Neuzugang

Halbes Jahr ohne Klausel: Details zum Locadia-Deal

Die ganz große Überraschung war es nicht mehr, als der VfL Bochum am frühen Donnerstagmorgen den Transfer von Jürgen Locadia verkündet hat – zumindest nicht für die Leser von Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Bereits am Abend zuvor sickerte durch, dass der Revierklub den Angreifer gerne verpflichten würde. Wenige Stunden später war die Tinte unter dem Vertrag schon trocken, letzte Details geklärt. Der 28-Jährige kommt ablösefrei aus der Premier League, wo er zuletzt für Brighton & Hove Albion gespielt hat.

Wobei er in dieser Saison nur ein einziges Mal in Englands höchster Spielklasse auflaufen durfte. Das hat den Transfer für den VfL aber erst möglich gemacht. „Ich freue mich, erneut in der Bundesliga zu spielen. Nachdem ich zuletzt wenig Einsatzzeit hatte, hoffe ich natürlich, dass sich das beim VfL ändert“, sagte Locadia vor der ersten Trainingseinheit, die er am Donnerstag direkt absolvierte. „Wir sind sehr froh, einen solch interessanten und international erfahrenen Spieler für den VfL begeistern zu können“, ergänzte Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz.

Ersatz für Zoller

Der aus den Niederlanden stammende Mittelstürmer ist 1,85 Meter groß, gilt als beweglich und körperlich robust, der das Pressing beherrscht und über einen kräftigen Abschluss verfügt. Locadia soll beim VfL die Lücke schließen, die durch die schwere Verletzung von Simon Zoller schon im Herbst entstanden war, ihre Spielweise ist vergleichbar. Bochums Neuzugang kann sowohl im Sturmzentrum – alleine oder zu zweit – als auch auf dem Flügel spielen und grenzt sich somit klar von Sebastian Polter ab.

Der hat mit sechs Toren in der Hinrunde zwar ordentlich performt, war aber über weite Strecken Alleinunterhalter im Sturmzentrum. Silvere Ganvoula hat sich in der Bundesliga bislang nicht wie erhofft durchsetzen können, und Soma Novothny hat den Verein vor wenigen Tagen in Richtung Zypern verlassen. Mit Locadia hat der VfL im Regal nun deutlich höher gegriffen, was allein diese Zahl untermauert: Für satte 17 Millionen Euro wechselte er vor vier Jahren von PSV Eindhoven zu Brighton & Hove Albion.

Vertrag bis zum Sommer

Doch wirklich durchsetzen konnte sich Locadia auf der Insel nicht. Er wechselte nach Deutschland zur TSG Hoffenheim, für die er 2019 eine Halbserie spielte und in elf Bundesliga-Partien vier Tore erzielte. Es folgte eine Leihe in die USA und schließlich die Rückkehr nach England. Nun, ein halbes Jahr vor Vertragsende, folgte er dem Lockruf des VfL Bochum und nimmt dafür auch finanzielle Einbußen in Kauf. Deshalb hat er zunächst nur für ein halbes Jahr unterschrieben. Anders war die Verpflichtung für den Klub nicht darstellbar.

Im Falle des Klassenerhalts müsste also neu verhandelt werden, eine Vertragsklausel gibt es nicht – eine weitere Zusammenarbeit ist aber keineswegs ausgeschlossen. Ohne Kompromisse geht es für den VfL bei Transfers dieser Größenordnung jedoch nicht. Die Gehaltsunterschiede zwischen einem etablierten Premier-League-Klub und einem Bundesliga-Aufsteiger sind eklatant. Locadia wird in Bochum nur einen Bruchteil dessen bekommen, was ihm Brighton zahlen konnte.

Mittelfeldspieler gesucht

Weitere Zu- und Abgänge, vielleicht auf ähnlichem Wege, sind weiter möglich. Mit Saulo Decarli, Raman Chibsah, Tom Weilandt und Tarsis Bonga dürfen vier Reservisten gehen, sie alle haben aber noch einen gültigen Vertrag. Gesucht wird noch ein zentraler Mittelfeldspieler für mehr Kreativität. Wobei die Verantwortlichen nur dann zuschlagen werden, wenn es sportlich und wirtschaftlich wirklich passt. Ohne weitere Abgänge ist ein zweiter Neuzugang nicht ausgeschlossen, aber weniger realistisch. Das Transferfenster ist noch bis zum 31. Januar geöffnet.

(Foto: Imago / RHR-Foto)