Nach Sieg im Pokal

Kader zu groß: VfL will noch Spieler abgeben

Fast ungewohnt souverän hat der VfL Bochum am Samstag seine erste Pflichtaufgabe der neuen Saison gelöst. Mit 3:0 schlug der klare Favorit den Oberligisten FV Engers. Zweimal in den vergangenen vier Jahren scheiterte der VfL schon in der ersten Pokalrunde an einem Amateurverein. Dieses Mal musste in Bochum niemand zittern. „Wir haben eine gute, seriöse Leistung abgerufen und nur eine wirkliche Chance zugelassen. Die Art und Weise war für das erste Saisonspiel völlig in Ordnung“, resümierte Trainer Thomas Reis. Sein Erkenntnisgewinn für den Ligastart gegen St. Pauli in knapp einer Woche dürfte sich angesichts des Klassenunterschieds jedoch in Grenzen gehalten haben.

Abgänge erwünscht

Immerhin: Debütant Gerrit Holtmann gehörte gemeinsam mit Kapitän Anthony Losilla und Robert Zulj zu den umtriebigsten Akteuren. Außerdem feierte Danny Blum nach langer Ausfallzeit und früher als erwartet sein Comeback im offensiven Mittelfeld.Genau dort herrscht momentan der größte Konkurrenzkampf im Bochumer Kader. Während sich das übrige Team derzeit mehr oder minder von selbst aufstellt, hat Thomas Reis hinter der alleinigen Sturmspitze die Qual der Wahl. Zehn Spieler kämpfen um drei Startelfplätze. Da der VfL seinen Kader mit 28 Lizenzspielern aus Kostengründen gerne noch verkleinern würde, wären Angebote für Streichkandidaten durchaus willkommen.

Namen nennt der VfL öffentlich nicht. Doch die Einsatzzeiten in der Vorbereitung und im Pokalspiel zeigen, wer es auch in den kommenden Wochen und Monaten schwer haben dürfte. Darunter sind mit Sebastian Maier und Tom Weilandt zwei Spieler, die auf der internen Gehaltstabelle eher weiter oben als unten anzusiedeln sind. Ihr zweifellos vorhandenes Potenzial haben sie zuletzt allenfalls andeuten können, wenn überhaupt. So ist Maier seit seiner Verpflichtung vor mehr als zwei Jahren immer wieder von Verletzungen geplagt. Die Folge: Hinter Robert Zulj und Thomas Eisfeld ist er nur noch Spielmacher Nummer drei – und auf anderen Positionen ist der 26-Jährige eher nicht zu sehen.

Leihgeschäfte möglich

Rätselhaft ist unterdessen der rapide Leistungsabfall von Tom Weilandt. Nach einer starken Saison 2018/19 baute er kontinuierlich ab und konnte zuletzt nicht mehr an seine guten Auftritte anknüpfen. An seiner Situation hat sich im Sommer auch nichts geändert. Das Problem: Weilandt hat just in seiner stärksten Phase im Frühjahr 2019 einen neuen Dreijahresvertrag unterschrieben, was ihn als noch länger an den VfL bindet. Ihm wie auch Maier würde der VfL im Falle eines Angebots wohl keine Steine in den Weg legen. Gleiches gilt für Baris Ekincier. Der Youngster ist noch bis 2022 an den Verein gebunden und kommt somit auch für ein Leihgeschäft infrage.

(Foto: Firo Sportphoto)

Neue Saison

In eigener Sache: Ein Blick zurück, ein Blick voraus

Am Wochenende geht es wieder ins Stadion. Das ist ein Satz, der momentan keinem von euch über die Lippen kommt – allerhöchstens, wenn ihr beruflich mit dem Fußball und dem VfL Bochum zu tun habt. Seit einem halben Jahr stellt das neue Corona-Virus unser Leben ziemlich auf den Kopf. Ein Ende der Pandemie ist leider noch nicht in Sicht.

Großes Interesse zuletzt

Die außergewöhnlichen Umstände haben natürlich auch Einfluss auf die Berichterstattung. Spiele live im Stadion zu verfolgen, Trainingseinheiten zu beobachten oder Spieler zu Interviews treffen – all das ist nicht unmöglich, aber schwieriger geworden. Auch die Themen sind andere. Es vergeht keine Woche, in der nicht nur über die Ergebnisse auf dem Rasen, sondern auch über die aus dem Labor gesprochen wird. Und es vergeht fast kein Tag, an dem nicht nur über die Aufstellung, sondern auch über Hygienekonzepte diskutiert wird.

