Ärmelsponsor bleibt

Neues Geschäftsjahr: Viele gute Nachrichten vom VfL

Für den VfL Bochum hat am Mittwoch ein neues Geschäftsjahr begonnen – direkt mit einer erfreulichen Nachricht: Die Viactiv-Krankenkasse, schon seit 2017 Ärmelsponsor des Zweitligisten, hat den auslaufenden Vertrag um zwei weitere Jahre bis 2022 verlängert. Damit gibt es bei den wichtigsten Geldgebern Planungssicherheit. Hauptsponsor Tricorp und Stadionpartner Vonovia hatten ihre Unterstützung ohnehin schon bis mindestens 2021 zugesichert. 

Hochstätter endgültig weg

Frisches Geld fließt also, und auch bei den Ausgaben gibt es positive, allerdings vorhersehbare Entwicklungen. Denn zwei Großverdiener sind von der Gehaltsliste verschwunden. Zum 30. Juni endeten die Verträge mit Ex-Trainer Robin Dutt und Ex-Manager Christian Hochstätter. Beide mussten nach ihrer Freistellung weiter bezahlt werden. Dutt hatte zuletzt freiwillig auf einen Teil verzichtet, Hochstätter übrigens nicht. Insgesamt spart der VfL nun pro Monat eine mittlere fünfstellige Summe.

Weil auch insgesamt zehn Spielerverträge ausgelaufen sind, müssen diese Gehälter ebenfalls nicht mehr gezahlt werden – zumindest für den Moment. Die 22 Lizenzspieler, die weiter an den VfL gebunden sind, bekommen ab sofort aber wieder den vollen Lohn. Der zu Beginn der Corona-Krise vereinbarte Teil-Verzicht endet nach drei Monaten. Auch viele Mitarbeiter der Geschäftsstelle sind in den vergangenen Wochen allmählich in den Normalbetrieb zurückgekehrt. Für sie hatte der Verein Kurzarbeit beantragt.

Nürnberg müsste absteigen

Abwarten müssen die Verantwortlichen weiter, wie viel Geld sie in der neuen Saison aus dem TV-Topf erhalten. Eine Mindestsumme steht zwar schon fest, offen ist aber, ob nicht noch ein hoher sechsstelliger Betrag hinzukommt. Das wäre der Fall, wenn der 1. FC Nürnberg in den Relegationsspielen Mitte Juli noch absteigen würde. Dann würde der VfL in der sogenannten Fünfjahreswertung wieder einen Platz aufrücken und somit das Vorjahresniveau erreichen.

(Foto: Imago / Team 2)

Zehn Verträge laufen aus

VfL: Wer wirklich geht – und wer noch bleiben könnte

Vor knapp einer Woche hat der VfL Bochum alle zehn Spieler verabschiedet, deren Verträge zum Saisonende auslaufen. Schon da ließ Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz durchklingen, dass dies vor allem den ungewöhnlichen Umständen geschuldet sei. Auf dem Transfermarkt herrscht große Ungewissheit, und der VfL weiß noch nicht genau, mit wie viel Geld er für die neue Saison planen kann. „Wir werden mit Hochdruck daran arbeiten, den ein oder anderen doch noch künftig hier im Stadion zu sehen“, macht Schindzielorz Hoffnung auf den Verbleib einiger Leistungsträger.

Gespräche mit Bapoh

Konkret bemüht sich der VfL noch um eine Vertragsverlängerung mit Danilo Soares. Außerdem soll das Leih-Trio um Jordi Osei-Tutu, Vasilios Lampropoulos und Manuel Wintzheimer nach Möglichkeit gehalten werden. Interessant: Auch mit Ulrich Bapoh werden noch Gespräche geführt, verriet Schindzielorz auf Nachfrage. Der Jungprofi hatte sich im Oktober einen Kreuzbandriss zugezogen, konnte also keine Eigenwerbung mehr für einen neuen Vertrag betreiben. Möglich ist, dass er für weniger Geld eine neue Chance erhält.

