Rückblick

Frohe Weihnachten & danke für eure Treue im Jahr 2024!

Liebe Leserinnen und Leser,

kurz habe ich darüber nachgedacht, an dieser Stelle einen ganz klassischen Jahresrückblick zu veröffentlichen, in dem ich noch einmal auf die bewegendsten Momente der vergangenen zwölf Monate eingehe. Viel ist passiert beim VfL Bochum, auf und neben dem Platz. Doch zum einen habe ich die wichtigsten Ereignisse hoffentlich schon hinreichend dargestellt, zum anderen waren Highlights, auf die wir gerne zurückschauen, eher rar. Natürlich, da war der fulminante Sieg in der Relegation oder die drei Punkte gegen Bayern München. Wirklich zufriedenstellend verlief das Jahr 2024 für den VfL aber nicht, ganz im Gegenteil. Nur wenige Erfolgserlebnisse, mehrere Trainerwechsel sowie zahlreiche Themen abseits des Rasens haben das Kalenderjahr geprägt. Setzen wir am besten schnell einen Haken dahinter. Der Sieg gegen Heidenheim kurz vor Weihnachten schenkt allen Anhängern neue Hoffnung für ein besseres und hoffentlich auch ruhigeres Jahr 2025.

Viel zu oft gab es neue Entwicklungen, die eine möglichst tagesaktuelle Berichterstattung erfordert und das selbst auferlegte Zeitkonto abermals gesprengt haben. Den 170 veröffentlichten Texten gingen hunderte Gespräche und Telefonate sowie tausende Reisekilometer zu den Spielen des VfL voraus. Das Erfreuliche: Mit erstmals mehr als zwei Millionen Seitenaufrufen hat sich Tief im Westen – VfL-Magazin längst unter den zehn größten verlagsunabhängigen Klub-Portalen etabliert. Möglich war und ist dies nur dank der Unterstützungsbereitschaft zahlreicher Leserinnen und Leser, die in den zurückliegenden zwölf Monaten zur Finanzierung des Magazins beigetragen haben und sich vermehrt für eine monatliche Zuwendung entschieden haben. Der Kreis der einmaligen oder regelmäßigen Unterstützerinnen und Unterstützer umfasst mittlerweile mehr als 600 Fans und Sympathisanten des VfL. Dafür einen ganz herzlichen Dank! 

Da die Winterpause kurz ist, wird es an dieser Stelle keine komplette Ruhepause geben. Allerdings wird die Berichterstattung bis zum Wiederbeginn der Saison vom Umfang reduziert sein. Ich wünsche euch nun ein frohes Weihnachtsfest, schöne Feiertage sowie einen guten, glücklichen und vor allem gesunden Start ins (Fußball-)Jahr 2025!

Glück auf!

Euer Philipp Rentsch


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(Fotos: Marc Niemeyer)

2:0-Sieg gegen Heidenheim

Bochumer Weihnachtsgeschenk: Erster Sieg und neue Hoffnung

Oft sagen Bilder mehr als viele Worte. Als Moritz Broschinski bereits in der sechsten Spielminute das 1:0 für den VfL Bochum im Heimspiel gegen den 1. FC Heidenheim erzielte, strahlte er mindestens so wie ein glücklickes Kind, das gerade das ersehnte Weihnachtsgeschenk auspackt. Selbst der häufig eher skeptisch wirkende Dieter Hecking jubelte beim 2:0 durch Matus Bero auf eine ungewohnt extrovierte Art. Wobei: Allzu viele Gelegenheiten für einem Gefühlsausbruch hatte er als Trainer in Bochum ja noch nicht. Umso größer war die Freude bei ihm, bei allen Spielern, Mitarbeitern und Verantwortlichen, dass der VfL pünktlich zu den bevorstehenden Festtagen endlich den ersten Saisonsieg einfuhr. Exakt 209 Tage waren seit dem zuvor letzten Pflichtspielsieg in der Relegation vergangen. 

