Neuer Geschäftsführer

Schindzielorz geht früher: Fabian ab nächster Woche neuer Chef

Gut Ding will Weile haben. Mehr als drei Monate nach dem angekündigten Abschied von Sebastian Schindzielorz hat das Präsidium jetzt einen Nachfolger präsentiert. Ex-Profi Patrick Fabian übernimmt ab dem 1. September als Geschäftsführer Sport beim VfL Bochum. Der 34-Jährige erhält einen Dreijahresvertrag, der bis 30. Juni 2025 läuft, und trägt künftig gemeinsam mit Ilja Kaenzig die Verantwortung. Auch Kaenzigs Vertrag läuft bis Mitte 2025.

Fabian war stets der Favorit

Dass die Wahl für den sportlichen Bereich nun auf Fabian fiel, ist wenig überraschend. Er war von Anfang an der Favorit aus Sicht des Präsidiums. Bereits im Mai hatte Sebastian Schindzielorz Hans-Peter Villis und dessen Mitstreiter über seinen Entschluss informiert, den Verein Ende 2022 verlassen zu wollen. Der Vertrag von Schindzielorz hätte sich zum 1. Juli automatisch für zwei weitere Jahre verlängert. Doch der Manager kündigte, weil er Wertschätzung vermisste und nicht mit allen Prozessen beim VfL glücklich war – und nicht, weil er kurz davor steht, zu einem anderen Klub zu wechseln. Villis und seine Kollegen waren überrascht, wollten sie Schindzielorz doch eigentlich behalten. Sie verpassten es jedoch, ein neues Angebot vorzulegen, überhaupt mit ihm zu sprechen.

Ist Patrick Fabian die richtige Wahl als Geschäftsführer Sport?

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Bei der Suche nach einem Nachfolger war der Wunschkandidat allerdings schnell auserkoren, mit anderen Kandidaten hat sich das Präsidium kaum beschäftigt. Fabian kannte man schließlich. Er hat seine aktive Karriere als Fußballprofi im Sommer 2020 beendet und seither an der Seite von Sebastian Schindzielorz gearbeitet. Der frühere Innenverteidiger saß bei einigen Vertragsverhandlungen und Gesprächen schon mit am Tisch, auch in diesem Sommer. Mit dem Ende der Transferperiode erfolgt nun die Staffelübergabe.

Schindzielorz wird den Verein bereits in der kommenden Woche und damit vier Monate vor Ablauf seines Vertrags verlassen. Was jedoch nicht heißt, dass er als Ansprechpartner nicht mehr zur Verfügung steht. „Dass der VfL Bochum für mich mehr ist als ein Arbeitgeber, ist bekannt. Selbstverständlich werde ich Patrick Fabian beim Übergang unterstützen“, sagt der Manager. Auch Schindzielorz war vor seinem Aufstieg Anfang 2018 in die Geschäftsführung schon für den Verein tätig, in einer ähnlichen Position wie Fabian.

Seit 22 Jahren beim VfL

Mehr als sein halbes Leben hat der neue Sportchef bereits beim VfL verbracht, hat die Klub-DNA verinnerlicht. Im Jahr 2000 kam er nach Bochum, durchlief zunächst die Jugendmannschaften und wurde anschließend Profi. Er spielte nie bei einem anderen Klub. „Patrick Fabian erfüllt das Anforderungsprofil, das für die Position wichtig ist. Als ehemaliger Nachwuchs- und Lizenzspieler des VfL kennt er den Verein und weiß um die Anforderungen, die an uns gestellt werden, sowohl im Profi- als auch im Talentwerkbereich“, sagt Hans-Peter Villis, der für diese Personalie hauptverantwortlich ist.

