Ziele und Investitionen

Frauenfußball-Offensive: Bochum will in die Bundesliga

Die Schlagzeile war reißerisch, aber inhaltlich nicht ganz falsch. „Bochum schafft die Frauen ab“, titelte im Herbst 2014 eine große Boulevardzeitung. Kurz zuvor hatte der VfL verkündet, dass die vereinseigene Frauen- und Mädchenabteilung aus Kostengründen geschlossen werden soll. Es ging um einen niedrigen sechsstelligen Betrag. Den konnte oder wollte sich der damals wirtschaftlich schwer angeschlagene Zweitligisten nicht weiter leisten. Erst auf Druck der Öffentlichkeit und der eigenen Mitgliedern fand der VfL eine Lösung und führte die Abteilung in einer Sparversion fort.

Vision Frauenfußball

Das aber ist Vergangenheit. Heute, knapp neun Jahre später, kündigt der finanziell gesunde VfL Bochum Investitionen in den Frauenfußball an. In einem sogenannten Stakeholder-Call, den die Vereinsführung regelmäßig für Sponsoren, Journalisten oder die lokale Politik anbietet, ließ Geschäftsführer Ilja Kaenzig die Katze aus dem Sack. Auch mit seiner Frauen-Mannschaft möchte der Klub perspektivisch dort landen, wo die Männer bereits angekommen sind: in der Bundesliga. Wobei der VfL seine „Vision Frauenfußball“ ähnlich umsetzen will wie viele andere Projekte: Zwar mit Ehrgeiz, aber auch mit Geduld und einem realistischen Zeitplan.

Bislang stehen lediglich die Eckpunkte fest, genauere Informationen dürften spätestens in der kommenden Mitgliederversammlung folgen. Die Absichtserklärung ist aber längst formuliert. „Nicht nur sportlich, auch gesellschaftlich haben wir den Antrieb, uns dem Thema zu widmen“, heißt es von Vereinsseite. Auch die Finanzierung sei möglich und realistisch. Unternehmen hätten heute größeres Interesse als damals. Der VfL, dessen höchste Frauen-Mannschaft aktuell in der drittklassigen Regionalliga spielt, plant zunächst mit Kosten im mittleren sechsstelligen Bereich. In der Bundesliga kalkulieren die Bochumer mit dem doppelten Aufwand. Zum Vergleich: Der Etat für die Männer-Mannschaft liegt bei mindestens 40 Millionen Euro.

Einen Teil zur Finanzierung des Frauenfußballs sollen auch die Fans beitragen. Der VfL orientiert sich dabei an seinen potenziellen Mitbewerbern. Der Zuschauerschnitt in der Frauen-Bundesliga lag in der vergangenen Saison bei rund 2.700 Besucherinnen und Besuchern pro Partie, Tendenz stark steigend. Immer wieder füllten die Fans sogar große Arenen. Der Bochumer Rekord bei den Frauen liegt bei knapp 1.400, aufgestellt im September 2022, als das Pokalduell gegen Meppen ins Ruhrstadion verlegt wurde. In der Liga sind es dagegen allenfalls 100 Zuschauer im Schnitt. Allerdings hat der Verein seine Frauenabteilung bislang eher stiefmütterlich behandelt, ihr auch in der Öffentlichkeit nur wenig Beachtung geschenkt. Das soll sich nun ändern.

Konkurrenz im Ruhrgebiet

Der VfL sucht nicht nur einen eigenen Sportlichen Leiter (oder eine Leiterin!), sondern auch Verstärkung für andere Bereiche. Externe Hilfe gibt es ebenfalls: Der VfL hat einen Kooperationsvertrag mit der Initiative „Fußball kann mehr“ geschlossen, in der sich prominente Persönlichkeiten wie Nationaltorhüterin Almuth Schult, aber auch der ehemalige VfL-Profi Andreas Luthe mit ihrer Expertise engagieren. Der VfL möchte damit insbesondere auch den beiden Reviernachbarn zuvorkommen. Schalke 04 und Borussia Dortmund wollen den Frauenfußball zwar ebenfalls stärken, spielen aber zurzeit noch in unteren Ligen. Mit der SGS Essen sowie dem MSV Duisburg gibt es bereits zwei Bundesligisten aus der Region. Wobei ihre Zukunft ungewiss ist: Finanzstarke Klubs, die sich bereits im Männerfußball einen Namen gemacht haben, wollen jetzt auch bei den Frauen mitmischen. Deutschlandweit. In der Saison 2023/24 stellen neun Vereine sowohl einen Erstligisten bei den Männern als auch bei den Frauen.

