1:0 in Fürth gewonnen

VfL-Sieg dank Standardtor: „Vielleicht häufiger einüben“

Die Fans des VfL Bochum jubelten, ohne dass es einen Anlass dafür gab. Der eingewechselte Takuma Asano setzte den Ball aus guter Position nur ans Außennetz. Der Japaner hatte nach 68 Minuten die bis dato größte Chance im Duell der beiden Aufsteiger. Kurze Zeit später konnten die Bochumer ihren Emotionen dann auch wirklich freien Lauf lassen. Nach einem Freistoß von Eduard Löwen war Kapitän Anthony Losilla mit dem Kopf zur Stelle und erzielte das erste Bundesliga-Tor seiner Karriere, das dem VfL einen 1:0-Auswärtssieg bescherte.

Endlich wieder ein Tor

Drei Spiele lang und die ersten 80 Minuten gegen Fürth war der VfL ohne einen eigenen Treffer geblieben. Noch länger mussten die Bochumer auf ihren zweiten Saisonsieg warten, den letzten Dreier gab es im August. „Es war ein Spiel mit extrem viel Druck für beide Mannschaften“, sagte Manager Sebastian Schindzielorz nach der Partie, die womöglich wegweisenden Charakter hat. Der VfL ist mit sieben Punkten nach acht Spielen wieder fast im Soll, hat Kontakt zur unmittelbaren Konkurrenz. Die Spielvereinigung bleibt dagegen Letzter mit nur einem Punkt; der Klassenerhalt käme wohl einem Wunder gleich.

Dass sich beide Mannschaften in der neuen Liga schwer tun, war speziell in der ersten Halbzeit nicht zu übersehen. Ohne das Etikett ‚Bundesliga‘ hätte wohl kaum ein Zuschauer vermutet, dass sich gerade zwei Erstligisten gegenüberstehen, so sehr fehlte diesem Spiel das Niveau. Immerhin: Der VfL, der in der Innenverteidigung überraschend mit dem Duo Masovic/Lampropoulos antrat, ließ in der ersten Hälfte keine echte Torchance zu. Auch nach dem Seitenwechsel brannte wenig an, obwohl die Fürther den Druck etwas erhöhten.

Mit Raute im Mittelfeld

Defensiv half dem VfL auch eine Systemumstellung. Trainer Thomas Reis spiegelte die Mittelfeldraute der Gastgeber, setzte im Mittelfeld deshalb unter anderem auf Milos Pantovic in zentraler Position. Was hinten funktionierte, wurde vorne aber zum Problem. Die Flügel waren kaum besetzt, speziell die rechte Angriffsseite lange Zeit nicht existent. Erst als Thomas Reis – für seine Verhältnisse recht früh – wechselte, wurde es besser. Er rüttelte nicht groß am System, brachte mit Takuma Asano und Danny Blum aber zusätzliches Tempo und mehr Qualität ins Spiel. Der VfL wurde endlich mutiger, die Gefahr nach vorne spürbar größer. Dafür wurden die Gäste schließlich auch belohnt.

Ausgerechnet eine Standardsituation brachte den Siegtreffer. „Unter der Woche haben wir Standards trainiert, auch darüber kann man Spiele gewinnen. Heute hat es direkt geklappt“, freute sich Angreifer Sebastian Polter über die drei Punkte und fügte – halb ernsthaft, halb lachend – hinzu: „Vielleicht sollten wir öfter Dinge einstudieren.“ Gerade für einen Aufsteiger und speziell in engen Duellen können ruhende Bälle entscheidend sein, vor allem dann, wenn gelungene Spielzüge und Strafraumaktionen ansonsten eher Mangelware sind. 

Drei Spiele Ende Oktober

Ansätze, was Reis, Polter und Co. in der neuen Trainingswoche einstudieren und verbessern können, gibt es noch einige, speziell in der Offensive. Und so wird die Freude über den späten und glücklichen, aber nicht unverdienten und vor allem wichtigen Auswärtssieg in Fürth schon bald der kritischen Aufarbeitung weichen. Denn der Rest vom Oktober hält für den VfL noch drei Pflichtspiele bereit: Kommenden Sonntag zu Hause gegen Eintracht Frankfurt, eine Woche später auswärts bei Borussia Mönchengladbach. Zwischen den beiden Ligaspielen steht das Pokalduell gegen den FC Augsburg im eigenen Stadion an.