Definitiv nicht mehr für den VfL spielen werden Jan Wellers, Maxwell Gyamfi, Simon Lorenz und Stefano Celozzi. Patrick Fabian beendet seine aktive Karriere und arbeitet künftig als Assistent von Schindzielorz. Auch Lorenz weiß schon, wie es für ihn weitergeht. Der Innenverteidiger hat vor wenigen Tagen beim Ligakonkurrenten Holstein Kiel unterschrieben. Lorenz gehörte in der Hinrunde noch zum Bochumer Stammpersonal, in der Rückrunde blieb ihm nur noch ein Platz auf der Bank oder der Tribüne. Wohin es Ex-Kapitän Celozzi nach sechs Jahren beim VfL ziehen wird, ist noch offen.

Duo kehrt zurück

Während bei den Abgängen also schon erste Entscheidungen bekannt sind, hält sich der VfL bei neuen Vertragsabschlüssen noch zurück. Aktuell laufen jedoch Verhandlungen mit Lars Holtkamp aus der eigenen U19. Der Mittelfeldspieler trainiert schon einigen Wochen mit der Profimannschaft. Er könnte künftig dauerhaft zum Zweitligakader gehören. Schindzielorz erwartet außerdem eine (vorläufige) Rückkehr von Dominik Baumgartner und Baris Ekincier. Das Duo wurde im vergangenen Sommer nach Österreich verliehen.

(Foto: Imago / DeFodi)

VfL-Profi beendet Karriere

Nach Fabian-Festwoche: „Bin wahnsinnig gerührt“

Da stand er nun, mit einer Flasche Fiege in der Hand und wusste nicht, was er sagen sollte. Patrick Fabian und seine Teamkollegen waren am Sonntagabend gerade vom Auswärtsspiel aus Hannover zurückgekehrt, als die Ultras am Ruhrstadion Spalier standen und für Fabian ein Feuerwerk zündeten. Ihr Liebling hatte wenige Stunden zuvor sein letztes Profispiel absolviert, im Alter von 32 Jahren endet seine Laufbahn. Schon unmittelbar nach dem Abpfiff in Hannover sind Tränen geflossen, und in Bochum ging der emotionale Abschied gleich weiter. Rund 50 VfL-Fans feierten ihn, die Mannschaft staunte, Fabian bedankte sich: „Mir fehlen die Worte. Ich bin überwältigt, was hier und in den letzten Tagen passiert ist.“ 

Abschied im leeren Stadion

Es war der Höhepunkt einer ganzen Fabian-Festwoche, die schon vor seinem letzten Heimspiel gegen Greuther Fürth eingeläutet wurde. Fast jeder Post des Vereins in den sozialen Netzwerken war dem Ex-Kapitän gewidmet. Frühere Mitspieler, darunter Christoph Kramer und Simon Terodde, meldeten sich mit einer Grußbotschaft. Vor dem Anpfiff trugen alle Teamkollegen ein Trikot mit der 19, Fabians Rückennummer. Am Abend gab es eine Überraschungsfeier im kleinen Kreis – ein Beleg dafür, wie beliebt er auch in der Mannschaft war. Im Stadion, bei der kurzen, offiziellen Zeremonie, blieben die Ränge aus bekannten Gründen leer, alles lief anders als geplant. Doch Fabian sollte auf einen schönen Abschied nicht verzichten.

