Personalien

Asano, Antwi-Adjei, Kwarteng: Wie der VfL für die Zukunft plant

Moritz Kwarteng war erkennbar frustriert. Von hinten und ohne Aussicht auf den Ball grätschte er seinen Gegenspieler im Heimspiel gegen Leipzig am vergangenen Wochenende einfach um. Schiedsrichter Harm Osmers zückte die Rote Karte. Das DFB-Sportgericht bewertete das Einsteigen sogar als Tätlichkeit und hat ihn für drei Meisterschaftsspiele gesperrt. Doch Kwarteng wird noch deutlich länger fehlen. Denn bei seinem Foul hat er sich einen Innenbandanriss im Knie zugezogen. Diese Verletzung ist gleichbedeutend mit dem vorzeitigen Ende einer für ihn enttäuschenden Saison. Der Neuzugang bleibt somit bei lediglich 267 Einsatzminuten stehen, verteilt auf neun Einwechslungen und zwei Startelfeinsätze. Bereits im vergangenen Sommer war Kwarteng länger verletzt, erst ab Oktober einsatzbereit. Seine Jokerrolle allein auf die verpasste Saisonvorbereitung zu schieben, führt allerdings zu kurz. Offensichtlich fällt dem technisch versierten Angreifer die Anpassung an das Bundesliga-Niveau ziemlich schwer.

Kwarteng ist noch keine Verstärkung

In der Vorwärtsbewegung ließ der 25-Jährige seine Fähigkeiten zumindest schon aufblitzen, im Spiel gegen den Ball offenbarte er allerdings deutliche Schwächen. Genau die sind auch der Grund dafür, warum Kwarteng bislang nur selten zum Einsatz gekommen ist. In Magdeburg war er noch einer der Top-Spieler der 2. Liga, in Bochum ist Kwarteng noch nicht die erhoffte Verstärkung. Auf sein „ausgeprägtes Box-to-Box Play“ und „belebende Elemente“, die Sportdirektor Marc Lettau bei der Verpflichtung im vergangenen Sommer in Aussicht stellte, müssen die Fans also weiter warten. Die Erwartungen im Umfeld sind hoch, weil der VfL erstmals seit mehr als 15 Jahren für einen Spieler eine siebenstellige Ablöse gezahlt hat. Rentiert hat sie sich bislang noch nicht. Selbst die Asien-Cup-Teilnahme von Takuma Asano konnte Kwarteng nicht für sich nutzen; ein Startelfmandat erhielt er in diesem Zeitraum nicht, obwohl es genau die Position ist, auf der ihn die Verantwortlichen derzeit sehen – und perspektivisch auch brauchen.

Asano liegt ein Vertragsangebot vor

Denn nach wie vor ist ungewiss, ob Takuma Asano auch in der kommenden Saison das Trikot des VfL tragen wird. Ein für Bochumer Verhältnisse sehr gutes Vertragsangebot liegt dem Japaner bereits vor, doch der Nationalspieler lässt sich Zeit und möchte auch Alternativen prüfen – logisch, denn Asano kann im Sommer ablösefrei wechseln. Interessenten wird es sicher geben, an der Castroper Straße gehört Asano schließlich zu den Leistungsträgern. Schon seit Monaten wird der Angreifer mit Borussia Mönchengladbach in Verbindung gebracht. Mit Klubs dieser Größenordnung werden die Bochumer finanziell nicht mithalten können, sie können allenfalls mit einem fast sicheren Stammplatz, dem gewohnten Umfeld und möglicherweise einer längeren Vertragslaufzeit punkten. Eine schnelle Entscheidung ist nicht zu erwarten, denn der Spieler hat keinen Zeitdruck. Der Klub allerdings schon: Denn im schlimmsten Fall verliert der VfL nach der laufenden Saison gleich beide Außenstürmer.

