Hamburg-Spiel als Maßstab

Mehr Mut und Tempo: Geht Reis diesen Weg weiter?

Thomas Reis hat die neue Trainingswoche mit mahnenden Worten eröffnet. „Wir müssen sehen, dass keine Selbstzufriedenheit aufkommt“, sagte der Trainer der WAZ. Es ist ein Satz, der dem Fußballlehrer schon häufiger nach einem Sieg über die Lippen gegangen ist. Zu oft folgte in der Vergangenheit auf ein gutes Spiel ein schlechteres.

Auch in dieser Saison ließ der VfL Konstanz bislang noch vermissen. Die Messlatte haben die Bochumer mit ihrem 3:1-Erfolg beim HSV nun aber ziemlich hoch gelegt. Das Team hat gezeigt, was es leisten kann, wenn es Ehrgeiz und taktische Disziplin über 90 Minuten zeigt, dazu ein hohes Tempo und aggressives Angriffspressing.

Deshalb hätte es die Erfolgself aus Hamburg „verdient, gegen Düsseldorf zu spielen“, sagte Reis vor dem Heimspiel am Montag. Dieses Mal ist der Fall auch etwas anders gelagert als zuletzt. Schon nach den Partien gegen Aue und Würzburg hatte der 47-Jährige auf die Gewinnerformation gesetzt, etwas Entscheidendes aber nicht berücksichtigt.

Teilweise zu behäbig

Denn beide Siege waren nicht das Produkt einer überzeugenden Spielweise. Gegen Hamburg wiederum standen nicht nur individuell stärkere Akteure auf dem Platz, auch das Zusammenspiel funktionierte besser. Das rechtfertigt eine erneute Aufstellung, einzig der angeschlagene Robert Tesche könnte gegen Düsseldorf fehlen.

Möglicherweise ist Reis aus dem Spiel beim HSV auch insgesamt schlauer geworden. Seine Mannschaft überzeugt in der Regel dann, wenn sie den Gegner mutig bespielen soll und den Ball schnell laufen lässt. Und sie enttäuscht oft, wenn Reis zu defensiv aufstellt oder Spieler auf dem Feld stehen, denen die Handlungsschnelligkeit fehlt.

Die beiden wohl schwächsten Auftritte unter der Leitung von Thomas Reis gab es im Januar in Bielefeld und zuletzt Anfang November gegen Fürth. In beiden Spielen passte sich Reis überwiegend dem Gegner an, ließ ihn gewähren und hatte keinen funktionierenden Plan für das eigene Angriffsspiel. Vor allem: Er hatte kaum Tempomacher dabei.

Offensivstärke nutzen

Konsequentes Anlaufen, insgesamt mehr Mut und Dynamik, und das nicht nur gegen den HSV, könnte der Erfolgsweg sein. Erste Ansätze dafür lieferte Reis schon nach der Corona-Zwangspause im Frühjahr, als sich der wieselflinke Jordi Osei-Tutu plötzlich zum entscheidenden Faktor entwickelte.

Mit Danny Blum und Gerrit Holtmann hat der VfL auch in dieser Saison zwei sprintstarke und technisch versierte Flügelspieler in seinen Reihen. Selbst Robert Zulj, wahrlich kein Sprinter, ist dabei entscheidend. Der Österreicher erkennt Situationen oft schneller als andere, wird so zum Denker und Lenker.

Dass es ohne Tempo nicht geht und Mut meist belohnt wird, zeigt die Konkurrenz: Mit Greuther Fürth und dem SC Paderborn stehen aktuell zwei Mannschaften ganz oben in der Tabelle, die genau das beherzigen, was der VfL in Hamburg gezeigt hat: Immer einen Schritt schneller zu sein als der Gegner – sowohl im Kopf als auch mit den Beinen.

(Foto: Firo Sportphoto)

Fanartikel

VfL Bochum eröffnet Fanshop in der Innenstadt

Ab Dienstag (1. Dezember) haben Fans des VfL Bochum auch in der Innenstadt die Möglichkeit, Fanartikel der Blau-Weißen zu kaufen. Der VfL bezieht bis mindestens 31. März 2021 ein Ladengeschäft im Erdgeschoss des Einkaufscenters Drehscheibe.

