Wegen Corona-Lage

VfL Bochum will über Gehaltsverzicht sprechen

Erste Unruhe im Umfeld möchte der VfL Bochum im Keim ersticken. Das gelingt wohl nur mit einem Heimsieg am Sonntag gegen Erzgebirge Aue. Unabhängig vom Ausgang der Partie dürfte es im Bochumer Ruhrstadion allerdings ziemlich still bleiben. Wegen steigender Corona-Zahlen sind nur 300 Zuschauer zugelassen.

Chance für Novothny und Chibsah?

Trainer Thomas Reis fordert auch unter diesen Bedingungen eine Antwort auf den enttäuschenden Auftritt in der vergangenen Woche. „Ich erwarte, dass meine Spieler eine Reaktion zeigen. Sie müssen zeigen, dass die Leistung in Braunschweig ein Ausrutscher war. Das hat mir im Training noch gefehlt. Da musste ich auch mal laut werden“, sagte er in der Pressekonferenz vor der Partie.

Reis nahm dabei Bezug auf eine Übungseinheit am Mittwoch, die ihm überhaupt nicht gefiel, was er auch öffentlich kundgetan hat. „Wir haben das jetzt geklärt. Die Trainingseinheiten danach waren schon viel besser. Wichtig ist aber, dass wir am Sonntag gegen Aue voll da sind.“ Reis will den ersten Heimsieg der Saison wohl mit einer veränderten Startelf einfahren. Mit Gerrit Holtmann, Soma Novothny und Raman Chibsah drängen gleich drei Neuzugänge ins Team, die zuletzt noch wenig oder gar nicht gespielt haben.

Werden die Spieler auf Geld verzichten?

Nicht wegen ihrer Leistung, wohl aber wegen der wirtschaftlich angespannten Situation kommt auf die Profis in den nächsten Wochen noch ein ganz anderes Thema zu. Die Verantwortlichen wollen die Möglichkeiten eines Gehaltsverzichts ausloten, um die Corona-Krise besser zu bewältigen. Schon im Frühjahr hatten die Profis für drei Monate auf rund 10 Prozent ihrer Bezüge verzichtet.

Das würde dem Klub auch in dieser Saison helfen. Der Verein plant für das Geschäftsjahr 2020/21 einen Umsatzrückgang von 6,7 Millionen Euro bedingt durch die Pandemie. „Wir werden uns mit den Thema Gehaltsverzicht beschäftigen und den Dialog mit unseren Spielern suchen“, kündigte Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz nun an, will im Hinblick auf den Zeitraum und die Größenordnung aber noch nichts vorwegnehmen: „Wir müssen dann gucken, ob wir einen gemeinsamen Nenner finden.“

(Foto: Firo Sportphoto)

Mitgliederversammlung

10 Millionen Euro weniger: So managt der VfL die Krise

Die laufende Saison ist durchfinanziert. Das war eine der Kernbotschaften von Geschäftsführer Ilja Kaenzig bei der rund vierstündigen Mitgliederversammlung des VfL Bochum am Dienstagabend, die wegen der Corona-Pandemie nur in virtueller Form stattfand. Eine Einschränkung musste der 47-Jährige allerdings machen. „Entscheidend ist, dass wir spielen dürfen“, betonte Kaenzig. Nur dann fließen die überlebenswichtigen TV-Gelder. Doch von einer Einstellung des Spielbetriebs gehen die Verantwortlichen trotz steigender Corona-Zahlen nicht aus.

Nur Zuschauer dürfen wohl vorerst nicht mehr in die Stadien. Der VfL Bochum hat entsprechend konservativ bis zum kommenden Sommer geplant. „Wir rechnen bis dahin mit keinem Cent Ertrag aus dem Ticketing“, erklärte Kaenzig den rund 1.100 teilnehmenden Mitgliedern. Die pandemiebedingten Umsatzverluste in der vergangenen Saison beziffern sich auf rund 2,5 Millionen Euro. „Mehr als das Doppelte“, nämlich 6,7 Millionen Euro, werden es wohl in diesem Geschäftsjahr sein. Neben Zuschauereinnahmen fehlen vor allem Sponsorengelder.