Ich bin fast erstaunt darüber, aber zugleich dankbar und erfreut, dass euch dieser Themenwandel keineswegs abgeschreckt hat – ganz im Gegenteil. Die Abrufzahlen sind schon im März und erst recht seit dem Re-Start im Mai in die Höhe geschossen. 15 der 20 meistgelesenen Artikel seit der Portal-Gründung sind in den letzten drei Monaten erschienen. Allein im August haben wir mehr als 82.000 Textaufrufe verzeichnet, verteilt auf 15 Artikel.

Da diese Seite in erster Linie als Liebhaberprojekt ins Leben gerufen wurde, um die Medienvielfalt in Bochum zu erhalten, ist es wichtig, die knapp bemessene Zeit noch effektiver zu nutzen. Anhand der Klicks, aber auch der Rückmeldungen über die sozialen Netzwerke, per Mail oder in persönlichen Gesprächen steht fest, wofür sich die Mehrheit von euch interessiert und wofür weniger. Klar ist: Ein vollumfassendes Angebot ist nicht möglich, aber auch gar nicht gewünscht. Spielberichte oder die Aussagen der Spieler gibt es überall, meistens sogar schneller als hier.

Es wird in der neuen Saison also vorkommen, dass nicht zu jedem Spiel ein eigener Text erscheint, wenn es nichts Spannendes, Bahnbrechendes zu erzählen gibt. Auch Vorberichte haben euch kaum interessiert – Interviews und Einschätzungen, Personalnews und Hintergründe umso mehr. Das Credo lautet also: Weniger ist manchmal mehr. Es ist besser, vielleicht nur zwei Texte pro Woche zu veröffentlichen statt drei oder vier – dafür mit mehr Tiefgang und echtem Neuigkeitswert. Und keine Sorge: Kein wichtiges Thema fällt unter den Tisch.

Dank an alle Unterstützer

Auch optisch gibt es eine kleine Veränderung. Manchen von euch ist es bestimmt schon aufgefallen: Wir haben einen neuen Fotodienstleister. Seit Anfang September kommen in den meisten Fällen die Fotos der renommierten und vielfach ausgezeichneten Agentur „Firo Sportphoto“ zum Einsatz. Das passt doppelt und dreifach, weil nicht nur der Preis und die Leistung stimmen, sondern einer der beiden Gründer auch VfL-Fan ist.

An dieser Stelle gilt noch einmal ein Dank an den stillen Helfer und Fachmann im Hintergrund, an Daniel Busch, den technischen Betreuer dieser Seite – übrigens auch ein treuer VfL-Anhänger. Mit ihm gemeinsam steht das Projekt auf sicheren Füßen. Wenn euch diese Idee nach wie vor gefällt, ihr die Artikel regelmäßig lest und euch am Crowdfunding zur Gründung vielleicht nicht beteiligt habt, würden wir uns über eine kleine Zuwendung freuen. Schreibt dazu einfach eine kurze Mail an rentsch@vfl-magazin.de. Jede Unterstützung hilft auch in Zukunft dabei, diese Seite zu betreiben und mit Leben zu füllen.

Hoffen wir gemeinsam auf eine spannende, erfolgreiche und halbwegs normale Saison – möglichst bald mit euch im Stadion. Ein herzliches Glück auf!

(Foto: Firo Sportphoto)

Neuer Stürmer

Wundertüte? Novothny soll Ganvoula Druck machen

Stürmer, die vorher nur Insider kannten, hat der VfL Bochum in der Vergangenheit schon häufiger verpflichtet. Mal waren sie echte Entdeckungen, wie Stanislav Sestak oder Thomas Christiansen, mal falsche Hoffnungsträger, wie Nikoloz Gelashvili oder Ionel Gane. Bochums neuer Angreifer, aus Fansicht ebenfalls eine „Wundertüte“, möchte selbstverständlich zu den positiven Überraschungen gehören. Sein Name ist Soma Novothny, er ist 26 Jahre jung und kommt ablösefrei aus Ungarn an die Castroper Straße.