Masouras bleibt auf der Wunschliste

Der Vertrag von Christopher Antwi-Adjei läuft ebenfalls aus. Der VfL möchte gern verlängern, doch die Vorstellungen beider Parteien liegen aktuell weit auseinander. Ähnlich wie bei Asano hofft wohl auch Antwi-Adjei auf den letzten großen Vertrag seiner Karriere. Wobei fraglich ist, ob der Außenbahnspezialist problemlos bei einem anderen Bundesligisten unterkommen würde. Zu schwankend sind seine Darbietungen in dieser Saison, und drei Scorer-Punkte nicht unbedingt ein Bewerbungsschreiben. Für den Fall eines (Doppel-)Abgangs prüft der VfL aber längst Alternativen. Bereits im Winter gab es Gespräche mit typähnlichen Angreifern, die sich vor allem aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisieren ließen. Auf der Wunschliste stand unter anderem Marco Grüll von Rapid Wien, der sich zur neuen Saison Werder Bremen anschließen wird. Auch der griechische Nationalspieler Georgios Masouras von Olympiakos Piräus war ein Kandidat. Der 30-Jährige wäre nun im Sommer ablösefrei zu haben.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

Kolumne: Rechts hinten ist der VfL nicht gut aufgestellt

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Besetzung der Rechtsverteidiger-Position.

Mehr Loyalität geht nicht. Bei Thomas Letsch muss kein Spieler die Sorge haben, dass er nach einer schwächeren Vorstellung öffentlich kritisiert wird. Nach der 1:4-Niederlage gegen Leipzig lobte der Trainer sogar Noah Loosli. Der Schweizer war an mehreren Gegentreffern beteiligt. Vielleicht hielt sich Letsch auch deshalb mit Kritik zurück, weil es in seiner Verantwortung lag, dass Loosli größtenteils überfordert wirkte. Der Innenverteidiger ist neu in der Bundesliga. Gegen den Champions-League-Teilnehmer aus Leipzig sollte er plötzlich außen verteidigen. Mit einer tiefer stehenden Abwehr und mehr Unterstützung seiner Mitspieler hätte es vielleicht klappen können. Ansonsten: Keine gute Idee.

Dass Letsch überhaupt darauf gekommen ist, Loosli als Rechtsverteidiger einzusetzen, liegt auch an Fehleinschätzungen bei der Kaderplanung. Denn die beiden Spieler, die vor der Saison für diese Position vorgesehen waren, waren nicht etwa verletzt oder gesperrt, sondern saßen auf der Ersatzbank. Sommer-Neuzugang Felix Passlack ist nicht die gewünschte Verstärkung, und Cristian Gamboa, der schon in der vergangenen Saison schwächelte, ist erneut außer Form. So einsatzfreudig er ist, so mannschaftsdienlich und sympathisch: Auch Gamboa hat auf Bundesliga-Niveau zunehmend Probleme. In Summe ist die Position rechts hinten nicht gut genug besetzt – was dazu führt, dass Letsch experimentiert.

Dass solche Ideen auch aufgehen können, hat Tim Oermann bewiesen. Allerdings ist das Bochumer Eigengewächs deutlich schneller und technisch versierter als Loosli. Oermann, der gegen Leipzig verletzt gefehlt hat, wird nun sehnsüchtig zurückerwartet, um die Lücke auf der rechten Abwehrseite wieder zu schließen. Fraglich ist dennoch, ob das eine Dauerlösung sein kann. Denn eigentlich ist Oermann ebenfalls Innenverteidiger. Klar ist: Einen neuen, gestandenen Rechtsverteidiger mit Bundesliga-Format braucht der VfL im kommenden Sommer in jedem Fall. Garantiert wird Thomas Letsch dies genauso sehen – selbst, wenn er es öffentlich nicht ausspricht. Seine Aufstellungen genügen als Indiz dafür.