Die Konkurrenz ist also namhaft, und einige Hürden stehen noch im Weg. Das Bochumer Problem: Es fehlen zusätzliche Trainingsmöglichkeiten. Die Kapazitäten auf dem Gelände an der Castroper Straße sind größtenteils erschöpft, am Nachwuchsleistungszentrum an der Hiltroper Straße ebenso. Auch die Stadionfrage müsste geklärt werden. In höheren Ligen würde der VfL sehr wahrscheinlich auf das Lohrheidestadion in Wattenscheid ausweichen. Die Spielstätte wird gerade für mindestens 55 Millionen Euro saniert, vorrangig für Leichtathletik. Aber das Stadion mit mehr als 16.000 überdachten Plätzen soll auch anderen Vereinen eine Heimat bieten. Eine dauerhafte Doppelbelegung des Bochumer Ruhrstadions kommt nicht infrage. Allenfalls bei Topspielen könnten die Frauen ins Wohnzimmer ausweichen. Aber das ist noch Zukunftsmusik. Zunächst einmal müssen die Frauen den Weg aus der Regionalliga in die 2. Bundesliga schaffen. Im Idealfall schon in der neuen Saison.


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(Foto: Imago / Eibner)

Moritz Kwarteng

Teuerster VfL-Transfer seit 15 Jahren weckt Erwartungen

Auf die Ankündigung folgen Taten. Ilja Kaenzig, der Sprecher der Bochumer Geschäftsführung, sprach nach dem erneuten Ligaerhalt von einem sportlichen Meilenstein und einem finanziellen Quantensprung. Der VfL könne bei Transfers nun in ein höheres Regal greifen. Das ist nun geschehen. Die Bochumer präsentierten am Donnerstag ihren fünften Neuzugang für die kommende Saison – es ist der teuerste seit 15 Jahren, als der VfL für Christian Fuchs, Paul Freier, Mimoun Azaouagh und Daniel Marcio Fernandes jeweils rund eine Million Euro als Ablöse in die Hand genommen hat. Auch seinerzeit ging der VfL in sein drittes Bundesliga-Jahr.

Diesem Quartett folgt nun Moritz Kwarteng. Die Ablöse für den Offensivallrounder liegt ebenfalls bei rund einer Million Euro. Der 25-Jährige hat einen Vierjahresvertrag bis 2027 unterzeichnet, das Gesamtvolumen mit Gehalt und Beraterboni liegt also im mittleren siebenstelligen Bereich. Das ist für Bochumer Verhältnisse eine Ansage – und weckt naturgemäß Erwartungen. „Mit Moritz Kwarteng haben wir uns schon seit längerem intensiv beschäftigt, insofern ist es umso schöner, dass der Transfer nun vollzogen werden konnte“, sagt Marc Lettau, Interims-Sportchef des VfL. Heißt übersetzt: Kwarteng ist ein Wunschspieler der sportlichen Leitung.

Spätstarter Kwarteng

Der gebürtige Stuttgarter, für den sich auch andere Bundesligisten sowie Klubs aus dem Ausland interessiert haben, ging zuletzt für den 1. FC Magdeburg auf Torejagd und entwickelte sich beim Zweitligisten zur prägenden Figur. Zehn Treffer und drei Vorlagen erzielte er in der zurückliegenden Spielzeit. Die Bochumer müssen von seinen Qualitäten ziemlich überzeugt sein, denn es war Kwartengs erste erfolgreiche Saison im Profifußball. Nach seiner Jugendzeit in Stuttgart, Leipzig und Hoffenheim mit namhaften Trainern wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco, schaffte Bochums Neuer zunächst nicht den Sprung nach ganz oben.

