Länderspiele trotz Corona

Um Sperre zu verhindern: VfL lässt Spieler reisen

Wenn der VfL Bochum an diesem Donnerstag ein Testspiel beim 1. FC Köln absolviert, werden fünf Profis nicht dabei sein. Sie befinden sich auf Länderspielreise. Cristian Gamboa ist in Österreich und Spanien unterwegs, Vasilios Lampropoulos in Griechenland und Moldawien, Baris Ekincier in der Schweiz und Silvere Ganvoula sogar in Afrika. Nur Maxim Leitsch bleibt mit der U21-Nationalmannschaft in Deutschland.

Abstellungspflicht gilt weiter

Viele Reisen in unterschiedliche Länder trotz der anhaltenden Corona-Pandemie – wie kann das sein? In der Bundesliga ist längst eine Debatte darüber entbrannt, ob es wirklich sein muss, Fußballprofis, die ja von den Klubs bezahlt werden, erneut in Risikogebiete fliegen zu lassen. Schon im September und Oktober mussten die Vereine ihre Spieler für Länderspiele abstellen. Eine einheitliche Lösung ist weiter nicht in Sicht.

Zwar hat der Weltverband FIFA die Abstellungspflicht vorübergehend angepasst, doch nur unter bestimmten Bedingungen. Vereine müssen ihre Spieler weiter zu ihren Nationalmannschaften reisen lassen, es sei denn, eine Reise zieht anschließend eine Zwangs-Quarantäne von fünf Tagen nach sich. Das ist etwa in Bremen und Bielefeld der Fall, weshalb die Klubs ihre Nationalspieler an ihrem Arbeitsort halten können.

Das sagt Schindzielorz dazu

In Bochum dagegen gilt keine Quarantänepflicht nach einer Auslandsreise, sofern die Spieler zwei negative Corona-Tests vorweisen können – einen vor, einen nach der Einreise. Die Stammspieler Gamboa, Lampropoulos und Ganvoula von Vereinsseite einfach nicht abzustellen, war jedenfalls keine Option. „Wir haben da keine Handhabe. Ansonsten droht eine Sperre der Spieler“, erklärt VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz.

Grundsätzlich steht auch er den Länderspielreisen kritisch gegenüber, versteht aber ebenso die Gegenseite: „Nicht nur die Klubs, auch die Verbände haben Verpflichtungen, etwa den Sponsoren gegenüber. Und die Qualifikation für Endturniere soll ja ebenso weitergehen.“ Trotzdem sei es „schwer nachvollziehbar, dass Fußballer quer durch die Welt jetten, während man privat kaum noch ins andere Bundesland reisen darf.“

(Foto: Firo Sportphoto)

Neuer Stürmer

Enormer Ehrgeiz: Gründe für Novothnys guten Start

Fußballprofis posen heutzutage besonders gerne beim Friseur oder im Tattoo-Studio und zeigen die Fotos anschließend in den sozialen Netzwerken. Bilder von einem Bauernhof und einer Mistgabel in der Hand sind dagegen höchst selten. Soma Novothny tickt da anders. Eine solche Aufnahme ist nämlich auf seinem Instagram-Profil zu sehen. Für harte, unliebsame Aufgaben ist er sich offensichtlich nicht zu schade.

Laufstark und ein gutes Gespür

Das können die Verantwortlichen des VfL Bochum so bestätigen. Vor knapp zwei Monaten präsentierten sie den 26-Jährigen als Neuzugang für den Sturm. Novothny sollte den Druck auf Top-Torjäger Silvere Ganvoula erhöhen. Dieser Plan geht momentan voll auf. Der Mittelstürmer aus Ungarn überzeugt vor allem mit Fleiß und einer gesunden Portion Aggressivität. „Ich bin ein Kämpfer, laufe sehr viel und helfe dem Team auch in der Defensive“, beschreibt der Ungar seinen Spielstil. Weil Torgefahr immer noch das Wichtigste für einen Stürmer ist, will Novothny auch dort überzeugen: „Ich denke, dass ich ein gutes Timing und Gespür für freie Räume habe, außerdem einen guten Abschluss mit dem ersten Kontakt“, ließ er sich jüngst im Stadionmagazin zitieren. Nur an das höhere Tempo in Deutschland müsse er sich noch gewöhnen.

