Transferupdate

Boadu, Balde, Bernardo: So läuft der Bochumer Kaderumbau

Die Ungeduld im Umfeld war spürbar. Und nicht nur da: Mehrfach sprach VfL-Trainer Peter Zeidler direkt oder indirekt aus, dass weitere Verstärkungen dringend erforderlich seien. Nun hat ihm Marc Lettau einige Wünsche erfüllt. In dieser Woche stielte Bochums Sportdirektor gleich zwei Transfers erfolgreich ein. Am Freitag präsentierte der verantwortliche Kaderplaner mit Myron Boadu einen neuen Angreifer, tags darauf mit Aliou Balde einen offensiven Außenbahnspezialisten. Die beiden Verpflichtungen waren möglich, weil die Vereinsspitze zusätzliche Gelder freigegeben und mit Jordi Osei-Tutu ein gut bezahlter Profi den Klub verlassen hat.

Neuzugang aus Monaco

Der prominentere aus dem Zugangsduo ist eindeutig Boadu. Der 23-Jährige wird für eine Saison von der AS Monaco ausgeliehen. Der VfL hat sich zudem eine Kaufoption gesichert. Diese soll jedoch so hoch angesetzt sein, dass eine dauerhafte Verpflichtung praktisch nicht umsetzbar ist. Sie würde den Bochumern allenfalls einen sofortigen, gewinnbringenden Weiterverkauf ermöglichen. Doch dafür muss Boadu zunächst entsprechende Leistungen zeigen und vor allem Tore erzielen. Der in Amsterdam geborene Angreifer mit ghanaischen Wurzeln kommt bevorzugt im Angriffszentrum zum Einsatz, kann aber auch als Außenstürmer spielen.

Boadu erfüllt das bereits vor geraumer Zeit definierte Profil des sogenannten ‚Mobile Strikers‘, ist also ein torgefährlicher, schneller Angreifer, der sowohl als zweite Spitze als auch auf dem Flügel agieren kann. Schon im vergangenen Sommer und Winter suchte der VfL vergeblich einen solchen Spieler. Mit der Leihe von Boadu ist Sportdirektor Lettau nun endlich fündig geworden – und greift dabei ins höhere Transferregal. Denn Bochums Neuer hat noch vor drei Jahren eine Ablöse von rund 17 Millionen Euro gekostet. Seinerzeit war Boadu von AZ Alkmaar, wo er mit Dani de Wit zusammengespielt hat, ins Fürstentum nach Monaco gewechselt.

Zwei (Ex-)Nationalspieler

Boadu galt damals noch als Shootingstar der Niederlande. Mit seiner guten Technik, seiner Abschlussstärke und seiner Schnelligkeit debütierte er im Alter von nur 18 Jahren sogar im Trikot der Nationalmannschaft. In Monaco jedoch konnte er sich mangels Konstanz und auch verletzungsbedingt nicht wie erhofft durchsetzen. Boadu wirkte zwar in 52 von 95 möglichen Ligapartien mit, allerdings nur einmal über 90 Minuten und meistens nur als Joker. Im vergangenen Winter wechselte er deshalb auf Leihbasis zum FC Twente Enschede zurück in sein Heimatland. In dieser Zeit spielte Boadu sogar gegen den VfL Bochum, Ende März in einem Testspiel.

Nun wird der Angreifer selbst das VfL-Trikot tragen und darauf hoffen, dass er mit passenden Zuspielen gefüttert wird. Zum Beispiel von Aliou Balde. Der 21-Jährige wurde ebenfalls auf Leihbasis verpflichtet, allerdings von OGC Nizza. Auch bei ihm gibt es eine Kaufoption. Über die genaue Höhe ist noch nichts bekannt. Balde stammt aus dem Senegal, ist aber Staatsbürger Guineas. Für die Westafrikaner ging er bis vor kurzem bei den Olympischen Spielen auf Torejagd. Auf Vereinsebene spielte er schon in den Niederlanden, in Belgien, der Schweiz und in Frankreich, teilweise auf Erst-, teilweise auf Zweitliganiveau. Beim Erstligisten in Nizza war er zuletzt Einwechselspieler.

