Debatte

VfL-Kolumne: Riemann sollte die Realität endlich anerkennen

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Causa Manuel Riemann.

Eigentlich wäre es ganz einfach: Manuel Riemann einigt sich kurzfristig mit dem VfL Bochum auf eine Vertragsauflösung, bekommt einen großen Teil seines noch ausstehenden Lohns als Abfindung dazu, und kann dann als vereinsloser Profi auch nach Abschluss der Transferperiode noch bei einem anderen Klub unterschreiben. Es wäre für den Torhüter und für den Klub eigentlich die Optimallösung. Der einstmals so ehrgeizige Riemann könnte sich sportlich noch einmal neu beweisen, und der VfL könnte die Akte endgültig schließen.

Eigentlich. Denn Riemann möchte lieber auf dem Rechtsweg eine Trainingsteilnahme in Bochum erwirken. Das ist grundsätzlich legitim – aber völlig sinnfrei. Denn um Geld kann es dem 35-Jährigen nicht gehen, das bekommt er derzeit ohne Gegenleistung sowieso. Seit dem Gütetermin in der vergangenen Woche kennen wir auch die Summe: 55.000 Euro im Monat, ohne Prämien. Riemann geht es vielmehr darum, tatsächlich wieder auf den Trainingsplatz des VfL zurückkehren zu dürfen – als fester Bestandteil der Profimannschaft.

Das Kernproblem ist: Riemann denkt offensichtlich, dass er im Falle einer Trainingsteilnahme auch wieder eine Chance hätte, zwischen die Pfosten zurückzukehren. Das ist aber nicht der Fall. Unter Trainer Peter Zeidler, Sportdirektor Marc Lettau und den übrigen Verantwortlichen auf höchster Ebene wird Riemann kein Spiel mehr für den VfL Bochum bestreiten. Riemann muss sich schleunigst von seinem Gedanken an eine Rückkehr ins VfL-Tor lösen, endlich die Realität anerkennen und akzeptieren, dass seine Zeit an der Castroper Straße vorbei ist.

Anderenfalls muss das Bochumer Arbeitsgericht beim Kammertermin im November entscheiden, wie es weitergeht. So oder so: Riemann kann nicht gewinnen. Selbst wenn er eine Trainingsteilnahme erkämpft, vergeudet er im Herbst seiner Karriere eine gesamte Saison ohne Pflichtspiel- oder Testspieleinsatz. Und der VfL hätte neben einem Aufsehen erregenden Urteil ein veritables Problem, denn es gibt ja Gründe dafür, warum Riemann kurz vor der Relegation vom Mannschaftstraining ausgeschlossen wurde. Für den Klub kann man nur hoffen, dass es nicht so weit kommt.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Karriereende

„Mehr erreicht als gedacht“: Luthe-Abschied im Ruhrstadion

Einen schöneren, einen würdigeren und emotionaleren Abgang hätte es nicht geben können. Die Karriere von Andreas Luthe als Torhüter endete am Abend des 27. Mai 2024, als Düsseldorfs Takashi Uchino seinen Elfmeter über das Bochumer Tor setzte – und der VfL nach einem beispiellosen Relegationsdrama doch noch in der Bundesliga blieb. Sichtlich gerührt feierte Luthe anschließend erst vor der Bochumer Fankurve und später mit den Teamkollegen und Mitarbeitern des VfL im Bermuda-Dreieck.

Da flossen selbst bei dem sonst so gelassenen Familienvater ein paar Freudentränen, und ganz Bochum freute sich mit ihm. Kurze Zeit später bestätigte Luthe das, was längst klar, nur noch nicht öffentlich ausgesprochen war. „Das war heute mein letztes Spiel im Profifußball“, sagte er unmittelbar nach dem sensationellen Erfolg des VfL in Düsseldorf. „Ich habe eine tolle Karriere hinter mir. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um Danke zu sagen. Jetzt freue ich mich auf alles, was danach kommt.“

Dass Luthe das letzte Spiel seiner Karriere im Trikot seines Jugendklubs bestreiten würde, war Anfang des Jahres gewiss nicht abzusehen, entwickelte sich dann aber zu einer fast schon kitschigen Fußball-Geschichte. Ende Januar wechselte der 37-Jährige vom 1. FC Kaiserslautern zurück nach Bochum, weil sich Ersatzkeeper Michael Esser verletzt hatte. Mit Luthe war klar vereinbart, dass er nur der Ersatz für den jungen Niclas Thiede sein würde, und die gemeinsame Zeit vier Monate später schon wieder enden soll. Luthe hatte damit kein Problem, für ihn stand die Rückkehr zu seinem Heimat- und Herzensverein im Vordergrund, ganz im Spätherbst seiner Karriere. Pläne für die Zeit danach hatte er längst in der Tasche.