„Aufgrund der Absage des Bochumer Weihnachtsmarktes wird es in diesem Jahr auch unseren traditionellen VfL-Stand auf dem Husemannplatz nicht geben. Dennoch hatten wir den Wunsch, unseren Fans eine Anlaufstelle in der Innenstadt zu bieten. Unsere Fans erhalten dort den Großteil unseres Warensortiments“, sagt Christoph Wortmann, Direktor Marketing & Vertrieb. Geöffnet ist der VfL-Shop künftig von Montag bis Samstag zwischen 10 und 20 Uhr.

(Text & Foto: Pressemitteilung VfL Bochum)

3:1-Auswärtssieg

VfL schlägt HSV: Fleißig, flink und ein feines Füßchen

Der 22. November entwickelt sich zum Bochumer Fußball-Feiertag. Zumindest dann, wenn der VfL beim Hamburger SV zu Gast ist. Exakt elf Jahre lag der bislang letzte Erfolg des Revierklubs gegen die Hanseaten zurück, damals spielten beide Vereine noch in der Bundesliga. Nach dem 3:1-Auswärtssieg des VfL an diesem Sonntag ist die kleine Negativserie nun gerissen, die Geschichte vollends rund. Und hochverdient sind die drei Punkte beim zuvor ungeschlagenen Tabellenführer auch noch.

Gute Aufstellung, gute Einstellung

Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis war im Volksparkstadion kaum wiederzuerkennen. Vor allem personell: Der Fußballlehrer setzte das um, was nach dem enttäuschenden Auftritt gegen Fürth vielfach gefordert wurde und im Prinzip auch alternativlos war. Er veränderte seine Startelf auf fünf Positionen, speziell im Mittelfeld. Reis setzte auf mehr individuelle Qualität, etwa mit Robert Zulj, sorgte für mehr Tempo, gerade mit Danny Blum und Gerrit Holtmann, und stabilisierte die Defensive mit Robert Tesche. Armel Bella Kotchap rückte ebenfalls neu ins Team.

Doch nicht nur die Aufstellung passte, sondern auch die Einstellung. Der VfL spielte mutig, störte den Gegner konsequent beim Spielaufbau, ließ trotz anfänglicher Lücken nur wenige Torchancen zu. Auch mit dem Ball war es der bislang stärkste Auftritt in dieser Saison, immer wieder gab es sehenswerte Kombinationen. Vor allem Zulj glänzte als Gestalter und nutzte mit klugen Pässen in die Tiefe die Dynamik seiner Mitspieler, auf die Reis zuletzt freiwillig verzichtete hatte. So leidenschaftlich und temporeich spielte Bochum lange nicht mehr, vor allem nicht über 90 Minuten.

Danny Blum erzielt Traumtor

Zweifel daran, ob der VfL beim Spitzenreiter tatsächlich etwas Zahlbares mitnehmen kann, gab es nur Mitte der zweiten Halbzeit. Nach einem Foul von Maxim Leitsch im Strafraum traf der Ex-Bochumer Simon Terodde zum 1:1. Ebenfalls vom Elfmeterpunkt hatte Robert Zulj den VfL schon vor dem Seitenwechsel in Führung gebracht. Auch an der Entstehung war der Österreicher beteiligt. Er schaltete bei einem Freistoß am schnellsten und bediente Robert Tesche, der von Keeper Sven Ulreich im Sechzehner gelegt wurde.

Den VfL zeichnete aber aus, dass er immer gierig blieb und nie nachließ. Zunächst vergaben die Bochumer vor und nach dem Ausgleich zwei absolute Großchancen, doch wieso einfach, wenn es auch kompliziert geht: Erst bewies der flinke Danny Blum ein feines Füßchen, als er Ulreich aus schwieriger Position überlupfte und seine Mannschaft mit einem Traumtor wieder in Führung brachte. Der eingewechselte Raman Chibsah sorgte schließlich für eine entspannte Schlussphase, als er eine Kopfballablage von Silvere Ganvoula aus kurzer Distanz zum 3:1-Endstand verwandelte.