Über die Regionalliga-Mannschaft des HSV kam er zu Beginn nicht hinaus, keiner der zahlreichen Profi-Trainer setzte ihn ein, lediglich Interimstrainer Horst Hrubesch machte eine Ausnahme. Anschließend, zwischen Sommer 2021 und Anfang 2022, war Kwarteng sogar vereinslos. Doch in Magdeburg unter seinem früheren Förderer Christian Titz blühte er plötzlich auf. Nun muss Kwarteng beweisen, dass er auch in einem anderen Umfeld und in einer höheren Liga bestehen kann. Das Preisschild wird er vorerst mit sich herumtragen, so viel ist gewiss. Er muss beweisen, dass er nicht nur teurer als seine Teamkollegen ist, sondern auch sportlich besser.

Bero soll schnell folgen

Marc Lettau ist davon offensichtlich überzeugt. „Momo ist ein Spieler, der in der abgelaufenen Saison eine enorme Entwicklung genommen und vom Profil her ideal zum Castroper Straßenfußball passt“, sagt der verantwortliche Kaderplaner, dessen Neuzugänge bislang alle zwischen 24 und 26 Jahre alt sind und das Durchschnittsalter somit senken. Kwarteng ist im offensiven Mittelfeld flexibel einsetzbar, dribbelstark und trotz seiner geringen Körpergröße relativ robust, dazu schnell und torgefährlich – vor allem Letzteres hat in der vergangenen Saison oftmals gefehlt, als keinem einzigen Mittelfeldspieler mehr als fünf Tore gelangen.

Das Bochumer Mittelfeld wird in diesem Sommer ohnehin gestärkt, was die Bemühungen um Matus Bero zusätzlich belegen. Tief im Westen – Das VfL-Magazin hatte am Montagabend zunächst exklusiv über den bevorstehenden Transfer berichtet, der in Kürze offiziell bestätigt wird. Trainer Thomas Letsch kennt den slowakischen Nationalspieler noch aus Arnheim, machte ihn dort zum Kapitän und war sein Denker und Lenker im Zentrum. Bero ist ein Box-to-Box-Spieler mit hoher Ballsicherheit, guter Technik und reichlich Spielintelligenz. Er gilt als zuverlässig und laufstark mit großer Ausdauer, auch seine Grundschnelligkeit ist ordentlich.

Weitere Zu- und Abgänge

Mit dieser Vertragsunterschrift wären die Bochumer Kaderplanungen aber noch längst nicht abgeschlossen. Für die Innenverteidigung soll noch mindestens ein Linksfuß verpflichtet werden, Maxim Leitsch und Keven Schlotterbeck stehen auf der Wunschliste weiterhin ganz weit oben. Auch ein linker Schienenspieler würde dem Kader noch guttun; vielleicht auch ein klassischer Sechser, der perspektivisch die Nachfolge von Anthony Losilla antreten könnte, wobei das Mittelfeldzentrum nominell schon stark besetzt ist. Auch im Angriff schaut sich der VfL weiter um, nachdem der geplante Transfer von Wunschspieler Sven Michel geplatzt ist.

Im Gegenzug soll und muss es auch noch Abgänge geben, schließlich umfasst der Kader aktuell bereits 30 Akteure, inklusive der fünf Neuen, der fünf Leihrückkehrer und zwei Nachwuchsspielern mit Profivertrag. Auf der Streichliste stehen mit Jacek Goralski und Lys Mousset zwei Transferflops aus dem vergangenen Sommer, mit Moritz Römling ein Eigengewächs ohne Perspektive, sowie Jordi Osei-Tutu, dem die Bochumer einen Wechsel nahegelegt haben. Auch Gerrit Holtmann will noch weg. Unklar ist, wie es mit Jannes Horn, Tim Oermann und Luis Hartwig weitergeht. Sie sollen sich in der Saisonvorbereitung zunächst sportlich beweisen dürfen.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

Dauerkarten, Mitglieder, Trikots

Rekorde: VfL boomt und steht vor neuen Herausforderungen

Es gibt viele Belege dafür, dass die Fußball-Euphorie in Bochum so groß ist wie lange nicht mehr. Selbst Tief im Westen – Das VfL-Magazin profitiert davon. Die Zahl der Unterstützer ist seit dem erneuten Klassenerhalt sprunghaft auf weit mehr als 400 gestiegen – dafür ganz herzlichen Dank. 