Doch dann kam alles ganz anders. Schon im März gegen Leipzig musste Luthe einmal einspringen. Er vertrat den gesperrten Manuel Riemann und den verletzten Niclas Thiede. Luthe genoss seinen mutmaßlich letzten Auftritt im Bochumer Ruhrstadion sehr: „Jeder, der mich kennt, weiß, was mir das bedeutet hat. Ich bin ein gestandener Mann, aber als ich zum Aufwärmen aus der Kabine gekommen bin und die Fans meinen Namen gerufen haben, musste ich kurz schlucken.“ Luthe rechnete fest damit, dass dieses Spiel sein letztes bleiben würde.


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Der Krach zwischen Riemann, der Mannschaft und den Verantwortlichen führte allerdings dazu, dass Luthe auch in der Relegation wieder das Bochumer Tor hüten musste. Nach dem Hinspiel sah es so aus, als würde er als Absteiger abtreten müssen. Doch vier Tage später trug Luthe im Rückspiel entscheidend dazu bei, den VfL Bochum in der Bundesliga zu halten – im Elfmeterschießen. „Danach war ich einfach nur erleichtert. Die Phase nach dem Hinspiel war nicht leicht. Mein Plan, die Karriere zu beenden, stand längst fest. Allerdings war ein Abstieg mit meinem Herzensverein gewiss nicht eingeplant. Da habe ich mir schon die Frage gestellt, ob der Abstieg wirklich meinen Abschied prägen soll“, erzählt er in seinem ersten exklusiven Interview als ehemaliger Fußballprofi. „Glücklicherweise kam es anders. Ich habe jede Sekunde mit dem Team und den Anhängern genossen.“

Hinter Luthe liegen 15 Profijahre mit 91 Erst- und 187 Zweitliga-Einsätzen für den VfL Bochum, den FC Augsburg, Union Berlin und den 1. FC Kaiserslautern. „Ich habe mehr erreicht, als ich mir jemals hätte vorstellen können“, blickt Luthe zufrieden zurück. Bereits im Alter von 14 Jahren trug der Schlussmann erstmals das VfL-Trikot. 2009 debütierte er beim VfL in der Bundesliga. Sieben Jahre später endete seine Zeit an der Castroper Straße – vorerst. „Ich habe in Düsseldorf noch auf dem Rasen unserem Torwarttrainer Peter Greiber für alles gedankt. Ohne ihn wäre ich niemals Profi geworden. Ich war nie das ganz große Talent. Seine Beharrlichkeit hat dafür gesorgt, dass ich aus mir das Maximum herausholen konnte“, sagt Luthe.

Mittlerweile ist Luthe in seine Wahlheimat nach Augsburg zurückgekehrt. Dort hat er sich parallel zu seiner Profikarriere eine Existenz als Experte für Change-Prozesse aufgebaut. Er arbeitet mit Einzelpersonen, Teams oder ganzen Unternehmen zusammen. „Ich möchte die Erfahrungen meiner sportlichen Karriere mit den Methoden der Wirtschaftspsychologie verknüpfen“, erzählt er. Parallel zu Training und Wettbewerb hat Luthe mehrere Studienabschlüsse erworben, unter anderem einen Master in Wirtschaftspsychologie und Coaching. „Dadurch wollte ich mich früh unabhängig machen vom Erfolgsdruck im Sport. Deshalb hatte meine akademische Laufbahn auch immer einen hohen Stellenwert für mich. Der Fußball hat mir tolle Momente ermöglicht. Aber er war nie alles für mich.“

Ganz möchte er dem Sport aber noch nicht den Rücken zuwenden: „Auch wenn ich mich gerade Themen außerhalb des Fußballs widme, möchte ich nicht ausschließen, dass ich irgendwann zurückkehre. Auch im Fußball gibt es spannende Aufgaben, die mich interessieren würden. Für den Moment genieße ich aber die Distanz zum Sport.“ Auch dem VfL wird er natürlich treu bleiben: „Ich werde als Vereinsmitglied meinem Klub weiterhin an jedem Wochenende die Daumen drücken. Die Spiele hier im Süden werde ich nach Möglichkeit im Stadion verfolgen.“ Mindestens einmal wird er aber noch ins Ruhrstadion zurückkehren. An diesem Samstag kehrt Luthe heim und wird vor dem Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach offiziell verabschiedet.

Der Text ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf mehr als 130 Seiten bietet das Magazin viele Interviews, ausführliche Portraits und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare der aktuellen Ausgabe zum Saisonstart sind kostenlos an vielen Stellen im Bochumer Stadtgebiet oder direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) zu bekommen. Nachfolgend gibt es auch eine Download-Option.

