Fürs VfL-Mittelfeld: Erster Wintertransfer ist abgeschlossen

Der VfL Bochum ist auf der Suche nach Verstärkung endlich fündig geworden. Nach exklusiven Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin wird der Verein in Kürze die Verpflichtung von Tom Krauß bekanntgeben, der Deal steht unmittelbar vor dem Abschluss. Der 23-Jährige wird bis zum Saisonende vom FSV Mainz 05 ausgeliehen. Bis zuletzt war Krauß an den englischen Zweitligisten Luton Town ausgeliehen, für den er in dieser Saison regelmäßig gespielt hat. Krauß kennt die Bundesliga aus 62 Partien für Mainz 05, Schalke 04 und RB Leipzig. Dabei erzielte er drei Tore und gab zwei direkte Torvorlagen. Der gebürtige Leipziger kommt bevorzugt im zentralen Mittelfeld zum Einsatz. VfL-Trainer Dieter Hecking kennt den ersten Bochumer Winter-Neuzugang bereits aus einer gemeinsamen Zeit beim 1. FC Nürnberg.

Update: Der VfL Bochum hat die Verpflichtung von Tom Krauß am Donnerstag bestätigt. Ein ausführlicher Text folgt!


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(Foto: Imago / PRiMe Media Images)

Debatte

VfL-Kolumne: Präsidiumssitzung mit Unruhepotenzial

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Dreimal im Monat (neuer Rhythmus!) gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Lage im Präsidium.

Augenscheinlich ist ein wenig Ruhe eingekehrt beim VfL Bochum. Diesen Zustand beizubehalten, wäre ohne Zweifel hilfreich für die herausfordernden Wochen und Monate bis zum Saisonende im Mai. Doch es ist alles andere als unwahrscheinlich, dass es nicht dabei bleiben wird.

An diesem Montag (27.1.) trifft sich das Klub-Präsidium und will unter anderem besprechen, wie es die Zeit bis zur Neuwahl im Juni gestalten möchte. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin erwägt Hans-Peter Villis, sich gesund zu melden und den Vorsitz wieder zu übernehmen. Das ist legitim, zumal seine Gremiumskollegin und Kollegen stets betont haben, dass Villis selbstbestimmt in sein Amt zurückkehren darf – und mehrfach dementierten, dass der langjährige Vorsitzende gestürzt werden soll. Angesichts der längst bekannten Konfliktsituation innerhalb des Gremiums wäre im Falle einer Villis-Rückkehr jedoch mit seiner Abwahl zu rechnen. Die Mehrheit im Präsidium ist gegen ihn. 

Beiden Seiten sei an dieser Stelle nur eines empfohlen: Sie sollten persönliche Befindlichkeiten oder gar Machtinteressen hintenanstellen. Das bedeutet konkret: Villis sollte bedenken, dass seine Rückkehr eine erhebliche Implosionsgefahr bedeutet. Er weiß, dass eine gute Zusammenarbeit mit seinen Widersachern nicht mehr möglich ist und sollte erkennen, dass eine Rückkehr an die Vereinsspitze nur zu neuer Unruhe führen würde. Zugleich sollten aber auch seine internen Kritiker abwägen, was sie mit einer Abwahl bewirken würden. Zur Erinnerung: Sie sind einst als Team angetreten – mit Hans-Peter Villis an der Spitze.

Auch wenn beide Seiten betonen werden, nur das Beste für den Verein erreichen zu wollen, sollte mindestens eine Partei Größe zeigen und den eigenen Plan verwerfen. Wie heißt es so schön: Der Klügere gibt nach. Denn: Spätestens im Sommer sind getrennte Wege möglich. Dann können beide Lager in einem Wettstreit der Ideen und Führungsstile um die Stimmen der Mitglieder werben.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)

0:3-Niederlage in Gladbach

VfL schwach in der Fremde: Auswärtsreisen lohnen nicht

An den Fans des VfL Bochum liegt es ganz gewiss nicht, dass der Tabellenletzte der Bundesliga in der Fremde deutlich weniger Punkte holt als daheim. Knapp 5.000 Anhänger waren am Samstagabend nach Mönchengladbach gefahren, um den ersten Auswärtssieg der Saison zu sehen. Es war bereits der zehnte Anlauf in dieser Saison. Mit einem längst bekannten Gefühl ging es zurück auf den kurzen Heimweg. Denn auch am Niederrhein machten die Bochumer ihr treues und reisefreudiges Publikum nicht glücklich. In einer über lange Strecken ereignisarmen Partie genügten den Gladbachern nur wenige Torchancen, um den VfL mit einem überdeutlichen 0:3 als Verlierer zu verabschieden.

