Transferupdate

Bernardo, Osei-Tutu & drei Neue: VfL-Kader weiter im Wandel

Einige Leistungsträger oder Stammspieler hat der VfL Bochum in diesem Sommer bereits verloren. Der ablösefreie Abgang von Top-Scorer und Spielgestalter Kevin Stöger schmerzt besonders, aber auch Patrick Osterhage, Keven Schlotterbeck, Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei haben Lücken hinterlassen, streng genommen auch der nicht mehr berücksichtigte Manuel Riemann. Nominell wurden bislang lediglich die Abgänge von Stöger (durch Dani de Wit), Osterhage (durch Ibrahima Sissoko) und Antwi-Adjei (durch Samuel Bamba) kompensiert, auch wenn die Neuzugänge freilich andere Spielertypen sind und sich vor allem Stöger und de Wit in ihrer Herangehensweise unterscheiden. Der VfL sucht noch einen Torwart, einen Verteidiger und mit höchster Priorität einen agilen Angreifer wie den Griechen Georgios Masouras. Noch ist die Akte nicht geschlossen, die Bochumer wollen ihr bisheriges Angebot aber nicht mehr erhöhen und rechnen mittlerweile eher mit einer Absage, weshalb sie längst andere Optionen prüfen. Mehr Transfers als die drei genannten gibt das Budget derzeit nicht her, und selbst für diese Verpflichtungen muss sich der VfL strecken.

Co-Trainer Fießer findet neuen Klub

Weitere Transfererlöse oder Gehaltseinsparungen kämen also nicht ungelegen. Bislang hat der Revierklub rund vier Millionen Euro netto für den Wechsel von Osterhage zum SC Freiburg erhalten, hinzu kommt eine Ausbildungsentschädigung für den Ex-Bochumer Evangelos Pavlidis von rund 200.000 Euro nach Abzug von Steuern. Seit Montag ist außerdem klar: Jan Fießer, der bis April als Assistent von Thomas Letsch beim VfL tätig war, arbeitet ab sofort für Eintracht Frankfurt an der Seite von Dino Toppmöller. Der VfL spart somit aufs Jahr gerechnet eine sechsstellige Summe ein, die bei den erwähnten Transfergeschäften durchaus helfen könnte. Noch deutlich größer wäre indes der Betrag, der bei einem Verkauf von Defensivallrounder Bernardo zu erlösen wäre. Der Sender Sky machte in der vergangenen Woche das Interesse von Borussia Mönchengladbach an einer Verpflichtung des Brasilianers öffentlich. Fakt ist: Erste Gespräche hat es bereits gegeben, von einer Einigung sind alle Parteien aber noch weit entfernt; unter anderem, weil die Gladbacher erst einen ihrer Spieler verkaufen müssten, um über die nötigen Finanzmittel zu verfügen.

Bernardo ist nicht unverkäuflich

Ohnehin gilt: Die Bochumer Verhandlungsposition ist komfortabel. Der Spieler ist noch bis 2026 vertraglich an den VfL gebunden, einen hohen Verkaufsdruck in diesem Sommer gibt es also nicht. Sollte ein Klub aber bereit sein, einen sehr hohen einstelligen Millionen-Betrag zu zahlen, dann werden die Bochumer dieses Angebot kaum ablehnen können. Denn klar ist auch: Der Klub ist für seine weitere Entwicklung auf Verkaufserlöse angewiesen. Nur so kann der Spieleretat steigen und der VfL seinerseits in die Lage kommen, für neue Spieler (moderate) Ablösesummen zu zahlen. Hinzu kommt: Bernardo drängt zwar nicht vehement auf einen Transfer, doch der 29-Jährige zeigt sich offen für einen Vereinswechsel, sofern er sportlich einen Sprung machen kann zu einem größeren Klub mit internationalen Ambitionen. Das hat er nach dem Training am Montag in einem Journalistengespräch bekräftigt. Dabei wollte er keine falschen Versprechen abgeben. Er bleibe erfolgshungrig. Alles andere würde angesichts guter Leistungen im VfL-Dress und seiner Vita mit Einsätzen in der Premier League und der Champions League auch überraschen. Neben Gladbach soll es noch weitere Interessenten geben.

Ein Spielgestalter fehlt noch

Folgende These ist also keineswegs gewagt: Stimmt der Preis, dann wird Bernardo den VfL in diesem Sommer verlassen. Allerdings nicht Ende August, so viel ist klar. Die Bochumer möchten schließlich planen können und nach einem möglichen Verkauf noch genügend Zeit haben, um Ersatz zu beschaffen. Womöglich würden sie dann aber auch noch andere Positionen verstärken, etwa das Mittelfeld. Dort fehlt nach jetzigem Stand noch ein Spielgestalter. Neuzugang de Wit bringt andere Stärken mit als Stöger, ein Pass- und Ideengeber ist er weniger, dafür torgefährlicher und robuster. Für die kreativen Momente im Bochumer Spiel könnte nach jetzigem Stand allenfalls Lukas Daschner sorgen, wobei er sich auf Bundesliga-Niveau erst noch dauerhaft behaupten muss. Moritz Kwarteng, dem die Verantwortlichen vor einem Jahr ebenfalls eine taktgebende Rolle zugetraut haben, muss nach seinem Innenbandanriss im Knie zunächst fit werden, um überhaupt wieder für eine Kadernominierung infrage zu kommen. Der Mittelfeldspieler soll aber noch vor dem Trainingslager Ende Juli in Südtirol ins Mannschaftstraining zurückkehren, versicherte Trainer Peter Zeidler neulich.

VfL plant ohne Osei-Tutu

Kwarteng zählt zu denjenigen im Bochumer Kader, bei denen der finanzielle Aufwand (noch) nicht rechnet. Für Jordi Osei-Tutu gilt das ebenfalls. Der Engländer besitzt beim VfL einen Vertrag bis 2025. Die Verantwortlichen haben dem 25-Jährigen aber bereits mitgeteilt, dass er sich einen neuen Klub suchen soll. Deshalb hat Osei-Tutu als einziger Spieler keine Rückennummer erhalten, beim Testspiel in Ahlen fehlte auch sein Name auf dem Trikot. Das sorgte in Fankreisen teilweise für Kritik. Sportdirektor Marc Lettau sagt dazu, dass man dem Spieler keine falschen Hoffnungen machen wolle. Ansonsten werde ihn der VfL uneingeschränkt in die Saisonvorbereitung einbinden und so behandeln wie jeden anderen Spieler auch, sowohl in der Kabine als auch im Training und den Testspielen. Osei-Tutu erzielte in Ahlen ein Tor und holte einen Elfmeter heraus, Trainer Zeidler bemängelte aber die Missachtung taktischer Vorgaben. Osei-Tutus Potenzial ist unübersehbar, doch der Spieler entwickelt sich nicht weiter, spielt mehr für sich als fürs Team. Überzeugt hat er beim VfL bislang nur nach der Corona-Pause 2020 eine Liga tiefer. Auch verschiedene Leihstationen brachten nicht den gewünschten Fortschritt.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)