Rückblick

Frohe Weihnachten & danke für eure Treue im Jahr 2024!

Liebe Leserinnen und Leser,

kurz habe ich darüber nachgedacht, an dieser Stelle einen ganz klassischen Jahresrückblick zu veröffentlichen, in dem ich noch einmal auf die bewegendsten Momente der vergangenen zwölf Monate eingehe. Viel ist passiert beim VfL Bochum, auf und neben dem Platz. Doch zum einen habe ich die wichtigsten Ereignisse hoffentlich schon hinreichend dargestellt, zum anderen waren Highlights, auf die wir gerne zurückschauen, eher rar. Natürlich, da war der fulminante Sieg in der Relegation oder die drei Punkte gegen Bayern München. Wirklich zufriedenstellend verlief das Jahr 2024 für den VfL aber nicht, ganz im Gegenteil. Nur wenige Erfolgserlebnisse, mehrere Trainerwechsel sowie zahlreiche Themen abseits des Rasens haben das Kalenderjahr geprägt. Setzen wir am besten schnell einen Haken dahinter. Der Sieg gegen Heidenheim kurz vor Weihnachten schenkt allen Anhängern neue Hoffnung für ein besseres und hoffentlich auch ruhigeres Jahr 2025.

Viel zu oft gab es neue Entwicklungen, die eine möglichst tagesaktuelle Berichterstattung erfordert und das selbst auferlegte Zeitkonto abermals gesprengt haben. Den 170 veröffentlichten Texten gingen hunderte Gespräche und Telefonate sowie tausende Reisekilometer zu den Spielen des VfL voraus. Das Erfreuliche: Mit erstmals mehr als zwei Millionen Seitenaufrufen hat sich Tief im Westen – VfL-Magazin längst unter den zehn größten verlagsunabhängigen Klub-Portalen etabliert. Möglich war und ist dies nur dank der Unterstützungsbereitschaft zahlreicher Leserinnen und Leser, die in den zurückliegenden zwölf Monaten zur Finanzierung des Magazins beigetragen haben und sich vermehrt für eine monatliche Zuwendung entschieden haben. Der Kreis der einmaligen oder regelmäßigen Unterstützerinnen und Unterstützer umfasst mittlerweile mehr als 600 Fans und Sympathisanten des VfL. Dafür einen ganz herzlichen Dank! 

Da die Winterpause kurz ist, wird es an dieser Stelle keine komplette Ruhepause geben. Allerdings wird die Berichterstattung bis zum Wiederbeginn der Saison vom Umfang reduziert sein. Ich wünsche euch nun ein frohes Weihnachtsfest, schöne Feiertage sowie einen guten, glücklichen und vor allem gesunden Start ins (Fußball-)Jahr 2025!

Glück auf!

Euer Philipp Rentsch


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(Fotos: Marc Niemeyer)

2:0-Sieg gegen Heidenheim

Bochumer Weihnachtsgeschenk: Erster Sieg und neue Hoffnung

Oft sagen Bilder mehr als viele Worte. Als Moritz Broschinski bereits in der sechsten Spielminute das 1:0 für den VfL Bochum im Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim erzielte, strahlte er mindestens so wie ein glücklickes Kind, das gerade das ersehnte Weihnachtsgeschenk auspackt. Selbst der häufig eher skeptisch wirkende Dieter Hecking jubelte beim 2:0 durch Matus Bero auf eine ungewohnt extrovierte Art. Wobei: Allzu viele Gelegenheiten für einem Gefühlsausbruch hatte er als Trainer in Bochum ja noch nicht. Umso größer war die Freude bei ihm, bei allen Spielern, Mitarbeitern und Verantwortlichen, dass der VfL pünktlich zu den bevorstehenden Festtagen endlich den ersten Saisonsieg einfuhr. Exakt 209 Tage waren seit dem zuvor letzten Pflichtspielsieg in der Relegation vergangen. 