Offensiv harmlos

Nach zwei Heimspielen mit vier Punkten gelang den Bochumern vor allem im eigenen Offensivspiel erneut erschreckend wenig. In der Fremde fehle „ein Stück weit die Überzeugung“, sagte Trainer Dieter Hecking schon vor der Partie an seiner alten Wirkungsstätte und betonte: „Wir sollten auch mal einen Auswärtspunkt oder einen Auswärtssieg holen.“ Das misslang erneut. „Wir können nicht nur auf unsere Heimspiele hoffen. Wir müssen auswärts unser Heimgesicht zeigen, sonst bleiben wir nicht in der Liga“, bekräftigte Angreifer Philipp Hofmann nach dem Spiel am Mikrofon von Sky.

Sieben Versuche verbleiben in dieser Saison noch, und die Relevanz der Partien steigt stetig. Nach dem nun anstehenden Heimspiel gegen Freiburg reist der VfL zum direkten Tabellennachbarn nach Kiel. Auch in Heidenheim und St. Pauli müssen die Bochumer noch antreten. Niederlagen dort wären fatal, Siege enorm hilfreich. Das Hauptproblem auswärts wird derweil immer deutlicher: Gerät der VfL in Rückstand, fehlt neben der nötigen Offensivqualität auch die Widerstandskraft, die in den Heimspielen fast schon eine Selbstverständlichkeit ist, in der Fremde aber nicht. Neun von zehn Punkten hat der VfL im Ruhrstadion eingefahren, einzig in Berlin gelang auf sportlichem Weg ein Unentschieden.

Kritik von Hecking

Dabei sah es beim Gastspiel im Borussia-Park zunächst gar nicht so schlecht aus, zumindest in der Defensive. Bis auf das Führungstor durch Rocco Reitz nach einer kurz ausgeführten Ecke ließ der VfL in der ersten Halbzeit keine gefährliche Torchance zu. Das Team von Trainer Hecking verteidigte mit der lange Zeit verschmähten, aber nun besser funktionierenden Dreierkette kompakt und diszipliniert. Dass mit dem gesperrten Matus Bero und dem angeschlagenen Ivan Ordets zwei Leistungsträger fehlten, machte sich zunächst kaum bemerkbar. In der Offensive wiederum blieb der zuletzt erfolgreiche Myron Boadu fast unsichtbar. Allerdings fehlten auch die passenden Zuspiele. Hecking verzichtete im Gegensatz zur erfolgreichen zweiten Halbzeit gegen Leipzig auf eine schnelle Flügelzange.

Defensiv wurde der VfL erst mit fortschreitendem Spielverlauf instabiler. Beim zweiten Gladbacher Treffer kurz nach der Halbzeitpause durch Robin Hack verteidigten gleich mehrere Bochumer naiv, allen voran Jakov Medic. Ebenso beim 0:3, als Tim Oermann patzte und Torhüter Patrick Drewes einen selbst verschuldeten, zumindest diskutablen Elfmeter zunächst abwehrte, Tim Kleindienst aber den Nachschuss verwandelte. „Das 2:0 darf nicht fallen. Da helfen wir Kleindienst fast auf, auch wenn es dann ein falscher Einwurf war. Die Art und Weise, wie wir die Gegentore bekommen haben, war nicht bundesligareif“, kritisierte Hecking, der „so ernüchtert“ war „wie lange nicht mehr“, weil seine Mannschaft mit jedem Gegentreffer mutloser wurde. Die erheblichen Leistungsschwankungen irritieren ihn besonders.

Abstand bleibt stabil

Immerhin: Während die Nicht-Abstiegsplätze derzeit weder greifbar noch sportlich realistisch sind, so hat sich der Rückstand auf den Relegationsplatz an diesem Wochenende nicht verändert. Er beträgt weiterhin vier Punkte, je nach Wertung des Spiels bei Union Berlin sogar nur zwei. Und: Am kommenden Wochenende darf der VfL wieder zu Hause antreten. Die Auswärtsschwäche ist übrigens nicht neu, sie hat sich nur verschärft. Seit dem Aufstieg 2021 holte der Revierklub bislang 120 Punkte, 86 davon zu Hause und nur 34 in fremden Stadien. 


