Stand der Planungen

Neuer Kader: VfL sucht noch auf allen Positionen

Am Freitag trafen sich die ersten VfL-Profis zum Fitness- und Gesundheitstest, bevor es dann am Montag so richtig losgeht: Um 11 Uhr bittet Chefcoach Thomas Reis zur ersten Trainingseinheit der neuen Saison. Auch Fans dürfen wieder dabei sein. Allzu groß dürfte die Spielergruppe aber nicht sein: Sieben Akteure, darunter Neuzugang Jacek Goralski, genießen aufgrund von Länderspielen einen verlängerten Sommerurlaub. Außerdem haben insgesamt zwölf Profis den VfL im Sommer definitiv oder vorerst verlassen. Mit Philipp Hofmann und Kevin Stöger stehen immerhin zwei Neue auf dem Platz, auch die Rückkehrer Moritz Römling und Silvere Ganvoula sind zunächst dabei. Der Kader dürfte sich in den kommenden Wochen noch spürbar verändern. Ein Überblick.

Tor: Stammtorhüter und Leistungsträger Manuel Riemann hat seinen Vertrag bis 2025 verlängert, auch Ersatzkeeper Michael Esser bleibt an Bord. Der dritte im Bunde ist Paul Grave, allerdings denkt das Bochumer Eigengewächs über eine Leihe mangels Spielpraxis nach. Dann bräuchte der VfL einen neuen Schlussmann. Denn Tjark Ernst, ein großes Talent aus der eigenen Jugend, ist aus diesem Grund schon schon gegangen und zu Hertha BSC gewechselt.

Außenverteidigung: Mit Cristian Gamboa auf der rechten und Danilo Soares auf der linken Seite geht der VfL auch in die neue Saison. Gesucht werden Alternativen. Herbert Bockhorn geht, weil er sich woanders mehr Spielpraxis erhofft. Ein Wunschkandidat, der auf beiden Seiten spielen kann, bleibt Konstantinos Stafylidis. Der Haken: Die Transferrechte für ihn liegen bei der TSG Hoffenheim, ein erneutes Leihgeschäft ist nicht möglich, weil der Vertrag in einem Jahr ausläuft. Der VfL hofft auf eine Lösung, muss sich aber wohl gedulden. Moritz Römling soll erneut ausgeliehen werden, der SC Verl zeigt Interesse. Vorher müsste aber auch sein Vertrag verlängert werden.

Innenverteidigung: Maxim Leitsch spielt künftig in Mainz, Saulo Decarli in Braunschweig. Vasilios Lampropoulos hat seinen Vertrag verlängert, ist aber nur als Back-Up eingeplant. Gleiches gilt für Jungprofi Tim Oermann. Mit Armel Bella Kotchap und Erhan Masovic hat der VfL zwei hochveranlagte Verteidiger im Team, die zusammen das Innenverteidiger-Duo bilden könnten. Auch Bella Kotchap liebäugelt mit einem Wechsel, konkrete Anzeichen für einen Transfer gibt es aber keine. Gesucht wird ein weiterer Innenverteidiger mit Startelfpotenzial, idealerweise ein Linksfuß.

Zentrales Mittelfeld: Kapitän Anthony Losilla und Patrick Osterhage sind geblieben. Außerdem wurden Kevin Stöger als Spielgestalter und Jacek Goralski als Sechser neu verpflichtet. Verlassen haben den Verein vier Spieler: Robert Tesche kickt künftig beim VfL Osnabrück, Milos Pantovic spielt international mit Union Berlin. Eduard Löwen kehrt zur Hertha und Elvis Rexhbecaj nach Wolfsburg zurück, haben dort aber keine Zukunft. Eine Verpflichtung von Löwen strebt der VfL nicht an, bei Rexhbecaj fehlt den Bochumern das Geld. Als Ersatz wird Pierre Kunde Malong von Olympiakos Piräus gehandelt. Doch momentan lässt sich ein Leihgeschäft nicht realisieren, weil die Griechen ihn nicht abgeben wollen. Auch Philipp Förster vom VfB Stuttgart ist ein Kandidat, die Gespräche laufen.