Für Fabian ist es der erste Job in einer solch wichtigen Position. Doch schon während seiner Zeit als Fußballprofi hat er sich fortgebildet, ein Wirtschaftsstudium abgeschlossen und Fortbildungen für Fußballmanager besucht. Auch in der Kabine übernahm er Verantwortung, war Kapitän, stets meinungsstark und bei Mitspielern wie Fans beliebt. Wer Fabians bisherige Aufgaben übernehmen wird, ist noch unklar. Als Chefscout bleibt Carsten Schüpmann-Haase an Bord, als Teammanager wurde im Sommer Max Tolischus eingestellt. Einfluss auf Transfers nimmt Tolischus aber nicht.

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(Foto: Firo Sportphoto)

Letzte Transferwoche

VfL plant noch einen Transfer – aber nicht fürs Mittelfeld

Am Donnerstag tritt Patrick Fabian die Nachfolge von Sebastian Schindzielorz als Geschäftsführer Sport des VfL Bochum an. Ausgerechnet am letzten Transfertag erfolgt die Amtsübergabe. Doch von ungesunder Hektik wird der 1. September eher nicht geprägt sein.

Denn die Personalplanungen beim Tabellenletzten der Bundesliga sind weitestgehend abgeschlossen. Trainer Thomas Reis hatte sich eigentlich noch einen zentralen Mittelfeldspieler mit Startelfqualitäten gewünscht und dies auch mehrfach öffentlich kundgetan. Der Fußballlehrer sah offenbar noch Handlungsbedarf. Nun ruderte er zurück – ob aus Überzeugung oder weil im nichst anderes übrig bleibt, ist bislang nicht bekannt. Jedenfalls erklärte Reis nach dem Training am Montag gegenüber der WAZ und BILD, dass kein weiterer Feldspieler mehr verpflichtet werde. Die Wunschlösung habe sich zerschlagen, und Alternativen, die bezahlbar und zugleich sportlich stark genug sind, gibt es nach Ansicht der Verantwortlichen offenbar nicht.

Kunde kommt nicht

Bis zuletzt hatte der VfL darauf gehofft, den Ex-Mainzer Pierre Kunde von Olympiakos Piräus zu verpflichten. Reis und Schindzielorz standen mit dem Kameruner schon seit Monaten in Kontakt. Nach einem Trainerwechsel beim Europa-League-Teilnehmer nimmt der 27-Jährige seit Anfang August aber wieder eine wichtige Rolle ein, Piräus wird ihn also nicht ziehen lassen. Ärgerlich für Bochum, denn Kunde hätte genau ins Anforderungsprofil gepasst: Als schneller, robuster Box-to-Box-Spieler, der Defensivzweikämpfen nicht aus dem Weg geht, der aber auch mit einer guten Ballbehandlung und Passqualität für die Vorwärtsbewegung ausgestattet ist. Aufgrund der Erfahrung aus 68 Bundesliga-Spielen wäre die Eingewöhnungszeit wohl eher kurz gewesen.  

Stattdessen setzt der VfL im zentralen Mittelfeld nun weiter auf Kapitän Anthony Losilla, U21-Nationalspieler Patrick Osterhage sowie die drei Neuzugänge Kevin Stöger, Jacek Goralski und Philipp Förster. Auch Konstantinos Stafylidis könnte – so er denn fit ist und nicht als Linksverteidiger gebraucht wird – vor der Abwehr zum Einsatz kommen. Sollte Reis wie zuletzt in Freiburg auf zwei Sechser und einen Zehner bauen, haben Losilla und Goralski in der defensiven und Stöger in der offensiven Rolle derzeit die Nase vorn. Osterhage wäre der erste Ersatz für die beiden Sechser, Förster eine Alternative zu Stöger. Auch das in der vergangenen Saison praktizierte System mit einem Sechser und zwei Achtern wäre möglich, wobei gerade hier Kunde geholfen hätte. Doch das Thema hat sich nun erledigt.