Mehr taktische Optionen

Balde ist somit auch in Bochum nicht als Stammspieler eingeplant, erweitert aber dennoch die taktischen Möglichkeiten von Peter Zeidler. Baldes größte Stärke ist seine Schnelligkeit, er kann sowohl auf dem linken als auch auf dem rechten Flügel eingesetzt werden. Mit Rückkehrer Gerrit Holtmann, dem wiedergenesenen Moritz Kwarteng, Jungspund Samuel Bamba sowie den beiden Neuzugängen Boadu und Balde wäre nun auch ein 4-3-3-System wieder möglich, als Alternative zur favorisierten Mittelfeldraute. Balde nimmt den Kaderplatz von Jordi Osei-Tutu ein, der künftig für den englischen Drittligisten Bolton Wanderers spielt.

Abgeschlossen ist die Bochumer Kaderplanung damit aber noch nicht. Der Etat würde noch mindestens eine weitere Neuverpflichtung möglich machen, im Falle eines Weiterkommens im Pokal auch noch eine zweite. Die Verantwortlichen schauen sich noch nach einem zentralen Mittelfeldspieler um. Bedarf gibt es aber auch noch in der Abwehr. In der Vorbereitung erwies sich vor allem die Rechtsverteidigerposition als Schwachstelle. In der Innenverteidigung mangelt es zudem an Tempo, außerdem hat sich Abwehrchef Ivan Ordets in der Generalprobe gegen Le Havre an der Schulter verletzt und fällt wochenlang aus.

Möglicher Bernardo-Verkauf

Ganz neu darstellen würde sich die Situation, sollte Bernardo den VfL noch verlassen. Bundesliga-Konkurrent Union Berlin zeigt großes Interesse an einer Verpflichtung, hat aber ein Angebot vorgelegt, das die Bochumer nicht annehmen werden. Sie erhoffen sich eine Ablöse im hohen einstelligen Millionen-Bereich, wovon sie jedoch einen kleinen Teil an RB Salzburg abgeben müssten. Höher pokern kann der VfL eher nicht; zum einen, weil derzeit kein Verein annähernd bereit ist, eine Ablöse im zweistelligen Millionen-Bereich zu zahlen, zum anderen, weil der VfL nicht das Risiko eingehen möchte, im Abstiegs- oder Verletzungsfall vergleichsweise leer auszugehen.

Die Bernardo-Millionen sollen genutzt werden, um den Lizenzspieleretat zu stabilisieren und mittelfristig zu erhöhen. Natürlich müsste von dem Geld auch Ersatz verpflichtet werden. Als Alternative für die Innenverteidigung steht Jakov Medic oben auf dem Wunschzettel. An ihm waren die Bochumer bereits im vergangenen Sommer interessiert. Der 25-Jährige steht aktuell bei Ajax Amsterdam unter Vertrag und könnte ausgeliehen werden. Medic hat bereits fünf Jahre in Deutschland gespielt, unter anderem beim FC St. Pauli. Im Falle eines Bernardo-Abgangs müsste auch ein noch Linksverteidiger verpflichtet werden. Sonst gäbe es zu Maximilian Wittek keine passende Alternative mehr.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

Perspektivteam

Budget, Kader, Spielstätte: Bochums Pläne mit der U21

Der Klick führt ins Leere. Wer auf der Website des VfL Bochum den zumindest schon angelegten Menüpunkt „U21“ auswählt, kommt nicht weiter. Informationen über die neue Oberliga-Mannschaft gibt es von offizieller Seite also noch nicht. Das verwundert insofern, weil der VfL dem reaktivierten Team intern eigentlich eine große Bedeutung beimisst – und auch die Konkurrenz mit neugierigen Augen auf die Entwicklungen an der Castroper Straße blickt. An diesem Sonntag wird erstmals nach zehn Jahren wieder eine Zweitvertretung der Bochumer in den Ligabetrieb starten. Für die Elf von Trainer Heiko Butscher beginnt die Saison in der Oberliga Westfalen auswärts beim TuS Ennepetal.