VfL-Trainer Thomas Reis ist mit seinem neuen Mittelstürmer trotzdem zufrieden und traut ihm den Konkurrenzkampf mit Silvere Ganvoula absolut zu: „Soma bringt eine gute Mentalität mit, eine hohe Laufbereitschaft, wirft sich in viele Zweikämpfe und erarbeitet sich Torchancen. Ich bin froh, zwei Spieler von diesem Kaliber in der Mannschaft zu haben.“ Aktuell hat Novothny sogar die Nase vorn und Ganvoula auf die Ersatzbank verdrängt. Der Ungar gehörte zweimal in Folge zur Startelf – und wusste prompt zu gefallen. Gegen Aue wurde ihm sein Tor wegen einer knappen Abseitsposition noch aberkannt. Doch in Würzburg gelang ihm schließlich der Premierentreffer. Nach konsequentem Pressing und einer eigenen Balleroberung erzielte Novothny das 1:1. Kurze Zeit später war er mit einer scharfen Hereingabe entscheidend am 2:1 beteiligt.

Für Novothny ist Deutschland schon die dritte Auslandsstation. Im Alter von 17 Jahren wurde er vom SSC Neapel entdeckt und anschließend – wie in Italien üblich – regelmäßig in untere Ligen verliehen. Der ganz große Sprung ist ihm aber verwehrt geblieben, es folgte die Rückkehr nach Ungarn mit einer Zwischenstation in Südkorea. Doch für den VfL bot sich damit auch eine Chance, denn nur so war der Transfer wirtschaftlich zu realisieren. Zum einen, weil Novothny im Sommer ablösefrei war, zum anderen, weil die Gehälter in Ungarn noch vergleichsweise moderat sind. Entscheidende Informationen lieferte dabei auch VfL-Legende Ralf Zumdick. Der Ex-Torhüter kennt sich in Ungarn bestens aus, hat dort fast fünf Jahre für den heutigen Champions-League-Teilnehmer Ferencvaros Budapest gearbeitet. So hat der VfL sein Netzwerk genutzt und Novothny schließlich verpflichtet.

Vokabeln lernen in Wattenscheid

Übrigens: Auch außerhalb des Platzes ist der Angreifer ziemlich ehrgeizig. Drei- bis viermal in der Woche nimmt er Deutschunterricht und paukt täglich neue Vokabeln. „Ich möchte die Sprache schnell lernen, weil es das Leben sportlich und privat wesentlich einfacher macht“, sagt Novothny, den es ins beschauliche Wattenscheid zog. Den heutigen Stadtteil und die Bochumer City mochte er „vom ersten Tag an.“

(Foto: Imago / Revierfoto)

VfL-Kommentar

Traumreise Bundesliga? Bitte an Land bleiben!

Die Spieler des VfL Bochum wussten, bei wem sie sich bedanken durften. Es war die letzte Aktion, die letzte Chance der Partie. Doch Torhüter Manuel Riemann war zur Stelle und sicherte mit einer Parade den 3:2-Auswärtssieg bei den Würzburger Kickers. In der vierten Minute der Nachspielzeit kratzte er einen Schuss von der Linie. Das war knapp. Der erneute Einschlag hätte zu einer wilden, ereignisreichen Partie gepasst. Schon nach sieben Minuten lag der VfL beim Tabellenletzten mit 0:1 zurück.

Die Neuen helfen

Doch das Team bewies Kampfgeist, zeigte die richtige Mentalität gegen engagierte, aber schwache Würzburger, und kam zurück. Ein Sonderlob verdienen sich neben Riemann und Siegtorschütze Simon Zoller vor allem zwei Neue: Raman Chibsah und Soma Novothny. Der Ghanaer tut dem Team mit seiner Präsenz gut, der Ungar mit seinem unermüdlichen Einsatz. Er ist laufstark, aggressiv und hat ein gutes Gespür. In Würzburg erzielte er das 1:1 und war auch am 2:1 entscheidend beteiligt.

