0:2-Niederlage in Stuttgart

Die Kür verpasst, die Pflicht ruft: VfL-Siege für ein frohes Fest

Szenen, die den Ausgang eines Fußballspiels maßgeblich beeinflussen, gibt es in 90 Minuten meist einige. Eine aber war aus VfL-Sicht an diesem Samstagnachmittag besonders entscheidend. Kurz nach dem Seitenwechsel vergab Matus Bero die bis dato beste Bochumer Torchance, als er aus gut 16 Metern eine freie Schussbahn hatte, Nationalkeeper Alexander Nübel den Ball aber ohne Mühe festhielt. Im direkten Gegenzug und nur wenige Augenblicke später ging der VfB Stuttgart in Führung. Chris Führich, der in seiner Jugend mal für wenige Monate das VfL-Trikot trug, nutzte die Passivität und die zu großen Abstände in der Hintermannschaft der Gäste gnadenlos aus. Ausgerechnet in einer eigenen Drangphase geriet der Revierklub in Rückstand und erholte sich davon trotz erkennbarer Gegenwehr nicht mehr. In der Schlussphase der Partie sorgte der VfB mit dem 2:0 für klare Verhältnisse.

Unveränderte Startformation

Gerechtfertigt war der Sieg für die Schwaben am Ende zweifellos, auch wenn die Bochumer mit ihrem Auftritt offensichtlich zufrieden waren. „Ein Punkt wäre verdient gewesen“, sagte Angreifer Philipp Hofmann, weil der VfL „wieder richtig gut gespielt“ habe. Konkreter wurde er nicht. Seine These zu untermauern, wäre vermutlich auch schwer geworden. Die Bochumer konnten zwar teilweise an den guten Auftritt gegen Meister Leverkusen anknüpfen. Beim amtierenden Vize-Meister schimmerten dennoch längst bekannte Mängel immer wieder durch. Die personell wie taktisch unveränderte Startformation hatte vor allem in der Anfangsphase gegen zunächst dominante und spielstarke Stuttgarter sichtbare Probleme, stabilisierte sich aber nach einer Viertelstunde und trat in der Folge ähnlich kompakt auf wie zuletzt. „Die erste Halbzeit war gut. Wir haben ein anderes Gesicht gezeigt als noch vor ein paar Wochen“, stellte Bochums Patrick Drewes nach der Partie fest. Das große Manko aber: Seine Teamkollegen kamen praktisch gar nicht gefährlich vor das gegnerische Tor.

Engagiert, aber ohne Effizienz

Das war erst zu Beginn der zweiten Halbzeit der Fall. Doch statt selbst in Führung zu gehen, führten Schwächen im Umschaltverhalten abermals zu zwei Gegentreffern. Immerhin: Im Gegensatz zu den vergangenen Monaten fielen die Bochumer nach dem ersten Einschlag nicht auseinander, sondern wehrten sich mit aller Kraft, aber mit beschränkten Mitteln. „Es war in Ansätzen eine ordentliche Leistung. Um etwas Zählbares mitzunehmen, hätten wir bei den Gegentoren besser verteidigen und selbst die Tore schießen müssen“, stellte Trainer Dieter Hecking fest. Nach zwei Pflichtspielen ist der neue VfL-Coach noch sieglos, musste allerdings auch gegen zwei Champions-League-Teilnehmer antreten. Losgelöst von den Ergebnissen ist seine Handschrift bereits erkennbar. Die Mannschaft tritt strukturierter und selbstbewusster auf; die Spieler sind froh, dass ein derart erfahrener und pragmatischer Übungsleiter mit klaren Trainingszielen das Ruder übernommen hat. Ob er es wirklich entscheidend herumreißen kann, werden wohl die Wochen bis zum Weihnachtsfest zeigen.

