Transferticker

VfL-Überraschung: Bochum holt doch noch einen neuen Stürmer

Der Transferticker ist zurück! Ab sofort liefert Tief im Westen – Das VfL-Magazin wieder gebündelt Informationen zu allen möglichen Zu- und Abgängen oder Vertragsverlängerungen. Neben Vollzugsmeldungen gibt es auch einen Überblick zu Gerüchten, wie gewohnt mit einer Einschätzung und eigenen Recherchen.


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1.September: Der VfL hat am letzten Transfertag doch noch einen neuen Angreifer verpflichtet. Goncalo Paciencia wechselt nach Bochum. Der 29-jährige Portugiese, der in der Bundesliga bereits für Eintracht Frankfurt und Schalke 04 gespielt hat, wird für ein Jahr vom spanischen Klub Celta Vigo ausgeliehen. Paciencia ist ein klassischer Mittelstürmer, den insbesondere seine Kopfballstärke auszeichnet. Ein ausführlicher Bericht folgt!

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1.September: Ein weiterer Stürmer hat den VfL Bochum verlassen. Luis Hartwig schließt sich für drei Jahre dem belgischen Zweitligisten KV Oostende an. Der Angreifer war in der vergangenen Saison nach Österreich ausgeliehen und im Sommer nach Bochum zurückgekehrt. Die Verantwortlichen haben ihm allerdings einen Wechsel nahegelegt, der nun zustande gekommen ist.

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1.September: Wie erwartet hat Simon Zoller den VfL Bochum verlassen – allerdings zu einem anderen Klub als angenommen. Der 32-Jährige geht ab sofort für den Zweitligisten FC St. Pauli auf Torejagd. Der zunächst angestrebte Wechsel zu Fortuna Düsseldorf ist trotz vertraglicher Einigung aller Parteien kurzfristig geplatzt. Zoller soll in Düsseldorf sogar schon den Medizincheck erfolgreich absolviert haben. Doch der Aufsichtsrat der Fortuna legte aus bislang ungeklärten Gründen sein Veto ein. Zoller und sein Berater einigten sich daraufhin mit dem FC St. Pauli. „Simon Zoller ist mit dem Wunsch an uns herangetreten, sich neu orientieren zu wollen. Weil er ein Spieler mit großen Verdiensten für den VfL ist, haben wir seinem Wunsch entsprochen, zumal auch die weiteren Rahmenbedingungen für diesen Wechsel passen“, erklärt Marc Lettau, Sportdirektor des VfL Bochum. Zoller war seit Januar 2019 Spieler des VfL Bochum. Er absolvierte 109 Pflichtspiele für den Revierklub, in denen ihm 33 Tore und 21 Assists gelangen.

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1.September: Der VfL Bochum wollte Tim Oermann auch in dieser Saison verleihen. Drittligist Rot-Weiss Essen war interessiert, musste aus finanziellen Gründen allerdings Abstand von einer Verpflichtung nehmen. Auch ein Wechsel zu Preußen Münster ist geplatzt. Der Vertrag des in Bochum ausgebildeten Innenverteidigers läuft noch bis 2026. Die Verantwortlichen beim VfL halten viel von Oermann, aktuell ist das Eigengewächs aber nur Innenverteidiger Nummer sechs.

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31. August: Ein weiterer Spieler, der bis vor wenigen Monaten das Trikot des VfL Bochum getragen hat, ist auf seiner Vereinssuche fündig geworden. Dominique Heintz wechselt zum 1. FC Köln. Der Abwehrspieler war nach Ablauf des Leihgeschäfts vom VfL zunächst zu Union Berlin zurückgekehrt.

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30. August: Zwei Sommer-Abgänge des VfL Bochum spielen in dieser Saison in der Champions League. Silvere Ganvoula und Saidy Janko haben sich mit dem Schweizer Meister Young Boys Bern für die Gruppenphase der Königsklasse qualifiziert – Janko als Stammkraft und Ganvoula als Einwechselspieler. Janko hat in Bern einen Vertrag bis 2027 unterschrieben, Ganvoula bis 2026.

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30. August: Knapp drei Wochen nach seiner Vertragsauflösung beim VfL Bochum hat Jacek Goralski einen neuen Verein gefunden. Der 30-Jährige läuft ab sofort für den polnischen Viertligisten Wieczysta Krakow auf. Eigentlich war Goralski bestrebt, einen höherklassigen Klub zu finden, im Idealfall in der Ekstraklasa, Polens bester Fußball-Liga. Nun ist der Mittelfeldspieler drei Klassen tiefer untergekommen. Beim Klub aus Krakau ist Goralski allerdings nicht der erste (Ex-)Profi; Wieczysta ist ambitioniert und verfügt über Geldgeber. Sein Ziel, in die polnische Nationalmannschaft zurückzukehren, wird Goralski mit diesem Wechsel allerdings nicht weiter verfolgen können.

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28. August: Die letzte Woche der Sommertransferperiode ist eingeläutet. Bis Freitag um 18 Uhr können noch Spieler verpflichtet werden. Der VfL sucht unverändert einen neuen Stürmer. Im Gegenzug möchten sich die Bochumer von einigen Spieler trennen. Aktuell umfasst der Bundesliga-Kader 31 Profis. Simon Zoller verhandelt mit Zweitligist Fortuna Düsseldorf, ein Wechsel ist sehr wahrscheinlich. Der Publikumsliebling sieht beim VfL kaum noch Chancen auf Spielzeit. Der Verein wiederum würde ein Top-Gehalt einsparen, das er in den neuen Angreifer investieren könnte. Auch Jordi Osei-Tutu, Tim Oermann, Luis Hartwig und Moritz Römling gelten als Abgangskandidaten. Für Hartwig gibt es Interessenten aus dem Ausland. Oermann soll im Idealfall ausgeliehen werden, laut RevierSport ist unter anderem ein Wechsel zum Drittligisten Rot-Weiss Essen eine Option.

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27. August: Der VfL Bochum droht einen Publikumsliebling zu verlieren. Simon Zoller verhandelt nach Informationen der Bild mit Fortuna Düsseldorf. Beim Zweitligisten erhofft sich Zoller mehr Spielzeit. In Bochum wurde er an diesem Wochenende nicht mehr berücksichtigt, der 32-Jährige fehlte beim Derby gegen Dortmund im Spieltagskader (siehe Meldung vom 26. August). Zoller war vor viereinhalb Jahren vom 1. FC Köln zum VfL Bochum gewechselt und vor allem im Aufstiegsjahr eine prägende Persönlichkeit.