Auch in der Geschäftsstelle des VfL Bochum ist an kollektiven Sommerurlaub nicht zu denken, im Gegenteil: Der Bundesligist boomt und schreibt Rekordzahlen in allen Bereichen. Ein Beispiel: Rund 25.000 Trikots hat der VfL in dieser Saison verkauft – so viele wie noch nie. Nach dem umjubelten Sieg gegen Leverkusen samt Ligaverbleib war die Nachfrage besonders groß. Die Folge: Der Online-Shop war überlastet und hat mehr Bestellungen angenommen als noch Ware im Lager bereitstand. 

Rasant gestiegene Nachfrage

Waren Trikots oder auch Tickets in den elf Zweitligajahren mitunter Ladenhüter und wurden mit Aktionspreisen unter die Leute gebracht, muss der VfL jetzt teilweise schauen, wie er die rasant gestiegene Nachfrage bewältigen kann. Bei den Trikots ist das deutlich einfacher als bei den Tickets. Klar ist: Die Herausforderung, dass mehr Menschen ins Stadion wollen als Karten zur Verfügung stehen, lässt sich nicht ohne Enttäuschungen bewältigen. 

Erstmals in mehr als 40 Jahren ist das Ruhrstadion zu klein. 23.400 Plätze stehen im Heimbereich und in den neutralen Zonen zur Verfügung. Der Gästeblock umfasst zehn Prozent der Stadionkapazität, das ist ligaweit vorgeschrieben. Mehrfach hat der VfL geprüft, ob der Bereich verkleinert werden könnte, wenn der Gegner Teile seines Kartenkontigent zurückgibt. Das aber sei baulich nicht möglich, erklärt VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig auf Nachfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Diese Idee sei schon mehrfach geprüft worden. 

Keine zusätzlichen Dauerkarten

Der VfL plant zur neuen Saison mit ungefähr 17.500 Dauerkarten und etwas weniger als 6.000 Tageskarten. Nur wenige Fans haben ihre Dauerkarte gekündigt, die Zahl liegt im dreistelligen Bereich. Die Nachfrage nach neuen Saisontickets ist dagegen um ein Vielfaches größer. Weil es kaum einen fairen Mechanismus bei der Verteilung der wenigen Stammplätze gegeben hätte, verzichtet der VfL darauf, die gekündigten Dauerkarten neu zu vergeben. Künftig eine Warteliste einführen, ist ein Teil der Überlegungen – aber auch hierfür müsste der VfL eine Lösung finden, wer dann zuerst einen Platz erhalten würde.

Denn neben den Stammbesuchern sollen auch künftig alle anderen Fans und Sympathisanten die Chance erhalten, in Bochum Bundesliga-Fußball live zu erleben. Zumal die Vereinsmitglieder, die qua Satzung ein Vorkaufsrecht genießen, ebenfalls immer mehr werden. Der VfL steuert auch hier auf die Marke von 25.000 zu, die schon in Kürze erreicht werden dürfte. Wöchentlich kommen Dutzende Neu-Mitglieder dazu – sicher auch, weil es ohne Mitgliedschaft praktisch gar keine Chance mehr auf Tageskarten geben dürfte. 

Service-Center kümmert sich

Mit der rasant gestiegenen Mitgliederzahl – 2017 waren es noch 10.000 – gehen natürlich weitere Herausforderungen einher. Die Frage ist: Geht es den meisten nur um ein Vorkaufsrecht, oder auch darum, aktiv am Vereinsleben zu partizipieren? Wie auch immer: Der Alltag in der Geschäftsstelle hat sich massiv verändert. Weil den VfL an manchen Tagen hunderte Anfragen erreichen, wurde mittlerweile ein eigenes Service-Center aufgebaut. Mehrere Mitarbeiter kümmern sich schriftlich, telefonisch oder auch persönlich um die Wünsche der Fans. Nur bei den Dauerkarten müssen sie gerade viele enttäuschen.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Weitere Abgänge

