Sommertransfers

Neuland Bundesliga: VfL setzt auf Entwicklung statt Erfahrung

Die Zahlen sind eindeutig. In diesem Sommer war Bundesliga-Erfahrung bei den Neuzugängen des VfL Bochum offensichtlich ein eher ungeordnetes Kriterium. Nur Felix Passlack hat schon 35 Partien im Fußball-Oberhaus bestritten. Die anderen hingegen – Moritz Kwarteng, Lukas Daschner und Niclas Thiede – betreten Neuland. Matus Bero und Noah Loosli ebenso, allerdings haben die beiden auch noch nicht in Deutschland gespielt. Bero bringt es immerhin auf 137 Einsätze in der niederländischen Eredivisie, Loosli auf 101 Spiele in der schweizerischen Super League.

Bundesliga-Erfahrung

Eine veränderte Transferstrategie beim VfL Bochum lässt sich trotzdem nicht leugnen. Die Verantwortlichen setzen nach dem erneuten Klassenerhalt auf Entwicklungspotenzial, weniger auf Erfahrung. Das war in den ersten beiden Jahren nach dem Aufstieg definitiv anders. Im Sommer 2022 brachten Kevin Stöger, Philipp Förster und Dominique Heintz nennenswerte Bundesliga-Erfahrung mit. Saidy Janko sowie Lys Mousset waren zuvor in europäischen Topligen aktiv, der eine in Spanien, der andere in England. Ivan Ordets kam bereits in der Champions League zum Einsatz. Auch für die Winter-Neuzugänge Keven Schlotterbeck und Pierre Kunde war die Bundesliga kein unbeschriebenes Blatt.

Im Jahr davor war das Beuteschema sogar noch eindeutiger. Sieben von acht Neuzugängen sind schon vor ihrer Zeit beim VfL Bochum in der Bundesliga aufgelaufen – unter anderem die Leihspieler Elvis Rexhbecaj und Konstantinos Stafylidis, aber auch Takuma Asano und Michael Esser, die immer noch an der Castroper Straße unter Vertrag stehen. Der große Unterscheid allerdings: Aus dem Aufstiegskader waren nur fünf Spieler mit der neuen Spielklasse vertraut. Das ist nun anders und erklärt auch den Strategiewechsel. Zehn Spieler kommen mittlerweile auf mehr als 50 Bundesliga-Einsätze, drei davon – Kevin Stöger, Simon Zoller und Gerrit Holtmann – sogar auf über 100.

Vorbilder für die Neuzugänge

Dass mangelnde Bundesliga-Erfahrung zum Zeitpunkt der Verpflichtung kein Nachteil sein muss, dafür gibt es beim VfL Bochum gleich mehrere Beispiele. Das prominenteste: Philipp Hofmann. Der Angreifer spielte bis zu einem Wechsel im vergangenen Sommer höchstens zweitklassig, schaffte im Alter von 29 Jahren aber dennoch problemlos den Sprung ins Oberhaus. Manuel Riemann und Anthony Losilla waren bei ihrem Erstliga-Debüt sogar noch deutlich älter – Riemann 32, Losilla bereits 35. Gleichwohl: Sie waren zuvor jahrelang Stammkräfte und Leistungsträger in der zweiten Liga. Das trifft auf Moritz Kwarteng und Lukas Daschner, die in diesem Sommer nach Bochum gewechselt, nur bedingt zu.

Leistungsträger waren sie zuletzt zweifellos – Kwarteng beim 1. FC Magdeburg und Daschner beim FC St. Pauli. Aber: Beide haben bislang nur eine komplette Zweitliga-Saison absolviert. Kwarteng war zuvor vor allem in der Regionalliga unterwegs, Daschner am Millerntor zunächst kein Stammspieler. Sie werden ihre Leistungen also direkt in einer höheren Liga bestätigen müssen. Der Vorteil für den VfL: Bis auf Passlack fehlt keinem der sechs Neuen die Spielpraxis. Alle anderen waren in der vergangenen Saison Stammspieler in ihrem jeweiligen Klub. Auch das ist neu. Insbesondere im Sommer 2022 fehlte vielen Neuzugängen die Wettkampfpraxis, teilweise sogar der Trainingsrhythmus.