Ersatztorwart wird gesucht

Einzig auf der Torwart-Position könnte in den nächsten Tagen oder Wochen noch etwas passieren. Paul Grave, in der Rangfolge der Schlussmänner aktuell die Nummer drei hinter Manuel Riemann und Michael Esser, fällt wegen einer Schulterverletzung für mehrere Monate aus. Der VfL sucht deshalb einen neuen Ersatztorwart, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein. Dabei könnte die Wahl auch auf einen vereinslosen, eher erfahrenen Keeper fallen. Ein junger Torwart eines anderen Klubs wird wohl kaum nach Bochum wechseln, wenn er weiß, dass Spielpraxis äußerst unwahrscheinlich ist. Vereinslose Spieler können sogar über den 1. September hinaus verpflichtet werden. Der Markt gibt einige Kandidaten her; gut möglich, dass der VfL hier fündig wird.

(Foto: Imago / ZUMA Press Wire)

Niederlage in Freiburg

Patzer nach vielen Paraden: Regelkunde für Riemann

Nach der 0:1-Auswärtsniederlage in Freiburg ist Manuel Riemann wohl nur schwer in den Schlaf gekommen. Bochums Torhüter meldete sich in der Nacht via Instagram zu Wort und übernahm die Verantwortung für die punktlose Auswärtsreise. Riemann flutschte kurz nach Wiederanpfiff ein im Grunde harmloser, aber klitschnasser Flankenball durch die Hände, zupfte Roland Sallai anschließend an der Hose und ahnte schon Böses, als Schiedsrichter Marco Fritz zum Kontroll-Bildschirm lief, um anschließend auf den Elfmeterpunkt zu zeigen – absolut regelkonform, auch wenn Riemann Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung äußerte, und damit ein wenig vom eigenen Fehler ablenkte. Doch die Lage war eindeutig: Der Keeper wollte Sallai stoppen, die Absicht war klar erkennbar.

Viele Chancen auf beiden Seiten

Dass der Freiburger theatralisch fiel, war für die Bewertung des Fouls irrelevant, sein Handspiel zudem nicht regelwidrig – allenfalls die passive oder aktive Abseitsposition von Michael Gregoritsch bei der Torerzielung ist strittig. Wie auch immer: Riemann hatte ja bereits erkannt, dass der erste und entscheidende Fehler in dieser Szene von ihm selbst ausging. Dass er die Niederlage deshalb auf seine Kappe nehmen wollte, war bei aller notwendigen Selbstkritik aber gar nicht nötig. Denn Riemann hielt ansonsten glänzend. Seinen eigenen Patzer machte er sogar wieder gut, indem er den Strafstoß von Vincenzo Grifo und dessen ersten Nachschuss stark parierte. Dass der zweite Nachschuss dann doch im Tor landete, war aber nicht mehr Riemanns Schuld. Bochums Abwehr sah bei Grifos mehrfachem Nachsetzen nur zu.

Der Ausgleich war in der Folge zwar möglich, fiel aber nicht – obwohl der VfL speziell in der zweiten Halbzeit ein halbes Dutzend guter Torchancen hatte. Gerrit Holtmann zum Beispiel traf gleich zweimal das Aluminium. Den Freiburgern erging es allerdings ähnlich, entweder stand das Torgehäuse oder Riemann im Weg. Auf 29 Torschüsse kam der Europa-League-Teilnehmer am Ende, der VfL auf 15. Dennoch: Die Gäste aus dem Ruhrgebiet waren nah dran, wenigstens einen Punkt aus dem Breisgau zu entführen, standen am Ende aber wieder mit leeren Händen da. Vier Spiele, null Zähler – das ist die bittere Realität. „Wir sollten jetzt besser nicht auf die Tabelle schauen“, sagte Kapitän Anthony Losilla nach dem Schlusspfiff, „sondern auf unsere Leistung hier in Freiburg. Ich habe viel Gutes gesehen.“

