Bernardo, Ordets & Co.

Verletzungen und Transferideen: VfL muss hinten umplanen

Erfreuliche Nachrichten sehen anders aus. Zu Wochenbeginn vermeldete der VfL Bochum erst den Ausfall von Ivan Ordets, der mit einer Schulterverletzung wohl mindestens einen Monat fehlen wird. Am Donnerstag erfuhren die Verantwortlichen zudem, dass sie in nächster Zeit auch auf Bernardo verzichten müssen. Der Abwehrspieler hat sich eine Knieverletzung zugezogen, die – und da streiten sich nun die Informanten – entweder nur zu einem kurzfristigen oder doch zu einem mehrwöchigen Ausfall führt. Während Trainer Peter Zeidler davon ausgeht, in den nächsten Spielen nicht mit dem Brasilianer planen zu können, rechnet Bernardos Berater nur mit einer kurzen Zwangspause. Klar ist jedenfalls: In Regensburg und in Leipzig wird Bernardo fehlen. Der VfL muss somit gleich zwei Innenverteidiger ersetzen, sogar seine zwei besten.

Medic oder Schmidt

Immerhin: Mit Erhan Masovic, Noah Loosli und Tim Oermann stehen drei erprobte Alternativen bereit. Dennoch deutet mittlerweile einiges darauf hin, dass die Bochumer bis zum Transferschluss am 30. August noch einen weiteren Innenverteidiger verpflichten werden. Zum einen, um das Qualitätsniveau weiter zu steigern, zum anderen, damit Tim Oermann im Bedarfsfall wieder auf der rechten und Bernardo auf der linken Abwehrseite aushelfen können. Mit Jakov Medic von Ajax Amsterdam, mit dem sich Sportdirektor Marc Lettau bereits seit Längerem beschäftigt, ist ein Wunschkandidat bereits öffentlich bekannt geworden. Einen Kauf wird der VfL allerdings nicht stemmen können. In diesem Fall ist – wie zuletzt auch bei Boadu und Balde – lediglich ein Leihgeschäft denkbar.

Allerdings gibt es mindestens einen weiteren Kandidaten. Wie Sky erfuhr, soll auch Kenneth Schmidt vom SC Freiburg eine Transferoption sein. Der 22-Jährige ist bei den Breisgauern nur zweite Wahl und konnte sich in der Bundesliga bislang noch nicht durchsetzen. Der deutsche U21-Nationalspieler wäre im Gegensatz zu Medic schneller und zudem ein Linksfuß, also das jüngere Pendant zu Bernardo. Medic wiederum ist bereits erfahrener, körperlich robuster und sehr kopfballstark, allerdings weniger beweglich und ein Rechtsfuß, über die VfL in der hintersten Reihe bereits ausreichend verfügt. Schmidts Vertragssituation ist öffentlich nicht bekannt, aber aus wirtschaftlichen Gründen wäre auch in diesem Fall wohl nur eine Leihe denkbar.

Geld für Verstärkung

Noch gibt das Bochumer Budget mindestens einen weiteren Neuzugang eher, im Falle eines Weiterkommens im DFB-Pokal auch definitiv noch einen zweiten. Verändern würde sich die Lage freilich, sollte Bernardo den Klub doch noch verlassen. Auch deshalb dürfte sein Management ein großes Interesse daran haben, die Ausfallzeit möglichst kurz anzusetzen, um mögliche Interessenten nicht abzuschrecken. Union Berlin hat zwar ein Angebot abgegeben, das aber liegt deutlich unter den Erwartungen der Bochumer. Der zweikampfstärkste Spieler der vergangenen Saison hat generell noch nicht die von Vereinsseite erhofften Anfragen eingebracht. Vereine wie die TSG Hoffenheim oder Borussia Mönchengladbach befinden sich zwar ebenfalls auf Verteidiger-Suche, werben aber allenfalls zurückhaltend um die Dienste des 29-Jährigen.