Trainer vor Bundesliga-Debüt

Interview: Zeidler über sein Alter, Teamgeist & die Stadt Bochum

Für Peter Zeidler beginnt an diesem Wochenende ein neues Kapitel. Beim Auswärtsspiel in Leipzig feiert der 62-Jährige sein Bundesliga-Debüt. Im Vorfeld hat sich der neue Trainer des VfL Bochum Zeit für ein ausführliches Gespräch genommen. In diesem Interview geht um seine Freude auf den Saisonstart, schwierige Lebensentscheidungen und den Umgang mit zunächst fehlenden Neuverpflichtungen.

Herr Zeidler, profitieren Sie davon, dass Sie in der Bundesliga und in Bochum noch nicht so bekannt sind wie andere Trainer und dadurch vorurteilsfrei starten können?

Wenn dem so ist, dann sehe ich das als Vorteil, nicht sofort in eine Schublade gesteckt zu werden. Ich habe jahrelang im Ausland gearbeitet, in Österreich, Frankreich und der Schweiz. Da konnte ich jede Menge Erfahrungen sammeln und habe meinen eigenen Weg gefunden. Nun freue ich mich auf die Herausforderung in der Bundesliga und dass ich in Deutschland arbeiten kann.

Sie gehen als ältester Bundesliga-Trainer in die neue Saison und feiern mit 62 Jahren ihr Debüt an der Seitenlinie in Deutschlands höchster Spielklasse. Stand dieser Moment noch auf Ihrer Wunschliste?  

Ich bin im Jahr 1962 geboren, also mit der Bundesliga groß geworden. Ich habe das Geschehen in der Liga immer intensiv verfolgt. Natürlich ist es klasse, sich nun in der besten deutschen Liga mit den anderen großen Klubs zu messen. Aber mein Lebensglück hängt nicht von einem Job in der Bundesliga ab. Diese Gelassenheit habe ich. Ich wäre auch gerne in der Schweiz geblieben, aber nun hat sich diese besondere Möglichkeit ergeben. Ich habe mit meiner Frau, unseren beiden erwachsenen Töchtern und meinem Bruder über den Wechsel nach Bochum gesprochen. Einzig meine Schwester musste nichts mehr zur Entscheidungsfindung beitragen. (lacht) Wir waren uns einig, dass es sich lohnt, dieses Abenteuer anzugehen. Die Vorfreude ist groß und gibt mir das Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

Worauf freuen Sie sich genau?

Die Bundesliga und viele Stadien kenne ich schon aufgrund meiner früheren Tätigkeit als Co-Trainer in Hoffenheim. Ich bin zwar schon 40 Jahre als Trainer tätig, aber nun in meinem Geburtsland in der Bundesliga als Cheftrainer zu arbeiten, gibt mir eine zusätzliche Energie, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Hühnerhaut kommen wird, wie es der Schweizer formulieren würde. Wir nennen es Gänsehaut. (schmunzelt) Ich rechne fest mit diesen Momenten.

Woher nehmen Sie die Energie, auch jenseits der 60 noch ehrgeizige Ziele zu haben?

Diese Energie gehört zu mir, das ist mein Naturell. Ich bin dankbar, so gesund zu sein, fühle mich lebendig und voller Tatendrang. Der Kalender lügt nicht, von allen Trainern in der Liga bin ich nun der älteste. Aber ich bin erst später dazugekommen. Ich war kein Profi, habe vor 20 Jahren noch in meinem Traumberuf als Lehrer gearbeitet. Ich glaube, das ist die Antwort auf Ihre Frage, warum ich immer noch so viel Lust und Kraft verspüre.


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Sie haben Französisch und Sport unterrichtet und bezeichnen diese Tätigkeit als Traumberuf. Trotzdem haben Sie ihn aufgegeben. War und ist der Job als Fußballtrainer ein noch größerer Traum?

Ich bin Fußballliebhaber und es ist faszinierend, den Fußball auf höchstem Niveau kennen zu lernen und mitzugestalten. Die Emotionen sind andere als wenn man eine Klausur zurückgibt (lacht). Dennoch: Ich habe sehr gerne als Lehrer gearbeitet, vor allem sehr gerne Französisch unterrichtet. Das war mein Traumberuf, der jetzige ist es aber auch. Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich keine Lust hatte, in die Schule zu gehen. Ich habe dafür gebrannt. Frankreich ist ein so liebenswertes und spannendes Land. Natürlich ist dort nicht alles so schön und so romantisch, wie wir es aus einigen Büchern und Filmen kennen. Mein Ziel war es aber immer, Schüler für die Sprache des Nachbarn zu begeistern, gerade bei uns in Baden-Württemberg. Ich habe sogar viele Schüleraustausche organisiert.