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(Foto: Marc Niemeyer)

1:4 gegen Leipzig

Wenig Platz für Fußballromantik: VfL zerbrechlicher als zuletzt

Eigentlich war alles angerichtet für fußballromantische Stunden im Bochumer Ruhrstadion. Das fast sichere 1:0 für RB Leipzig verhinderte Andreas Luthe in seinem ersten Bundesliga-Spiel für seinen Heimatverein nach exakt 5249 Tagen mit einer Glanztat. Die Fans feierten ihn dafür. Für den Bochumer Ersatzkeeper und Publikumsliebling war es möglicherweise der letzte Auftritt auf der großen Fußballbühne, und es hätte ein perfekter Tag werden können mit einer kitschig-schönen Geschichte. Stattdessen musste Luthe in den folgenden 90 Minuten viermal hinter sich greifen, davon gleich dreimal zwischen der 68. und 72. Minute. „Da haben wir das Spiel verloren“, konstatierte Trainer Thomas Letsch nach der Partie. Keiner widersprach ihm.

Zwei Spiele, neun Gegentreffer

Zu naiv, zu nachlässig und zu offen verteidigte der VfL Mitte der zweiten Halbzeit und schenkte einen möglichen Punkt leichtfertig her. Die Leipziger wiederum zeigten ihre Klasse bei Umschaltaktionen und maximale Effizienz vor dem Tor. „In dieser Phase waren wir nicht so kompakt, aggressiv und widerstandsfähig wie sonst“, stellte Sportdirektor Marc Lettau fest. Auf fünf Gegentreffer in Mönchengladbach folgten nun also vier gegen Leipzig – der VfL präsentierte sich zerbrechlicher als in den Wochen davor. Ein Warnsignal? Aus Sicht des Trainers nicht: „Wir haben gegen Leipzig deutlich weniger Chancen zugelassen als gegen Gladbach. Da waren wir schlecht, heute deutlich besser.“ Der VfL war wie gewohnt ein unangenehmer Gegner.

Dass mit Manuel Riemann, Tim Oermann und Patrick Osterhage gleich drei Stammspieler aus der Defensive gesperrt oder verletzt gefehlt haben, war allerdings unübersehbar. Hinzu kamen die Ausfälle von Erhan Masovic und Christopher Antwi-Adjei. Neben Luthe rückten auch Maximilian Wittek und Noah Loosli neu ins Team. Luthe strahlte bei seinem Comeback im VfL-Trikot Ruhe und Sicherheit aus, sah beim 1:2 jedoch unglücklich aus. Wittek brachte den VfL mit einem direkt verwandelten Freistoß zunächst in Führung, bevor Leipzig noch vor der Pause den Ausgleich erzielte. Dieser wie auch alle anderen Gegentreffer fielen über die Seite von Loosli, der insgesamt überfordert schien mit dem Spielniveau und dem Tempo der Leipziger.

Kwarteng fliegt vom Platz

Immer wieder versuchten die Leipziger die offensichtlichste Schwachstelle in der Bochumer Hintermannschaft zu nutzen. Wobei Letsch seinen Verteidiger in Schutz nahm. „Noah hat es über weite Strecken gut gemacht“, sagte der Coach, der den Schweizer deshalb auch über 90 Minuten spielen ließ. Stattdessen wechselte Letsch unter anderem Moritz Kwarteng ein, der kurz vor Schluss nach einem Frustfoul ohne Aussicht auf den Ball die Rote Karte sah – ein unnötiges, unkluges und übermotiviertes Einsteigen des nach wie vor wirkungslosen Neuzugangs. Die achtbare Bochumer Heimserie war zu diesem Zeitpunkt aber ohnehin schon gebrochen, zum ersten Mal seit Ende September verlor der VfL im eigenen Stadion.