Kaenzig bedankte sich deshalb ausdrücklich bei denen, die in der vergangenen Saison auf eine Rückerstattung ihrer teils nicht mehr nutzbaren Dauerkarte verzichtet haben. Nur 13 Prozent der Fans wollten ihr Geld wiederhaben. Wintertransfers und Steuernachzahlungen haben zu weiteren ungeplanten Belastungen geführt. Unterm Strich steht für das Geschäftsjahr 2019/20 ein Minus von 3,1 Millionen Euro. Für die laufende Saison plant der VfL mit Aufwendungen von fast 7,6 Millionen Euro, die nicht durch Erträge gedeckt sind. Das ergibt einen Fehlbetrag von 10,6 Millionen Euro.

Kredit zur Überbrückung

Trotz vieler roter Zahlen beruhigte Kaenzig die Mitglieder, dass die Existenz des Klubs nicht gefährdet sei. Dem VfL drohe keine Zahlungsunfähigkeit. Die Liquidität sei durch Fremdkapital vorerst gesichert. Die Hauptrolle spielt dabei ein KfW-Darlehen in Höhe von 6 Millionen Euro, der binnen sechs Jahren verbindlich zurückgezahlt werden muss, bis 2022 aber tilgungsfrei ist. De facto haftet dabei sogar der Staat, sollte der VfL dieser Verpflichtung nicht nachkommen können. Dazu soll es aber gar nicht erst kommen. Die Verantwortlichen sind trotz der unsicheren Lage optimistisch.

Bemerkenswert ist, dass sich die Einsparungen trotz der stark gesunkenen Einnahmen in Grenzen halten. Der Lizenzspieleretat wurde nur minimal gesenkt. Insgesamt setzt der Klub „auf eine kontrollierte Offensive.“ Kaenzig begründet dies damit, dass es kontraproduktiv sei, ausgerechnet im sportlichen Bereich die Ausgaben zu senken. Dieser sei vor allem im Erfolgsfall der Motor, der auch weitere Einnahmen generiere. Außerdem möchte der VfL organisatorisch wie personell bei einer Rückkehr in den Regelbetrieb wieder voll handlungsfähig sein.

Letzten Endes befinde sich der VfL ja auch in prominenter Gesellschaft. „Es gibt keinen Klub, der die Folgen der Pandemie nicht spürt“, sagte Kaenzig und lobte dabei vor allem die DFL und die Politik. „Der deutsche Fußball ist bislang am besten durch die Krise gekommen.“ Sebastian Schindzielorz ließ bei seiner Rede zuvor ebenfalls Zuversicht durchblicken. Im Hinblick auf die schwierige wirtschaftliche Lage sei es ein Vorteil, über Spieler zu verfügen, die dem VfL eines Tages größere Ablösesummen bescheren könnten. Voreilige Transfers unter Wert seien nicht geplant.

(Foto: VfL Bochum 1848)

Hygienekonzept wird ignoriert

Disziplinlos: VfL-Profis gefährden den Spielbetrieb

Hinweise aus der obersten Etage verhallen bei Teilen der Mannschaft offensichtlich wirkungslos. Erst am vergangenen Donnerstag hatte VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz noch einmal öffentlich auf das Hygienekonzept der DFL hingewiesen. Angesichts rasant steigender Corona–Zahlen sind auch die Profis zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. In Bochum steigt die sogenannte Inzidenzzahl praktisch täglich. Aktuell sind deutlich mehr als 300 Menschen in der Stadt mit dem Virus infiziert.

An mehreren Zweitliga-Standorten gab es in jüngster Zeit auch in der Kabine wieder Corona-Fälle. Zwei Spiele mussten deshalb verlegt werden. Genau das will der VfL Bochum möglichst verhindern. Auf die Mithilfe seiner Fußballprofis können die Bosse aber nur bedingt zählen. Immer wieder stellen Spieler ihre Achtlosigkeit und Verstöße gegen das Hygienekonzept sogar öffentlich zur Schau. So postete Silvere Ganvoula zuletzt Fotos von einem Türkei-Trip, bei dem er ungeschützt mit Freunden unterwegs war. Danny Blum zeigte zu Wochenbeginn Aufnahmen aus einem Schönheitssalon – ebenfalls ohne Maske. Es waren nicht die einzigen Postings dieser Art.

Schindzielorz spricht von Vorbildfunktion

In der Führungsetage beim VfL sieht man das ganz und gar nicht gern. „Wir können das nicht gutheißen“, sagte Schindzielorz zuletzt. „Die Spieler haben eine Vorbildfunktion, der sie gerade jetzt gerecht werden müssen. Wenn wir das sehen, werden wir mit aller Schärfe darauf hinweisen.“ So sieht das DFL-Konzept vor, nicht notwendige Kontakte unbedingt zu vermeiden. Dass nicht jedes Detail zu jeder Zeit beachtet werden kann, mag nachvollziehbar sein. Auch sind Ansteckungen trotz maximaler Vorsicht nicht komplett ausschließen. Doch allzu großer Leichtsinn kann fatale Folgen für den ganzen Verein haben. Denn jeder Corona-Fall kann den Spielbetrieb vorübergehend gefährden, was sowohl sportlich als auch wirtschaftlich Konsequenzen hätte.