Reis lobt seine Mannschaft

„Wir haben uns vom Elfmeter nicht unterkriegen lassen, haben weitergemacht und einen absolut verdienten Sieg eingefahren“, lobte Trainer Thomas Reis hinterher seine Spieler. „Die ganze Mannschaft hat funktioniert. Wir haben den HSV nicht ins Spiel kommen lassen, auch wenn wir zu Anfang beider Halbzeiten etwas Probleme hatten“, freute sich der 47-Jährige über eine „beeindruckende Reaktion“ auf die Niederlage gegen Fürth. Dass die Messlatte für das kommende Spiel gegen Fortuna Düsseldorf nun höher liegt und der VfL die gute Leistung bestätigen muss, versteht sich von selbst.

(Foto: Firo Sportphoto)

Duell gegen Top-Torjäger

Warum Terodde beim HSV und nicht in Bochum stürmt

Ganz so intensiv werden die Begrüßungen angesichts der Corona-Pandemie am Sonntag wohl nicht ausfallen. Dabei ist das Duell des VfL Bochum beim Hamburger SV fast eine Art Ehemaligentreffen. Gleich fünf frühere VfL-Profis kicken aktuell beim Hamburger SV. Zwei von ihnen, Lukas Hinterseer und Daniel Heuer Fernandes, sind derzeit nur Nebendarsteller. Jan Gyamerah, Manuel Wintzheimer und vor allem Simon Terodde dagegen Leistungsträger beim bislang ungeschlagenen Spitzenreiter.

Mögliche Chance für Bella Kotchap

Besonders die Begegnung mit Top-Torjäger Terodde dürfte den VfL vor große Herausforderungen stellen. Seine Treffsicherheit, die der heute 32-Jährige schon zwischen 2014 und 2016 in Bochum eindrucksvoll unter Beweis gestellt hat, ist jedenfalls geblieben. In dieser noch jungen Saison kommt er nach sieben Partien schon auf acht Tore. Höchstwahrscheinlich wird VfL-Trainer Thomas Reis die Abwehr, die auf den Angreifer besonders aufpassen soll, sogar erstmals in dieser Saison umbauen.

Vasilios Lampropoulos könnte nach einer langen Länderspielreise mit Griechenlands Nationalelf zunächst auf der Bank Platz nehmen. Stattdessen winkt dem jungen Armel Bella Kotchap ein Startelfeinsatz. Der 18-Jährige hat in der Vorsaison schließlich auch schon erfolgreich gegen Bayern-Star Robert Lewandowski verteidigt. Nun darf er sich mit dem aktuell wohl besten Zweitligastürmer messen. Doch wieso stürmt Simon Terodde eigentlich beim HSV und nicht beim VfL Bochum?

VfL hat mit Terodde gesprochen

Gerüchte über eine Rückkehr zum Revierklub gab es in diesem Sommer immer wieder. Viele Fans hätten sich über ein Comeback des Angreifers sicher auch gefreut. Als klar war, dass der 1. FC Köln seinen Stürmer ziehen lassen würde, hat sich VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz tatsächlich mit den Möglichkeiten eines Transfers beschäftigt – vor allem für den Fall, dass Silvere Ganvoula den Klub verlassen würde. Schindzielorz hat nach eigener Aussage mehrfach mit Terodde gesprochen.

Doch irgendwann zeichnete sich ab: Dieser Transfer ist für den VfL finanziell nicht zu stemmen. Terodde verdient in Hamburg mehr als Doppelte als es in Bochum möglich gewesen wäre. Und Ganvoula ist schließlich auch geblieben. Ob der Stürmer aus dem Kongo in Hamburg allerdings von Beginn an spielen wird, ist nach einer späten Rückkehr von der Nationalmannschaft eher unwahrscheinlich. Denkbar ist, dass Simon Zoller ganz vorne starten wird. Soma Novothny wäre ebenfalls wieder eine Option.

Mittelfeld in neuer Besetzung

Im Mittelfeld ist nach dem enttäuschenden Auftritt und der 0:2-Niederlage gegen Fürth ein größerer Umbau besonders wahrscheinlich und vermutlich auch notwendig. Mit Robert Zulj drängt vor allem Bochums Spielgestalter zurück in die Startelf. Auf ihn hatte Thomas Reis zuletzt freiwillig wegen schlechter Trainingsleistungen verzichtet. Neben ihm könnten Gerrit Holtmann und Danny Blum für deutlich mehr Tempo sorgen als zuletzt. Dann müssten Thomas Eisfeld und Milos Pantovic weichen.