Vier Siege und vier Unentschieden gab es dazwischen, weshalb beim Revierklub nach zwei Niederlagen hintereinander auch noch alle entspannt bleiben. Der Vorsprung auf die Abstiegsränge bleibt weiter komfortabel, zudem hilft ein Blick auf den Spielplan. Gegen fünf der sechs bestplatzierten Mannschaften haben die Bochumer schon zweimal gespielt. Nun folgen Duelle gegen Klubs auf Augenhöhe: nächste Woche daheim gegen Freiburg, danach auswärts in Mainz. „Über das Torverhältnis“, sagte Letsch am Samstagabend, „bleiben wir vermutlich nicht in der Liga. Aber über die Punkte schon.“ Diesen Optimismus speist der Fußballlehrer auch aus der Gewissheit, dass einige seiner Stammkräfte schon bald zurückkehren werden.

Drei Spieler vor Rückkehr

Zumindest Oermann wird gegen Freiburg wohl wieder dabei sein und den Platz von Loosli einnehmen, „bei ihm sind wir sehr optimistisch“, sagte Letsch nach dem Spiel gegen Leipzig. Auf Osterhage und Antwi-Adjei muss Bochums Trainer wahrscheinlich noch eine Woche länger verzichten, dafür kehren auch Masovic und Riemann zurück. Das bedeutet, dass Luthe planmäßig wieder auf der Ersatzbank Platz nehmen wird. Den Empfang und die Erlebnisse an diesem Samstag wird der Routinier aber sicher nicht vergessen. „Ich bin ja schon lange dabei, aber bei den Sprechchören vor dem Spiel musste ich kurz schlucken“, verriet der Schlussmann. Noch mehr Platz für Fußballromantik blieb bei der 1:4-Niederlage allerdings nicht.


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(Foto: Imago / Beautiful Sports)

Zur neuen Saison

Liga, Spieler, Trainer: So plant der VfL mit seiner neuen U23

Das Ziel ist klar definiert. Der VfL Bochum möchte in der kommenden Saison wieder eine U23 melden. Vor neun Jahren entschied die damalige Vereinsführung, ihre Reserve- und Perspektivmannschaft aus wirtschaftlichen Gründen vom Spielbetrieb abzumelden. Zur Saison 2024/25 soll es sie wieder geben. Die Verantwortlichen haben beim zuständigen Verband, beim Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW), bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Das bestätigte VfL-Geschäftsführer Patrick Fabian auf Anfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Doch das ist erst der Anfang. Noch gibt es viele unbeantwortete Fragen: In welcher Liga wird die U23 starten? Wer wird sie trainieren? Wer soll dort spielen? Und wo wird sie ihre Spiele ausgetragen? Eine Übersicht zum Stand der Planungen.

Liga: Die Einstiegsklasse wäre die sechstklassige Westfalenliga, erklärt Thomas Berndsen, Abteilungsleiter Amateurfußball beim FLVW, und nicht die Kreisliga, wie von früheren Verantwortlichen des VfL dargestellt. Der Verband hat schon im Jahr 2018 eine entsprechende Sonderregelung für die Wiedereingliederung von U23-Mannschaften beschlossen. „Eine zurückgezogene U23 wird bei Neuanmeldung immer eine Spielklasse unter der Ausstiegsklasse eingruppiert, höchstens jedoch der Oberliga Westfalen“, schreibt der FLVW. „Als Ausstiegsklasse wird diese zugrunde gelegt, welche die Mannschaft nach Rückzug, inklusive Auf- bzw. Abstieg, in der darauffolgenden Saison belegt hätte.“

Der VfL Bochum hat für die Saison 2015/16 keine U23 mehr gemeldet und die Saison 2014/15 in der Regionalliga West auf einem Abstiegsplatz beendet. Somit ist die Ausstiegsklasse die Oberliga Westfalen und die Wiedereinstiegsklasse die Westfalenliga. Endgültig wird darüber aber der FLVW in einer Sitzung am 5. März entscheiden. Auch ein Einstieg in der Oberliga ist nicht völlig ausgeschlossen, sofern das Präsidium einen entsprechenden Beschluss fasst.

