Ruhrstadion

Sanierung ohne Ausbau: VfL bekennt sich zum Ruhrstadion

Die Menschen in Bochum warten. Sie wünschen sich Informationen darüber, wie die Stadt als Eigentümerin des Stadions auch in Zukunft dafür sorgen möchte, dass dem VfL eine erstligataugliche Spielstätte zur Verfügung steht. Seit Monaten ist die Kommunalverwaltung um Geheimhaltung bemüht. Immerhin: Am Samstag traf sich Oberbürgermeister Thomas Eiskirch mit den Vereinsverantwortlichen.

Durch die mediale Diskussion steht die Stadt unter Druck, die längst vorliegenden Pläne endlich für alle publik zu machen. Weil nun auch zahlreiche Politiker Bescheid wissen und weitere Informationstermine in Kürze anstehen, sickern schon jetzt immer mehr Details durch. Klar ist: Ein Stadionneubau ist aus Sicht der Stadt im Grunde nicht zu realisieren – vorrangig aus wirtschaftlichen Gründen, aber auch, weil eine passende Fläche und der politische Wille für einen Wegzug des VfL von der Castroper Straße fehlen. Ein Neubau am bisherigen Standort ist nach Ansicht der Stadt ebenfalls nicht umsetzbar. Wie an dieser Stelle bereits berichtet, läuft deshalb alles auf eine Modernisierung des Ruhrstadions hinaus.

Erheblicher Sanierungsbedarf

Der konkrete Plan, den die Stadt verfolgt und der Tief in Westen – Das VfL-Magazin nun aus mehreren Quellen zugespielt oder bestätigt wurde, dürfte viele Beobachter vermutlich eher enttäuschen. Die Kommune ist zwar bereit, eine hohe zweistellige Millionensumme für das Ruhrstadion in die Hand zu nehmen, doch die sichtbaren Effekte würden sich arg in Grenzen halten. Eine mittlere zweistellige Millionensumme würde allein in dringend notwendige Sanierungsarbeiten gesteckt werden, um den weiteren Betrieb sicherzustellen.

Dieser Plan beinhaltet unter anderem die aufwendige Sanierung der Sichelbinder, die das Stadion tragen, eine Aufwertung der Flutlichtanlage und diverse Brandschutzmaßnahmen. Das Paket ist im Detail noch deutlich umfangreicher, an fast allen Stellen des Stadions gibt es Mängel, die in absehbarer Zeit behoben werden müssen. Dabei geht es entweder darum, behördliche Auflagen einzuhalten, oder aber um Lizenzierungsbedingungen der DFL.

Kapazität wächst kaum

Der große Wunsch des Klubs und zahlreicher Anhänger, die derzeitige Kapazität von 26.000 Plätzen signifikant zu erhöhen, wird sehr wahrscheinlich nicht in Erfüllung gehen. Lediglich 1.500 Plätze sollen dazukommen, berichtete die WAZ am Sonntag zuerst. Tief im Westen – Das VfL-Magazin weiß: Diese sollen vor allem durch eine bessere Trennung von Heim- und Gästebereich entstehen – Plätze also, die bereits vorhanden sind, derzeit aber nicht genutzt werden können. Auch der vom Verein so sehnlichst gewünschte Ausbau der VIP-Kapazitäten wird nach derzeitigem Stand kaum gelingen.

Lediglich das seit einigen Jahren wegen diverser Mängel geschlossene ehemalige „Morrizz“ soll saniert und anschließend reaktiviert werden. Weil in diesen Räumlichkeiten Altlasten – im schlimmsten Fall Asbest – vermutet werden, rechnet die Stadt mit einem immensen Kostenbedarf. Verschiedene Ideen zur Aufwertung des Stadionumfelds, inklusive Abriss der Rundsporthalle, runden das Konzept ab. Geprüft werden soll immerhin noch ein Ausbau der Osttribüne, der nach jetzigem Stand aber sehr unwahrscheinlich ist, vor allem aus baurechtlichen Gründen. Sobald sich die Grenzen des Stadions verändern, erlischt der Bestandsschutz. Mit einer neuen Baugenehmigung ist aufgrund der angrenzenden Wohnhäuser nicht zu rechnen.