Vier Spiele bis Weihnachten

Klar ist: Einfach wird das nicht. Schon vor dem Spiel in Stuttgart und trotz intensiver Trainingseinheiten in der Länderspielpause sah Hecking noch reichlich „Nachholbedarf“; ihm missfiel deshalb auch der Hype, der nach Spiel gegen Leverkusen um ihn und seine Mannschaft entstanden war. Denn Hecking wusste, dass nach der vorgezogenen und verpassten Kür gegen den Meister und Vize-Meister die wirklich wichtigen Pflichtaufgaben warten. Am kommenden Samstag gastiert der VfL in Augsburg, empfängt anschließend Bremen, fährt nach Berlin und spielt zwei Tage vor Heiligabend daheim gegen Heidenheim. Zwei Siege werden wohl mindestens nötig sein, damit der Rückstand auf die Nicht-Abstiegsplätze stabil bleibt oder gar schrumpft. Was Hoffnung macht: Defensiv-Allrounder Bernardo ist wieder fit und wurde in Stuttgart erstmals eingewechselt. Bis auf Myron Boadu stehen somit alle Spieler zur Verfügung.


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(Foto: Imago / Sven Simon)

Mitgliederversammlung

Mehrheit gegen Villis: Hürden für Abwahl des Präsidiums

Der Zeitpunkt der Bochumer Mitgliederversammlung verschiebt sich von Jahr und Jahr weiter nach hinten. Erst am 12. Dezember 2024 kommt das höchste Vereinsgremium im RuhrCongress zusammen. Nach jetzigem Stand stehen keine besonderen Themen auf der Tagesordnung. Das aber könnte sich noch ändern. Denn ein Mitglied des Vereins hat eine Abwahl des Präsidiums beantragt. Anlass dafür ist die sportliche und außersportliche Entwicklung. Auch die Unstimmigkeiten innerhalb des Kontrollgremiums, die zu einer vorübergehenden Amtsniederlegung des Vorsitzenden Hans-Peter Villis geführt haben, spielen dabei eine Rolle. Bei dem Antragsteller handelt es sich nach Recherchen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin um Carsten Loer. Der Vermögensberater aus Mönchengladbach hat früher in der Jugend des VfL Bochum gespielt und wollte 2022 für das Präsidium kandideren. Als Einzelbewerber hat er seine Kandidatur vor der üblicherweise stattfindenden en-bloc-Wahl mangels Erfolgsaussichten allerdings zurückgezogen. Loer wollte sich auf Anfrage bislang nicht zu seinem aktuellen Vorhaben äußern.

Satzung regelt mögliche Abwahl

Eine Abwahl des jetzigen Präsidiums um den Vorsitzenden Hans-Peter Villis, seinen Stellvertreter Uwe Tigges, Christina Reinhardt, Andreas Eickhoff, Jupp Tenhagen, den Fanvertreter Martin Volpers und Volker Goldmann aus dem Wirtschaftsrat ist laut Satzung ohnehin nicht einfach so möglich. Ein entsprechender Antrag im Rahmen einer ordentlichen Mitgliederversammlung reicht nicht aus. Die Satzung sieht dafür eine größere Hürde vor. Darin heißt es: „Mitglieder des Präsidiums können durch Beschluss der Mitgliederversammlung vorzeitig abberufen werden, wenn mindestens 10 % der stimmberechtigten Mitglieder dies zuvor […] schriftlich mit Angabe des Grundes beim Präsidium beantragen. […] Der Abberufungsbeschluss bedarf einer Mehrheit von 2/3 der abgegebenen Stimmen.“ Demnach wären zunächst mehr als 2.500 Mitglieder vonnöten, die schriftlich eine Abwahl des Präsidiums beantragen. Über eine derartige Initiative ist bislang nichts bekannt. Ohnehin ist unklar, ob Loer seinen Antrag bis zum 12. Dezember überhaupt aufrechterhält. Er befindet sich bereits in Gesprächen mit dem Präsidium.

Villis lässt seine Ämter ruhen

Turnusgemäß müsste das Gremium erst 2026 wieder neu gewählt werden. 2022 hatte sich das Team um Hans-Peter Villis mit rund 66 Prozent der abgegegebenen Stimmen gegen ein Team um den langjährigen Mannschaftsarzt Karl-Heinz Bauer durchgesetzt. Die von Bauer damals angeführten Kritikpunkte an der Arbeit des Präsidiums haben sich jedoch keineswegs erledigt. Bauer bemängelte unter anderem die Führungskultur und die fehlende personelle Konstanz auf Schlüsselpositionen innerhalb des Klubs. Aktuell beschäftigt der VfL Bochum keinen Sportchef und muss drei Cheftrainer bezahlen, zwei davon sind bis 2026 unter Lohnfortzahlung beurlaubt. Hinzu kommt, dass sich innerhalb des Präsidiums zwei Lager gebildet haben, was vor wenigen Wochen darin mündete, dass sich Villis als Vorsitzender unter dem Vorwand gesundheitlicher Probleme zunächst zurückgezogen hat. Die Frage ist: Kehrt er noch einmal zurück? Wenn ja, wann? Und: Wie reagieren die übrigen Präsidiumsmitglieder darauf? Villis hat innerhalb des Gremiums definitiv keine Mehrheit mehr und könnte intern als Vorsitzender abgewählt werden.