Klar ist schon jetzt: Viele Konkurrenten in der Westfalenliga sind nicht begeistert über die Pläne des VfL, weil ein ambitionierter Konkurrent hinzukommt, der im ersten Jahr unbedingt aufsteigen möchte. Die Regel, dass ein Aufstiegsrecht erst im zweiten Jahr besteht, hat der FLVW bereits 2020 gekippt. Angenehmer Nebeneffekt: Es winken Lokalderbys. Wattenscheid 09 spielt aktuell in der Oberliga, ist dort aber Tabellenletzter. In der Westfalenliga ist Concordia Wiemelhausen zu Hause.

Spieler: Auch bei der Mannschaft beginnen die Planungen quasi bei null. Die Kaderplanung liegt in den Händen der Nachwuchsabteilung, konkret von Heiko Butscher und Max Kögel. Gesucht werden etwa 20 Spieler. Vorrangig sollen sie aus der aktuellen U19 kommen, wobei der sogenannte Altjahrgang lediglich 14 Spieler umfasst. Fraglich ist, wie viele von ihnen bereit wären, in der sechstklassigen Westfalenliga zu spielen. Talente wie Niko Bozickovic, aktuell Kapitän der U19, oder Top-Torjäger Mohammed Mahmoud, haben sicher andere Möglichkeiten.

Womöglich kann sie der VfL aber mit Profiverträgen locken. Dann könnten sie regelmäßig mit den Profis trainieren und am Wochenende in der U23 spielen. So oder so braucht der VfL externe Neuzugänge. Einige junge Amateurfußballer aus der Region wurden bereits angesprochen. Der VfL wird zwar eine U23 melden, plant intern aber mit einer U21. Das heißt, bis auf drei Spieler sollen alle Akteure zwischen 18 und 21 Jahre alt sein – und perspektivisch vor allem aus dem eigenen Nachwuchs rekrutiert werden. Die U23 ist als zusätzliche Ausbildungsstufe zwischen der Nachwuchsabteilung und der Bundesliga-Mannschaft vorgesehen.

Trainer: Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin soll Fußballlehrer Heiko Butscher das Traineramt übernehmen. Der Ex-Profi ist aktuell Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung sowie Trainer der U19. Zudem war Butscher 2018, 2019 sowie 2022 für je ein Spiel Interimstrainer der Profimannschaft. Überdies muss ein komplett neues Trainerteam aufgebaut werden, inklusive Betreuerstab. Letzter Trainer der 2015 abgemeldeten Mannschaft war Dimitrios Grammozis. Seine direkten Vorgänger hießen Thomas Reis und Dariusz Wosz.

Wer die Nachfolge von Butscher als Coach der U19 übernehmen soll, steht noch nicht fest. Ein möglicher Kandidat ist Fußballlehrer David Siebers, der aktuell die U17 trainiert und für die Kaderplanung der U13 bis U19 verantwortlich ist. Außerdem ist er seit dieser Saison für das Perspektivteam zuständig. Diese Mannschaft absolviert regelmäßig Testspiele gegen Mannschaften aus dem Seniorenbereich und besteht aus den Top-Talenten der U19, U17 und U16. Hin und wieder wirken auch Profis mit. Dieses Team ist eine Art Vorstufe zur neuen U23.


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(Foto: Imago)

Vertrag läuft aus

Die Konkurrenz lockt: Warum Stöger schwer zu halten ist

Auf Kevin Stöger möchte Thomas Letsch nicht mehr verzichten. Nur ein einziges Mal, nämlich bei seinem Debüt im Oktober 2022, setzt der Fußballlehrer den Österreicher aus freien Stücken auf die Ersatzbank. Wenn Stöger fit und nicht gesperrt war, gehörte er anschließend ausnahmslos zur Bochumer Startelf. Neulich erst sprach Letsch seinem Spielgestalter quasi eine Einsatzgarantie aus. „Kevin ist für uns ein ganz, ganz wichtiger Spieler. Er fordert immer den Ball. Das ist seine große Stärke, und genau das tut uns gut“, lobte Letsch den 30-Jährigen und geriet fast ins Schwärmen. „Er sorgt für eine Balance in unserem Spiel, hat ein gutes Gespür, coacht die Spieler um sich herum. Kevin ist aktuell in unserer Mannschaft gesetzt.“ Für Letsch, der sich zu Personalfragen ansonsten eher zurückhaltend äußert, sind das außergewöhnliche Worte.