Neustart in der Oberliga

Die Initiative, die 2015 aus Kostengründen abgemeldete U21 wiedereinzuführen, ging kurioserweise zunächst von einem Fan des VfL aus. Er fand heraus, dass eine wieder angemeldete U21 laut Statuten des FLVW nicht in der Kreisliga C beginnen müsse – das nämlich hatten die Verantwortlichen des VfL stets so kommuniziert. Der damals noch recht neue und mittlerweile ehemalige Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian nahm diesen Hinweis dankend auf und brachte die neue U21 auf den Weg. Sie soll fortan einen Übergangsbereich von der U19 zu den Profis schaffen. Talente aus dem eigenen Stall können somit wieder in Ruhe und auf Wettkampfniveau an den Profifußball herangeführt werden.

Die allermeisten Spieler haben den VfL Bochum in den vergangenen Jahren nach der U19 verlassen, auch weil dem Verein ein Zwischenbau fehlte. Womöglich haben sich schon in früheren Altersklassen Talente gegen den VfL entschieden. Bis auf Bayer Leverkusen haben alle Profi-Klubs aus NRW ihre U21 bzw. U23 behalten. „Der Fußball im Herrenbereich ist ein komplett anderer Fußball als im Jugendbereich. Die jungen Spieler brauchen Körperlichkeit in den Zweikämpfen, brauchen Erwachsenenfußball. Wir bieten den Perspektivspielern durch die neue U21 optimale Rahmenbedingungen im Sinne der Ausbildung“, begründet Butscher die Entscheidung für die Wiedereinführung der U21.

Der 44-Jährige ist nicht nur Trainer der neuen Mannschaft, sondern auch Sportlicher Leiter der Nachwuchsabteilung. Für ihn endet am Sonntag eine holprige Vorbereitung und es beginnt eine Reise ins Ungewisse. Wie stark das komplett neuformierte Team ist, weiß zur Stunde niemand. Der 20-Mann-Kader besteht aus acht Spielern der letztjährigen U19 und zwölf externen Neuzugängen, wobei fünf davon beim VfL ausgebildet wurden. Dazu zählt unter anderem Dennis Grote als Kopf der Mannschaft. Der 37-Jährige ist von Zweitliga-Aufsteiger Preußen Münster an die Castroper Straße zurückgekehrt. Er soll neben seiner Rolle als Teamleader auch Aufgaben im Talente-Scouting übernehmen.

Rund eine Million Euro nimmt der VfL in der Premieren-Saison in die Hand. Was auffällt: Die externen Neuzugänge bringen zum Teil schon Regionalliga- oder Oberliga-Erfahrung mit, was den grundsätzlichen Anspruch der Bochumer untermauert: Perspektivisch ist der Aufstieg in die Regionalliga das Ziel. Noch nicht zwingend im ersten Jahr, obwohl der zuständige Verband auf Anfrage bestätigt hat, dass der VfL bereits im ersten Jahr ein Aufstiegsrecht besitzt. Schon über die Eingruppierung hatte es einen langen Rechtsstreit gegeben. 13 Konkurrenten haben dagegen geklagt, dass der VfL in der Oberliga beginnen darf. Die Statuten des FLVW sahen eigentlich einen Wiederbeginn in der Westfalenliga vor.

Doch das Präsidium des Verbandes nutzte seinen Handlungsspielraum, hob die 2020 getroffene Regelung wieder auf und ermöglichte einen Start in der Oberliga – natürlich sehr zur Freude des VfL. Anderenfalls wäre es schwer geworden, Talente von einer Unterschrift für die U21 zu überzeugen. Auch die Verzahnung mit dem Profiteam und der U19 ist nun einfacher möglich. Die Verantwortlichen haben den Kaderstamm der U21 möglichst klein gehalten, um starke U19-Akteure mit Einsätzen zu belohnen oder Jungprofis aus der Bundesliga-Mannschaft Spielpraxis zu ermöglichen. Kandidaten hierfür sind zum Beispiel Paul Grave, Mohammed Tolba, Lennart Koerdt, Mats Pannewig oder Niklas Jahn. 