Auch vor der Abwehr ist eine personelle Änderung möglich. Dort haben zuletzt Anthony Losilla und Raman Chibsah den Vorzug erhalten. Gesetzt ist dieses Duo aber keineswegs, Gut möglich, dass auch der VfL einen Spieler ins Rennen schickt, der schon das Trikot des Gegners getragen hat – nämlich Robert Tesche. Der defensive Mittelfeldspieler spielte zwischen 2009 und 2014 für die Hanseaten, traf damals sogar in einem Spiel gegen Bochum. Beide Klubs waren seinerzeit noch in der Bundesliga.

(Foto: Firo Sportphoto)

Bochums Spielmacher

Einstellung versus Können: Die Causa Robert Zulj

Ein kleines Stückchen Stoff hatte am vergangenen Donnerstag durchaus Symbolkraft. Im Test gegen den 1. FC Köln trug ausgerechnet Robert Zulj die Kapitänsbinde. Der Spielmacher, den Trainer Thomas Reis im letzten Ligaspiel gegen Greuther Fürth komplett aus dem Kader gestrichen hatte, belebte die Bochumer Offensive und war an vielen gefährlichen Aktionen beteiligt. Auch wenn es nur ein Test war: Zulj sorgte für kreative Momente und genaue Zuspiele – all das, was gegen Fürth noch schmerzlich vermisst wurde. Sein Trainer setzte wieder auf ihn.

Wohl schlecht trainiert

Thomas Reis ließ trotz Nachfragen offen, warum er gegen Fürth freiwillig auf den zentralen Mittelfeldspieler verzichtet hat, sprach nur von „sportlichen Gründen.“ An den grundsätzlichen Fähigkeiten des Österreichers kann es nicht gelegen haben. Eher schon an dessen Trainingsleistungen. Zulj gilt als Spieler, der nicht unbedingt mehr tut als er muss. Der 28-Jährige saß schon gegen Würzburg nur auf der Bank, wurde gegen Aue spät eingewechselt, leitete in dieser Partie aber mit einem Tor den Heimsieg ein. Trotzdem durfte Zulj in der Folge nicht mehr spielen.

Klar ist: Trainer Thomas Reis bestraft Nachlässigkeiten in der Regel sofort, reagiert allergisch darauf, wenn ein Spieler nicht richtig mitarbeitet. Er will ein Team auf dem Platz sehen, in dem jeder für den anderen kämpft. Neben Robert Zulj gehörten auch Danny Blum und Silvere Ganvoula dreimal in Folge nicht zur Startelf. Sie sind gute Einzelspieler mit großem Potenzial, rufen ihr Können aber nicht immer ab. Sie verlassen sich zu sehr auf ihre vermeintliche oder tatsächliche Genialität, ihre Leistungsbereitschaft schwankt mitunter.

VfL braucht Kreativität

Das mag auch der Grund dafür sein, warum sie trotz ihrer Fähigkeiten (noch) nicht in der Bundesliga spielen. Reis schreckt vor solchen Profis jedenfalls nicht zurück. Er hat schon mehrfach Spieler von der Startelf auf die Bank oder auf die Tribüne verwiesen. Trotzdem ergibt sich daraus ein grundsätzliches Dilemma: Reis muss dann abwägen zwischen fußballerischem Können auf der einen und einer hohen Einsatzbereitschaft und taktischen Disziplin auf der anderen Seite. Im Zweifel verzichtet er dann auf potenzielle Leistungsträger.

Nur: Für eine anspruchsvolle Spielweise, für Tempo, Kreativität und Torgefahr stehen diejenigen, die stattdessen spielen dürfen, nicht unbedingt. Während Zulj, Blum und Ganvoula an guten Tagen den Unterscheid ausmachen können, stieß das Team gegen Fürth deutlich an seine Grenzen. Schon in Überzahl gegen Aue fehlten lange Zeit die Lösungen. Erst mit der Hereinnahme des genannten Trios ging der VfL in Führung. Auch gegen Würzburg taten sich die Bochumer schwer. Drei Tore gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten kaschierten nur die Probleme.