Umstellung hilft der Mannschaft

Dass die Bochumer das 0:7-Debakel gegen die Bayern ohne Nachwirkungen weggesteckt haben, war von Beginn an zu erkennen. Der VfL hatte deutlich mehr Struktur in seinem Spiel, vor allem mehr Zugriff. „Bochum war zweikampfstark und sehr eng an unseren Männern dran“, lobte Freiburgs Christian Streich den Gegner. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis weckte mit ihrer engagierten Spielweise erste Erinnerungen an die vergangene Saison, als sie mit einem konsequenten Anlaufen und einem schnellen Umschaltspiel überzeugte. Auch deshalb mussten gleich vier Neuzugänge ihren Platz in der Startelf räumen. Trainer und Mitspieler bescheinigten ihnen zuletzt Nachholbedarf. Also kamen gegen Freiburg drei etablierte Kräfte ins Team, dazu Jacek Goralski als zweikampfstarker Sechser.

Das ermöglichte Kevin Stöger mehr Freiheiten in der Offensive und schränkte den Radius, für den Losilla zuständig war, deutlich ein – eine Variante mit Zukunft, die von den Spielern ausdrücklich gelobt wurde. Auch Gerrit Holtmann verdiente sich seine Startelf-Nominierung, war in der Offensive Bochums schnellster und auffälligster Akteur. Die Rückkehr zur bekannten Spielweise und eine Leistungssteigerung geben dem VfL die Hoffnung, schon sehr bald die ersten Punkte einzufahren. Am besten schon gegen Werder Bremen am kommenden Samstag. „Wir müssen nur so weiterspielen“, fordert Kapitän Losilla vor dem nächsten Heimspiel. Dann bleiben auch die Fans zuversichtlich. Nach dem Spiel gegen Freiburg gab es erneut Applaus und mutmachende Worte.

Transparenzhinweis: Nach verschiedenen Rückfragen von Lesern zur Elfmeterszene wurde dieser Text in den ersten zwei Absätzen leicht angepasst.

(Foto: Imago / Eibner)

Update

Reis lehnt VfL-Angebote ab – Gespräche bis zur WM vertagt

UPDATE: Nachdem Hans-Peter Villis, der Vorsitzende des Präsidiums, zuletzt vorgeprescht war und eine zeitnahe Verlängerung der Zusammenarbeit mit Trainer Thomas Reis in Aussicht gestellt hat, rudert er nun zurück, genauso wie der Trainer. Reis hatte in einem Interview den Eindruck erweckt, mit ihm habe in jüngster Zeit niemand gesprochen. „Zuletzt gab es einigen Wirbel zu meinen Äußerungen zum aktuellen Verhandlungsstand. […] Fakt ist: Es gab Angebote seitens des Vereins, zuletzt vor dem ersten Pflichtspiel dieser Saison. Bisher konnten wir uns nicht einigen“, erklärte Reis nun in einer Pressemitteilung und bestätigte damit die Berichterstattung von Tief im Westen – Das VfL-Magazin (siehe unten).

Es gab mehrere Verhandlungsrunden ohne ein Ergebnis, vor allem finanziell gab es keine Übereinkunft. Weil eine zeitnahe Einigung nicht möglich erschien, haben sich Villis, Reis und die Geschäftsführung nun darauf verständigt, die Gespräche zu vertagen. „Wir sind übereingekommen, die Vertragsverhandlungen zunächst ruhen zu lassen, um sie zu einem späteren Zeitpunkt, zum Beispiel während der Weltmeisterschaft, wieder aufzunehmen“, erklärte Hans-Peter Villis am Mittwoch.

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Ursprünglicher Bericht vom 20. August:

Hans-Peter Villis hat sich selbst unter Druck gesetzt. Mehrfach hat der Vorsitzende des Bochumer Präsidiums betont, dass der Vertrag mit Trainer Thomas Reis möglichst langfristig verlängert werden soll. „Im Idealfall“ bis zum Saisonstart, sagte er Ende Juli im Gespräch mit Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Doch diese Zielmarke wurde klar verpasst, die ersten beiden Spiele sind absolviert und der im Sommer 2023 auslaufende Vertrag noch nicht verlängert. Dass einige Fans also nervös werden, ist wenig überraschend.