VfL äußert sich am Dienstag

Die Botschaft der Stadt ist jedenfalls klar: Der VfL soll an der Castroper Straße bleiben, doch die Entwicklungsmöglichkeiten dort bleiben stark begrenzt. Angesichts horrender Kosten für die Sanierung dürfte die politische Debatte über die Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen in Kürze beginnen. Lohnt es sich, so viel Geld ins mehr als 40 Jahre alte Ruhrstadion zu stecken? Allerdings fehlen die umsetzbaren Alternativen. Und ohne Sanierung wäre ein Spielbetrieb im Ruhrstadion schon bald nicht mehr möglich.

Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des Klubs, bestätigte in der Mitgliederversammlung am Dienstag die oben skizzierte Darstellung zur Modernisierung und gab zum ersten Mal ein offizielles Statement ab: „Woanders als an der Castroper Straße zu spielen, war nie ein Thema für uns. Insofern konzentrieren sich die Diskussionen auf den bisherigen Standort.“ Details sollen Anfang 2024 öffentlich gemacht werden, wenn der Verein mit der Stadt gemeinsame Informationsveranstaltungen anbieten will. Entscheiden wird am Ende der Rat der Stadt.

Hinweis: Der letzte Absatz dieses Textes wurde nach der Mitgliederversammlung am Dienstag ersetzt bzw. aktualisiert.


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(Foto: Imago / Hans Blossey)

Meinung

VfL-Kolumne: Hybride JHV wäre möglich und zeitgemäß

Die VfL-Kolumne ist ein neues Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße, oder gerne auch zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Mitgliederversammlung.

Die Mitglieder des VfL Bochum treffen sich an diesem Dienstagabend im RuhrCongress. So spannend wie im vergangenen November dürfte die Versammlung nicht werden. Seinerzeit gab es bekanntlich eine Kampfabstimmung um die personelle Besetzung des Präsidiums. Gewählt wird auch in diesem Jahr, allerdings nur die Findungskommission. Kein unwichtiges Gremium, das in der Öffentlichkeit aber nur selten in Erscheinung tritt und mangels Gegenkandidaten quasi nur bestätigt werden muss. Ansonsten wird noch über eine Satzungsänderung beraten. Der VfL möchte den digitalen Mitgliedsausweis einführen.

Das erscheint sinnvoll, denn die an den Klub gebundene Fangemeinde wächst seit einigen Jahren rasant. 21.196 Mitglieder sind an diesem Dienstag stimmberechtigt, mehr als 5.000 Mitglieder sind seit Dezember 2022 dazugekommen. Die Frage ist nur: Wofür sind sie eigentlich Mitglied geworden? Damit sie an der Vereinsdemokratie partizipieren können? Oder vorrangig, damit sie überhaupt noch eine Chance haben, an Tickets zu kommen? Sehr wahrscheinlich Letzteres. Der VfL sollte jedoch mehr dafür tun, vor allem Erstgenanntes zu fördern.

Allerdings trägt allein die Terminierung der Mitgliederversammlung nicht dazu bei. Es ist nicht mehr zeitgemäß zu erwarten, dass sich alle Interessierten werktags für mindestens drei Stunden unbedingt im RuhrCongress einfinden müssen. Für Familien mit Kindern, für Berufstätige ohne Nine-to-five-Job, für gesundheitlich Angeschlagene, aber vor allem für Mitglieder mit einer längeren An- und Abreise ist das schon seit vielen Jahren ein echtes Problem, die Corona-Zeit mal ausgeklammert.

Passenderweise hat der Bundestag im Februar 2023 beschlossen, dass Mitgliederversammlungen von Vereinen nun auch in hybrider Form stattfinden können, unabhängig von der Vereinssatzung. Neben der physischen Präsenz im Kongress-Saal wäre dann auch eine digitale Teilnahme von jedem Ort der Welt möglich. Alternativ sollten die Verantwortlichen wenigstens darüber nachdenken, künftige Versammlungen auf ein spielfreies Wochenende zu legen. 2017, als die Ausgliederung beschlossen wurde, ging es doch auch.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)

0:0 in Heidenheim

Nächstes Unentschieden: VfL geizt mit Toren und Wechseln

Wer an diesem Sonntag den weiten Weg aus Bochum auf die schneebedeckte Ostalb auf sich nahm, darf sich ohne Zweifel zu den hartgesottenen VfL-Fans zählen. Trotz eisiger Temperaturen feuerten sie ihre Mannschaft im Kellerduell gegen Heidenheim lautstark an. Doch herzerwärmend war weder die spielerische Leistung noch das Ergebnis. Das erste Bundesliga-Duell der beiden Klubs endete torlos und erinnerte phasenweise an die gemeinsamen Duelle eine Liga tiefer. Die in ihrer Spielanlage etwas reiferen Bochumer hatten am Ende sogar Glück, die Partie nicht zu verlieren.