20 Jahre im VfL-Trikot

Für die vielen außergewöhnlichen Ideen hat er sich bereits bedankt. Per Instagram wandte er sich an die Fans. „Ich werde wohl ein bisschen brauchen, um das alles zu verarbeiten. Ich bin wahnsinnig gerührt“, sagte er da. „Eines ist klar: Es hat sich gelohnt, immer wieder aufzustehen. Ich bin innerlich zufrieden.“ Fabian trug 20 Jahre lang das Trikot des VfL Bochum, seit 2007 als Profi. Viermal riss bei ihm das Kreuzband, doch er kam immer wieder zurück. Mit seinem Ehrgeiz und seinem Einsatz ging er stets voran, war auf und neben dem Platz ein Vorbild. Fabian blieb dem VfL treu, ärgerte sich und ging dazwischen, wenn es nicht lief, war immer mit vollem Herzen dabei – und wurde so zum Liebling der Massen. Sportlich war er zuletzt nur noch eine Randfigur, hat selten gespielt, präsent war er trotzdem.

Neuer Job im Verein

Der Spieler Patrick Fabian hört auf, doch der Mensch Patrick Fabian bleibt dem VfL erhalten, bald in neuer Rolle: Als Funktionär, als Assistent der Geschäftsführung. Diesen Job gab es beim VfL bis vor zweieinhalb Jahren schon einmal, damals war Sebastian Schindzielorz die rechte Hand von Christian Hochstätter. Nun wird Fabian, studierter Betriebswirt, der neue Mann im Hintergrund. Sein Aufgabenbereich ist groß: Er soll scouten und bei der Kaderplanung helfen, Nähe zum Team und zu den Fans pflegen, wird integrieren und organisieren. Schwer fallen dürfte ihm das nicht. „Die aktive Karriere ist jetzt vorbei“, sagte Fabian am Sonntagabend, „doch die Arbeit für den VfL geht weiter. Ich bin Bochumer und werde es immer bleiben.“

(Foto: Fabian Budde)

Linksverteidiger gesucht

VfL kämpft um Soares – Alternativen im Blick

Ein Saisonfinale gegen Hannover 96, das kennen die Fans des VfL Bochum bereits. Und die Geschichten, die sie darüber erzählen, könnten unterschiedlicher kaum sein. 2004 machte der VfL mit einem 3:1-Sieg gegen die Niedersachsen den Einzug in den UEFA-Cup perfekt. Es war einer der größten Erfolge der Vereinsgeschichte. Sechs Jahre später stürzte Bochum nach einer 0:3-Niederlage gegen Hannover in die 2. Liga ab. Für den VfL war es das bislang letzte Spiel in der Bundesliga.

Soares will in die Bundesliga

Um solch grundsätzliche Fragen geht es an diesem Sonntag zum Glück nicht mehr, wenn der VfL sein letztes Saisonspiel bestreitet. Trotzdem ist die Zukunft ein großes Thema. Vor allem personell gibt es weiter Ungewissheit. Zehn Spieler wurden am vergangenen Wochenende verabschiedet, darunter einige Leistungsträger. Das muss jedoch kein endgültiger Abschied sein, wie VfL-Manager Sebastian Schindzielorz andeutet: „Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie sind viele gewohnte Abläufe ins Wanken geraten.“ Deshalb habe man entschieden, „zunächst alle Spieler, deren Verträge in diesem Sommer auslaufen, zu verabschieden. Ein weiteres Engagement an der Castroper Straße ist dadurch nicht ausgeschlossen“, betont Schindzielorz. „Mit dem einen oder anderen Spieler werden wir uns sicher darüber unterhalten, ob er sich seine weitere Zukunft im VfL-Trikot vorstellen kann.“

Wenn die Verantwortlichen und viele Fans einen Wunsch frei hätten, dann würden sie sich wohl am ehesten über eine Vertragsverlängerung von Danilo Soares freuen. Doch sehr wahrscheinlich spielt der 28-Jährige am Sonntag ein letztes Mal für den VfL Bochum. Der spiel- und zweikampfstarke Brasilianer darf ab Juli ablösefrei wechseln, hofft auf einen Sprung in die Bundesliga und den vielleicht letzten großen Vertrag seiner Karriere. Zwar liegt ihm auch ein gutes Angebot des VfL vor, doch der Linksverteidiger prüft längst Alternativen. Dafür hat er sogar einen neuen Berater engagiert – in der Branche gilt dies oft als Indiz für einen Vereinswechsel. Ganz will und sollte der VfL die Hoffnungen auf einen Verbleib des zuletzt so starken Außenverteidigers noch nicht aufgeben, sicherheitshalber sucht Sebastian Schindzielorz aber schon einen bezahlbaren Nachfolger.