Abwahl des Vorsitzenden?

Bislang haben die Villis-Kritiker stets dementiert, dass ein solches Vorgehen für sie in Frage kommt. Mehrere Vereinsfunktionäre, die nicht Mitglied des Präsidiums sind, haben gegenüber Tief im Westen – Das VfL-Magazin aber mittlerweile bestätigt, dass es dieses Ansinnen gab oder immer noch gibt. Wer den Vorsitz dann anstelle von Villis übernehmen würde, ist jedoch unklar. Für die Abwahl des Vorsitzenden muss die Mitgliederversammlung nicht gefragt werden, hierfür würde ein Beschluss innerhalb des Präsidiums genügen. Das Mitgliederversammlung als höchstes Vereinsorgan nicht einzubinden, kann sich aber negativ auf das Vertrauensverhältnis auswirken. Zumal die Hürden für die Einberufung einer außerordentlichen Versammlung nach einem neuen Satzungsentwurf künftig gesenkt werden sollen. Hinzu kommt, dass zum Beispiel auch die Sponsoren die aktuelle Entwicklung sehr aufmerksam verfolgen. Speziell Hauptsponsor Vonovia, mit dem Gespräche über eine mögliche Vertragsverlängerung laufen, schaut mit einem kritischen Blick auf die Situation an der Castroper Straße.


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(Foto: Imago / Revierfoto)

Debatte

VfL-Kolumne: Riemann muss die Gräben zuschütten

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Die Rückkehr von Manuel Riemann.

Nun ist er also zurück. Seit dieser Woche gehört Manuel Riemann wieder zur Bochumer Trainingsgruppe, nachdem er ein halbes Jahr aus disziplinarischen Gründen pausieren musste. Die Vereinsführung ging einer Schlammschlacht und einer drohenden Niederlage vor Gericht aus dem Weg. Der Gewinner heißt trotzdem Manuel Riemann. Denn der Torwart hat das bekommen, was er immer erreichen wollte: die Rückkehr ins Mannschaftstraining.

Eine außergerichtliche Lösung wäre theoretisch auch schon vor einigen Monaten möglich gewesen. Entweder mit einer derart attraktiven Abfindung, dass Riemann den Verein verlassen hätte. Oder aber mit einer Rückkehr ins Mannschaftstraining – also so wie jetzt, nur früher. Dann hätte man sich vor allem das Geld für einen weiteren Torwart sparen können. Es gab aber Personen, die eine solche Entscheidung im Sommer blockiert haben. Wer genau, darüber kursieren unterschiedliche Informationen. Hinter den Kulissen gibt es gegenseitige Schuldzuweisungen.

Wie auch immer: Nun liegt der Ball bei Trainer Dieter Hecking. Lässt er Riemann wieder spielen? Oder bleibt der 36-Jährige zum Zuschauen verdammt? Zwar hat sich Riemann mit einem Privattrainer fit gehalten, Spielpraxis fehlt ihm dennoch. Eine Rückkehr ins VfL-Tor wäre mit Risiken verbunden. Patrick Drewes ist sicher keine perfekte Nummer eins. Aber Riemann war in der Vergangenheit auch nicht fehlerfrei. Würde er ins Tor zurückkehren und patzen, würden sich seine Befürworter und seine Gegner wahrscheinlich gegenseitig zerfleischen. So oder so: Patrick Drewes ist der größte Verlierer in dieser Geschichte – weil er nun unter besonderer Beobachtung steht.