Offensive Außenbahn: Danny Blum muss den Verein verlassen, ebenso wie Dauerreservist Tom Weilandt. Auch Tarsis Bonga darf gehen. Ein neuer Flügelspieler soll aber noch kommen. Ein Kandidat: Jordi Osei-Tutu vom FC Arsenal. Er spielte bereits vor zwei Jahren für den VfL, enttäuschte als Rechtsverteidiger, glänzte aber als Flügelstürmer. Der Spieler strebt eine Rückkehr an, der Verein ebenso. Takuma Asano und Christopher Antwi-Adjei bleiben, auch Gerrit Holtmann gehört weiter zum Team. Ein Verkauf ist derzeit kein Thema, ihm liegt ein Angebot zur Vertragsverlängerung vor.

Angriff: Sebastian Polter wechselt zu Schalke 04. Simon Zoller ist fit und will neu angreifen. Philipp Hofmann kommt vom Karlsruher SC, er ist ein klassischer Mittelstürmer. Wer den dritten Kaderplatz im Angriff einnehmen wird, ist noch offen. Der VfL bemüht sich um eine Weiterverpflichtung von Jürgen Locadia. Der Winterneuzugang könnte bleiben, wenn er finanziell keine zu hohen Erwartungen hat. Nachwuchsstürmer Luis Hartwig soll verliehen werden. Auch Silvere Ganvoula, der aus Belgien zurückkehrt, darf gehen. Der Karlsruher SC ist interessiert.

Trainerteam: An der Seitenlinie ändert sich nichts, Cheftrainer Thomas Reis und seine Assistenten gehen gemeinsam in die neue Saison. Mit Reis soll zeitnah verlängert werden, eine Einigung ist in Kürze zu erwarten. Veränderungen gibt es teilweise im medizinischen Team. Physiotherapeut Frank Zöllner geht zurück zum BVB, außerdem gibt es mit Dr. Ghani Hilal einen neuen zweiten Vereinsarzt. Mit Max Tolischus hat der VfL erstmals einen eigenen Teammanager installiert, der sich um die organisatorischen Belange kümmert.

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(Foto: Firo Sportphoto)

Verträge laufen aus

Abschied, oder nicht? Neunmal Ungewissheit

Für das letzte Bochumer Heimspiel Anfang Mai hatte der VfL viele Blumensträuße organisiert. Alle elf Profis, deren Verträge in wenigen Wochen auslaufen, wurden verabschiedet. Dabei waren die Leihspieler Elvis Rexhbecaj, Konstantinos Stafylidis und Eduard Löwen, die längst ausgemusterten Tom Weilandt und Saulo Decarli sowie Danny Blum, Milos Pantovic, Vasilios Lampropoulos, Herbert Bockhorn, Winterneuzugang Jürgen Locadia und Publikumsliebling Robert Tesche. Allerdings haben die Verantwortlichen betont, dass der Verbleib einiger Spieler dennoch möglich sei.

Der VfL gibt sich wortkarg

Doch einen Monat später gibt es keinen neuen Stand, in keinem einzigen Fall gibt es Klarheit, von Decarli und Weilandt einmal abgesehen. Aus Fansicht ist also Rätselraten angesagt: Wer bleibt womöglich doch, und wer geht wirklich? Auf Nachfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin erklärt Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, dass er dazu keine Stellung beziehen möchte. Immerhin: Er geht weiter davon aus, dass einige Spieler auch in Zukunft für den VfL Bochum auflaufen werden.

Robert Tesche wird jedoch nicht dazugehören. Der gefeierte Aufstiegsheld aus dem Sommer 2021 verabschiedete sich bereits vor Wochen via Instagram von den VfL-Fans. Er wäre gerne in Bochum geblieben, aber offenbar gab es kein Vertragsangebot mehr. Seltsam also, warum der Verein hier nicht die Notwendigkeit sieht, seinerseits offenbar schon Beschlossenes zu kommunizieren, zumal es sich bei Tesche um einen verdienten Spieler handelt.

