In eigener Sache

Winterpause: Frohe Weihnachten & Danke für 2023!

Liebe Leserin, lieber Leser,

gemeinsam haben wir erneut ein ereignisreiches Jahr mit dem VfL Bochum erlebt. Mit Siegen und Niederlagen, mit Aufregern und Enttäuschungen, aber auch mit vielen erfreulichen Meldungen, spannenden Entwicklungen und besonderen Erlebnissen. All das war Thema an dieser Stelle.

Die Bilanz kann sich, so glaube ich, sehen lassen: 159 Texte und zahlreiche Transferticker-Einträge sind im Jahr 2023 erschienen. Mehr als 1,7 Millionen Klicks innerhalb eines Jahres sind ein neuer Rekordwert und sorgen dafür, dass sich das VfL-Magazin unter den zehn größten verlagsunabhängigen Portalen einreiht, die sich mit einem einzelnen Fußballklub in Deutschland beschäftigen. Möglich war und ist dies nur dank 185 Leserinnen und Lesern, die in den zurückliegenden zwölf Monaten zur Finanzierung dieser Seite beigetragen haben. Dafür einen ganz herzlichen Dank! 

Im bereits fünften Jahr nach der Gründung ist es an der Zeit, einmal durchzuschnaufen. Sollte es in den kommenden Tagen keine unerwarteten Entwicklungen geben, wird es an dieser Stelle erst wieder am 2. Januar weitergehen. Bis dahin wünsche ich euch ein frohes Weihnachtsfest, hoffentlich erholsame Tage sowie einen guten, glücklichen und vor allem gesunden Start ins (Fußball-)Jahr 2024!

Glück auf und herzlichen Dank für eure Treue!

Philipp Rentsch


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(Foto: Marc Niemeyer)

0:4-Pleite in Leverkusen

„Gar nicht lustig“: Bochum hadert und ist doch zufrieden

Knapp eine halbe Stunde lang beeindruckte der VfL Bochum die Zuschauer in der BayArena. Mit einem mutigen und konsequenten Pressing ließen die Bochumer den ungeschlagenen Tabellenführer nicht zur Entfaltung kommen. Leverkusen verbuchte im ersten Drittel der Partie keine nennenswerte Torchance. Dann aber zeigte Schiedsrichter Daniel Schlager nach einem Kontakt zwischen Manuel Riemann und Patrik Schick auf den Elfmeterpunkt. Der Gefoulte trat selbst an, traf und lenkte das Spiel in eine wenig überraschende Richtung. Nur zwei Minuten später legte Schick nach, noch vor der Pause vollendete er den Hattrick. Mit 0:4 unterlag der VfL am Ende dem Spitzenreiter – und bekam dennoch reichlich Applaus von den eigenen Anhängern. 

Diskussion über den Elfmeter

Mit 16 Punkten nach 16 Spielen verabschiedeten sich die Bochumer am späten Mittwochabend in die Winterpause, und sind zufrieden mit dieser Zwischenbilanz. Der VfL steht in der Bundesliga an 14. Stelle mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsrang. „Der Abstand nach unten ist absolut in Ordnung“, meint Sportdirektor Marc Lettau, „auch wenn wir gerne drei, vier Punkte mehr auf dem Konto hätten.“ Die insgesamt auch möglich waren, allerdings nicht in Leverkusen. „Wir haben es in den ersten 30 Minuten verdammt gut gemacht. Mit dem Strafstoß geraten wir dann aber in Rückstand. In der direkten Phase danach hatten wir keinen Zugriff mehr“, analysierte Lettau direkt nach dem Spiel und sprach von einer „krassen Dynamik.“

Nicht zum ersten Mal in dieser Saison äußerten die Bochumer Kritik an der Schiedsrichterleistung. Lettau sah beim Herausstürmen von Riemann im Duell mit Schick kein regelwidriges Vergehen. Der Videoassistent checkte lediglich eine mögliche Abseitssituation, eine klare Fehlentscheidung bei der Zweikampfbewertung lag nicht vor. Riemann zog seine Arme zwar kurzzeitig zurück, warf sich aber mit hohem Tempo und ohne Chance auf den Ball in den Laufweg von Schick, der den Kontakt dankend annahm. Ein Strafstoß also, den man durchaus geben kann. Was Lettau völlig anders sah: „Für mich gibt es da keine zwei Meinungen. Der Kontakt reicht nicht für einen Elfmeter aus. Schick läuft in Manuel Riemann hinein und tritt ihm auf die Hand. Das ist definitiv kein Strafstoß.“ 