Stammkräfte sind geblieben

Im Vergleich zu den beiden vergangenen Jahren gibt es einen weiteren Unterschied: Von den Leistungsträgern hat praktisch keiner den VfL verlassen, der Bedarf an neuen Stammkräften ist also geringer. Lediglich Keven Schlotterbeck und Konstantinos Stafylidis zählten zum erweiterten Stammpersonal, Saidy Janko und Dominique Heintz trumpften nur im Saisonendspurt kurz auf. 2022 verlor der VfL bekanntlich die halbe Startformation, 2021 immerhin Spielgestalter Robert Zulj. Das gibt den Bundesliga-Neulingen womöglich etwas Zeit, sich in der neuen Spielklasse zurechtzufinden.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

Nach Auszeit

Fabian spricht über Rückkehr: „Wusste nicht, wie es endet“

Patrick Fabian ist wieder da. Das ist die Nachricht der Woche beim VfL Bochum. Hunderte Fans reagierten in den sozialen Netzwerken mit Freude und blau-weißen Herzen auf die Rückkehr des Bochumer Urgesteins, als seine Rückkehr am Montag vermeldet wurde. Fabian ist zwar erst 35 Jahre jung, aber schon mehr als 23 Jahre beim VfL. Er war Nachwuchsspieler und Fußballprofi, sogar Kapitän der Mannschaft, stets emotional mit dem Klub verbunden. Die Fans mochten ihn und mögen ihn immer noch. Vier Kreuzbandrisse warfen ihn zurück, doch Fabian stand immer wieder auf. Auch jetzt wieder in seiner Rolle als Funktionär.

Fabian bedankt sich

Rückblick: Anfang März wurde bekannt, dass der Geschäftsführer Sport aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit braucht. Details wurden nicht bekannt. Fabian und der Verein baten um Privatsphäre. „Ich möchte mich dafür bedanken, dass alle so respektvoll mit meiner Situation umgegangen sind. Das ist nicht selbstverständlich, wenn man in der Öffentlichkeit steht“, sagte Fabian am Mittwoch, als er in einer kleinen Medienrunde das erste Interview nach seiner Rückkehr gab. „Ich möchte die vergangenen Monate hinter mir lassen und hoffe, dass ich das alles nicht noch einmal erleben muss, bin da aber sehr, sehr zuversichtlich.“

Die oft nur aus Höflichkeit gestellte Frage nach dem Wohlbefinden des Gegenübers hatte in diesem Gespräch also einen tieferen Sinn. Und Fabian beantwortete sie mit Freude: „Ich fühle mich gut.“ Er ließ durchblicken, dass seine Auszeit sowohl mit seiner persönlichen als auch mit seiner familiären Situation zusammenhing, ohne ins Detail gehen zu wollen: „Manchmal gibt es eben Themen, die größer sind als der Fußball.“ Was dazu führte, dass die Distanz zum VfL so groß wurde wie noch nie. „Wenn du die ganzen Jahre im Fußball unterwegs bist, dann besteht die Möglichkeit, dass du dich in diesem Geschäft auch mal verlierst.“

Auszeit ohne Fußball

Es war also nötig, Abstand zu gewinnen. Kein Spiel des VfL hat er live im Stadion verfolgt, nicht einmal vor dem Fernseher – obwohl das Kribbeln samstags um 15.30 Uhr immer da war. Einzige Ausnahme: „Die letzten 15 Minuten gegen Leverkusen. Da konnte ich nicht anders. Und habe mich natürlich sehr gefreut.“ Weder Trainer Thomas Letsch noch seinen Stellvertreter Marc Lettau habe er während seiner Auszeit kontaktiert. Vielleicht auch, weil Fabian „nicht wusste, wie es endet. Ich habe gehofft, dass ich wieder hier sitzen darf, aber davon war nicht zwingend auszugehen. Umso mehr freue ich mich, wieder da zu sein.“

Passend zum Start in die neue Saison ist Fabian also wieder im Dienst. „Im Grunde von 0 auf 100, auch wenn ich das noch etwas steuern werde. Aber natürlich schaue ich jetzt, was passiert ist. Das Gute ist: Vieles ist auch ohne mich weitergelaufen.“ Fabian bedankt sich ausdrücklich bei seinem Kollegen Ilja Kaenzig und bei Marc Lettau, mit dem er künftig eng zusammenarbeiten wird. Dafür hat ihn Fabian im Winter schließlich geholt. Während sich der eine als Geschäftsführer Sport um die strategischen Themen und die Weiterentwicklung aller Fußball-Abteilungen kümmern soll, bleibt der andere als Kaderplaner der Profis aktiv.