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26. August: Der VfL Bochum verzichtet beim Derby gegen den BVB an diesem Samstag auf die Dienste von Simon Zoller. Der Angreifer steht nicht im Spieltagskader. Das ist durchaus überraschend, weil Zoller im Pokalspiel gegen Bielefeld den Ausgleich erzielte, in Stuttgart als erster Joker eingewechselt wurde und der VfL im Angriff kaum Alternativen hat. Zollers Nicht-Nominierung soll nach Auskunft von Trainer Thomas Letsch rein sportliche und taktische Gründe haben. Sowohl die Bochumer Vereinsführung als auch der Berater von Zoller dementieren angebliche Kontakte nach Kaiserslautern, wo der 32-Jährige bereits von 2013 bis 2015 gespielt hat. Die Pfälzer suchen derzeit auch keinen Stürmer mehr. Generell ist ein Wechsel bis zum Transferschluss am 1. September aber durchaus noch möglich. Zoller fühlt sich beim VfL zwar grundsätzlich sehr wohl, sein Vertrag endet allerdings 2024. Eine Verlängerung ist unwahrscheinlich. Trainer Thomas Letsch setzt vermehrt auf andere Spieler, nicht nur gegen Dortmund.

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24. August: Der VfL Bochum und Philipp Hofmann haben sich auf eine weitere Zusammenarbeit geeinigt. Der wuchtige Angreifer, seit Sommer 2022 fester Bestandteil des blau-weißen Teams, verlängert seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre bis zum 30. Juni 2026. Mehr dazu im nachfolgenden Artikel.

23. August: Der VfL Bochum hat einen neuen Teammanager. Max Tolischus wird den Verein auf eigenen Wunsch verlassen, im Gegenzug kommt Hannes Hahn an die Castroper Straße. Der 31-Jährige war zuletzt als Veranstaltungsleiter für Union Berlin tätig, davor in der Pressestelle des Champions-League-Teilnehmers beschäftigt. VfL-Sportdirektor Marc Lettau kennt ihn noch aus der gemeinsamen Zeit an der Alten Försterei. Hahn wird in Bochum unter anderem für die Organisation von Auswärtsspielen und Trainingslagern zuständig sein. Darüber hinaus kümmert er sich um alle anderen organistorischen Belange der Profi-Mannschaft, zum Beispiel um die Integration der Neuzugänge. Vorgänger Tolischus war seit Sommer 2022 für den VfL tätig.

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22. August: Nach langen und zähen Verhandlungen ist es gelungen, Keven Schlotterbeck doch wieder nach Bochum zurückzuholen. Der Innenverteidiger hat am Dienstag einen neuen Leihvertrag unterschrieben. Der 26-Jährige spielt also auch in dieser Saison für den VfL Bochum. Eine Kaufoption soll es nicht geben. Schlotterbeck war bekanntlich schon in der Rückrunde der vergangenen Saison vom SC Freiburg nach Bochum ausgeliehen. Nach seinem Abschied im Mai hat sich die sportliche Leitung wochen- und monatelang vergeblich um eine erneute Verpflichtung bemüht. Aus finanziellen Gründen war ein Transfer inklusive Ablöse nicht zu stemmen. Weil der Innenverteidiger aber zurück nach Bochum wollte und die Freiburger nicht mehr auf ihn setzten, haben die beteiligten Partien einen Kompromiss gefunden – und sich auf ein weiteres Leihgeschäft verständigt.

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14. August: Der VfL Bochum hat am Montagabend den nächsten und damit achten Neuzugang präsentiert. Von Vitesse Arnheim wechselt Maximilian Wittek an die Castroper Straße. Trainer Thomas Letsch kennt den 27-Jährigen bereits aus der gemeinsamen Zeit in den Niederlanden. „Wir haben nach einem Spieler gesucht, der das Anforderungsprofil erfüllt, um auf der Außenbahn unsere Flexibilität und Qualität zu erhöhen“, sagt VfL-Geschäftsführer Patrick Fabian. Sportdirektor Marc Lettau ergänzt: „Maximilian Wittek erfüllt diese Vorgaben als Schienenspieler punktgenau: Linksfuß, offensiv wie defensiv einsetzbar, deutschsprachig. Dass Maxi zudem schon international im Einsatz war, in der Liga wie im Europacup, rundet das Bild ab.“ Gerüchte über eine mögliche Verpflichtung von Wittek gab es bereits vor Wochen, konkretisiert hat sich der Transfer aber erst in den zurückliegenden Tagen. „Wir haben uns schon länger mit ihm beschäftigt, aber ein Transfer schien bis vor kurzem finanziell nicht darstellbar zu sein. Umso mehr freuen wir uns, dass er nun vollzogen werden konnte.“ Wittek erhält beim VfL einen Dreijahresvertrag. Über die Höhe der Ablöse ist noch nichts bekannt.

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14. August: Verschiedene Medien, insbesondere Sport1, berichten über ein konkretes Interesse von Borussia Dortmund an Armel Bella Kotchap. Der Innenverteidiger könnte noch in diesem Sommer zum BVB wechseln. Aktuell steht der 21-Jährige beim FC Southampton unter Vertrag. Mit dem englischen Traditionsklub ist der deutsche Nationalspieler allerdings aus der Premier League abgestiegen. Der Ex-Bochumer möchte gerne zurück nach Deutschland. Von einem Wechsel würde grundsätzlich auch der VfL profitieren, für den Bella Kotchap bis vor einem Jahr gespielt hat. Die Bochumer wären an der Ablöse beteiligt. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin stehen dem Bundesligisten 15 Prozent der Differenz zwischen der ersten und zweiten Transfersumme zu. Bella Kotchap wurde im Juni 2022 für rund 12 Millionen Euro verkauft. Womöglich profitiert der VfL aber erst zu einem späteren Zeitpunkt von dieser Vertragsklausel. Denn der Reviernachbar beabsichtigt nach Informationen der WAZ lediglich ein Leihgeschäft. In diesem Fall würde der VfL zunächst leer ausgehen.

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10. August: Der VfL Bochum hat einen weiteren Spieler von der Gehaltsliste bekommen. Jacek Goralski hat seinen eigentlich noch bis Mitte 2024 datierten Vertrag im Einvernehmen mit dem VfL aufgelöst. Goralskis über Monate andauernde Vereinssuche war bislang nicht erfolgreich. Beide Parteien haben deshalb einen Kompromiss gefunden und sich auf eine Abfindung verständigt. Der 30-Jährige war im vergangenen Sommer nach Bochum gewechselt, hat anschließend aber nur vier Bundesliga-Partien für den VfL absolviert.

