Rückblick & Vorschau

Zum Jahreswechsel: Einfach mal dankbar sein

Liebe Leserinnen und Leser, liebe VfL-Fans,

seit einigen Tagen werden in Deutschland fleißig Spritzen gesetzt: Der erste Corona-Impfstoff ist da. Was mich aber irritiert: Begonnen wurde in Seniorenheimen. Nicht in den Mannschaftskabinen der Fußball-Bundesliga.

Klingt böse? Ist es auch. Doch ganz so abwegig ist das gar nicht. Der Fußball ist uns heilig. Seine Protagonisten genießen derzeit viele Privilegien – weil wir das so wollen. Wir ermöglichen ihnen Corona-Tests. Wir schauen oft weg, wenn Hygieneregeln missachtet werden. Wir schließen den Einzelhandel, die Kinos und sogar Schulen, aber in der Bundesliga geht es weiter. Das ist gar nicht vorwurfsvoll gemeint. Denn ohne Spiele wäre auf dieser Seite auch nichts los. Wir genießen die Ablenkung. Der Fußball bleibt ein Anker in schwierigen Zeiten. Vor allem jetzt, weil der VfL Bochum gerade so erfolgreich ist.

Was ich in diesem Jahr ein bisschen vermisst habe, ist die Dankbarkeit, vor allem von den Spielern. Was spräche dagegen, die sozialen Netzwerke auch mal für echte Inhalte zu nutzen? Ein nichtssagendes Foto weniger, ein paar kluge Gedanken mehr. Deshalb verbinde ich diesen Wunsch zugleich mit einem Lob an die Verantwortlichen des VfL Bochum. Denn sie haben verstanden, wie gut es ihnen eigentlich geht, trotz dieser Krise. llja Kaenzig, der Mann für die Finanzen beim VfL, hat in diesem Jahr kein einziges Mal gejammert – und wir haben häufiger telefoniert als üblich. Auch Sebastian Schindzielorz hat sich nicht beklagt. Und Trainer Thomas Reis hat nicht nur einmal betont, dass er froh ist, immer noch arbeiten zu dürfen. Viele andere können das nicht.

Was ich damit sagen möchte: Trotz Einbußen in diesem außergewöhnlichen Jahr ist immer noch genügend Geld im Umlauf, um alle, Spieler wie Mitarbeiter, ausreichend zu versorgen. Dem Fußball geht es gut. Und überhaupt: Gelitten hat allerhöchstens das Geschäft, nicht aber der Sport.

Sein Glück zu erkennen und Dankbarkeit zu zeigen, ist wirklich wichtig. Ich schreibe das nicht ohne Grund. Denn auch Tief im Westen – Das VfL-Magazin lebt von Wertschätzung. Mehr als 150 Texte sind in diesem Jahr erschienen. Dahinter stecken viele Stunden Arbeit und auch Kosten. Mich freut es ganz besonders, dass ihr das zu schätzen wisst. Denn die Bereitschaft, diese Seite, dieses Herzensprojekt von mir zu unterstützen, um die Berichterstattung über den VfL Bochum fortzusetzen, war in diesem Jahr besonders groß. Viele von euch waren bereit, freiwillig ihren Beitrag zu leisten. Das ist nach diesem Jahr, in dem viele von euch kämpfen mussten, sei es finanziell, gesundheitlich oder auf ganz andere Art, nicht selbstverständlich.

Lasst uns deshalb gemeinsam darauf hoffen, 2021 Stück für Stück zurück zur Normalität zu kommen, was auch bedeutet: Wieder im Stadion zu jubeln oder zu fluchen.

Vielen Dank, Glück Auf & bleibt gesund!

Wer „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“ ebenfalls unterstützen möchte, hat selbstverständlich die Möglichkeit dazu. Meldet euch gerne unter rentsch@vfl-magazin.de. Auch eine PayPal-Überweisung an diese Mailadresse ist möglich.