Teamarbeit beim VfL

Lettau rückt also mitnichten zurück ins zweite Glied. Aus der Öffentlichkeit wird er vielleicht ein wenig verschwinden, doch für die Anbahnung und Abwicklung von Transfers bleibt Lettau der erste Ansprechpartner – eine Struktur, die für den VfL Bochum zwar neu ist, in vielen anderen Vereinen aber schon länger gelebt wird. Fabian wird in der noch laufenden Transferperiode zwar wieder mitmischen, aber niemandem den Telefonhörer aus der Hand nehmen. Zumal er sich bestimmt auch auf ein paar freie Stunden in den eigenen vier Wänden freut. Denn Fabian ist vor knapp drei Wochen glücklicher Vater einer Tochter geworden.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



Kaderplanung

Lücken in der Abwehr: Letsch hat noch Transferwünsche

Im vergangenen Jahr begrüßte der VfL Bochum zum Trainingsauftakt gerade einmal 14 Akteure, darunter mehrere Torhüter, Nachwuchsspieler und Wechselkandidaten. Das war in dieser Woche anders. Als Thomas Letsch am Mittwochvormittag zur ersten Übungseinheit der neuen Saison bat, war seine Trainingsgruppe deutlich größer. 23 Spieler standen auf dem Platz. Weitere Profis fehlten angeschlagen oder befinden sich noch im Sonderurlaub. Insgesamt stehen aktuell 30 Akteure auf der Bochumer Gehaltsliste. Doch dabei wird es nicht bleiben, jedenfalls nicht in dieser Zusammensetzung.

„Der Kader, mit dem wir in die Vorbereitung gestartet sind, wird nicht exakt der sein, mit dem wir in die Saison gehen“, kündigte Trainer Letsch nach der ersten Einheit an. „Ich erwarte, dass auf beiden Seiten noch etwas passiert, also Zu- und Abgänge.“ Wobei er damit im Grunde nichts Neues verriet. Viel interessanter: Auf welchen Positionen sieht Letsch noch Handlungsbedarf? Er zögerte kurz, wurde dann aber konkret: „Wir brauchen speziell im Defensivbereich noch Verstärkung, damit die Balance wieder stimmt. Dort haben uns viele Spieler verlassen.“ Mindestens zwei Neuzugänge wünscht sich der Fußballlehrer noch, „unabhängig von möglichen Abgängen.“

Viele Abgänge in der Abwehr

Immerhin: Auf der rechten Abwehrseite haben die Verantwortlichen ihre Hausaufgaben bereits erledigt. Mit Felix Passlack haben sie einen Ersatz für Saidy Janko gefunden. Passlack bringt als einziger der sechs Neuen bereits Bundesliga-Erfahrung mit und kann in verschiedenen Systemen spielen. Anders ist die Lage dagegen auf der linken Seite: Dort steht mit Danilo Soares nur ein etatmäßiger Verteidiger zur Verfügung. Sowohl Konstantinos Stafylidis als auch Jannes Horn haben den Verein verlassen. Zuwachs ist auch deshalb vonnöten, weil fraglich ist, ob Soares für das von Trainer Thomas Letsch angedachte System mit sogenannten Schienenspielern wirklich prädestiniert wäre. Moritz Römling gehört zwar auch noch zum Kader, das Eigengewächs soll den Verein aber verlassen.

Auch im Abwehrzentrum ist der Kader noch nicht komplett. Sollte Letsch auf eine Dreierkette umstellen, wird schließlich ein zentraler Verteidiger mehr benötigt. Dass sich Ivan Ordets für einen Vertragsverlängerung in Bochum entschieden hat und Erhan Masovic nur bei einem unmoralisch hohen Angebot wechseln würde, erleichtert die Planungen ungemein – denn im Gegensatz zum vergangenen Sommer bricht kein Stammspieler weg. Gleichwohl: Hinter ihnen klafft nach den Abgängen von Keven Schlotterbeck, Dominique Heintz und Vasilios Lampropoulos eine unübersehbare Lücke. Ob sie Neuzugang Noah Loosli füllen kann, muss der Schweizer auf höchstem Niveau erst noch beweisen. Gleiches gilt für Eigengewächs Tim Oermann, der zuletzt an den österreichischen Erstligisten Wolfsberger AC verliehen war.