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6. August: Der VfL Bochum hat den Wechsel von Gerrit Holtmann in die Türkei am Sonntagnachmittag bestätigt. Sportdirektor Marc Lettau erklärt die Hintergründe: „Gerrit Holtmann ist mit dem Wunsch an uns herangetreten, sich dem Klub anzuschließen. Wir haben dann nach einer Lösung gesucht und sie in der einjährigen Leihe, die auch eine Kaufoption für Antalyaspor beinhaltet, gefunden. Wir wünschen Gerrit, für den es die erste Auslandsstation ist, viel Erfolg in der Süper Lig.“

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5. August: Der Wechsel von Gerrit Holtmann zum türkischen Erstligisten Antalyspor scheint vollzogen. Der aufnehmende Klub stellte „einen der schnellsten Spieler Europas“ am späten Samstagnachmittag offiziell vor. Demnach wechselt der 28-Jährige für eine Saison auf Leihbasis vom VfL Bochum in die Türkei. Sein neuer Klub sicherte sich eine Kaufoption. „Nach einem langen Prozess haben beide Seiten bekommen, was sie wollten. Für mich wird es spannend sein, in einer wunderschönen Stadt wie Antalya Fußball zu spielen“, wird Holtmann in einer Pressemitteilung zitiert. Am Samstagabend kam der Offensivspieler in einem Testspiel sogar schon zum Einsatz. Das Problem: Der VfL hat den Transfer noch nicht bestätigt. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin sind noch nicht alle Unterlagen in Bochum eingegangen. Platzen wird der Wechsel deswegen aber wohl nicht mehr.

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2. August: Der VfL Bochum hat am Nachmittag seinen siebten Neuzugang für die anstehende Saison vorgestellt. Wie bereits gestern exklusiv berichtet, wechselt der Brasilianer Bernardo von RB Salzburg an die Castroper Straße. Letzte Details sind nun geklärt, auch der Medizincheck wurde am Morgen absolviert. Bernardo stand am Nachmittag bereits mit seinen neuen Teamkollegen auf dem Platz. Sein Vertrag ist für zwei Jahre bis 2025 gültig. Die Ablöse soll im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. Der ehemalige Leipziger ist innerhalb einer Dreierkette vorrangig für die Innenverteidigung eingeplant, kann in einer Viererkette aber auch als linker Außenverteidiger eingesetzt werden. Trainer Thomas Letsch kennt den 28-Jährigen bereits flüchtig aus Salzburg. Bernardo war bereits 2016 Spieler der ersten Mannschaft, Letsch Trainer des Farmteams in Liefering. Dort kam Bernardo einmal zum Einsatz. In Bochum erhält er die Rückennummer 5.

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1. August: Der VfL Bochum möchte noch in dieser Woche einen neuen Abwehrspieler vorstellen. Nach exklusiven Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin befinden sich die Verantwortlichen in weit fortgeschrittenen Gesprächen mit dem Brasilianer Bernardo von RB Salzburg. Besteht der Spieler den Medizincheck, dann wird der 28-Jährige in Kürze einen Vertrag beim VfL unterschreiben. Er wäre dann der siebte Neuzugang in diesem Sommer.

Bernardo steht bei den Salzburgern seit kurzem auf der Streichliste. Zuletzt durfte er nur noch beim Farmteam in Liefering trainieren. Der schnelle Verteidiger passt ins Bochumer Anforderungsprofil. Sein starker Fuß ist der linke, zudem kann er innen wie außen verteidigen – auf beiden Positionen besteht beim VfL bekanntlich Bedarf. Auch auf der rechten Abwehrseite sowie im defensiven Mittelfeld hat der Brasilianer schon häufiger gespielt. Darüber hinaus bringt er internationale Erfahrung mit. In der vergangenen Spielzeit absolvierte Bernardo vier Champions-League-Spiele, zudem 18 Erstliga-Partien in Österreich. Die deutsche Bundesliga kennt er ebenfalls schon. Dort trug er von 2016 bis 2018 in 40 Begegungen das Trikot von RB Leipzig, bevor es für zweieinhalb Jahre in die englische Premier League ging. Die Bochumer Personalplanungen in der Abwehr wären mit seiner Verpflichtung noch nicht abgeschlossen. Mindestens ein weiterer Verteidiger soll noch kommen.

Zu den Transfermeldungen von Juli 2023 bis März 2023 geht es hier entlang…


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Vor dem Saisonstart

Interview: Letsch über die Systemfrage und Neuzugänge

Im Normalfall ist Thomas Letsch ein eher ruhiger und kontrollierter Mensch. Doch als der VfL Bochum Ende Mai den Klassenerhalt perfekt machte, ließ auch der Cheftrainer seinen Emotionen freien Lauf. Er sang mit den Fans, feierte gemeinsam mit ihnen im Bermuda-Dreieck, und hatte nach eigener Aussage kurz vor dem Schlusspfiff gegen Leverkusen sogar feuchte Augen. Der 54-Jährige ist in Bochum angekommen – und steht nun vor neuen Herausforderungen. Für Letsch ist es die erste Saison, die er von Beginn an verantwortet. Ein Gespräch über Ziele, Personalien und Spielsysteme.

Herr Letsch, der Aufstieg und der doppelte Klassenerhalt wurden in den vergangenen Jahren oft als Wunder betitelt. Sollte der VfL in dieser Saison erneut über dem Strich landen, würden Sie es wieder als Wunder bezeichnen?

Alle Leistungen waren außergewöhnlich. Und wir haben das Potenzial dazu, den Klassenerhalt erneut zu schaffen. Ein Selbstläufer wird es nicht. Als Wunder würde ich den dritten Klassenerhalt aber nicht mehr bezeichnen. Das Wort klänge dann etwas abgedroschen.

Haben Sie die Sorge, dass die Erwartungshaltung im Umfeld steigt? Dass der Klassenerhalt allein nicht mehr genügt?

Das kann passieren, aber wir sollten demütig bleiben. Für den VfL geht es um nichts anderes, als in der Liga zu bleiben und sich dort zu etablieren. Schauen wir uns in der Bundesliga um. Gibt es Vereine, die wir automatisch hinter uns einordnen können? Ich sehe keine. Auch die beiden Aufsteiger werden alles daransetzen, in der Liga zu bleiben. Sie haben es verdient, in der Bundesliga zu spielen.

Die Gegenfrage: Was tun Sie gegen Selbstzufriedenheit? Wo setzen Sie neue Reizpunkte?

Wir dürfen uns nicht auf dem ausruhen, was wir erreicht haben, das ist klar. Es braucht Triggerpunkte, kleine Veränderungen, damit jeder merkt: Es geht wieder von vorne los. Die setzen wir bereits durch personelle Veränderungen in der Mannschaft oder im Trainerteam. Auch auf dem Trainingsplatz sind es Kleinigkeiten, neue Übungen zum Beispiel. Wir krempeln aber auch nicht alles komplett um. Wir haben eine gute Basis, dazu die Euphorie, die rund um den Verein und in der gesamten Stadt entstanden ist.

Rein sportlich betrachtet: Was waren in der Saisonanalyse die Hauptkritikpunkte?