Vertrag läuft im Sommer aus

Doch Wertschätzung dieser Art macht Profifußballer allein nicht glücklich. Der VfL Bochum wird folglich weitere Argumente liefern müssen, um den Mittelfeldspieler über das Saisonende hinaus zu binden. Stögers Vertrag läuft im Sommer aus, Stand jetzt droht der ablösefreie Abgang eines absoluten Leistungsträgers. „Ich habe zunächst mit dem VfL gesprochen. Ich habe aber auch klar kommuniziert, dass ich mir andere Sachen anhöre“, sagte Stöger jüngst der österreichischen Kronen-Zeitung. Ungewöhnlich und branchenunüblich ist dabei, dass der frischgebackene Familienvater ohne einen Berater in die Verhandlungen geht. „Ich weiß, was ich will, also führe ich die Gespräche allein“, erklärte Stöger im Oktober gegenüber Tief im Westen – Das VfL-Magazin. „Trotzdem bin ich natürlich im Austausch mit Leuten, die mir einen Rat geben.“

Union war im Winter interessiert

Doch welcher wird das sein? Interessant ist Stögers Transferhistorie. Nie blieb der Österreicher als Profi länger als zwei Jahre bei einem Klub. Für den VfL Bochum spielte der Linksfuß bereits von 2016 bis 2018, bevor er 2022 an die Castroper Straße zurückkehrte. Mit fünf Saisontreffern sowie sechs direkten Torvorlagen ist er aktuell der Top-Scorer im Team des VfL. Im zentralen Mittelfeld ist Stöger der Denker und Lenker des Bochumer Spiels. Das bleibt selbstverständlich auch anderen Klubs nicht verborgen. Im Januar, also erst vor wenigen Wochen, erkundigte sich Liga-Konkurrent Union Berlin nach den Möglichkeiten eines Transfers. Der Tabellennachbar gab sogar ein konkretes Angebot ab. Doch der VfL entschied sich gegen die lukrative Offerte – weil die Verantwortlichen im Winter keinen Leistungsträger verlieren wollten.

Stögers letzter großer Vertrag

Das unterstreicht einerseits, welch hohen Stellenwert Stöger beim VfL genießt, andererseits zeigt es aber auch, dass die Vertragsverhandlungen aus Bochumer Sicht kompliziert werden. Sollte Union Berlin erneut ein Angebot vorlegen, oder ein anderer etablierter Bundesligist, dann ist der Spieler für den VfL wahrscheinlich nicht zu halten. Die Köpenicker sind den Bochumern wirtschaftlich überlegen und wären wohl selbst dann in der Pole Position, wenn der Spielmacher beim VfL zum Top-Verdiener aufsteigen würde. Erschwerend kommt hinzu, dass Stöger wohl den letzten großen Vertrag seiner Karriere abschließen wird. Der Edel-Techniker wird im August 31 Jahre alt. Ob ihn auch Argumente abseits des Zahlenwerks – ein gewohntes Umfeld, ein sicherer Stammplatz und womöglich sogar die Kapitänsbinde – überzeugen werden, steht in den Sternen.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

Kolumne: Auch ohne Investor wird sich die Liga verändern

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Immer zu Wochenbeginn gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der gestoppte Investoreneinstieg.