Der Sieg in Würzburg war am Ende verdient, der Weg dahin aber mühevoll. Ein rundum überzeugender Auftritt war in dieser Saison bislang nicht dabei. Von Spielkultur kann noch keine Rede sein, vor allem Tempo, Präzision und Überraschungsmomente müssen dazukommen. Wer streng ist, könnte sogar sagen: Der Spielverlauf gegen St. Pauli, Osnabrück und Braunschweig gab noch mehr Punkte her. Trotzdem steht der VfL auf dem zweiten Platz, eine schöne Momentaufnahme. Mehr nicht. Zumal Rang 14 nur vier Punkte entfernt ist.

Noch viel zu tun

Aufstiegsgedanken, plötzlich offensiv geäußert von Fans und Medien, kommen deshalb viel zu früh. Die bisherigen Leistungen rechtfertigen das auch nicht, stärkere Gegner kommen außerdem noch. Ja, die Liga gibt das theoretisch her, ein zweites Spitzenteam neben dem HSV ist vorerst nicht in Sicht. Um diese Rolle einzunehmen, müsste sich der VfL aber weiter steigern und konstant punkten. Wer jetzt schon zur Traumreise Bundesliga aufbricht, dem sei gesagt: Bitte an Land bleiben, da gibt es noch genug zu tun.

(Foto: Imago / Jan Huebner)

Euphorie in Bochum

Gerede vom Aufstieg: Reis warnt und bleibt kritisch

So viel Aufmerksamkeit wie in dieser Woche wurde dem VfL Bochum in letzter Zeit eher selten geschenkt. Auch über die Stadtgrenzen hinaus war die Tabellenposition des Zweitligisten plötzlich Thema. Der Grund: Nach den Siegen gegen Erzgebirge Aue und den Würzburger Kickers steht die Mannschaft von Trainer Thomas Reis auf dem zweiten Platz. Auch lokal findet die jüngste Entwicklung viel Beachtung. Selbst über einem möglichen Aufstieg wird schon gesprochen. Dabei ist es erst wenige Wochen her, als nach der enttäuschenden Leistung in Braunschweig so viel Kritik geübt wurde wie lange nicht mehr. Nun gilt der Klub in einigen Medien plötzlich als Aufstiegsaspirant.

Der Trainer bleibt kritisch

Wie die Mehrheit der Fans darüber denkt, ist in einer Zeit mit leeren Stadien nur schwer zu ermitteln. Doch selbst in den sozialen Netzwerken, wo die Meinungen manchmal schnell ins Extreme ausschlagen, ist eher Zurückhaltung zu spüren. Viele Anhänger freuen sich zwar über die jüngsten Erfolgserlebnisse, doch mit dem Wissen der Vergangenheit sind sie teilweise noch skeptisch oder zurückhaltend. Und die Verantwortlichen? Auch sie bleiben realistisch und auf dem Boden der Tatsachen. „Es gab hier schon unangenehmere Themen als über Platz zwei zu reden“, sagt Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz. „Aber die tägliche Arbeit geht ja weiter, wir wollen und müssen uns noch verbessern.“

Allein bei der genaueren Betrachtung der Tabelle relativiert sich die gute Platzierung des VfL schon wieder. Der Vorsprung zu den Teams im unteren Drittel beträgt gerade einmal vier Punkte. Trainer Thomas Reis warnt Fans und Medien deshalb davor, zu viele Lobeshymnen anzustimmen. „Was geschrieben und gesagt wird, können wir nicht beeinflussen. Die Entwicklung ist erfreulich, aber es sind erst sechs Spieltage vorbei“, gibt der Fußballlehrer zu bedenken. Zum einen „hätten wir sogar noch mehr Punkte holen können“, zum anderen „ist fußballerisch noch viel Luft nach oben“. Das wiederum sei aber auch gut, „denn wir sind noch längst nicht am Limit“ – und trotzdem auf Platz zwei.