Gerade Blum sollte trotz seiner möglichen Immunität dazugelernt haben. In der Sommerpause war er der erste VfL-Profi, der sich mit dem Corona-Virus angesteckt hat. Zuvor hatte er mehrfach Fotos aus seinem Urlaub in Risikogebieten gepostet, ohne dabei auf Abstände zu Freunden zu achten. Ob Blum sich genau dabei infiziert hat, ist zwar nicht bekannt, doch er verpasste anschließend einen wichtigen Teil der Saisonvorbereitung. Im Laufe derer gab es beim VfL einen weiteren positiven Fall mit anschließender Quarantäne für mehrere Kontaktpersonen. Neben einem Testspiel musste sogar das Trainingslager abgesagt werden.

Klub handelt eigentlich vorbildlich

Bei aller Kritik an dem Verhalten einzelner Spieler verdient ein Großteil des Klubs aber auch ein Lob. Denn grundsätzlich können sich die Verantwortlichen in der Pandemie bislang keine Vorwürfe machen, denn sie handeln vorbildlich. Seit März werden die Vorgaben und Empfehlungen konsequent umgesetzt. Die Mitarbeiter der Geschäftsstelle stecken viel Zeit in die Umsetzung von Hygienevorschriften. Teilweise gehen die Bochumer Regeln sogar über das hinaus, was die DFL, die Stadt oder das Land vorschreiben. Jetzt müssen nur noch alle Spieler mitziehen…

(Foto: Firo Sportphoto)

Fairplay-Wirrwarr in Braunschweig

Bochumer Bewerbung für den Friedensnobelpreis

Für Fairplay gibt es keine Punkte. Das muss die Mannschaft des VfL Bochum offensichtlich noch lernen. Mit einer ehrenwerten, aber nicht zwingend notwendigen Aktion hat sich die Mannschaft am Samstag bei der 1:2-Niederlage in Braunschweig selbst geschadet. Nach einem Platzverweis gegen den Ex-Bochumer Felix Dornebusch, der den Ball als Torwart außerhalb seines Strafraums mit dem Arm berührte, verzichtete der VfL auf den fälligen Freistoß. 80 Sekunden später fiel nach einer Braunschweiger Ecke das 1:2. Und die gab es nur, weil Torhüter Manuel Riemann in der Szene zuvor völlig falsch postiert war. Angreifer Simon Zoller erklärte später, warum seine Kollegen den Freistoß nach der Roten Karten nicht richtig ausgeführt haben.

„Wir wollten den Ball nach einer anderen Fairplay-Aktion zurückgeben. Ich mache also den Einwurf, sie spielen den Ball vom Verteidiger zurück zum Torwart, aber Silvere Ganvoula attackiert direkt. Das wollten wir nicht und haben deshalb versucht, dass der Schiedsrichter die Karte zurücknimmt, aber das ging nicht. Das war maximal unglücklich“, sagte Zoller. Allerdings kann Ganvoulas Aktion unterschiedlich bewertet werden. Denn der Ball ging nach dem Einwurf bereits zum Gegner, der dann ungestört einen verunglückten Rückpass spielte und seinen Torwart in Gefahr brachte. Ganvoula sah darin eine neue Spielsituation. Sein Einsatz war grenzwertig, aber nicht komplett unfair. Es folgte eine längere Rudelbildung, bei der es dem schlichtenden Dornebusch und Robert Zulj zu verdanken war, dass nicht auch noch ein Bochumer vom Platz flog.

Zu passiv und ohne Elan

Diese wilden fünf Minuten inklusive Bewerbung für den Friedensnobelpreis waren allerdings nicht der einzige Grund für die erste Bochumer Saisonniederlage. Spielbestimmend war das Team von Trainer Thomas Reis lediglich in der ersten Viertelstunde, als Simon Zoller nach einem feinen Zuspiel von Robert Zulj das 1:0 erzielte. Als sich die Hausherren davon erholt hatten, waren sie deutlich engagierter. Dem VfL dagegen fehlte völlig der Elan. Von mehr Torgefahr, die Reis zuletzt gefordert hatte, war wenig zu sehen; auch nicht von Danny Blum, der neu ins Team gekommen war. Die Bochumer Passivität führte schon in der ersten Halbzeit zum Ausgleich. Ein ausgeprägter Siegeswille war irgendwie nicht erkennbar. So ist der VfL noch weit von der guten Form des Frühlings entfernt.

