Modernisierung

VfL steckt 4 Millionen Euro ins Ruhrstadion und NLZ

Das Bochumer Ruhrstadion zählt längst zu den ältesten Spielstätten in der Fußball-Bundesliga. Der VfL hat die Sommerpause deshalb genutzt, um einige Bereiche zu modernisieren. Insgesamt fließen rund vier Millionen Euro in verschiedene Maßnahmen. Einige Arbeiten wurden bereits umgesetzt, andere folgen noch. Das Geld, das der Verein investiert, war bereits länger eingeplant und im Etat berücksichtigt. Es handelt sich also nicht um eine außerplanmäßige Ausgabe als Reaktion auf ein sattes Plus bei den Transfergeschäften.

Mannschaftskabine wird renoviert

Erste Veränderungen werden für die Zuschauer bereits zum Saisonstart sichtbar sein. Nach mehr als 15 Jahren wurden unter anderem neue Videoleinwände installiert. Auch gibt es neue LED-Werbebanden. Diese wurden vom Verein bislang angemietet, nun gehören sie dem VfL. Das sei langfristig günstiger, verrät Geschäftsführer Ilja Kaenzig im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. In der WM-Pause Ende des Jahres soll außerdem der große VIP-Bereich, die „Stadtwerke Bochum Lounge“, aufgehübscht werden; auf ihrem Dach soll zudem eine Photovoltaik-Anlage entstehen.

Vor allem als Zweitligist sei der Verein lange Zeit nicht in der Lage gewesen, Geld in die Infrastruktur zu stecken, erklärt Kaenzig. Auch die Bundesliga-Mannschaft soll von den Maßnahmen profitieren. In der Sommerpause wurden zunächst Teile des Nassbereichs erneuert, im Winter wird die Kabine neu gestaltet. Das Nachwuchszentrum an der Hiltroper Straße wird ebenfalls ausgebaut und renoviert. Dort sollen vor allem neue Möglichkeiten für das Athletik- und Fitnesstraining geschaffen werden.

Event-Bereich und Service-Center

Zu guter Letzt sollen auch die Fans profitieren. Zum einen plant der VfL hinter der Osttribüne einen Event-Bereich mit kleiner Bühne und Biergarten. Zum anderen wird der bisherige Showroom des früheren Hauptsponsors Tricorp neben dem Fanshop zum Service-Center umgebaut. Ebenfalls geplant oder schon umgesetzt: Die technische Neuausstattung der Stadionregie und eine neue Videoüberwachungsanlage. Keine Lösung ist unterdessen für das frühere, seit 2020 ungenutzte „Morrizz“ unter der Nordtribüne in Sicht.

Die Räumlichkeiten müssten dringend saniert werden, doch die Kosten seien zu hoch, sagt Kaenzig. Weit mehr als eine Million Euro müsste der Verein in die Hand nehmen. Das würde sich nicht rechnen. Stattdessen setzt der VfL weiter auf ein VIP-Zelt auf der Terrasse der alten Fan-Gastro. Rund 150 Partner des Vereins können dort untergebracht werden. Apropos: Die zuletzt auf 25.000 Zuschauer gesunkene Stadionkapazität konnte dank verschiedener Maßnahmen im Sommer auf nun 26.000 Plätze erhöht werden. Unter anderem wurden die Zäune vor den Blöcken G und H1 entfernt.

Pfandsystem wird eingeführt

Damit hat der VfL in der neuen Saison das zweitkleinste Stadion der Liga. Nur Union Berlin bietet noch weniger Plätze an, ein Ausbau der Alten Försterei ist allerdings geplant und soll im nächsten Jahr beginnen. Dass das 1979 eingeweihte Ruhrstadion nicht mehr in allen Bereichen den heutigen Anforderungen entspricht, wurde unter anderem bei der Lizenzierung deutlich. Aufgrund der engen Innenraummaße spielt der VfL mit einer Sondergenehmigung, was allerdings schon seit Jahren der Fall ist. Ändern lässt sich das freilich nicht mehr.