Ilja Kaenzig hat es in der vergangenen Woche treffend formuliert. Die DFL-Idee, die Bundesliga mit Investorengeld zukunftsfähig aufzustellen, habe „kulturell“ nicht gepasst. Noch nie zuvor waren die Fanproteste in den Stadien so heftig und so wirkungsvoll.

Der Profifußball lebt von der Hingabe seiner Fans. Ohne sie würde nur noch das reine Spiel bleiben. Keine Ticketeinnahmen. Keine Sponsoren. Keine TV-Gelder. Die Fans sind die mächtigste Gruppe in diesem Geschäft. Viele Entwicklungen auf dem Weg der Kommerzialisierung haben sie zähneknirschend mitgetragen. Den geplanten Investoreneinstieg und den möglichen Bruch der 50+1-Regel bei der entscheidenden Abstimmung wollten sie nicht akzeptieren.

Der Wunsch nach Wachstum bleibt bei den Klubs natürlich bestehen. Über eine Streamingplattform und Auslandsreisen möchten sie die Einnahmen steigern. Doch dafür braucht es gewissermaßen Startkapital. Nur welche Geldquellen soll die DFL jetzt anzapfen? Sich mit Krediten verschulden? Oder den Klubs Teile ihrer TV-Einnahmen nehmen? Die Folge wären Wettbewerbsprobleme auf dem globalisierten Transfermarkt – oder etwa steigende Ticketpreise, um die Verluste auszugleichen. Denn schon jetzt sind die Budgets vielerorts extrem auf Kante genäht.

Von außen betrachtet sind das Luxusprobleme. Es ist ja nicht so, dass es im Fußball an Geld fehlen würde. Es fließt nur mehrheitlich in immer höhere Spielergehälter oder Beraterhonorare, um mit anderen Ligen und Ländern mithalten zu können. Weniger mit England, das Mutterland des Fußballs ist ohnehin enteilt. Sondern mit Spanien, Italien oder Frankreich.

Die Grundsatzfrage lautet: Welchen Fußball möchte die Mehrheit der Fans? Option eins: Die Liga soll international wettbewerbsfähig bleiben. Dann braucht es eine Strategie zur Gewinnmaximierung, inklusive unpopulärer Finanzierungswege. Option zwei: Ein Ende der fortschreitenden Kommerzialisierung, gleichbedeutend mit einem Verlust guter Spieler. Klar ist: Wer glaubt, mit dem geplatzten Investoreneinstieg würde alles so bleiben wie es ist, der irrt. Der Streit um die Zukunft der Bundesliga hat gerade erst begonnen.


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(Foto: Imago / osnapix)

2:5 in Gladbach

VfL-Tag zum Vergessen: Schiri, Schnapper, Schienenverkehr

Wenigstens haben sie nichts Besonderes verpasst. Für knapp 1.000 Bochumer Fans endete der Wochenendausflug nach Mönchengladbach bereits am Bahnhof in Viersen. Zwei Streckensperrungen sorgten dafür, dass der Sonderzug aus Bochum nie sein Ziel erreichte. Im Gästeblock waren deutliche Lücken zu sehen, die Partie begann zehn Minuten später – was allerdings wenig brachte. Immerhin: Eine deutliche Niederlage mit fünf Gegentreffern ist ihnen somit erspart geblieben. Denn auch aus sportlicher Sicht war es für den VfL Bochum ein gebrauchter Tag. Mit 2:5 ging das Team von Trainer Thomas Letsch beim Tabellennachbarn unter. „Wir haben den Gegner zu den Toren eingeladen“, monierte Letsch, dessen Mannschaft sich vor allem in der Defensive unaufmerksam und unsortiert präsentierte. Ein Eigentor von Cristian Gamboa und ein verwandelter Elfmeter von Julian Weigl ließen die Fohlenelf bereits in der ersten Halbzeit jubeln. Drei weitere Einschläge ins Bochumer Tor folgten in der Schlussphase der Partie.

