch eher als Vorbereiter. Der Winter-Neuzugang erhielt erneut den Vorzug vor Sebastian Polter und zeigte, dass er eine Verstärkung für Bochums Angriff ist. Locadia vereint Robustheit und Beweglichkeit, hat außerdem ein Auge für die Mitspieler. So bereitete er auch das Tor von Holtmann vor. „Er hat viel fürs Team gearbeitet, ist technisch versiert, hat ein gutes Timing beim Passspiel – das haben wir beim Tor ja gesehen“, lobte ihn Trainer Reis nach der Partie. „Das haben wir uns von ihm erhofft.“ Und genau das, die fußballerische Qualität, unterscheidet ihn von Polter.
Locadia angeschlagen
In der 56. Minute musste der Niederländer allerdings angeschlagen ausgewechselt werden. Eine Diagnose gibt es noch nicht, Thomas Reis ist aber zuversichtlich, dass der Angreifer schnell ins Training zurückkehren wird. Für Locadia kam wiederum Sebastian Polter ins Spiel. Auch mit ihm war Bochums Chefcoach „sehr zufrieden“, denn Polter trat als Vorlagengeber ebenso in Erscheinung, als er Takuma Asano vor dem 2:2 bediente. Für den Japaner war es das Premierentor im VfL-Trikot. Bemerkenswert: An dieser Aktion waren alle drei Joker beteiligt. Der Einwurf vor dem Ausgleichstreffer kam vom ebenfalls eingewechselten Cristian Gamboa. Ein effektives Trio also, wobei die Kölner in der Hinsicht noch besser waren. Denn aus deutlich weniger Chancen machten sie ebenfalls zwei Tore.
Das 1:1 fiel unter gütiger Mithilfe der VfL-Abwehr. Erst köpfte Armel Bella Kotchap den Ball völlig unbedrängt ins Toraus, worüber sich Thomas Reis in diesem Moment mächtig ärgerte. Dann waren bei der Ecke gleich drei Bochumer zuerst am Ball, und trotzdem zappelte er wenige Sekunden später im Netz. Kurz vor der Pause glänzte dann Anthony Modeste mit einem eleganten Lupfer, mit dem er Bochums Torhüter Manuel Riemann überwand. „Tore entstehen immer durch Fehler, aber diese geben wir zu leicht her“, analysierte Reis. Dem 2:1 der Kölner war ein ziemlich unnötiger und leichtsinniger Fehlpass von Milos Pantovic vorausgegangen.
Bochum bleibt heimstark
Dennoch: Mit dem Unentschieden bleibt der VfL auf Kurs, ist immer noch Tabellenelfter und hat fünf Punkte Vorsprung vor dem Relegationsrang. Vor allem zu Hause sind die Bochumer kaum zu schlagen. Das könnte der entscheidende Trumpf im Kampf um den Klassenerhalt sein. Inklusive Pokal gab es in dieser Saison schon 12 Spiele im Ruhrstadion. Nur zwei davon hat der VfL verloren, insgesamt sieben gewonnen – eine bemerkenswerte Bilanz für einen Aufsteiger. „Die Entwicklung ist zu sehen, das ist das Wichtigste“, sagt Gerrit Holtmann, für den es jetzt in eine kurze Pause geht.
Erst am 4. Februar findet das nächste Pflichtspiel statt, dann gastiert der VfL bei der Hertha in Berlin. Wegen einer Länderspielpause für alle Nicht-Europäer ruht der Bundesliga-Betrieb am kommenden Wochenende. Die Profis des VfL erhalten drei freie Tage. Zuvor steht aber noch ein Testspiel auf dem Programm. An diesem Donnerstag empfangen die Bochumer den krisengeschüttelten Zweitligisten aus Düsseldorf. Ob Fans dabei sein dürfen, ist noch nicht bekannt.
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