Eine andere Auflage hat der VfL hingegen erfüllen können. Nach dem Becherwurf mit Spielabbruch im März hatte der DFB die Einführung eines Mehrweg-Pfandsystems gefordert. Das war ohnehin geplant, und konnte nun fristgerecht umgesetzt werden. Für die Becher wird ein Pfand in Höhe von zwei Euro erhoben. Kommt der Inhalt aus einer Brauerei in Bochum, werden ab sofort 6,80 Euro inklusive Pfand fällig. Wegen erhöhter Kosten bei Rohstoffen, Energie und Personal ist der Bierpreis im Stadion um 50 Cent gestiegen.

(Foto: Firo Sportphoto)

3:0-Sieg bei Viktoria Berlin

Souveräner VfL: Der vergessene Zoller und die Systemfrage  

Bochums Kapitän war etwas überrascht. Als Anthony Losilla nach dem souveränen 3:0-Pokalerfolg bei Viktoria Berlin vom DFB als „Man of the Match“ ausgezeichnet wurde, wusste er gar nicht, wieso ausgerechnet ihm diese Ehre zuteil wurde. Gewiss, der Dauerläufer machte kein schlechtes Spiel, aber kein überragendes. An den Toren war er jedenfalls nicht beteiligt. Im Gegensatz zu Simon Zoller, dem Losilla die kleine Trophäe sehr gegönnt hätte. Denn der Angreifer erzielte das 1:0, leitete das 2:0 durch Takuma Asano mit ein und legte das 3:0 von Philipp Hofmann mustergültig auf. 

„Ich bin wieder da, fühle mich gut. Über Tore und Vorlagen freut sich jeder Offensivspieler am meisten“, war Zoller mit seiner eigenen Darbietung zufrieden. Auch mit der gesamten Mannschaftsleistung war der 31-Jährige im ersten Pflichtspiel der neuen Saison einverstanden: „Wir haben seriös gespielt, ohne große Aufregung. Die beiden frühen Tore haben uns Sicherheit gegeben.“ Der VfL ist also dabei, wenn am 4. September die zweite Pokalrunde ausgelost wird. Bis dahin konzentrieren sich die Bochumer allerdings voll und ganz auf die Bundesliga, die am kommenden Samstag mit einem Heimspiel gegen Mainz 05 beginnt.

Verändertes System

Gut möglich, dass Simon Zoller auch dann wieder in der Startformation steht. Erst auf den letzten Metern der Saisonvorbereitung hat sich der Publikumsliebling den Platz in der ersten Elf gesichert. Dabei hat der Angreifer von einer Systemumstellung profitiert, die wohl nicht nur dem unterklassigen Gegner im DFB-Pokal geschuldet war. Trainer Thomas Reis setzte am frühen Samstagnachmittag auf ein 4-2-3-1-System mit Zoller auf der rechten Angriffsseite. In der Vorsaison und auch zu Beginn der Vorbereitung spielte der VfL meist im gewohnten 4-1-2-2-1 mit zwei Achtern. Nun gibt es einen zweiten Sechser und einen Zehner. Personell ist das Team damit mutiger aufgestellt. Kevin Stöger, der neben Anthony Losilla auf der Sechs spielt, denkt und handelt offensiver als zum Beispiel Elvis Rexhbecaj; auch bei Takuma Asano auf der Zehn steht das eigene Angriffsspiel im Vordergrund.

Reis widerspricht jedoch bei dem Gedanken, dass sich seine taktische Marschroute damit generell verändern könnte. Er wolle variabel bleiben und das System da anpassen, wo es erforderlich sei, „weil wir auch andere Spielertypen dazugeholt haben.“ Die Offensive zulasten der Defensive zu stärken, sei für ihn keine Option. Das wäre für den Moment wohl auch kein kluger Gedanke. Denn obwohl das Spiel gegen Viktoria Berlin kein Gradmesser für den Liga-Alltag war, wurde deutlich, dass die neu formierte Abwehrreihe gerade zu Beginn auf noch mehr Unterstützung aus allen Mannschaftsteilen angewiesen ist. Ivan Ordets steigerte sich zwar deutlich, auch Neuzugang Jannes Horn machte bis zu seiner frühen, verletzungsbedingten Auswechslung ein gutes Spiel. Doch ganz sattelfest präsentierte sich die Viererkette gegen den eigentlich harmlosen Viertligisten nicht.