Dass die Innenverteidigung eine Schlüsselposition im erneuten Abstiegskampf sein wird, darüber herrscht intern Einigkeit. Mit 72 Gegentreffern stellte der VfL in der abgelaufenen Spielzeit die Schießbude der Liga – genau das soll sich nicht wiederholen. Deshalb sondieren sie den Markt, bevorzugt nach einem Linksfuß. Zwei Kandidaten sind ja längst öffentlich bekannt: Maxim Leitsch und Keven Schlotterbeck. Beide kennen nicht nur die Liga, sondern auch den VfL. Doch in beiden Fällen ist eine Rückkehr ungewiss und aus finanziellen Gründen nicht ohne weitere Zugeständnisse ihres aktuellen Arbeitgebers möglich.

Poker bei Leitsch und Schlotterbeck

Mainz 05 räumt Leitsch nach einer für ihn schwierigen Saison zwar eine neue Chance ein, würde ihm bei einer passenden Ablöse aber sicher keine Steine in den Weg legen. Doch dass der VfL eine Summe jenseits von zwei Millionen Euro zahlt, ist utopisch – allenfalls die Hälfte ist realistisch, oder aber ein Leihgeschäft. Ähnliches gilt für den SC Freiburg und Keven Schlotterbeck. Bei den Breisgauern hat der Linksfuß kaum noch Aussicht auf Spielzeit. Dennoch stocken die Verhandlungen. Hier sind neben der Ablöse auch die Gehaltsvorstellungen des Spielers ein Knackpunkt. Gut möglich, dass sein Preis und seine Wünsche gegen Ende der Transferperiode auf ein für Bochumer Verhältnisse akzeptables Niveau sinken. Doch allzu lange wollen die Verantwortlichen beim VfL eigentlich nicht mehr warten.

Denn klar ist: Sie wollen verhindern, dass es zu einer ähnlich problematischen Lage wie im vergangenen Sommer kommt. Da kam Ivan Ordets mit reichlich Trainingsrückstand erst zum Trainingslager in Bochum an, Dominique Heintz sogar erst nach dem ersten Spieltag. Mit Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos gab es folglich nur zwei bundesligaerfahrene Innenverteidiger im Bochumer Kader. Ähnlich gestaltete sich die Situation auf der Linksverteidigerposition. Dort war Konstantinos Stafylidis bis zum Ende der Vorbereitung die einzige Alternative, weil Danilo Soares ausfiel und Jannes Horn zwar als zusätzliche Option verpflichtet wurde, sich aber sofort verletzte.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



Saison 2023/24

Trainingsstart beim VfL: Vier Neue und 1.500 Neugierige

Die Autogrammjäger kamen am Mittwochvormittag voll auf ihre Kosten. Zum Bochumer Trainingsauftakt vor knapp 1.500 Zuschauer erschien der Kader des VfL in fast kompletter Mannstärke. Selbst die Spieler, die zunächst nur im Kraftraum aktiv waren und bei der knapp 90-minütigen Teameinheit nicht auf dem Rasen standen, kamen für die Wünsche der Fans nach draußen. Der VfL hatte die erste Übungseinheit der neuen Saison ins Stadion verlegt – eine Idee, die bei den Zuschauern sehr gut ankam. Sie empfingen die Mannschaft mit einem warmen Applaus.

„Ich freue mich, dass so viele Leute hier waren. Die Begeisterung in Bochum ist groß“, sagte Trainer Thomas Letsch nach dem ersten Training mit 20 Feldspielern und drei Torhütern. Im Mittelpunkt des Interesses standen natürlich die Neuzugänge. Vier von ihnen, nämlich Felix Passlack, Lukas Daschner, Noah Loosli und Niclas Thiede, waren bereits dabei. Moritz Kwarteng trainierte wegen einer Schambeinproblematik nur in Laufschuhen, Matus Bero darf wegen seiner Länderspielreisen länger Urlaub machen. Er wird am kommenden Mittwoch erstmals zur Mannschaft stoßen.

Riemann und Kwarteng angeschlagen

Mit Takuma Asano, Philipp Förster und Manuel Riemann fehlten außerdem drei Stammkräfte aus der vergangenen Saison. Japans Nationalspieler Asano weilt noch bis zum 17. Juli im Urlaub. Förster steigt wegen anhaltender Probleme an der Achillessehne erst später in die Vorbereitung ein, ebenso wie Riemann, den eine Muskelverletzung ausbremst. Wobei Letsch bereits in der kommenden Woche wieder mit ihm rechnet, während es bei Förster im schlimmsten Fall noch länger dauern kann. ​Allerdings hat der Trainer im offensiven Mittelfeld nun genügend Alternativen.