Ein Wechsel ist nach wie vor nicht ausgeschlossen, zumal Bernardos Management weiterhin überdeutlich seine Fühler auf dem Markt ausstreckt, aber keineswegs so wahrscheinlich wie noch vor einigen Wochen. Der VfL würde im Falle eines Verbleibs zwar einen Leistungsträger der Vorsaison behalten, aber nicht die erhofften Transfereinnahmen erzielen. Die Verantwortlichen haben sich intern das Ziel gesetzt, pro Jahr im Schnitt rund 10 Millionen Euro durch Spielerverkäufe einzunehmen, um damit mittelfristig den gesamten Spieleretat erhöhen zu können. In diesem Sommer wurde bislang einzig Patrick Osterhage für rund 5 Millionen Euro verkauft, weitere Transferkandidaten gibt es derzeit nicht.

Vertrag bis 2026

Sollte Bernardo vorerst in Bochum bleiben, bestünde die Gefahr, dass sein Marktwert eher sinkt als steigt. Bernardos generelle Verletzungsanfälligkeit in den vergangenen Jahren, sein 30. Geburtstag im kommenden Jahr und die logischerweise kürzer werdende Vertragslaufzeit sprechen gegen eine weitere Wertsteigerung. Die von vielen Anhängern erhofften 10 Millionen Euro als Ablöse waren zwar ohnehin nie realistisch, weil kein Klub annähernd bereit ist, diesen Preis zu zahlen, aber eine Summe im eher hohen siebenstelligen Bereich war und ist der Wunsch der VfL-Verantwortlichen. Diese müssten bei einem Verbleib sowohl aus sportlichen als auch aus wirtschaftlichen Gründen darauf hoffen, dass Bernardo schon bald wieder das gewohnte Leistungsniveau zeigt. Seine Testspielleistungen waren nämlich eher enttäuschend.


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(Foto: Imago / Beautiful Sports)

Ehemalige Jugendspieler

Bella Kotchap, Goretzka & Co.: VfL an Ablöse beteiligt

Reich wird VfL Bochum auch in diesem Sommer nicht. Mit einer Mischung aus Freude und Enttäuschung haben die Verantwortlichen zu Wochenbeginn die Nachricht vernommen, dass Armel Bella Kotchap zur TSG Hoffenheim und damit zurück in die Bundesliga wechseln wird. Der Innenverteidiger hatte den VfL vor gut zwei Jahren in Richtung England verlassen. Mit dem FC Southampton stieg er jedoch im ersten Jahr aus der Premier League ab. Eine anschließende Leihe zum PSV Eindhoven war ebenfalls nicht vom Erfolg gekrönt; nicht nur, aber auch verletzungsbedingt. Im Kraichgau nimmt Bella Kotchap jetzt einen neuen Anlauf. Die Ablöse wird, je nach Quelle, auf 12 Millionen Euro ohne oder 15 Millionen Euro mit Bonuszahlungen taxiert.

Keine Wertsteigerung

Der Wunsch der Bochumer nach einer klaren Wertsteigerung der Aktie Bella Kotchap geht so oder so nicht in Erfüllung. Für rund 11,5 Millionen Euro hatte der VfL den Abwehrspieler im Sommer 2022 transferiert. Mit Southampton besteht die Vereinbarung, dass 15 Prozent der Differenzsumme zwischen der damaligen und der jetzigen Ablöse nach Bochum fließen. Im besten Fall landet dank dieser Klausel immerhin rund eine halbe Million Euro auf dem Konto des VfL. Sicher ist nach jetzigem Wissenstand nur der FIFA-Solidaritätsbeitrag. Diesen erhalten alle Klubs bei einem ablösepflichtigen Transfer, die zwischen dem 12. und 23. Geburtstag an der Ausbildung eines Spielers beteiligt waren. Dem VfL stehen für Bella Kotchap rund 300.000 Euro zu.