Irgendwann mussten Sie sich entscheiden: Gymnasiallehrer mit Beamtenstatus oder Fußballtrainer mit den allseits bekannten Unsicherheiten.

Den Beamtenstatus zu kündigen, ist ein großer Schritt. Thomas Letsch hat sich damals bei mir erkundigt, weil er kurze Zeit später in der gleichen Situation war. Der Job ist gut vergütet und mit einer besonderen Sicherheit verbunden, auch im Alter. Aber ich bin glücklich darüber, wie es gelaufen ist, obwohl es nicht immer einfach war. Ich war mehrfach ohne Job. Ich glaube, die Entscheidung gegen den Lehrberuf und für den Profifußball war die bislang schwierigste in meinem Leben. Die zweitschwierigste liegt erst ein paar Wochen zurück.

Die Entscheidung, St. Gallen zu verlassen und nach Bochum zu wechseln?

Ja, genau die. Es war traumhaft in der Ostschweiz. Ich war respektiert und, so glaube ich, auch sehr gemocht. Es war schwer, das aufzugeben. Aber ich finde es extrem spannend zu erleben, ob es möglich ist, Bochum auch in ein fünftes Bundesliga-Jahr zu führen. In der Schweiz ist das für viele gar nicht so greifbar, dass wir Außergewöhnliches leisten müssen, um in der Bundesliga zu bleiben.

Wovon war ihr Bild vom VfL Bochum bis zu Ihrer Ankunft hier geprägt?

Es gab in der Vergangenheit immer wieder direkte Begegnungen oder Stadionbesuche in Bochum, als Beobachter, als Co-Trainer. Und ich erinnere mich gut daran, dass unsere jüngere Tochter Einlaufkind beim Spiel Hoffenheim gegen Bochum war. Da war ich noch bei der TSG und sie durfte mit Stanislav Sestak ins Stadion laufen. Sestak hat uns dann hinterher drei Tore eingeschenkt. (lacht)

Sie wirkten in der Saisonvorbereitung phasenweise fast ein wenig ungeduldig und auch unzufrieden. Sie haben aufgezählt, wie viele Leistungsträger den Klub verlassen haben, dass sie sich Verstärkung wünschen und dass ein Leistungsgefälle innerhalb der Mannschaft sichtbar sei. Wussten Sie nicht, worauf sie sich einlassen?

Die Aufzählung der Abgänge habe ich ja nicht als Erster ins Spiel gebracht. Aber ich bin ehrlich und möchte das auch so kommunizieren, ohne dass es als Thema zu groß gemacht wird: Ich habe ein paar Tage gebraucht, um das alles genau zu verstehen und die Realität so zu akzeptieren, wie sie ist. Etwa, dass zum Trainingsstart und auch zum Trainingslager noch nicht alle Neuzugänge da waren. Natürlich wusste ich, dass der Kader vor einem Umbruch steht. Die Herausforderung nehme ich an, die nehmen wir als Team an. Meine Aufgabe ist es, mich auf die Spieler zu konzentrieren, die da sind. Wir haben gute Spieler. Es ist für mich als Trainer nur wichtig zu verstehen, vor welcher Herausforderung wir stehen, dass sich die Mannschaft verändert hat und sich erst finden muss. Deshalb ist es auch richtig, dass wir eine lange Vorbereitung hatten. Diese Zeit haben wir gebraucht, um eine gemeinsame Idee zu entwickeln.

Wie schaut diese Idee aus? Auf welchen Fußball können sich die Fans des VfL Bochum unter Ihrer Regie freuen?

Natürlich haben wir viele taktische Grundideen, dazu brauchen wir einen gemeinsamen Weg, den sich die Spieler zu eigen machen und bei dem sie merken, dass er funktioniert. Es gibt zwei Säulen für mich. Die eine: Mentalität und Teamgeist. Die andere: Taktische Strukturen mit und ohne Ball. Natürlich habe ich eine Grundidee, aber wir brauchen einen gemeinsamen Weg, von dem die Spieler überzeugt sind, den sie sich zu eigen machen und bei dem sie merken, dass er funktioniert. Die Sicherheit kommt dann über Erfolgserlebnisse.

Teamgeist ist ein Wort, das sie häufig nutzen, aber den kann man bekanntlich nicht erzwingen. Lässt er sich zumindest fördern?

Als Trainer ist es meine Aufgabe, diesen Prozess zu begleiten und zu unterstützen. Erzwingen kann man nichts, das stimmt. Ich werde deshalb auch nicht mit dem Team auf eine Hütte marschieren und dort ein Lagerfeuer entzünden, weil ich glaube, dass das großartig hilft. Wichtig als Trainer ist es, alle Spieler miteinzuziehen, auch die, die nicht so oft spielen. Das ist die große Herausforderung. Ansonsten hilft es ungemein, Spieler in der Mannschaft zu haben, die eine soziale und emotionale Intelligenz mitbringen. Also Typen zu haben, die an andere denken, die keine Allüren haben, sich über neue Mitspieler freuen und sie integrieren. Die haben wir hier.