Insgesamt zeigte sich der Fußballlehrer zufrieden mit den Transferaktivitäten: „Ich finde, dass wir es ganz gut gemacht haben. Klar ist aber, dass sich der Kader weiter verändern wird. Ich erwarte sowohl Zu- als auch Abgänge.“ Insbesondere in der Defensive „stimmt die Balance noch nicht.“ Fünf Abwehrspieler haben den VfL verlassen, nur zwei sind neu dazugekommen. Weitere Neuzugänge könnte es geben, wenn Kaderplätze frei werden. Jacek Goralski, Jordi Osei-Tutu und Moritz Römling stehen auf der Streichliste, Gerrit Holtmann will bekanntlich ebenfalls weg.

Viele Veränderungen im Trainerteam

Verändert hat sich zur neuen Saison außerdem das Trainerteam. Neu dabei sind Co-Trainer Markus Feldhoff, Athletiktrainer Klaus Luisser, Rehacoach Björn Kadlubowski sowie Videoanalyst Robin Mehring. Feldhoff springt für VfL-Urgestein Frank Heinemann ein, der kürzertreten möchte; Luisser, den Letsch noch aus Salzburg kennt, übernimmt den Job von Lucas Kern, der den VfL verlässt. Kadlubowski ersetzt Marius Kirmse, der sich von nun an für alle Mannschaften des VfL dem Thema Ernährung widmen wird. Mehring kommt als zweiter Videoanalyst neu dazu.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)

Kommentar

Der Hype ums neue VfL-Trikot: Es geht auch anders

Mit großem Aufwand hat der VfL Bochum auch in diesem Jahr seine Trikotpräsentation geplant. Spieler der Profimannschaft, der Frauen und aus dem Nachwuchs wurden für Aufnahmen im Stadion versammelt, Fotos geschossen, Videos gedreht und geschnitten, eine Marketing-Kampagne aufgesetzt. Alles war geplant, alles war vorbereitet. Doch dann platzte ausgerechnet Ausrüster Mizuno dazwischen und veröffentlichte am Dienstagvormittag noch vor dem Verein ein Foto der neuen Trikots. Für Außenstehende durchaus amüsant, für die engagierten Mitarbeiter beim VfL sicher nicht.

Kreatives Marketing

Wie auch immer: Der Hype um die Trikots nimmt im modernen Fußball allmählich fragwürdige Ausmaße an, da ist der VfL ausnahmsweise nicht anders als seine Mitbewerber. Es beginnt schon mit der Sprache. Der VfL nennt sein Heimtrikot abermals „Flutlichtblau“, dabei hat der Duden bereits ein passenderes Wort für die Farbe gefunden: dunkelblau. In dieses Trikot sind außerdem Diagonalstreifen integriert. Standen sie vor drei Jahren noch für die „Verlängerung der Lichtstrahlen“ eben jener Flutlichtmasten, laufen die Linien nun „Richtung Stadion zusammen“ und „markieren den Weg zum Ziel“. Nun ja, wir wissen alle: Beide Geschichten sind konstruiert, kein normaler Fan denkt bei Diagonalstreifen auf einem Trikot an eine asphaltierte Straße.

Aber Marketing bedeutet eben auch, kreativ zu werden. Schließlich geht es darum, die Trikots zu verkaufen, Gewinne zu erzielen. Darauf ist der Klub angewiesen. Der VfL macht ein Angebot und die Kunden können entscheiden. Die Bilanz der vergangenen Saison ist beeindruckend: 25.000 Stück wurden verkauft, rund 60 Prozent davon in dunkelblau – pardon: Flutlichtblau – die meisten mit dem Flock von Anthony Losilla, gefolgt von Simon Zoller und Takuma Asano. Dabei verlangt der VfL mittlerweile einen stolzen Preis, trotz mäßiger Produktqualität. Wer sich das Trikot mit einem Spielernamen gönnen möchte, zahlt ohne Vergünstigung knapp 97 Euro. Bei elf Bundesligisten sind sogar mehr als 100 Euro fällig. Wer auf eine Beflockung verzichtet sowie Mitglied oder Besitzer einer Dauerkarte ist, kann den Preis in Bochum auf rund 72 Euro drücken. Kindershirts sind im günstigen Fall für unter 50 Euro zu haben.

Brentford als Vorbild?