Es ist nicht der erste Transfer in diesem Sommer, der dem Revierklub eine nachträgliche Entschädigung für die Ausbildung eines ehemaligen Jugendspielers einbringt. Schon der Wechsel von Evangelos Pavlidis von AZ Alkmaar zu Benfica Lissabon hat dem VfL eine Zusatzeinnahme beschert. In diesem Fall konnte der VfL ungefähr eine Viertelmillion Euro von der Ablöse geltend machen. Voraussetzung für die Inanspruchnahme des FIFA-Solidaritätsmechanismus‘ ist im Normalfall allerdings ein Transfer zwischen zwei Nationalverbänden. Das ist auch der Grund dafür, warum der VfL darauf hofft, dass Leon Goretzka – sollte er den FC Bayern verlassen – nicht innerhalb Deutschlands wechselt. Dann nämlich würden die Bochumer leer ausgehen.

Karazor, Janelt und Ernst

Unwahrscheinlich ist ein Vereinswechsel von Goretzka jedenfalls nicht. Laut verschiedenen Medien steht der gebürtige Bochumer beim Rekordmeister auf der Streichliste. Dem VfL stünden 2,5 Prozent von der Ablösesumme zu. Perspektivisch hoffen die Bochumer auch bei weiteren ehemaligen Jugendspielern auf Einnahmen. Kandidaten hierfür sind Atakan Karazor, Vitaly Janelt, Tjark Ernst, Lukas Klostermann und Ilkay Gündogan. Bei Karazor stünden dem VfL 1,5 Prozent der Ablöse zu, bei Janelt 2 Prozent und bei Ernst sogar 3 Prozent. Bei Klostermann und Gündogan wären es 1,75 Prozent. Neben Bella Kotchap, Pavlidis und Goretzka sind sie momentan die prominentesten Fußballer, die beim VfL ausgebildet wurden.

Update: Laut Medienberichten hat Armel Bella Kotchap den Medizincheck in Hoffenheim nicht bestanden. Der Wechsel kommt möglicherweise nicht zustande.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne: Die Skepsis weicht der Vorfreude

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der nahende Saisonstart.

Die Lust auf den Saisonstart steigt. Die ersten Testspielauftritte waren wenig überzeugend, daraus machte auch Trainer Peter Zeidler keinen Hehl. Der 4:0-Erfolg gegen den italienischen Champions-League-Teilnehmer aus Bologna und der 6:0-Kantersieg gegen den französischen Erstligisten Le Havre haben jedoch für eine neue Zuversicht gesorgt, auch wenn Testspielergebnisse natürlich mit Vorsicht zu genießen sind. Entscheidend ist, wie der VfL am Sonntag in Regensburg und nur sechs Tage später in Leipzig auftreten wird. Einen Fehlstart wie in den vergangenen zwei Jahren kann sich der VfL nicht wieder erlauben.

Die jüngsten Neuverpflichtungen machen aber ebenfalls Mut, dass die Bochumer nicht wieder bis Oktober oder November auf ihren ersten Saisonsieg warten müssen. Dass die Kaderplanungen noch nicht abgeschlossen sind, bestätigt, dass die Kritik zu Beginn der Vorbereitung – auch von Peter Zeidler – alles andere als deplatziert war. Der neue Coach hat sich ohnehin bestens eingefunden. Er hat mit seiner offenen und ehrlichen Art nicht nur zahlreiche Sympathiepunkte bei den Fans gewonnen, sondern auch eine klare Spielidee vermittelt. Zeidler setzt auf ein mutiges, intensives Offensivpressing. Das passt zum VfL und kommt einigen Spielern entgegen. Als Gewinner der Vorbereitung gehen vor allem Moritz Broschinski und Lukas Daschner hervor, die zum Start gesetzt sein dürften. Von den Neuzugängen überzeugte vor allem Ibrahima Sissoko. Die Ansätze bei Myron Boadu waren ebenso vielversprechend. Auch Patrick Drewes hat sich seinen Platz in der Startelf verdient, muss aber erst noch beweisen, dass er auch auf Erstliga-Niveau ein guter Torwart ist.