Robuster Zielspieler

Für zwei Jahre hat der VfL den Mittelstürmer verpflichtet, und Bochums Manager knüpft an diesen Transfer einige Erwartungen: „Soma Novothny hat viel Erfahrung in unterschiedlichen Ländern und Ligen gesammelt. Er ist ein robuster Zielspieler, der hart für die Mannschaft arbeitet und seine Qualitäten in der Box hat“, wird Sebastian Schindzielorz in einer Pressemitteilung zitiert. Darin betont er, dass Novothny nicht – wie von den Fans teilweise vermutet – als Ersatz für den angeblich wechselwilligen Silvere Ganvoula unter Vertrag genommen wurde.

Konkurrenzkampf im Angriff

Eher sollen sich die beiden um den Platz in der Sturmspitze streiten, Novothny den Konkurrenzkampf erhöhen. „Nach dem Weggang von Manuel Wintzheimer war diese Kaderposition offen“, erklärt Schindzielorz, der seine jüngste Neuerwerbung als Soforthilfe sieht. Novothny habe sich zuletzt mit und ohne Ball fit gehalten. Ein großer Trainingsrückstand sei deshalb nicht zu erwarten, obwohl er seit knapp zwei Monaten ohne Verein war. Bis Ende Juni hat Novothny in seiner Heimat für den Erstligisten Újpest FC gespielt, dann lief der Vertrag aus.

Viele Vereinswechsel

Davor hat Novothny ebenfalls in Ungarn, in der zweiten südkoreanischen Liga und für diverse Klubs in der dritten italienischen Liga gespielt. In einer wirklich starken Liga kam er also noch nicht zum Einsatz. Immerhin: In jungen Jahren sicherte sich der SSC Neapel die Transferrechte, von dort aus wurde er mehrfach verliehen. So richtig sesshaft wurde Novothny bislang nirgendwo, was sich jetzt ändern soll. Auf eine ähnliche Vita blickte schließlich auch Thomas Christiansen zurück, bevor er nach Bochum kam. Vielleicht ein gutes Omen.

(Foto: VfL Bochum 1848 / Tim Kramer)

0:3 gegen Schalke

„Wenig Mentalität“: Reis und Riemann warnen

Vor dem Testspiel des VfL Bochum am Samstag beim FC Schalke 04 herrschte kurz Unklarheit im Lager des Zweitligisten. Der griechische Fußballverband meldete einen Corona-Fall in seiner Nationalmannschaft. Das Problem: Auch der Bochumer Vasilios Lampropoulos befindet sich aktuell dort. Für Besorgnis sorgte die Tatsache, dass der Verteidiger das Spiel gegen Slowenien vor zwei Tagen verpasst hat. Die griechische „Gazzetta“ meldete daraufhin, dass Lampropoulos und ein weiterer Spieler wegen einer erhöhten Körpertemperatur vorsorglich vom Team isoliert wurden. Nun ergab eine Testreihe einen positiven Corona-Befund. Ein VfL-Sprecher gab am Samstagnachmittag aber Entwarnung: Lampropoulos sei nicht positiv auf das Corona-Virus getestet worden.

Drei Gegentore im ersten Durchgang

Die Generalprobe vor dem Saisonstart musste der VfL natürlich trotzdem ohne ihn bestreiten. Insgesamt neun Spieler fehlten, acht potenzielle Stammkräfte standen trotzdem auf dem Feld. Einzig die Abwehrreihe wurde deutlich verjüngt – stellenweise sahen die 300 Zuschauer im alten, umgebauten Parkstadion das auch. Die Bochumer hatten von Beginn an große Probleme. Allerdings fehlte dem VfL schon im Mittelfeld der Zugriff, keiner erreichte seine Normalform. Schalke stürmte überraschend flott nach vorne, war stets einen Schritt schneller und wacher. Nach 25 Minuten fiel das verdiente 1:0, die Treffer zwei und drei folgten sogleich. Der VfL kam hingegen zu keiner einzigen Torchance. Erst in der zweiten Hälfte wurde die Leistung etwas besser, doch viele Mängel blieben. Immerhin: Das Ergebnis veränderte sich nicht mehr.