Jung bleibt ein Wunschkandidat

Dabei gerät auch ein Spieler in den Fokus, den die Bochumer bereits im vergangenen Winter verpflichten wollten: Anthony Jung vom dänischen Erstligisten Bröndby IF. Der Linksfuß stammt gebürtig aus Spanien, ist aber in Deutschland groß geworden und hat bereits für den FSV Frankfurt, RB Leipzig und den FC Ingolstadt gespielt. Im Januar ist ein Transfer an einer zu hohen Ablöseforderung der Kopenhagener gescheitert. Das Problem: Jungs Vertrag läuft noch ein weiteres Jahr, es würde also immer noch Geld kosten, ihn aus Dänemark loszueisen – für den VfL ein schwieriges Unterfangen, vor allem in Zeiten der Corona-Krise. Allein auf dem deutschen Markt gibt es aber noch zahlreiche Alternativen, die allesamt ablösefrei zu haben wären.

Einer davon stand sogar erst vor wenigen Tagen auf dem Rasen im Bochumer Ruhrstadion. Maximilian Wittek von Greuther Fürth hinterließ bei seinem Gastspiel einen sehr guten Eindruck. Sein Vertrag endet in wenigen Tagen, er wird die Franken definitiv verlassen und würde mit seiner Spielweise perfekt ins Bochumer Beuteschema passen. Doch der 24-Jährige verfolgt wohl andere Pläne. Realistischer dürften schon Kandidaten wie Leart Paqarada vom SV Sandhausen oder Florian Hartherz von Arminia Bielefeld sein. Mit noch mehr Erfahrung, aber ohne Spielpraxis wären auch Diego Contento von Fortuna Düsseldorf oder Matthias Ostrzolek von Hannover 96 zu haben. Der Ex-Bochumer würde gerne in seine Heimat zurückkehren.

(Foto: Imago / Team 2)

Bochum wird Achter

Kommentar zur VfL-Saison: Besser als befürchtet

Thomas Reis hat sich schnell entschieden, wie er die 0:2-Niederlage im letzten Spiel gegen Hannover einordnen soll. Der VfL zeigte eine ordentliche Leistung, hatte die besseren Chancen, doch nur die Hausherren trafen zweimal ins Tor. Die Erfolgsserie der Bochumer mit elf Spielen ohne Niederlage ist damit gerissen. Besonders bitter: Ein Unentschieden hätte gereicht, um im wirtschaftlich so wichtigen TV-Ranking nicht abzurutschen. Nun fehlen mehrere hunderttausend Euro in der Kasse. Doch Thomas Reis geht trotzdem mit einem guten Gefühl in die Sommerpause.

„Es überwiegt der Stolz auf meine Mannschaft“, sagte der Trainer des VfL und schob die Begründung gleich hinterher: „Wir haben in der letzten Zeit viel geleistet, um in die jetzige Situation zu kommen. Es ist ärgerlich, dass wir auf Platz acht landen. Aber vor einigen Wochen hätten wir das definitiv so genommen.“ Damit hat er wohl Recht. 25 Spieltage lang galt der VfL als Abstiegskandidat, die Verantwortlichen mussten Szenarien durchspielen, die Bauchschmerzen verursachten. Dann geschah das Wunder: Nach der Corona-Pause holte kein Zweitligist mehr Punkte als der VfL.