Immerhin: Mit Dieter Hecking hat der VfL einen Trainer verpflichtet, dem zuzutrauen ist, dass er Riemann vom ersten Tag an klare Grenzen setzt. Seine Wutausbrüche und Schuldzuweisungen auf dem Platz waren schon in der Vergangenheit deplatziert – es hat sich nur keiner getraut, ihn einzufangen. Auch abseits des Rasens muss Riemann zeigen, dass er reifer geworden ist. Er hat mit seiner Art die Fans in zwei Lager gespalten, teilweise sogar die Mannschaft. Es liegt an ihm, diese Gräben wieder zuzuschütten.


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(Foto: Marc Niemeyer)

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Bonamic aus Bochum ist stolzer Partner der VfL-Frauen

Die Bonamic GmbH aus Bochum ist stolz, in der Saison 2024/25 als offizieller Sponsor der Frauenfußballmannschaft des VfL Bochum 1848 aufzutreten und damit die Zusammenarbeit weiter auszubauen. Im Rahmen dieser Partnerschaft unterstreicht Bonamic nicht nur ihr Engagement für den regionalen Sport, sondern auch ihre Vision für die Zukunft des Ruhrgebiets und die Förderung von Gleichberechtigung im Sport. „Als Unternehmen aus Bochum sehen wir uns in der Verantwortung, die Region und ihre Menschen nachhaltig zu stärken. Die Förderung des Frauenfußballs beim VfL Bochum passt perfekt zu unserer Vision, Gleichberechtigung und Zusammenhalt im Sport zu fördern – Werte, die wir auch in unserem Unternehmen leben“, so Tobias Dörk, Geschäftsführer der Bonamic GmbH. „Wir sind stolz darauf, die Zukunft der Region aktiv mitzugestalten und die Talente in unserem Verein zu unterstützen.“

Mit der Partnerschaft zwischen Bonamic und den VfL Bochum-Frauen steht nicht nur die finanzielle Unterstützung im Mittelpunkt, sondern auch die gemeinsame Überzeugung, dass Gleichberechtigung im Sport gefördert werden muss. Die Bonamic GmbH sieht die VfL-Frauen als starke Botschafter*innen für Vielfalt und sportliche Leidenschaft – Werte, die für die Region Ruhrgebiet stehen und die Bonamic aktiv vorantreiben möchte. Das Engagement bei den VfL-Frauen ist Teil der regionalen Strategie von Bonamic, lokale Vereine und Initiativen zu fördern und die Region Ruhrgebiet als dynamischen Standort für Zukunftsthemen zu positionieren.

Über Bonamic GmbH

Die Bonamic GmbH ist ein in Bochum ansässiges Unternehmen, das sich auf moderne IT- und Konnektivitätslösungen für Unternehmen spezialisiert hat. Mit dem klaren Fokus auf regionale Verbundenheit und dem „Malocher aus Leidenschaft“-Geist setzt sich Bonamic für die Unternehmen und Menschen im Ruhrgebiet ein. Als Partner des VfL Bochum 1848 bringt Bonamic ihre unternehmerische Verantwortung für die Region und die Menschen zum Ausdruck – getreu dem Motto: gemeinsam für eine erfolgreiche Zukunft des Ruhrgebiets.

(Text & Foto: Bonamic)

Debatte

VfL-Kolumne: Neuer TV-Vertrag mit Folgen für Fans und Verein

Die VfL-Kolumne ist ein Format auf Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Einmal pro Woche gibt es einen kurzen Kommentar zu einem ausgewählten Thema – zum sportlichen Geschehen an der Castroper Straße oder zum Drumherum. Die Regel: Maximal 1.848 Buchstaben. Das Ziel: Diskussionen anzustoßen. Das Thema heute: Der neue TV-Vertrag.

Wer sich mit dem VfL Bochum beschäftigt, dem gehen die Themen dieser Tage wahrlich nicht aus. Im Fokus vieler Fans und Medien stehen natürlich die sportliche Lage und zahlreiche Personalien, vom Präsidium über den Sportchef bis hin zum Trainer und zu den Spielern. Da ist es wenig verwunderlich, dass über den neuen TV-Vertrag, den die Liga in den kommenden Wochen abschließen möchte, kaum bis gar nicht diskutiert wird. Dabei ist das Ergebnis für den VfL Bochum von zentraler Bedeutung. Im Geschäftsjahr 2023/24 machten diese Einnahmen laut Planzahlen rund die Hälfte der Gesamterträge aus.