Viele Spiele bis Weihnachten

Den gilt es in den kommenden Wochen zu verteidigen. Zunächst trifft der VfL an diesem Samstag auf Greuther Fürth, „eine der spielstärksten Mannschaften dieser Liga“, meint Thomas Reis. Nach der dann folgenden Länderspielpause wird es besonders spannend. Denn von Ende November bis Weihnachten stehen insgesamt sieben anspruchsvolle Begegnungen an. Der VfL trifft in dieser Zeit auf den aktuellen Tabellenführer, auf beide Bundesliga-Absteiger, den Relegationsteilnehmer der Vorsaison sowie auf Aufstiegsaspiranten der laufenden Saison. Hinzu kommt das Pokalspiel unmittelbar vor Heiligabend. Der Gegner wird an diesem Sonntag ermittelt.

(Foto: Imago / Eibner)

VfL und Corona

Bochum contra Dortmund: Demut vor Geisterspielen

Sie jammern nicht. Die Verantwortlichen des VfL Bochum positionieren sich nicht gegen die bundesweiten Corona-Regeln, die ab dem 2. November bis zum Ende des Monats gelten sollen. Das wäre nicht hilfreich, sagt Geschäftsführer Ilja Kaenzig. In den kommenden Wochen ist Profisport grundsätzlich nur noch ohne Zuschauer erlaubt. Auch danach gelten etwa in Nordrhein-Westfalen strenge Regeln. So legte die Landesregierung schon jetzt fest, dass bundesweite Teamwettbewerbe ab einem Inzidenzwert von 35 am Austragungsort als Geisterspiele stattfinden müssen. Der VfL muss sich wohl noch länger auf Partien ohne Zuschauer einstellen, sollte es keine überraschende Trendwende geben. Selbst Spiele vor 300 oder 3.000 Fans, wie zuletzt gesehen, wird es vorerst nicht geben. 

VfL akzeptiert die neuen Regeln

Doch wieso nimmt Ilja Kaenzig die neuen Regeln lediglich zur Kenntnis? „Weil wir uns an dem Fortgang der Pandemie orientieren müssen. Natürlich bedauern wir, dass wir keine Zuschauer zulassen dürfen. Aber wir sehen den Spielraum nicht. Das Virus bestimmt die Entwicklung, es gibt Verordnungen und Maßnahmen. Wir sehen das nicht als Diskussionsgrundlage, sondern akzeptieren die politische Entscheidung.“ So wie die Bochumer bewerten das aber nicht alle Vereine. Borussia Dortmund veröffentlichte in dieser Woche einen offenen Brief, in dem die Politik für ihre neuen Maßnahmen kritisiert wird. „Es hat sich an der frischen Luft niemand angesteckt“, schreiben sie. „Gerade vor diesem Hintergrund ist es schwierig zu akzeptieren, dass Fakten nicht zählen.“

Bochums Reviernachbar bezieht sich dabei auf offizielle Zahlen des Robert-Koch-Instituts. Das RKI hat bislang keine Corona-Infektionen im Zusammenhang mit einem Bundesligaspiel verzeichnet. Es ist die einzig verfügbare Datengrundlage. Und die hat eine Schwäche: Denn 75 Prozent der Neuinfektionen sind nicht nachvollziehbar. Wo es zu einer Ansteckung gekommen ist, ob vielleicht auch beim Fußball, weiß niemand. Angesichts aufwendiger Hygienekonzepte, die von den allermeisten Fans vorbildlich eingehalten wurden, dürfte die Bundesliga aber zumindest kein großer Pandemietreiber gewesen sein. Mit dieser Meinung stehen die Dortmunder auch nicht alleine da. Klub-Verantwortliche aus Frankfurt, Köln oder Berlin gaben zuletzt ähnliche Statements ab.  