Bei allen anderen gibt es zumindest Tendenzen. So zeichnet sich bei Herbert Bockhorn ein Vereinswechsel ab, Vasilios Lampropoulos wiederum würde gerne bleiben. Mit Jürgen Locadia laufen die Gespräche, bei Danny Blum ist die Tür wohl auch noch nicht endgültig zu. Und Milos Pantovic wird sich in Kürze entscheiden, ob er in Bochum bleiben wird oder nicht. Besonders kompliziert ist es bei den drei Leihspielern: Wolfsburg (Rexhbecaj), Hertha (Löwen) und Hoffenheim (Stafylidis) haben im Sommer jeweils einen neuen Trainer verpflichtet. Eine schnelle Entscheidung ist nicht zu erwarten. Wobei eine Verpflichtung von Konstantinos Stafylidis mit dem Wissen der vergangenen Wochen wohl am wahrscheinlichsten ist.

Spieler und Berater warten lieber

Geduld ist also gefragt. Was aber auffällt: Dass die Verantwortlichen schon seit dem 30. April wissen, in welcher Liga der Verein künftig spielt, und damit so früh Planungssicherheit wie lange nicht mehr haben, scheint sich nicht positiv auf die Entscheidungsfindung auszuwirken. Das hängt sicher auch damit zusammen, dass der Abgang von Sebastian Schindzielorz zum Jahresende für Irritationen auch bei den Spielern gesorgt hat. Natürlich sei die ungeklärte Nachfolge ein Grund, mit einem Vertragsabschluss lieber noch etwas zu warten, berichten gleich mehrere Berater, die sich in Gesprächen mit dem VfL Bochum befinden.

(Foto: Firo Sportphoto)

Tief im Westen

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(Foto: Firo Sportphoto)

Dritter Neuzugang

Typ Malocher: Goralski erinnert an Zdebel

Zwei Spieler miteinander zu vergleichen, deren Geburtstage knapp 20 Jahre auseinander liegen, ist sicher etwas gewagt. Und doch: Bei der Verpflichtung von Jacek Goralski, der am Freitag einen Zweijahresvertrag beim VfL Bochum unterschrieben hat, denken einige Fans unweigerlich an Thomas Zdebel. Er kam gebürtig aus Polen, war Nationalspieler dort, spielte im defensiven Mittelfeld und war ein echter Malocher. All das trifft auch auf Jacek Goralski zu.

Nationalspieler und WM-Teilnehmer

Bochums Neuer ist mit einer Körpergröße von 1,72 Metern relativ klein, fleißig, ausdauernd und zweikampfstark. Wobei er mitunter zu überharten Aktionen neigt. Die Bilanz zeigt: In jedem dritten Pflichtspiel sah er bislang den gelben Karton – auch das ist eine Parallele zu Thomas Zdebel. Thomas Reis wird ihn also hin und wieder bremsen müssen. Grundsätzlich aber steht Bochums Trainer auf Spielertypen, die kämpfen, die nie aufgeben. „Wir benötigen für die herausfordernde zweite Saison in der Bundesliga gerade in der Zentrale Spieler, die wettkampferprobt und robust sind“, sagt Sebastian Schindzielorz. Goralski ist ein klassischer Sechser, so gesehen der Nachfolger von Robert Tesche. Er kann anstelle, aber auch neben Kapitän Anthony Losilla spielen, je nach taktischer Anordnung.

Der 29-Jährige spielte erst in seinem Heimatland, dann in Bulgarien und zuletzt in Kasachstan. Die Bundesliga ist also ein großer Karrieresprung für ihn. Wobei ihm die Umstellung im Idealfall keine großen Probleme bereitet. Denn Goralski hat vor allem mit der Nationalmannschaft auch schon auf höherem Niveau gespielt, ist Stammkraft im Team um Robert Lewandowski und war vor knapp vier Jahren bei der WM dabei. Goralskis Vertrag in Kasachstan wurde aufgelöst, er wechselt ablösefrei ins Ruhrgebiet – für den VfL ein wichtiges Kriterium. Die Verhandlungen mit Goralski führte Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz übrigens auf Polnisch. Sicher ein Vorteil.

Umbruch im zentralen Mittelfeld

Die Personalplanungen im zentralen Mittelfeld sind mit der Verpflichtung von Goralski und der Rückkehr von Kevin Stöger aber noch nicht abgeschlossen, auch wenn Kapitän Anthony Losilla an Bord bleibt und Patrick Osterhage in der kommenden Saison eine größere Rolle spielen soll. Denn Milos Pantovic, Robert Tesche und Eduard Löwen sind definitiv weg, und Elvis Rexhbecaj kommt wahrscheinlich nicht zurück. Gesucht wird folglich noch (mindestens) ein sogenannter Achter, der Laufstärke mit Robustheit und Technik vereint. Auf Pierre Kunde Malong von Olympiakos Piräus würden diese Attribute zutreffen, doch zum jetzigen Zeitpunkt ist ein Transfer nicht zu realisieren, weil die Griechen ihn wohl behalten wollen.