Trainer und Torwart unzufrieden

Entsprechend unzufrieden war Thomas Reis nach der 0:3-Pleite: „In diesem Spiel war vieles von dem, was wir uns vorstellen, nicht erkennbar. Wir haben Larifari gespielt, wenig Mentalität gezeigt. Das war eine misslungene Generalprobe“, sagte der VfL-Trainer. Torhüter Manuel Riemann regte sich während des Spiels einmal so sehr auf, dass er ein Stück Rasen durch die Gegend warf. Auch nach dem Schlusspfiff sank sein Puls nur langsam. „Die, die dachten, dass sie mit Dortmund mithalten könnten, wurden auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt“, warnt der Schlussmann vor zu viel Leichtsinn und Selbstüberschätzung. Taktisch stellte er fest, dass wir „immer wieder Probleme gegen Mannschaften haben, die im Mittelfeld konsequent pressen und den Körper geschickt reinstellen.“

Hoffen auf Leitsch und Lampropoulos

Die Notwendigkeit, wieder anders aufzutreten als in der Generalprobe, besteht schon in weniger als einer Woche. Dann trifft der VfL im DFB-Pokal auf den Fünftligisten FV Engers. Das Heimrecht wurde getauscht, das erste Pflichtspiel der neuen Saison findet also im Ruhrstadion statt. Thomas Reis hofft bis dahin auf eine ruhige Woche. Denn mit zwei Corona-Fällen, einem abgesagten Trainingslager, nur fünf statt sieben Testspielen sowie zahlreichen Ausfällen verlief die Saisonvorbereitung keineswegs störungsfrei. Besonders die beiden etatmäßigen Innenverteidiger, Maxim Leitsch und Vasilios Lampropoulos, werden sehnlichst zurückerwartet. Denn Armel Bella Kotchap fehlt gegen Engers gesperrt, und Saulo Decarli ist immer noch verletzt.

(Foto: Firo Sportphoto)

VfL-Geschäftsführer

Interview: Kaenzig über Fans, Verluste & Transfers

In der Corona-Krise ist Ilja Kaenzig mehr denn je in den Fokus gerückt. Der Geschäftsführer des VfL Bochum, auch zuständig für die Finanzen, muss eine wirtschaftlich schwierige Situation meistern. In vielen Bereichen verzeichnet der VfL teils erhebliche Einbußen. Wie Kaenzig und seine Kollegen damit umgehen, was auf dem Transfermarkt trotzdem noch möglich ist und warum er vorerst nicht mit einer Fan-Rückkehr in die Stadien rechnet, verrät er im folgenden Interview.

Herr Kaenzig, schon Anfang April sagten Sie, Bundesligaspiele mit Zuschauern würde es im Jahr 2020 nicht mehr geben. Waren Sie da Pessimist oder Realist?

Diese Aussage war eine nüchterne Feststellung. Wir können die pandemische Lage nicht beeinflussen. Es liegt ja nicht an fehlenden Konzepten, dass wir nicht wieder vor unseren Fans spielen können. Sondern daran, dass uns das Infektionsgeschehen daran hindert, sie umzusetzen.

Was bedeutet das für die Planungen beim VfL Bochum?

Schon seit März rechnen wir so, dass wir bis zum Ende des Jahres ohne Zuschauer spielen. Zwischenzeitlich ist Hoffnung aufgekommen, dass sich die Lage vielleicht schneller entspannen könnte. Aber Stand jetzt müssen wir davon ausgehen, dass auch die neue Saison zunächst ohne Fans in den Stadien beginnt.

Aber kann der VfL weiter auf Zuschauereinnahmen verzichten – schlimmstenfalls eine ganze Saison lang?

Wir haben die Hoffnung, dass sich die Situation im Laufe der Saison verbessert. Der Aufwand, vor einer reduzierten Kulisse zu spielen, wäre ohnehin enorm. Aber es geht hier um einen emotionalen Effekt, nicht um den wirtschaftlichen Gewinn. 

Das erste Geschäftsjahr, das teilweise unter dem Einfluss der Pandemie stand, ist seit dem 30. Juni 2020 beendet. Wie groß wird denn der Schrecken für die Mitglieder sein, wenn Sie im Herbst die Zahlen präsentieren? 