Abstand auf Heidenheim verkürzt

Im Gegensatz zum Duell in Düsseldorf hatte die Partie gegen Heidenheim zwar noch keinen Endspiel-Charakter, das bislang wichtigste Spiel der Saison war es dennoch. Im Falle eines Auswärtssieges wäre der Bochumer Rückstand zum Relegationsplatz auf zehn Punkte angewachsen und der Klassenerhalt fast aussichtlos geworden. Mit dem ersten Saisonsieg sind es jetzt aber nur noch vier Punkte auf Heidenheim. Die Bochumer Hoffnung auf den Verbleib in der Bundesliga ist somit mehr als berechtigt. „Wir sind herangerobbt, haben aber noch nichts erreicht“, sagte Trainer Hecking nach dem hochverdienten 2:0-Erfolg. „Wir sind auf dem richtigen Weg und wissen, dass wir im neuen Jahr mehr Siege als die anderen brauchen.“ Vor allem mit den treuen und optimistischen Fans sei „vieles möglich.“ 

Laufintensiv und leidenschaftlich

Auch an diesem Sonntag hat der VfL die besondere Atmosphäre an der Castroper Straße für sich genutzt und das Publikum mit dem frühen Führungstreffer optimistisch gestimmt. Moritz Broschinski erzielte sein erstes Tor seit Februar und freute sich sehr darüber: „Für uns alle ist das ein kleines Vorweihnachtsgeschenk.“ Trotz der Ausfälle von Koji Miyoshi und Gerrit Holtmann, der kurzfristig doch aussetzen musste und das Spiel mit den Fans in der Ostkurve verfolgte, war der VfL von Beginn an die spielbestimmende Mannschaft, vor allem dank einer leidenschaftlichen, laufintensiven, defensiv disziplinierten und auch fußballerisch ansprechenden Leistung. „So muss es aussehen, wenn wir erfolgreich sein möchten“, betonte Hecking, den insbesondere die wiedergefundene Stabilität der Abwehr erfreute. 

VfL-Defensive deutlich stabilisiert

Seit seinem Amtsantritt hat der VfL im Schnitt lediglich einen Gegentreffer pro Partie kassiert. Zuvor waren es mehr als drei. Gegen Heidenheim hielt der Revierklub sogar zum ersten Mal seit 30 Bundesliga-Spielen die Null auf der richtigen Seite. Insbesondere die Rückkehr von Bernardo, aber auch Tim Oermann und Ivan Ordets haben zur erfolgreichen Neuordnung der Defensive beigetragen. Auch das zentrale Mittelfeld mit Matus Bero und Ibrahima Sissoko harmoniert immer besser; Hecking bezeichnete die beiden gar als „Herzstück“ seines Teams. Zum Dank gab es bei Sissokos Auswechslung einen Sonderapplaus – dem sich sogar Anthony Losilla anschloss. Der Kapitän fasste die Gefühlslage aller Bochumer treffend zusammen: „Diesen Sieg haben wir gebraucht. Wir gehen mit einem guten Gefühl in die Pause.“ 

Englische Woche zum Start 2025

Nach zehn freien Tagen geht es am 2. Januar mit dem ersten Training und am 5. Januar mit einem Doppel-Test gegen Heracles Almelo und den Wuppertaler SV weiter. Auf ein Trainingslager verzichtet der VfL, denn: Die zweite Saisonhälfte beginnt bereits am 11. Januar auswärts gegen Mainz 05. Es folgt eine englische Woche mit zwei Heimspielen, unter anderem gegen Mitkonkurrent St. Pauli. Auf die ersten Punkte im neuen Jahr hofft der VfL aber schon am 9. Januar, wenn über den Einspruch und die Spielwertung gegen Union Berlin entschieden wird. Ein Erfolg vor dem Sportgericht würde den Abstand zur Konkurrenz weiter verkürzen. So oder so ist klar: Die hoffnungsstiftende Tabellenkonstellation hilft auch bei der Suche nach neuen Spielern. Der VfL möchte in erster Linie seine Offensive verstärken. 