Die einfache Antwort lautet: Wir haben zu viele Gegentreffer kassiert und zu wenig Tore geschossen. In der vergangenen Saison haben wir zu oft sehr deutlich verloren. Wir müssen also an der defensiven Stabilität arbeiten. Vor allem die Boxverteidigung ist dabei ein Thema. Wir hatten oft eine gute Strafraumbesetzung, haben aber nicht eng genug verteidigt oder uns individuelle Fehler erlaubt. Die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, hat uns aber grundsätzlich stark gemacht und am Ende zum Ziel geführt. Die Prinzipien bleiben deshalb.

Und in der Offensive? Das Spiel des VfL war leicht zu durchschauen.

Wir haben phasenweise zu viele lange Bälle gespielt oder haben uns zu sehr auf den zweiten Ball fokussiert. Darauf haben sich unsere Gegner eingestellt. Wir wollen also flexibler und variantenreicher werden. Es wäre allerdings völlig falsch, jetzt einen ganz anderen Fußball zelebrieren zu wollen. Im Kern wird vieles bleiben. Aber natürlich werden wir speziell gegen tieferstehende Gegner auch weitere fußballerische Lösungen finden müssen.

Sie gelten als Befürworter oder gar Anhänger der Dreierkette. Ist das Ihre bevorzugte Variante, die Sie nun auch in Bochum implementieren wollen?

Wir sollten dieses Thema nicht zu hochhängen. Ich bin nun schon seit einigen Jahren Trainer und habe bei genau einem Klub auf eine Dreierkette gesetzt. Das war bei Vitesse Arnheim, weil ich der Meinung war, dass ein 3-5-2-System am besten zur Mannschaft gepasst hat. Und genau das ist der Punkt. Es hängt immer von der Mannschaft ab, die man zur Verfügung hat. Ich möchte die Spieler dort einsetzen, wo sie am stärksten sind. Innerhalb eines Spiels gibt es ohnehin fließende Übergänge in der Systematik. Also: Keiner in Bochum muss Angst davor haben, dass wir jetzt etwas völlig anderes machen, was nicht zur Mannschaft passt.


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Sie hatten und haben in diesem Sommer aber die Möglichkeit, den Kader mitzugestalten. Inwiefern haben Sie davon Gebrauch gemacht?

Natürlich habe ich als Trainer Wünsche. Uns war klar, dass einige Spieler gehen werden und wir einen kleinen Umbruch einleiten müssen, um die Mannschaft zu verjüngen. Wir haben uns für Spieler entschieden, die uns deutlich mehr Flexibilität geben – und Fähigkeiten mitbringen, die wir in dieser Form noch nicht hatten. Matus Bero zum Beispiel ist ein Box-to-Box-Spieler, der aus dem Mittelfeld auch mit in den Strafraum geht. Lukas Daschner bringt mit seiner Kreativität eine andere Komponente in unser Spiel. Und Moritz Kwarteng kann in der Offensive fast jede Position bekleiden. Wir wollen auf allen Positionen eine Konkurrenzsituation schaffen. 

(Anmerkung der Redaktion: Dieses Interview wurde bereits vor der Verpflichtung von Bernardo und Maximilian Wittek geführt. Deshalb finden sie an dieser Stelle keine Erwähnung.)

Inwieweit haben Sie auch auf charakterliche Eigenschaften geachtet?

Die waren und sind mir sehr wichtig. Wir brauchen gute Typen, weil ich möchte, dass die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft so hervorragend bleibt. Jeder von den Neuen brennt darauf, für den VfL Bochum zu spielen. Nehmen wir Felix Passlack. Der hat sogar schon in der Champions League gespielt, unterschrieb bei uns aber einen Vertrag, als er noch gar nicht wusste, in welcher Liga es weitergeht. Ähnlich war es bei Noah Loosli, der sich schon am ersten Trainingstag in einer Top-Verfassung präsentiert hat. Solche Spieler brauchen wir und keine, die zwar eine individuell hohe Qualität mitbringen, aber die Kabine auf den Kopf stellen. Denn der VfL Bochum wird immer auf einen guten Teamgeist angewiesen sein.

Auch im Trainerteam gab es Veränderungen. Frank Heinemann tritt kürzer, Markus Feldhoff ist als Co-Trainer hinzugekommen. Außerdem gibt es zwei neue Spezialtrainer. Warum?

Funny Heinemann hat uns signalisiert, dass er kürzertreten möchte. Das finde ich wirklich schade, weil die Zusammenarbeit sehr gut ist. Der Verein hat dann entschieden, dass er einen Co-Trainer holen möchte, der nicht an einen Cheftrainer gebunden ist, genauso wie Funny. Wir haben uns dann aber gemeinsam für Markus Feldhoff entschieden. Er bringt Erfahrung und frische Ideen mit. Björn Kadlubowski übernimmt die Schnittstelle im Rehabereich, wenn verletzte Spieler auf den Platz zurückkehren. Da sind wir nun besser aufgestellt. Und auch im athletischen Bereich können wir noch mehr herausholen. Ich kenne Klaus Luisser noch aus Salzburg, er ist gereift und kennt die Bundesliga.

Stichwort Bundesliga. Was haben Sie gedacht, als der neue Spielplan veröffentlicht wurde. Auf den VfL wartet ein ziemlich anspruchsvolles Startprogramm, oder?

Das war auch mein Gedanke. Wir starten in Stuttgart. Der VfB ist in der vergangenen Saison zwar hinter uns gelandet, einfach wird die Aufgabe trotzdem nicht. Aber was ist einfach in dieser Liga? Gegen die Aufsteiger mit reichlich Euphorie möchte zu Beginn auch keiner spielen. Dass wir am zweiten Spieltag auf Dortmund treffen und ziemlich früh auswärts gegen die Bayern, Leipzig und Freiburg antreten, ist natürlich ein Brett. Aber mir ist es lieber, wir starten gegen Stuttgart und Dortmund als in der 2. Liga.

So können Sie am 26. August doppelt feiern. Ihren 55. Geburtstag und den Derbysieg gegen Dortmund…

Das ist der Plan (schmunzelt). Zuletzt habe ich 2021 an meinem Geburtstag mit Vitesse gegen Anderlecht um den Einzug in die Gruppenphase der Europa-Conference-League gespielt. Wir haben gewonnen. Wenn es gegen Dortmund wieder so läuft, würde ich mich sehr freuen.

Würden Sie sich auch über eine Vertragsverlängerung in Bochum freuen? Ihr Vertrag läuft am Ende der Saison aus.