Saison mit Stadtderbys

Hinzu kommt: Die Duelle in der Oberliga Westfalen sind nicht nur sportlich reizvoll, sondern auch aus Fansicht sehr attraktiv. Mit Rot Weiss Ahlen, den Sportfreunden Siegen und dem SV Lippstadt zählen einige Traditionsklubs zu den Gegnern. Für den VfL gibt es sogar zwei Stadtderbys: gegen Wattenscheid 09 und Concordia Wiemelhausen. Spiele gegen einige dieser Mannschaften werden aus Sicherheitsgründen im Ruhrstadion stattfinden, ansonsten trägt der VfL seine Heimspiele auf seinem Leichtathletikplatz in unmittelbarer Stadionnähe aus. Genauere Informationen wird der Klub sicher noch kommunizieren – sofern der entsprechende Menüpunkt auf der Website bald mit Inhalt gefüllt wird.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne: Noch weit vom fertigen Kader entfernt

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Schwachstellen im Kader.

Der VfL hat sein Teamquartier in Südtirol verlassen. Der größte Gewinner des Trainingslagers dürfte Peter Zeidler sein. Die mitgereisten Fans finden ausnahmslos lobende Worte für den neuen Coach. Zeidler präsentierte sich so nahbar wie zuvor kein anderer Trainer. Immer wieder ging er auf die Anhänger zu, erklärte sogar seine Trainingsziele. Beim Fanabend war er der erste, der kam, und der letzte, der ging.

Doch der 61-Jährige kann auch anders auftreten. Läuft es auf dem Rasen nicht wie geplant, spricht Zeidler das sofort an. Das gilt auch für die Kaderstruktur. Dass die zahlreichen Abgänge von Leistungsträgern noch nicht adäquat aufgefangen wurden, hat er sowohl intern als auch öffentlich klar thematisiert. Weitere Neuzugänge sind zwingend erforderlich. Nur für welche Positionen?

Bedarf gibt es fast überall. Ganz vorne wird für eine Doppelspitze noch ein torgefährlicher Angreifer benötigt. Bleibt Peter Zeidler beim 4-4-2-System mit einer Raute, fehlt auch im Mittelfeld noch eine starke Alternative. Sollte die in der Vorbereitung ebenfalls getestete 4-3-3-Formation weiterhin eine Option sein, mangelt es zudem an Außenbahnspezialisten. Und in der Abwehr? Zweimal in Folge hat der VfL mehr als 70 Gegentore pro Saison kassiert. Personelle Verstärkungen für die Verteidigung gab es bislang aber nicht, mit Keven Schlotterbeck sogar einen prominenten Abgang. Mit Bernardo könnte der zweite bald dazukommen. Dadurch würde nicht nur die Innenverteidigung geschwächt, sondern auch eine Alternative für die linke Abwehrseite wegbrechen. Rechts hinten ist die Besetzung ebenfalls nicht optimal. Vielleicht ist es die Schwachstelle, die aktuell am meisten übersehen wird.

Klar ist: Aus wirtschaftlichen Gründen können nicht alle Lücken gefüllt werden. Aber: Mindestens drei Verstärkungen – für jeden Mannschaftsteil einen – müssen bis zum Transferschluss am 30. August noch verpflichtet werden, im Falle eines Bernardo-Verkaufs auch mehr. Auf Sportdirektor Marc Lettau wartet verdammt viel Arbeit. Nach jetzigem Stand ist der Kader noch ein gutes Stück vom (bescheidenen) Vorjahresniveau entfernt.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Trainingslager

VfL in Gais: Glückliche Fans und ein „hervorragender Abschluss“

Dieser Bericht ist ein Gastbeitrag von Matthias Langrock, der für die Ruhr Nachrichten aus dem Bochumer Trainingslager in Gais berichtet hat.