Defensiv deutlich stabiler

Heidenheims Tim Kleindienst hatte nach einem schweren Masovic-Patzer in der vorletzten Spielminute die beste Torgelegenheit der Partie, drosch den Ball aber über das Gehäuse. „Wir hatten mehr Kontrolle, Heidenheim aber die besseren Chancen“, analysierte VfL-Trainer Thomas Letsch. Seine Mannschaft verteidigte über weite Strecken sehr diszipliniert, hatte im Vorwärtsgang aber erneut kaum eine zündende Idee, gepaart mit vielen technischen Unzulänglichkeiten. „Wir haben zu unsauber gespielt“, bemängelte Letsch, dessen Spieler die mäßige Gesamtleistung deutlich positiver sahen. „Wir haben ein richtig gutes Auswärtsspiel gemacht. Wir können zufrieden sein, auch wenn mehr möglich war“, sagte Philipp Hofmann am Mikrofon von DAZN. „Unser Plan ist aufgegangen“, ergänzte Kevin Stöger.

Auf die Defensivarbeit mag das zutreffen, auf die Offensivleistung wohl kaum. „Wenn wir so weiterspielen, werden wir noch einige Punkte holen“, ist sich Vize-Kapitän Stöger sicher. Ein Satz, der beim VfL zuletzt nach fast jedem Spiel zu hören war, sich aber noch nicht in der Tabelle niederschlägt. Es bleibt dabei: Der VfL Bochum ist in dieser Saison schwer zu schlagen. Das Team von Trainer Letsch hat nur vier von zwölf Partien verloren, die Tabellennachbarn teils doppelt so oft. Aber: Nach wie vor steht neben sieben Unentschieden nur ein Sieg zu Buche. Insbesondere in den Kellerduellen gegen Mainz, Darmstadt, Köln und Heidenheim, die direkt aufeinander folgten, wollte der VfL dreifach punkten. Die Bochumer gewannen aber lediglich das Duell gegen Darmstadt, holten ansonsten drei Unentschieden. „Sechs Punkte sind in Ordnung, aber unterm Strich zwei zu wenig“, meint Letsch, der froh ist, gegen keinen direkten Konkurrenten verloren zu haben. Aber reicht das?

Nur zwei Wechsel

Eine generelle Entwicklung, die ein einzelnes Spiel überdauert, ist derzeit nur in einem Mannschaftsteil zu erkennen. Die zu Saisonbeginn noch instabile Defensive tritt seit einigen Wochen wesentlich kompakter auf und lässt deutlich weniger Torchancen zu. Der Lohn: In den Monaten Oktober und November kassierte der VfL in sechs Spielen nur sechs Gegentreffer. Die Rückkehr zur Viererkette ist dabei nur ein kleiner Baustein, personelle Veränderungen wie die Hereinnahme von Cristian Gamboa als Rechtsverteidiger und Patrick Osterhage als Sechser stärken das Defensivgebilde. Osterhage gehörte auch in Heidenheim zu den besten Bochumern, setzte sogar offensiv Akzente.

Musste er auch, denn von den Teamkollegen kam deutlich zu wenig. In unmittelbarer Tornähe tauchte allenfalls Takuma Asano auf. Fast alle Angriffe liefen durch die Mitte, ein funktionierendes Flügelspiel war nicht zu erkennen. Lukas Daschner, der auf der rechten Seite ziemlich enttäuschte, wurde allerdings erst spät ausgewechselt. Insgesamt tauschte Letsch trotz Alternativen auf der Bank nur zweimal das Personal. Moritz Kwarteng und Goncalo Paciencia, zwei technisch versierte Spieler, kamen zum Beispiel gar nicht zum Einsatz. Obwohl Letsch die Kaderbreite in dieser Saison schon oft gelobt hat, machte er von diesen Optionen in Heidenheim keinen Gebrauch. Die harmlose Offensive konnte er somit nicht mehr beleben.