Trotz Vertrag ohne Perspektive: Fünf VfL-Profis auf Vereinssuche

Ein Jahr ist es erst her, da saß Gerrit Holtmann auf der Haupttribüne des Bochumer Ruhrstadions und sprach nach einer Trainingseinheit über seine sportliche Zukunft. Sein Motto damals: verlängern oder verkaufen. Wenige Wochen später unterschrieb er beim VfL einen neuen Vertrag. Der Flügelflitzer war nach einer starken Saison mit mehreren Traumtoren zum Publikumsliebling aufgestiegen. Rückblickend war es schon der Höhepunkt seiner Schaffenszeit in Bochum. Nach einer für ihn enttäuschenden Saison 2022/23 und insgesamt drei Jahren im Trikot des VfL möchte der 28-Jährige in diesem Sommer weiterziehen – am liebsten nach Amerika, wo er bereits seinen Urlaub verbringt.

Von seinem ungewöhnlichen Karriereplan hatte Holtmann interessanterweise bereits im Mai 2022 erzählt, als er im leeren Bochumer Ruhrstadion ins Plaudern kam. „Mein Traum ist es, einmal in der Major League Soccer in den USA zu spielen“, sagte er im Gespräch im Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Wobei der schnelle Außenbahnspieler einen Verein finden muss, der bereit ist, ihn aus seinem bis 2025 laufenden Vertrag herauszukaufen. Realistisch ist eine Ablöse zwischen 2 und 2,5 Millionen Euro. Anderenfalls wird Holtmann in Bochum bleiben müssen – was Trainer Thomas Letsch und Interims-Sportchef Marc Lettau aus sportlicher Sicht sogar begrüßen würden. Der Wechselwunsch geht klar vom Spieler aus, nicht von der sportlichen Leitung.

Auch Osei-Tutu schaut sich um

Anders ist der Fall bei Jordi Osei-Tutu gelagert. Hier streben beide Seiten eine Veränderung an, trotz der angedachten Systemumstellung, die dem Spieler entgegenkommen könnte. „Wir sind von Vereinsseite gewillt, Jordi Osei-Tutu zu transferieren, das haben wir dem Spieler auch frühzeitig mitgeteilt“, sagte Marc Lettau der WAZ. „Gemeinsam mit seinen Beratern, die gerade intensiv den Markt sondieren, arbeiten wir an einer Lösung.“ Der junge Engländer, der erst im vergangenen Sommer nach Bochum zurückgekehrt war, möchte die Zusammenarbeit ebenfalls beenden. Osei-Tutu ist unzufrieden mit seiner sportlichen Situation. Unter Trainer Thomas Letsch gehörte der 24-Jährige vereinzelt zur Bochumer Startelf, konnte sich aber nicht für regelmäßige Einsätze empfehlen. Zuletzt saß er nur noch auf der Tribüne.

Wie bei Holtmann läuft sein Vertrag in Bochum aber noch bis 2025. Der neue Verein von Osei-Tutu müsste also Geld auf den Tisch legen. Auch eine Leihe ist denkbar. Sollten beide Transfers über die Bühne gehen, würde der VfL zwei seiner schnellsten Spieler verlieren, aber auch Transfererlöse erzielen, die er theoretisch reinvestieren könnte. Handlungsbedarf gibt es noch in allen Mannschaftsteilen – auch deshalb, weil bereits sieben Abgänge feststehen. Konstantinos Stafylidis, Dominique Heintz, Saidy Janko, Pierre Kunde, Vasilios Lampropoulos, Silvere Ganvoula und Marko Johansson sind bereits weg, weitere Spieler werden folgen. Gehen darf unter anderem Jacek Goralski. Der polnische Nationalspieler gilt als Transferflop aus dem vergangenen Sommer, hat sich beim VfL zu keinem Zeitpunkt durchsetzen können und wurde bereits im Mai zur Vereinssuche vom Mannschaftstraining freigestellt. Sein Vertrag läuft ebenso noch bis 2024 wie der von Lys Mousset. 