Was so ein 60-Minuten-Testspiel doch bewirken kann. Wäre das Trainingslager des VfL Bochum in Südtirol am Samstag um 18.15 Uhr beendet gewesen, hätten die allermeisten Verantwortlichen und Spieler sich enttäuscht geäußert über die vorigen sechs Tage. Doch dann folgte in Bozen der Test gegen den FC Bologna – und plötzlich lieferte die Mannschaft: Mit 4:0 wurde der italienische Champions-League-Verein nach 60 Spielminuten nach Hause geschickt. Zwei Tore erzielte Moritz Broschinski, je eines die Neuzugänge Dani de Wit und Ibrahima Sissoko. Trainer Peter Zeidler merkte man die Erleichterung an: „Wir haben so ein Spiel gebraucht. Ein hervorragender Abschluss des Trainingslagers“, sagte er nach dem Schlusspfiff und freute sich vor allem, dass die Mannschaft gemerkt habe, dass sein neues, laufintensives System funktioniert. Da geriet fast in Vergessenheit, dass die Bilanz der Woche in Gais vorher mau ausgefallen war.

Zwei Niederlagen, ein Sieg

Am Dienstag bei der 1:3-Niederlage gegen den italienischen Zweitligisten La Spezia enttäuschte die Mannschaft über weite Strecken. Und bei dem Blitzturnier am Samstag in Bozen zeigte die B-Mannschaft gegen Zweitligist FC Südtirol zwar eine ordentliche Leistung, verlor aber 0:2, weil sie vor dem Tor völlig harmlos blieb, während der Gegner aus zwei Torschüssen zwei Tore machte. Wie hoch der sportliche Wert der Tests ist, lässt sich schwer sagen, fehlten doch beim VfL am Samstag der offenbar leicht verletzte Verteidiger Bernardo, der offenbar vor einem Wechsel zu Union Berlin steht, sowie Stürmer Philipp Hofmann, der zu Hause auf die Geburt seines zweiten Kindes wartete.

Auch abseits des Platzes erfüllte das Trainingslager nicht alle Hoffnungen. Zwar gelang die Verpflichtung von Torwart Timo Horn, der am Samstag im Spiel gegen Südtirol sein VfL-Debüt gab. Am Sonntag reisten die Bochumer aber ohne weitere ersehnte Verstärkungen nach Hause. Knapp zwei Wochen vorm ersten DFB-Pokalspiel in Regensburg sucht Sportdirektor Marc Lettau noch drei neue Spieler, für Verteidigung, Mittelfeld und Sturm. „Wir haben einen Lizenzetat, der das möglich machen würde“, erklärte Lettau am Samstag, stellte allerdings auch fest, der Transfermarkt habe „noch keine Fahrt aufgenommen“. Zudem seien die Anforderungen des VfL an die Qualität neuer Spieler „sehr hoch“. Gut möglich allerdings, dass vor dem nächsten Zugang erst einmal die Liste der Abgänge länger wird: Neben einem Angebot für Bernardo, das Lettau bestätigte, gibt es auch Anfragen für Jordi-Osei-Tutu.

Ganz viel Fannähe

Definitiv als großen Erfolg werteten die mitgereisten Fans die Woche in Gais. Höhepunkt war der Fanabend am Freitag, bei dem sich der Verein von seiner besten Seite zeigte: Nicht weniger als zwölf Spieler und viele Funktionäre gesellten sich stundenlang zu den Hunderten Fans, unterhielten sich, gaben Autogramme, ließen sich fotografieren – und mehrere Profis spielten sogar mit den Kindern und Jugendlichen Fußball. „Das gibt es nur bei diesem Verein“, war ein Spruch, den man mehr als einmal während des Abends hörte.