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Personalie

VfL droht längerer Asano-Ausfall – Vertragsgespräche stocken

Wenn er trifft, dann am liebsten doppelt. Seit seiner Verpflichtung vor gut zweieinhalb Jahren trug sich Takuma Asano in sieben Bundesliga-Spielen in die Torschützenliste ein. Gleich dreimal erzielte er einen Doppelpack – im April 2022 gegen Hoffenheim, im September 2023 gegen Augsburg und vor zwei Wochen gegen Darmstadt. Am Böllenfalltor avancierte Asano zum Matchwinner und verhalf seiner Mannschaft zum ersten Saisonsieg. Generell gilt: Wenn der Japaner trifft, dann punktet der VfL, meistens dreifach.

Nach jeweils drei Toren in den vergangenen zwei Spielzeiten hat der Offensivallrounder in dieser Saison bereits einen persönlichen Bundesliga-Rekord aufgestellt. Nach elf Spielen hat Asano vier Treffer erzielt. Logisch also, dass der Japaner bislang ausnahmslos zur Bochumer Startformation gehörte – mal als Außenstürmer, mal als Spielgestalter oder auch als zweite Spitze. Der Japaner, der vor wenigen Tagen 29 Jahre alt geworden ist, zählt beim VfL Bochum längst zu den unumstrittenen Stammspielern.

Teilnahme am Asien-Cup

Doch spätestens im Januar wird seine Startelf-Serie wohl reißen. Denn Asano wird aller Voraussicht nach dem Kader der japanischen Nationalmannschaft für die Asien-Meisterschaft in Katar angehören. Das Problem: Das Turnier findet während der Bundesliga-Saison statt; genauso wie der Afrika-Cup, für den aus Bochumer Sicht aber keine Nominierung zu erwarten ist. Japans erstes Gruppenspiel steigt am 14. Januar. An diesem Tag absolviert der VfL gegen Werder Bremen sein erstes Pflichtspiel im neuen Jahr.

Das bedeutet: Asano droht gleich mehrere Bundesliga-Spiele zu verpassen. Selbst im eher unwahrscheinlichen Fall, dass Japan nach der Gruppenphase mit Duellen gegen Indonesien, Irak und Vietnam ausscheiden wird, müsste VfL-Trainer Thomas Letsch drei Partien ohne seinen derzeit torgefährlichsten Spieler auskommen. „Je nach Abschneiden der japanischen Nationalmannschaft könnte Taku bis zu fünf Spiele von uns verpassen“, weiß Bochums Sportdirektor Marc Lettau. Das Finale steigt am 10. Februar.

Verbleib nur bei Klassenerhalt

Doch wie wird der VfL auf den absehbaren Ausfall reagieren? „Wir haben Takus Teilnahme an der Asien-Meisterschaft im Rahmen der Kaderplanung thematisiert und werden den Ausfall mit dem vorhandenen Spielerpotenzial auffangen“, betont Lettau und meint damit sicher Spieler wie Lukas Daschner oder Philipp Förster. Sie alle haben ihre Stärken aber eher im Zentrum, und die Dynamik von Asano bringen sie ohnehin nicht mit. Für die Außenbahn verbleiben vor allem Moritz Kwarteng und Christopher Antwi-Adjei als Optionen.

Das wiederum macht deutlich, warum sich die Verantwortlichen bereits um eine Vertragsverlängerung von Asano bemühen. Der Offensivallrounder ist nur noch bis zum Saisonende an den Revierklub gebunden. „Wir sind gewillt, den Vertrag mit Taku zu verlängern“, betont Marc Lettau und erläutert: „Wir haben in ersten Gesprächen bereits unsere Absicht kundgetan. Auch der Spieler kann sich einen Verbleib vorstellen. Aber wir gehen davon aus, dass die Entscheidung vom Ausgang der Saison abhängen wird.“

Asano als Markenbotschafter

Soll heißen: Asano würde sehr wahrscheinlich nur im Falle des Klassenerhalts in Bochum bleiben. Eine baldige Einigung ist somit nicht zu erwarten. Dennoch: Sollte beides gelingen – der Nicht-Abstieg sowie die Vertragsverlängerung – wäre nicht nur die sportliche Leitung froh. Auch für die Mitarbeiter aus der Vertriebs- und Marketing-Abteilung wäre ein Verbleib des Angreifers hilfreich. Denn Takuma Asano fungiert bei der Internationalisierungsstrategie des Klubs derzeit als Markenbotschafter in seinem Heimatland.