Ihre Sorge, den Erfolgscoach der vergangenen drei Jahre zu verlieren, ist am Freitag sogar noch größer geworden. Der Grund: Ein Interview, das die WAZ mit Thomas Reis geführt hat. Darin geht es in erster Linie um seine persönliche Zukunft. „Es gibt momentan keine Gespräche. […] Stand jetzt bin ich ab dem 1. Juli 2023 arbeitssuchend. Von meiner Seite aus ist alles offen“, sagt der 48-Jährige. Für die Gründe der stockenden Verhandlungen verweist er auf die „Vereinsseite“. Die möchte sich jedoch nicht dazu äußern.

Reis will nachverhandeln

Fakt ist aber: Erst kürzlich saßen Maikel Stevens, der Berater von Reis, und VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz zusammen. Es ist anzunehmen, dass es dabei auch um Vertragsangelegenheiten ging. Denn die Geschäftsführung ist für die Gespräche verantwortlich. Nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin hat der Verein dem Trainer längst Angebote vorgelegt, allerdings möchte Reis die Verhandlungen fortsetzen. Der jetzige Vertragsentwurf entspricht offenbar nicht seinen Vorstellungen.

Reis pokert also und nutzt die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, die Villis dadurch geschaffen hat, dass er eine zeitnahe Einigung mehr oder weniger versprochen hat. Das stärkt natürlich die Position von Reis, denn einen zweiten Abgang nach der Kündigung von Sebastian Schindzielorz würde Villis nicht unbeschadet überstehen. Bereits im Mai hat Reis öffentlich (weitere) Vertragsgespräche eingefordert und gleichzeitig mit einem Vereinswechsel kokettiert, was klubintern nicht ausschließlich positiv ankam.

Villis braucht Erfolgsmeldung

Die Frage ist, wie es nun weiter geht. Dass Reis mit seinen Aussagen in der WAZ suggeriert, dass sich der VfL nicht um eine Vertragsverlängerung bemühen würde, dürfte intern nicht gut ankommen, da es nicht den Tatsachen entspricht. Trotzdem könnte speziell Hans-Peter Villis nervös werden. Schließlich möchte er im Herbst als Vorsitzender im Amt bestätigt werden. Gleichwohl dürften beim VfL bald Grenzen erreicht sein, wenn es darum geht, das Angebot für Reis in finanzieller Hinsicht zu verbessern. Ausgang: ungewiss.

(Foto: Imago / Sven Simon)

0:7 gegen die Bayern

Historisch höchste Heimpleite: „So zerstört wurde ich noch nie“

Ein früher Rückstand gegen den Rekordmeister ist nicht immer ein Grund zur Besorgnis. Schließlich lief es in der Rückrunde der vergangenen Saison doch genauso: Die Bayern erzielten das erste Tor, aber der VfL gewann das Spiel. Insofern musste das 1:0 durch Leroy Sane nach vier Minuten kein schlechtes Zeichen sein. ​War es an diesem frühen Sonntagabend aber. Es war der Anfang vom Ende. Die Gäste aus München spielten den VfL vor eigener Kulisse schwindelig, führten das Team von Trainer Thomas Reis regelrecht vor und sorgten schon zur Pause mit einem 4:0 für klare Verhältnisse. Am Ende gab es sogar eine historische Schmach. Mit 0:7 hat der VfL Bochum noch kein Bundesliga-Heimspiel verloren. Das Ergebnis gab es aber schon: Im September 2021, auswärts beim FC Bayern.