Abstand auf Heidenheim verkürzt

Im Gegensatz zum Duell in Düsseldorf hatte die Partie gegen Heidenheim zwar noch keinen Endspiel-Charakter, das bislang wichtigste Spiel der Saison war es dennoch. Im Falle eines Auswärtssieges wäre der Bochumer Rückstand zum Relegationsplatz auf zehn Punkte angewachsen und der Klassenerhalt fast aussichtlos geworden. Mit dem ersten Saisonsieg sind es jetzt aber nur noch vier Punkte auf Heidenheim. Die Bochumer Hoffnung auf den Verbleib in der Bundesliga ist somit mehr als berechtigt. „Wir sind herangerobbt, haben aber noch nichts erreicht“, sagte Trainer Hecking nach dem hochverdienten 2:0-Erfolg. „Wir sind auf dem richtigen Weg und wissen, dass wir im neuen Jahr mehr Siege als die anderen brauchen.“ Vor allem mit den treuen und optimistischen Fans sei „vieles möglich.“ 

Laufintensiv und leidenschaftlich

Auch an diesem Sonntag hat der VfL die besondere Atmosphäre an der Castroper Straße für sich genutzt und das Publikum mit dem frühen Führungstreffer optimistisch gestimmt. Moritz Broschinski erzielte sein erstes Tor seit Februar und freute sich sehr darüber: „Für uns alle ist das ein kleines Vorweihnachtsgeschenk.“ Trotz der Ausfälle von Koji Miyoshi und Gerrit Holtmann, der kurzfristig doch aussetzen musste und das Spiel mit den Fans in der Ostkurve verfolgte, war der VfL von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft, vor allem dank einer leidenschaftlichen, laufintensiven, defensiv disziplinierten und auch fußballerisch ansprechenden Leistung. „So muss es aussehen, wenn wir erfolgreich sein möchten“, betonte Hecking, den insbesondere die wiedergefundene Stabilität der Abwehr erfreute. 

VfL-Defensive deutlich stabilisiert

Seit seinem Amtsantritt hat der VfL im Schnitt lediglich einen Gegentreffer pro Partie kassiert. Zuvor waren es mehr als drei. Gegen Heidenheim hielt der Revierklub sogar zum ersten Mal seit 30 Bundesliga-Spielen die Null auf der richtigen Seite. Insbesondere die Rückkehr von Bernardo, aber auch Tim Oermann und Ivan Ordets haben zur erfolgreichen Neuordnung der Defensive beigetragen. Auch das zentrale Mittelfeld mit Matus Bero und Ibrahima Sissoko harmoniert immer besser; Hecking bezeichnete die beiden gar als „Herzstück“ seines Teams. Zum Dank gab es bei Sissokos Auswechslung einen Sonderapplaus – dem sich sogar Anthony Losilla anschloss. Der Kapitän fasste die Gefühlslage aller Bochumer treffend zusammen: „Diesen Sieg haben wir gebraucht. Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Pause.“ 

Englische Woche zum Start 2025

Nach zehn freien Tagen geht es am 2. Januar mit dem ersten Training und am 5. Januar mit einem Doppel-Test gegen Heracles Almelo und den Wuppertaler SV weiter. Auf ein Trainingslager verzichtet der VfL, denn: Die zweite Saisonhälfte beginnt bereits am 11. Januar auswärts gegen Mainz 05. Es folgt eine englische Woche mit zwei Heimspielen, unter anderem gegen Mitkonkurrent St. Pauli. Auf die ersten Punkte im neuen Jahr hofft der VfL aber schon am 9. Januar, wenn über den Einspruch und die Spielwertung gegen Union Berlin entschieden wird. Ein Erfolg vor dem Sportgericht würde den Abstand zur Konkurrenz weiter verkürzen. So oder so ist klar: Die hoffnungsstiftende Tabellenkonstellation hilft auch bei der Suche nach neuen Spielern. Der VfL möchte in erster Linie seine Offensive verstärken. 


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(Foto: Marc Niemeyer)

Jahresabschluss

Vorwürfe gegen Drewes: Kein Urteil vor Sechs-Punkte-Spiel

Die Hoffnung, dass der VfL Bochum noch vor dem nahenden Weihnachtsfest insgesamt fünf Punkte verbuchen kann, hat sich zerschlagen. Über den Einspruch gegen die Spielwertung vom vergangenen Wochenende entscheidet das DFB-Sportgericht erst am 9. Januar. Aus eigener Kraft wäre am Sonntag gegen den 1. FC Heidenheim dennoch der erste Saisonsieg möglich, womit der Revierklub den Rückstand auf den direkten Konkurrenten reduzieren könnte. Bei dann vier Punkten Unterschied wäre in der zweiten Saisonhälfte noch alles möglich und der Glaube an den Klassenerhalt deutlich größer als noch vor wenigen Wochen. Das gilt für Spieler und Fans gleichermaßen. „Wir dürfen die Partie gegen Heidenheim nicht mit Bedeutung aufladen. Aber die Spieler sagen ja sogar selbst, dass wir dieses Duell gewinnen müssen“, berichtete Trainer Dieter Hecking bereits nach dem Spiel bei Union Berlin, das ein unrühmliches Ende nahm. 