Die von den Verantwortlichen oft erwähnte personelle Kontinuität scheint jedenfalls kein Vorteil in dieser frühen Saisonphase zu sein. Beim VfL stand kein einziger Neuzugang in der Startelf. Automatismen und Aktionen, die auf Eingespieltheit hindeuten, waren nicht zu erkennen. Dass Trainer Reis trotz der schwachen Vorstellung erneut sehr spät wechselte, kann zwei Gründe haben: Entweder, dass der Fußballlehrer damit überfordert ist, während einer Partie die richtigen Impulse zu setzen. Oder aber, dass die sechs Sommerneuzugänge offensichtlich noch keine große Hilfe sind. Einzig Soma Novothny und Gerrit Holtmann kamen am Ende noch in die Partie. Doch trotz der Überzahl wurde der VfL nur noch selten gefährlich.

Vier Spiele, fünf Punkte

War Thomas Reis zuletzt noch einigermaßen zufrieden mit dem Saisonstart, muss er nach vier Spieltagen konstatieren, dass fünf Punkte und nur vier eigene Treffer eindeutig zu wenig sind. Zumal der VfL Bochum zum Auftakt absolut schlagbare Gegner erwischt hat, die nicht deshalb gepunktet haben, weil sie so gut waren, sondern weil der VfL zu harmlos blieb oder Geschenke verteilt hat. Das war nicht nur in Braunschweig so. Gegen St. Pauli gaben die Bochumer leichtfertig eine Zwei-Tore-Führung her, gegen Osnabrück hatten Trainer und Spieler keinen Mut, konsequent auf Sieg zu spielen. In dieser Verfassung hat der VfL nur im Fairplay-Ranking Chancen auf einen Spitzenplatz, nicht aber in der Zweitligatabelle.

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Corona-Zahlen steigen

VfL: Millionenverluste und wieder Geisterspiele

Die Corona-Infektionszahlen steigen, die Tendenz zeigt deutlich nach oben. Das gilt bundesweit und leider auch in Bochum. Mittlerweile wurde sogar schon der zweite kritische Schwellenwert überschritten. So gab es binnen einer Woche mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Bochum gilt damit als Corona-Risikogebiet. Die Stadt ist deshalb angehalten, Maßnahmen zur Pandemie-Bekämpfung zu ergreifen. Die betreffen auch den Sport und Großveranstaltungen. Bund und Länder geben dabei die Richtlinien vor. Konkret bedeutet das: Fußballspiele vor mehreren tausend Besuchern, wie sie zuletzt auch wieder im Ruhrstadion stattfinden durften, sind vorerst gestrichen. Die dürften nur dann stattfinden, wenn es in der gesamten Bochumer Bevölkerung weniger als 130 Neuinfektionen pro Woche gibt. Zuletzt waren es aber deutlich mehr.

2020 wohl keine Zuschauer mehr

Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL Bochum, rechnet deshalb wieder mit einer ganzen Reihe an Geisterspielen, sagte er auf Anfrage. Er gehe sogar davon aus, in diesem Jahr keinen zahlenden Zuschauer mehr im Ruhrstadion begrüßen zu dürfen. Das nächste Heimspiel ist für den 25. Oktober gegen Erzgebirge Aue angesetzt. Negative Auswirkungen hat die jüngste Entwicklung für den VfL zunächst aber nicht. Man habe schon vor Monaten angenommen, in diesem Jahr keine Ticketeinnahmen mehr verbuchen zu können, so Kaenzig. Die beiden Spiele gegen St. Pauli und Osnabrück, die vor Publikum ausgetragen wurden, hätten zwar neue Hoffnung gegeben, doch die sei nun wieder begraben worden.

Pandemie hat wirtschaftliche Folgen

Wegen der Pandemie muss am kommenden Dienstag (20.10.) auch die jährliche Mitgliederversammlung unter veränderten Rahmenbedingungen stattfinden. Der VfL setzt auf eine virtuelle Lösung. Die Berichte des Präsidiums und der Geschäftsführung werden somit per Video übertragen. Die Zahlen, die die Vereinsspitze präsentieren wird, sind dabei alles andere als erfreulich. Als Folge der Pandemie hat der VfL Bochum in der zurückliegenden Saison schmerzhafte Verluste eingefahren. Die Planzahlen für die aktuelle Saison sehen sogar noch größere Einbußen vor. Neben Ticketeinnahmen fehlen auch Sponsoren- und Fernsehgelder, jeweils im Millionenbereich. Sehr positive Entwicklungen gibt es immerhin beim Fanartikelverkauf und im eSports-Bereich. Damit können die Verluste allerdings nicht ansatzweise aufgefangen werden.