(Fotos: Privat / Doll, Hein)

Neuzugang

VfL holt Horn – und legt Torwart-Rangfolge schon fest

Peter Zeidler hat zu Beginn des noch laufenden Trainingslagers für Ruhe und Unruhe zugleich gesorgt. Der neue Cheftrainer des VfL Bochum hat verraten, dass die Ankunft eines weiteren Neuzugangs noch in Südtirol eher unwahrscheinlich sei. Das hat im ohnehin schon besorgten Umfeld die Sorgenfalten zwar eher verstärkt, aber gleichzeitig die Erwartungshaltung gesenkt, dass sich der Kader noch während der vielleicht wichtigsten Trainingswoche des Sommers verändern könnte. Wobei das letztlich doch passiert ist, zunächst mit einem Abgang. Ersatztorhüter Niclas Thiede wurde für mindestens eine Saison zum Zweitligisten nach Ulm verliehen. Unter bestimmten Voraussetzungen verlängert sich der Vertrag von Thiede beim Zweitliga-Aufsteiger um ein weiteres Jahr. Eine Kaufoption wurde nicht vereinbart. Spätestens 2026 soll Thiede nach Bochum zurückkehren, und dann eine nennenswertere Rolle spielen als zuletzt. Beim VfL wäre er allenfalls als Nummer zwei in die neue Saison gegangen, wenn überhaupt.

Zweijahresvertrag für Horn

Denn Sportdirektor Marc Lettau ist auf einer Suche nach einem weiteren Torwart fündig geworden. Nachdem sich verschiedene Optionen zerschlagen haben, unter anderem eine Leihe von Bayerns Daniel Peretz, haben die Bochumer am späten Donnerstagabend Timo Horn für zwei Jahre unter Vertrag genommen. Noch am Morgen hatte Tief im Westen – Das VfL-Magazin exklusiv über das Interesse an einer Verpflichtung des 31-Jährigen berichtet. Dann ging alles ganz schnell mit dem erfahrenen Schlussmann. Horn wurde nach dem Medizincheck ins Teamcamp nach Gais gebracht, wo er am Freitag mit seinen neuen Kollegen erstmals trainieren wird.

Gewöhnen muss er sich ans Bundesliga-Niveau nicht. Horn stand lange beim 1. FC Köln unter Vertrag und absolvierte in dieser Zeit exakt 201 Erstliga-Spiele für die Domstädter. Nachdem er bereits Ende 2021 seinen Stammplatz verlor und anschließend nur noch ein Pflichtspiel bestritt, wechselte Horn im vergangenen Winter zu RB Salzburg, kam dort aber nur dreimal zum Einsatz. Der Transfer ist auch deshalb zustandegekommen, weil Sebastian Baumgartner, der neue Torwarttrainer des VfL, mit Horn bereits in Salzburg zusammengearbeitet hat. Bemerkenswert: Der neue Schlussmann ist ausdrücklich als Nummer zwei eingeplant. Der offiziellen Pressemitteilung des VfL ist nämlich zu entnehmen, dass Patrick Drewes als Nummer eins in die neue Saison gehen soll.

Geld für zwei weitere Transfers

Abgeschlossen sind die Transferaktivitäten damit natürlich noch nicht. Auch ein neuer Angreifer, der im Idealfall zentral wie außen stürmen kann, soll bis zum Transferschluss am 30. August noch zur Mannschaft stoßen, nach Möglichkeit schon früher. Grundsätzlich bevorzugen die Bochumer eine feste Verpflichtung, um mit dem Spieler länger planen zu können oder ihn irgendwann gewinnbringend zu verkaufen. Um die Qualität des Kaders merklich zu erhöhen, ist aber auch ein Leihgeschäft denkbar. Dass die Verpflichtung eines Offensivspielers notwendig ist, hat die bisherige Saisonvorbereitung überdeutlich aufgezeigt. In dem von Peter Zeidler bevorzugten 4-4-2-System mit zwei Spitze wären Philipp Hofmann und Moritz Broschinski aktuell mangels Alternativen gesetzt. Auch in der Abwehr und im Mittelfeld gibt es noch Verbesserungsbedarf. Weil Horn vergleichsweise kostengünstig ist und die Vereinsspitze in einigen Bereichen mit zusätzlichen Einnahmen rechnet, ist immer noch Geld für zwei weitere Neuverpflichtungen vorhanden. Weitere Abgänge oder ein Weiterkommen im DFB-Pokal würden den finanziellen Spielraum zusätzlich erweitern.