Zoller kritisch und frustriert

​Begünstigt von schweren individuellen Fehlern der Bochumer, hatte der Serienmeister auch in diesem Spätsommer leichtes Spiel. Auf Sanes frühes Führung folgten noch vor der Pause Treffer von Matthijs de Ligt, Kingsley Coman und Sadio Mane. Erschreckend: Der VfL wehrte sich mit jedem Gegentreffer weniger, stemmte sich nicht mit aller Kraft gegen die heftige Niederlage. Abstimmungsprobleme, Stellungsfehler, fehlendes Tempo und eine desolate Körpersprache als Folge kamen noch hinzu. Einzelkritik oder Detailanalyse? Nach diesem Spiel zwecklos. Allein mit der hohen Qualität und Spielfreude der Bayern lässt sich das Schützenfest jedoch nicht erklären. ​“Wir wären heute auch gegen einen anderen Gegner nicht konkurrenzfähig gewesen“, deckte Simon Zoller die Defizite gnadenlos auf.

Der Angreifer wurde noch deutlicher: „So zerstört wurde ich noch nie. Kämpfen konnten wir nicht, weil wir nicht dahin gegangen sind, um überhaupt kämpfen zu können.“ Der VfL begann zwar engagiert und offensiv mit ordentlichen Ansätzen, doch spätestens mit dem zweiten Tor der Bayern war der Stecker gezogen. Die Bochumer Mannschaft ergab sich ihrem Schicksal, nach der Pause wurde es nicht besser. Ein echtes Team, eine Einheit war nicht zu erkennen. Ganz anders bei den Bayern: Erst schnürte Mane seinen Doppelpack, dann traf Cristian Gamboa ins eigene Tor. Serge Gnabry setzte mit dem siebten Streich den Schlusspunkt. Bemerkenswert aber: Die 26.000 Zuschauer im Bochumer Ruhrstadion feierten trotzdem, ließen sich vom Ergebnis nicht die Laune verderben.

Fans feiern trotzdem

Für die Spieler gab es nach dem Abpfiff sogar aufmunternden Applaus. „Wenn wir etwas Positives mitnehmen können, dann das“, erzählte Zoller in den Katakomben, betonte aber auch, dass der nächste Impuls aus der Mannschaft kommen muss: „Wir haben nicht das gezeigt, wofür der VfL stehen sollte. Da müssen wir schleunigst wieder hinkommen.“ Kampf und Leidenschaft nannte er als Grundlagen, mannschaftliche Geschlossenheit und defensive Kompaktheit gehören ebenfalls dazu. „Ich muss euch nicht alles aufzählen, ihr wisst das“, sagte er frustriert den Bochumer Journalisten. Ob das aber auch alle Spieler wissen? Vergleicht man die Startelf, die im Februar mit 4:2 gegen die Bayern gewonnen hat, mit dem neuen Team, dann sind lediglich zwei Spieler übriggeblieben.

„Wir haben eine neue Mannschaft, haben wichtige Jungs verloren. Das soll kein Nachtrauern sein, aber es sind Fakten. Die jetzige Situation hat mit letztem Jahr nichts zu tun“, erklärte Zoller. Bis auf Kevin Stöger ist bislang keiner der Neuzugänge eine vollständig integrierte und fitte Soforthilfe, viele von ihnen haben Anlaufschwierigkeiten. Ein Mutmacher vielleicht: ​Im vergangenen Jahr war das 0:7 gegen die Bayern der Wendepunkt, in der Kabine wurde Klartext gesprochen. Der VfL verbesserte sich in den Wochen danach kontinuierlich und meisterte den Abstiegskampf mit Bravour. Den Trend umkehren können die Bochumer bereits an diesem Freitag. Dann gastiert der VfL beim SC Freiburg. Schlechter kann es zum Glück nicht mehr werden: Nach drei Spielen ist der Revierklub bereits Letzter.