Ursächlich für die sechste Saisonniederlage sei diese Entscheidung aber nicht gewesen, betonte Lettau, auch wenn der VfL in der Folge sein Selbstbewusstsein verlor und die Ordnung ebenso, leichtsinnig und nicht tief genug verteidigte. „Wir brauchten ein paar Momente, um das erste Tor zu verkraften, da fiel schon das zweite“, haderte Defensivspezialist Bernardo, und war wenig erfreut über den weiteren Spielverlauf: „Danach war es gar nicht mehr lustig.“ Die individuell herausragend besetzte und auch im Kollektiv starke Werkself kam ins Rollen und überforderte die Bochumer Hintermannschaft gleich mehrfach. Zwecks Schadensbegrenzung wechselte VfL-Trainer Thomas Letsch bereits zur Halbzeit einen weiteren Verteidiger ein.

Nächstes Spiel am 14. Januar

Die Punkte, darüber sind sich beim VfL alle einig, wird der Revierklub gegen andere Mannschaften holen müssen. Die Winterpause ist vergleichsweise kurz, bereits am 14. Januar geht es mit einem Heimspiel gegen Tabellennachbar Bremen weiter. Insgesamt zehnmal tritt der VfL im neuen Jahr noch zu Hause an, wo er in dieser Saison erst einmal verlor. Ein Vorteil, ganz sicher. Ebenfalls nicht unwichtig: Im Gegensatz zur vergangenen Spielzeit holen die Bochumer ihre Punkte vor allem gegen die unmittelbaren Konkurrenten. Acht von 16 Zählern gab es gegen die vier Mannschaften, die derzeit hinter dem VfL platziert sind. Und die höchsten Niederlagen gab es gegen die Top drei. In Stuttgart, München – und nun auch in Leverkusen. 


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Personal

Verstärkung? Abgänge? So plant der VfL für den Winter

Nach dem Spiel am Mittwoch in Leverkusen wird VfL-Trainer Thomas Letsch seine Spieler in den rund anderthalbwöchigen Weihnachtsurlaub schicken. Der Trainingsauftakt im neuen Jahr ist für den 2. Januar angesetzt. Zwei Testspiele sind geplant, die Vorbereitungszeit ist kurz. Deshalb verzichten die Bochumer auch auf ein Trainingslager. Am 14. Januar steht zu Hause gegen Werder Bremen die letzte Partie der Hinserie und zugleich das erste Pflichtspiel im neuen Kalenderjahr an.  

Asano verpasst einige Spiele

Einer wird dann sicher fehlen: Takuma Asano, der mit fünf Saisontoren bislang der gefährlichste VfL-Angreifer ist. Der Japaner weilt dann beim Asien-Cup. Bis zu fünf Bundesligaspiele wird Asano wohl verpassen – eine Schwächung für den VfL, die aber nicht zwingend einen Wintertransfer zur Folge haben muss. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin sondieren die Verantwortlichen zwar intensiv den Markt nach einem Offensivspieler, können sich aber auch vorstellen, ohne einen weiteren Neuzugang in die Rückrunde zu gehen. Zumal sie eine nachhaltige Lösung – also nach Möglichkeit keine Leihe – bevorzugen. Die Mittel für einen neuen Spieler wären jedenfalls vorhanden.

Sogar losgelöst von möglichen Abgängen, die es natürlich trotzdem geben soll. Bereits im vergangenen Sommer war der VfL bereit, Jordi-Osei-Tutu, Tim Oermann, Moritz Römling und Lys Mousset von der Gehaltsliste zu bekommen. Gelungen ist das aus unterschiedlichen Gründen nicht, ein Vereinswechsel ist bei drei von vier Spielern nach wie vor die Wunschlösung. So spielt Römling in den Planungen des Trainerteam ebenso keine nennenswerte Rolle wie Osei-Tutu. „Jordi fehlt in erster Linie die Konstanz. Im Training erleben wir manchmal Wow-Momente und sehen, was er für Qualitäten hat. Aber es gelang ihm in den Spieleinsätzen nicht, genau das auf den Platz zu bringen“, erklärte Trainer Thomas Letsch im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin die Außenseiterrolle des jungen Engländers, dessen Vertrag beim VfL Bochum noch bis 2025 läuft.