Kaenzig reagiert verwundert

VfL-Torwart Patrick Drewes wurde in der Nachspielzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen und sah sich nicht mehr in der Lage weiterzuspielen. Die Begegnung endete nach einer längeren Unterbrechung mit einem Nicht-Angriffspakt. Der in Unterzahl spielende VfL profitierte zwar einerseits davon, weil das Unentschieden damit sicher war, den Bochumer wurde zugleich aber eine Siegchance genommen. Deshalb und auf Grundlage des Regelwerks legten die Verantwortlichen zu Wochenbeginn Einspruch gegen die Spielbewertung ein. Zwei weitere Punkte am sogenannten grünen Tisch würden dem VfL im Abstiegskampf natürlich helfen. Wobei Geschäftsführer Ilja Kaenzig irritiert auf Vorwürfe aus Berlin reagiert, der VfL wolle die Situation schlicht ausnutzen. „Wir haben den Konflikt nicht gesucht. Wir wären mit dem einen Punkt, den wir uns mit zehn Mann hart erkämpft haben, zufrieden gewesen“, sagte er der WAZ.

Kaenzig stellte klar: „Nicht wir haben das Feuerzeug geworfen, sondern jemand aus dem Fanblock von Union Berlin. Patrick Drewes wurde getroffen. Punkt.“ Der 51-Jährige kennt die Problematik, war der VfL im März 2022 doch selbst betroffen, als aus dem Heimbereich im Ruhrstadion ein Becher auf den Schiedsrichter-Assistenten flog, das Spiel abgebrochen und gegen die Bochumer gewertet wurde. „Das kann überall, auch bei uns, immer wieder passieren. Solch ein Verhalten muss dann bestraft werden“, bekräftigte Kaenzig. Fans der Köpenicker fluten derweil die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken und lenken von der eigentlichen Tat ab. Zur Wochenmitte gab es unter einem älteren Instagram-Beitrag von Patrick Drewes mehrere hundert hämische und zum Teil auch beleidigende Kommentare. Selbst unter einem Facebook-Beitrag zum Weihnachtssingen im Ruhrstadion – womit der VfL gar nichts zu tun hatte – ging es fast nur um Drewes und dessen Reaktion. Dem 31-Jährigen wird Schauspielerei unterstellt.

Keine Entschuldigung aus Berlin

Der VfL hat seinem Schlussmann bereits rechtliche Unterstützung zugesichert. Schon im Stadion wurde Drewes von den Zuschauern angefeindet und beleidigt. Die Berliner Verantwortlichen haben noch keine Entschuldigung ausgesprochen und werden dies nach eigener Aussage auch nicht tun. Im Gegensatz zum VfL, der seinerzeit nach dem Becherwurf die Schuld sofort auf sich nahm, sehen sich die Berliner für die Tat nicht verantwortlich. Das passt ins Gesamtbild. Schon während der Spielunterbrechung dauerte es auffallend lange, ehe der sonst so eloquente, einfühlsame und einflussreiche Stadionsprecher das Wort ergriff. Auch die Kommunikation nach der Partie war eher zurückhaltend und zum Teil von Relativierungen geprägt. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin aus dem Umfeld der Berliner gab es vor allem Verwunderung darüber, dass sich Drewes, der laut VfL über Übelkeit und Kopfschmerzen klagte, sogar in eine Klinik bringen ließ, obwohl die Bochumer einen eigenen Arzt dabei hatten.