Die Gewinnmargen sind trotzdem hoch, die Klubs im Allgemeinen nutzen die Gutmütigkeit ihrer Anhänger auch ein wenig aus. Branchenkenner berichten, dass der Wareneinsatz höchstens bei der Hälfte des späteren Verkaufspreises liegt, die Sponsoringeinnahmen des Ausrüsters noch nicht einberechnet. Immerhin: Alle Trikots beim VfL werden mittlerweile aus recycelten PET-Flaschen hergestellt. Das ist lobens- und erwähnenswert im Sinne der Nachhaltigkeit. Doch braucht es wirklich jedes Jahr ein neues Heim-, Auswärts- und Ausweichtrikot, und vielleicht noch ein Sondertrikot? Es geht auch anders. Der FC Brentford geht diesen Weg bereits. Der Premier-League-Klub trug seine Spielkleidung zuletzt zwei Jahre hintereinander. Das hehre Ziel: Auf Verschwendung und übermäßigen Konsum aufmerksam zu machen. Fans sollen nicht das Gefühl haben, jedes Jahr ein neues Trikot kaufen zu ‚müssen‘. Ja, Brentford ist nicht Bochum, die haben Geld im Überfluss. Dennoch: Auch für die Bundesliga, die Nachhaltigkeit predigt, wäre das ein spannendes Modell.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: VfL Bochum 1848)

Anspruchsvoller und attraktiver

Letsch forciert den Kaderumbau: VfL will anderen Fußball bieten

Für den sonst so diplomatisch-abwägenden Trainer war es eine ungewohnt deutliche Aussage. Bereits vor dem Spiel in Mönchengladbach Anfang Mai hatte Thomas Letsch für die Sommerpause einen Kaderumbau angekündigt. „Bei mir wird es kein ‚Weiter‘ so geben. Das ist der komplett falsche Ansatz. Wenn uns der Klassenerhalt gelingt, dann möchte ich Dinge verändern, die Mannschaft und die Spielweise weiterentwickeln. Es ist kein Geheimnis, dass im Kader etwas passieren wird“, sagte der Fußballlehrer im Interview mit der Rheinischen Post.

Einfluss auf die Transfers

Auf diese Ankündigung folgen nun Taten. Die bisherigen Transfers – neun Abgänge und sechs Neuverpflichtungen – erfolgten alle im Sinne des Trainers. Zum ersten Mal hat Thomas Letsch im großen Stile Einfluss auf die Gestaltung seiner Mannschaft. Zur Erinnerung: Im vergangenen Jahr war Letsch knapp einen Monat nach Beendigung der Sommertransferperiode nach Bochum gekommen. Den Kader hatten noch Thomas Reis und Manager Sebastian Schindzielorz zusammengestellt. Beide haben den Verein im Spätsommer verlassen.

Nun verantwortet Marc Lettau die Transferpolitik, der den erkrankten Patrick Fabian vertritt. Doch immer dann, wenn der Kaderplaner potenzielle Neuzugänge empfängt, sitzt auch der Cheftrainer mit am (virtuellen) Tisch. Ungewöhnlich ist das in der Fußballbranche freilich nicht. Vielen Spielern ist es wichtiger, wer ihr künftiger Trainer ist und nicht wer das Amt des Sportchefs bekleidet. Erwähnenswert ist es trotzdem, denn gegenüber Tief im Westen – Das VfL-Magazin lobten zuletzt gleich mehrere Spielerberater die Überzeugungskraft des Bochumer Trainers.

Systemumstellung angedacht

Wobei diese Qualität kaum überrascht: Zum einen, weil es Thomas Letsch aus seiner Zeit im RB-Kosmos gewohnt ist, auch Vertragsgespräche zu führen, zum anderen, weil er generell nicht auf den Mund gefallen ist. Letsch ist kommunikativ und überaus eloquent. Er strahlt Ruhe aus und reagiert besonnen auf unerwartete Entwicklungen, spricht – wenn nötig – aber auch Klartext, vorzugsweise hinter verschlossenen Türen. Die anfängliche Distanz hat der Schwabe längst abgebaut, was er nicht zuletzt bei den Feierlichkeiten Ende Mai bewiesen hat.

Ein Mitglied der Bochumer Vereinsführung sprachlich neulich zudem vom „pädagogischen Geschick“ des 54-Jährigen im Umgang mit den Spielern. Das wird er auch in der neuen Saison brauchen. Letsch wird den Kaderumbau, der mit einer Systemumstellung einhergehen soll, moderieren müssen. Er möchte neben der gewohnten Viererkette in der Abwehr auch eine Dreierkette einstudieren. „Die Vorbereitung auf eine neue Saison ist der optimale Zeitpunkt, um grundlegende Änderungen anzugehen“, schrieb Marc Lettau jüngst in einem Newsletter an die Fans.