Just in dieser Woche ist eine kleine Delegation um Tim Jost, den Direktor für Vertrieb und Marketing beim VfL, nach Japan gereist. Vor Ort sollen Kontakte zu Sponsoren und anderen Kooperationspartnern geknüpft werden. Ziel des Klubs ist es unter anderem, in Bochums Partnerstadt Tsukuba eine Fußballschule aufzubauen. Auch ein Besuch beim Länderspiel in Osaka war angedacht. Dort traf die japanische Nationalmannschaft am Donnerstag auf Myanmar. Takuma Asano kam allerdings nicht zum Einsatz.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Meinung

VfL-Kolumne: Bei Stadiondebatte auch an Fan-Nachwuchs denken

Die VfL-Kolumne ist ein neues Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße, oder gerne auch zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Nachteile eines zu kleinen Stadions.

Mein erster Besuch im Ruhrstadion liegt nun 20 Jahre zurück. Die erste Saison, die ich mit dem VfL Bochum erlebt habe – damals noch als Grundschüler, nicht als Reporter – führte am Ende in den UEFA-Cup. Karten für die Spiele zu bekommen, war seinerzeit kein Problem, mitunter noch an der Tageskasse möglich. Einige Jahre später, kurz vor dem letzten Abstieg 2010, gab es sogar Sitzplatzkarten für fünf Euro beim damaligen Hauptsponsor Netto an der Supermarktkasse. Voll wurde das Stadion trotzdem nicht. In der Bundesliga.

Heute ist das undenkbar. Vergangene Woche kontaktierte mich eine Leserin und fragte, ob ich ihr einen Rat gebe könne, wie sie für ihren Sohn und ihren Mann an drei Tickets für die Osttribüne kommen könne, als Geschenk zu Weihnachten. Ich musste sie enttäuschen: Eintrittskarten für die Heimspiele des VfL Bochum sind ein rares Gut geworden, begehrt bei Jung und Alt. Von 26.000 Plätzen sind rund 17.000 dauerhaft vergeben, 2.600 gehen an den Gastverein, weitere Tickets an Partner oder Verbände. Die Folge: Immer mehr (potenzielle) VfL-Anhänger werden enttäuscht. Denn neue Fans sind in Bochum traditionell nicht über Stars, Ruhm und Erfolge zu gewinnen, sondern über Emotionen, Nähe und das Gemeinschaftserlebnis mit den Eltern, Geschwistern oder Freunden. Als Bundesligist hat der VfL beste Voraussetzungen, die Kinder in der eigenen Stadt endlich wieder von sich zu überzeugen. Aber niemand wird glühender Fan ohne Stadionbesuch.

Auch deshalb ist die Stadiondebatte, die in den nächsten Tagen weiter Fahrt aufnehmen wird, so wichtig. Zum einen sollten auch künftige Generationen in den Genuss des ‚Castroper Straßenfußballs‘ kommen. Zum anderen sollte es für sie aber auch genügend Tickets geben. Viel wird derzeit über neue VIP-Logen gesprochen. Der VfL braucht aber auch Platz für seinen Fannachwuchs. Es geht ja nicht nur um Kinder und Jugendliche. Bochum zieht jedes Jahr viele Studierende aus ganz Deutschland an. Vor einigen Jahren gab es zum Semesterstart ein Heimspielticket als Geschenk, für die i-Dötzchen zur Einschulung ebenso. Das geht heute nicht mehr. Alles war früher gewiss nicht leichter – der Weg zum ersten Stadionbesuch aber schon.


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Mitgliederversammlung

Klare Tendenz: Ruhrstadion soll bleiben – Neubau utopisch

Am 28. November findet im RuhrCongress die Mitgliederversammlung des VfL Bochum statt. Im vergangenen Jahr dominierte die Wahl des Präsidiums das Geschehen, in diesem Jahr wird es wohl die Diskussion um die Zukunft des Bochumer Ruhrstadions sein. Seit einigen Wochen wird in der Öffentlichkeit intensiv über einen Umbau oder gar einen Neubau gesprochen. Die Fans warten aber noch auf konkretere Informationen. Die Stadt als Stadioneigentümerin gibt das Tempo vor. Offen ist, was der VfL am kommenden Dienstag bereits preisgeben darf – und wenn, was genau.  