Zoller ist variabel einsetzbar

Vor allem Vasilios Lampropoulos hatte Probleme, das Tempo mitzugehen – ein Defizit, das schon in den Testspielen unübersehbar war. Dass ihn Erhan Masovic bis zum Spiel gegen Mainz noch aus der Startelf verdrängen wird, ist eher unwahrscheinlich, aber keineswegs ausgeschlossen. Qualität werde sich auf Dauer durchsetzen, sagte Thomas Reis nach dem Spiel in Berlin über die leichte Formkrise beim serbischen Innenverteidiger.

Während Masovic seinen sicher geglaubten Stammplatz in der Vorbereitung verspielt hat, zählt Simon Zoller klar zu den Gewinnern der zurückliegenden Wochen. Mehr als zehn Monate nach seinem Kreuzband kommt er langsam wieder in Fahrt. Auf die Frage, in welcher Rolle er sich in der neuen Saison sehen würde, antwortete Zoller am Samstag schlicht: „Auf dem Platz!“ Ob außen, als zweite Spitze oder gar hängend, sei nicht so entscheidend – zumal Zoller die Diskussion über das richtige System ohnehin nicht zu hoch hängen möchte: „Viktoria Berlin ist nicht Mainz und Mainz ist nicht Bayern München. Wir spielen nicht gegen jede Mannschaft gleich. Das war schon in der vergangenen Saison so.“ Zoller könnte dabei die Variable sein, die taktische Allzweckzwaffe in der Offensive – und vielleicht auch wieder der Mann des Spiels. Für Anthony Losilla war er das schon im Pokal.

(Foto: picture alliance)

Nächster Neuzugang

Links oder zentral? So plant der VfL mit Jannes Horn

Nicht alle Transferideen, die in Foren, auf Facebook oder Twitter von Fans genannt werden, sind für den VfL Bochum auch wirklich umsetzbar. Doch ein Spieler, dessen Name zuletzt häufiger Erwähnung fand, hat nun tatsächlich den Weg an die Castroper Straße gefunden: Jannes Horn, 25 Jahre alt und 1,86 Meter groß, verteidigt in den kommenden zwei Jahren im blau-weißen Trikot. Der schnelle Linksfuß war zuletzt vereinslos, stand bis zum Ende der vergangenen Saison aber beim 1. FC Köln unter Vertrag. 64 Bundesligaspiele stehen bereits in seiner Vita, weitere sollen nun folgen.

Reaktion auf Ausfall von Soares

„Seine Bundesligaerfahrung wird wertvoll für uns sein, er kennt die Anforderungen der Liga und hat bei unterschiedlichen Klubs unter Beweis gestellt, dass er eine Verstärkung für den Kader ist“, sagt VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. Horn hat zu Beginn seiner Profikarriere in Wolfsburg gespielt, die meisten Erstligapartien hat er aber für Köln bestritten. Zwischendurch war zum Zweitligisten nach Hannover ausgeliehen. In Köln zählte Horn zeitweise zum Stammpersonal, in der zurückliegenden Saison – auch verletzungsbedingt – dann nicht mehr.

Der VfL plant mit ihm vorrangig als Außenverteidiger. Aber: „Jannes kann variabel eingesetzt werden, sei es als Außen- oder auch als Innenverteidiger“, sagt Schindzielorz, der sich weiter nach einem zusätzlichen Innenverteidiger umschaut. Die Verpflichtung von Horn sei vor allem eine Reaktion auf den Ausfall von Danilo Soares, erklärt der Manager auf Nachfrage von Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Der Brasilianer, der links in der Viererkette eigentlich gesetzt war, leidet unter anhaltenden Hüftproblemen; die genaue Ausfallzeit ist weiter unklar.

Weitere Transfers geplant

Weil mit Konstantinos Stafylidis sonst nur ein fitter Linksverteidiger zur Verfügung stünde, sah der VfL Handlungsbedarf. Dass es den auch auf anderen Positionen noch gibt, ist bekannt. In keinem Mannschaftsteil sind die Personalplanungen bereits endgültig abgeschlossen. Nicht nur ein Innenverteidiger soll noch kommen, auch im zentralen Mittelfeld und im Angriff schauen sich die Verantwortlichen weiter um. Wobei die Verpflichtung von Horn die Lage im Mittelfeld bereits entspannt, weil Stafylidis auch vor der Abwehr spielen könnte.