Als ich vor knapp einem Jahr hier präsentiert wurde, dachten bestimmt einige: Wer ist der denn? Warum bekommt der sofort einen Vertrag bis 2024? Jetzt kann ich sagen: Die Situation ist doch wunderbar, mein Vertrag läuft noch fast ein Jahr. Es gab noch keine Gespräche über eine Verlängerung und das ist auch völlig in Ordnung so. Ich bin da sehr entspannt. Ich fühle mich wohl beim VfL, und es passt aus meiner Sicht sehr gut zwischen uns.

Hätten Sie denn im September 2022 bei Ihrer Unterschrift in Bochum gedacht, so schnell und so sehr mit dem Klub zusammenzuwachsen?

Ich habe es natürlich gehofft und mir viele Gedanken über die Mannschaft, den Verein und das Umfeld gemacht. Aber meistens kommt es anders als man denkt. Man hat es mir leicht gemacht, mich im Verein und der Stadt wohlzufühlen. Die Euphorie zum Beispiel, die wir im Mai entfacht haben, war so nicht planbar. Ich bin stolz, ein Teil dieser Geschichte zu sein und kann mich mit dem Verein identifizieren. Das habe ich auch schon anders erlebt.

Ist es schon jetzt Ihre emotionalste Station als Trainer?

Durch die Erfolge, die wir mit Vitesse gefeiert haben, national wie international, war es auch da eine außergewöhnliche Zeit. Aber die vergangene Saison beim VfL, vor allem mit dem unglaublichen Ende, war irre emotional und wird sicher unvergesslich bleiben.

Dieses Interview ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf 132 Seiten bietet das Magazin zum Saisonstart ausführliche Interviews, viele Porträts und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare liegen in vielen Geschäften im gesamten Bochumer Stadtgebiet kostenlos aus. Es ist außerdem direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) erhältlich.

1:1 gegen Dortmund

„Stolz auf das Team“: VfL zeigt wieder Bochum-Fußball

Am Ende gab es sogar ein kleines Ständchen. Thomas Letsch, dessen Erdendasein sich an diesem Samstag zum 55. Mal jährte, wurde von den Fans zur Osttribüne gebeten. Die Anhänger feierten den Trainer für das hochverdiente 1:1 gegen den BVB – und gratulierten anschließend zum Geburtstag. Letsch verbeugte und bedankte sich. „Dass die Fans für mich gesungen haben, freut mich natürlich. Aber ich mag das eigentlich nicht, nach einem Spiel alleine im Mittelpunkt zu stehen“, sagte Letsch knapp eine Stunde danach. „Uns zeichnet die Gemeinschaft aus. Und heute bin ich stolz auf das gesamte Team.“

Klare Leistungssteigerung

Der VfL präsentierte sich pünktlich zum Revierderby defensiv wie offensiv stark verbessert und zeigte den typischen Bochum-Fußball: Leidenschaftlich und lauffreudig, aggressiv und agil. „Widerlich sein“, hatte Letsch vor der Partie gefordert, aber zwischen Erwartung und Wirklichkeit lagen in den vergangenen zwei Wochen jeweils Welten. Doch an diesem Samstag wurden die Bochumer ihrem selbst formulierten Anspruch endlich wieder gerecht. „Wir sind von Anfang an mutig aufgetreten, und haben das bis zum Ende als geschlossene Mannschaftsleistung durchgezogen“, lobte Letsch seine Spieler.

Personell veränderte er sein Team im Vergleich zur 0:5-Pleite in Stuttgart nur auf zwei Positionen: Matus Bero übernahm die Aufgabe zwischen Doppel-Acht und Zweier-Sturm, dafür rückte Takuma Asano eine Reihe nach vorn und Christopher Antwi-Adjei auf die Bank. Letsch blieb bei seiner 3-5-2-Formation gegen und beim 4-2-2-2 mit dem Ball. Die Marschroute war aber eine gänzlich andere: Weniger passiv und abwartend, sondern mutiger und offensiver. Der VfL attackierte früh und zog den BVB in viele Eins-gegen-Eins-Duelle. Dieser Plan ging auf. Letsch zog erneut die richtigen Lehren aus einer herben Niederlage.

Stögers frühe Führung

Vor heimischer Kulisse im zwischendurch ungewohnt ruhigen, spätestens nach Abpfiff aber gewohnt stimmungsvollen Ruhrstadion legte der VfL einen Traumstart hin. Kevin Stögers sehenswertes und technisch anspruchsvolles 1:0 gab den Bochumern Sicherheit. „In Stuttgart haben wir in der zweiten Minute eine große Chance vergeben. Das macht was mit der Mannschaft. Umgekehrt aber auch. So ein Tor hilft, pusht und verstärkt das gute Gefühl“, erklärte der Coach. In der Folge war der VfL sogar die bessere Mannschaft, der BVB überraschend schwach und die Bochumer Pausenführung verdient. 

Doch der BVB kam zurück die Partie. Ein vermutlich haltbarer Schuss von Donyell Malen fand den Weg ins Tor vom Manuel Riemann. Beide Teams hatten in der Schlussphase ihre Möglichkeiten, es blieb aber bei einer gerechten Punkteteilung. „Vielleicht wäre noch mehr möglich gewesen, aber diesen Gedanken schieben wir beiseite“, sagte Letsch, der Unterstützung von Vize-Kapitän Kevin Stöger erhielt: „Dieses Ergebnis war genau die richtige Reaktion, und der BVB genau der richtige Gegner.“ Weil die Dortmunder noch in der Findungsphase stecken, und ein Punkt im Derby aus Fansicht besonders wertvoll ist.

Neuzugänge stechen hervor

Im Grunde überzeugte das gesamte Team, einzelne Spieler lassen sich aber dennoch hervorheben. Neuzugang Matus Bero etwa, der bei seinem Bundesliga-Debüt weite Wege zurücklegte und sowohl defensiv als auch offensiv ein wichtiges Element war. „Er schafft Räume und geht gerne in die Tiefe“, lobte Teamkollege Stöger, der von Beros Präsenz im Zentrum ebenso profitierte wie Anthony Losilla. Die Abstände waren kleiner als zuletzt, auch in der Abwehr. Dort glänzten vor allem Ivan Ordets und Neuzugang Bernardo mit ihrer aufmerksamen und resoluten Zweikampfführung, Felix Passlack fiel im Vergleich ein wenig ab.