(Foto: Firo Sportphoto)

Hoffnung auf mehr

Bochums Neuzugänge sind noch keine Leistungsträger

Der Mannschaft zusätzliche Qualität zuzuführen – das ist die Kunst eines jeden Aufsteigers, die gelingen muss, um am Ende der Saison den Klassenerhalt zu feiern. Mit seinem Team hat der VfL Bochum zum Start der Bundesliga-Saison zwar nicht vollends enttäuscht, aber auch nicht positiv überraschen können. Die Ausbeute ist eher mager: Vier Punkte aus sieben Partien. In vielen Bereichen sucht der VfL noch nach Stabilität. Vor allem personell gibt es weiter Baustellen.

Löwen noch kein Stammspieler

Das liegt auch daran, dass sich die Neuzugänge noch nicht zu Leistungsträgern entwickelt haben. Acht Spieler hat der VfL Bochum im Sommer verpflichtet, größtenteils ablösefrei, drei von ihnen auf Leihbasis. In den ersten sieben Partien waren sie aber noch nicht der ganz große Faktor. Was auffällt: Nur einer von ihnen, nämlich Elvis Rexhbecaj, gehörte in allen Spielen zur Startformation. Er zeigte gute Ansätze als neues Bindeglied zwischen Defensive und Offensive, ist im Schnitt laufstärkster Spieler beim VfL. Doch herausragend waren seine Leistungen noch nicht.

Das gilt für viele seiner Teamkollegen ebenso, die aus unterschiedlichen Gründen Anlaufschwierigkeiten haben oder hatten, Eduard Löwen zum Beispiel. Er war zwar pünktlich zum Trainingsauftakt in Bochum, flog aber schon zwei Wochen später weiter nach Tokio, um mit dem deutschen Team an den Olympischen Spielen teilzunehmen. Er kam angeschlagen wieder, feierte sein Startelfdebüt in einem Pflichtspiel des VfL erst Mitte September gegen Hertha BSC; gegen den Klub also, von dem er für ein Jahr ausgeliehen ist. Löwen überzeugte nicht, saß gegen die Bayern also auf der Bank, spielte gegen Stuttgart wieder von Beginn an und musste gegen Leipzig erneut lange zuschauen.

Kurzum: Zu einer prägenden Figur im Bochumer Mittelfeld hat er sich noch nicht entwickelt. Weil er grundsätzlich aber ein guter Standardschütze ist, defensiv wie offensiv Stärken hat und bereits Bundesliga-Erfahrung aus drei Vereinen mitbringt, bleibt er ein Hoffnungsträger. Ganz ungewöhnlich sind Anlaufschwierigkeiten ohnehin nicht. Für ein generelles Urteil über die Qualität der Neuzugänge ist es noch zu früh, lediglich eine erste Zwischenbilanz ist schon möglich. Das zeigt die Vergangenheit: Auch spätere Leistungsträger wie Robert Zulj oder Simon Zoller haben in ihren ersten Wochen und Monaten beim VfL noch keine Bäume ausgerissen – was sich mit der Zeit aber ändern sollte.

Hoffnungen ruhen auf Polter

Insofern besteht in vielen Fällen die Hoffnung, dass die Sommerneuzugänge ihr vorhandenes Potenzial konstant abrufen. Das gilt auch für Takuma Asano, der zum Start gegen Wolfsburg und zuletzt in Leipzig zur Startformation gehörte, aber durch einen Muskelfaserriss zwischenzeitlich aus der Bahn geworfen wurde und durch Länderspielreisen eine zusätzliche Belastung hat. Aktuell ist er wieder unterwegs, ebenso wie Außenverteidiger Konstantinos Stafylidis, der ebenfalls zweimal von Beginn an spielen durfte, ehe ihn Trainer Thomas Reis wieder aus dem Team nahm.

