Ausgerechnet zum Maiabendfest an diesem Wochenende treffen der VfL Bochum und Borussia Dortmund wieder aufeinander. Der Legende nach haben die Dortmunder den Bauern aus Harpen im Jahr 1388 ihr Vieh gestohlen, doch die Bochumer brachten es ihnen zurück.
Elf tapfere und mutige Bochumer werden auch am Samstag ab 15.30 Uhr im Westfalenstadion gebraucht. Über mangelnde Unterstützung können sie sich jedenfalls nicht beklagen. Offiziell reisen mindestens 8.000 VfL-Fans über die alte B1 nach Dortmund, wahrscheinlich werden es noch deutlich mehr sein. Zahlreiche Bochumer deckten sich am Mittwochmorgen beim freien Ticketverkauf über die Website des BVB ein, füllten fast ganze Blöcke in der Nähe des Gästebereichs. Insgesamt war die Nachfrage für ein Auswärtsspiel so groß wie seit mindestens einer Dekade nicht mehr – ein Rekordbesuch also, für den einige Fans jedoch schwitzen mussten.
Große Ticketnachfrage
Zum einen finanziell: Bis zu 50 Euro kosteten die Tickets im Gästeblock, bei eher mäßiger Sicht. Zum anderen auch organisatorisch: Beim Ticketverkauf über die VfL-Website am Montag ging es wieder einmal um Sekunden. Vor allem die Stehplätze waren rasch vergriffen, zusammenhängende Sitzplätze nur teilweise zu bekommen. Kritik gab es schon im Vorfeld am Vergabeverfahren. Zahlreiche Fans äußerten sich in den sozialen Medien kritisch zu der Möglichkeit, dass jeder Dauerkarteninhaber und jedes Vereinsmitglied bis zu vier Tickets bestellen durfte. In der Praxis war es aber kaum möglich, diese auch zu erhalten. Auf Anfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin erklärt ein Vereinssprecher, dass „diese Lösung bislang bei allen Auswärtsspielen unter denselben Vorbedingungen“ zur Verwendung kam. Im Schnitt wurden 2,1 Karten pro Person verkauft, teilt der VfL mit. Klar ist jedenfalls: Der Gästeblock wird voll sein, auch in anderen Blöcken wird das eine oder andere VfL-Trikot zu entdecken sein. Kenner der Szene gehen von rund 10.000 Bochumern aus, vielleicht werden es noch mehr.
Zwei sichere Ausfälle
Auch für die allermeisten Spieler wird das eine neue Erfahrung sein, vor insgesamt rund 80.000 Zuschauern zu spielen, genauso wie für Trainer Thomas Reis, der nach seiner Sperre wieder an der Seitenlinie stehen darf: „Für mich als Trainer ist es das erste Spiel vor einer solchen Kulisse. Wir hoffen, dass wir es ähnlich offen gestalten können wie das Spiel in der Hinrunde.“ Dafür sei aber eine deutliche Leistungssteigerung im Vergleich zu den enttäuschenden Auftritten gegen Freiburg und Augsburg vonnöten. Das Besondere: Mit einem Sieg beim Revierrivalen könnten die Bochumer den Klassenerhalt endgültig perfekt machen. Sollte Stuttgart im Parallelspiel gegen Wolfsburg nicht gewinnen, wäre das Ergebnis in Dortmund zweitrangig. „Als Sportler möchte man es natürlich aus eigener Kraft schaffen. Aber wenn wir in Dortmund vielleicht nicht erfolgreich sein sollten, aber durch ein anderes Ergebnis in Stuttgart, dann wäre die Erleichterung trotzdem groß.“
Personell schaut es im Grunde gut aus, es gibt nur zwei sichere Ausfälle – beide auf der Linksverteidiger-Position. Danilo Soares fehlt angeschlagen, und Konstantinos Stafylidis ist weiterhin gesperrt. Über eine mögliche Verkürzung der Sperre soll am Montag verhandelt werden. Die Alternativen heißen Maxim Leitsch (dann mit Erhan Masovic zentral) oder Herbert Bockhorn. Sollte auch Cristian Gamboa kurzfristig ausfallen (seine Frau erwartet in diesen Tagen ein Kind), würde sich die Frage nicht mehr stellen. Unabhängig davon deuten sich nach drei torlosen Partien in Folge auch in der Offensive Veränderungen an.
Ungewohnte Kulisse
Wichtiger als einzelne Personalien sind aber ohnehin das Auftreten und die taktische Disziplin der gesamten Mannschaft, sagt Thomas Reis: „Entscheidend ist, dass wir es deutlich besser machen als in den vergangenen Partien. Wir haben zu viele Fehler gemacht, das ganze Konstrukt hat zuletzt nicht mehr gepasst. Das, was uns oft ausgezeichnet hat in dieser Saison, das müssen wir wieder zeigen: Gute Defensivarbeit, hartes Anlaufen, um wirklich alles zu verteidigen.“ Dass sich seine Spieler von der ungewohnten Kulisse zu sehr beeindrucken lassen, hofft er nicht: „Ein bisschen staunen dürfen wir, aber mit Anpfiff muss das vorbei sein. Und wir wissen ja, dass wir auch genügend eigene Fans im Rücken haben…“
(Foto: Firo Sportphoto)