Bauchschmerzen bereitet dagegen die Abwehr, trotz der geringen Zahl an Gegentreffern in den Testspielen. Die Rechtsverteidiger-Position bleibt vergleichsweise schwach besetzt, und in der Innenverteidigung mangelt es vor allem an Tempo. Das aber ist notwendig, um die Spielidee von Zeidler mit Erfolg umzusetzen. Eine Konteranfälligkeit zeichnete sich in der Vorbereitung bereits ab. So groß die Vorfreude auch ist: Ein bisschen Skepsis bleibt. Alles andere wäre aber auch ungewohnt.


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(Foto: Imago / Eibner)

Transferupdate

Boadu, Balde, Bernardo: So läuft der Bochumer Kaderumbau

Die Ungeduld im Umfeld war spürbar. Und nicht nur da: Mehrfach sprach VfL-Trainer Peter Zeidler direkt oder indirekt aus, dass weitere Verstärkungen dringend erforderlich seien. Nun hat ihm Marc Lettau einige Wünsche erfüllt. In dieser Woche stielte Bochums Sportdirektor gleich zwei Transfers erfolgreich ein. Am Freitag präsentierte der verantwortliche Kaderplaner mit Myron Boadu einen neuen Angreifer, tags darauf mit Aliou Balde einen offensiven Außenbahnspezialisten. Die beiden Verpflichtungen waren möglich, weil die Vereinsspitze zusätzliche Gelder freigegeben und mit Jordi Osei-Tutu ein gut bezahlter Profi den Klub verlassen hat.

Neuzugang aus Monaco

Der prominentere aus dem Zugangsduo ist eindeutig Boadu. Der 23-Jährige wird für eine Saison von der AS Monaco ausgeliehen. Der VfL hat sich zudem eine Kaufoption gesichert. Diese soll jedoch so hoch angesetzt sein, dass eine dauerhafte Verpflichtung praktisch nicht umsetzbar ist. Sie würde den Bochumern allenfalls einen sofortigen, gewinnbringenden Weiterverkauf ermöglichen. Doch dafür muss Boadu zunächst entsprechende Leistungen zeigen und vor allem Tore erzielen. Der in Amsterdam geborene Angreifer mit ghanaischen Wurzeln kommt bevorzugt im Angriffszentrum zum Einsatz, kann aber auch als Außenstürmer spielen.

Boadu erfüllt das bereits vor geraumer Zeit definierte Profil des sogenannten ‚Mobile Strikers‘, ist also ein torgefährlicher, schneller Angreifer, der sowohl als zweite Spitze als auch auf dem Flügel agieren kann. Schon im vergangenen Sommer und Winter suchte der VfL vergeblich einen solchen Spieler. Mit der Leihe von Boadu ist Sportdirektor Lettau nun endlich fündig geworden – und greift dabei ins höhere Transferregal. Denn Bochums Neuer hat noch vor drei Jahren eine Ablöse von rund 17 Millionen Euro gekostet. Seinerzeit war Boadu von AZ Alkmaar, wo er mit Dani de Wit zusammengespielt hat, ins Fürstentum nach Monaco gewechselt.

Zwei (Ex-)Nationalspieler

Boadu galt damals noch als Shootingstar der Niederlande. Mit seiner guten Technik, seiner Abschlussstärke und seiner Schnelligkeit debütierte er im Alter von nur 18 Jahren sogar im Trikot der Nationalmannschaft. In Monaco jedoch konnte er sich mangels Konstanz und auch verletzungsbedingt nicht wie erhofft durchsetzen. Boadu wirkte zwar in 52 von 95 möglichen Ligapartien mit, allerdings nur einmal über 90 Minuten und meistens nur als Joker. Im vergangenen Winter wechselte er deshalb auf Leihbasis zum FC Twente Enschede zurück in sein Heimatland. In dieser Zeit spielte Boadu sogar gegen den VfL Bochum, Ende März in einem Testspiel.