Deshalb schauen die Verantwortlichen Ende November gespannt zur DFL. In einem Auktionsverfahren wird der Ligaverband die Übertragungspakete für die kommenden vier Spielzeiten vergeben. Die fetten Jahre sind sehr wahrscheinlich vorbei. Nachdem die Klubs jahrelang mit einem Zuwachs der Einnahmen kalkulieren konnten, wären sie froh, das jetzige Niveau zu halten. Eher ist sogar mit einem spürbaren Rückgang zu rechnen, speziell im ersten Jahr der neuen Beitragsperiode. Der VfL Bochum hat sich auch deshalb im zurückliegenden Sommer auf dem Transfermarkt bremsen müssen. Zu viele teure Spieler mit mehrjährigen Verträgen zu verpflichten, wäre riskant gewesen, weil niemand weiß, wie üppig die TV-Einnahmen künftig ausfallen. Normalerweise werden die Rechte bereits deutlich früher vergeben. In diesem Jahr gab es allerdings einen gerichtlichen Streit zwischen der DFL und dem Anbieter DAZN. Deshalb wurde das Verfahren gestoppt und neu gestartet.

Ungewissheit gibt es aber nicht nur für die Klubs, sondern auch für die Fans. Die Ausschreibung ist in mehrere Pakete unterteilt. In der Bundesliga bedeutet das: Die Samstagsspiele um 15.30 Uhr sind nun an das Freitagsspiel gekoppelt, das Topspiel am Abend wird hingegen einzeln ausgeschrieben. Die Sonntagsspiele bilden ein weiteres Paket. Sogar die Samstagskonferenz wird extra vergeben. Zu erwarten ist, dass erneut zwei Sender den Zuschlag für unterschiedliche Spiele erhalten. Für die Zuschauer wäre das gewiss keine gute Lösung. Sie würden nach wie vor mehrere Abos benötigen.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Kein Kammertermin

Außergerichtliche Einigung: VfL holt Riemann zurück ins Training

Update: Der VfL Bochum und Manuel Riemann haben sich außergerichtlich geeinigt. Der Torhüter wird ab Montag wieder regulär am Mannschaftstraining teilnehmen.

Ursprünglicher Text vom 17. November, Stand 8 Uhr:

Ein mangelndes Interesse an den Entwicklungen beim VfL Bochum kann man Manuel Riemann nun wirklich nicht vorwerfen. Bei den zurückliegenden Heimspielen seines Arbeitgebers saß der vom Trainingsbetrieb ausgeschlossene Torwart nach wie vor auf der Tribüne. Noch spannender ist allerdings, was sich anschließend im VIP-Raum abspielte. Zum einen pflegt Riemann nach wie vor einen engen Draht zu einigen Mitspielern. Zum anderen nimmt Riemann auffallend häufig am Tisch von VfL-Hauptsponsor Vonovia Platz, Bochums wichtigstem Geldgeber. Das ist kein Zufall, denn: Riemann und Vorstandsmitglied Arnd Fittkau haben sich vor nicht allzu langer Zeit kennen und schätzen gelernt.

All diese Aspekte verdeutlichen, dass es beim Kammertermin zwischen Manuel Riemann und dem VfL Bochum am Dienstag (19.11.) vor dem Bochumer Amtsgericht um mehr geht als die bloße Frage, ob der 36-Jährige wieder am Training der Bundesliga-Mannschaft teilnehmen darf oder nicht. Riemann klagt mithilfe des renommierten Sportanwalts Horst Kletke bereits seit Monaten gegen die Entscheidung des Klubs, ihn vom Trainingsbetrieb auszuschließen. Kletke hatte den VfL kurioserweise in der Angelegenheit rund um den Becherwurf und Spielabbruch im März 2022 vertreten. Nun steht er auf der anderen Seite. Ein Gütetermin im August, kurz vor Saisonstart, endete ohne Ergebnis.

Hecking äußert sich neutral

Der Konflikt schwelt bekanntlich schon länger. Riemann hatte sich vor den Relegationsspielen gegen Fortuna Düsseldorf im Mai praktisch selbst aus dem Spiel genommen, indem er sich von einigen seiner Teamkollegen losgesagt haben soll. Zuvor soll es bereits zu verbalen Auseinandersetzungen und beinahe auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Zudem hat Riemann immer wieder Grenzen überschritten, als er zum Beispiel die Auswechslung von Mitspielern gefordert hat, was für alle Fans sichtbar war. Sportchef Patrick Fabian sah sich zum Handeln gezwungen und nahm Riemann aus der Mannschaft. Diese Entscheidung hatte auch nach Fabians Abschied weiter Bestand.