Nachdem dort keine Verletzung festgestellt werden konnte, soll sich Drewes recht schnell auf den weiten Heimweg begeben haben. Zu Wochenbeginn pausierte die Nummer eins des VfL, trainierte nur im Kraftraum und nicht auf dem Platz. „Es war extrem, was in den sozialen Medien auf ihn eingeprasselt ist, wer sich alles geäußert hat und wie sich geäußert wurde. Ich glaube, das unterschätzen viele, was sich bei ihm mental abgespielt hat nach dem Feuerzeugwurf“, sagte Trainer Dieter Hecking in einer Medienrunde. Erst am Donnerstag kehrte Drewes auf den Trainingsplatz zurück und wird auch am Wochenende das Bochumer Tor hüten. Fehlen wird indes Koji Miyoshi, der nach seinem Platzverweis gegen Union für zwei Partien gesperrt wurde. Der zuletzt angeschlagene Gerrit Holtmann steht indes zur Verfügung. 


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(Foto: Marc Niemeyer)

Vereinsspitze

Präsidiumswahl 2025: Neue Teams aus zwei Lagern

Es kam aus heiterem Himmel: Noch vor der obligatorischen Aussprache kündigte Uwe Tigges in der Mitgliederversammlung des VfL Bochum vor gut einer Woche vorgezogene Neuwahlen an. Bereits im Sommer 2025 statt turnusmäßig im Herbst 2026 dürfen die mehr als 31.000 Mitglieder in einer außerordentlichen Versammlung ein neues Aufsichtsgremium wählen. Die Neuwahl soll möglichst schnell nach dem Ende der laufenden Saison stattfinden, also Ende Mai oder im Juni. Tigges und seine Mitstreiter haben damit unter anderem auf den größer werdenden Druck und die Kritik an der Arbeit des Präsidiums reagiert. Im Vorfeld der Sitzung hatte es einen nicht satzungskonformen Antrag von Vereinsmitglied Carsten Loer gegeben, der darauf abzielte, das aktuelle Präsidium abzuwählen.

Tenhagen hält zu Villis

Für die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung seitens der Mitglieder bedarf es seit kurzem eigentlich einer Zustimmung von mindestens 10 Prozent aller Wahlberechtigten. Dieses Quorum ist nun hinfällig, weil das Präsidium selbst Neuwahlen ausgerufen hat. Ein weiterer Grund für diese Entscheidung liegt auf der Hand: Innerhalb des Gremiums sind in den vergangenen Monaten zwei Lager entstanden. Uwe Tigges, Martin Volpers, Christina Reinhardt und Andreas Eickhoff haben sich nach umfassenden Recherchen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin deutlich von Hans-Peter Villis, dem bisherigen Vorsitzenden, distanziert. Jupp Tenhagen gilt als einziger Verbündeter von Villis. Das Präsidium wird von Volker Goldmann komplettiert, der Vorsitzender des Wirtschaftstrates ist.

Ausweichende Antworten

Bereits im Oktober soll das genannte Quartett eine Abwahl von Villis geplant haben, wozu es allerdings nicht kam, weil sich der seit 2012 amtierende Vorsitzende aus „gesundheitlichen Gründen“ vorübergehend zurückgezogen hat. Diese sollen aber nur ein Vorwand sein, um die zunächst inhaltlichen und mittlerweile auch zwischenmenschlichen Differenzen innerhalb des Präsidiums zu überdecken. Mehrfach und auch öffentlich haben Tigges, Volpers und Co. dieser Darstellung bislang widersprochen. Nachfragen von Mitgliedern wurden ausnahmslos umschifft und nicht konkret beantwortet. Tigges sagte lediglich: „Unsere Handlungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt.“ Reibungspunkte seien „normal“ und fast alle Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit einstimmig getroffen worden.

Kritik an Führungsstil

Villis, der auf einen Besuch der Mitgliederversammlung am Donnerstag verzichtete, soll sich nach Ansicht seiner internen Kritiker mehrfach nicht an Absprachen gehalten und nach außen nicht die nötige Geschlossenheit demonstriert haben. Ein Streit entzündete sich unter anderem an der Entscheidung für Trainer Peter Zeidler. Villis hatte sich im zurückliegenden Sommer für eine Verpflichtung von Andre Breitenreiter ausgesprochen und nach dem Fehlstart früh gegen Zeidler positioniert, nicht nur intern. Mehrere Präsidiumsmitglieder haben sich zudem für eine klare Aufgabenverteilung innerhalb des Gremiums ausgesprochen, die Villis angeblich torpediert haben soll. Der 66-Jährige verzichtete bislang auf eine öffentliche Reaktion, zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Villis-Rückkehr denkbar