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(Foto: VfL Bochum 1848)

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Pre-Pokal-Party Passau: Großes VfL-Fantreffen mit Programm

In Bayern kommen traditionell eher Weißwürstchen und Weißbier auf den Tisch. In der Zeche14 mitten in der malerischen Dreiflüssestadt Passau ist das anders. Gastwirt Maurice Cremers bietet die Currywurst von Dönninghaus und das Bier von Moritz Fiege an. Was in Bochum eine Selbstverständlichkeit ist, wird in der Zeche14 zelebriert – ganz besonders am 17. August 2024.

Denn der neu gegründete VfL-Fanclub aus Passau lädt einen Tag vor dem DFB-Pokal-Spiel bei Jahn Regensburg in die Zeche14 (Löwengrube 14, 94032 Passau) ein. Willkommen sind alle VfL-Fans aus Bochum, Bayern und anderen Regionen der Republik. Ab 19 Uhr gibt es ein kleines, aber feines Rahmenprogramm. Radio-Reporter Günther Pohl liest aus seinem aktuellsten Buch und erzählt skurrile Geschichten aus der langen Geschichte des VfL Bochum. Pohl sammelt Spenden für die Aktion „Lichtblicke“, die unverschuldet in Not geratenen Familien in Nordrhein-Westfalen unterstützt. Außerdem stellt der Bochumer Sportjournalist Philipp Rentsch für den Abend ein kleines VfL-Quiz zusammen, bei dem attraktive Preise winken. Anschließend bleibt noch ausreichend Zeit für Fachsimpelei und Gespräche in angenehmer Atmosphäre. Vertreter des VfL Bochum werden ebenfalls erwartet und haben bereits ihre Zusage gegeben.

Für alle VfL-Fans, die den gesamten Tag in Passau verbringen wollen, bietet der Fanclub zusätzlich ein Tagesprogramm, um die wunderschöne Stadt mit ihrer einzigartigen Lage an Donau, Inn und Ilz kennenzulernen. Geplant sind eine Schifffahrt, ein Besuch auf der Festung Oberhaus inklusive kulinarischer Einkehr sowie ein Spaziergang an der Innpromenade, der um 19 Uhr in der Zeche14 endet. Dort können sich alle VfL-Fans auf Heimatgefühle einstellen. Alte Nummernschilder aus Bochum und Zechen-Symbole zieren die Wände, hinter dem Tresen hängen Autogrammkarten, Poster und Schals der Blau-Weißen. Passau liegt rund eine Auto- oder Zugstunde von Regensburg entfernt.

Um die Planungen zu erleichtern, bittet der Fanclub um Voranmeldungen. Kontaktdaten hierfür und bei Fragen zum Programm sind dem nachfolgenden Flyer zu entnehmen, der selbstverständlich geteilt werden darf.

Wenige Kandidaten

Losilla oder Mister X: Warum die Kapitänsfrage kompliziert ist

Die Kapitänsfrage war in den vergangenen Jahren leicht zu beantworten. Meistens wurde sie gar nicht erst gestellt, denn Anthony Losilla war in der Bochumer Startelf gesetzt, innerhalb und außerhalb der Mannschaft eine anerkannte und geschätzte Persönlichkeit. In diesem Sommer ist das anders. Losilla geht möglicherweise in seine letzte Saison als Profi beim VfL, und auch sein Stammplatz ist gefährdet. Also denkt Cheftrainer Peter Zeidler darüber nach, ob Losilla im Amt bleibt – oder nach fünf Jahren ein Nachfolger bestimmt wird.