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(Foto: Imago / Eibner)

Jetzt Riemann, bald Losilla und Gamboa: VfL-Generation tritt ab

Mit emotionalen Worten verabschiedete Anthony Losilla seinen langjährigen Teamkameraden. Als Manuel Riemann den VfL Bochum am Mittwoch verließ und einen Vertrag beim SC Paderborn unterschrieb, formulierte der Bochumer Kapitän eine Abschiedsbotschaft, die er mit tausenden VfL-Fans via Instagram teilte. Losilla verfasste die Nachricht offensichtlich selbst, und weil Deutsch nicht seine Muttersprache ist, ist jeder kleine Fehler ein Ausdruck besonderer Authentizität. „Ich werde dich vermissen“, schrieb Losilla unter anderem. „Du bist nicht nur ein fantastischer Torwart, sondern auch ein toller Mensch mit einem großen Herzen.“ Losilla bezeichnet Riemann sogar als „Legende“. 290 Pflichtspiele hat der Schlussmann zwischen 2015 und 2024 für Bochum absolviert, 273-mal stand Losilla gemeinsam mit ihm auf dem Feld. Riemann rangiert auf Platz elf der VfL-Profis mit den meisten Pflichtspielen, Losilla auf Platz fünf. Das schweißt zusammen. Gemeinsam haben sie vieles erlebt: Abstiegs- und Aufstiegskampf in der 2. Liga, die Rückkehr ins Fußball-Oberhaus und zuletzt dreimal in Folge den Klassenerhalt.

Angemessener Abschied

Die gemeinsame Reise durch Fußball-Deutschland endete im Mai 2024 abrupt, als Riemann für die Relegationsspiele aus dem Kader gestrichen wurde und erst Ende des vergangenen Jahres ins Mannschaftstraining zurückkehrte. Riemanns Verhaltensweisen und seine deutliche Abkehr von einigen Teamkollegen hat seinem Renommee im Verein und auch bei Teilen der Anhängerschaft zwar geschadet, Weggefährten wie Losilla blieben jedoch treu an seiner Seite. „Wir haben viele überragende Momente zusammen erlebt, die für die Ewigkeit bleiben werden“, schrieb Losilla am Mittwoch und fügte unter anderem Fotos von der Aufstiegsfeier 2021 und dem Derbysieg in Dortmund ein Jahr später bei. Auch der VfL würdigte Riemann zum Abschied: „Und selbst wenn der Abschied von der Castroper Straße sicher anders verläuft als es sich beide Seiten ursprünglich vorgestellt haben, wissen alle beim VfL zu würdigen, welchen Stellenwert sich Manuel Riemann hier im vergangenen Jahrzehnt erarbeitet hat.“ Riemann hütet jetzt das Tor des SC Paderborn, ein Wiedersehen in der Relegation oder in der kommenden Saison ist durchaus möglich.

Losilla wird bald folgen

Wobei Losilla wohl allenfalls noch in der Relegation auf seinen guten Freund treffen wird. Denn Riemanns Abschieds wird in diesem Jahr nicht der einzige in Bochum bleiben. Die letzten verbliebenen Mitglieder einer VfL-Generation treten allmählich ab. Losilla wird seine Fußballschuhe nach dieser Saison sehr wahrscheinlich an den Nagel hängen, und auch für Cristian Gamboa wird die Zeit als Fußballer an der Castroper Straße höchstwahrscheinlich enden. „Es macht mir immer noch Spaß, auf dem Platz zu stehen und ich freue mich sehr, mit dem VfL weiter in der Bundesliga zu spielen. Aber ich möchte den richtigen Moment nicht verpassen, um aufzuhören. Aktuell glaube ich, dass diese Saison meine letzte sein wird“, sagte Losilla vor einigen Monaten im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. In einem kicker-Interview Ende 2024 wurde er sogar noch konkreter und sprach vom bevorstehenden Karriereende in diesem Sommer. Im Gegensatz zu Riemann soll Losilla dem Verein allerdings erhalten bleiben. Der dann 39-Jährige möchte am liebsten als Trainer arbeiten, entweder in der Jugend oder als Assistent bei den Profis.