Beziehen Sie die Fans in diesen Teamgedanken auch mit ein? Sie haben in der Saisonvorbereitung auffallend oft den Kontakt zu den Anhängern gesucht.

Das ist mir sehr wichtig, und so kenne ich das auch aus St. Gallen. Der Trainer und die Fans haben logischerweise verschiedene Rollen, aber wir teilen unsere Begeisterung für den Klub. Geteiltes Leid ist halbes Leid, Freude verdoppelt sich.

Das heißt, Sie werden nicht nach Düsseldorf ziehen, sondern in Bochum oder der näheren Umgebung bleiben.

Ich habe Bochum bereits ein bisschen erkundet. Ich habe gute Radstrecken entdeckt, zwei wunderbare Freibäder sowie die ersten Restaurants und Cafes besucht. Ich habe mich auch im Ehrenfeld umgesehen. Das Viertel gefällt mir. Vielleicht werde ich demnächst mal ins Schauspielhaus gehen. Dort wird bald „Warten auf Godot“ aufgeführt. Das Theaterstück, das ich früher mit meinen Schülern behandelt habe, hat damals in Frankreich seine Premiere gefeiert.

Dieses Interview mit Peter Zeidler ist zuerst im VfL-Heft des Bochumer 3Satz-Verlags erschienen. Auf mehr als 130 Seiten bietet das Magazin weitere Interviews, viele Porträts und interessante Hintergrundgeschichten. Gedruckte Exemplare der aktuellen Ausgabe zum Saisonstart sind kostenlos an vielen Stellen im Bochumer Stadtgebiet oder direkt beim 3Satz-Verlag (Alte Hattinger Str. 29) zu bekommen. Nachfolgend gibt es auch eine Download-Option.

0:1-Niederlage in Leipzig

Fortschritt trotz Niederlage: Bochumer Abschlussdefizit

Es hätte genügt, nach dem Auftaktspiel in  Leipzig mit nur einem einzigen VfL-Profi zu sprechen. Die Analysen ähnelten sich. Alle waren zufrieden mit der dargebotenen Leistung, aber selbstverständlich unzufrieden mit dem Ergebnis. Der Auftritt der Bochumer war deutlich besser als nach dem Pokal-Aus in Regensburg befürchtet, vor allem mutig und ein Punktgewinn gar nicht so fern. Die 0:1-Niederlage zum Start in die neue Bundesliga-Saison war zweifellos vermeidbar. „Wir haben ein gutes, engagiertes Spiel gezeigt, aber einen Fehler zu viel gemacht. Es war mehr drin“, sagte Maximilian Wittek stellvertretend fürs Team, das sich beim klaren Favoriten und Champions-League-Teilnehmer keineswegs versteckte. Das Problem: Bereits im Pokal blieb der VfL ohne Erfolgserlebnis vor dem Tor, in Leipzig nun schon wieder.

Kurze Überzahl hilft nicht

Philipp Hofmann und Moritz Broschinski, der mit dem Ball am Fuß erneut fremdelte, trafen in den entscheidenden Momenten die falschen Entscheidungen. Der eingewechselte Myron Boadu hätte ebenfalls einnetzen können, wurde aber mit einer Notbremse von den Beinen geholt. „Die Rote Karte gegen Willi Orban rettet für Leipzig das Spiel“, stellte Bochums Sportdirektor Marc Lettau richtigerweise fest. Dass die Gastgeber etwas mehr als zehn Minuten in Unterzahl spielen mussten, war nicht mehr entscheidend. Das war lediglich der schwere Fehler von Matus Bero vor dem 0:1, das auch Torhüter Patrick Drewes nicht verhindern konnte. Der Ball schlug zwar körpernah ein, war aber lange verdeckt und somit schwer zu parieren. Drewes war bei seinem Bundesliga-Debüt permanent beschäftigt, Großchancen ließ der VfL aber nur selten zu.

Neuzugänge mit Potenzial

Das lag unter anderem an Jakov Medic. Der Neuzugang in der Bochumer Abwehr rutschte nach nur einer Trainingswoche in die Startelf und überzeugte auf Anhieb mit seiner Präsenz und seiner aufmerksamen Art. Auch andere Spieler, wie etwa die eingewechselten Myron Boadu, Mats Pannewig und Aliou Balde deuteten ihr Potenzial an. Das ist allerdings auch nötig, denn andere (Offensiv-)Alternativen gibt der Bochumer Kader nicht her. Insofern übertraf der Auftritt in Leipzig die nach dem Pokalspiel gesunkenen Erwartungen und lässt darauf hoffen, dass das erste Erfolgserlebnis nicht mehr allzu weit entfernt liegt. Klar ist aber auch: Die mutige Bochumer Spielweise, das hohe Attackieren, führt immer wieder zu gefährlichen Kontern, die in Leipzig dreimal nur mit einem Foul und einer logischen Verwarnung gestoppt werden konnten.