Mehrere Ausfälle

Dass Philipp Hofmann erstmals nach mehr als zehn Monaten wieder ein Pflichtspieltor erzielte, geriet zur Randnotiz, ebenso wie der zwischenzeitliche Anschlusstreffer von Keven Schlotterbeck zum 2:4. Doch warum konnte der VfL gegen die angeschlagene Borussia nicht an den 3:2-Erfolg gegen die Bayern anknüpfen? Insgesamt vier Ausfälle in der Startelf machten sich spürbar bemerkbar, vor allem in der Defensive. Kapitän Anthony Losilla war gesperrt, Patrick Osterhage, Tim Oermann und Christopher Antwi-Adjei plagten muskuläre Probleme. Vor allem Cristian Gamboa enttäuschte als Ersatz, hatte die rechte Abwehrseite nie im Griff. Aber auch im Mittelfeld klafften große Lücken. „Wir reden immer von einem ausgeglichenen Kader“, sagte Trainer Letsch nach der Partie. „Aber wenn mit Losilla und Osterhage zwei so wichtige Mittelfeldspieler fehlen, ist das schwer zu kompensieren.“ Hinzu kamen fragwürdige Schiedsrichterentscheidungen. Gleich mehrfach stand Sven Jablonski im Mittelpunkt des Geschehens.

Strittige Szenen

Dass der Unparteiische Bernardos frühes Führungstor zurücknahm, war unstrittig, weil der Ball vor der Torerzielung nicht an den Arm gehen darf, auch nicht unabsichtlich. Richtig war auch, dass Jablonski das vermeintliche 3:0 durch Florian Neuhaus wegen eines Trikotzupfers bei Ivan Ordets zurücknahm. Bei dessen Einsteigen gegen Manu Kone auf Elfmeter zu entscheiden, war hart, das heftige Einsteigen von Neuhaus gegen Kevin Stöger lediglich mit Gelb statt mit Rot zu ahnden, mindestens grenzwertig; wobei Stöger, der Neuhaus anschließend umstieß, mit Gelb ebenfalls gut bedient war. Einige Bochumer sahen zudem eine Abseitsposition von Rocco Reitz vor dem 4:1, doch Bernardo stand auf gleicher Höhe. „Spielentscheidend war die Schiedsrichter-Leistung nicht“, sagte VfL-Verteidiger Bernardo später in den Katakomben, allerhöchstens mitentscheidend. Letsch sah das ähnlich: „Wenn wir 2:5 verlieren, müssen wir vor allem über unsere Leistung sprechen.“ Zumal die Bochumer Mannschaft nicht den gewohnten Zusammenhalt demonstrierte. 

Riemamn gesperrt

Abermals forderte Torhüter Manuel Riemann vom Trainerteam personelle Veränderungen, diesmal schon während der ersten Halbzeit. Riemann brüllte und gestikulierte, Letsch wies ihn zurück. Eine Grenzüberschreitung? „Es ist nicht die Aufgabe von Spielern, Trainer-Entscheidungen zu kommentieren“, hatte Letsch schon neulich gesagt, als sich Riemann ähnlich verhielt. Bochums Schnapper hat nun genügend Zeit, sich wieder zu beruhigen. Wegen Meckerns in einer anderen Szene sah er die fünfte Verwarnung. Er ist der erste Bundesliga-Torhüter seit elf Jahren, der eine Gelbsperre absitzen muss. Riemann wird folglich im Heimspiel gegen Leipzig fehlen, vieles deutet auf ein Comeback von Andreas Luthe hin. Auch Erhan Masovic ist dann gesperrt. Ungewiss ist noch, ob einer der Verletzten zurückkehren wird. Zumindest Losilla steht wieder zur Verfügung. „Mit ihm zu spielen, ist besser für uns“, meinte Bernardo nach der Pleite in Mönchengladbach. Und wenn die Bochumer Fankurve komplett gefüllt ist, sicher auch.


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