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(Foto: VfL Bochum 1848)

Verstärkung gesucht

Kleinster Kader der Liga: Bochum will nachrüsten

Es ist ja nicht so, als hätte sich beim VfL Bochum in diesem Sommer noch gar nichts getan. Sieben externe Neuzugänge, die Weiterverpflichtung von Konstantinos Stafylidis und der Profivertrag für Tim Oermann stehen bislang auf der Habenseite. In allen Mannschaftsteilen ist Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz bislang tätig geworden. Doch annähernd ausgeglichen ist die Bilanz noch nicht. 14 Spieler, darunter zahlreiche Leistungsträger, haben den Verein verlassen. Mit nur 24 Profis ist der Bochumer Kader der mit Abstand kleinste der Bundesliga.

Bedarf in allen Mannschaftsteilen

Diese Tatsache und der Umstand, dass die Ausfallliste im Trainingslager nicht gerade klein war, führt dazu, dass die Verantwortlichen weitere Transferideen in die Tat umsetzen wollen. „Ich darf ja Wünsche äußern, und das mache ich derzeit für alle Mannschaftsteile“, sagte Trainer Thomas Reis zuletzt. „Durch den Ausfall von Jacek Goralski hatten wir nur vier zentrale Mittelfeldspieler. Das ist zu wenig. Auch in der Innenverteidigung wünsche ich mir noch etwas mehr Erfahrung. Außerdem müssen wir gucken, wie es mit Danilo Soares weitergeht. Sollte er länger ausfallen, wären wir mit nur einem linken Verteidiger nicht optimal aufgestellt.“ Der Brasilianer leidet weiter unter Hüftproblemen.

Mehrere Neuzugänge sollen bis zum Transferschluss am 1. September also noch dazukommen. Auch im Angriff prüft der VfL verschiedene Optionen. Der Plan, den Vertrag mit Jürgen Locadia zu verlängern, geht wahrscheinlich nicht mehr auf. Seit Wochen liegt dem Angreifer ein Angebot aus Bochum vor, doch der 28-Jährige zögert mit einer Unterschrift. Locadia hofft möglicherweise auf einen besser dotierten Vertrag bei einem anderen Klub. Der VfL bleibt grundsätzlich weiter an einer Vertragsverlängerung interessiert. Nicht ausgeschlossen ist dennoch, dass die Verantwortlichen die Akte Locadia selber schließen, weil dem Spieler offenbar die Überzeugung fehlt, weiter für den VfL spielen zu wollen.

Vor allem in der Abwehr unterbesetzt

Ungeachtet dessen wird der Schwerpunkt bei den noch anstehenden Transferaktivitäten aber klar im Defensivbereich liegen. Speziell die Abwehr soll verstärkt werden. Gesucht wird insbesondere ein Linksfuß, der hauptsächlich zentral, im Notfall aber auch außen verteidigen kann. Kristian Pedersen von Birmingham City galt vor einigen Wochen als Wunschkandidat, doch der Däne hat sich für das wirtschaftlich lukrativere Angebot des 1. FC Köln entschieden. Ob nun der in Fankreisen oft genannte, aktuell vereinslose und bundesligaerfahrene Jannes Horn in den Fokus rückt, ist nicht bekannt. Die Stärken des 26-Jährige liegen auch eher außen als innen, wo der Bedarf deutlich größer ist.

Auch der Name Patric Pfeiffer fällt in den sozialen Netzwerken oder in den Fanforen auffallend häufig. Die Verantwortlichen haben den großgewachsenen und talentierten Innenverteidiger grundsätzlich im Blick, doch Pfeiffer würde nicht nur eine nennenswerte Ablöse kosten, sondern wäre auch bei einem möglichen Abstieg zu teuer. Viele Spieler sind nicht bereit, in der 2. Liga deutliche Einbußen hinzunehmen – ein Szenario, das der VfL bei allem Optimismus immer berücksichtigen muss. Das ist auch der Grund dafür, warum Konstantinos Stafylidis zwar fest von TSG Hoffenheim verpflichtet werden konnte, der Grieche aber nur für ein Jahr unterschrieben hat.

Bundesligisten wollen Spieler abgeben

Doch in der jetzt anstehenden Transferphase werden einige Spieler zu Kompromissen bereit sein müssen. Im Allgemeinen könnte der VfL davon profitieren, dass zahlreiche Bundesliga-Konkurrenten ihre Kader verkleinern wollen. Die allermeisten Klubs haben mehr als 30 Profis unter Vertrag, Wolfsburg gar 38, die beiden Berliner Klubs 34. Ein Blick nach Köpenick lohnt besonders, denn Union will seinen Kader vor allem dort ausdünnen, wo der VfL gerade sucht: In der Abwehr und im zentralen Mittelfeld. Schon im vergangenen Jahr sind die Bochumer ähnlich vorgegangen. Ende Juli und im August wurden drei weitere Spieler verpflichtet. So könnte es auch in diesem Sommer laufen.