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(Foto: Marc Niemeyer)

Jahresabschluss

Vorwürfe gegen Drewes: Kein Urteil vor Sechs-Punkte-Spiel

Die Hoffnung, dass der VfL Bochum noch vor dem nahenden Weihnachtsfest insgesamt fünf Punkte verbuchen kann, hat sich zerschlagen. Über den Einspruch gegen die Spielwertung vom vergangenen Wochenende entscheidet das DFB-Sportgericht erst am 9. Januar. Aus eigener Kraft wäre am Sonntag gegen den 1. FC Heidenheim dennoch der erste Saisonsieg möglich, womit der Revierklub den Rückstand auf den direkten Konkurrenten reduzieren könnte. Bei dann vier Punkten Unterschied wäre in der zweiten Saisonhälfte noch alles möglich und der Glaube an den Klassenerhalt deutlich größer als noch vor wenigen Wochen. Das gilt für Spieler und Fans gleichermaßen. „Wir dürfen die Partie gegen Heidenheim nicht mit Bedeutung aufladen. Aber die Spieler sagen ja sogar selbst, dass wir dieses Duell gewinnen müssen“, berichtete Trainer Dieter Hecking bereits nach dem Spiel bei Union Berlin, das ein unrühmliches Ende nahm. 

Kaenzig reagiert verwundert

VfL-Torwart Patrick Drewes wurde in der Nachspielzeit von einem Feuerzeug am Kopf getroffen und sah sich nicht mehr in der Lage weiterzuspielen. Die Begegnung endete nach einer längeren Unterbrechung mit einem Nicht-Angriffspakt. Der in Unterzahl spielende VfL profitierte zwar einerseits davon, weil das Unentschieden damit sicher war, den Bochumer wurde zugleich aber eine Siegchance genommen. Deshalb und auf Grundlage des Regelwerks legten die Verantwortlichen zu Wochenbeginn Einspruch gegen die Spielbewertung ein. Zwei weitere Punkte am sogenannten grünen Tisch würden dem VfL im Abstiegskampf natürlich helfen. Wobei Geschäftsführer Ilja Kaenzig irritiert auf Vorwürfe aus Berlin reagiert, der VfL wolle die Situation schlicht ausnutzen. „Wir haben den Konflikt nicht gesucht. Wir wären mit dem einen Punkt, den wir uns mit zehn Mann hart erkämpft haben, zufrieden gewesen“, sagte er der WAZ.

Kaenzig stellte klar: „Nicht wir haben das Feuerzeug geworfen, sondern jemand aus dem Fanblock von Union Berlin. Patrick Drewes wurde getroffen. Punkt.“ Der 51-Jährige kennt die Problematik, war der VfL im März 2022 doch selbst betroffen, als aus dem Heimbereich im Ruhrstadion ein Becher auf den Schiedsrichter-Assistenten flog, das Spiel abgebrochen und gegen die Bochumer gewertet wurde. „Das kann überall, auch bei uns, immer wieder passieren. Solch ein Verhalten muss dann bestraft werden“, bekräftigte Kaenzig. Fans der Köpenicker fluten derweil die Kommentarspalten in den sozialen Netzwerken und lenken von der eigentlichen Tat ab. Zur Wochenmitte gab es unter einem älteren Instagram-Beitrag von Patrick Drewes mehrere hundert hämische und zum Teil auch beleidigende Kommentare. Selbst unter einem Facebook-Beitrag zum Weihnachtssingen im Ruhrstadion – womit der VfL gar nichts zu tun hatte – ging es fast nur um Drewes und dessen Reaktion. Dem 31-Jährigen wird Schauspielerei unterstellt.

Keine Entschuldigung aus Berlin

Der VfL hat seinem Schlussmann bereits rechtliche Unterstützung zugesichert. Schon im Stadion wurde Drewes von den Zuschauern angefeindet und beleidigt. Die Berliner Verantwortlichen haben noch keine Entschuldigung ausgesprochen und werden dies nach eigener Aussage auch nicht tun. Im Gegensatz zum VfL, der seinerzeit nach dem Becherwurf die Schuld sofort auf sich nahm, sehen sich die Berliner für die Tat nicht verantwortlich. Das passt ins Gesamtbild. Schon während der Spielunterbrechung dauerte es auffallend lange, ehe der sonst so eloquente, einfühlsame und einflussreiche Stadionsprecher das Wort ergriff. Auch die Kommunikation nach der Partie war eher zurückhaltend und zum Teil von Relativierungen geprägt. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin aus dem Umfeld der Berliner gab es vor allem Verwunderung darüber, dass sich Drewes, der laut VfL über Übelkeit und Kopfschmerzen klagte, sogar in eine Klinik bringen ließ, obwohl die Bochumer einen eigenen Arzt dabei hatten.