Die Perspektive der fünf Leihspieler

Der Problemprofi kehrt aus Frankreich zurück, die Leihe mit Nimes Olympique führt nicht zu einer dauerhaften Verpflichtung – zum einen, weil sein Klub in die dritte Liga abgestiegen ist, zum anderen, weil sich Mousset schwer verletzt hat und mit einem Achillessehnenriss monatelang keinen Fußball spielen kann. Das wiederum dürfte die ohnehin schon komplizierte Vereinssuche weiter erschweren. Zuversichtlich sind die Verantwortlichen dagegen, dass sie eine Lösung für die anderen vier Leihspieler finden. Jannes Horn, Luis Hartwig und vor allem Tim Oermann sollen in der Vorbereitung zunächst eine neue Chance erhalten sollen, bleiben aber ebenfalls Kandidaten für einen Abgang. Der 1. FC Nürnberg würde Horn gerne fest verpflichten, bei Oermann ist ein weiteres Leihgeschäft denkbar. Moritz Römling weiß hingegen bereits, dass seine Zukunft nicht mehr in Bochum liegen wird. Der Linksverteidiger hat sich beim Drittligisten Rot-Weiss Essen nicht durchsetzen können und befindet sich auf Vereinssuche. 


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(Foto Marc Niemeyer)

Ex-Bochumer

Hoffnung auf Rückkehr: Leitsch darf Mainz verlassen

Auch in diesem Sommer wird in Fankreisen eifrig über die künftige Besetzung der Bochumer Innenverteidigung diskutiert. Bleibt Ivan Ordets beim VfL? Gelingt es, Keven Schlotterbeck zu halten? Und was passiert ansonsten auf dieser wichtigen Position? Dominique Heintz und Vasilios Lampropoulos haben den Verein bekanntlich verlassen. Noah Loosli kommt neu dazu, Tim Oermann kehrt zurück. Ordets liegt längst ein Angebot vor, eine Entscheidung aber noch nicht. Auch Schlotterbeck würden die Verantwortlichen gerne halten, doch in diesem Fall müssten sie nicht nur mit dem Spieler einigen, sondern auch mit dem SC Freiburg. Eine schnelle Lösung ist aktuell nicht in Sicht.

Leitsch ist in Mainz unglücklich

Logisch also, dass Marc Lettau und seine Kollegen Alternativen prüfen. Namen sind bislang noch keine durchgesickert, der VfL ist um Diskretion bemüht. Es liegt aber auf der Hand, dass auch Maxim Leitsch wieder ein Thema werden dürfte. Der FSV Mainz 05 ist nach übereinstimmenden Berichten der örtlichen Medien bereit, den Innenverteidiger wieder ziehen zu lassen. Der 25-Jährige war erst im vergangenen Sommer nach Rheinhessen gewechselt, ist dort aber von Anfang an nicht glücklich geworden. Die Signale aus seinem Umfeld sind nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin eindeutig: Leitsch strebt einen Wechsel an. Am liebsten zurück ins heimische Revier.

Bereits im Winter gab es Überlegungen, den schnellen Linksfuß an die Castroper Straße zurückzuholen. Doch die Mainzer wollten Leitsch noch nicht ziehen lassen. Leitsch hatte sich zu Saisonbeginn zunächst einen Stammplatz erkämpft, verlor diesen nach schwachen Leistungen aber wieder und fiel anschließend aufgrund körperlicher und mentaler Erschöpfungserscheinungen länger aus. In der Rückrunde feierte er beim Spiel gegen Bochum sein Comeback. Er folgte jedoch nur ein einziger Kurzeinsatz, im April wurde Leitsch aus dem Spieltagskader gestrichen. Zweimal sammelte er Spielpraxis in der Mainzer Regionalliga-Mannschaft – glücklich machte ihn das aber nicht.

Der VfL könnte in diesem Sommer also einen erneuten Anlauf nehmen, das Eigengewächs zurückzuholen, auch wenn weder Trainer Thomas Letsch noch Marc Lettau einen persönlichen Bezug zu ihm haben. Doch seine sportlichen Qualitäten dürften auch ihnen bekannt sein. Leitsch gehörte im Aufstiegsjahr sowie in der folgenden Bundesliga-Saison zu den Leistungsträgern beim VfL und rückte dabei auch in den Fokus anderer Klubs. Für rund 3,5 Millionen Euro haben die Mainzer den Defensivspezialisten daraufhin aus Bochum verpflichtet und mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet. Deshalb wäre zumindest ein Leihgeschäft möglich – immer vorausgesetzt, dass Leitsch auch gesund ist.