Oermann bleibt ein Leihkandidat

Anders schaut die Situation bei Tim Oermann aus. Der Innenverteidiger, der beim 3:0-Erfolg gegen Union Berlin sogar zur Startformation gehörte, war im Sommer ein heißer Kandidat für ein Leihgeschäft. Ein Wechsel zum Drittligisten Rot-Weiss Essen ist auf der Ziellinie geplatzt. „Ich bin glücklich darüber, dass es nicht geklappt hat“, sagte Letsch vor wenigen Tagen. „Tim hat eine tolle Entwicklung genommen. Er ist aktuell ein wichtiger Spieler, auf den wir nicht verzichten können. Wie sich das im Laufe des Winters entwickelt, werden wir sehen.“

Nach der zu erwartenden Rückkehr von Ivan Ordets könnte Oermann schnell wieder Innenverteidiger Nummer vier, fünf oder gar sechs sein. „Uns ist nicht damit geholfen, wenn er bei uns eine Back-up-Rolle einnimmt und nur selten zum Einsatz kommt. Er bestätigt, dass er in der Bundesliga spielen kann und ab Sommer ein fester Bestandteil unseres Kaders sein wird. Auf dem Weg dorthin wollen wir ihm per Leihe viel Spielzeit verschaffen“, sagte Sportdirektor Marc Lettau jüngst der WAZ. Im Idealfall würde Oermann für ein halbes Jahr in die 2. Liga wechseln.

Problemprofi Mousset soll gehen

Gesucht wird übrigens auch noch eine Lösung für Problemprofi Lys Mousset. Nach einem Riss der Achillessehne befindet sich der Franzose bereits seit Monaten zur Reha in seiner Heimat, der VfL muss sein üppiges Gehalt aktuell nicht übernehmen. Wenn er wieder fit ist, streben die Bochumer eine Lösung am Verhandlungstisch an. Auf dem Trainingsplatz wird Mousset mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht mehr zu sehen sein.


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Sponsoring

Kurze Dauer, große Wirkung: Vonovia und VfL verlängern

Wenn ein Fußballverein die Vertragsverlängerung mit seinem Hauptsponsor verkündet, dann interessieren sich die Fans in allererster Linie für zwei Fragen: Wie lange läuft der neue Vertrag? Und wie viel Geld kassiert der Klub? Obwohl der VfL und das in Bochum ansässige Wohnungsunternehmen Vonovia am Donnerstag extra zu einem Pressetermin geladen haben, gab es auf beide Fragen keine Antwort. Nur eines war zu erfahren: Die Vereinbarung gilt ligaunabhängig.

Planungssicherheit für den VfL

Dass Vertragsinhalte, wozu insbesondere die vereinbarte Zahlungssumme gehört, detailliert preisgegeben werden, ist ohnehin nicht üblich. Vertragslaufzeiten werden jedoch gerne kommuniziert – zumindest dann, wenn sie die Botschaft, die die beiden Unternehmen aussenden wollen, verstärken. Insofern ist davon auszugehen, dass der ursprünglich bis 2024 datierte Vertrag zwischen dem VfL und Vonovia zunächst nur um ein weiteres Jahr ausgedehnt wurde. 

Für den VfL ist aber auch das ein Erfolg, getreu dem Motto: kurze Dauer, große Wirkung. Ilja Kaenzig, der Sprecher der Geschäftsführung beim Bundesligisten, spricht von „Planungssicherheit“ und somit von einem „vorgezogenen Weihnachtsgeschenk.“ Tim Jost, Direktor für Marketing und Vertrieb beim VfL, lässt nicht unerwähnt, dass es „nur wenige Klubs gibt, die das Logo eines in der eigenen Stadt ansässigen Unternehmens auf der Brust tragen.“

Vonovia ist Sponsor seit 2016

Seit der Bundesliga-Rückkehr 2021 ist das in Bochum der Fall. Bereits seit 2016 engagiert sich der DAX-Konzern als Namensgeber für das Stadion. „Vonovia ist für den VfL mehr als ein Werbepartner, dieses bedeutende Unternehmen ist ein strategischer Partner“, betont Kaenzig. Rund fünf Millionen Euro lässt sich Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen die beiden Werbepakete fürs Trikot und fürs Stadion in Summe kosten.