Weil aufgrund belastbarer Quellen fraglich ist, ob Villis wirklich so krank ist, wie es von Vereinsseite bislang dargestellt wurde, ist mit seiner baldigen Rückkehr zu rechnen. Da Villis im Präsidium keine Mehrheit mehr hat, ist eine Abwahl jederzeit möglich. Dann wäre er kein Vorsitzender mehr, jedoch nach wie vor Mitglied des Präsidiums. In diesem Fall würden seine Kritiker jedoch ihrer bisherigen Darstellung widersprechen und erstmals öffentlich bestätigen, dass es erhebliche Differenzen gibt. Gleiches gilt für eine getrennte Kandidatur im Sommer 2025. Optimale Voraussetzungen für bevorstehende Weichenstellungen sind das freilich nicht. Weil erst in knapp sechs Monaten gewählt werden soll, ist das Präsidium noch unter anderem an der Verpflichtung eines neuen Sportchefs beteiligt.

Wahl mit neuen Teams

So oder so ist klar: Das jetzige Präsidium wird spätestens zur Neuwahl auseinanderbrechen. Mindestens ein Mitglied möchte nicht mehr antreten, zudem muss der Fanvertreter neu gewählt werden. Zumindest Uwe Tigges und Christina Reinhardt dürften erneut ins Rennen gehen, benötigen aber neue Mitstreiter. In der Satzung des VfL ist eine Blockwahl vorgesehen. Einem Team müssen fünf Personen angehören. Auch mit einer erneuten Kandidatur von Hans-Peter Villis ist zu rechnen, der sich ebenfalls ein neues Team zusammenstellen müsste. Dank der Vorlaufzeit ist davon auszugehen, dass sich noch weitere Gruppen bilden werden. Im Jahr 2022 war der langjährige Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer gegen das jetzige Präsidium angetreten, unterlag mit seinem Team allerdings.

Ehrenamt mit viel Arbeit

Bauer hatte unter anderem die Führungskultur kritisiert und mehr personelle Kontinuität angemahnt. Wesentliche Besserung ist seither nicht eingetreten, im Gegenteil. Bauer bekam seinerzeit rund ein Drittel der Stimmen. Seine Kandidatur war in erster Linie nicht an ihm, sondern an der Besetzung des Teams gescheitert, das zumindest in einem Fall keinen VfL-Bezug vorweisen konnte. Für die Bildung von Wahlblöcken ist grundsätzlich die Findungskommission zuständig, wobei sich sowohl Einzelkandidaten als auch ganze Gruppen bewerben können. Die Arbeit im Präsidium ist und bleibt ein Ehrenamt, das nach Auskunft aktueller und ehemaliger Gremiumsmitglieder einen hohen Zeitaufwand erfordert. Auch deshalb kommen viele potenzielle Kandidaten aufgrund ihrer beruflichen Situation kaum infrage.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne zum Spiel in Berlin: Primitivität im Plural

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der Feuerzeug-Wurf in Berlin.

Wer am Samstag bei Union Berlin sein erstes Fußballspiel sah, kann sich eigentlich nur angewidert von dieser Sportart abwenden, in der das Werfen von Gegenständen auf einen gegnerischen Spieler und ein primitives Verhalten auf den Rängen offensichtlich dazugehören und von zahlreichen Zuschauern goutiert wird. Die Attacke zu verharmlosen, nur weil kein Blut floss, ist absurd. Insofern passt es auch nicht, dass Berlins Manager Horst Heldt lediglich von einem Einzeltäter sprach und verschwieg, dass VfL-Keeper Patrick Drewes nach dem Feuerzeug-Wurf sogar noch beschimpft wurde, im Stadion wie später im Netz. Generell zeigten die Köpenicker wenig Demut und Reue.

Dass Drewes und der VfL an verschiedenen Stellen nun der Schauspielerei bezichtigt werden, liegt wiederum in den Eigentümlichkeiten des Fußballs begründet. Dass Spieler allzu oft länger am Boden liegen blieben als es eigentlich nötig wäre oder teilweise komplett simulieren, führt automatisch zu einer gewissen Skepsis. Das Verhalten einzelner Bochumer hat am Samstag leider nicht dazu beigetragen, diese Zweifel aufzulösen. Seltsam war zum Beispiel, dass Felix Passlack mit seinem Torwart mehrfach hinter vorgehaltener Hand gesprochen hat.