(Foto: Firo Sportphoto)

Sport, Nachwuchs, Vertrieb

Suche dauert an: VfL braucht drei neue Führungskräfte

Der Aderlass im Kader des VfL Bochum war groß. 13 Spieler haben den Verein in diesem Sommer endgültig verlassen, darunter einige Leistungsträger. Auch abseits des Platzes gab es nennenswerte Abgänge. Gleich drei Führungskräfte haben ihren Abschied angekündigt oder sind schon weg: Sebastian Schindzielorz (Geschäftsführer Sport) und Christoph Wortmann (Direktor Marketing & Vertrieb) werden spätestens zum Jahresende aufhören, Alexander Richter (Nachwuchsleiter) arbeitet längst für Eintracht Frankfurt.

DFL gewährt längere Frist

Stand jetzt sind alle drei Posten noch nicht neu besetzt. Speziell im Nachwuchsbereich dauert die Suche länger als gedacht. Bereits seit Ende Februar steht fest, dass der langjährige Nachwuchsleiter Alexander Richter einem Lockruf des Europa-League-Siegers nicht widerstehen konnte. Einen Nachfolger hat der VfL aber auch ein halbes Jahr danach noch nicht präsentiert. Ursprünglich hatte die DFL dem Klub eine Frist bis zum 1. August gesetzt. Dies war sogar eine Auflage im Zuge des Lizenzierungsverfahrens.

Der VfL hat den Ligaverband allerdings um eine Fristverlängerung gebeten. Die DFL hat diesem Ansinnen bereits zugestimmt; der Verein hat nun länger Zeit, eine Lösung zu präsentieren. Offenbar soll es eine neue Struktur geben und die Aufgaben von Richter auf mehrere Schultern verteilt werden. Ob die endgültige Entscheidung noch von Sebastian Schindzielorz getroffen wird, in dessen Aufgabenbereich auch die Nachwuchsabteilung fällt, oder von dessen Nachfolger, ist nicht bekannt.

Womöglich muss also das Präsidium den ersten Schritt gehen und mehr als drei Monate nach der Kündigung von Sebastian Schindzielorz endlich Fakten hinsichtlich der Nachfolge schaffen. Bereits im Mai, kurz nach dem feststehenden Klassenerhalt, hat Sebastian Schindzielorz das Präsidium über seinen Entschluss informiert, den Verein mit Vertragsende verlassen zu wollen. Einen Headhunter für die Suche nach einem neuen Geschäftsführer hat das Präsidium nach Informationen von Tief im Westen – Das VfL-Magazin bislang nicht beauftragt.

Die Kandidatensuche konzentriert sich vor allem auf persönliche Kontakte und auf den internen Kreis, folglich auf Patrick Fabian. Der Ex-Profi arbeitet Schindzielorz bereits seit 2019 zu und ist Favorit für dessen Nachfolge. „Ich hoffe, dass wir relativ zeitnah zu einer Entscheidung kommen“, sagte Hans-Peter Villis vor gut einem Monat im Interview im Tief im Westen – Das VfL-Magazin. Wie genau er „zeitnah“ definiert, ließ er offen. „Personalien erfordern in der Regel im Vorfeld sehr viele Gespräche […]. Das gilt für externe wie interne Personalentscheidungen.“

Wortmann wechselt nach Bielefeld

Gleiches gilt vermutlich für die Suche nach einem neuen Direktor für Marketing und Vertrieb. Die fällt hingegen in den Verantwortungsbereich von Ilja Kaenzig, der diese Schlüsselposition neu besetzen muss. Christoph Wortmann war noch auf Bestreben von Wilken Engelbracht nach Bochum gekommen, hat dann aber fast zeitgleich mit Kaenzig die Arbeit beim VfL aufgenommen, weil Engelbracht den Verein verlassen hat. Beruflich steigt Wortmann nun weiter auf, er wird künftig als Geschäftsführer für Arminia Bielefeld arbeiten.