In Bochum geblieben ist dagegen Christopher Antwi-Adjei, der den umgekehrten Weg gegangen ist. Wochenlang war der schnelle Offensivmann nur Joker, gegen Stuttgart und Leipzig gehörte er dann aber zur Anfangsformation. Seine Auftritte waren absolut vorzeigbar, vor allem sein Tempo eine Bereicherung. Auch Sebastian Polter gehört grundsätzlich zum Kreis der Stammspieler, nur in Leipzig blieb er erstmals nach seiner Verpflichtung auf der Bank, weil er in den Spielen zuvor nur teilweise überzeugt hat. Auf ihm ruhen weiter große Hoffnungen, wenn es um die dringend benötigte Torgefahr geht. Wie eingangs erwähnt, hat der VfL erst vier Treffer erzielt, zwei davon gehen auf das Konto des verletzten Simon Zoller. Polter ist Stand jetzt der einzige Bochumer Neuzugang, der schon getroffen hat.

Viel Lob für Osterhage

Perspektivisch könnte auch Patrick Osterhage mehr Einsatzzeit erhalten. Der Youngster unter den Neuzugängen, der aus der U23 des BVB nach Bochum gekommen ist, entwickelt sich prächtig. Unübersehbar sind seine fußballerischen Anlagen, gegen Leipzig feierte er sein Bundesliga-Debüt. An ihm werden die Bochumer noch viel Freude haben, sagt Thomas Reis immer wieder. Osterhage wird am Donnerstag beim Testspiel gegen den niederländischen Erstligisten NEC Nijmegen ebenso dabei sein wie Ersatztorhüter Michael Esser, der achte und erfahrenste Neuzugang im Bunde. Weil Manuel Riemann gute Leistungen zeigt, bleibt dem Rückkehrer vorerst nur die Zuschauerrolle.

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(Foto: Imago / RHR-Foto)

Neuer Hoffnungsträger

„Ist eine Waffe“: Mit Blum gegen die Torflaute

Bei den Champions-League-Teilnehmern in München, Leipzig und Wolfsburg hatte der VfL Bochum wenig zu verlieren. Als klarer Außenseiter geriet der Aufsteiger bei den Bayern unter die Räder, in den anderen beiden Partien hielt er zumindest phasenweise ordentlich mit. Punkte gab es jeweils keine. Auch in Köln verlor der VfL am Ende verdient. Die Auswärtsbilanz ist also ausbaufähig. Da kommt das Gastspiel bei der Spielvereinigung Greuther Fürth fast schon gelegen. Oder? Will der VfL nicht auf den letzten Tabellenplatz abstürzen, muss er am Samstag beim Mitaufsteiger punkten, am besten dreifach.

Damit dieses Vorhaben gelingt, wird es personell wohl erneut einige Änderungen geben. Es deutet sich an, dass Sebastian Polter und Eduard Löwen ins Team zurückkehren, Takuma Asano und Robert Tesche, die gegen Leipzig nicht überzeugt haben, müssten dann weichen. Und weil Herbert Bockhorn mit einem Muskelfaserriss wohl den ganzen Monat fehlen wird, ist Cristian Gamboa schneller als geplant wieder gefragt. Nach seiner Arm-OP im August ist er zwar einsatzfähig, aber noch nicht ganz bei 100 Prozent. Zur Startelf wird er gegen Fürth wohl trotzdem gehören. Anderenfalls müsste Thomas Reis wieder experimentieren, einen weiteren Rechtsverteidiger hat er schließlich nicht.

Startelf wird erneut umgebaut

Auch ein vierter Wechsel im Vergleich zum Spiel in Leipzig vor der Länderspielpause ist denkbar. Um die Torflaute zu beenden, könnte Danny Blum erstmals nach seiner langen Pause von Beginn an auf dem Platz stehen. Der Linksfuß hatte sich im April verletzt, war im August ins Mannschaftstraining zurückgekehrt, feierte gegen Stuttgart Ende September sein Comeback und ist nun auch wieder Option für die Anfangsformation. „Wir wissen, welche Qualitäten er hat. Wenn er fit ist, dann ist er eine Waffe“, sagt Trainer Thomas Reis über den 30-Jährigen, der für einen Einsatz bereit stünde. Blum war schon am vergangenen Donnerstag beim Testspiel gegen NEC Nijmegen über 90 Minuten dabei und erzielte beim 5:4-Sieg auch ein Tor. „Ich fühle mich körperlich immer besser, komme von Woche zu Woche besser in Tritt“, erklärte Blum nach der Partie.