Fast schon ‚Peanuts‘ für Vonovia, der knapp 550.000 Wohnungen im Gesamtwert von fast 90 Milliarden Euro gehören. Allerdings kämpft der Immobilienriese in seinem Kerngeschäft gerade mit erschwerten Bedingungen. Angesichts von Kostensteigerungen wurden im September alle weiteren für das Jahr 2023 angedachten Bauprojekte gestoppt. Auch das könnte ein Grund für die zurückhaltende Kommunikation sein, für eine kürzere Vertragslaufzeit sowieso.

Namensrechte am Stadion bis 2026

Gleichwohl dient das Engagement beim VfL auch der Imagepflege. Negativ-Schlagzeilen gibt es immer wieder. Erst diese Woche berichtete der NDR über hohe Nebenkostenabrechnungen, an denen konzerneigene Tochtergesellschaften mitverdienen sollen. Vonovia wies diese Vorwürfe zurück. Die Kosten würden genau an die Mieter weitergereicht. Bodenständigkeit, sagt Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau, sei ein Wert, der den VfL und sein Unternehmen verbinde.

Die allenfalls moderate Kritik aus dem Bochumer Fanlager kann er ohnehin weglächeln. Die allermeisten Anhänger stehen der Partnerschaft augenscheinlich positiv gegenüber. Schließlich hat Vonovia dafür gesorgt, dass das Ruhrstadion wieder Ruhrstadion heißt. Die Namensrechte hierfür liegen noch bis Mitte 2026 beim Konzern an der Universitätsstraße. Diese Vertragslänge wurde seinerzeit übrigens ganz offen kommuniziert.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

3:0 gegen Union

Legales Doping: VfL bei Heimsieg „nah am Maximum“

Dass der Fußball auch ein Zweig der Unterhaltungsindustrie ist, wurde am Samstagabend in Bochum deutlich. In der Rückschau auf das Spiel des VfL gegen Union Berlin stand vor allem ein Stück Schokolade im Mittelpunkt. Denn als die Fans beider Lager nach zwölf Spielminuten ihren Protest gegen den geplanten Investoreneinstieg bei der DFL beendeten, flogen aus dem Berliner Block Tennisbälle und Schoko-Taler auf den Rasen. Asano schnappte ein Stück Schokolade (eine „Münze“ war es übrigens nicht, sondern ein „Schein“) und vernaschte sie. Eine amüsante Geschichte, die nach einem hochverdienten Heimsieg aber nicht die sportliche Leistung überstrahlen sollte.

Asano scherzt über Schokolade

Wobei es Asano dem Boulevard leicht machte: Der Japaner erzielte den Bochumer Führungstreffer und war somit entscheidend am 3:0-Erfolg gegen Union Berlin beteiligt. „Ich hoffe, Schokolade steht nicht auf der Dopingliste“, scherzte Trainer Thomas Letsch. Wobei die Geschichte sogar einen wahren Kern hat. Die Bochumer verordneten dem Japaner unter der Woche eine kurze Verschnaufpause, nahmen ihn wegen der anhaltenden Doppelbelastung im Verein und in der Nationalmannschaft sogar aus dem Training. „Die Schokolade hat zwar nicht geschmeckt, mir aber neue Energie gegeben“, erklärte Asano. Spätestens beim Tor war der Angreifer wieder im Vollbesitz seiner Kräfte.

Und nicht nur er. „Bochum war giftiger, schneller, zweikampfstarker“, stellte auch Berlins neuer Trainer Nenad Bjelica fest. „Wir haben hinten wenig zugelassen. Und vorne unsere Chancen genutzt“, fügte VfL-Coach Thomas Letsch hinzu. Trotz eines klaren Chancenübergewichts musste der VfL aber bis in die Nachspielzeit der ersten Halbzeit hinein auf den ersten Torjubel warten. Asano traf nach einer Ecke, die es nur deshalb noch gab, weil die Partie knapp vier Minuten lang unterbrochen war. Das war der Startschuss. Goncalo Paciencia, der für Philipp Hofmann in die Startelf rückte, rechtfertigte das Vertrauen seines Trainers mit dem sehenswert herausgespielten 2:0 kurz nach der Pause.

Vier Umstellungen in der Startelf

Den Schlusspunkt setzte der insgesamt starke Kevin Stöger mit einem verwandelten Foulelfmeter, den es nach einem Eingriff des Videoassistenten gab. Der Spielgestalter sah am Ende noch seine fünfte Gelbe, er wird am Mittwoch in Leverkusen fehlen. Sicher nicht ganz unpassend, denn so wird Stöger pünktlich zum Rückrundenstart in vermeintlich wichtigeren Duellen wieder dabei sein. Zumal Umstellungen und Veränderungen in der Startelf ja nicht unbedingt ein Nachteil sein müssen. Thomas Letsch brachte gegen Berlin mit Goncalo Paciencia, Christopher Antwi-Adjei und Tim Oermann gleich drei frische Kräfte, außerdem kehrte Keven Schlotterbeck nach seiner Sperre ins Team zurück.