(Foto: Imago / RHR-Foto)

Ergebnisse täuschen nicht

VfL vor dem Start: Offensive gestärkt, Defensive geschwächt

Testspielresultate sollten nicht überbewertet werden. Das sagen die Verantwortlichen verschiedener Klubs recht häufig und nehmen die drei Euro fürs Phrasenschwein gerne in Kauf. Viel wichtiger sei die Leistung, die Entwicklung generell. Beim VfL Bochum passen Ergebnisse und Erkenntnisse in diesem Sommer allerdings ganz gut zueinander. Klammert man die ersten drei Spiele gegen unterklassige Mannschaften einmal aus, gelangen in sechs Partien 13 Tore – eine erfreuliche Bilanz. Allerdings kassierte das Team von Trainer Thomas Reis genauso viele Gegentreffer. Kein einziges Mal spielte der VfL zu Null.

Vorne gefährlich

Auch das 6:2 gegen Antalyaspor hat gezeigt, in welchen Bereichen der Bundesligist schon überzeugen kann und wo es Nachholbedarf gibt. Einerseits wurden die Fans im letzten Testspiel mit schön herausgespielten Toren beglückt. Andererseits resultierten die beiden Gegentreffer erneut aus individuellen Fehlern. „Das war zu billig“, bemängelte Trainer Thomas Reis und nannte weitere Kritikpunkte: „Wir hatten am Anfang große Probleme, sind überhaupt nicht in die Zweikämpfe gekommen und auch das Pressing hat nicht funktioniert.“ Erst die Umstellung auf ein 4-4-2-System half dem Team.

Dann war auch zu sehen, dass die Offensive wahrscheinlich stärker besetzt ist als in der vergangenen Saison. Ganz vorne attackierten Simon Zoller und Philipp Hofmann in einer Doppelspitze. Als Torjäger trat Hofmann in den Testspielen kaum in Erscheinung, auch beim Anlaufen muss ihn Thomas Reis immer wieder korrigieren. Doch technisch und körperlich dürfte er ein Gewinn für den VfL sein, ebenso wie Kevin Stöger. Auf der Doppelsechs mit Anthony Losilla übernahm der Österreicher den offensiveren Part und schlug gefährliche Standards. Philipp Förster und Jordi Osei-Tutu wurden eingewechselt, auch sie haben Potenzial.

Mit Stöger und Förster hat Manager Sebastian Schindzielorz gleich zwei Kreativspieler fürs Mittelfeld verpflichtet, mit Osei-Tutu zudem das Tempo erhöht. Ein weiterer Stürmer, der außen wie innen spielen kann, soll ja noch kommen. Dass er Takuma Asano und Gerrit Holtmann dann sofort Druck machen kann, ist jedoch eher unwahrscheinlich. Asano traf bei der Generalprobe doppelt und zählt nur deswegen zu den Gewinnern der Vorbereitung. Der Japaner befindet sich in beeindruckender Frühform. Auch Holtmann kommt wieder in Fahrt, die Vertragsverlängerung bis 2025 könnte ihm einen zusätzlichen Schub geben.

Hinten unsicher

Nominell wie taktisch wird der VfL in der Bundesliga aber sicher nicht so spielen wie gegen Antalyaspor, weshalb die Aufstellung für den letzten Test überraschend war. Denn Kevin Stöger und Simon Zoller wären im Vergleich zur Doppel-Acht die deutlich offensivere Lösung. Angesichts der momentanen Abwehrschwäche wäre das kontraproduktiv. Denn vor allem in der Innenverteidigung drückt der Schuh so kurz vor dem Saisonstart immer noch. Die Abgänge von Armel Bella Kotchap und Maxim Leitsch wurden trotz hoher Transfereinnahmen bislang nicht kompensiert, vor allem ihr Tempo wird schmerzlich vermisst.