Klar ist nur: Die Stadt hat bereits konkrete Ideen und ein Konzept entwickelt, das in Kürze auch einer breiteren Öffentlichkeit bekannt werden dürfte. In dieser Woche gibt es für verschiedene Kreise erste Informationstermine. Auch die Klubspitze des VfL Bochum trifft sich mit Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Seine Verwaltung hat sich öffentlich bislang nur einziges Mal zur laufenden Stadiondebatte geäußert, als sie die von der WAZ verbreiteten Gerüchte um einen möglichen Neubau auf dem Gelände des Bochumer Tierheims deutlich zurückgewiesen hat.

Für einen Neubau fehlt Platz und Geld

Wie an dieser Stelle bereits berichtet, ist ein Neubau generell eine sehr unwahrscheinliche Option. Dafür gibt es mehrere Gründe: Erstens, weil eine geeignete Fläche fehlt. Die von einigen Fans favorisierte Lösung, ein neues Stadion neben dem bisherigen zu bauen, ist aus Platzgründen ebenfalls keine, die sich in die Tat umsetzen ließe. Das Gelände an der Castroper Straße ist schlichtweg zu klein. Dabei gibt es unter anderem rechtliche Hürden, insbesondere mit Blick auf die eng bebaute Nachbarschaft. Ein neues Stadion würde zwangsläufig sehr nah an die Häuser am Quellenweg rücken.

Zweitens, weil ein Neubau – vor allem auf einer noch nicht erschlossenen Fläche – viel zu teuer wäre. Weder die Stadt hat dafür genügend Geld noch der Klub – auch nicht, wenn sich beide die Kosten teilen würden. Und drittens, weil der politische Wille, den VfL von der Castroper Straße auf die grüne Wiese umziehen zu lassen, gar nicht vorhanden ist. Die SPD, die bekanntlich den Oberbürgermeister stellt, hat sich klar für den bisherigen und seit mehr als einhundert Jahren existierenden Stadionstandort ausgesprochen; die anderen Ratsfraktionen sehen das grundsätzlich sehr ähnlich.

Modernisierung wahrscheinlichste Option

Es läuft also auf eine Modernisierung des Ruhrstadions hinaus. Offen ist nur, was konkret gemacht werden soll und überhaupt gemacht werden kann. Wie von Tief im Westen – Das VfL-Magazin schon vor einigen Wochen berichtet hat, gilt für das 1979 eröffnete Ruhrstadion der Bestandsschutz. Eine mögliche Erweiterung bedarf einer neuen Genehmigung. Anwohnerklagen könnten beispielsweise die Folge sein. Unklar ist außerdem, was mit Blick auf die Statik überhaupt machbar ist. Hinzu kommt, dass allenfalls hinter der Osttribüne Platz für einen zusätzlichen Rang wäre.

Im Süden verläuft bekanntlich die Castroper Straße, im Norden befindet sich das Stadioncenter und im Westen stehen Wohnhäuser. Laut WAZ würde der Ausbau der Osttribüne rund 30 Millionen Euro kosten. Doch zusätzliche Stehplätze braucht der Verein am wenigsten. Zuletzt ist vor allem die Nachfrage nach VIP-Seats und Sitzplätzen gestiegen. Wahrscheinlich ist also, dass das Stadion lediglich auf den aktuellen Stand der Technik gebracht wird und der Sanierungsstau an vielen Stellen aufgelöst wird, damit der Komfort erhöht wird und der VfL weiter alle Auflagen erfüllt.


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(Foto: Marc Niemeyer)

1:1 gegen Köln

Spürbar genervt: Bochumer hadern mit Remis-Serie

Fußball ist ein Ergebnissport, in dem Haltungsnoten keine Rolle spielen. Das hat Thomas Letsch in den Stunden und Tagen nach dem ersten Saisonsieg in Darmstadt fast mantraartig betont. Bochums Cheftrainer war spürbar genervt davon, dass stellenweise eher die mäßige Spielleistung als das erfreuliche Ergebnis thematisiert wurde. Nach dem 1:1 im Kellerduell gegen Köln nahm er den Ball fast schon dankend wieder auf. „Ich schätze, dass diejenigen, die uns für den Auftritt in Darmstadt kritisiert haben, nun glücklich sind, denn wir haben ja gut gespielt. Ich bin es nicht, weil wir nicht gewonnen haben“, sagte Letsch im Sportstudio-Interview. 