Er könnte Christopher Antwi-Adjei verdrängen, der gegen Stuttgart und Leipzig zwar sein Tempo gut ausgespielt hat, aber die Bochumer Torgefahr nicht merklich erhöhen konnte. „Danny hat Schärfe in seinen Bällen“, lobt Reis. Blum könnte diese Stärke auch bei Standardsituationen ausspielen, die der VfL in dieser Saison noch nicht für sich nutzen konnte. Sollte Gerrit Holtmann im Team bleiben und Danny Blum neu dazukommen, ist eine Rotation ähnlich wie in der Aufstiegssaison denkbar. Die beiden Flügelspieler tauschten da regelmäßig ihre Position, auch während des Spiels. Eigentlich kommen beide am liebsten über die linke Seite, was Blum zuletzt noch einmal bekräftigt hat: „Da kann ich meine Fähigkeiten am besten einsetzen: Im Eins-gegen-Eins, mit meiner Schnelligkeit und dem Blick für den freien Mann.“

Reis ist von Blum überzeugt

Blum ist aber nicht nur als Vorbereiter bekannt, sondern sucht auch selbst den Abschluss. Die Bilanz bisher: In 52 Pflichtspielen für den VfL war er an 30 Toren beteiligt, 13 davon erzielte er selbst. Thomas Reis ist davon überzeugt, dass Blum eine Klasse höher ähnlich erfolgreich sein wird: „Danny hat erst 19 Bundesligaspiele absolviert. Eigentlich müssten es 100 mehr sein, mindestens. An mir scheitert es aber nicht, wenn jetzt weitere dazukommen sollen…“

(Foto: Firo Sportphoto)

Sehnsucht nach Bochum

Zulj denkt an VfL-Rückkehr: Was Reis dazu sagt

Geld allein macht nicht glücklich. Knapp vier Monate nach seinem Wechsel in die Wüste kokettiert Robert Zulj offen mit einer Rückkehr nach Deutschland, am liebsten schon im Januar, wenn das Transferfenster öffnet. Besonders gern würde er wieder für den VfL Bochum spielen, erzählte er der Bild-Zeitung in einem großen Interview, das am Donnerstag erschienen ist. Das sportliche Niveau in den Emiraten sei niedriger als erwartet. 

Reis steht in Kontakt mit Zulj

VfL-Coach Thomas Reis reagierte mit einem Schmunzeln auf die Aussagen des einstiegen Top-Scorers, der einen großen Anteil am Aufstieg hatte. „Dann kann ich als Trainer ja so schlimm nicht sein“, sagte er nach dem 5:4-Sieg im Test gegen NEC Nijmegen – und schloss eine Rückkehr des Spielmachers nicht aus: „Mit seiner Art fehlt er uns. Er ist ein Führungsspieler. Ich habe immer noch ein gutes Verhältnis zu ihm, der Kontakt ist nicht abgerissen.“

Gleichwohl betont Reis, dass er nicht weiß, in welcher körperlichen Verfassung sich Zulj befindet, zumal er ein Spieler ist, der sich nicht gerne quält: „Er ist nicht unbedingt ein Trainingsweltmeister. Der Weg zurück kann sehr schwer sein, auch wenn man nur ein halbes Jahr weg ist.“ Wenn Zulj monatelang nicht auf höchstem Niveau gespielt und trainiert hat, könnte genau das zum Problem werden. Wenn er zurückkäme, müsste er dem VfL sofort weiterhelfen.