Erhan Masovic, der schon in der Vorsaison teilweise zum Stammpersonal zählte und jetzt noch mehr in diese Rolle hineinwachsen soll, hat keine gute Vorbereitung gespielt. Seinen fast schon sicheren Platz in der Startelf hat er vorerst verloren. Vasilios Lampropoulos, der eigentlich nur als Back-Up eingeplant war, ist plötzlich gesetzt, wenngleich seine Tempodefizite bekannt sind. Die Hoffnungen ruhen also in erster Linie auf Ivan Ordets. Der Ukrainer kam gegen Antalyaspor eine Halbzeit zum Einsatz, machte defensiv einen guten Eindruck und erzielte sogar ein Tor. Trainingsrückstand hat er aber immer noch.

„Ivan ist groß, hat ein gutes Kopfballspiel und hat genug Erfahrung und Qualität, dass er zum Stammpersonal zählen kann“, sagte Thomas Reis am Samstag. „Ob es schon für das Pokalspiel in Berlin reicht, werden wir sehen. Er muss jetzt gut weitertrainieren.“ Ein vierter Innenverteidiger soll, wie berichtet, noch kommen – wann das der Fall sein wird, ist aber noch offen. Dass der Bedarf groß ist und ein erfolgreicher Saisonverlauf maßgeblich von der Abwehrarbeit abhängt, ist ebenfalls längst bekannt. Die Offensive entscheidet zwar Spiele, die Defensive aber ganze Meisterschaften. Auch hier klingelt es im Phrasenschwein.

(Foto: Imago / Team 2)

Tief im Westen

Dank euch: Das VfL-Magazin auf Rekordkurs

Bald feiert Tief im Westen – Das VfL-Magazin seinen dritten Geburtstag. Im Juli 2019 ging die Seite online, der VfL war noch Zweitligist. Nach drei ereignrisreichen Jahren, die der VfL genutzt hat, um in die Bundesliga zurückzukehren und mindestens ein weiteres Jahr dort zu bleiben, fällt die Saisonbilanz auch für das VfL-Magazin positiv aus. Die Marke von 300 Unterstützern ist längst geknackt und wurde seit dem Crowdfounding im Sommer 2019 fast verdoppelt. Zahlreiche Leserinnen und Leser haben sich sogar schon zum wiederholten Mal an den Kosten für diese Seite beteiligt. Dafür einen ganz herzlichen Dank!

Die erfreuliche Entwicklung beim VfL Bochum schlägt sich natürlich auch in der Reichweite wieder. So wurde im Juni eine neue Bestmarke aufgestellt. Zum ersten Mal seit der Gründung ist es gelungen, mehr als 200.000 Seitenaufrufe in nur einem Monat zu generieren; im Mai waren es noch 145.000, im Januar 100.000. Mehrere tausend Fans informieren sich somit täglich bei uns über die aktuellen Geschehnisse an der Castroper Straße. Nimmt man jüngsten Zahlen als Maßstab, so gehört Tief im Westen – VfL Magazin nun zu den zehn erfolgreichsten, verlagsunabhängigen Online-Magazinen, die sich auf einen einzigen Klub fokussieren.*

Wie einige von euch sicher festgestellt haben, hat der große Zuspruch leider vereinzelt zu technischen Problemen geführt. Wir arbeiten daran, die Stabilität der Seite in Zukunft sicherzustellen. Wenn Ihr uns auf diesem Weg unterstützen wollt, freuen wir uns sehr darüber!

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(* auf Basis einer Untersuchung des Sportmarketing-Anbieters web-netz sports, veröffentlicht im Frühjahr 2022)

Viele Fans, wenige Spieler

Trainingslager mit Hürden – Startelf steht schon fast

So viele waren es noch nie: Weit mehr als 100 Fans haben den VfL Bochum in der zurückliegenden Woche nach Südtirol begleitet. Sie genossen das gute Essen, die Gastfreundschaft, den Blick in die Berge und das umfangreiche Programm, das der Verein in diesem Jahr zusammengestellt hat. Gemeinsam ließen sie das Trainingslager bei einem Fanabend ausklingen – eine bunt gemischte Gruppe vom Schüler bis zum Senior, vom Ultra bis zum Urlauber. Auch einige Spieler schauten vorbei. In dieser Hinsicht war das Trainingslager rundum gelungen.