Konkrete Zahlen werden wir erst am 20. Oktober in der virtuellen Mitgliederversammlung nennen. Aber klar ist, dass der Schaden durch die Corona-Krise in die Millionen geht. Das gilt jedoch für alle Profiklubs. Der Corona-Effekt wird in der jetzt laufenden, neuen Saison noch deutlicher zu Buche schlagen. Im Geschäftsjahr, das zum 30. Juni 2020 abgeschlossen wurde, waren ja nur vier Corona-Monate enthalten. Vorher gab es acht Monate im Normalbetrieb. Das wird jetzt anders sein.

Welche Gelder sind dem VfL denn konkret weggebrochen? Zum Beispiel bei den Sponsoren.

Wir haben mit all unseren Partnern gesprochen. Erfreulich ist: Wir haben immer Lösungen gefunden, entweder in Form einer Kompensation oder sogar mit Verzicht auf eine Rückforderung. Und dies, obwohl ja nicht nur die Fußballbranche von der Corona-Krise betroffen ist. Das hat uns sehr geholfen.

Und wie schaut es für die neue Saison aus?

Wir freuen uns, dass uns quasi alle Partner die Treue halten. Exemplarisch nenne ich an dieser Stelle die Stadtwerke, die ihren Vertrag bis 2023 verlängert haben. Ein starkes Zeichen, wofür wir enorm dankbar sind. Auch unser Ärmelsponsor, die Viactiv-Krankenkasse, ist an Bord geblieben. Trotzdem: Im Bereich der Vermarktung wird uns auch eine Millionensumme fehlen. Das ist deshalb keine Überraschung, weil wir einige Leistungen aktuell gar nicht erbringen können.

Die TV-Gelder sind in der Corona-Krise zu einer Art Lebensversicherung geworden.

Deswegen waren die Spiele ohne Zuschauer notwendig. Es ging ja auch darum, den TV-Partnern zu helfen, die zukünftig wieder für die Rechte bieten sollen. Aber es ist nicht so, dass wir jetzt das Fernsehgeld bekommen, mit dem wir vor der Krise gerechnet haben. Auch da tut es wirtschaftlich richtig weh. 

Was heißt das genau?

Es gab auch für die DFL Verluste, die jetzt an die Vereine in Form einer reduzierten Ausschüttung weitergegeben werden. Das bedeutet für die Saison 2020/21, dass eine Ausschüttung aus nationalen Rechten von 1,4 Milliarden Euro geplant war, aber nur 1,2 Milliarden Euro fließen werden. Das wirkt sich natürlich auch auf unsere Zahlen aus. Und in der kommenden Saison wird es nicht besser.

Weil dann der neue TV-Vertrag gilt – mit einer niedrigeren Gesamtsumme.

Das Ende der Ausschreibung und die Vergabe der TV-Rechte fielen genau in die Corona-Zeit. Im Vorfeld wurde ja eher eine Steigerung der Einnahmen erwartet – doch das Gegenteil ist das Fall. In der Saison 2021/22 wird etwa eine Milliarde Euro an die Klubs ausgeschüttet. Das ist ein weiterer Rückgang. Wir werden so gesehen um einige Jahre zurückgeworfen. Auch das wird sich in unseren Planungen niederschlagen müssen. Aber auch da gilt: Dieses Problem haben wir nicht exklusiv. Und: Trotzdem ist es immer noch ein richtig gutes Ergebnis der DFL. Andere Ligen werden ihre TV-Verträge erst noch verlängern und dann deutlich höhere Abschläge in Kauf nehmen müssen. Die Konsequenzen daraus werden auch auf dem Transfermarkt zu beobachten sein.

Warum verzichtet der VfL bislang auf einen Dauerkartenverkauf?

Weil wir das aus unserer Sicht nicht für richtig halten. Auch wenn andere Klubs dies praktizieren und teilweise auch recht dreist verkaufen. Wir wollten dies schlichtweg nicht. Unsere Fans sind keine Bank, von denen wir uns Geld leihen wollen. Auch wenn es sicher Anhänger geben würde, die sich aus Verbundenheit eine Dauerkarte kaufen würden. Kurz gesagt: Wir wollen ihre Liebe zum Verein nicht ausnutzen.