Elf Spiele, neun Punkte

In der Pressekonferenz führte der Fußballlehrer schließlich aus, warum er nicht zufrieden war: „Wir haben von Beginn an ein sehr gutes Spiel gemacht. Aber wir hätten aus diesem Spiel mit drei oder vier Tore rausgehen müssen. Sind wir aber nicht, also haben wir zwei Punkte verloren“, bekräftigte Letsch, der sich genauso wie seine Spieler enttäuscht in die Länderspielpause verabschiedete. Der VfL wartet weiter auf seinen ersten Heimsieg. Mit elf Punkten nach elf Spielen hätten die Bochumer im Abstiegskampf einen Schnitt von einem Zähler pro Partie erreichen können – nun sind es neun Punkte und Tabellenplatz 14.

Letsch hadert wie viele Bochumer vor allem mit der Remis-Serie im eigenen Stadion. Vier von fünf Heimspielen in dieser Saison endeten ohne einen Sieger, obwohl der VfL in diesen Partien fast ausnahmslos die (etwas) bessere Mannschaft war. Das belegen auch die Zahlen: Insgesamt 79 Torschüsse brachten die Bochumer bei den Heim-Unentschieden zustande, nur 42 die Gegner. „Es gab so viele Chancen, ich habe gar nicht mehr alle im Kopf“, sagte Kevin Stöger nach dem Spiel gegen Köln, als der VfL erneut in vielen Statistiken klar vorne lag. Nur beim Endergebnis herrschte Ausgeglichenheit. „Es fühlt sich nicht besser an als vor zwei Wochen gegen Mainz“, ergänzte Stöger.

Viele Chancen vergeben

Gegen Mainz kassierte der VfL in der Schlussminute den Ausgleich und verlor wichtige Punkte im Kampf gegen Abstieg. Diesmal scheiterten die Bochumer an ihrer Chancenverwertung. In beiden Halbzeiten, vor allem aber in der zweiten, erarbeiteten sich die Gastgeber ein klares Chancenplus. Doch Lukas Daschner, der immerhin das 1:0 erzielte, Stöger und vor allem Takuma Asano vergaben die besten Gelegenheiten. Der einzige Spieler, der an diesem Samstagabend noch traf, trug ein Kölner Trikot. Lediglich bei Umschaltaktionen wurden die Gäste hin und wieder gefährlich, ansonsten zeigte der VfL mit seiner Viererkette eine gute Defensivleistung. 

Auch das neu formierte Mittelfeld wusste zu überzeugen. Letsch hatte mit Lukas Daschner und Moritz-Broni Kwarteng gleich zwei Startelf-Debütanten aufgeboten, zudem nahm Patrick Osterhage die Rolle des erkrankten Anthony Losilla ein. Vor allem Osterhage überzeugte als Vertreter des Kapitäns; die beiden neuen Kreativspieler hinterließen aber ebenfalls einen ordentlichen Eindruck und belebten das Bochumer Angriffsspiel. „Wir hatten einige Spieler auf dem Platz, die ihre Stärken eher im Spiel mit dem Ball haben. Dann sieht es auch gleich anders aus“, sagte Bochums Sportdirektor Marc Lettau zum fußballerisch klar verbésserten Auftritt.

Punkte sind entscheidend

Mit seinen Aussagen nach dem Spiel in Darmstadt hatte Lettau die Diskussion über die mäßige Spielleistung – wahrscheinlich unbewusst – erst ausgelöst und seinen Trainer damit eine Woche lang für alle sichtbar auf die Palme gebracht hat. Ungewohnt dünnhäutig war Letsch mit der öffentlichen Kritik umgegangen. Der Trainer sah sich nach eigener Aussage dazu genötigt, sich für ein Erfolgserlebnis rechtfertigen zu müssen. Das Ergebnis gegen Köln hat jedenfalls nicht zur Beruhigung beigetragen. Letsch wäre eine schlechte Leistung mit drei Punkten am Ende sicher lieber gewesen. Lettau und allen anderen übrigens auch.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)