Bella Kotchap sucht neuen Klub

Definitiv nicht mehr im Bereich des Denkbaren liegt hingegen eine Rückkehr von Armel Bella Kotchap, der den VfL Bochum fast zeitgleich mit Leitsch verlassen und seinem Ausbildungsklub eine Rekordablöse beschert hatte. Trotzdem beobachten die Bochumer seinen Werdegang ganz genau. Denn nach dem Abstieg des FC Southampton aus der Premier League befindet sich der deutsche Nationalspieler wieder auf Vereinssuche. Zum Kandidatenkreis sollen laut Sky unter anderem Eintracht Frankfurt und RB Leipzig zählen. Sollte es zu einem Wechsel kommen, würde der VfL dank einer Beteiligung am Weiterverkauf finanziell profitieren. Realistisch ist dann eine niedrige siebenstellige Summe.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Kaderplanung

VfL verabschiedet neun Spieler: Wer dennoch bleiben könnte

Ein letztes Mal wurde Silvere Ganvoula am vergangenen Wochenende in Bochum gefeiert. Selbst Trainer Thomas Letsch grölte mit, als die Fans im Bermuda-Dreieck den Namen des Mittelstürmers anstimmten. Ganvoula fühlte sich geehrt, filmte mit und schickte die Aufnahmen hinaus in die weite Welt. Für welchen Verein er künftig spielen wird, ist nicht bekannt. Vor knapp einem Jahr bekundete der Karlsruher SC sogar öffentlich Interesse an einer Verpflichtung, seither ist es ruhig geworden um den Angreifer, der vor insgesamt fünf Jahren zum VfL gewechselt war, zunächst als Torjäger gefeiert und später als Chancentod verschmäht wurde.

Janko und Heintz kommen nicht zurück

Ganvoula ist einer von insgesamt sieben Profis, von denen sich der VfL Bochum bereits verabschiedet hat und die in der neuen Saison definitiv nicht mehr das Trikot des Bundesligisten tragen werden. Ihm folgen die beiden Leihspieler Pierre Kunde und Marko Johansson, ebenso wie Konstantinos Stafylidis und Vasilios Lampropoulos, die nicht oft, aber dennoch regelmäßig gespielt haben. In allen fünf Fällen ist dies keine Überraschung mehr – entweder aus sportlichen Gründen oder aber, weil ihr Abgang bereits vor einigen Tagen oder Wochen kommuniziert worden ist.

Bei Saidy Janko und Dominique Heintz haben einige Anhänger dagegen noch auf einen Verbleib gehofft, vor allem unter dem Eindruck der letzten drei Saisonspiele. Doch die beiden Defensivspezialisten werden den Verein ebenfalls verlassen. Zwar waren Janko und Heintz im Endspurt plötzlich wieder gefragt und gehörten sogar zur Bochumer Startformation, doch über die gesamte Saison betrachtet haben sie nur sporadisch überzeugen können. Janko kehrt somit nach Spanien zurück; der VfL verzichtet darauf, die vereinbarte Kaufoption zu ziehen. Heintz, der von Union Berlin ausgeliehen war, liebäugelt mit einer Heimkehr in die Pfalz.

Bemühen um Schlotterbeck und Ordets

Ein anderer Bochumer Fußballheld aus dem Monat Mai könnte dagegen bleiben. Keven Schlotterbeck, Winterneuzugang und Leihspieler vom SC Freiburg, hat die Verantwortlichen überzeugen können. „Er verfügt über sportliche Fähigkeiten, die uns als Verein sehr gut tun würden“, erklärt Lettau auf Anfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin, schränkt aber ein: „Für eine Weiterbeschäftigung müssten sowohl Spieler als auch der SC Freiburg als Stammverein mitspielen. Sollten wir entsprechende Signale des Spielers erhalten, setzen wir uns mit dieser Thematik gerne auseinander.“