Gamboas Vertrag endet auch

Während Losilla in dieser Saison zumeist noch als Startspieler oder Joker auf dem Rasen steht, nimmt mit Cristian Gamboa ein dritter Aufstiegsheld und erfahrener Musterprofi eher leise Abschied. Der Rechtsverteidiger wurde im Saisonverlauf bislang nur fünfmal eingewechselt, sein Vertrag läuft in wenigen Monaten aus und dürfte nicht noch einmal verlängert werden. Doch auch bei ihm ist ein Verbleib in Bochum möglich, sofern er seine aktive Karriere nicht noch anderenorts fortsetzen möchte. Gamboa hat sich bereits weitergebildet und kann sich unter anderem eine Tätigkeit im Scouting oder Management vorstellen. Final geklärt werden kann seine Zukunft wie die von Losilla allerdings erst, wenn feststeht, wen der VfL als neuen Sportchef verpflichtet. Dieser muss dann auch die Hierarchie innerhalb der Mannschaft im Blick haben, wenn die erfahrensten und dienstältesten Spieler abdanken und den Staffelstab übergeben wollen. Spieler zu finden, die sich derart mit dem Klub identifizieren und eine ganze Dekade das Trikot des VfL Bochum tragen, wird in der heutigen Zeit allerdings kaum noch möglich sein.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Riemann-Abschied vom VfL – Hecking hofft auf Verstärkung

Seit fast zehn Jahren trägt Manuel Riemann das Trikot des VfL Bochum. Im Fokus von Fans und Medien stand er schon länger, vor allem im vergangenen Jahr dominierte der Schlussmann teils die Schlagzeilen. Im Mai, kurz vor der Relegation, wurde er von den Klub-Verantwortlichen quasi suspendiert, anschließend war er monatelang vom Trainingsbetrieb ausgeschlossen. Riemann und der VfL trafen sich sogar vor Gericht, ehe kurz vor dem Kammertermin doch noch eine gütliche Einigung erfolgte. Seitdem trainiert der 36-Jährige wieder regulär mit, ist in der Rangfolge der Torhüter aber nur die Nummer drei. Riemanns Vertrag in Bochum endet in wenigen Monaten, eine Fortsetzung der Zusammenarbeit ist ausgeschlossen. Das hat Riemann mittlerweile verstanden und akzeptiert und deshalb in den vergangenen Wochen einen Vereinswechsel vorangetrieben. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin ist Riemann nun fündig geworden. Der Torwart steht vor einem Wechsel in die 2. Liga zum SC Paderborn. Dort soll er direkt Stammkeeper werden.

Schon drei Abgänge

Riemann wäre bereits der vierte Abgang in diesem Winter, nachdem sich der VfL schon von Moritz Kwarteng (Leihe zu Fortuna Düsseldorf), Agon Elezi (Leihe zu HNK Gorina) und Aliou Balde (jetzt bei FC Lausanne-Sport) getrennt hat. Weitere Abgänge sind denkbar, zeichnen aktuell allerdings nicht konkret ab. Lukas Daschner hat beispielsweise das Interesse von Zweitligist Hannover 96 geweckt, würde den VfL aber vermutlich nur dann verlassen dürfen, wenn die Bochumer alternativ einen anderen offensiven Mittelfeldspieler unter Vertrag nehmen. Außerdem berichten niederländische Medien über ein ausgeprägtes Interesse von NEC Nijmegen an einer Leihe von Dani de Wit. Doch weder der Spieler noch der VfL haben vor, die erst im Sommer vereinbarte Zusammenarbeit frühzeitig zu beenden oder zu unterbrechen. Der Offensivakteur stand beim 3:3 gegen RB Leipzig erstmals unter Dieter Hecking in der Startelf, zeigte seine bislang beste Leistung im VfL-Trikot und bekam ein Sonderlob von seinem Trainer.