Vielleicht hat diese Mannschaft ja einfach nur Angst vor den eigenen Fans. Im Ernst: Rückblickend war die Entscheidung, die Saison fortzusetzen, doch die richtige. Nicht nur, weil es für Bochum besser lief als befürchtet. Sondern auch, weil das Hygienekonzept funktioniert hat, trotz aller Skepsis, auch an dieser Stelle. Verstöße, die es in Bochum ebenso gab, blieben zum Glück im Verborgenen, die Lage im Land hat sich vorerst beruhigt. Dass die Fans die Geisterspiele so klaglos akzeptiert haben, verwundert aber schon. Wirklich rebellisch waren die Bochumer nicht.

Schwacher Start, guter Endspurt

Das lag vielleicht auch daran, dass sie von ihrer Mannschaft schnell besänftigt wurden. Sie sahen, dass Thomas Reis und seine Spieler die Zwangspause genutzt haben. Mit großer Verspätung, aber gerade noch rechtzeitig, stand endlich ein Team auf dem Platz. Eine erkennbare Einheit, die siegen wollte und konnte, die nach einem Erfolgserlebnis nicht sofort wieder nachließ. Wie es ohne die Unterbrechung gelaufen wäre, ist Spekulation. Genau wie der Gedanke daran, was möglich gewesen wäre, hätte diese Mannschaft schon früher ihr Potenzial ausgespielt.

Eines ist klar: Bei der Saisonanalyse muss jeder Abschnitt gleich gewichtet werden, der schlechte Start wie das gute Ende. Schon in der Vorbereitung waren viele Probleme erkennbar, der Kader war nicht komplett und der Trainer auf dem Holzweg. Dass Robin Dutt gehen musste, tat menschlich weh, war aber die richtige Entscheidung. Doch auch Thomas Reis bekam die vielen Probleme lange Zeit nicht in den Griff. Der VfL blieb die Schießbude der Liga, ließ den Ehrgeiz und die Konzentration oftmals vermissen. Der Trainer machte viele Fehler, aus denen er lernte.

Erst im Endspurt hatte er ein Team zusammen, das funktionierte. Reis erkannte, auf wen er sich verlassen konnte, sah, wer zusammenpasste und fand die Balance zwischen Abwehr und Angriff. Für jedes kritische Wort, nicht nur hier, auch woanders, gab es lange Zeit gute Gründe. Genauso verdienen die Protagonisten jetzt aber ein Lob, auch Sebastian Schindzielorz. Vor allem die Umstände vieler Transfers waren skurril. Spieler kamen zu spät, waren nicht fit, wurden für die falsche Position verpflichtet. Eines muss man ihm aber lassen: Gut kicken können sie alle, sie haben Qualität.

Große Erleichterung, mehr nicht

Auch deshalb geht der VfL bald in seine elfte Zweitliga-Saison in Folge. Einerseits ist das gut, wenn man bedenkt, wen es in dieser Zeit schon erwischt hat. Andererseits ist das aber auch eine mahnende Erinnerung. Der VfL hat es in zehn Jahren nicht geschafft, das zu erreichen, was er eigentlich immer vorhatte: Den Sprung zurück in die Bundesliga. Platz acht ist jetzt in Ordnung und viel besser als befürchtet. Zufrieden sollte trotzdem niemand sein. Dafür genügt ein Blick nach Bielefeld oder Heidenheim. In dieser Liga ist mehr möglich, auch für Bochum. Vielleicht ja im nächsten Jahr.

Deine Schulnote für die VfL-Saison, bitte!

Zeige Ergebnisse

Wird geladen ... Wird geladen ...

(Foto: Imago / foto2press)

Vfl spielt 2:2 gegen Fürth

Die Geister-Meister: Noch ein Ziel fürs letzte Spiel

In der Krise schlug die Stunde des Marketings. Weil Zuschauereinnahmen plötzlich fehlten, wurden die Mitarbeiter kreativ. Der VfL verkaufte Sondertrikots, Geisterspieltickets und einiges mehr. Am Sonntag waren sogar Fotos von Fans auf den Werbebanden zu sehen. Womöglich gibt es schon bald das nächste Angebot: T-Shirts mit dem Aufdruck „Geister-Meister 2020“. Denn nach dem 2:2 gegen Greuther Fürth ist klar: Die Bochumer sind und bleiben der punktbeste Zweitligist seit dem Ende der Corona-Pause.