Viele Fans haben in der vergangenen Saison auf eine Rückerstattung ihrer Dauerkarte verzichtet, obwohl sie vier Spiele verpasst haben. Hat dem VfL das wenigstens geholfen?

Die Zahl geht in Richtung eines siebenstelligen Betrags, wenn man auch Wohnzimmertickets oder Sondertrikots berücksichtigt. Das ist eine Form der Wertschätzung, für die wir eine sehr große Dankbarkeit empfinden und dies auch immer wieder zum Ausdruck gebracht haben. Das zeigt: Die Bochumer Fußball-Gemeinde und Gemeinschaft hält zusammen. Das ist wirklich beeindruckend und ich bin mir sicher, dass uns dies auch in Zukunft helfen wird. Deshalb wollen wir das nicht überstrapazieren. Sonst holt uns das irgendwann ein.

Die Verluste sind trotzdem in allen Bereichen erheblich. Wie wollen Sie das kompensieren?

Wir werden den wirtschaftlichen Schaden nicht sofort, sondern nur über die Jahre korrigieren können. Denn so massiv und so schnell lassen sich die Aufwendungen gar nicht zurückfahren. Wir müssen beim Sparen die Balance finden. Denn wir wollen trotzdem konkurrenzfähig bleiben, auf und neben dem Platz. Bauen wir Strukturen ab, bremsen wir unsere Entwicklung, auch unser Wachstum. Dann fehlen uns mittel- und langfristig wieder Einnahmen.

Wird der VfL schon in diesem Sommer Spieler verkaufen müssen, um die Verluste auszugleichen?

Die Corona-Schäden sind da, aber wir sind nicht gezwungen, durch Transfers die Liquidität oder gar das Überleben zu sichern. Wir haben also keinen direkten Zwang, was nicht heißt, dass wir etwas ausschließen können. Denn zum einen sind Transfers tatsächlich eine Möglichkeit, um Verluste aufzufangen – und das erwarten unsere Kreditgeber schließlich auch von uns. Und zum anderen sollte jedem klar sein, dass es Spieler gibt, die wir nicht ewig halten können und deren Wertsteigerung wir auch nutzen müssen. So wie es der VfL in seiner Historie immer praktiziert hat.

Und wie schaut es mit weiteren Verstärkungen aus?

Wir werden eine schlagkräftige Mannschaft zusammenstellen, ohne dafür ins Risiko zu gehen. Nennen wir es kontrollierte Offensive. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir auch etwas dafür tun. Wir strecken uns, spinnen aber nicht rum oder werden unvernünftig. Darauf können sich unsere Fans verlassen.

(Foto: Imago / Team 2)

Frisches Geld durch Transfers?

„Wertsteigerung nutzen“: VfL-Duo könnte noch gehen

Im Testspiel gegen Borussia Dortmund vor ein paar Tagen hat Silvere Ganvoula mal wieder Werbung in eigener Sache betrieben. Bochums Angreifer zeigte sich von seiner besten Seite, er war präsent und torgefährlich. Zwei Tore hat er selbst erzielt, einen weiteren Treffer vorbereitet. Wie lange er noch das Trikot das VfL Bochum tragen wird, kann niemand genau sagen. Wechselgerüchte halten sich weiter hartnäckig. Allerdings liegt dem VfL derzeit kein konkretes Angebot vor, bei dem die Verantwortlichen zuschlagen müssten.

Kaenzig schließt nicht aus

Doch Transfers sind noch bis zum 5. Oktober möglich, die Lage kann sich jederzeit verändern. Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum, betont zwar, dass es aus wirtschaftlichen Gründen „keinen Zwang“ gebe, jemanden noch in diesem Jahr zu verkaufen, doch „das heißt nicht, dass wir etwas ausschließen können.“ Hintergrund ist, dass der VfL bedingt durch die Corona-Pandemie in vielen Bereichen geringere Einnahmen verzeichnet. Mehr dazu verrät Kaenzig im „Tief im Westen“-Interview, das am Donnerstagabend hier auf dieser Seite erscheint.  