(Foto: Firo Sportphoto)

Entwicklung

VfL Bochum: Diese Truppe ist ein Team geworden

Ein Like ist die Währung in den sozialen Netzwerken. Nach dem Pokalsieg in Mainz haben die VfL-Fans sogar einen Rekord geknackt. Rund 12.500 Anhänger markierten ein Jubelfoto aus der Mannschaftskabine mit einem Herzchen auf Instagram – so viele waren es in diesem Jahr noch nie. Pünktlich zum Weihnachtsfest und zum Jahreswechsel hat die Euphorie in Bochum also ihren vorläufigen Höchststand erreicht. Bei der Ankunft der Mannschaft in der Nacht gab es am Stadion sogar einen Empfang. Die Ultras zündeten ein kleines Feuerwerk. Auch in dieser außergewöhnlichen Zeit wollen sie zeigen, dass es sie noch gibt.

Startelf und Spielstil gefunden

Mit so viel Freude und Überschwang war Anfang November noch nicht zu rechnen. Nach der Niederlage gegen Fürth war die Enttäuschung riesengroß. Von Spielkultur war die Mannschaft weit entfernt, beim VfL passte an diesem Tag wenig zusammen. „Da wurden wir noch als Abstiegskandidat tituliert“, erinnert sich Trainer Thomas Reis zurück. Trotz eines ordentlichen Saisonstarts, gemessen an den Punkten, schien die Anhängerschaft mit der Entwicklung nicht zufrieden. Doch aus der Kritik, auch an der Arbeit des Trainers, ist mittlerweile ein großes Lob geworden.

Seit dem Auswärtssieg in Hamburg ist der VfL Bochum kaum noch wiederzuerkennen. In dieser Zeit gab es fünf Siege aus sieben Partien, und vor allem: Endlich überzeugende Auftritte. Mit einer runderneuerten Startelf und einem veränderten Spielstil hat sich der Revierklub im oberen Tabellendrittel festgesetzt, begeistert mit einer enormen Laufbereitschaft, feinen Spielzügen und vielen Toren. Den Trainer freut das zwar, doch er relativiert auch gerne. „Mir geht das in der Beurteilung und Erwartung alles zu schnell“, bekennt Reis, der „froh“ ist über die „gute Entwicklung“, aber öffentlich keine allzu hohen Saisonziele verkünden möchte.

Mannschaft verkraftet auch Rückschläge

Doch die Fans spüren, dass in dieser Saison mehr möglich sein könnte, aus zwei Gründen. Zum einen: Die Liga ist so ausgeglichen, dass es kein Spitzenteam gibt, also keinen klaren Aufstiegsanwärter. Und zum anderen: Speziell in den letzten Wochen haben viele bemerkt, dass aus dieser Truppe endlich ein Team geworden ist, das füreinander kämpft, das sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lässt. Das Spiel in Mainz lieferte den besten Beweis dafür: Auch nach einem 0:2-Rückstand, der Roten Karte gegen Torhüter Riemann und etlichen Wadenkrämpfen gab niemand auf. Die Spieler motivierten sich gegenseitig.

Teamgeist ist beim VfL Bochum mittlerweile ein Erfolgsfaktor, und das ist deshalb so erwähnenswert, weil es vor einem Jahr noch ganz anders war. „Das war damals keine Mannschaft“, erinnert sich Thomas Reis an seine Amtsübernahme. Sein Vorgänger Robin Dutt erreichte mit seiner Art vor allem die sensibleren Zeitgenossen, etwa Tom Weilandt und Silvere Ganvoula; hatte aber zunehmend das Problem, auch die komplizierteren Typen zu bändigen. „Wir hatten sehr viele unterschiedliche Charaktere dabei. Das war nicht einfach“, gibt Reis offen zu.

Gute Stimmung in der Kabine

So schnell ließ sich das Chaos hinter der Kabinentür auch nicht lösen, es brauchte seine Zeit. Die allermeisten Spieler sind immer noch da, doch sie ziehen mittlerweile an einem Strang und in dieselbe Richtung. Reis schmunzelt, wenn er darüber spricht, sagt: „Ich war in meiner aktiven Zeit auch nicht immer einfach.“ Der Fußballlehrer mag personell wie taktisch nicht immer richtig gelegen haben, doch das Positive überwiegt – wozu auch sein Führungsstil gehört. Reis grätscht mitunter ordentlich dazwischen, mischt sich aber auch nicht in jede Kleinigkeit ein.

