Einmal hat er Robert Lewandowski schon aus dem Spiel genommen. An diesem Samstag soll es ihm erneut gelingen. Armel Bella Kotchap wird gegen den Rekordmeister wieder zur Bochumer Startformation gehören. Im Heimspiel gegen Hertha BSC hat er sich zum Glück nicht schwerer verletzt. Es war nur ein Krampf in der Wade, der den U21-Nationalspieler in der Schlussphase stoppte und zur Auswechslung zwang.
Auch wenn ihm Cheftrainer Thomas Reis bisweilen noch etwas Naivität unterstellt – was sicher richtig ist – so ist der 19-Jährige schon jetzt nicht mehr aus der VfL-Abwehr wegzudenken. Gegen Mainz und Köln gehörte Bella Kotchap jeweils zu den Besten auf Bochumer Seite. Gegen Hertha war er jedoch an zwei Gegentreffern beteiligt: Beim zweiten, als er den Ball nicht richtig traf, und zum dritten, weil er im angeschlagenen Zustand nicht mehr so recht wusste, ob er nun angreifen soll oder nicht, und auch auf ein taktisches Foul verzichtete.
Abwehr noch nicht sattelfest
„Im Prinzip macht er ja keine schlechten Spiele“, wurde Thomas Reis zu Wochenbeginn im ‚kicker‘ zitiert, „aber in einigen Situationen ist er noch zu unerfahren. Das ist ja auch nachvollziehbar.“ Insgesamt war Reis nach dem Spiel gegen Berlin mit der Defensivleistung nicht einverstanden. Auch gegen Köln und Wolfsburg waren seine Spieler in wichtigen Abwehraktionen zu zögerlich. Diese Fehler werden in der Bundesliga jedoch schnell bestraft, was der VfL am Sonntag zu spüren bekam. Dass nun ausgerechnet die wohl schwierigste Aufgabe der Saison – das Auswärtsspiel bei den Bayern – wartet, lässt den Übungsleiter jedoch nicht unruhig werden.
Obgleich er in der Abwehr erneut schauen muss, wer überhaupt zu Verfügung steht. Maxim Leitsch, neben Bella Kotchap eigentlich gesetzt, fällt weiter aus, muskuläre Probleme verhindern seinen Einsatz. Also muss sich Thomas Reis zwischen Saulo Decarli und Vasilios Lampropoulos entscheiden. Für den Griechen spricht, dass er in dieser Saison noch kein Spiel verpasste und in allen Partien (fast) über 90 Minuten auf dem Rasen stand, mit den Abläufen also bestens vertraut ist. Gegen ihn spricht allerdings, dass er in Köln und auch gegen die Hertha an (fast) allen Gegentreffern beteiligt war. Der 31-Jährige müht sich nach Kräften, muss sich aber ordentlich strecken, um in der Bundesliga dauerhaft mithalten zu können – vor allem, wenn es gegen Top-Gegner wie den FC Bayern geht.
Lampropoulos oder Decarli?
Zu vermuten ist, dass Lampropoulos auch an diesem Samstag zur Startformation gehören wird. Vielleicht erinnert sich Reis aber auch an das Pokalspiel im Oktober 2019 zurück, als der VfL die Sensation gegen das Starensemble aus München nur knapp verpasste. Da verteidigte der damals erst 17-jährige Bella Kotchap im Zentrum zusammen mit Saulo Decarli. Der Schweizer steht zur Verfügung, allerdings fehlt ihm die Spielpraxis.
So oder so: Der VfL hat sich in der Abwehr noch nicht ganz gefunden. Grundsätzlich gibt es ja eine Wunschbesetzung, doch noch haben Bella Kotchap und Leitsch in dieser Saison nicht zusammengespielt, von der ersten Halbzeit in Wuppertal einmal abgesehen. Beide haben großes Potenzial und schon jetzt ein gutes Spielniveau, sind aber noch jung und unerfahren in der Bundesliga. Fällt einer von ihnen aus, wird die Leistungslücke dahinter offensichtlich. In der Abwehr schmerzen Ausfälle derzeit besonders und können weniger gut ausgeglichen werden als etwa auf der offensiven Außenbahn, wo gleich, vier, fünf Spieler auf einem ähnlichen Niveau miteinander konkurrieren. Für einen Aufsteiger ist das aber nicht ungewöhnlich.
Stafylidis bleibt Rechtsverteidiger
Thomas Reis musste schließlich auch schon auf den Außenpositionen improvisieren. Links ist Danilo Soares zwar vorerst gesetzt, rechts durften sich in dieser Saison aber schon drei Spieler versuchen, allerdings gezwungermaßen. Cristian Gamboa, der in Wolfsburg erhebliche Probleme offenbarte, gegen Mainz aber ein gutes Spiel machte, fällt nach einer Arm-OP noch für einige Wochen aus. Herbert Bockhorn ersetzte ihn gegen Köln, wirklich vertreten konnte er Gamboa aber nicht. Reis reagierte und setzte gegen Hertha auf Konstantinos Stafylidis, eigentlich ja Linksverteidiger. Defensiv zeigte der Leihspieler aus Hoffenheim eine ordentliche Leistung, in der Vorwärtsbewegung blieb er jedoch blass. In München wird er die Chance erhalten, es (noch) besser zu machen und sich mit den Besten der Liga zu messen.
(Foto: Imago / Sven Simon)