Maximilian Wittek hingegen überzeugte bei seinem Heimdebüt mit präzisen Flanken und einer Torvorbereitung, musste aber mit einer noch nicht näher bekannten Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden. Weiter vorne war Takuma Asano als zweite Spitze äußerst umtriebig und Philipp Hofmann der Herr der Lüfte. Auch die Einwechselspieler machten das Bochumer Spiel nicht wesentlich schlechter, sie fügten sich nahtlos ein. „Das war der VfL Bochum, wie er spielen muss“, betonte Stöger. „Diese Art und Weise müssen wir beibehalten.“ Am besten schon am kommenden Samstag in Augsburg.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Bock auf Bochum

Charakter und Sprache: Worauf Letsch und Lettau achten

Mitunter sind die Aussagen von Spielern anlässlich ihrer Verpflichtung ja recht floskelreich, oft austauschbar oder zumindest erwartbar. Selbst Lys Mousset war vor knapp einem Jahr „neugierig darauf“, die „neuen Teamkollegen kennenzulernen“. Der Fortgang der Geschichte ist bekannt. Nicht nur sportlich kam der Franzose nie in Bochum an, auch menschlich nicht. Immerhin: Seine Verpflichtung hat beim VfL womöglich die Sinne geschärft. Die neue sportliche Leitung hat bei sämtlichen Transfers in diesem Jahr verstärkt auch die charakterliche Eignung im Blick.

„Wir wollen, dass die Spieler für die Aufgabe beim VfL Bochum brennen und sich mit dem Klub identifizieren. Dass sie eine intrinsische Motivation mitbringen und nicht jeden Tag angeschoben werden müssen“, sagt Sportdirektor Marc Lettau im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Vor jeder Neuverpflichtung stünden persönliche Gespräche an, die „über Smalltalk hinausgehen“, erklärt Lettau, der insgesamt von einem „komplexen Prozess“ spricht. Wenn es um außersportliche Kriterien geht, informiert sich der Sportdirektor auch bei ehemaligen Trainern oder Mitspielern.

Letsch lobt seine Neuzugänge

Selbst die Profile der Spieler in den sozialen Netzwerken werden von der Scouting-Abteilung des Öfteren unter die Lupe genommen. Sie liefern zwar keine Details, aber einen ersten Eindruck. Denn für das Bild, das die Fußballer dort abgeben, sind sie selbst verantwortlich. „Teamfähigkeit ist uns sehr wichtig. Der VfL Bochum braucht eine funktionierende Gruppe, um sportlich erfolgreich zu sein“, betont Lettau. Es sei auch in diesem Sommer schon vorgekommen, dass ein Spieler die Verantwortlichen zwar sportlich überzeugt habe, die Verhandlungen nach einem Kennlerngespräch aber nicht fortgesetzt wurden – selbst wenn die Personalplanung dadurch zunächst ins Stocken geriet.

Dass Trainer Thomas Letsch die Arbeitseinstellung und Persönlichkeit der Neuzugänge auffallend häufig hervorhebt, ist somit kein Zufall. „Wir brauchen gute Typen, weil ich möchte, dass die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft so hervorragend bleibt“, sagt der erfahrene Fußballlehrer und nennt zwei Beispiele: „Nehmen wir Felix Passlack. Der hat sogar schon in der Champions League gespielt, bei uns aber einen Vertrag unterschrieben, als er noch gar nicht wusste, in welcher Liga es weitergeht. Ähnlich war es bei Noah Loosli, der sich schon am ersten Trainingstag in einer Top-Verfassung präsentiert hat. Solche Spieler brauchen wir.“

Spieler sollen Deutsch lernen

In zwei Fällen war ein intensives Kennenlernen gar nicht nötig. Matus Bero und Bernardo kannte der 54-Jährige bereits – Bero aus Arnheim, Bernardo aus Salzburg. „Matus bringt Laufstärke, Siegeswillen und eine große Leidenschaft mit. Er ist auch im Training sehr fleißig“, weiß Letsch. Der slowakische Nationalspieler erhielt von Letsch in Arnheim sogar die Kapitänsbinde. „Er war immer ein wichtiger Ansprechpartner für mich“, betont sein alter und neuer Coach. „Kein Lautsprecher, aber einer, der sich immer in den Dienst Mannschaft gestellt hat.“ Und Bernardo? „Auch er passt sehr gut in unsere Mannschaft und ist leicht zu integrieren“, sagt Letsch über den Neuzugang aus Brasilien.

Ein großer Vorteil: Bernardo spricht nach zwei Jahren in Leipzig und einer ähnlich langen Zeit in Salzburg mittlerweile sehr gut Deutsch. Noah Loosli, Felix Passlack, Niclas Thiede, Lukas Daschner und Moritz-Broni Kwarteng erfüllen dieses Kriterium qua ihrer Herkunft logischerweise sowieso. Der einzige Neuzugang, der sich sprachlich anpassen muss, ist folglich Matus Bero. Ihm bietet der Verein zwei Unterrichtseinheiten pro Woche an. Das Ziel ist klar: „Wir wollen die Deutschsprachigkeit im Kader erhöhen“, erklärt Marc Lettau.


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(Foto: Imago / Revierfoto)

Achter Neuzugang

Bekanntes Gesicht für Letsch: Wittek soll Schlüsselfigur werden

Die Transferkasse des VfL Bochum hat sich am vergangenen Wochenende nicht weiter gefüllt. Für den Einzug in die zweite Pokal-Runde hätte der Bundesligist immerhin eine halbe Million Euro erhalten. Davon ließe sich zwar kein kompletter Transfer finanzieren, geholfen hätte diese Summe natürlich trotzdem. Mit dem Aus im Pokal bleiben die Voraussetzungen nun unverändert. Kaderkorrekturen sind trotzdem noch möglich. Das belegt die Verpflichtung von Maximilian Wittek, die am späten Montagabend bekannt wurde.

Letsch und Wittek kennen sich schon

Wittek nimmt die Rolle des linken Schienenspielers ein. Er besetzt damit eine Schlüsselposition im System von Trainer Thomas Letsch. Der Fußballlehrer kennt seinen neuen Schützling bereits. Über seinen Ausbildungsklub 1860 München und einer Station bei Greuther Fürth landete Wittek vor drei Jahren bei Vitesse Arnheim. Beim niederländischen Erstligisten hat er zwischen 2020 und 2022 mit Letsch zusammengearbeitet. Sie schätzen sich gegenseitig, Wittek war unumstrittene Stammkraft in Arnheim, er kennt die Spielidee von Letsch.

Auch deshalb dürfte die Eingewöhnungszeit beim VfL kurz werden. „Maximilian Wittek erfüllt die Vorgaben als Schienenspieler punktgenau: Linksfuß, offensiv wie defensiv einsetzbar, deutschsprachig“, sagt Marc Lettau, der den Transfer bereits vor Monaten vorbereitet hat. Doch eine Einigung mit Arnheim war unrealistisch. „Ein Transfer schien bis vor kurzem finanziell nicht darstellbar zu sein. Umso mehr freuen wir uns, dass er nun vollzogen werden konnte“, betont der Sportdirektor. Wittek, der in wenigen Tagen 28 Jahre alt wird, erhält beim VfL einen Dreijahresvertrag.