Keiner aus diesem Quartett enttäuschte, mehr noch: Schlotterbeck und Paciencia überzeugten, Oermann und Antwi-Adjei spielten mindestens solide. „Wir wollten das Spiel offensiver angehen und haben deshalb mit drei Stürmern begonnen. Goncalo hat ein Tor gemacht, Jimmy eines vorbereitet. Wir können sehr zufrieden sein“, erklärte Letsch später seine Aufstellungsidee, die vollends aufging. Überraschend: Der zuletzt viel kritisierte Philipp Hofmann gehörte aus sportlichen wie taktischen Gründen gar nicht zum Kader. Die Bochumer überzeugten trotzdem oder – wenn man fies sein möchte – auch deswegen, weil sie häufiger in gute Abschlusssituationen kamen.

Mittwoch gegen Leverkusen

„Wir waren Union Berlin in allen Belangen überlegen, haben ein richtig gutes Spiel gemacht“, sagte VfL-Sportdirektor Marc Lettau, der seine Mannschaft „nah am Maximum“ sah, natürlich gemessen an den Möglichkeiten des VfL. Eine solche Leistung müsse nun die „Benchmark“, also die Messlatte für die kommenden Wochen und Monate sein. Zumindest in Spielen gegen Mannschaften, die sich annähernd auf Augenhöhe befinden. Womit wir schon bei der nächsten Partie sind. Das Fußballjahr 2023 endet für den VfL am Mittwochabend in Leverkusen. Da braucht es wohl mindestens eine ganze Tafel Schokolade, um den bislang ungeschlagenen Tabellenführer zu vernaschen.


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(Foto: Imago / Laci Perenyi)

Debatte

VfL-Kolumne: Die Bundesliga wird teurer, aber nicht besser

Die VfL-Kolumne ist ein neues Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße, oder gerne auch zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Kommerzialisierung der Bundesliga.

Die Schokolade, die Takuma Asano während der ersten Halbzeit im Heimspiel gegen Union Berlin vernaschte, erlangte am Wochenende bundesweite Berühmtheit. Über das dahinterliegende Anliegen wurde indes kaum noch gesprochen. Die Taler und Scheine flogen aufs Spielfeld, weil die organisierten Fans gegen den zu erwartenden Investoreneinstieg bei der DFL protestierten.

Es ist eine Wette auf die Zukunft, auf die sich die Klubs am vergangenen Montag verständigt haben. In einer Liga, die noch am Samstag das Duell zwischen den Retortenklubs von Red Bull und SAP als sogenanntes Topspiel verkauft hat. Ob sich mit diesem Produkt wirklich deutlich höhere Erlöse erzielen lassen? Ich habe Zweifel. Dabei bleibt das Potenzial der Bundesliga riesengroß, wenn sie ihren Markenkern mit traditionsreichen Vereinen, vollen Stadien und einem immer noch spannenden Wettbewerb auf höchstem Fußballniveau schützen würde. Dafür wiederum braucht es im längst globalisierten Wettstreit um die besten Spieler auch mehr Geld. Internationale Konkurrenzfähigkeit ist nicht nur für den FC Bayern auf dem Weg zum erhofften Champions-League-Triumph von Relevanz, sondern auch für den VfL Bochum auf dem Transfermarkt.

Das Dilemma ist: Wenn die Liga mehr Geld erlösen möchte, also wachsen will, muss sie entweder mehr Menschen ansprechen – oder denen, die jetzt schon dabei sind, mehr Geld entlocken, um das kickende Personal mit noch mehr Geld in der Liga zu halten oder dorthin zu locken. Das Ergebnis wird sein: Der Fußball wird teurer, aber nicht besser. 

Die große Frage lautet: Wo genau ist die rote Linie? Gibt es sie überhaupt? Romantische Gedanken haben wir beim Fußball alle, und der VfL Bochum ist einer von nur wenigen Klubs in der Liga, bei dem sie noch halbwegs möglich sind. Aber auch hier gilt: Der VfL ist Teil des Geschäfts. Um mithalten zu können, braucht er mehr Geld. Ziehen die Bochumer nicht mit, spielen sie samstags nicht mehr um 15.30 Uhr. Und der verhältnismäßig kleine Protest zeigt: Die Mehrheit geht den Weg der fortschreitenden Kommerzialisierung mit. Aus Liebe zu ihrem Klub.