(Foto: VfL Bochum 1848)

2:3-Niederlage zum Abschluss

„Genug gefeiert“: Auf den VfL wartet jetzt viel Arbeit

Der Ärger war schnell verflogen, die späte 2:3-Niederlage zum Saisonabschluss verdrängt. Noch einmal wurde mit den Fans abgeklatscht, dann ging es für die Spieler auf direktem Weg in den Urlaub. „Wir haben die letzten zwei Wochen genug gefeiert. Jetzt ist Erholung angesagt“, verabschiedete sich Angreifer Sebastian Polter in die Sommerpause. Mit nur 16 Mann war der VfL zum Auswärtsspiel bei Union Berlin geflogen. Eine stark ersatzgeschwächte Mannschaft bot dem künftigen Europa-League-Teilnehmer aus Köpenick trotzdem ein Spiel auf Augenhöhe, jedenfalls in der zweiten Halbzeit. „Der Ausgleich war verdient. Das Gegentor am Ende ist bitter, aber im Großen und Ganzen haben wir ein sehr gutes Spiel gezeigt“, sagte Trainer Thomas Reis kurz vor der Heimreise.

Zehn Ausfälle beim VfL

Nervosität gab es beim VfL am letzten Spieltag nicht mehr, der Klassenerhalt war längst geschafft. Diese Umstände nutzten schon vor dem Spiel tausende Bochumer für ein feucht-fröhliches Wochenende. Bereits am Abend vor dem Spiel wurde in der Bochumer Botschaft im Stadtteil Kreuzberg auf eine überaus erfolgreiche Saison angestoßen. Auch Mitglieder der Vereinsführung waren vor Ort. Am Samstagmorgen startete dann ein Sonderzug mit 1.000 Fans in die Hauptstadt, 300 weitere Anhänger reisten mit dem Schiff über die Spree zur Alten Försterei. 

Zahlreiche Spieler bekamen davon allerdings nichts mehr mit. Ein halbes Dutzend von ihnen war krankheitsbedingt in Bochum geblieben, drei weitere Akteure fehlten verletzt, einer aus privaten Gründen. Corona soll dabei keine Rolle gespielt haben, versicherte ein Vereinssprecher, nachdem sich Trainer Thomas Reis in der Pressekonferenz vor dem Spiel noch seltsam reserviert zeigte und nicht einmal die Namen der Betroffenen nannte. Einige Fans scherzten schon, ob Torhüter Manuel Riemann wenigstens als Feldspieler im Kader stünde, doch Reis verzichtete gänzlich auf den Publikumsliebling und stellte Michael Esser zwischen die Pfosten. Vor allem in der Innenverteidigung fehlten wichtige Spieler, was den Trainer dazu brachte, eine Dreierkette auszuprobieren – zunächst ohne Erfolg. 

Platz elf hergegeben

Die Berliner führten bereits nach 25 Minuten mit 2:0, auch nach vorne gelang den Bochumern wenig bis gar nichts. Doch in der zweiten Halbzeit zeigte der VfL das, was ihn schon die ganze Saison über auszeichnete: Er gab sich nicht auf und kam zurück. Ausgerechnet Simon Zoller erzielte den Anschlusstreffer, worüber sich der Angreifer besonders freute: „Mein erstes Tor nach der schweren Verletzung. Das wollte ich unbedingt noch schaffen.“ Der verdiente Ausgleich durch Eduard Löwen reichte allerdings nicht, um mit einem Unentschieden aus der Saison zu gehen, denn die Berliner trafen ein drittes Mal und feierten nach Abpfiff Platz fünf, den Einzug in die Europa League. 

