Anfang September wird gefeiert – mal ganz unabhängig von den sportlichen Ergebnissen. Wenn die Bundesliga nach dem Auswärtsspiel in Augsburg kurz pausiert, dann steigt beim VfL Bochum ein großes Fest. Der Verein von 1848 besteht nun seit 175 Jahren, und genau dieses Jubiläum soll würdig begangen werden.
Kenner des Bochumer Vereinsfußballs werden zwar jetzt einlenken, dass der VfL in seiner heutigen Form erst 1938 entstanden ist, doch die Wurzeln des Klubs reichen bis ins Jahr 1848 zurück, als der erste Vorgängerverein gegründet wurde. Aus dem Turnerverein von 1848, dem SV Germania 06 und dem TuS Bochum entstand knapp 90 Jahre später der VfL Bochum. Diese Geschichte und die Geschichten dahinter sollen ab dem 8. September mit einer Ausstellung im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte abgebildet werden.
Größte VfL-Ausstellung
Als Gemeinschaftsprojekt von Stadt und Verein und mit der Hilfe des Kurators Christoph Schurian ist eine Sammlung von besonderen Exponaten aus 175 Jahren Vereinsleben entstanden. Die Ausstellungsfläche ist beachtlich: Rund 450 Quadratmeter stehen zur Verfügung. „VfL-Fans können sich auf mehrere hundert Ausstellungsstücke freuen“, sagt Henry Wahlig, der als Historiker maßgeblich an der Entstehung der bislang größten VfL-Ausstellung beteiligt war und die den Titel „Trikots, Tore, Fußballwunder“ trägt.
Besondere Kleidungsstücke, vor allem aus der Sammlung von VfL-Fan Bernd Kreienbaum, Spielerpässe, Zeitungsausschnitte und andere Dokumente, die teilweise noch nie gezeigt wurden, dürften jedes VfL-Herz höher schlagen lassen. „Wir haben zum Beispiel ein Buch aus den 60er- und 70er-Jahren gefunden, in das nach jedem Spiel handschriftlich die Aufstellungen wurden eingetragen hat“, berichtet Fabian Weitkämper, der beim VfL Bochum die Feierlichkeiten plant und verantwortet. Auch zahlreiche Ex-Spieler haben sich gemeldet und Erinnerungsstücke aus ihrer aktiven Zeit beigesteuert – von Uwe Leifeld bis Dariusz Wosz, von Rein van Duijnhoven bis Stefan Kuntz. „Es war mühsam, weil der VfL über kein eigenes Archiv verfügt“, ergänzt Wahlig, „aber es hat sich gelohnt.“
Bis Februar 2024 zu sehen
Sogar Pokale werden gezeigt. Die Schale, die der VfL zur Zweitliga-Meisterschaft 2021 bekommen hat, ist genauso dabei wie der Pokal, den die Bochumer A-Jugend 1969 als Deutscher Meister in den Händen hielt. „Den lassen wir extra aus dem DFB-Archiv nach Bochum bringen“, weiß Wahlig. Wesentlich mehr Trophäen gibt es zwar nicht, „aber genau das macht es auch so besonders. Wir präsentieren Sachen, die es bei anderen Klubs vielleicht gar nicht in die Ausstellung schaffen würden, die aber trotzdem sehenswert sind. Denn für Pokale kann man auch ins Fußballmuseum nach Dortmund fahren.“
Die ältesten Dokumente, auf die sich interessierte VfL-Fans freuen können, beziehen sich sogar direkt auf die Gründung. Neben der Fahne, mit der die Turner 1849 durch die Stadt zogen und die erstmals öffentlich gezeigt wird, wird auch die Gründungsurkunde präsentiert. Echte Schätze also, die bei freiem Eintritt bis Februar 2024 zu den Öffnungszeiten des Stadtarchivs zu sehen sind. „Wir planen zwischendurch auch noch Themenabende, stellen also ein Begleitprogramm auf“, kündigt Weitkämper an.
Fest aller Abteilungen
Zuvor wird aber noch an der Castroper Straße gefeiert. Am 9. September lädt der VfL zur großen Geburtstagsparty. „Die Saisoneröffnung Anfang August fiel deshalb ein bisschen kleiner aus, weil wir viel Zeit in die Feierlichkeiten zum Jubiläum gesteckt haben“, sagt Weitkämper. „Es wird einen großen Familientag geben, an dem sich der gesamte Verein beteiligt.“ Im Mittelpunkt steht dann also nicht nur der Fußball, sondern auch die übrigen Abteilungen: Basketballer wie Leichtathleten, Tennisspieler wie Tänzer. Sie alle erhalten die Möglichkeit, sich zwischen 11 und 15.45 Uhr einem größeren Publikum als sonst üblich zu präsentieren.
Fußball wird natürlich auch gespielt. Um 13 Uhr treffen die VfL-Frauen auf die SGS Essen. Das DFB-Pokalspiel findet im Ruhrstadion statt. Die männlichen Kollegen folgen an gleicher Stelle um 16.30 Uhr. Dann kickt eine Legendenelf des VfL über zweimal 30 Minuten gegen eine Bochumer Ü40-Stadtauswahl. In einem Sondertrikot des VfL, das die Profis auch im Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt tragen, sollen noch fitte Legenden wie Dariusz Wosz oder Slawo Freier auflaufen. Abgerundet wird der Samstag von einem Fanfest mit Live-Musik bis 19.30 Uhr und einer Gala für geladene Gäste.
Dieser Text ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf 132 Seiten bietet das Magazin zum Saisonstart ausführliche Interviews, viele Porträts und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Bochumer Stadtgebiet kostenlos aus. Es ist außerdem direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) erhältlich.
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(Foto: Marc Niemeyer)