Rückkehr von de Wit

Die von Trainer Peter Zeidler vorgegebene Spielidee ist jedenfalls erkennbar. Positiv zudem: Nachdem Zeidler seiner Mannschaft in Regensburg noch Nachholbedarf in punkto Fitness bescheinigte, waren die Bochumer in Leipzig trotz der Bullenhitze konditionell stets auf der Höhe, sogar in der Schlussphase. In dieser Hinsicht wird sich die Form der Bochumer Mannschaft künftig eher noch verbessern, vor allem dürfte Boadu schon bald auch eine Option für die Startelf sein. Ihm ist zuzutrauen, das Bochumer Abschluss- und Belohnungsdefizit zu beheben. Auch Dani de Wit wird nach seiner Sperre zurückkehren. Im Heimspiel gegen Mönchengladbach dürfte er sein Debüt feiern, womöglich anstelle des erneut blassen Lukas Daschner.

Letzte Transferwoche

Sicher ist: Wenn der VfL das erste Mal seit dem verlorenen Relegationshinspiel vor heimischer Kulisse antritt, wird die Kaderplanung endgültig abgeschlossen sein. Bis kommenden Freitag sind Transfers noch möglich, danach nicht mehr. Beim VfL zeichnet sich akut kein Spielerwechsel ab, das aber kann sich fast stündlich ändern. Gerrit Holtmann, der gegen Leipzig gar nicht zum Kader gehörte, darf und soll den Verein verlassen. Darüber hinaus haben die Verantwortlichen die leise Hoffnung, dass für Bernardo doch noch ein halbwegs passendes Angebot eingehen wird. Im Gegenzug beschäftigt sich der VfL noch mit einem neuen Linksverteidiger. Im Falle größerer Einnahmen käme womöglich auch noch ein kreativer Mittelfeldspieler hinzu.


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(Foto: Imago / Jan Huebner)

Debatte

VfL-Kolumne: Jetzt ist Zeit für den Durchbruch

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der Fehlstart in die neue Saison.

Wieder einmal ist der VfL Bochum in der ersten Pokalrunde gescheitert. Die Chance auf sportlich reizvolle Duelle und Prämien in Millionenhöhe: abermals vergeben. Gleiches gilt, auch wenn dies nur ein Nebenaspekt ist, für die erhoffte Werbewirkung des Deals mit Herbert Grönemeyer. Der Künstler wurde als Ärmelsponsor für die Pokalspiele angeheuert. Vor dem Spiel war das bundesweite Medienecho für Bochumer Verhältnisse gigantisch, kehrt sich jetzt aber ins Gegenteilige um. Die 4630 angebotenen Trikots hat der VfL zwar alle verkauft, ausgeliefert werden die allermeisten aber erst im Herbst, wenn der Pokalwettbewerb längst wieder in Vergessenheit geraten ist; zudem in der falschen Farbe. Gespielt hat der VfL in dunkelblau, verschickt wird jedoch das hellblaue Shirt.

Ein Trostpflaster vielleicht: Als der VfL vor 21 Jahren schon einmal in der ersten Pokalrunde bei Jahn Regensburg ausgeschieden, endete die Bundesliga-Saison im UEFA-Cup. Europa, wir kommen! Galgenhumor hilft bisweilen. Doch zurück zum Ernst der Lage: Die Pokal-Niederlage wirkt sich auch auf die Transferaktivitäten aus. Das Geld reicht nicht, um alle Kaderlücken adäquat zu schließen. Es wird also umso mehr auf die Spieler ankommen, die bereits zur Verfügung stehen. Für einige von ihnen ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt, den endgültigen Durchbruch in der Bundesliga zu schaffen. Das gilt ganz besonders für drei Akteure.

Moritz Broschinski deutet sein Potenzial immer wieder an, ist überaus engagiert, aber trifft in Tornähe noch häufig die falschen Entscheidungen. Lukas Daschner hat in der Saisonvorbereitung überzeugt, in Regensburg überhaupt nicht. In seinem zweiten Jahr beim VfL muss er zeigen, dass er wirklich stark genug für die Bundesliga ist. Fußballerisch hat er das Zeug dazu, sein bisweilen pomadiges Auftreten muss er aber dringend ablegen. Und Moritz Kwarteng? Die einst hohen Erwartungen an ihn sind mittlerweile ein wenig gesunken. Kicken kann er, bei ihm muss neben dem Körper aber vor allem auch der Kopf mitspielen. Nimmt Kwarteng in dieser Saison erneut keine nennenswerte Rolle ein, bleibt er ein für Bochumer Verhältnisse teures Missverständnis.