Nachdem dort keine Verletzung festgestellt werden konnte, soll sich Drewes recht schnell auf den weiten Heimweg begeben haben. Zu Wochenbeginn pausierte die Nummer eins des VfL, trainierte nur im Kraftraum und nicht auf dem Platz. „Es war extrem, was in den sozialen Medien auf ihn eingeprasselt ist, wer sich alles geäußert hat und wie sich geäußert wurde. Ich glaube, das unterschätzen viele, was sich bei ihm mental abgespielt hat nach dem Feuerzeugwurf“, sagte Trainer Dieter Hecking in einer Medienrunde. Erst am Donnerstag kehrte Drewes auf den Trainingsplatz zurück und wird auch am Wochenende das Bochumer Tor hüten. Fehlen wird indes Koji Miyoshi, der nach seinem Platzverweis gegen Union für zwei Partien gesperrt wurde. Der zuletzt angeschlagene Gerrit Holtmann steht indes zur Verfügung. 


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(Foto: Marc Niemeyer)

Neuer Vertrag

„Zug nach Nirgendwo“: Chef von Vonovia rügt VfL-Führung

Beim VfL Bochum war mal wieder Tag der offenen Tür. Die Stadiontore standen am Freitagmittag sperrangelweit offen, und für jeden Spaziergänger war auf den Stadionleinwänden schon zu sehen, was eine gute Stunde später offiziell verkündet werden sollte: Hauptsponsor Vonovia hat den Vertrag mit dem Bundesligisten bis 2028 verlängert. Tief im Westen – Das VfL-Magazin hatte darüber bereits am Donnerstag berichtet. Für den Klub handelt es sich zweifellos um einen wichtigen Deal, der Planungssicherheit bietet, und zwar ligaunabhängig. „Für uns ist es ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk“, sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig in einer Medienrunde und betonte: „Abschlüsse dieser Art sind angesichts der gesamtwirtschaftlichen Lage nicht selbstverständlich.“ 

Wichtigster VfL-Sponsor

Vonovia hält bereits seit 2016 die Namensrechte am Ruhrstadion. Nach der Bundesliga-Rückkehr im Jahr 2021 stieg der DAX-Konzern mit Sitz in Bochum auch als Haupt- und Trikotsponsor beim VfL ein. Für den Klub ist Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen der mit deutlichstem Abstand wichtigste Partner auf der Sponsorenebene. In Summe überweist Vonovia dem VfL jährlich einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. Im Abstiegsfall wäre es naturgemäß weniger. Damit es dazu nicht kommt, hat Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau die Vereinsführung bei der Bekanntgabe der Vertragsverlängerung in ungewohnter Deutlichkeit ermahnt und öffentlich kritisiert: „In meiner Rolle als Fan sehe ich zu viele Ereignisse, die nicht für Kontinuität stehen.“ 

Fittkau vermisst Kontinuität

Fittkau zählte die Namen der geschassten Trainer und Manager auf, die er sich zuvor extra notiert hatte. „Und das alles in nur acht, neun Monaten“, fügte er vielsagend hinzu. Statt sich zurückzuhalten, wie es Fittkau in all den Jahren zuvor getan hat, machte er aus seinem Herzen keine Mördergrube und blickte kritisch auf die sportliche und außersportliche Lage: „Wenn die Erdmännchen-Klasse aus Bochum noch ein neues Lied präsentieren würde, wäre es wahrscheinlich ‚Es fährt ein Zug nach Nirgendwo‘.“ Fittkau sprach eine „herzliche Einladung zu mehr Kontinuität und Nachvollziehbarkeit“ bei der Entscheidungsfindung aus. Der 51-Jährige hatte sich zuletzt unter anderem für eine außergerichtliche Einigung in der Angelegenheit um den ausgemusterten Manuel Riemann eingesetzt. 