Nun wird der Angreifer selbst das VfL-Trikot tragen und darauf hoffen, dass er mit passenden Zuspielen gefüttert wird. Zum Beispiel von Aliou Balde. Der 21-Jährige wurde ebenfalls auf Leihbasis verpflichtet, allerdings von OGC Nizza. Auch bei ihm gibt es eine Kaufoption. Über die genaue Höhe ist noch nichts bekannt. Balde stammt aus dem Senegal, ist aber Staatsbürger Guineas. Für die Westafrikaner ging er bis vor kurzem bei den Olympischen Spielen auf Torejagd. Auf Vereinsebene spielte er schon in den Niederlanden, in Belgien, der Schweiz und in Frankreich, teilweise auf Erst-, teilweise auf Zweitliganiveau. Beim Erstligisten in Nizza war er zuletzt Einwechselspieler.

Mehr taktische Optionen

Balde ist somit auch in Bochum nicht als Stammspieler eingeplant, erweitert aber dennoch die taktischen Möglichkeiten von Peter Zeidler. Baldes größte Stärke ist seine Schnelligkeit, er kann sowohl auf dem linken als auch auf dem rechten Flügel eingesetzt werden. Mit Rückkehrer Gerrit Holtmann, dem wiedergenesenen Moritz Kwarteng, Jungspund Samuel Bamba sowie den beiden Neuzugängen Boadu und Balde wäre nun auch ein 4-3-3-System wieder möglich, als Alternative zur favorisierten Mittelfeldraute. Balde nimmt den Kaderplatz von Jordi Osei-Tutu ein, der künftig für den englischen Drittligisten Bolton Wanderers spielt.

Abgeschlossen ist die Bochumer Kaderplanung damit aber noch nicht. Der Etat würde noch mindestens eine weitere Neuverpflichtung möglich machen, im Falle eines Weiterkommens im Pokal auch noch eine zweite. Die Verantwortlichen schauen sich noch nach einem zentralen Mittelfeldspieler um. Bedarf gibt es aber auch noch in der Abwehr. In der Vorbereitung erwies sich vor allem die Rechtsverteidigerposition als Schwachstelle. In der Innenverteidigung mangelt es zudem an Tempo, außerdem hat sich Abwehrchef Ivan Ordets in der Generalprobe gegen Le Havre an der Schulter verletzt und fällt wochenlang aus.

Möglicher Bernardo-Verkauf

Ganz neu darstellen würde sich die Situation, sollte Bernardo den VfL noch verlassen. Bundesliga-Konkurrent Union Berlin zeigt großes Interesse an einer Verpflichtung, hat aber ein Angebot vorgelegt, das die Bochumer nicht annehmen werden. Sie erhoffen sich eine Ablöse im hohen einstelligen Millionen-Bereich, wovon sie jedoch einen kleinen Teil an RB Salzburg abgeben müssten. Höher pokern kann der VfL eher nicht; zum einen, weil derzeit kein Verein annähernd bereit ist, eine Ablöse im zweistelligen Millionen-Bereich zu zahlen, zum anderen, weil der VfL nicht das Risiko eingehen möchte, im Abstiegs- oder Verletzungsfall vergleichsweise leer auszugehen.

Die Bernardo-Millionen sollen genutzt werden, um den Lizenzspieleretat zu stabilisieren und mittelfristig zu erhöhen. Natürlich müsste von dem Geld auch Ersatz verpflichtet werden. Als Alternative für die Innenverteidigung steht Jakov Medic oben auf dem Wunschzettel. An ihm waren die Bochumer bereits im vergangenen Sommer interessiert. Der 25-Jährige steht aktuell bei Ajax Amsterdam unter Vertrag und könnte ausgeliehen werden. Medic hat bereits fünf Jahre in Deutschland gespielt, unter anderem beim FC St. Pauli. Im Falle eines Bernardo-Abgangs müsste auch ein noch Linksverteidiger verpflichtet werden. Sonst gäbe es zu Maximilian Wittek keine passende Alternative mehr.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

Perspektivteam

Budget, Kader, Spielstätte: Bochums Pläne mit der U21

Der Klick führt ins Leere. Wer auf der Website des VfL Bochum den zumindest schon angelegten Menüpunkt „U21“ auswählt, kommt nicht weiter. Informationen über die neue Oberliga-Mannschaft gibt es von offizieller Seite also noch nicht. Das verwundert insofern, weil der VfL dem reaktivierten Team intern eigentlich eine große Bedeutung beimisst – und auch die Konkurrenz mit neugierigen Augen auf die Entwicklungen an der Castroper Straße blickt. An diesem Sonntag wird erstmals nach zehn Jahren wieder eine Zweitvertretung der Bochumer in den Ligabetrieb starten. Für die Elf von Trainer Heiko Butscher beginnt die Saison in der Oberliga Westfalen auswärts beim TuS Ennepetal.