Reis muss Lösung finden

Die Frage ist: Wie kann sich Reis aus diesem Dilemma befreien und speziell die Causa Zulj lösen? Liegt es am Trainer, der den Spieler nicht zu Höchstform bringen kann? Oder liegt es vor allem an Zulj selbst, der nicht bereit ist, immer Vollgas zu geben? Reis muss einen gesunden Mittelweg finden, vielleicht auch Zugeständnisse machen. Der Trainer muss abwägen, ob er auf die Stärken seines vielleicht besten Fußballers tatsächlich verzichten kann – oder ob er gewisse Schwächen in Kauf nehmen kann. Die Tendenz zur Stunde ist klar: Zulj wird gegen Hamburg wieder spielen.

(Foto: Imago / Team 2)

Ruhrstadion

Hintergründe zum Vonovia-Deal: Mehr Geld für den VfL

Was „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“ schon am Montag exklusiv und vorab berichtet hat, ist nun auch offiziell bestätigt: Die Firma Vonovia hat erneut die Namensrechte für das Ruhrstadion erworben. Der VfL Bochum und der DAX-Konzern haben sich auf eine längerfristige Zusammenarbeit bis zum Jahr 2026 geeinigt. Der bisherige Fünfjahresvertrag endet im Sommer 2021, nun gibt es eine Anschlussvereinbarung. Die Partnerschaft mit dem in Bochum ansässigen Wohnungsvermieter umfasst verschiedene Werbeleistungen, im Kern geht es aber um den Stadionnamen. Neu ist, dass Vonovia ab der kommenden Saison in den Pokalspielen auf dem Trikotärmel wirbt.  

Millionensumme fließt

Für den VfL Bochum ist dies kein überraschender, aber ein sehr wichtiger Deal, insbesondere in Corona-Zeiten. Die Pandemie sorgt für erhebliche Umsatzrückgänge. Doch Vonovia bleibt dem VfL treu, investiert in den kommenden Jahren eine Gesamtsumme, die im mittleren einstelligen Millionenbereich liegt. Der Vertrag gilt für alle drei Profiligen, die Summe würde im Auf- bzw. Abstiegsfall entsprechend angepasst. Insgesamt fließt etwas mehr Geld als bislang, bestätigte Hans-Peter Villis, Präsidiumsvorsitzender des VfL Bochum, auf Nachfrage. Er verkündete die Vertragsverlängerung an diesem Freitag gemeinsam mit Vonovia-Vorstand Arnd Fittkau.

Auch Thomas Eiskirch, Oberbürgermeister der Stadt Bochum, war dabei. Denn wenn es um den Stadionnamen geht, hat die Stadt immer noch ein Mitspracherecht. Sie ist Eigentümerin der Immobilie, hat dem Verein aber weitreichende Nutzungsrechte eingeräumt, wozu auch die Vermarktung der Namensrechte gehört. Der VfL spielt bereits seit 1979 im umgebauten Ruhrstadion, den aktuellen Namen trägt die Spielstätte seit 2016. Dieser ist längst etabliert und akzeptiert, obwohl der Stadionname unter den Fans oft heiß diskutiert wird. „Für sie ist es eine richtig gute Nachricht, dass der Name Ruhrstadion auch weiterhin Bestand hat“, sagte Eiskirch in der Pressekonferenz.

Pläne für die Zukunft

Der bekennende VfL-Fan nutzte zugleich die Gelegenheit, um zu erläutern, wie die Stadt das Stadion zukunftsfähig machen möchte. Eiskirch sprach von Überlegungen, auf dem Stadion Photovoltaikanlagen zu installieren, sofern dies die Statik hergebe. Er erwähnte auch, dass eine Bewerbung als Spielort für die Frauen-WM 2027 denkbar sei. Zuletzt hatte sich die Stadt unter anderem um die Modernisierung der Toilettenanlagen gekümmert. Auch Vonovia beteiligte sich jüngst an einem Projekt, finanzierte den kompletten Umbau des Fanshops im Stadioncenter. Weitere Kooperationen dieser Art seien auch in den kommenden Jahren denkbar, sagte Fittkau.