(Foto: Firo Sportphoto)

Stammkraft und gute Seele

„Vorbild für Integration“: VfL verhandelt mit Gamboa

Vor dem Heimspiel gegen den VfL Osnabrück hatten die Bochumer Fans ihren Spaß. Auf den Video-Leinwänden lief ein Film mit Cristian Gamboa. Der Costa Ricaner spielte Stadt-Land-Fluss in einer Fußballversion und schlug sich dabei mehr als tapfer. Das ist deshalb erwähnenswert, weil Gamboa alle Rätsel auf Deutsch löste. Seit seiner Verpflichtung vor etwas mehr als einem Jahr paukt der zweifache Familienvater fleißig Vokabeln – mit Erfolg. Gamboa kann sich schon wunderbar verständigen. 

Das führt dazu, dass der Rechtsverteidiger nicht nur unangefochtener Stammspieler im Team von Trainer Thomas Reis ist, sondern auch eine Art Sprachlehrer und gute Seele der Mannschaft. Weil Gamboa mehrere Sprachen beherrscht, hilft er nun auch denen, die in diesem Sommer neu dazugekommen sind. „Cristian ist ein Paradebeispiel für Integration. Er ist ein Vollprofi, auf und neben dem Platz“, sagt Manager Sebastian Schindzielorz. In der Kabine ist Gamboa äußerst beliebt, gilt als Spaßvogel, als freundlich und aufgeschlossen.

Vertrag soll verlängert werden

Das Gesamtpaket für den VfL stimmt, weshalb die Verantwortlichen auch längst an einem neuen Vertrag arbeiten. Gamboa soll über den Sommer hinaus beim VfL bleiben. Aktuell ist er nur bis 2021 gebunden. „Wir sind sehr zufrieden und beschäftigen uns damit“, bestätigt Manager Sebastian Schindzielorz. In Zeiten der Pandemie geht es in Verhandlungen aber vor allem ums Geld, das Budget ist begrenzt. Für den Notfall arbeitet Gamboa sogar schon an einer Alternative: Aktuell absolviert er ein Fernstudium mit dem Schwerpunkt Sport-Management.

Doch das soll ihm eigentlich erst später eine Perspektive geben. Bis dahin sind weiter seine Qualitäten auf dem Fußballplatz gefragt. Auch da zeichnen ihn Engagement und Ehrgeiz aus. Die Konsequenz: Der 30-Jährige hat seit seiner Ankunft in Bochum nur vier von 33 Zweitligapartien verpasst, war dann entweder gesperrt oder verletzt. Sportlich so anerkannt war Gamboa zuletzt selten. Zuvor bei Celtic Glasgow oder West Bromwich Albion spielte der zweifache WM-Teilnehmer nur eine Außenseiterrolle. Das dürfte auch aus seiner Sicht für einen Verbleib beim VfL sprechen.

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Testspiel gegen Bielefeld

Novothny, Chibsah und Co.: So gut sind die Neuzugänge

Kabelbinder gehören längst zur Grundausstattung des Sicherheitsdienstes. Am Freitagmittag wurde der Sichtschutz am Bochumer Leichtathletikplatz noch einmal neu befestigt, praktisch jede Lücke geschlossen. Fans durften nicht auf das Gelände. Auch von draußen durften sie nicht zuschauen. Sie konnten das Testspiel jedoch in einem Livestream verfolgen. Was sie dort sahen, hatte mit großer Ballkunst eher wenig zu tun. Das in einem freundschaftlichen Aufeinandertreffen zu erwarten, sei aber auch zu viel verlangt, sagte selbst Gäste-Trainer Uwe Neuhaus.