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Kaderplanung

Transfer-Endspurt: Nicht alle VfL-Wünsche lassen sich erfüllen

Der VfL bleibt international unterwegs. Auch die neueste Verstärkung für den Bochumer Kader kommt aus dem umliegenden Ausland. Fündig geworden ist Sportdirektor Marc Lettau in den Niederlanden. Innenverteidiger Jakov Medic wurde für eine Saison von Ajax Amsterdam ausgeliehen. Der Revierklub sicherte sich zudem eine Kaufoption, die bei rund zwei Millionen Euro liegen dürfte. Der 25-Jährige ist in diesem Sommer der erste Neuzugang für die Abwehr. „Er ist sowohl am Boden als auch in der Luft ein hervorragender Zweikämpfer, spielt saubere und präzise Pässe und erreicht einen Top-Speed“, hebt Lettau die Vorzüge der kroatischen Abwehrkante hervor. An Medic waren die Bochumer schon im vergangenen Sommer interessiert, nun kam der Transfer endlich zustande.

Bernardo strebt weiter einen Wechsel an

Damit hat der VfL einerseits die Kaderlücke geschlossen, die durch den Abgang von Keven Schlotterbeck entstanden war, andererseits aber auch auf die jüngsten Entwicklungen im Abwehrzentrum reagiert. Ivan Ordets fällt mit einer Schulterverletzung noch einige Wochen aus. Zudem ist unklar, wie es mit Bernardo weitergeht. Der Brasilianer würde den Verein bis zum Transferschluss am 30. August gerne noch verlassen. Aktuell fällt er mit einer Knieblessur aus, eine längere Fehlzeit droht aber nicht. Erhält der VfL noch ein Angebot, das im höheren siebenstelligen Bereich liegt, wird er den Spieler ziehen lassen. Wie wahrscheinlich das ist, lässt sich derzeit allerdings kaum beziffern. In den vergangenen zwei Wochen gab es zwar Gespräche mit Interessenten, jedoch kein neues Angebot.

Bleibt Bernardo in Bochum, würde zum einen das Geld für eine Mittelfeld-Verstärkung fehlen, zum anderen aber auch ein Überangebot in der Innenverteidigung herrschen. Für zwei Startelfplätze hätte Trainer Peter Zeidler dann die Wahl zwischen sechs Spielern: Jakov Medic, Ivan Ordets, Erhan Masovic, Tim Oermann, Noah Loosli und eben Bernardo. Ein solch dichtes Gedränge gibt es auf keiner anderen Position – vor allem nicht in der Mittelfeldraute. Beim Pokalspiel in Regensburg kamen dort Ibrahima Sissoko, Anthony Losilla, Matus Bero und Lukas Daschner zum Einsatz. Agon Elezi wurde später eingewechselt, Mats Pannewig und Niklas Jahn saßen auf der Bank. Die drei Letztgenannten sind aber eher Perspektivspieler und müssen sich an die Bundesliga erst herantasten.  

Die Prioritäten wurden mit der Verpflichtung von Medic zugunsten der Abwehr und zulasten des Mittelfelds gesetzt – eine Entscheidung, die nachvollziehbar, aber zumindest diskussionswürdig ist. Denn selbst wenn der noch gesperrte Dani de Wit am zweiten Bundesliga-Spieltag zurückkehren wird, bleibt das Mittelfeld dünn besetzt, es fehlt vor allem noch ein Linksfuß. Neben Daschner verfügt der VfL über keinen weiteren Kreativspieler, allenfalls Moritz Kwarteng könnte noch in diese Rolle hineinwachsen, sofern er über eine längere Zeit fit bleibt. Weil der VfL ein Weiterkommen im DFB-Pokal verpasst hat und auch weitere Sondereffekte – etwa durch eine Transferbeteiligung bei Armel Bella Kotchap – wahrscheinlich ausbleiben, ist der Lizenzspieleretat praktisch ausgereizt.