Im Trainingslager kündigte Zeidler nun an, erst nach der Generalprobe am 10. August in Le Havre eine Entscheidung zu treffen. „Der Kapitän, sein Stellvertreter und der Mannschaftsrat sind für mich als Trainer die wichtigsten Ansprechpartner“, sagte Zeidler bei einer Pressekonferenz unter dem wolkenfreien Himmel der Gemeinde Bruneck und bekräftigte: „Wir werden eine gute Lösung finden.“ Das Thema stünde auf seiner Prioritätenliste allerdings noch nicht so weit oben, verriet er bereits vor der Abreise nach Südtirol.

Logischen Nachfolger gibt es nicht

Zeidler wird zunächst die Frage beantworten müssen, in welcher sportlichen Rolle er Losilla in der kommenden Saison sieht. Bleibt dieser unumstrittene Stammkraft, dürfte das Kapitänsamt beim mittlerweile ältesten Bundesliga-Profi bleiben. Sieht Zeidler den Franzosen hingegen eher als Rotationsspieler, gibt es zwei Varianten: Eine Doppelspitze wie einst unter Gertjan Verbeek – mit Losilla und seinem designierten Nachfolger. Oder aber eine direkte Wachablösung. Das Problem: Einen logischen Nachfolger für Losilla gibt es nicht.

Kevin Stöger, der in der vergangenen Saison Bochums Vize-Kapitän war, hat den Klub bekanntlich verlassen. Keven Schlotterbeck, der für seine positive und kommunikative Art von verschiedenen Trainern gelobt wurde, ist auch nicht mehr da. Und Cristian Gamboa, der zuletzt gemeinsam mit Stöger Losillas Stellvertreter war, wird in der neuen Saison aus sportlicher Sicht wohl allenfalls eine Randfigur bleiben, kommt somit ebenfalls nicht infrage. Aus dem bisherigen Mannschaftsrat bleiben einzig Ivan Ordets und Philipp Hofmann übrig.

Hofmann ist einer der Kandidaten

Weil Ordets der deutschen Sprache aber kaum mächtig ist – ebenso wie Ibrahima Sissoko, Dani de Wit sowie Matus Bero – fallen vier potenzielle Stammspieler raus aus dem Kandidatenkreis; ebenso Bernardo, der sprachlich zwar keine Probleme hätte, aber nach wie vor ein Wechselkandidat ist. Beste Chancen auf die Binde hat zur Stunde wohl Philipp Hofmann, Außenseiterchancen Maximilian Wittek. Beide waren in der vergangenen Saison sportlich nicht gesetzt. Für die Zukunft plant Trainer Peter Zeidler aber offensichtlich fest mit ihnen.  

Hofmann bekundet bereits sein Interesse an einer möglichen Zusatzaufgabe. „Ich wäre nicht abgeneigt, das Kapitänsamt zu übernehmen“, ließ sich der Angreifer von der WAZ zitieren. „Ich habe dem Trainer gesagt, dass ich mich bereit dafür fühle.“ Freiwillig hergeben möchte Losilla die Binde allerdings nicht. „Natürlich würde ich gerne Kapitän bleiben“, sagte er unmittelbar nach dem Trainingsauftakt. „Aber wenn ich es nicht mehr wäre, würde sich für mich nichts ändern. Ich werde der Mannschaft trotzdem wie gewohnt helfen.“

DFB übernimmt die Kapitänsregel

So oder so: Auf den Spielführer kommt künftig noch mehr Verantwortung zu, nicht nur teamintern. Denn der DFB hat beschlossen, die sogenannte Kapitänsregel, die bei der Europameisterschaft erstmals getestet wurde, ab sofort auf die Bundesliga zu übertragen. Das bedeutet: Nur noch ein einziger Feldspieler – im Normalfall der Kapitän – darf mit dem Schiedsrichter kommunizieren, insbesondere bei strittigen Entscheidungen. Alle anderen Spieler sollen bei Diskussionen mit dem Unparteiischen verwarnt werden.

Mein Kapitän wäre...

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(Foto: Marc Niemeyer)