Fittkau zur Causa Riemann

Auf Nachfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin erklärte Fittkau die Gründe dafür: „Manuel Riemann spielt seit neun Jahren für den VfL, er ist ein toller Fußballer mit Verdiensten für den Klub. Die einen mögen ihn, die anderen mögen ihn nicht. Aber für solche Typen gehe ich ins Stadion.“ Dass sich Riemann und der VfL Bochum im November beinahe vor Gericht getroffen hätten, fand er „unglücklich.“ Fittkau betonte: „Kern unseres Vereins sollte ein guter Umgang miteinander sein. Und im Ruhrgebiet setzt man sich bei Differenzen an einen Tisch und versucht eine Lösung zu finden.“ Diese Gesprächsbereitschaft haben Teile der Bochumer Führungsriege über Monate vermissen lassen, ehe es kurz vor dem Gerichtstermin doch noch zur einer Lösung kam.

Viel Planungssicherheit

Hinderlich für den erneuten Vertragsabschluss waren all diese Aspekte jedoch nicht. Trotz der Krisenstimmung gelang dem VfL sogar ein Deal, der nicht nur eine Spielzeit umfasst, sondern gleich drei. Damit hat der VfL mit sämtlichen Sponsoren der ersten Reihe ligaunabhängige Verträge vereinbart, die den ungewissen Saisonausgang überdauern. Bis 2026 läuft der Vertrag für die Namensrechte des Stadions, selbiges gilt für alle Werbeleistungen der Stadtwerke Bochum. Ausrüster Mizuno bleibt bis mindestens 2027 an Bord, Haupt- und Trikotsponsor Vonovia noch ein Jahr länger. Die Zusammenarbeit mit Ärmelsponsor Mtel wurde sogar für fünf Jahre, also bis 2029, geschlossen. Auch die aus Fansicht wichtige Kooperation mit der Fiege-Brauerei ist bis 2026 vereinbart.


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(Foto: Imago / RHR-Foto)

Vereinsspitze

Präsidiumswahl 2025: Neue Teams aus zwei Lagern

Es kam aus heiterem Himmel: Noch vor der obligatorischen Aussprache kündigte Uwe Tigges in der Mitgliederversammlung des VfL Bochum vor gut einer Woche vorgezogene Neuwahlen an. Bereits im Sommer 2025 statt turnusmäßig im Herbst 2026 dürfen die mehr als 31.000 Mitglieder in einer außerordentlichen Versammlung ein neues Aufsichtsgremium wählen. Die Neuwahl soll möglichst schnell nach dem Ende der laufenden Saison stattfinden, also Ende Mai oder im Juni. Tigges und seine Mitstreiter haben damit unter anderem auf den größer werdenden Druck und die Kritik an der Arbeit des Präsidiums reagiert. Im Vorfeld der Sitzung hatte es einen nicht satzungskonformen Antrag von Vereinsmitglied Carsten Loer gegeben, der darauf abzielte, das aktuelle Präsidium abzuwählen.

Tenhagen hält zu Villis

Für die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung seitens der Mitglieder bedarf es seit kurzem eigentlich einer Zustimmung von mindestens 10 Prozent aller Wahlberechtigten. Dieses Quorum ist nun hinfällig, weil das Präsidium selbst Neuwahlen ausgerufen hat. Ein weiterer Grund für diese Entscheidung liegt auf der Hand: Innerhalb des Gremiums sind in den vergangenen Monaten zwei Lager entstanden. Uwe Tigges, Martin Volpers, Christina Reinhardt und Andreas Eickhoff haben sich nach umfassenden Recherchen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin deutlich von Hans-Peter Villis, dem bisherigen Vorsitzenden, distanziert. Jupp Tenhagen gilt als einziger Verbündeter von Villis. Das Präsidium wird von Volker Goldmann komplettiert, der Vorsitzender des Wirtschaftstrates ist.