Diese Gedanken dürfen jedoch nicht zu einer Täter-Opfer-Umkehr führen. Wie sich der Aufprall eines Feuerzeugs am Kopf anfühlt und ob ein Besuch im Krankenhaus notwendig war, kann nur einer beurteilen: Patrick Drewes. Generell gilt: Mit Gegenständen auf Menschen zu werfen, ist schändlich und passiert auch im Ruhrstadion immer wieder. Erst vor einer Woche verpassten Bochumer Fans nur knapp die Spieler von Werder Bremen. Ein Lerneffekt ist nicht zu erkennen.

Wobei die Sportgerichtsbarkeit zumindest dafür sorgen könnte, dass es nicht noch schlimmer wird. Insofern wäre es verwunderlich, wenn die Partie nicht nachträglich für den VfL gewertet werden würde. Anderenfalls könnten Attacken auf gegnerische Spieler demnächst als taktisches Mittel genutzt werden. Ohnehin wäre der DFB gut beraten, eine klare Regelung zu schaffen. Wenn Angriffe auf Schiedsrichter üblicherweise einen Spielabbruch zur Folge haben, muss das umgekehrt auch für Spieler gelten.


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(Foto: Imago / Jan Huebner)

Feuerzeug im Fokus

Remis errungen, Sieg noch möglich: VfL legt Einspruch ein

Vielleicht war es nur Anstand, vielleicht aber auch die Erkenntnis, dass der Platzverweis regeltechnisch korrekt war. Bereits nach 13 Minuten sah Koji Miyoshi nach einem rüden Foulspiel zurecht die Rote Karte. Der VfL Bochum musste bei Union Berlin fortan und damit fast das ganze Spiel in Unterzahl absolvieren. Die Herausforderung, nach drei torlosen Partien wieder zu treffen und den ersten Saisonsieg einzufahren, wurde damit noch größer. Doch anstatt zu verzweifeln, wehrte sich das Team von Dieter Hecking mit Leidenschaft und kluger Taktik – und verdiente sich am Ende einen Punkt. „Die Reaktion auf die Rote Karte war gut“, lobte der Trainer seine Spieler. Ibrahima Sissoko hatte den VfL zehn Minuten nach dem Platzverweis sogar in Führung gebracht, doch weitere zehn Minuten später erzielte Union den Ausgleich zum 1:1-Endstand.

Erster Auswärtspunkt

Die Bochumer verteidigten ihren Strafraum im Stile einer Handballmannschaft, sorgten aber immer wieder für Entlastung und hatten sogar Chancen zu gewinnen. Die Unterzahl machte sich kaum bemerkbar. „Die Führung hat uns wieder an ein erfolgreiches Spiel glauben lassen. Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie nie aufgibt. Das zeichnet sie aus“, sagte Hecking, der Glückwünsche für das dritte Unentschieden der Saison und den ersten Punkt in der Fremde entgegennahm. Womöglich kann er nachträglich sogar den ersten Saisonsieg feiern. Denn das sportliche Geschehen rückte in der Nachspielzeit weit in den Hintergrund. VfL-Keeper Patrick Drewes hatte für sein wiederholtes Zeitspiel die Gelbe Karte gesehen, wollte den Ball zurück ins Spiel bringen und wurde plötzlich von einem Feuerzeug am Kopf getroffen.

Feuerzeug trifft Drewes

Drewes sackte benommen zu Boden und wurde ärztlich behandelt, nach Vereinsangaben später sogar mit Übelkeit und Kopfschmerzen in ein Krankenhaus gebracht, wo allerdings keine Gehirnerschütterung festgestellt werden konnte. VfL-Profi Matus Bero schnappte sich das Feuerzeug kurz nach dem Wurf und zeigte es den aufgebrachten Fans aus Berlin, die trotz des offensichtlichen Vergehens der Meinung waren, dass Drewes nur simulieren würde. „Steh‘ auf, Du Sau“, sangen etliche Fans auf der Heimtribüne, während die Bochumer einen Spielabbruch forderten. Schiedsrichter Martin Petersen schickte die Mannschaften zunächst in die Katakomben. „Wir haben uns warm gehalten. Unser Trainer hat mit dem Schiedsrichter geredet und dann war klar, dass wir wieder rausgehen und unter Protest weiterspielen.“ Weil Drewes nicht mehr mitwirken konnte, stellte sich Hofmann ins Bochumer Tor.