Neustart in der Oberliga

Die Initiative, die 2015 aus Kostengründen abgemeldete U21 wiedereinzuführen, ging kurioserweise zunächst von einem Fan des VfL aus. Er fand heraus, dass eine wieder angemeldete U21 laut Statuten des FLVW nicht in der Kreisliga C beginnen müsse – das nämlich hatten die Verantwortlichen des VfL stets so kommuniziert. Der damals noch recht neue und mittlerweile ehemalige Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian nahm diesen Hinweis dankend auf und brachte die neue U21 auf den Weg. Sie soll fortan einen Übergangsbereich von der U19 zu den Profis schaffen. Talente aus dem eigenen Stall können somit wieder in Ruhe und auf Wettkampfniveau an den Profifußball herangeführt werden.

Die allermeisten Spieler haben den VfL Bochum in den vergangenen Jahren nach der U19 verlassen, auch weil dem Verein ein Zwischenbau fehlte. Womöglich haben sich schon in früheren Altersklassen Talente gegen den VfL entschieden. Bis auf Bayer Leverkusen haben alle Profi-Klubs aus NRW ihre U21 bzw. U23 behalten. „Der Fußball im Herrenbereich ist ein komplett anderer Fußball als im Jugendbereich. Die jungen Spieler brauchen Körperlichkeit in den Zweikämpfen, brauchen Erwachsenenfußball. Wir bieten den Perspektivspielern durch die neue U21 optimale Rahmenbedingungen im Sinne der Ausbildung“, begründet Butscher die Entscheidung für die Wiedereinführung der U21.

Der 44-Jährige ist nicht nur Trainer der neuen Mannschaft, sondern auch Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung. Für ihn endet am Sonntag eine holprige Vorbereitung und es beginnt eine Reise ins Ungewisse. Wie stark das komplett neuformierte Team ist, weiß zur Stunde niemand. Der 20-Mann-Kader besteht aus acht Spielern der letztjährigen U19 und zwölf externen Neuzugängen, wobei fünf davon beim VfL ausgebildet wurden. Dazu zählt unter anderem Dennis Grote als Kopf der Mannschaft. Der 37-Jährige ist von Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster an die Castroper Straße zurückgekehrt. Er soll neben seiner Rolle als Teamleader auch Aufgaben im Talente-Scouting übernehmen.

Rund eine Million Euro nimmt der VfL in der Premieren-Saison in die Hand. Was auffällt: Die externen Neuzugänge bringen zum Teil schon Regionalliga- oder Oberliga-Erfahrung mit, was den grundsätzlichen Anspruch der Bochumer untermauert: Perspektivisch ist der Aufstieg in die Regionalliga das Ziel. Noch nicht zwingend im ersten Jahr, obwohl der zuständige Verband auf Anfrage bestätigt hat, dass der VfL bereits im ersten Jahr ein Aufstiegsrecht besitzt. Schon über die Eingruppierung hatte es einen langen Rechtsstreit gegeben. 13 Konkurrenten haben dagegen geklagt, dass der VfL in der Oberliga beginnen darf. Die Statuten des FLVW sahen eigentlich einen Wiederbeginn in der Westfalenliga vor.