Ausweichende Antworten

Bereits im Oktober soll das genannte Quartett eine Abwahl von Villis geplant haben, wozu es allerdings nicht kam, weil sich der seit 2012 amtierende Vorsitzende aus „gesundheitlichen Gründen“ vorübergehend zurückgezogen hat. Diese sollen aber nur ein Vorwand sein, um die zunächst inhaltlichen und mittlerweile auch zwischenmenschlichen Differenzen innerhalb des Präsidiums zu überdecken. Mehrfach und auch öffentlich haben Tigges, Volpers und Co. dieser Darstellung bislang widersprochen. Nachfragen von Mitgliedern wurden ausnahmslos umschifft und nicht konkret beantwortet. Tigges sagte lediglich: „Unsere Handlungsfähigkeit ist nicht eingeschränkt.“ Reibungspunkte seien „normal“ und fast alle Entscheidungen in der jüngeren Vergangenheit einstimmig getroffen worden.

Kritik an Führungsstil

Villis, der auf einen Besuch der Mitgliederversammlung am Donnerstag verzichtete, soll sich nach Ansicht seiner internen Kritiker mehrfach nicht an Absprachen gehalten und nach außen nicht die nötige Geschlossenheit demonstriert haben. Ein Streit entzündete sich unter anderem an der Entscheidung für Trainer Peter Zeidler. Villis hatte sich im zurückliegenden Sommer für eine Verpflichtung von Andre Breitenreiter ausgesprochen und nach dem Fehlstart früh gegen Zeidler positioniert, nicht nur intern. Mehrere Präsidiumsmitglieder haben sich zudem für eine klare Aufgabenverteilung innerhalb des Gremiums ausgesprochen, die Villis angeblich torpediert haben soll. Der 66-Jährige verzichtete bislang auf eine öffentliche Reaktion, zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt.

Villis-Rückkehr denkbar

Weil aufgrund belastbarer Quellen fraglich ist, ob Villis wirklich so krank ist, wie es von Vereinsseite bislang dargestellt wurde, ist mit seiner baldigen Rückkehr zu rechnen. Da Villis im Präsidium keine Mehrheit mehr hat, ist eine Abwahl jederzeit möglich. Dann wäre er kein Vorsitzender mehr, jedoch nach wie vor Mitglied des Präsidiums. In diesem Fall würden seine Kritiker jedoch ihrer bisherigen Darstellung widersprechen und erstmals öffentlich bestätigen, dass es erhebliche Differenzen gibt. Gleiches gilt für eine getrennte Kandidatur im Sommer 2025. Optimale Voraussetzungen für bevorstehende Weichenstellungen sind das freilich nicht. Weil erst in knapp sechs Monaten gewählt werden soll, ist das Präsidium noch unter anderem an der Verpflichtung eines neuen Sportchefs beteiligt.

Wahl mit neuen Teams

So oder so ist klar: Das jetzige Präsidium wird spätestens zur Neuwahl auseinanderbrechen. Mindestens ein Mitglied möchte nicht mehr antreten, zudem muss der Fanvertreter neu gewählt werden. Zumindest Uwe Tigges und Christina Reinhardt dürften erneut ins Rennen gehen, benötigen aber neue Mitstreiter. In der Satzung des VfL ist eine Blockwahl vorgesehen. Einem Team müssen fünf Personen angehören. Auch mit einer erneuten Kandidatur von Hans-Peter Villis ist zu rechnen, der sich ebenfalls ein neues Team zusammenstellen müsste. Dank der Vorlaufzeit ist davon auszugehen, dass sich noch weitere Gruppen bilden werden. Im Jahr 2022 war der langjährige Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer gegen das jetzige Präsidium angetreten, unterlag mit seinem Team allerdings.