Kein Spielabbruch

Doch einen Schuss musste der Mittelstürmer nicht mehr abwehren. Die Mannschaften einigten sich auf einen Nicht-Angriffspakt, weil der VfL schon alle Wechselphasen ausgeschöpft hatte und nur noch zu neunt auf dem Rasen stand. Dir Bochumer plädierten für einen Spielabbruch, doch Schiedsrichter Petersen entschied anders. Dieser hielt vorher Rücksprache mit seinen Verantwortlichen beim DFB. Wird ein Spieler oder ein Unparteiischer von einem Gegenstand verletzt – wie der Linienrichter beim Becherwurf in Bochum anno 2022 – ist ein Abbruch möglich, aber nicht zwingend erforderlich. Petersen war vor einigen Jahren sogar schon selbst betroffen und beendete daraufhin die Partie. An diesem Samstag entschied er anders. „Nur der Schiedsrichter kann ein Spiel abbrechen. Das hätte er aus unserer Sicht tun müssen“, erklärte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig, der ankündigte: „Wir werden gegen die Spielwertung Einspruch einlegen.“

Sportgericht muss entscheiden

Die Entscheidung darüber, wie die Partie gewertet wird, liegt beim DFB-Sportgericht. Im Erfolgsfall wird das Spiel mit 2:0 und drei Punkten für den VfL gewertet. Auch ein Wiederholungsspiel an gleicher Stelle wäre theoretisch denkbar, ist aber sehr unwahrscheinlich. Wie gut die Chancen auf eine Wertung im Sinne des VfL stehen, ist unklar; in der jüngeren Vergangenheit gab es keinen vergleichbaren Fall. „Uns ist ein sportlicher Nachteil entstanden“, begründet Kaenzig die Entscheidung. So steht es auch im Regelwerk des DFB. Die „Schwächung der eigenen Mannschaft durch einen während des Spiels eingetretenen Umstand, der unabwendbar war und nicht mit dem Spiel und einer dabei erlittenen Verletzung im Zusammenhang steht“ rechtfertigt einen Einspruch. Auch wenn nur noch drei Minuten zu spielen waren, wurde der VfL um eine Siegchance gebracht.

Wütende Berliner Fans

Wobei es sogar Bochums Trainer Hecking war, der nach dem um 28 Minuten verzögerten Schlusspfiff beschwichtigte und relativierte. Er wies darauf hin, dass sich die eigenen Fans auch nicht immer korrekt verhalten. Schließlich flogen im Bochumer Ruhrstadion zuletzt ebenfalls einige Gegenstände auf den Rasen, sie trafen nur keinen Spieler. Und: Der mutmaßliche Täter wurde nach Angaben der Unioner schnell ermittelt. Berlins Manager Horst Heldt verurteilte das Fehlverhalten „eines Einzelnen“, wobei er verschwieg, dass zahlreiche Fans den am Boden liegenden Drewes beschimpften und sogar wütend der Schauspielerei bezichtigten. Den Anstand und die Erkenntnis, dass ihr Verhalten unsportlich und damit inakzeptabel ist, unabhängig davon, wie hart Drewes getroffen und verletzt wurde, hatten sie jedenfalls nicht.


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(Foto: Imago / Matthias Koch)

Mitgliederversammlung

VfL auf Wachstumskurs: Wintertransfers sind möglich

Aus sportlicher Sicht ist der VfL Bochum derzeit nicht in der Lage, für ein erfreuliches Zahlenwerk zu sorgen. Mit zwei mageren Pünktchen nach 13 Spielen steht der Revierklub auf dem letzten Platz der Bundesliga-Tabelle. Immerhin sorgt die wirtschaftliche Entwicklung für einen Lichtblick in einer eher düsteren Zeit. Denn die Bilanz, die Geschäftsführer Ilja Kaenzig den Mitgliedern am Donnerstagabend auf der turnusmäßigen Jahreshauptversammlung präsentiert hat, bestätigt den Trend der vergangenen Jahre.