Doch das Präsidium des Verbandes nutzte seinen Handlungsspielraum, hob die 2020 getroffene Regelung wieder auf und ermöglichte einen Start in der Oberliga – natürlich sehr zur Freude des VfL. Anderenfalls wäre es schwer geworden, Talente von einer Unterschrift für die U21 zu überzeugen. Auch die Verzahnung mit dem Profiteam und der U19 ist nun einfacher möglich. Die Verantwortlichen haben den Kaderstamm der U21 möglichst klein gehalten, um starke U19-Akteure mit Einsätzen zu belohnen oder Jungprofis aus der Bundesliga-Mannschaft Spielpraxis zu ermöglichen. Kandidaten hierfür sind zum Beispiel Paul Grave, Mohammed Tolba, Lennart Koerdt, Mats Pannewig oder Niklas Jahn. 

Saison mit Stadtderbys

Hinzu kommt: Die Duelle in der Oberliga Westfalen sind nicht nur sportlich reizvoll, sondern auch aus Fansicht sehr attraktiv. Mit Rot Weiss Ahlen, den Sportfreunden Siegen und dem SV Lippstadt zählen einige Traditionsklubs zu den Gegnern. Für den VfL gibt es sogar zwei Stadtderbys: gegen Wattenscheid 09 und Concordia Wiemelhausen. Spiele gegen einige dieser Mannschaften werden aus Sicherheitsgründen im Ruhrstadion stattfinden, ansonsten trägt der VfL seine Heimspiele auf seinem Leichtathletikplatz in unmittelbarer Stadionnähe aus. Genauere Informationen wird der Klub sicher noch kommunizieren – sofern der entsprechende Menüpunkt auf der Website bald mit Inhalt gefüllt wird.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne: Noch weit vom fertigen Kader entfernt

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Schwachstellen im Kader.

Der VfL hat sein Teamquartier in Südtirol verlassen. Der größte Gewinner des Trainingslagers dürfte Peter Zeidler sein. Die mitgereisten Fans finden ausnahmslos lobende Worte für den neuen Coach. Zeidler präsentierte sich so nahbar wie zuvor kein anderer Trainer. Immer wieder ging er auf die Anhänger zu, erklärte sogar seine Trainingsziele. Beim Fanabend war er der erste, der kam, und der letzte, der ging.

Doch der 61-Jährige kann auch anders auftreten. Läuft es auf dem Rasen nicht wie geplant, spricht Zeidler das sofort an. Das gilt auch für die Kaderstruktur. Dass die zahlreichen Abgänge von Leistungsträgern noch nicht adäquat aufgefangen wurden, hat er sowohl intern als auch öffentlich klar thematisiert. Weitere Neuzugänge sind zwingend erforderlich. Nur für welche Positionen?

Bedarf gibt es fast überall. Ganz vorne wird für eine Doppelspitze noch ein torgefährlicher Angreifer benötigt. Bleibt Peter Zeidler beim 4-4-2-System mit einer Raute, fehlt auch im Mittelfeld noch eine starke Alternative. Sollte die in der Vorbereitung ebenfalls getestete 4-3-3-Formation weiterhin eine Option sein, mangelt es zudem an Außenbahnspezialisten. Und in der Abwehr? Zweimal in Folge hat der VfL mehr als 70 Gegentore pro Saison kassiert. Personelle Verstärkungen für die Verteidigung gab es bislang aber nicht, mit Keven Schlotterbeck sogar einen prominenten Abgang. Mit Bernardo könnte der zweite bald dazukommen. Dadurch würde nicht nur die Innenverteidigung geschwächt, sondern auch eine Alternative für die linke Abwehrseite wegbrechen. Rechts hinten ist die Besetzung ebenfalls nicht optimal. Vielleicht ist es die Schwachstelle, die aktuell am meisten übersehen wird.

Klar ist: Aus wirtschaftlichen Gründen können nicht alle Lücken gefüllt werden. Aber: Mindestens drei Verstärkungen – für jeden Mannschaftsteil einen – müssen bis zum Transferschluss am 30. August noch verpflichtet werden, im Falle eines Bernardo-Verkaufs auch mehr. Auf Sportdirektor Marc Lettau wartet verdammt viel Arbeit. Nach jetzigem Stand ist der Kader noch ein gutes Stück vom (bescheidenen) Vorjahresniveau entfernt.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Trainingslager

VfL in Gais: Glückliche Fans und ein „hervorragender Abschluss“

Dieser Bericht ist ein Gastbeitrag von Matthias Langrock, der für die Ruhr Nachrichten aus dem Bochumer Trainingslager in Gais berichtet hat.