(Foto: Imago / RHR-Foto)

Bochum verliert

Spiel vercoacht: Reis nach Niederlage selbstkritisch

Vor Saisonbeginn hat der VfL Bochum mithilfe einer Werbeagentur einen neuen Slogan entworfen. „Fußball, wie er sein sollte“ steht auf Bannern und Plakaten. Im Heimspiel gegen Greuther Fürth bot der Revierklub dagegen eher Fußball, wie er nicht sein sollte. Völlig verdient verlor das Team von Trainer Thomas Reis mit 0:2 und offenbarte dabei in allen Mannschaftsteilen erschreckende Defizite, sowohl taktisch als auch fußballerisch. Schon in der Anfangsphase spielten die Gäste den VfL fast schwindelig.

Im Mittelfeld viele Lücken

Einige Beobachter werden nach diesem Spiel wohl einsehen müssen, dass es etwas vorschnell war, den VfL nach zwei Siegen in Folge direkt zum Aufstiegskandidaten zu erklären. Die Probleme, die gegen Aue und Würzburg nur durch eine optimale Punktausbeute kaschiert wurden, waren gegen spielstarke Fürther unübersehbar. Die Franken waren stets einen Schritt schneller, kombinierten sich ohne Mühe durch das löchrige Bochumer Mittelfeld und haben schon in der ersten Halbzeit durch zwei Treffer für klare Verhältnisse gesorgt.

Der VfL ließ zugleich Ideen im eigenen Angriffsspiel vermissen. Präzision, Überraschungsmomente und Tempoverschärfungen fehlten dem Team. Auch der Trainer muss sich nach diesem Auftritt Kritik gefallen lassen. Ein funktionierender Plan war nicht erkennbar, die Bochumer Spielweise wie so oft durchschaubar. Der erste Gegner in dieser Saison, der anständigen Fußball bot, zeigte dem VfL die Grenzen auf. Was auffiel: Trotz offensichtlicher Mängel griff Reis nicht ein, reagierte in ersten Hälfte weder taktisch noch personell, erst in der Pause.

Kein Tempo nach vorne

Reis erklärte nach der Partie, dass es zur eigenen Strategie gehörte, „den Gegner tiefer aufzunehmen und das Zentrum kompakt zu halten.“ Das aber ist völlig misslungen. Zum einen waren die Abstände viel zu groß, weil Anthony Losilla und Raman Chibsah im Mittelfeld teils vogelwild agierten und überhaupt keinen Zugriff hatten. Zum anderen bleibt rätselhaft, wie sich Reis zumindest in der Theorie den eigenen Vorwärtsgang vorgestellt hat. In der Offensive mangelte es komplett an Schnelligkeit, gezielte Gegenstöße kamen deshalb nie zustande.

Dass Reis hinterher ausdrücklich „zu wenige Flanken“ monierte, ist zwar richtig, doch auch dafür trägt der Trainer die Verantwortung. Mit Danny Blum und Gerrit Holtmann saßen zwei klassische Flügelspieler lange Zeit oder komplett auf der Bank. Stattdessen durfte auf der linken Außenbahn erneut Milos Pantovic beginnen, der wieder einmal komplett enttäuschte. Immerhin: Reis scheut sich nicht davor, auch Selbstkritik zu üben. „Man hinterfragt sich natürlich. Gewisse Dinge muss ich auf meine Kappe nehmen“, sagte er, ohne ins Detail zu gehen.

Zulj nicht im Kader

Für Irritationen hatte schon vor dem Spiel die Tatsache gesorgt, dass mit Robert Zulj ein potenzieller Leistungsträger und einer der besten Fußballer beim VfL nicht zum Kader gehörte. Nach Vereinsangaben waren „sportliche Gründe“ dafür ausschlaggebend. Reis wollte das auf Nachfrage nicht präzisieren. Offenbar wurde Zulj für Nachlässigkeiten im Training bestraft. Angesichts der Ideenarmut im Bochumer Spiel wären Reis und Zulj gut beraten, schnell wieder zueinander zu finden. Denn Kreativität, Ballsicherheit und Genauigkeit werden dringend benötigt.

(Foto: Imago / Team 2)