In eigener Sache: Die VfL-Kolumne geht in die Winterpause. Die nächste Ausgabe erscheint erst wieder nach den Feiertagen in der Woche vor dem Heimspiel gegen Bremen. Die übrige Berichterstattung geht natürlich weiter.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Personalie

Hofmann oder Paciencia: VfL auf der Suche nach Torgefahr

Goncalo Paciencia mag es wohl gerne elegant. Zweimal traf der Angreifer bislang im Trikot des VfL Bochum, jeweils sehenswert mit einer technisch anspruchsvollen Direktabnahme. In Freiburg erzielte er den Führungstreffer, in Hoffenheim das Anschlusstor. „Goncalo ist ein guter Spieler, wenn man viel am gegnerischen Strafraum ist. Er hatte in Hoffenheim mehrere gute Abschlüsse, das Tor war herausragend. Er war nach seiner Einwechslung ein positiver Faktor“, sagte Co-Trainer Markus Feldhoff in der Pressekonferenz nach der Partie. Feldhoff vertrat dort Cheftrainer Thomas Letsch, der aus privaten Gründen abreisen musste, am Dienstag aber wieder in Bochum eintraf und in die neue Trainingswoche vor dem letzten Heimspiel des Jahres gegen Union Berlin gestartet ist.

Hofmann seit Anfang April ohne Tor

Ob sich Letsch den Worten seines Assistenten anschließt, ist nicht überliefert. Angesichts der nüchternen Fakten aber wäre es verwunderlich, sollte Paciencia am Samstag keinerlei Option für die Startformation sein. Der Portugiese ist aktuell der einzige Mittelstürmer im Kader des VfL, der in dieser Saison getroffen hat. Philipp Hofmann, der in elf von 14 Bundesligaspielen beginnen durfte, steht weiterhin bei null Treffern. Seit Anfang April wartet der 30-Jährige auf sein nächstes Tor. „Er arbeitet viel für die Mannschaft, macht Bälle fest, leitet Torchancen ein“, sagt Sportdirektor Marc Lettau. „Aber natürlich wird ein Stürmer auch an seinen Toren gemessen.“ Entweder vergab Hofmann zuletzt in aussichtsreichen Situationen, oder er kam gar nicht erst zum Abschluss.

Paciencia erst zweimal in der Startelf

Aufgrunddessen gehen Trainer Letsch allmählich die Argumente aus, warum Hofmann weiter den Vorzug vor Paciencia erhält. Zumal die Bochumer aktuell generell kaum Tore schießen. In vier von 14 Partien jubelten die Bochumer gar nicht, und nur gegen Augsburg, Darmstadt, Mainz und Wolfsburg häufiger als einmal. Takuma Asano ist mit vier Erfolgserlebnissen aktuell der torgefährlichste Bochumer. Was spricht also gegen Paciencia als Unterstützung für den Japaner? In 276 Minuten hat Paciencia immerhin schon zweimal getroffen. In Leipzig und Freiburg gehörte der Leihspieler zur Bochumer Startelf, anschließend folgten nur noch Kurzeinsätze. Zweimal saß Paciencia sogar 90 Minuten nur auf der Bank, gegen Mainz und Wolfsburg wurde ihm Moritz Broschinski vorgezogen.

Paciencia war lange nicht richtig fit

Das sorgte in Fankreisen für Verwunderung, war für Thomas Letsch aber nur logisch. „Goncalo kam erst Anfang September zu uns. Er war zu Beginn nicht hundertprozentig fit, hatte keine Vorbereitung und musste sich dann heranarbeiten“, erklärte der Coach vor kurzem. Muskuläre Probleme hätten Paciencia zwischenzeitlich wieder ausgebremst, an seinen Trainingsleistungen gäbe es dagegen nichts zu bemängeln. „Jetzt kommt er wieder und ist auf jeden Fall eine Option, von Anfang an oder von der Bank“, sagte Letsch vor dem Spiel gegen Hoffenheim, in dem Paciencia sofort gezeigt hat, dass der VfL im Angriff mindestens eine gute Alternative zu Hofmann hat. Das sieht auch der Trainer so: „Goncalo wird noch viele Spiele und Tore für uns machen.“


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