Fokus auf mehr Ballbesitz

Der Bochumer Fußball soll anspruchsvoller und damit auch attraktiver werden. „Unser Spielansatz war nicht sonderlich komplex und die gegnerischen Mannschaften haben sich mit zunehmenden Saisonverlauf immer besser auf unser Spiel eingestellt“, sagt Lettau im Rückblick auf die vergangene Saison, als der VfL vor allem auf Balleroberungen gesetzt hat. „In Zukunft werden wir variabler und flexibler auf verschiedene Spielsituationen und Spielstände reagieren können.“ Insbesondere im Ballbesitz soll und will sich der VfL weiterentwickeln.

Versuche, bereits während der vergangenen Saison größere Elemente des Letsch-Fußballs zu integrieren, waren gescheitert. Letsch hatte etwa direkt nach seiner Amtsübernahme versucht, auf eine Dreierkette umzustellen, doch die Mannschaft kam mit dieser Variante nicht zurecht. Nun wagt der Trainer einen neuen Anlauf. „Natürlich geht das auch mit personellen Änderungen einher. Deshalb werden wir die Transferperiode nutzen, den Kader gezielt auf die neuen Anforderungen auszurichten“, betont Lettau. Die ersten sechs Neuzugänge sind ein Beleg dafür.

VfL-Tugenden sollen bleiben

Mit Felix Passlack kommt beispielsweise ein klassischer Schienenspieler nach Bochum, der die rechte Seite sowohl in einer Dreier- als auch in einer Viererkette bespielen kann. Moritz Kwarteng und Lukas Daschner sind in der Offensive flexibel einsetzbar; Kwarteng praktisch überall, Daschner vor allem im Zentrum. Mit Matus Bero haben Letsch und Lettau zudem einen Profi verpflichtet, der die Spielweise seines Trainers bereits aus der gemeinsamen Zeit in Arnheim kennt. Darüber hinaus haben sie sehr auf die Charakterzüge der Spieler geachtet.

Vor allem Passlack und Bero gelten als besonders einsatzfreudig, aber auch Noah Loosli, dem neuen Innenverteidiger, eilt in dieser Hinsicht ein guter Ruf voraus. „Kampfgeist, Intensität und Einsatzbereitschaft gehören fest zur DNA des VfL-Fußballs. Daran wird sich nichts ändern, auch wenn wir die Kaderqualität steigern wollen“, verspricht Lettau, der damit natürlich auch Erwartungen weckt. In der sogenannten Letsch-Tabelle ist der VfL zuletzt auf Platz zehn gelandet – obwohl der Trainer auf einfachen Fußball gesetzt hat und den Kader noch gar nicht mitgestalten konnte.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Imago)

Spielplan und weitere Termine

Schwerer VfL-Start: Revierderby und Besuch auf der Wiesn

Außenstehende werden den Hype um den Bundesliga-Spielplan wahrscheinlich kaum nachvollziehen können. Denn schon vor der Veröffentlichung am Freitag war ja klar: Der VfL Bochum muss 34 Spiele absolvieren und gegen jede Mannschaft zweimal antreten, einmal zu Hause und einmal auswärts. Echte Fußballfans denken natürlich anders. 34 Wochenenden zwischen August 2023 und Mai 2024 werden vom Spielplan entscheidend beeinflusst, die DFL gibt das Programm vor.

Erstes Heimspiel ein Derby

Eine undichte Stelle beim Ligaverband hatte dafür gesorgt, dass die Pläne am Freitag bereits einige Stunden vor der geplanten Präsentation online einsehbar waren. Und bereits am Donnerstag kursierten Teile des Spielplans in den sozialen Netzwerken. Schon da war klar: Der VfL Bochum startet mit einem Auswärtsspiel in seine insgesamt 37. Bundesliga-Saison. Der Revierklub gastiert am 19. oder 20. August beim VfB Stuttgart. Es folgt das Derby gegen Dortmund im eigenen Stadion.