Interessant: Ex-Trainer Thomas Letsch soll schon im Februar intern dafür plädiert haben, Riemann aus dem Team zu nehmen. Letsch setzte sich aber nicht durch, mehrere Funktionäre sprachen sich dagegen aus; der VfL handelte erst knapp drei Monate später. Weder Sportdirektor Marc Lettau rüttelte zu Beginn der neuen Saison an dieser Entscheidung noch der neue Trainer Peter Zeidler. Beide sind mittlerweile aber auch nicht mehr im Amt. Zeidlers Nachfolger Dieter Hecking verwies bei seiner Vorstellung auf den anstehenden Gerichtstermin; er vermied eine klare Aussage in die eine oder andere Richtung. Hecking vertritt die Grundhaltung, sich von allem und allen ein eigenes Bild machen zu wollen.

Riemann will zurück ins Training

Somit ist auch eine kurzfristige außergerichtliche Einigung samt Trainingsrückkehr noch denkbar, sofern Riemann sein Verhalten reflektiert hat. Die Führungsriege muss entscheiden: Nimmt sie in einer sportlich und vereinspolitisch schwierigen Lage ein Gerichtsverfahren mit ungewissen Erfolgsaussichten in Kauf? Oder findet sie eine elegantere Lösung? Folgt man den offiziellen Verlautbarungen des Klubs, wurde Riemann nie suspendiert. „Unüberbrückbare unterschiedliche Auffassungen zu teaminhaltlichen Themen“ wurden im Mai als Begründung für die Ausbootung angegeben, bei der es sich ausdrücklich „nicht um eine Suspendierung oder Bestrafung“ gehandelt habe.

Im Juli teilte der VfL lediglich mit, dass Riemann „bis auf Weiteres nicht am Trainingsbetrieb“ teilnehmen werde. Beide Seiten seien „im Austausch und bei der Aufarbeitung.“ Eine weitere Pressemitteilung folgte nicht mehr, sondern eine juristische Auseinandersetzung. Eine außergerichtliche Einigung scheiterte bislang vor allem an der Tatsache, dass es Riemann in erster Linie um eine Rückkehr in den Trainingsbetrieb geht – sie bleibt auch seine Bedingung für eine Einigung vor dem Kammertermin am Dienstag. Sein Gehalt erhält der Schlussmann weiter, nach Gerichtsangaben rund 55.000 im Monat. Eine Teilnahme am Training der Oberliga-Mannschaft des VfL Bochum lehnte er ab.  

Zwei Lager in der Mannschaft

Unabhängig vom Ausgang der Angelegenheit ist klar: Die Personalie Riemann polarisiert nach wie vor – bei den Fans, aber auch in der Mannschaft. Auf der einen Seite stehen die Riemann-Befürworter, zu denen langjährige Weggefährten wie Anthony Losilla und Cristian Gamboa, aber auch die Vize-Kapitäne Philipp Hofmann und Maximilian Wittek gehören. Auf der anderen Seite soll es drei (Stamm-)Spieler geben, die nach Auskunft von Kabinen-Insidern eine Rückkehr von Riemann zuletzt klar abgelehnt haben. Beide Lager zusammenzuführen, würde nur dann funktionieren, wenn sich Riemann einsichtig zeigt, um Entschuldigung bittet und bereit ist, sein Verhalten dauerhaft zu ändern.


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(Foto: Marc Niemeyer)

Comeback

Aus der Kurve zurück ins Team: Holtmanns „Mission“ geht weiter

Viele Aufstiegshelden aus dem Jahr 2021 haben Bochum längst verlassen. Lediglich Kapitän Anthony Losilla, Cristian Gamboa und Erhan Masovic sind noch da, streng genommen auch Manuel Riemann, der allerdings nicht mehr berücksichtigt wird, Ersatztorwart Paul Grave sowie Rückkehrer Patrick Drewes. Und natürlich auch Gerrit Holtmann. Wobei: Selbstverständlich ist das nicht. Der offenherzige Publikumsliebling war eigentlich schon fast weg. Von Thomas Letsch nicht mehr gebraucht, von Peter Zeidler praktisch aussortiert, und von Dieter Hecking plötzlich reaktiviert: Holtmann flitzt wieder über den linken Bochumer Flügel.