Die Bochumer wiederum gaben mit der späten Niederlage Rang elf noch her. Auf die nun anstehende Verteilung der Fernsehgelder hat dies aber keine Auswirkungen. Nur in der Fünfjahreswertung gehen wichtige Punkte verloren. Platz 13 ist für den VfL dennoch ein sehr gutes Ergebnis, und der Vorsprung mit neun Punkten auf den Relegationsplatz deutlich. Diesen Erfolg gilt es in der nächsten Saison zu wiederholen. Damit das gelingt, wartet viel Arbeit auf die Verantwortlichen. Elf Verträge laufen aus, bei neun Spielern ist unklar, wie es weitergeht. Dass Leistungsträger verkauft werden, ist ebenfalls möglich. Klarheit wird es frühestens in den nächsten Tagen, in einigen Fällen auch erst in Wochen oder gar Monaten geben. Langweilig wird es in der Sommerpause nicht. 

(Foto: picture alliance)

2:1 gegen Bielefeld

Die Party geht weiter: Bochumer Glückseligkeit

Wenn die Ordner beim VfL Bochum nach Stunden und nicht pauschal für ihren Einsatz bezahlt werden, dann dürfte die Rechnung nach dem Heimspiel am Freitagabend gegen Arminia Bielefeld höher ausfallen als üblich. Auch eine Dreiviertelstunde nach Abpfiff war im Ruhrstadion noch mächtig was los. Kaum jemand wollte das Stadion verlassen. Es wurde gesungen, gelacht und getrunken – so laut, so oft und so viel wie lange nicht mehr. Superlative wurden in dieser Saison mehrfach bemüht, doch nach diesem Spiel sind sie, bezogen auf die Stimmung, auch angebracht. 

Spätes Siegtor

Vermutlich hätten die Erinnerungen an den Derbysieg und die erfolgreiche Saison allein schon ausgereicht, um eine solche Atmosphäre zu erzeugen. Doch die Mannschaft schenkte ihren Anhängern noch einen weiteren Sieg, den zwölften in dieser Saison. Spät war den Bochumern das 2:1 gelungen, wobei es am Ende ein Bielefelder war, der den Ball ins eigene Netz beförderte. Doch die Geschehnisse auf dem Rasen wurden im Laufe des Abends zur Randnotiz. „Es ist sensationell, in einem Stadion zu spielen, wo so viele Fans den Verein leben“, stellte Sebastian Polter fest.

Fußball-Bochum ist zur Partystadt geworden, die Glückseligkeit greifbar. „Ich habe das Gefühl, nach zwei Jahren Corona mit wenigen Fans hat sich was angestaut, auch bei den Jungs“, sagte Trainer Thomas Reis unter der Woche. Mit „Jungs“ meint er die Spieler, die auch nach diesem Sieg ordentlich Spaß beim Feiern hatten – auf dem Zaun oder Rasen, bei einer Ehrenrunde. Wobei auffällt, dass die etwas älteren Spielern auch beim Feiern den Ton angeben. Manuel Riemann war schon der Taktgeber nach dem Sieg in Dortmund, unterstützt von Sebastian Polter und Simon Zoller.

Tesche wird gefeiert

Nette Randnotiz: Schon zu Spielbeginn hatte der VfL seine Nachbarn via Twitter um Entschuldigung für die „Ruhestörung“ gebeten. Aufheben konnte er die Warnung erst kurz vor Mitternacht, als sich die Party verlagerte: von der Castroper Straße in die Kneipen und ins Bermuda-Dreieck. „Wir haben uns das alle verdient. Die Gemeinschaft war sehr, sehr groß in dieser Saison“, sagte Sebastian Polter nach dem Spiel. Dass der Teamgeist ein echter Erfolgsfaktor sein kann, hat der VfL zuletzt eindrucksvoll bewiesen. Ein Beleg dafür ist sicher auch der Umgang mit Robert Tesche.

Thomas Reis hatte den 34-Jährigen gegen Bielefeld eingewechselt, weil er „nicht nur Trainer, sondern auch Mensch“ sei. Für Tesche ging es anschließend in die Bochumer Fankurve. Der Mittelfeldspieler wurde gefeiert, obwohl er in dieser Saison keine tragende Rolle mehr hatte. Doch Tesche war einer der Aufstiegshelden, und genau das hat in Bochum niemand vergessen. Die Mannschaft unterbrach sogar ein Live-Interview mit Gesängen für Tesche. „Ich bin gerührt“, gab er dann offen zu, was für den eher ruhigen Zeitgenossen schon einem Gefühlsausbruch gleichkommt. 