Kaderlücke noch nicht geschlossen

Zulj hatte schon Anfang 2019 nach seinem Wechsel von der TSG Hoffenheim zum VfL Bochum körperliche Defizite, war zunächst keine Verstärkung. Erst mit etwas Verspätung und dank der Corona-Pause hat sich der heute 29-Jährige zum Leistungsträger entwickelt. 15 Tore und 15 Vorlagen gelangen ihm in der Vorsaison. Dann nutzte Zulj eine Ausstiegsklausel, um zu Ittihad Kalba in die Vereinigten Arabischen Emirate zu wechseln.

Die Lücke, die durch seinen Weggang entstanden ist, konnte der VfL noch nicht schließen. Zulj ist ein typischer Zehner, ein Ballverteiler und Standardschütze. Nur: Sein Tempodefizit würde in der Bundesliga noch stärker ins Gewicht gefallen. Auch kämen mehr Defensivaufgaben auf ihn zu; ebenfalls nicht die Stärke des Österreichers. Außerdem ist fraglich, ob ihn alle Fans wieder mit offenen Armen empfangen würden.

Wie würden die Fans reagieren?

Denn bei seinem Abgang im Sommer gab es neben Dankbarkeit für gute Leistungen auch viel Kritik, Zulj wurde als Söldner beschimpft. In der Kabine genießt er dagegen einen guten Ruf. Offen wäre außerdem noch die Finanzierung eines Transfers. Zulj verdient in den Emiraten deutlich besser als zuvor beim VfL, er müsste deutliche Abstriche machen. Wenn ihn die Bochumer überhaupt zurückholen möchten…

Sollte sich der VfL Bochum um eine Rückkehr von Robert Zulj bemühen?

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(Foto: Imago / Eibner)

0:3-Niederlage in Leipzig

Ein Gegentor kommt selten allein: Riemanns Schelte

Vielleicht wäre es ratsam, wenn Manuel Riemann nach den Spielen erst einmal tief durchatmet, bevor er wütend an die Mikrofone tritt – auch wenn wir Journalisten uns über so viel Offenheit in der Regel freuen. Nach der 0:3-Niederlage in Leipzig kritisierte Bochums Schlussmann seine Mitspieler für ihr Abwehrverhalten. Mit seinem Teamkollegen Elvis Rexhbecaj schimpfte Riemann schon nach dem zweiten Gegentreffer – der genaue Grund war zunächst unklar. Später erklärte Riemann, dass er Rexhbecaj eine Anweisung gegeben habe, die dieser ignoriert habe. „Wenn es da eine Meinungsverschiedenheit gab, dann werden wir das intern klären“, sagte Trainer Thomas Reis dazu. Doch daran hat sich Riemann nicht gehalten, er sprach über die Szene vor laufenden TV-Kameras. Dem Teamgeist und der Außendarstellung sind solche Konflikte, ausgetragen in aller Öffentlichkeit, eher nicht zuträglich.

Drei Gegentore binnen weniger Minuten

Riemann hatte aber noch mehr zu sagen. Ihm missfiel, dass seine Mitspieler beim 0:1 in der 70. Minute durch Andre Silva kaum Gegenwehr zeigten, und sich die Mannschaft danach aufgab. „Bei einer Ecke weiß ich, dass ich das eigene Tor verteidigen muss – aber offenbar wissen das nicht alle. Das war dumm“, kritisierte Riemann, ohne seine eigene Strafraumbeherrschung zu reflektieren. Silva, gerade frisch eingewechselt, stand völlig frei und konnte ungehindert einköpfen. Was danach geschah, brachte den Keeper fast noch mehr auf die Palme. „Bei mindestens acht Spielern ging der Kopf nach unten“, bemängelte er die Einstellung. Leipzig hatte nun leichtes Spiel, Christopher Nkunku traf doppelt binnen weniger Minuten. Riemann legte damit den Finger in die Wunde, denn genau das passierte dem VfL in ähnlicher Form schon in Köln, gegen Hertha und in München. Fällt das erste Gegentor, folgt das zweite sogleich.