Suche geht weiter

Gleiches gilt für Myron Boadu, der das Bochumer Publikum mit einem Hattrick verzückte und gezeigt hat, dass die Lösung für das Bochumer Sturmproblem womöglich schon gefunden ist. Wobei sich Geschäftsführer Ilja Kaenzig und Trainer Dieter Hecking nicht von einem Spiel blenden lassen und weiterhin auch auf dem Tranfermarkt nach Verstärkung suchen. Dafür hat Kaenzig sogar einen externen Scout engagiert. Ingo Winter, mit dem er bereits in Hannover und Bern zusammengearbeitet hat, ist derzeit im Auftrag des VfL tätig. Von zahlreichen Kandidaten, Stürmern wie Spielgestaltern, gab es allerdings Absagen; dazu zählt auch Kevin Behrens vom VfL Wolfsburg, dessen Name erst kürzlich in der Gerüchteküche aufgetaucht ist. Bevorzugt werden aus finanziellen Gründen nach wie vor Leihgeschäfte. An langfristigen Verträgen ist angesichts der Bochumer Tabellenplatzierung ohnehin kaum ein Spieler interessiert. Mittlerweile sucht der VfL nicht nur in der Bundesliga, sondern auch im Ausland.

Wätjen auf der Liste

„Ich würde nach wie vor gerne Neuzugänge begrüßen“, sagte Hecking vor dem Leipzig-Spiel. „Es gibt ein paar Optionen, aber bislang ist die Tür noch nicht aufgegangen. Es bleibt dabei: Wir wollen nur etwas machen, wovon wir überzeugt sind. Ich verstehe die Unruhe und bekomme mit, dass uns Untätigkeit unterstellt wird, aber davon lassen wir uns nicht leiten. Und wenn ich unsere Mannschaft sehe, dann bleibe ich entspannt.“ Nach Informationen der Ruhr Nachrichten gehört gut zwei Wochen vor Transferschluss (3. Februar) unter anderem noch Kjell Wätjen vom BVB zum Bochumer Kandidatenkreis. Der 18-Jährige kann im zentralen Mittelfeld praktisch alle Positionen bekleiden. Relevante Bundesliga-Erfahrung würde er allerdings nicht mitbringen. Wätjen steht beim BVB bis 2028 beim BVB unter Vertrag, folglich käme auch ein Leihgeschäft über anderthalb Spielzeiten in Betracht. Ein solcher Transfer würde allerdings nicht zur Bochumer Transferstrategie passen, weil Wätjen das Team nicht auf Anhieb stärker machen würde und der VfL eigenen Talente nicht den Weg verbauen möchte.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Boadus Antwort an Hecking: Erster VfL-Hattrick seit 1987

Während sich Myron Boadu noch eine passende Aussage zurechtlegte, schmunzelte er schon. Natürlich habe er mitbekommen, dass ihn Dieter Hecking kürzlich heftig kritisiert hat. Er müsse „endlich mal aus den Puschen kommen“, sagte der Bochumer Trainer sogar öffentlich. Und natürlich sei sein Dreierpack auch als Reaktion darauf zu verstehen, entgegnete der Angreifer des VfL Bochum, der am Dienstag seinen 24. Geburtstag feierte und nun, vier Tage später im Heimspiel gegen RB Leipzig, einen lupenreinen Hattrick erzielte. Damit führte er seine Mannschaft nach einem 0:3-Pausenrückstand doch noch zu einem Erfolgserlebnis. Das 3:3 fühlte sich für den Abstiegskandidaten an wie ein Sieg, zumal die Gäste am Ende einer Entscheidung doch wieder näher kamen als die tapfer kämpfenden Hausherren. 

Wie einst Frank Schulz

„Dieser Punkt ist wertvoller als sonst“, sagte VfL-Verteidiger Bernardo in den Katakomben und bezeichnete den schnellen Anschlusstreffer zu Beginn der zweiten Halbzeit als Schlüsselmoment. „So ist das im Fußball“, meinte der Brasilianer, „ein Tor kann vieles ändern.“ Dass der VfL nach einem 0:3-Rückstand noch gepunktet hat, gelang in der Bundesliga zuletzt 2009 am ersten Spieltag gegen Mönchengladbach, Bochums kommenden Gegner. Wenige Monate zuvor schnürte Stanislav Sestak gegen Hoffenheim den bislang letzten Dreierpack. Wenn es um einen lupenreinen Hattrick geht, müssen sogar Historiker befragt werden. Sie liefern die Antwort: Frank Schulz traf im Mai 1987 gegen Mannheim dreimal in 18 Minuten. Boadu brauchte indes nur 13 Minuten für seine Bundesliga-Treffer drei, vier und fünf. 