Elf Spieler verabschiedet

Ohnehin konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich viele Fans von dieser Mannschaft im letzten Heimspiel der Saison verabschieden wollten. Sie haben die Truppe in ihr Herz geschlossen, haben Momente für die Ewigkeiten geschaffen, doch ewig bleiben wird so mancher Spieler nicht. Elf Mann wurden am Freitag bereits verabschiedet. Einige von ihnen werden ihren Vertrag zwar verlängern, die Mehrheit aber nicht. Eine letzte Bochumer Party werden sie aber noch miterleben dürfen: Am nächsten Samstag in Berlin. In Köpenick sollten die Nachbarn schon jetzt gewarnt werden.

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(Foto: Firo Sportphoto)

Wolfsburg oder Bochum?

#Elvis2024: Mini-Chance auf Rexhbecaj-Verbleib

„Verliebe dich nie in einen Leihspieler“, schrieb neulich ein User auf Twitter und postete ein Bild von Elvis Rexhbecaj. Die mitreißende Spielweise des 24-Jährigen, der sich mit dem VfL Bochum identifiziert und eine besondere Bindung zu den Fans aufgebaut hat, kam im Ruhrstadion gut an. Deshalb lassen einige Anhänger nichts unversucht. Ebenfalls via Twitter haben sie dazu aufgerufen, Postkarten an Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz zu senden. Die gemeinsame Botschaft: Publikumsliebling Elvis Rexhbecaj soll dem Revierklub erhalten bleiben. Gebündelt wurde die Aktion hinter dem Hashtag #Elvis2024.

Wolfsburg ist gesprächsbereit

Doch dass der Wunsch vieler Anhänger, Rexhbecaj auch in der kommenden Saison im Bochum-Trikot zu sehen, tatsächlich in Erfüllung geht, ist ziemlich unwahrscheinlich. Einen Hoffnungsschimmer gibt es jedoch: Der VfL Wolfsburg zeigt sich einem Bericht der Wolfsburger Allgemeinen Zeitung zufolge gesprächsbereit. Niko Kovac, der neue Cheftrainer, plant wohl ohne Rexhbecaj, die Konkurrenz auf seiner Position ist groß. Allerdings würden die Niedersachsen den Mittelfeldspieler am liebsten verkaufen. Nur kommt ein Kauf gegen eine Millionenablöse für den VfL Bochum aus wirtschaftlichen Gründen nicht infrage.

Daran ändern auch nichts die mehr als drei Millionen Euro aus dem Verkauf von Maxim Leitsch nach Mainz. Weiteres Geld winkt dem VfL bei einem möglichen, aber noch nicht sicheren Wechsel von Sebastian Polter nach Frankfurt. Dass Teile der Einnahmen in den Kader reinvestiert werden, ist anzunehmen, aber nicht für einen einzelnen Spieler. Das Gesamtpaket aus Ablöse und Gehalt für Elvis Rexhbecaj sei zu teuer, heißt es aus der Vereinsführung. Kleine Randnotiz: Sollten die Bochumer wider Erwarten doch noch eine prall gefüllte Schatztruhe entdecken, würde Rexhbecaj wohl auch länger bleiben als nur bis 2024.

Weitere Leihe? Unwahrscheinlich!

Die einzige Hoffnung der Bochumer Verantwortlichen auf einen Verbleib des Publikumslieblings lässt sich eher mit #Elvis2023 zusammenfassen. Der Plan: Rexhbecaj soll für eine weitere Saison ausgeliehen werden. Das Problem: Er ist nur noch ein Jahr an seinen Heimat- und Ausbildungsverein gebunden, eine erneute Leihe also nicht möglich – es sei denn, die Wolfsburger verlängern den Vertrag und streben ein weiteres Leihgeschäft an. Das aber ist unwahrscheinlich. Schließlich war der Linksfuß schon zweieinhalb Jahre auf Ausbildungstour, erst beim 1. FC Köln, dann beim VfL Bochum. Für welchen Klub er in Zukunft spielen wird, bleibt offen.

(Foto: Imago / Sven Simon)