Das Startprogramm hat es durchaus in sich: Auf die Top drei der Liga – Dortmund, Bayern (5. Spiel) und Leipzig (7. Spiel) – trifft der VfL relativ früh. Zudem finden fünf der ersten acht Partien auswärts statt. Das Team von Trainer Thomas Letsch kann im Vergleich zur vergangenen Saison aber eigentlich nur gewinnen. Zur Erinnerung: Da gab es aus den ersten acht Begegnungen nur einen Punkt. Und: Das letzte Auftaktspiel, das der VfL Bochum gewonnen hat, liegt schon sechs Jahre zurück.

230 Auswärtsdauerkarten

Für den bislang letzten Sieg in Stuttgart müssen sogar Historiker bemüht werden. 1987 gewann der VfL zuletzt beim VfB, da spielte sogar noch Ata Lameck. Die Besitzer der Bochumer Auswärtsdauerkarte glauben in jedem Fall an einen Erfolg. Rund 230 Anhänger haben ihre Zusage bereits gegeben, 60 mehr als in der vergangenen Saison. Weit mehr als 10.000 Reisekilometer werden sie in der neuen Saison zurücklegen müssen, um alle Spiele zu sehen, meistens geht es Richtung Süden, vor allem in der Hinrunde.

Vier Partien bis zur kurzen Winterpause finden in Baden-Württemberg statt, zwei in Bayern. Die kürzeren Fahrten folgen zumeist erst in der Rückrunde. Zwiegespalten sind viele VfL-Fans bei der Ansetzung für den fünften Spieltag. Dann geht es zum FC Bayern – vor allem wegen der Fanfreundschaft eine beliebte Fahrt für tausende Bochumer. Das Besondere: In dieser Zeit steigt in München das Oktoberfest, die Wiesn. Problematisch aber: Viele Hotels sind schon ausgebucht oder verlangen horrende Preise.

Genaue Termine folgen

Wann genau der VfL beim Rekordmeister spielt, steht ohnehin noch nicht fest. Die termingenauen Ansetzungen für die ersten acht Spiele folgen erst in zwei Wochen. Nur eine Anstoßzeit steht schon sicher fest: Der 34. und damit letzte Spieltag findet am 18. Mai in Bremen statt. Das letzte Spiel im Kalenderjahr 2023 steigt übrigens in Leverkusen und ist das einzige, das unter der Woche stattfindet. Ab 2025 will die DFL die Englischen Wochen komplett streichen, dafür aber die Winterpause weiter verkürzen.

Dann nämlich wird es einen neuen TV-Vertrag geben. Die Ausschreibung beginnt noch in diesem Jahr. Bis dahin wird sich kaum etwas ändern. Wer die Auswärtsspiele des VfL lieber auf der eigenen Couch verfolgen möchte, benötigt weiterhin zwei Sender: Die jeweils kostenpflichtigen Angebote von Sky und DAZN. Auch das könnte sich in zwei Jahren ändern. Künftig möchte die DFL die Live-Übertragungsrechte wieder an nur einen Sender verkaufen, sofern das Kartellamt keine Einwände hat.

Trainingsstart am 5. Juli

Deutlich einfacher bleibt es im DFB-Pokal. Alle Spiele laufen bis mindestens 2025 live auf Sky, unter anderem das Duell gegen Arminia Bielefeld am 12. August. Es ist Bochums erstes Pflichtspiel in der neuen Saison. Vorher sind insgesamt sechs Testspiele geplant, allerdings nur eines davon in Bochum: Am 5. August im Rahmen der Saisoneröffnung. Der Gegner steht noch nicht fest. Ansonsten steht der Vorbereitungsplan bereits. Los geht es am kommenden Mittwoch (5.7., 10.30 Uhr) mit dem ersten Training.

Es folgt ein Testspiel gegen den Oberligisten Kickers Emden (11.7.) in Gevelsberg sowie Gastauftritte beim Drittligisten SC Verl (16.7., ohne Zuschauer) sowie beim Zweitligisten Fortuna Düsseldorf (21.7.). Anschließend geht es ins Trainingslager nach Südtirol. Dort trifft der VfL auf den italienischen Erstligisten Spezia Calcio (26.7.) und den Zweitligisten Parma Calcio (29.7.). Alle Testspiele will der VfL kostenfrei übertragen. Gespielt wird dann auch in den neuen Trikots, die Anfang Juli vorgestellt werden.


Ihr wollt das VfL-Magazin einmalig oder dauerhaft unterstützen? Nutzt dafür gerne die unkomplizierte Zahlungsoption via PayPal. Danke, dass ihr Berichterstattung dieser Art auch in Zukunft möglich macht.



(Foto: Marc Niemeyer)