Kein Trainingsrückstand und viel Spielpraxis

Über die genaue Höhe der Ablöse ist noch nichts bekannt, sie dürfte aber im oberen sechsstelligen Bereich liegen. Mit dieser Verpflichtung haben die Verantwortlichen ihrem Chefcoach einen weiteren Wunsch erfüllt, wobei Letsch den Namen Wittek intern gar nicht selbst vorgeschlagen haben soll. Anders als bei Matus Bero zum Beispiel, den Letsch ebenso aus Arnheim kennt und nachdrücklich empfohlen hat. Auch bei Wittek hat Letsch natürlich seine Zustimmung gegeben und weitere Auskünfte erteilt. Das Ergebnis: Der Kandidat passt perfekt ins Beuteschema.

Hinzu kommt: Wittek, dem Wegbegleiter einen einwandfreien Charakter bescheinigen, hat keinen Trainingsrückstand, Spielpraxis fehlt ihm auch nicht. Nur an die Bundesliga muss er sich noch gewöhnen. Trotzdem wechselt er mit Stammplatz-Ambitionen an die Castroper Straße. Er soll auf der linken Seite das Pendant zu Felix Passlack sein, der die rechte Seite beackert. Wittek verfügt über eine gesunde Aggressivität im Spiel gegen den Ball, ist schnell und bekannt für seinen kräftigen linken Fuß. Flanken, Standards und Abschlüsse aus der zweiten Reihe zählen zu seinen Stärken.

Komplexe Aufgaben für Wittek

Damit dürfte auch klar sein, dass das Experiment, Christopher Antwi-Adjei als linken Schienenspieler einzusetzen, erst einmal beendet ist. Bleibt nur die Frage: Wo wird der Leistungsträger aus der vergangenen Saison dann zum Einsatz kommen? Eine passende Position ist in der bevorzugten Systematik von Thomas Letsch derzeit nicht in Sicht, weil die Flügel im Grunde nur noch einfach und nicht mehr doppelt besetzt sind. Ausnahme: Letsch setzt wieder auf das altbewährte 4-2-3-1 oder auf ein 3-4-3, das womöglich noch besser zur Mannschaft passt.

In Stein gemeißelt ist ohnehin noch nichts, es gibt allenfalls Tendenzen. Gegen den Ball bevorzugt Letsch momentan eine 3-5-2-Formation, mit dem Ball ein 4-2-2-2. Insbesondere der linke Schienenspieler, wahrscheinlich also Wittek, übernimmt in diesem System gleich mehrere Aufgaben: Einen Teil der defensiven Absicherung, aber auch Angriffsbewegungen; mehr noch als Passlack (oder Gamboa) auf der rechten Seite. Fußballtaktiker und Mathematiker – Letsch ist ja beides – sprechen dann von einer Asymmetrie. Der linke Schienenspieler wird zur Offensivkraft.

Nachteil für Soares & Antwi-Adjei

Diese Idee weicht von dem ab, was viele Fans vom VfL kennen. Jahrelang galt ein 4-2-3-1-System als Bochumer Standard, vor allem unter Thomas Reis, größtenteils aber schon unter Robin Dutt. Reis setzte ganz besonders auf klassische Außenverteidiger und schnelle Flügelstürmer. Beide Spielertypen haben es unter Letsch deutlich schwerer. Danilo Soares etwa droht ein Platz auf der Bank, Gerrit Holtmann hat bereits die Flucht ergriffen. Auch Christopher Antwi-Adjei muss wie erwähnt um seinen Platz im Team fürchten.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

Saisonstart im Pokal

Letsch setzt auf Dreierkette: Startelf mit Neuzugängen

Moritz Kwarteng muss sich noch gedulden. Der Sommer-Neuzugang aus Magdeburg befindet sich nach einer Schambeinproblematik weiterhin im Aufbautraining. Er macht Fortschritte, sagte Trainer Thomas Letsch erst kürzlich, doch gemeinsam mit seinen neuen Teamkollegen konnte der Offensivallrounder bislang noch nicht trainieren. Logischerweise wird Kwarteng am Samstag also nicht mit nach Bielefeld fahren. Auch Ersatztorhüter Niclas Thiede bleibt daheim. Die anderen fünf Neuen sind hingegen dabei, wenn der VfL im DFB-Pokal in die neue Saison startet.

Neue Formation

Einige von ihnen werden auch zur Startformation gehören. Noah Loosli dürfte in der Dreier-Abwehrkette den Vorzug vor Bernardo erhalten. Diese Entscheidung wird vermutlich nicht von Dauer sein, aber Loosli hat im Vergleich zu Bernardo die gesamte Vorbereitung beim VfL absolviert. Der Neuzugang aus Salzburg kam erst in der vergangenen Woche dazu und durfte bei der Generalprobe gegen Luton Town lediglich eine Halbzeit spielen. „Er hat die Vorbereitung in Salzburg komplett mitgemacht, aber keine Testspiele dort bestritten. Ob es schon für 90 Minuten reicht, müssen wir mal sehen“, gibt Letsch einen dezenten Hinweis auf die personelle Besetzung der Hintermannschaft. Schließlich könnte ein Pokalspiel auch über 120 Minuten laufen – und für diesen Fall wäre Bernardo sicher noch nicht bereit.

Loosli, der sich nach anfänglichen Problemen in den Testspielen gesteigert hat, dürfte also neben Ivan Ordets und Erhan Masovic auflaufen. Die beiden Stammkräfte aus der vergangenen Saison sind auch im neuen System fest eingeplant. Thomas Letsch setzt zunächst auf eine 3-4-1-2-Formation, wobei es innerhalb des Spiels fließende Übergänge geben soll. Eine zentrale Bedeutung in diesem System nehmen insbesondere die sogenannten Schienenspieler ein. Und genau da gibt es noch keine klare Rollenverteilung. Auf der rechten Seite kämpfen Cristian Gamboa und Felix Passlack um einen Platz im Team, auf der linken Seite Danilo Soares und Christopher Antwi-Adjei. Vor allem auf der rechten Seite ist das teaminterne Duell noch nicht entschieden. „Das ist ein toller Fight. Cristian ist vielleicht ein bisschen schneller, Felix bringt dafür mehr Erfahrung im Vorwärtsdrang mit“, sagte Thomas Letsch. Dem Neuzugang vom BVB fehlt allerdings die Wettkampfpraxis, was ihm in den Testspielen phasenweise anzumerken war.

Mehr Konkurrenz

Auf der linken Seite wiederum sind die Variationsmöglichkeiten ganz andere. Mit Danilo Soares steht eine eher defensivere Lösung bereit, mit Christopher Antwi-Adjei eine deutlich offensivere Variante. Sollte Soares dort den Vorzug erhalten, stellt sich allerdings die Frage, auf welcher Position Antwi-Adjei alternativ zum Einsatz kommen könnte. Weitere Flügelpositionen gibt es im neuen System nicht – es sei denn, Letsch stellt auf ein 3-4-3 um. Dann aber wären die Spieler im Zentrum benachteiligt. Dort hat der Konkurrenzkampf in diesem Sommer dank der Neuverpflichtungen deutlich zugenommen. Matus Bero und Lukas Daschner drängen nach einer guten Vorbereitung beide ins Team, allerdings wird zunächst nur einer zur Startelf gehören – weil Anthony Losilla und Kevin Stöger gesetzt bleiben.