Masovic stärker als Bella Kotchap

Insgesamt zeigte der VfL beim Vizemeister aber keine so schlechte Leistung, abgesehen von den ersten und den letzten 20 Minuten. Schon zu Beginn hatte Leipzig zu viele Räume, doch RB scheiterte am Video-Assistenten, der einen Elfmeter zurücknahm, am Aluminium oder am starken Manuel Riemann. Bochums Pressing war zu inkonsequent, einige Spieler – insbesondere Armel Bella Kotchap – verteidigten zu hoch. Hinzu kamen unnötige Ballverluste, Robert Tesche war mehrfach beteiligt. Reis beorderte den Routinier für Eduard Löwen ins Team, versprach sich von dieser Maßnahme mehr Präsenz in Luftduellen. Allerdings hatte Tesche erhebliche Probleme mit dem Spieltempo. Ein halbes Dutzend Leipziger Großchancen waren die Folge. Nach der Anfangsphase stabilisierte sich das gesamte Team, „bis zum 0:1 hatte Leipzig keine weitere Torchance“, stellte Riemann später fest.

Ganvoula aus dem Kader gestrichen

Weiter vorne rieb sich der kleine Takuma Asano gegen wuchtige Leipziger vergebens auf. Der Japaner spielte für Sebastian Polter. Im dritten Spiel in Folge blieb der VfL ohne Tor, weil kaum ein Angriff ordentlich ausgespielt wurde. Theoretisch wäre für die Mittelstürmer-Position auch Silvere Ganvoula eine Option, weil er Schnelligkeit und Körperkraft vereint. Nur hat er im Training offenbar wieder enttäuscht. Thomas Reis ließ ihn daheim, besetzte nur 18 von 20 Kaderplätzen, wobei Konstantinos Stafylidis kurzfristig ausfiel. Was genau Bochums Chefcoach zu bemängeln hatte, wollte er auf Nachfrage nicht verraten. „Ich habe mich für den bestmöglichen Kader entschieden“, sagte er nur, und war seinem Torhüter damit ein gutes Vorbild. Statt Ganvoula öffentlich zu kritisieren, schwieg er. Für die interne Problemlösung bleibt nun etwas Zeit. Es folgt die Länderspielpause, danach das eminent wichtige Spiel in Fürth. 

(Foto: Picture Point LE)

Fan-Boykott

Jedes VfL-Spiel ein Fest – nur in Leipzig nicht

Beim Auswärtsspiel in Wolfsburg waren Gästefans eigentlich gar nicht zugelassen. Doch die wenigen Bochumer, die mit Glück an Karten gekommen waren, haben zeitweise mehr Lärm gemacht als die 8.000 Fans der Heimmannschaft. Auch in Köln und München waren die VfL-Fans in der Unterzahl. Nur fünf Prozent der Tickets gehen aktuell an den Gastverein. Die Bochumer waren aber so laut, dass danach jeder wusste: Der VfL ist zurück in der Bundesliga.

Nur 500 Bochumer in Leipzig

Jedes Spiel ist für die Anhänger derzeit ein Fest, im eigenen Stadion sowieso. Am Wochenende, beim sogenannten Topspiel in Leipzig, wird das allerdings etwas anders aussehen: Von den knapp 1.100 angebotenen Tickets hat der VfL nur rund 500 verkaufen können – dabei hatten alle Fans und nicht nur Vereinsmitglieder und Dauerkarteninhaber Zugriff auf die Karten. Die Tickets für die Spiele in Köln und München waren dagegen binnen weniger Minuten vergriffen. Der Grund für die Zurückhaltung: Teile der Fanszene boykottieren das Spiel, ähnlich wie vor einigen Jahren, als der VfL noch in der 2. Liga zu Gast im früheren Zentralstadion war.

Die Geschichte dahinter ist bekannt: Nicht nur Bochumer bezeichnen den Klub RB Leipzig als Marketinginstrument des RedBull-Konzerns und lehnen ihn deshalb ab. Mit dem Kauf von Eintrittskarten wollen sie den Vizemeister der Bundesliga nicht zusätzlich unterstützen. In der Vergangenheit gab es stattdessen Aktionen am Ruhrstadion, etwa zur Verabschiedung oder Begrüßung der Mannschaft.