Der VfL weiß aber auch, dass der Profifußball trotzdem immer noch Privilegien genießt. Denn eigentlich ist Teamsport ab Montag verboten. Kaenzigs Äußerung passt deshalb zur allgemeinen Haltung des Vereins seit Beginn der Pandemie. Demut pägt die Kommunikation und auch das konkrete Handeln – wohlwissend um die gesellschaftliche Akzeptanz des Profifußballs, die schon während der ersten Corona-Welle gelitten hat. Auf forsche Töne aus der Hauptstadt, wo Union Berlin mit kontroversen Ideen in die Offensive geht, reagiert auch Kaenzigs Geschäftsführer-Kollege Sebastian Schindzielorz mit Vorsicht. „Die Gesundheit muss immer im Vordergrund stehen“, betonte der Sportchef zuletzt. Von Schnelltests am Stadioneinlass oder gut gefüllten Stehplätzen spricht in Bochum derzeit niemand.

Amateursport ruht komplett

Allgemein schaltet der Klub in der Pandemie eher einen Gang zurück. Im Frühjahr wurden zwar Sondertrikots und Geisterspieltickets an die Frau und den Mann gebracht, viel weiter wollten Kaenzig und seine Mitstreiter aber nicht gehen. So verkaufte der VfL zu Beginn dieser Saison bewusst keine neuen Dauerkarten, ganz im Gegensatz zu anderen Klubs. „Unsere Fans sind keine Bank, von der wir uns Geld leihen wollen. Wir wollen ihre Liebe zum Verein nicht ausnutzen“, sagt Kaenzig, dem vermutlich bewusst ist, dass sich der Profifußball noch in einer vergleichsweise komfortablen Situation befindet. Während die Berufsfußballer weiterspielen dürfen, ruht ab Montag der Ball im gesamten Amateursport. Wer also jammert, der tut das auf einem ziemlich hohen Niveau.

Verordnete Geisterspiele bis mindestens Ende November - die richtige Entscheidung?

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(Foto: Firo Sportphoto)

Geld aus der Türkei

Sestak-Transfer: VfL wartet weiter auf Millionensumme

Diese Geschichte wird immer kurioser. Zehn Jahre ist es bald her, dass Stanislav Sestak vom VfL Bochum zum türkischen Erstligisten MKE Ankaragücü gewechselt ist. Die komplette Ablöse hat der Revierklub aber immer noch nicht erhalten. Das verriet Ilja Kaenzig, Geschäftsführer des VfL, zuletzt bei der Vorstellung der Finanzkennzahlen.

Ratenzahlung funktioniert nicht

Kurz zur Erinnerung: Der slowakische Angreifer war im Sommer 2010 nach dem Bundesliga-Abstieg des VfL Bochum auf Leihbasis in die Türkei gewechselt. Im darauffolgenden Jahr wurde er endgültig nach Ankara transferiert. Doch die vereinbarte Ablösesumme von mehr als zwei Millionen Euro wurde damals nicht überwiesen. Schon bei der Zahlung der Leihgebühr im mittleren sechsstelligen Bereich hatte sich MKE Ankaragücü als unzuverlässig erwiesen. Der VfL Bochum benötigte anschließend viel Geduld und die Hilfe der FIFA, um zu einer Lösung zu kommen.

So vereinbarten die beiden Klubs schon vor einigen Jahren eine monatliche Ratenzahlung in Höhe von 20.000 Euro. Diese soll sicherstellen, dass der VfL das Geld überhaupt noch erhält. Das Problem: Zuletzt ist die monatliche Rate nur noch unregelmäßig geflossen. Der offene Gesamtbetrag liegt knapp unter einer Million Euro, zuzüglich Zinsen. Insgesamt wartet der VfL also weiter auf eine Millionensumme. Kurios ist: Nach einem Absturz in die dritte Liga spielt MKE Ankaragücü mittlerweile wieder erstklassig; hat also offenbar Geld, um den laufenden Betrieb finanzieren – nicht aber, um die Schuld gegenüber dem VfL Bochum zu begleichen.

Sestak ist jetzt Sportdirektor

Übrigens: Stanislav Sestak, der zwischen 2007 und 2010 sowie von 2014 bis 2015 das VfL-Trikot trug, arbeitet heute wieder in der Slowakei. In seiner Heimat arbeitet er als Sportdirektor beim Zweitligisten FK Poprad. Parallel kickt der 37-Jährige in der vierten slowakischen Liga für den FK Demjata.