Was so ein 60-Minuten-Testspiel doch bewirken kann. Wäre das Trainingslager des VfL Bochum in Südtirol am Samstag um 18.15 Uhr beendet gewesen, hätten die allermeisten Verantwortlichen und Spieler sich enttäuscht geäußert über die vorigen sechs Tage. Doch dann folgte in Bozen der Test gegen den FC Bologna – und plötzlich lieferte die Mannschaft: Mit 4:0 wurde der italienische Champions-League-Verein nach 60 Spielminuten nach Hause geschickt. Zwei Tore erzielte Moritz Broschinski, je eines die Neuzugänge Dani de Wit und Ibrahima Sissoko. Trainer Peter Zeidler merkte man die Erleichterung an: „Wir haben so ein Spiel gebraucht. Ein hervorragender Abschluss des Trainingslagers“, sagte er nach dem Schlusspfiff und freute sich vor allem, dass die Mannschaft gemerkt habe, dass sein neues, laufintensives System funktioniert. Da geriet fast in Vergessenheit, dass die Bilanz der Woche in Gais vorher mau ausgefallen war.

Zwei Niederlagen, ein Sieg

Am Dienstag bei der 1:3-Niederlage gegen den italienischen Zweitligisten La Spezia enttäuschte die Mannschaft über weite Strecken. Und bei dem Blitzturnier am Samstag in Bozen zeigte die B-Mannschaft gegen Zweitligist FC Südtirol zwar eine ordentliche Leistung, verlor aber 0:2, weil sie vor dem Tor völlig harmlos blieb, während der Gegner aus zwei Torschüssen zwei Tore machte. Wie hoch der sportliche Wert der Tests ist, lässt sich schwer sagen, fehlten doch beim VfL am Samstag der offenbar leicht verletzte Verteidiger Bernardo, der offenbar vor einem Wechsel zu Union Berlin steht, sowie Stürmer Philipp Hofmann, der zu Hause auf die Geburt seines zweiten Kindes wartete.

Auch abseits des Platzes erfüllte das Trainingslager nicht alle Hoffnungen. Zwar gelang die Verpflichtung von Torwart Timo Horn, der am Samstag im Spiel gegen Südtirol sein VfL-Debüt gab. Am Sonntag reisten die Bochumer aber ohne weitere ersehnte Verstärkungen nach Hause. Knapp zwei Wochen vorm ersten DFB-Pokalspiel in Regensburg sucht Sportdirektor Marc Lettau noch drei neue Spieler, für Verteidigung, Mittelfeld und Sturm. „Wir haben einen Lizenzetat, der das möglich machen würde“, erklärte Lettau am Samstag, stellte allerdings auch fest, der Transfermarkt habe „noch keine Fahrt aufgenommen“. Zudem seien die Anforderungen des VfL an die Qualität neuer Spieler „sehr hoch“. Gut möglich allerdings, dass vor dem nächsten Zugang erst einmal die Liste der Abgänge länger wird: Neben einem Angebot für Bernardo, das Lettau bestätigte, gibt es auch Anfragen für Jordi-Osei-Tutu.

Ganz viel Fannähe

Definitiv als großen Erfolg werteten die mitgereisten Fans die Woche in Gais. Höhepunkt war der Fanabend am Freitag, bei dem sich der Verein von seiner besten Seite zeigte: Nicht weniger als zwölf Spieler und viele Funktionäre gesellten sich stundenlang zu den Hunderten Fans, unterhielten sich, gaben Autogramme, ließen sich fotografieren – und mehrere Profis spielten sogar mit den Kindern und Jugendlichen Fußball. „Das gibt es nur bei diesem Verein“, war ein Spruch, den man mehr als einmal während des Abends hörte.

(Fotos: Privat / Doll, Hein)