Punkt gegen Fürth

Sicherheit im Hinblick auf das finanziell so wichtige TV-Geld herrscht vor dem letzten Spieltag allerdings noch nicht. Denn nur mit einem Sieg gegen Fürth wäre der siebte Tabellenplatz sicher gewesen – und der ist notwendig, um im TV-Ranking nicht abzurutschen. Doch weil der VfL noch den Ausgleich kassierte, wird es am kommenden Sonntag noch einmal spannend. Beim Tabellennachbarn in Hannover würde ein Unentschieden aber wohl schon ausreichen, um das letzte verbliebene Saisonziel zu erreichen. Für den VfL geht es um eine hohe sechsstellige Summe.

Notwendig ist dafür aber eine bessere Leistung als im Heimspiel gegen Greuther Fürth. Die Franken dominierten von Beginn an die Partie, waren schneller und wacher, agierten technisch auf einem hohen Niveau. Früh geriet der VfL in Rückstand und erholte sich davon erst gegen Ende der ersten Halbzeit, als Robert Tesche per Kopf das 1:1 erzielte. Vor allem in der Offensive lief es lange Zeit nicht rund. Auf fünf potenzielle Stammkräfte musste Trainer Thomas Reis in den vorderen Reihen verzichten. Während Thomas Eisfeld ähnlich wie in Aue noch recht ordentlich spielte, war von Tom Weilandt bei dessen Startelfcomeback kaum etwas zu sehen.

Trotzdem: Eine starke Phase erwischten die Gastgeber nach dem Seitenwechsel, als sie mehr Druck entfachten und sich schnell dafür belohnten. Jordi Osei-Tutu, neben Danilo Soares und Cristian Gamboa der beste Bochumer, umkurvte den Fürther Torhüter und brachte sein Team in Führung. Doch die Spielvereinigung gab nicht auf. Sebastian Ernst nutzte in der Schlussphase ein Abstimmungsproblem in der Bochumer Abwehr und sicherte seiner Mannschaft am Ende einen verdienten Punkt. Immerhin ist die Erfolgsserie des VfL damit nicht gerissen: Seit elf Spielen ist der Ruhrgebietsklub jetzt ungeschlagen.

Starker Endspurt

Dieser eindrucksvolle Endspurt hat den VfL überhaupt erst in die Lage gebracht, am letzten Spieltag „nur“ noch ums TV-Geld zu spielen. Anfang März, kurz vor der Saisonunterbrechung, galt der Verein noch als akut abstiegsgefährdet. Auch die Fans haben die positive Entwicklung zuletzt honoriert. So haben in den vergangenen Wochen rund 2.000 Dauerkarteninhaber auf eine Rückerstattung für vier Heimspiele verzichtet. Das ist ein weiterer Grund, warum der Kassensturz nach der Saison deutlich positiver ausfallen wird als zu Beginn der Corona-Krise befürchtet. Wird Bochum in der Endtabelle mindestens Siebter, wäre die Freude umso größer.