Mit Blick auf die Finanzen ist deshalb klar: „Transfers sind eine Möglichkeit, um Verluste aufzufangen – und das erwarten unsere Kreditgeber auch von uns.“ Den Fans möchte er keine falschen Hoffnungen machen, nicht jeder Leistungsträger oder Spieler mit Potenzial werde dauerhaft beim VfL bleiben. Deshalb sagt Kaenzig offen und ehrlich: „Jedem sollte klar sein, dass es Spieler gibt, die wir nicht ewig halten können und deren Wertsteigerung wir auch nutzen müssen.“ Heißt übersetzt: Gibt es passende Angebote, kann der VfL kaum Nein sagen.

Langfristige Verträge

Das gilt auch bei Armel Bella Kotchap. Der erst 18-jährige Innenverteidiger wird schon seit Monaten mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Englische Journalisten berichteten zuletzt über einen bevorstehenden Wechsel zum Premier-League-Klub Crystal Palace. Interesse gibt es tatsächlich, ein gutes Angebot aber noch nicht. Im Idealfall erhofft sich der VfL auch einen Bieterwettbewerb, um trotz der Corona-Krise eine angemessene Ablöse zu kassieren. Allgemein herrscht auf dem Transfermarkt noch Zurückhaltung, ein Preisverfall zeichnet sich ab.

Zumindest die Vertragssituation bringt den VfL aber in eine komfortable Verhandlungsposition. Bella Kotchap ist noch bis 2024 an den Verein gebunden, Ganvoula bis 2023. Und neben wirtschaftlichen Argumenten sind auch sportliche Aspekte zu berücksichtigen. Ganvoula ist derzeit der einzige Mittelstürmer im Kader der VfL und ein Schlüsselspieler. Für ihn müsste es im Falle eines Wechsels einen möglichst gleichwertigen Ersatz geben. Bella Kotchap gehört dagegen vorerst nicht zum Stammpersonal, dafür ist er jünger und sein Potenzial vermutlich größer.

(Foto: Firo Sportphoto)

VfL-Fans helfen

Spendenlauf großer Erfolg: Henry Wahlig sagt Danke

VfL-Fan Henry Wahlig ist mit seiner „Walking Challenge“ in den letzten Wochen auf eine riesige Resonanz gestoßen. Seine Aktion, trotz seiner HSP-Erkrankung in 14 Tagen mindestens 18,48 Kilometer rund um das Bochumer Ruhrstadion zu gehen, stieß auf eine unglaubliche Welle der Hilfsbereitschaft und Solidarität. Bis zum heutigen Tag fanden sich mehr als 250 Einzelspender, die über 22.000 € für die Tom Wahlig Stiftung gespendet haben.

Henry ist in den vergangenen zwei Wochen trotz seiner starken Gehbehinderung, die ihn im Alltag fast vollständig in den Rollstuhl zwingt, insgesamt gut 25 Kilometer gegangen. Damit hatte er das eigentliche Ziel seiner Challenge schon nach elf Tagen übertroffen. Für die Gesamtstrecke war er knapp 26 Stunden an seinen Gehstöcken oder gestützt am Kinderwagen seiner Tochter in Bochum unterwegs. Einmal durfte er sogar durch das Ruhrstadion laufen.

VfL-Fans unterstützen ihn

Besonders viele Unterstützer fand Henry in Reihen seines Lieblingsvereins, des VfL Bochum. Zahlreiche Anhänger, Fanclubs und auch der Verein selbst unterstützten Henry bei seinem großen Ziel, Spendengelder zur Erforschung seiner bislang unheilbaren Erkrankung zu finden. Am Abschlusstag gratulierte auch Thomas Eiskirch, Oberbürgermeister der Stadt Bochum, Henry persönlich vor dem Ruhrstadion zur gelungenen Aktion.

Henry Wahlig zeigt sich über den Verlauf seiner Challenge rundum glücklich: „Ich bin schier überwältigt, wie viele Menschen wir mit dieser Idee erreicht haben. Ich danke für jede Spende, jeden unterstützenden Kommentar in den sozialen Medien und jeden aufmunternden Gruß von Passanten auf der Straße. Diese große Unterstützung hat mich auf meinem langen und für mich extrem anstrengenden Weg getragen. Ich hoffe sehr, dass wir das gestiegene Bewusstsein für Menschen mit Behinderungen nun auch mit in den Alltag nehmen können.“

Spenden für die Aktion sind weiterhin unter www.hsp-info.de möglich.

(Pressetext Tom Wahlig Stiftung / Foto: Nils Eden)