Für Daschner sprechen seine Ballgewandtheit und Torgefahr, für Bero seine Zweikampfpräsenz und Agilität. Weil der VfL gegen Bielefeld in der Favoritenrolle steckt, dürfte Daschner auf der Zehner-Position beginnen. Sobald Philipp Förster wieder topfit ist und auch Moritz Kwarteng zur Verfügung steht, könnte es im zentralen Mittelfeld womöglich sogar ein Überangebot geben. Wobei insbesondere Daschner auch als zweite Spitze zum Einsatz kommen könnte. In Bielefeld bilden sehr wahrscheinlich der kantige Philipp Hofmann und der wendige Takuma Asano einen Doppelsturm.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Vertragsverlängerung

VfL vertraut und bindet Hofmann – Stürmersuche läuft trotzdem

Die Saison ist erst wenige Tage alt und schon haben einige Fans des VfL Bochum einen Sündenbock für den Fehlstart gefunden. Im Fokus der Kritik: Angreifer Philipp Hofmann. Kein anderer VfL-Profi wird in den Kommentarspalten auf Facebook, Instagram und Co. derzeit häufiger namentlich erwähnt. Der Angreifer wartet seit geraumer Zeit auf einen Pflichtspieltreffer, genauer gesagt seit Anfang April. In Stuttgart vergab er zuletzt kläglich die größte Bochumer Torchance, in Bielefeld verschoss er den Elfmeter, und auch in der Saisonvorbereitung trat Hofmann nicht als treffsicherer Stürmer in Erscheinung. Kritik ist also durchaus gerechtfertigt. Was die Kommentatoren mit ihren teils despektierlichen Wortbeiträgen bezwecken wollen, bleibt hingegen ihr Geheimnis.

Es war also fast vorprogrammiert, dass auch die Pressemitteilung vom VfL am Donnerstagabend nicht unkommentiert blieb. Vorneweg: Die Bochumer verkündeten die Vertragsverlängerung mit Philipp Hofmann. Der Angreifer, der im Sommer 2022 einen Zweijahresvertrag an der Castroper Straße unterschrieben hatte, bleibt nun bis 2026. Die Begeisterung bei einigen Anhängern hält sich allerdings in Grenzen. „Oh nein, alles außer das“, schreibt ein User bei Instagram. „Könnt lieber mich verpflichten, mache genauso viel“, postet ein anderer. Und der nächste fragt: „Wo ist jetzt die gute Nachricht?“ Nicht wenige Fans halten allerdings auch dagegen: „Klares Statement, und nun zurück zu alter Stärke“, kommentiert ein Nutzer auf Facebook. „Starkes Zeichen“, schreibt eine Anhängerin.

Hofmann als Zielspieler

Beim VfL sind sie in jedem Fall von den Qualitäten ihres Mittelstürmers überzeugt, trotz der Formkrise derzeit. Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian beschreibt Philipp Hofmann als „absoluten Mentalitätsspieler. Er ist in der vergangenen Saison, seiner ersten in der Bundesliga, etwas verzögert ins Rollen gekommen und war dann ein immenser Faktor in unserem Spiel. Wir sind uns sicher, dass das auch in dieser Saison wieder der Fall sein wird.“ Und Sportdirektor Marc Lettau ergänzt: „Philipp Hofmann ist schwer zu verteidigen, die Gegner haben sich mehr und mehr auf ihn fokussiert und haben großen Respekt vor ihm und seiner Körperlichkeit.“ Aber: „Seine Tore, oftmals war es das 1:0, und Torbeteiligungen haben dazu beigetragen, dass wir die Klasse halten konnten.“

Acht Treffer erzielte der 30-Jährige in der vergangenen Saison, sechs davon in der Hinrunde, zwei in der Rückserie. Auch da mussten sich die Fans bis zum ersten Erfolgserlebnis des kopfballstarken Zielspielers gedulden. Am sechsten Spieltag platzte der Knoten bei Hofmann. So lange möchte er in diesem Spätsommer natürlich nicht warten. Wobei sich das Bochumer Angriffsspiel generell verändert und noch weiter verändern soll, es für Hofmann also nicht unbedingt einfacher wird. Ein klassischer Wandstürmer hat auch in der neuen Spielidee und Systematik von Trainer Thomas Letsch seine Vorzüge, ist aber nicht mehr zwingend nötig oder muss sich umstellen. Alternativ könnten auch zwei agilere Angreifer nebeneinander auflaufen. Doch ist der VfL dafür schon gut genug aufgestellt?

Letzter Sommertransfer

Viele Fans fordern dieser Tage noch eine Verstärkung, oft in einem Atemzug mit der Kritik an Hofmann. Auch die Verantwortlichen haben den Bedarf erkannt und schauen sich um, im Grunde schon seit Monaten. Der Deal mit Sven Michel ist bereits im Juni geplatzt, der einsatzfreudige Angreifer wechselte nach Augsburg. Michel wäre allerdings eher ein Nebenmann und kein Herausforderer von Hofmann geworden. Eine Kopie des Blondschopfes sucht der VfL ohnehin nicht. Der neue Mann soll beweglicher sein und im Idealfall auch mit Hofmann gemeinsam stürmen können. Wer aber kommt dafür infrage? Die Marktlage sei schwierig, heißt es aus Vereinskreisen, das Budget ist ohnehin begrenzt. Heißt: Keine Garantie, dass bis zum Transferschluss am 1. September noch jemand kommt.

Namen kursieren in den Foren und sozialen Netzwerken trotzdem einige. Häufiger wird etwa über Benedict Hollerbach diskutiert. Der Angreifer ist erst in diesem Sommer von Wehen Wiesbaden zu Union Berlin gewechselt, saß dort zum Saisonstart aber nur auf der Tribüne und könnte verliehen werden. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin soll er beim VfL aber nicht (mehr) auf dem Zettel stehen. Dafür vielleicht ein anderer Berliner. Auch Mikkel Kaufmann, zuletzt beim Karlsruher SC am Ball, gilt als Leihkandidat. Der Däne ist groß und beweglich zugleich, dazu schnell, einsatzfreudig und im Angriff flexibel einsetzbar. Mit diesen Qualitäten könnte er perfekt ins Bochumer Beuteschema passen. Vielleicht ist der VfL aber auch für eine Überraschung gut…


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(Foto: Marc Niemeyer)