(Foto: Imago / Revierfoto)

2:1-Erfolg in Aue

Plötzlich ein Team: VfL macht Ausfälle vergessen

Mit Thomas Eisfeld hat beim Auswärtsspiel in Aue wohl kaum jemand gerechnet. Der Mittelfeldspieler rückte am Mittwochabend für den zuletzt starken Robert Zulj in die Startformation. Seit Monaten nahm Eisfeld beim VfL Bochum nur noch eine Außenseiterrolle ein. Doch nach einer halben Stunde besänftigte er seine Kritiker. Mit einem sehenswerten Schuss leitete er den 2:1-Sieg im Erzgebirge ein. Die außergewöhnliche Erfolgsserie des VfL Bochum geht damit weiter. Seit zehn Partien ist das Team von Trainer Thomas Reis jetzt ungeschlagen, in sieben Geisterspielen gab es fünf Siege und zwei Unentschieden. Jetzt ist der Klassenerhalt auch rechnerisch sicher. Die Souveränität der Bochumer bleibt beeindruckend, ebenso ihre Effizienz und die neue innere Geschlossenheit.

Reis rotiert in Englischer Woche

Phasenweise entsteht der Eindruck, die Mannschaft wäre im März ausgewechselt worden – oder die Trainer haben hinter verschlossenen Toren ein wahres Wunder bewirkt. Auch in Aue hat der VfL bewiesen, dass selbst eine kleine Personal-Rotation kein Problem mehr ist. Das Team funktioniert. Thomas Reis hatte mit Cristian Gamboa, Robert Tesche und Robert Zulj auf drei Stammkräfte freiwillig verzichtet, dazu fehlten die Top-Scorer Silvere Ganvoula, Danny Blum und Simon Zoller verletzt. „Es zeichnet uns gerade aus, dass wir Ausfälle gut kompensieren können“, bestätigt Thomas Reis den Eindruck vieler Beobachter, tut sich mit einer Analyse aber schwer: „Das ist gar nicht so leicht zu erklären. Klar ist natürlich, dass mit jedem Sieg das Selbstvertrauen wächst.“ Was übersetzt bedeutet, dass es im Erfolgsfall deutlich leichter ist, einzelne Spieler zu ersetzen.  

Nur der Platzverweis störte am Ende

Anlaufprobleme zeigte der VfL in Aue nur kurz. „In der ersten Viertelstunde waren wir nicht richtig auf dem Platz, unser Spiel war zu statisch“, bemängelt Reis. „Aber danach hat es die Mannschaft besser gemacht, wir hatten mehr Läufe in die Tiefe. Das Tor war der Dosenöffner.“ Eisfelds Tor hatte der flinke Jordi Osei-Tutu vorgelegt. Kurz vor der Pause baute Anthony Losilla die Führung sogar noch aus. Im zweiten Durchgang beschränkte sich der VfL dann auf das Notwendigste, ließ dabei aber kaum etwas anbrennen. Der Anschlusstreffer war nur noch Ergebniskosmetik, der Platzverweis gegen den ohnehin schwachen Milos Pantovic störte da schon eher. Bochums Offensivmann hatte kurz vor Schluss einen Gegenspieler ohne Not ausgebremst, Schiedsrichter Lasse Koslowski zückte die Rote Karte – eine harte Entscheidung.

Mit Weilandt gegen Greuther Fürth

Für Pantovic ist die Saison wahrscheinlich beendet, Rückkehrer gibt es vorerst keine. Doch das ermöglicht dem nächsten Ersatzspieler, sich möglichst nahtlos in das Team einzufügen. Beim letzten Heimspiel gegen Greuther Fürth am Sonntag dürfte Tom Weilandt im Mittelfeld starten. Viel mehr darf personell aber nicht mehr passieren. Maximal sechs Offensivspieler stehen für vier Positionen noch zur Verfügung, vor allem auf den Außenbahnen und im Angriff gibt es keine Alternativen. Womöglich rückt Moritz Römling deshalb in den Kader, denn der junge Linksverteidiger könnte notfalls auch offensiver spielen. Ein Hoffnungsträger bleibt Sebastian Maier, so er denn fit ist. Doch der technisch starke Spielmacher gehört eigentlich ins Zentrum. Und da hat neben Robert Zulj jetzt auch Thomas Eisfeld wieder ein Lebenszeichen gesendet.   

(Foto: Imago / Picture Point)