Ehrenamt mit viel Arbeit

Bauer hatte unter anderem die Führungskultur kritisiert und mehr personelle Kontinuität angemahnt. Wesentliche Besserung ist seither nicht eingetreten, im Gegenteil. Bauer bekam seinerzeit rund ein Drittel der Stimmen. Seine Kandidatur war in erster Linie nicht an ihm, sondern an der Besetzung des Teams gescheitert, das zumindest in einem Fall keinen VfL-Bezug vorweisen konnte. Für die Bildung von Wahlblöcken ist grundsätzlich die Findungskommission zuständig, wobei sich sowohl Einzelkandidaten als auch ganze Gruppen bewerben können. Die Arbeit im Präsidium ist und bleibt ein Ehrenamt, das nach Auskunft aktueller und ehemaliger Gremiumsmitglieder einen hohen Zeitaufwand erfordert. Auch deshalb kommen viele potenzielle Kandidaten aufgrund ihrer beruflichen Situation kaum infrage.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Klubführung

Neuer VfL-Sportchef erst 2025 – Millionen-Kosten für Ehemalige

Wer dieser Tage durchs vierte Stockwerk des Bochumer Stadioncenters und damit durch die Chefetage läuft, dem fällt auf, dass in einigen Büros derzeit trotz der dunklen Jahreszeit kein Licht brennt. Der Sport-Geschäftsführer und der Sportdirektor, die sich ein Büro geteilt haben, sind schon länger nicht mehr im Amt, und auch der Direktor für Marketing und Vertrieb hat den VfL Bochum Ende November verlassen. Tim Jost, der erst Anfang 2023 von Holstein Kiel an die Castroper Straße gewechselt war, hat ein verlockendes Angebot erhalten und angenommen. Er arbeitet ab sofort als einer von vier Geschäftsführern für die TSG Hoffenheim. „Tim hat maßgeblichen Anteil an der positiven Geschäftsentwicklung des VfL in der jüngeren Vergangenheit“, sagt VfL-Chef Ilja Kaenzig zum Abschied von Jost.

Vonovia bleibt weiter Hauptsponsor

Der 38-Jährige hat sich mit seiner empathischen und verlässlichen Art sowie mit seiner kreativen Arbeitsweise über die Grenzen von Bochum hinaus einen Namen gemacht hat. Mit Jost verliert Kaenzig einen weiteren wichtigen Zuarbeiter, der vor allem die Gespräche mit den wichtigsten Sponsoren geführt hat, unter anderem mit Hauptsponsor Vonovia. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin und der WAZ ist es Jost und seinem Team gelungen, den am Saisonende auslaufenden Vertrag ligaunabhängig zu verlängern, obwohl der DAX-Konzern die sportliche und außersportliche Lage zuletzt mit großer Skepsis beobachtet hat. Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau hatte sich zuletzt unter anderem für einen wertschätzenderen Umgang mit dem lange Zeit aussortierten Torhüter Manuel Riemann eingesetzt.

Zwei Direktoren-Posten unbesetzt

Auch wenn dieses Thema nun geklärt ist, landen mit dem Abgang von Jost weitere Aufgaben auf dem ohnehin schon vollen Schreibtisch von Kaenzig, der seit einem halben Jahr alleiniger Geschäftsführer ist. Direkt unter ihm wurden insgesamt neun Direktoren-Posten geschaffen, neuerdings beispielsweise auch für Kommunikation oder den Frauenfußball. Die vielleicht wichtigsten für Marketing und Vertrieb sowie für die Profiabteilung sind derzeit unbesetzt. Für Neueinstellungen ist Kaenzig verantwortlich, wobei das Präsidium speziell bei der Sportlichen Leitung mitreden möchte. Das Kontrollgremium denkt darüber nach, die erst im Sommer geschaffene Struktur aufzulösen und zusätzlich wieder einen Sport-Geschäftsführer zu installieren – nicht um Kaenzig zu entmachten, sondern um ihn zu entlasten.

Noch keine konkreten Gespräche

Wobei hier Vorsicht geboten ist: Je nach Vereinbarung im Sommer und im Falle einer ungeschickten Vorgehensweise könnte Kaenzig verprellt werden, wenn dieser das Gefühl hat, zum Spielball des Präsidiums zu werden. Kaenzig ist bislang derjenige, der den Klub noch halbwegs zusammenhält, während es auf fast allen Ebenen bröckelt. Kurzfristig wird sich an der bestehenden Struktur ohnehin noch nichts ändern. Der neue Sportchef wird, egal auf welcher Führungsebene, frühestens Anfang 2025 seinen Dienst antreten. Einen aussichtsreichen Kandidaten gibt es nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin noch nicht, konkrete Gespräche wurden bislang auch noch nicht geführt. Bis dahin liegt die Verantwortung für den Sport bei Kaenzig, der bereits Trainer Dieter Hecking ausgesucht hat.