Reis lobt Angreifer Novothny

Und wie hat sein Gegenüber, Bochums Chefcoach Thomas Reis, das 1:1 zwischen dem Zweit- und dem Erstligisten gesehen? „Ich bin zufrieden, wie sich die Jungs, auch die neuen, präsentiert haben. Manche sind schon weiter als andere, das hat man gesehen.“ In der Tat. Insgesamt sechs Transfers hat der VfL in diesem Sommer getätigt, drei davon allerdings erst nach dem Ende der Saisonvorbereitung. Raman Chibsah, der neue Sechser, und Erhan Masovic, der neue Innenverteidiger, kamen bislang noch gar nicht zum Einsatz, ebenso wie Herbert Bockhorn, der neue Rechtsverteidiger. Soma Novothny feierte sein Debüt im VfL-Trikot zuletzt beim Ligaspiel gegen Osnabrück, als er in der Schlussphase eingewechselt wurde. Gegen Bielefeld durften sie sich nun länger beweisen – mit unterschiedlichem Erfolg.

„Bei Soma Novothny hat man gesehen, dass er jetzt schon einen Monat dabei ist. Sein Anlaufen wird aggressiver, er ist sicher ein unangenehmer Gegenspieler“, lobt Reis seinen neuen Mittelstürmer, sagt aber auch: „Leider ist er noch nicht so recht zum Abschluss gekommen.“ Vor allem im ersten Durchgang kamen die Bochumer nur selten vor das Gehäuse der Bielefelder. Erst nach dem Seitenwechsel wurde der VfL gefährlicher, als Danny Blum nach der Gäste-Führung den Ausgleich erzielte. So schnell wie möglich soll Novothny den Konkurrenzkampf im Angriff erhöhen und Druck auf Silvere Ganvoula ausüben. Was die beiden unterscheidet, ist schon jetzt offensichtlich: Novothny ist ein fleißiger und seriöser Arbeiter, im Team schnell angekommen. Dafür fehlt ihm die Geschwindigkeit, die Ganvoula auszeichnet.

Chibsah muss sich steigern

Das Tempo wiederum bringt Tarsis Bonga mit. Der Ex-Chemnitzer war Mitte Juli der erste Neue, der vorgestellt wurde. Bonga ist für die rechte Außenbahn vorgesehen, könnte aber auch in der Sturmspitze spielen. Nach aktuellen Eindrücken ist er aber noch kein Startelfkandidat. Er ist zwar flott auf den Beinen und immer besser eingebunden, am Ball aber oft unorthodox. Bis auf Gerrit Holtmann, der zum Saisonstart bereits auf dem Platz stand, werden wohl alle Neuerwerbungen noch Zeit benötigen, auch Raman Chibsah. Der 27-Jährige bringt mit fast 100 Erstligaspielen in Italien die größte Erfahrung mit nach Bochum. Gegen Bielefeld „wollte er jedoch anfangs zu viel“, stellte sein Trainer hinterher fest. Chibsah leistete sich ein paar unglückliche Aktionen und stand sogar kurz vor einem Platzverweis.

Erst mit zunehmender Spieldauer kam der Ghanaer etwas besser in die Partie. „Ich bin froh über eine zusätzliche Alternative und bin mir sicher, dass er uns mit seiner Spielweise weiterhelfen wird“, sagte Reis hinterher. Während Chibsah vor der Abwehr gefragt ist, wurde Erhan Masovic speziell für die Innenverteidigung verpflichtet. Der Kapitän der serbischen U21-Nationalmannschaft kam am letzten Transfertag, die Verantwortlichen hatten ihn aber wohl schon länger auf ihrem Beobachtungszettel. Und er könnte sich zu einer Verstärkung entwickeln. „Dafür, dass er erst wenige Tage hier ist, hat er das erstaunlich souverän gelöst“, resümierte Reis. Masovic stehe „voll im Saft“ und müsse nun die Abläufe lernen, natürlich auch die Sprache. Das gilt für Novothny und Chibsah ganz genauso.  

Abwehrtalente unaufgeregt

Masovic war gegen Bielefeld übrigens nicht der einzige Youngster, der sich in der Abwehrreihe beweisen durfte. Herbert Bockhorn war zuletzt lange verletzt und absolvierte nun auch sein erstes Spiel. Weil er immer noch einen Trainingsrückstand aufholen muss, reichte es nur zu einem Kurzeinsatz. Doch Bockhorn zeigte sofort, dass er mit dem Ball umgehen kann und seine Stärken speziell in der Vorwärtsbewegung liegen. Für ihn gab es nach dem Schlusspfiff genauso lobende Worte wie für Verthomy Boboy. Der 17-Jährige spielt eigentlich für die A-Jugend der Bochumer. Trotz seines Alters wirkte er nach seiner Einwechslung „sehr unaufgeregt“, wie Thomas Reis feststellte.

(Foto: Firo Sportphoto)