(Foto: Firo Sportphoto)

Stürmer mit Erfahrung

Mousset ist da: Bochums wohl vorletzter Neuzugang

Mit einem Instagram-Post hat der VfL Bochum wohl falsche Hoffnungen geweckt. Auf dem Kanal des Klubs war am Montagmittag ein Foto von Sebastian Schindzielorz zu sehen, darunter eine Sanduhr und ein blaues Herz. Sofort dachten einige Fans, dass der Manager seinen Vertrag nun doch verlängert hätte und die Bekanntgabe kurz bevorstünde. Dabei war das Foto „nur“ eine Anspielung auf die Verpflichtung von Lys Mousset. Der Angreifer, der seit Anfang Juli vereinslos war, unterzeichnete am Montag einen Zweijahresvertrag.

99 Spiele in der Premier League

Zuvor hat er den Medizincheck erfolgreich bestanden. Auch in dieser Sache gab es Verwirrung. Zwischendurch machte das Gerücht die Runde, Mousset habe die obligatorische Untersuchung nicht bestanden – eine Falschmeldung. Die Transferbestätigung des Klubs beendet nun also alle Spekulationen, die zuletzt im Umlauf waren. Schon Ende Juli war bekannt geworden, dass der VfL an einem Transfer des 26-Jährigen arbeitet. Anschließend gab es fast täglich Meldungen über neue Interessenten. Der Spieler zögerte offenbar, entschied sich dann aber für den VfL Bochum. 

Die Bundesliga ist für den Franzosen mit senegalischen Wurzeln Neuland. Trotzdem bringt Mousset reichlich Erfahrung mit, speziell aus der Premier League. Dort kam er in 99 Partien zum Einsatz kam und erzielte neun Treffer. 2019 wechselte Mousset für elf Millionen Euro innerhalb der Liga vom AFC Bournemouth zu Sheffield United. Zunächst begeisterte er das Publikum, schrieb abseits des Platzes aber auch Negativschlagzeilen. Mousset wurde 2021 nach einem Unfall mit seinem Sportwagen zu einer Geldstrafe mit Führerscheinentzug verurteilt, das Auto erlitt einen Totalschaden. Mousset war laut Staatsanwaltschaft mit überhöhter Geschwindigkeit und auf der falschen Straßenseite unterwegs. Im vergangenen Winter verließ er dann England und wechselte nach Italien.

Vierter Stürmer im Kader

Dort stand Mousset in der Serie A bei US Salernitana unter Vertrag, wo er verletzungsbedingt aber nur sechsmal zum Einsatz kam. Über die kompletten 90 Minuten hat er schon länger nicht mehr gespielt. Wie schnell er dem VfL helfen kann, ist also noch unklar. Allerdings hielt sich Mousset zuletzt beim französischen Zweitligisten AC Le Havre fit. Die Verpflichtung folgt im Grunde einem bekannten Muster: Sebastian Schindzielorz hält regelmäßig Ausschau nach Spielern, die ihr Können bereits auf einem hohen Niveau nachgewiesen haben, in der jüngeren Vergangenheit aufgrund von Verletzungen oder anderen Unständen aber kaum noch zum Einsatz kamen und einen Wechsel nach Bochum als neue Chance sehen können. So ähnlich war es schon bei Jürgen Locadia, den Mousset nun ersetzen soll.  

Beide eint nicht nur ihre Vergangenheit in England, sondern auch die Spielweise. Mousset ist sowohl zentral als auch außen einsetzbar, er ist körperlich robust, schnell und technisch beschlagen – in dieser Kombination also ein anderer Spielertyp als Philipp Hofmann, Simon Zoller oder Silvere Ganvoula. Die Personalplanungen im Angriff sind damit abgeschlossen. Im Mittelfeld geht die Suche weiter. Trainer Thomas Reis wünscht sich noch einen sogenannten Mentalitätsspieler für die Sechser- oder Achter-Position. Bis zum 1. September sind Transfers noch möglich.

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(Foto: VfL Bochum 1848)