„Meine Mission ist hier noch nicht zu Ende. Ich will in Bochum bleiben, solange es möglich ist“, sagte der 29-Jährige nach dem gefeierten 1:1 gegen Bayer Leverkusen, bei dem er zum ersten Mal seit Januar 2023 wieder zur Startelf des VfL gehörte. Zwischendurch trug Holtmann allerdings auch das Trikot von Darmstadt 98 und Antalyaspor in der Türkei. Wirklich gut lief es für ihn in den vergangenen zwei Jahren nicht, egal bei welchem Klub. Holtmann spielte nur unregelmäßig und überzeugte selten, zwischendurch kamen auch noch Verletzungen dazu. Nach zwei Leihstationen binnen eines Jahres kehrte er in diesem Sommer nach Bochum zurück.

Wochenlang gar nicht im Kader

Doch nach Thomas Letsch verzichtete auch Peter Zeidler auf klassische Flügelspieler; Holtmanns Position gab es folglich nicht mehr. Weil Holtmann zu den Besserverdienenden gehört, sollte er den Verein trotz eines Vertrags bis 2025 verlassen. „Es war brutal schwer im Sommer. Das, was die Verantwortlichen und der alte Trainer gesagt haben – da musste ich schlucken“, erzählte Holtmann am Samstagabend. Die Konsequenz: Er saß zu Saisonbeginn wochenlang nur auf der Tribüne – oder er stand. Holtmanns enge Beziehung zu den Fans ist bekannt. Wenig bekannt ist, dass sich er im Herbst bei einem Heimspiel zu ihnen auf die Osttribüne gesellte.

Kein Wunder also, dass Holtmann beim 2:7-Dekabel in Frankfurt schon zur Halbzeit beschwichtigend zu den Anhängern lief. Dass er nur wenige Minuten zuvor einen neuen Geschwindigkeitsrekord in der Bundesliga aufgestellt hatte, geriet zur Randnotiz. Dieser Fakt untermauert allerdings, wie wertvoll der Linksfuß für den Revierklub wieder werden kann. Hecking beorderte Holtmann bei seinem VfL-Debüt vor allem deshalb in die Startelf, weil er das hohe Tempo von Leverkusens Jeremie Frimpong mitgehen konnte. Holtmann agierte als sogenannter Schienenspieler – und überzeugte. Auch wenn ihm anzumerken war, dass seine Stärken eher in der Offensive liegen.

Nationalspieler der Philippinen

Dass Hecking generell gerne auf Spieler setzt, die schnell auf den Beinen sind, dürfte Holtmann auch in den kommenden Wochen entgegenkommen. „Es hat mich sehr gefreut, dass der Trainer mir das Vertrauen geschenkt“, sagte Holtmann nach seinem Startelf-Comeback. Teamkollege Losilla freute sich für ihn mit: „Gerrit hat zuletzt keine große Rolle gespielt, aber er hat nie aufgegeben. Er war immer da, hat seine Chance genutzt und kann eine richtige Waffe sein.“ Bestenfalls so wie in der ersten Bundesliga-Saison, als sich Holtmann mit seinem furiosen Sololauf gegen Mainz und den Traumtoren gegen Bayern und Dortmund in die Herzen der Fans spielte.

Doch bevor das möglich ist, läuft Holtmann zunächst für das Heimatland seiner Mutter auf. An diesem Donnerstag spielt er mit der philippinischen Auswahl gegen Hongkong. „Die Nationalmannschaft hat mir im Oktober sehr geholfen. Ich habe da zwei Spiele absolviert und bin wieder in den Flow gekommen“, berichtete er neulich. Holtmann erzielte sogar ein Tor. Auf einen Treffer für den VfL muss der Mittelfeldspieler dagegen seit mehr als zwei Jahren warten. Die nächste Gelegenheit dazu erhält er vermutlich in gut anderthalb Wochen beim Bochumer Auswärtsspiel in Stuttgart. Holtmann dürfte auch dann wieder zur Startformation gehören.


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(Foto: Marc Niemeyer)