Neuer Linksverteidiger könnte noch kommen

Allenfalls auf der linken Außenverteidigerposition könnte sich noch etwas tun. Die Bochumer haben eine preiswerte und sportlich zugleich attraktive Alternative für Maximilian Wittek im Blick. Damit der Kader mit aktuell 30 Profis nicht zu groß wird, könnte es im Gegenzug auch noch einen Abgang geben. Gerrit Holtmann hat sich nach seiner Rückkehr nicht wie erhofft durchsetzen können. In Regensburg blieb Holtmann auch nach dem Rückstand nur auf der Bank. Dafür ist der Publikumsliebling, der zu den Topverdienern im Bochumer Kader gehört, auf lange Sicht aber zu teuer. Ihm würden die Verantwortlichen bei einem passenden Angebot keine Steine in den Weg legen. So ließe sich zumindest ein Teil seines Gehalts einsparen. Weitere Abgangs- oder Leihkandidaten gibt es derzeit nicht.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

Pokal-Aus in Regensburg

Fehlstart aus Tradition: Nicht blamabel, aber bedenklich

Alle anderen haben es bis dato geschafft. Einige Bundesligisten gerieten an diesem Pokal-Wochenende zeitweise gehörig ins Straucheln. Doch die zweite Pokalrunde haben sie im Gegensatz zum VfL Bochum trotzdem erreicht. Der Revierklub ist zum vierten Mal in nur neun Jahren direkt zu Beginn des Wettbewerbs ausgeschieden. Ein Fehlstart aus Tradition also, der als Favorit selbstverständlich vermeidbar war. Beim 0:1 in Regensburg hatte der VfL in den ersten 60 Minuten zwar einige gute Torchancen, nutzte sie aber nicht. Auf den Rückstand Mitte der zweiten Halbzeit fand das Team von Trainer Peter Zeidler schließlich keine passende Antwort mehr, agierte zunehmend kopflos und ließ den Zweitligisten in die nächste Runde einziehen. Eine Blamage war es aus Bochumer Sicht nicht, bedenklich waren der Auftritt und die Aussagen im Anschluss allerdings schon.

Zeidler kritisch

„Wir sind nicht an unser derzeitiges Leistungslimit gekommen“, stellte Zeidler nach seinem Premierenspiel für den VfL ernüchtert fest. Zeidler sah zwar „ordentliche Phasen“, widersprach aber in der Erst-Analyse seinen Spielern, die vor allem die mangelhafte Chanvenverwertung als Ursache für die Niederlage ins Feld führten. „Das“, sagte Zeidler, „wäre zu einfach. Wir waren am Anfang nervös, hatten nicht das Tempo, haben zu viele 50:50-Duelle verloren und waren nicht auf den Moment topfit.“ Insbesondere der letzte Punkt verwundert nach einer mehr als sechswöchigen Saisonvorbereitung – und liegt logischerweise auch im Verantwortungsbereich des Trainerteams. Unglücklich: Just in dem Moment, als Zeidler zum ersten Mal doppelt wechseln wollte, fiel das Gegentor. Den Eckstoß hätten allerdings auch die schon müde wirkenden Spieler anständig verteidigen können.

Nur zwei Neue

Taten sie aber nicht. Somit gleicht die Situation der aus dem vergangenen Jahr, als der VfL in Bielefeld verlor und die Segel im DFB-Pokal ebenfalls sehr früh streichen musste. „Da haben wir uns aber leichter abkochen lassen“, stellte Lukas Daschner fest. Der neue Spielgestalter des VfL trug zwar die Rückennummer seines Vorgängers, konnte an dessen Leistungen aber noch nicht ansatzweise anknüpfen und gehörte zu den Schwächsten im Team des VfL. Die Bochumer Startelf bestand nur aus zwei Neuzugängen und neun altbekannten Profis, wobei sieben Stammspieler aus der vergangenen Saison gefehlt haben. Stöger, Asano, Schlotterbeck und Osterhage haben den VfL bekanntlich verlassen, Ordets und Bernardo sind verletzt, Riemann aussortiert. Ein Leistungsabfall ist vor diesem Hintergrund eigentlich wenig überraschend.

Keine Zusatzeinnahmen

Das Problem: Den Kader weiter zu verstärken, wird aufgrund der Pokalniederlage kaum gelingen. Die Finanzen des VfL lassen wahrscheinlich nur noch einen Transfer zu. Die Wahl wird auf Jakov Medic fallen, der im Laufe der Woche als Neuzugang vorgestellt werden dürfte. Der Innenverteidiger soll für ein Jahr inklusive Kaufoption von Ajax Amsterdam ausgeliehen werden. Für einen eigentlich noch dringend erforderlichen Kreativspieler im Mittelfeld ist nach jetzigem Stand eher kein Geld mehr da. Mehr als eine halbe Million Euro sind dem VfL am Sonntag in Regensburg durch die Lappen gegangen – und natürlich die Aussicht auf weitere Pokalrunden mit zusätzlichen Einnahmen. Die Bochumer haben mit der Pokalprämie zwar nicht geplant, aber selbstverständlich darauf gehofft. Als bislang einziger Bundesligist muss der VfL auf dieses Geld verzichten.


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