Die Verantwortlichen halten sich aus dem Thema weitgehend heraus, wie die Pressekonferenz vor dem Spiel gezeigt hat. „Das muss jeder für sich selber entscheiden, ob er uns nach Leipzig begleitet oder nicht“, sagte Trainer Thomas Reis auf Nachfrage. „Es geht ja in erster Linie darum uns zu unterstützen.“ Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz wich der Frage aus, ob der Boykott für ihn nachvollziehbar sei, und sagte nur: „Die, die vor Ort sein werden, werden uns sicher lautstark anfeuern – so, wie es immer der Fall ist.“ Schindzielorz lobte noch einmal die Stimmung bei den bisherigen Heim- und Auswärtsspielen: „Das war großartig. Diese Energie von den Rängen hat uns zusätzlich geholfen.“

Mehr Fans im Ruhrstadion

Nicht nur der Manager darf darauf hoffen, dass die Atmosphäre im Bochumer Ruhrstadion bald noch besser wird. Denn die neue Corona-Schutzverordnung des Landes NRW, die für den gesamten Oktober gilt, sieht weitere Lockerungen unter der 3G-Regel vor. Demnach darf der VfL – wie alle anderen Vereine auch – künftig jeden Sitzplatz sowie 5.000 Stehplätze belegen. Theoretisch dürften also mehr als 20.000 Fans ins Stadion kommen. Wie das in der Praxis aussehen wird, ist aber noch offen. Zuletzt waren 15.500 Fans beim Heimspiel gegen den VfB Stuttgart zugelassen, darunter 4.000 Zuschauer auf der Osttribüne.

Noch hat der VfL aber Zeit, die neue Verordnung konkret umsetzen. Die nächsten beiden Heimspiele finden erst Ende Oktober statt: Erst am Sonntagabend (24.10.) gegen Eintracht Frankfurt in der Liga, dann 71 Stunden später gegen den FC Augsburg im DFB-Pokal (27.10.). Fest steht nur: Fans, die bis dahin noch nicht vollständig geimpft sind, müssen ihre Schnelltests selbst bezahlen. Der Bund übernimmt die Kosten nur noch bis zum 11. Oktober.

(Foto: Firo Sportphoto)

Exklusive Einblicke

Gewinnspiel: Talk mit Reis im Fußballmuseum

+++ Update: Die beiden Gewinner, Thorsten S. aus Neuss und Julian M. aus Schwerte, sind ermittelt und wurden bereits benachrichtigt. Viel Spaß im Fußballmuseum und danke an alle für die rege Teilnahme am Gewinnspiel! +++

In seinem neuen Buch berichtet Erfolgsautor Ronald Reng von den Höhen und Tiefen in der Ausbildung dreier Nachwuchsfußballer. An diesem Donnerstag (7.10., 19 Uhr) stellt er sein neues Werk im Deutschen Fußballmuseum vor und trifft zur Diskussion auf VfL-Trainer Thomas Reis. Der Fußballlehrer wird ausführlich über seine Zeit als Jugendtrainer in Bochum und Wolfsburg berichten, Einblicke in die Arbeit mit Talenten gewähren und seine Philosophie näher vorstellen. Auch U17-Nationaltrainer Christian Wück wird mit dabei sein. Reng wird außerdem interessante Passagen aus seinem Buch vorlesen. Sein Werk vermittelt exklusive und bislang ungekannte Blicke hinter die Kulissen der großen Bundesliga-Vereine. 

Mehr Informationen zur Veranstaltung und Tickets gibt es HIER.

In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Fußballmuseum verlost ‚Tief im Westen – Das VfL-Magazin‘ 2 x 2 Tickets für die Veranstaltung. Was Ihr dafür tun müsst? Einfach eine kurze Mail mit dem Betreff „Fußballmuseum“ an gewinnspiel@vfl-magazin.de schicken, bitte mit euren Kontaktdaten! Das Gewinnspiel endet am Mittwoch (6.10.) um 10 Uhr. Anschließend werden die Gewinner per Zufallsprinzip ermittelt und benachrichtigt. Wichtig: Im Museum gilt die 3G-Regel. Ein entsprechender Nachweis ist inklusive Personalausweis mitzuführen.