(Foto: Firo Sportphoto)

2:0 gegen Aue

VfL-Sieg: Was gut war, was besser werden muss

Was die Stadionregie knapp verpasste, holten die Spieler später nach. Die berühmte Grönemeyer-Hymne als Intro musste schon vor der entscheidenden Strophe gestoppt werden. Das Timing stimmte nicht, das Spiel hatte schon begonnen. Doch auf den Doppelpass, der jeden Gegner nass macht, mussten die 300 VfL-Fans im Stadion an diesem Sonntagnachmittag nicht verzichten. In der 82. Spielminute war es eine Traumkombination von Danilo Soares, Robert Zulj, Vorlagengeber Danny Blum und Vollstrecker Silvere Ganvoula, die zum 2:0 und damit zum ersten Heimsieg der Saison führte. Ausgerechnet die Joker trafen am Ende einer eher zähen Zweitligapartie.

Die Neuen sehr fleißig

Doch wieso ausgerechnet? Trainer Thomas Reis hatte im Vorfeld der Partie fast seine gesamte Offensive verändert. Ganvoula, Blum und Zulj, eigentlich Stammspieler beim Revierklub, saßen nur auf der Bank, auch Robert Tesche rotierte aus der Mannschaft. Für sie spielten die Neuzugänge Soma Novothny und Raman Chibsah, dazu Thomas Eisfeld und Milos Pantovic. Reis hatte auf ein 4-1-4-1-System umgestellt, außerdem ein besseres Positionsspiel und ein früheres Anlaufen erwartet. Das lief zunächst auch gut, weil nicht nur Novothny und Chibsah bei ihrem Startelfdebüt sehr fleißig waren. Vor allem Chibsah brachte deutlich mehr Bewegung in das Bochumer Spiel.

Thomas Reis belohnte ihn nach guten Trainingsleistungen und verpasste den etablierten Kräften einen Denkzettel für zuletzt schwächere Vorstellungen. Doch die hatten offensichtlich eine Portion Wut im Bauch und zeigten dem Trainer, was sie an einem guten Tag mit Lust und Laune leisten können. Denn als sich Reis im Laufe der Partie gezwungen sah, seine engagierte, aber glücklose Startelf zu verändern, brachte er zunächst Zulj und Blum, kurze Zeit später auch Ganvoula in die Partie. Es war der entscheidende Impuls von außen: Robert Zulj erzielte das 1:0, Silvere Ganvoula kurz danach das 2:0, sehenswert vorbereitet von Danny Blum.

Die Joker treffen sofort

Reis, der bei Ein- und Auswechslungen äußerst konservativ vorgeht und auch dieses Mal lange nur zugeschaut hat, war zufrieden: „Die drei Jungs sind reingekommen und waren direkt voll da. Wenn die Bereitschaft stimmt, haben sie eine hohe Qualität.“ Die Gäste waren schon seit der 28. Minute dezimiert. Aues Calogero Rizzuto trat in einer Szene gegen den halb am Boden liegenden Soma Novothny nach. Der Schiedsrichter zeigte völlig zu Recht die Rote Karte. Für den VfL war dies aber zunächst kein Vorteil. Das Team aus dem Erzgebirge konzentrierte sich ausschließlich auf die Defensivarbeit, die Hausherren fanden nur selten Lösungen.

Über dieses grundsätzliche Problem darf auch der Sieg nicht hinwegtäuschen: Gute Kombinationen oder gar Torchancen blieben nicht zum ersten Mal in dieser Saison Mangelware. Erneut fiel auf, dass der VfL vor allem in der Offensive deutlich zulegen muss. Zu oft fehlt es an Tempo, an der Präzision oder überhaupt an Ideen. Überraschungsmomente oder Eins-gegen-Eins-Duelle sind selten geworden. Das ist auch an der Tabelle abzulesen: Nach fünf Partien stehen erst sechs Tore auf der Haben-Seite. Dafür bildet die Defensive ein Bollwerk. Schon dreimal blieb der VfL ohne Gegentreffer. Auch gegen harmlose Gäste aus Aue stand die Null auf der richtigen Seite.

(Foto: Firo Sportphoto)