Erstmals überhaupt gelangen dem VfL in dieser Saison mehr als zwei Tore. Zudem war es erst der zweite Punkt gegen ein Team aus der oberen Tabellenhälfte. „Dieses Spiel ist eine Botschaft: Wenn wir so weitermachen und kämpfen, können wir es schaffen – in einem einzelnen Spiel, aber auch insgesamt mit Blick auf den Klassenerhalt“, betonte Bernardo. Allzu oft war ein Rückstand in dieser Saison gleichbedeutend mit einer Niederlage. Doch gegen Leipzig erinnerte der Auftritt an die Darbietungen und die viel gelobte Mentalität der vergangenen Jahre. Wie genau Trainer Dieter Hecking seiner Mannschaft neuen Mut zugesprochen hat, bleibt indes das Bochumer „Betriebsgeheimnis“, sagte Gerrit Holtmann, der seinen Platz in der Startelf im Vergleich zum Heimsieg gegen St. Pauli hergeben nusste.

Aufholjagd nach der Pause

Hecking tauschte das Personal auf vier Positionen, darunter drei Offensivkräfte. Doch zunächst traten nur die Leipziger Angreifer in Erscheinung. Viermal zappelte der Ball in den ersten 21 Minuten im Netz, wobei das Schiedsrichtergespann einmal auf Abseits entschied – und beim 0:2 die Rückmeldung vom VAR erhielt, dass die Kameraaufnahmen keine kalibrierte Linie zuließen und eine mögliche Abseitsposition nicht identifiziert werden könne. Wie auch immer: Leipzig spielte den VfL inklusive Torwart Patrick Drewes schwindelig. Hecking reagierte mit einer Systemumstellung und brachte zur Halbzeit Holtmann ins Spiel, der prompt den ersten Treffer von Myron Boadu vorbereitete. Der Niederländer legte nach, das Stadion tobte – erst recht, als der Angreifer per Elfmeter den umjubelten Ausgleich erzielte. 

Obwohl Boadu zwischen Mitte Oktober und Ende Dezember verletzungsbedingt kein einziges Mal zum Einsatz kam, ist er an diesem Wochenende auf Platz eins der internen Torschützenliste gesprungen. Im Schnitt traf der Leihspieler vom AS Monaco bislang alle 92 Minuten – diesen Wert übertreffen in der Bundesliga aktuell nur Harry Kane und Patrik Schick von allen, die mindestens fünfmal trafen. Damit dürfte Boadu beim VfL nun erst einmal gesetzt sein, oder? Festlegen wollte sich Hecking nach der Gala gegen Leipzig nicht, sondern spornte seinen Angreifer erneut dazu an, auch im Training Bestleistungen zu zeigen. Mit der Einsatzbereitschaft seines Spielers war der Fußballlehrer zu Jahresbeginn überhaupt nicht einverstanden. „Wir hatten daraufhin ein gutes, längeres Gespräch“, berichtete Hecking. 

Sprechchöre für Boadu

Schon unmittelbar nach dem Sieg gegen St. Pauli am Mittwochabend, als sich Boadu über den Teamerfolg allenfalls innerlich freute, hat ihm sein Trainer den Startelfeinsatz am Ende der Englischen Woche zugesichert. Boadu nutzte die Chance und wurde von den Bochumer Zuschauern mit Sprechchören bedacht. „Es ist lange her, dass Fans für mich gesungen haben. Heute war es wie im Traum“, erzählte er nach dem Abpfiff freudestrahlend. Die verdiente Anerkennung gab es schließlich auch von seinem Coach: „Myron verfügt über eine Abschlussqualität, die wir sonst nicht hatten, er hat das Näschen, richtig zu stehen. Damit kann er eine Waffe für uns sein.“ Auch das hatte Hecking übrigens schon vor einer Woche gesagt. Da allerdings noch mit einer Einschränkung, die mit dem Hattrick vorerst vergessen sein dürfte.


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(Foto: Imago / pepphoto)

1:0-Sieg gegen St. Pauli

Mit Schwung in die Rückrunde: VfL meistert Schlüsselspiele

Die Witterungsbedingungen am frühen Mittwochabend sorgten im Bochumer Ruhrstadion zeitweise für einen leicht eingeschränkten Blick auf das Geschehen. Das war zunächst aber nicht weiter schlimm. Sowohl der VfL als auch der FC St. Pauli stocherten im Nebel. Wie genau die beiden Kontrahenten im Abstiegskampf zum Torerfolg kommen wollten, blieb lange schleierhaft. Einzig Gerrit Holtmann vergab im ersten Durchgang eine aussichtsreiche Torgelegenheit. Und doch erkämpfte sich der Revierklub mit Leidenschaft, einem Traumtor und etwas Glück in der Schlussphase drei emiment wichtige Punkte. Damit befindet sich das Team von Trainer Dieter Hecking pünktlich zum Abschluss der Hinrunde wieder in Sichtweite zu den Nicht-Abstiegsplätzen. Das erste Etappenziel ist erreicht.