Heißt also: Schlotterbeck hat sich noch nicht klar zum VfL bekannt und prüft möglicherweise noch andere Optionen. Eine schnelle Entscheidung ist in diesem Fall wohl nicht zu erwarten. Auch bei Ivan Ordets, ist eine Weiterbeschäftigung in Bochum zwar angedacht, aber noch nicht in trockenen Tüchern. Spieler und Verein müssen sich finanziell einig werden. „Die FIFA Sonderregelung ist um weiteres Jahr verlängert worden. Dennoch können wir zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage darüber treffen, ob Ivan auch in der kommenden Saison das VfL-Trikot tragen wird“, sagt Lettau und bekräftigt: „Wir bemühen uns sehr um ihn.“


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(Foto: Marc Niemeyer)

https://vfl-magazin.de/kaderumbau-mit-pott-mentalitaet/

Daschner kommt

Neuzugänge mit Pott-Mentalität: VfL gibt Gas beim Kaderumbau

Früher kamen die Neuzugänge des VfL Bochum gerne mal aus Essen, Recklinghausen oder einer anderen Ruhrgebietsstadt und hießen ‚Ata‘ Lameck oder Lothar Woelk. Das hat sich längst gewandelt, die Fußballwelt ist internationaler geworden. Die ersten vier Transfers in diesem Sommer deuten jedoch darauf hin, dass sich der VfL wieder verstärkt in seinem näheren Umfeld umgesehen hat. Felix Passlack kam in Bottrop zur Welt, Niclas Thiede in Hagen und Lukas Daschner in Duisburg. Noah Loosli aus der Schweiz fällt da schon aus dem Rahmen. Integrationsprobleme sind aber auch bei ihm nicht zu erwarten.

Dreijahresvertrag für Daschner

Klar ist: Der VfL Bochum will die Qualität in seinem Kader erhöhen, aber die Malocher-Mentalität nicht verlieren. Und wer das Ruhrgebiet kennt, der weiß auch, was die Zuschauer hier erwarten. „Natürlich freue ich mich auch auf das Stadion, die Fans und die Bundesliga“, sagt Lukas Daschner, den der VfL am Donnerstag ablösefrei für drei Jahre unter Vertrag genommen hat, dessen Wechsel sich aber schon seit Wochen abgezeichnet hatte. Generell soll der Kader in diesem Sommer früher stehen als im vergangenen Jahr, als zum Trainingsauftakt erst drei Transfers vollzogen waren und der holprige Saisonstart praktisch vorgezeichnet war.

Entwicklungsfähige Spieler

Was ebenfalls auffällt: Der VfL legt offensichtlich Wert darauf, dass sich möglichst viele Neuzugänge noch in einem entwicklungsfähigen Alter befinden und sie in Bochum die Karriereleiter hinaufsteigen und nicht herabklettern. Für Daschner, Loosli und Thiede ist die Bundesliga sogar Neuland. Was nicht bedeutet, dass der VfL künftig nur noch auf Novizen setzt. Zum einen bleiben viele erstligaerprobte Akteure aus dem bisherigen Kader an Bord, zum anderen stehen erfahrenere Spieler noch auf der Kandidatenliste. Akteure, die den Kader eindeutig auf ein höheres Niveau heben, sind ohnehin erst durch den Klassenerhalt zu bekommen.

Etat steigt deutlich

Dafür hat der VfL in diesem Jahr auch finanziell ganz andere Möglichkeiten als zuletzt. Der Spieleretat steigt von rund 32 Millionen Euro auf deutlich über 40 Millionen Euro, wobei darin auch Transferausgaben sowie Gehaltssteigerungen für Spieler aus dem bisherigen Kader eingeschlossen sind. Dennoch werden die Bochumer damit auf dem Transfermarkt flexibler sein und mit anderen Bundesligisten besser mithalten. Das ermöglicht auch Transfers mit mehr Nachhaltigkeit. In der vergangenen Saison waren insgesamt fünf Spieler ausgeliehen. Leihgeschäfte könnte es auch in diesem Jahr geben, aber weniger als zuletzt.


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(Foto: VfL Bochum 1848)