Für den Trainer gilt das nur zum Teil. Die Tendenz ist zwar positiv, doch nicht alles lief nach Plan. „Wir hatten die besondere Situation, dass die Spieler auf einem unterschiedlichen Stand waren“, erklärt Thomas Reis. „Die Nationalspieler hatten länger Urlaub, einige Neuzugänge kamen später dazu, andere Spieler fielen aus. Dadurch war alles etwas schwieriger. Aber die Woche war wichtig, um zusammenzuwachsen und weiterzukommen.“ Folglich konnte Reis im Training nicht einmal zwei Mannschaften mit je elf Spielern gegeneinander antreten lassen. „Optimal war das nicht, aber wir konnten es nicht ändern. Unser Ziel bleibt es, bis zum ersten Pflichtspiel voll da zu sein.“

Neuzugänge verpassen Trainingseinheiten

Immerhin: In den beiden Testspielen gegen italienische Erstligisten war der VfL trotz schwieriger Umstände erfolgreich. In der ersten Partie gegen US Lecce zeigte der VfL vor allem in der Defensive noch große Schwächen, gewann die Partie aber dank sehenswerter Treffer von Kevin Stöger, Gerrit Holtmann und Silvere Ganvoula mit 3:2. Im zweiten Test gegen Spezia Calcio siegten die Bochumer mit 2:1, Takuma Asano und Anthony Losilla erzielten die Tore. Vor allem defensiv steigerte sich die Mannschaft und kassierte erst in den Schlussminuten einen Gegentreffer, als die Abwehrreihe unter anderem aus einem A-Jugendlichen und Angreifer Tarsis Bonga bestand. Dass der VfL speziell in der Defensive noch zu dünn besetzt ist, merkte Thomas Reis während des Trainingslagers mehrfach kritisch an.

Lediglich 24 Spieler zählen aktuell zum Bochumer Kader, wobei einige von ihnen in Südtirol pausieren mussten. Danilo Soares spulte wegen Hüftproblemen nur ein individuelles Programm ab, er wird den Saisonstart verpassen. Christopher Antwi-Adjei arbeitete ebenfalls allein und steigt erst in der neuen Woche wieder ins Mannschaftstraining ein. Auch die Neuzugänge Saidy Janko, Philipp Förster und Ivan Ordets verpassten Teile des Trainingslagers; sie waren jeweils nur bei einem Testspiel dabei, wobei Förster gegen Lecce 90 Minuten durchhielt, Ordets nur 20. „Er hat sieben Monate kein Spiel gemacht, hatte zwei Monate kein Balltraining. Wir wollen ihn bis zum Saisonstart so weit haben, dass er spielen kann, selbst wenn er dann noch nicht bei 100 Prozent ist“, sagt Reis über den neuen Innenverteidiger.

Stöger und Hofmann in der Startelf

Auch Jacek Goralski wird zu Beginn noch keine tragende Rolle einnehmen. Die ersten beiden Vorbereitungswochen verpasste der polnische Nationalspieler wegen eines Sonderurlaubs, nun fehlte der Neuzugang wegen einer Augen-OP und ist gar nicht erst ins Trainingslager mitgereist. Mangels Alternativen stellt sich das Team auf einigen Positionen also fast von selbst auf. Wer am 30. Juli beim Pokalspiel gegen Viktoria Berlin von Beginn an auf dem Platz stehen wird, ist in vielen Fällen schon klar: Das Tor wird Manuel Riemann hüten, außen verteidigen Cristian Gamboa und Konstantinos Stafylidis. Vor der Abwehr haben Kapitän Anthony Losilla und Spielgestalter Kevin Stöger ihren Platz sicher, über die Flügel werden wohl Gerrit Holtmann und Takuma Asano kommen.

Auf allen anderen Positionen gibt es zumindest Tendenzen: Zentral in der Viererkette haben Erhan Masovic und Vasilios Lampropoulos die Nase vorn, in der Sturmspitze Philipp Hofmann – weil Reis einen Wandspieler bevorzugt, Simon Zoller noch seine Bestform sucht und Silvere Ganvoula trotz guter Trefferquote in der Vorbereitung keine verlässliche Größe ist. Aus disziplinarischen Gründen musste er zu Beginn des Trainingslagers eine Art Strafprogramm absolvieren. Um den letzten freien Platz im Mittelfeld kämpfen Patrick Osterhage und Philipp Förster.  

(Foto: Imago / RHR-Foto)