Klassenerhalt bleibt erreichbar

„Die Lage war vermeintlich hoffnungslos, nun wird der Klassenerhalt wieder realistischer“, sagte Hecking nach dem 1:0-Erfolg gegen die Kicker vom Kiez. Eine ganze Halbserie hat der VfL nun Zeit, die Abstiegsränge zu verlassen, „unabhängig vom finalen Urteil zum Union-Spiel“, betonte Hecking. Bestätigt das DFB-Bundesgericht die erstinstanzliche Entscheidung, dann bleibt Bochum zwar Letzter in der Hinrundentabelle, aber nur mit drei Punkten Rückstand und dem schlechteren Torverhältnis gegenüber St. Pauli, Heidenheim und Hoffenheim. Selbst Union Berlin wäre dann nur noch fünf Zähler entfernt. „Wir haben uns herangekämpft. Es ist ein positiver Trend zu erkennen, trotz der Niederlage in Mainz“, betonte Matchwinner Philipp Hofmann nach dem zweiten Heimsieg in Folge. 

Erneut schwache Standards

Überaus sehenswert netzte der viel gescholtene Mittelstürmer in der 67. Minute ein. Die Vorlage kam vom gerade eingewechselten Moritz Broschinski. „Es freut mich, dass die beiden, die in der Kritik stehen, das Tor erzielt haben“, betonte Hecking, der seine Startformation im Vergleich zum desolaten Auftritt in Mainz auf drei Positionen verändert hat, in zwei Fällen allerdings gezwungermaßen. Der VfL trat deutlich kompakter auf als zuletzt und führte die entscheidenden Zweikämpfe in der notwendigen Intensität. Spielerisch war jedoch allenfalls eine moderate Steigerung zu erkennen. Vieles blieb Stückwerk, auch die Standardsituationen waren durchweg ungefährlich. Dabei mangelt es nicht an passenden Zielspielern, sondern schon seit Wochen vor allem an präzisen Hereingaben.  

Bochumer Leistungsträger

„Dass wir keinen Champagner-Fußball sehen würden, war doch klar“, erklärte Hecking nach dem bedeutsamen Keller-Duell. Der 60-Jährige, der seit dieser Woche zu den zehn Trainern mit den meisten Bundesliga-Einsätzen gehört, hatte die vollständige Genesung von Gerrit Holtmann und die Rückkehr von Koji Miyoshi genutzt, um wieder zwei offensive Außenspieler aufzubieten. Vor allem Holtmann war mit seinem allseits bekannten Tempo ein belebendes Element, doch in Tornähe fehlte ihm die Genauigkeit. In der Defensive überzeugten insbesondere Bernardo und Ivan Ordets, die beide entscheidend zur Eindämmung der Gegentorflut beigetragen haben. Und: Als Bindeglied im Mittelfeld entwickelt sich Ibrahima Sissoko im Zusammenspiel mit Matus Bero mehr und mehr zu einem echten Leistungsträger. 

Am Samstag gegen Leipzig

Schon am Samstag sind sie wieder gefordert, wenn RB Leipzig ohne seine gesperrten Top-Stürmer nach Bochum reist. Wobei Hecking zum Rückrundenstart und am Ende der Englischen Woche über eine punktuelle Personalrotation nachdenkt. So oder so: Der VfL profitiert davon, erneut im eigenen Stadion anzutreten. „Es gibt einen Unterschied zwischen Heim- und Auswärtsspielen. Wir sind zu Hause stärker“, weiß VfL-Verteidiger Bernardo und ordnet den Sieg gegen St. Pauli treffend ein: „Das war kein Fußballspiel, sondern ein Kampf. Wir haben ihn gewonnen.“ Womit der VfL bewiesen hat, mit Schlüsselspielen gut zurecht zu kommen. Schon die Partie gegen Heidenheim kurz vor Weihnachten war wegweisend – und die Bochumer lieferten das erforderliche Ergebnis. Gegen St. Pauli war es genauso.


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