Kalkuliertes Minus

​Der VfL Bochum befindet sich in vielen Bereichen weiterhin auf einem Wachstumskurs, auch wenn das abgeschlossene Geschäftsjahr 2023/24 mit einem Fehlbetrag von rund 5,2 Millionen Euro abgeschlossen wurde. „Es handelt sich um ein kalkuliertes Minus“, erklärte Kaenzig. Schließlich habe der VfL in den beiden Jahren zuvor einen Gewinn in mittlerer siebenstelliger Höhe verzeichnet. Die Erträge zwischen Juli 2023 und Juni 2024 lagen in der ausgegliederten Kapitalgesellschaft bei rund 77,3 Millionen Euro, die Aufwendungen bei 82,5 Millionen Euro. Der eingetragene Verein erzielte bei Erträgen von 5,2 Millionen Euro einen Fehlbetrag von rund 230.000 Euro.

Im Gegensatz zum Vorjahr fehlten dem VfL in erster Linie Transfereinnahmen. In allen anderen Bereichen verzeichnete der Klub einen Anstieg der Erträge, etwa beim Sponsoring oder beim Fanartikel-Verkauf. Auch deshalb planen die Verantwortlichen für die laufende Saison mit Erträgen von 86,4 Millionen Euro, den Aufwendungen in Höhe von rund 85,1 Millionen Euro gegenüberstehen sollen. Die deutlich höheren Erträge kommen durch den Verkauf von Patrick Osterhage und deutliche Mehreinnahmen aus dem Topf der Fernsehgelder zustande.

Spieleretat erhöht

Läuft alles nach Plan, dann hat der VfL seine verbliebenen Verbindlichkeiten von rund 6,2 Millionen Euro gegenüber Kreditinstituten bis zum Jahr 2027 getilgt. Schon jetzt ist das Eigenkapital mit rund 3,3 Millionen Euro positiv. Kaenzig ging in diesem Zusammenhang erneut auf den Vorwurf einiger Fans ein, der VfL würde sich angeblich totsparen. Der VfL habe unter anderem Geld in die Weiterentwicklung der Nachwuchs- und Frauenabteilung gesteckt, zudem die Infrastruktur modernisiert. Als weiteres Beispiel nannte der alleinige Geschäftsführer den Lizenzspieleretat. Dieser lag im ersten Jahr nach dem Aufstieg bei rund 24 Millionen Euro. In der vergangenen und der laufenden Saison peilt der VfL Aufwendungen von rund 41 Millionen Euro für seine Bundesliga-Mannschaft an.

Der aktuelle Etat würde trotz des Trainerwechsels im Herbst auch noch Mittel für Wintertransfers hergeben, betonte Kaenzig gegenüber den Mitgliedern: „Natürlich nur für Spieler unserer Preisklasse. Aber wir haben im Sommer nicht den letzten Cent ausgegeben. Zum einen, weil es von der sportlichen Leitung keine weiteren Wünsche mehr gab, zum anderen, weil wir bereits 31 Spieler im Kader hatten.“ ​Bis zu zwei Verstärkungen für die Rückrunde seien realisierbar. Trainer Dieter Hecking dürfe Wünsche äußern, Kaenzig kümmert sich um die Umsetzung. Ein neuer Sportchef soll dann ab Februar übernehmen und mit den zweigleisigen Planungen für die kommende Saison beginnen.

Rückkehr zur Effizienz

An dieser Stelle schlug der 51-Jährige den Bogen zur aktuellen sportlichen Lage: „Wir sind von unserem Weg abgekommen. Das zusätzliche Geld hat uns nicht geholfen. Effizienz war unsere Paradedisziplin und muss es wieder werden. Der Schlüssel liegt in der Vereinfachung.“ Kaenzig betonte, dass beim VfL Bochum trotz einer „katastrophalen Zwischenbilanz“ niemand aufgeben werde und der erneute Klassenerhalt das große Ziel bleibt. Nur so wird der Klub den Wachstumstrend der vergangenen Jahre fortsetzen können.

Dieser Bericht enthält auch Aussagen aus einem Medien-Termin im Vorfeld der Mitgliederversammlung. Weitere Berichterstattung zur Versammlung (vor allem zur Stadion-Modernisierung, zur Lage im Präsidium und den Neuwahlen im Sommer 2025) erfolgt aus zeitlichen Gründen wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt – inklusive weiterführender Informationen.


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(Foto: Marc Niemeyer)