Millionen-Kosten für Ehemalige

Immerhin spart der VfL somit Kosten für weiteres Führungspersonal. Die Liste derer, die beurlaubt wurden und noch bezahlt werden müssen, ist bekanntermaßen ziemlich lang. Allein die Ex-Trainer Thomas Letsch und Peter Zeidler belasten den Etat spürbar, schätzungsweise mit fast zwei Millionen Euro im Jahr. Hinzukommen Zeidlers Assistent Maxime Antonilli, Teammanager Hannes Hahn und Ex-Interimstrainer Markus Feldhoff, für den nach wie vor eine neue Aufgabe innerhalb des Klubs gesucht wird. Auch Ex-Sportdirektor Marc Lettau erhält weiterhin sein Gehalt, ebenso wie der ehemalige Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian. Die Klubführung hat sich mit ihm im Sommer darauf verständigt, dass er weiterhin seinen Grundlohn erhält. Die Trennung erfolgte in beiderseitigem Einvernehmen.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Debatte

VfL-Kolumne zum Spiel in Berlin: Primitivität im Plural

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der Feuerzeug-Wurf in Berlin.

Wer am Samstag bei Union Berlin sein erstes Fußballspiel sah, kann sich eigentlich nur angewidert von dieser Sportart abwenden, in der das Werfen von Gegenständen auf einen gegnerischen Spieler und ein primitives Verhalten auf den Rängen offensichtlich dazugehören und von zahlreichen Zuschauern goutiert wird. Die Attacke zu verharmlosen, nur weil kein Blut floss, ist absurd. Insofern passt es auch nicht, dass Berlins Manager Horst Heldt lediglich von einem Einzeltäter sprach und verschwieg, dass VfL-Keeper Patrick Drewes nach dem Feuerzeug-Wurf sogar noch beschimpft wurde, im Stadion wie später im Netz. Generell zeigten die Köpenicker wenig Demut und Reue.

Dass Drewes und der VfL an verschiedenen Stellen nun der Schauspielerei bezichtigt werden, liegt wiederum in den Eigentümlichkeiten des Fußballs begründet. Dass Spieler allzu oft länger am Boden liegen blieben als es eigentlich nötig wäre oder teilweise komplett simulieren, führt automatisch zu einer gewissen Skepsis. Das Verhalten einzelner Bochumer hat am Samstag leider nicht dazu beigetragen, diese Zweifel aufzulösen. Seltsam war zum Beispiel, dass Felix Passlack mit seinem Torwart mehrfach hinter vorgehaltener Hand gesprochen hat.

Diese Gedanken dürfen jedoch nicht zu einer Täter-Opfer-Umkehr führen. Wie sich der Aufprall eines Feuerzeugs am Kopf anfühlt und ob ein Besuch im Krankenhaus notwendig war, kann nur einer beurteilen: Patrick Drewes. Generell gilt: Mit Gegenständen auf Menschen zu werfen, ist schändlich und passiert auch im Ruhrstadion immer wieder. Erst vor einer Woche verpassten Bochumer Fans nur knapp die Spieler von Werder Bremen. Ein Lerneffekt ist nicht zu erkennen.

Wobei die Sportgerichtsbarkeit zumindest dafür sorgen könnte, dass es nicht noch schlimmer wird. Insofern wäre es verwunderlich, wenn die Partie nicht nachträglich für den VfL gewertet werden würde. Anderenfalls könnten Attacken auf gegnerische Spieler demnächst als taktisches Mittel genutzt werden. Ohnehin wäre der DFB gut beraten, eine klare Regelung zu schaffen. Wenn Angriffe auf Schiedsrichter üblicherweise einen Spielabbruch zur Folge haben, muss das umgekehrt auch für Spieler gelten.


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(Foto: Imago / Jan Huebner)