Neulich nannte er in einer Pressekonferenz ein Beispiel. So kam der junge Armel Bella Kotchap in der Vorsaison ständig zu spät zum Training. „Das ging der Mannschaft fürchterlich auf den Keks.“ Aber: Reis hielt sich heraus, schließlich sei er „nicht der Erziehungsberechtigte.“ Die Spieler regelten das also unter sich. Offenbar mit Erfolg. Interessant auch: Nach dem Sieg in Mainz, möglicherweise ein Schlüsselmoment für den weiteren Saisonverlauf, hat nicht nur der VfL, sondern auch jeder Spieler das Jubelfoto aus der Kabine gepostet. Selbst bei der Bildbeschreibung gab es große Übereinstimmung. „Team“ stand in dicken Lettern dabei, und dahinter mehrere Ausrufezeichen.

(Foto: Imago / Eibner)

Pokalfight in Mainz

Frohes Fest! Bochums krönender Abschluss

Manuel Riemann muss schreien, damit er glücklich ist. Nach dem gewonnenen Elfmeterschießen gab es kein Halten mehr. Alle Bochumer rannten auf Patrick Drewes los. Um den Ersatzkeeper bildete sich eine Jubeltraube, denn er hatte für das kürzeste Elfmeterschießen der Vereinsgeschichte gesorgt. Pantovic, Masovic und Ganvoula trafen für Bochum, die Mainzer dagegen kein einziges Mal. Zweimal ging der Ball ans Aluminium, und zum krönenden Abschluss hatte Drewes seine Finger im Spiel. Und Manuel Riemann? Er drehte sich um und jubelte auf seine Art.

Riemann sieht die Rote Karte

Der Adressat seiner Brüllattacke war vermutlich Schiedsrichter Martin Petersen. Denn der hatte den Torhüter in der fünften Minute der Verlängerung mit Rot vom Platz gestellt. Riemann war bei einem Mainzer Angriff aus seinem Tor und sogar aus dem Strafraum gestürmt, traf dabei den Mainzer Ji am Fuß und wurde des Feldes verwiesen – eine harte Entscheidung, weil Ji noch nicht in aussichtsreicher Position war. Petersen gab auch ansonsten keine glückliche Figur ab. Ihm fehlte eine klare Linie und er übersah zwei kritische Handaktionen im Mainzer Strafraum.

Der VfL kämpfte anschließend in Unterzahl weiter, und das auf eine Art und Weise, die höchste Anerkennung verdient. Mehrere Spieler waren von Krämpfen geplagt, Wechsel nicht mehr möglich. Doch alle machten weiter, sie retteten sich ins Elfmeterschießen. Dort wurde die Dramatik der Partie zum Glück nicht mehr übertroffen. Denn die 120 Minuten zuvor reichten schon, um die Bochumer Volksseele so kurz vor dem Weihnachtsfest noch einmal emotional zu packen, am Ende aber für ein frohes Fest zu sorgen. Dabei hatte das Spiel denkbar ungünstig begonnen.

Holtmann und Tesche treffen

Die Bochumer Erfolgself der vergangenen Wochen kassierte schon nach sieben Minuten den ersten Gegentreffer. Mainz lauerte im eigenen Stadion auf Konter und nutzte immer wieder Lücken im Bochumer Abwehrverbund aus, speziell auf der linken Seite. Auch Tempodefizite im Mittelfeld waren phasenweise nicht zu übersehen. Am Ball waren die Gäste aber mindestens ebenbürtig. Nur die Torchancen blieben lange Zeit aus. Und nach dem 0:2 durch den Ex-Bochumer Danny Latza in der 54. Minute schien die Partie fast schon entschieden.

Doch es ist eine positive Charaktereigenschaft der Bochumer Mannschaft, niemals aufzugeben. Aus dieser Truppe ist mittlerweile ein Team geworden. Der Anschlusstreffer durch Gerrit Holtmann brachte zusätzlichen Auftrieb. Der VfL zeigte, dass er mit einem Bundesligisten mithalten kann. Vielleicht nicht in allen Belangen, aber so, dass tatsächlich noch der Ausgleich fiel. Und das in der allerletzten Minute: Eine Hereingabe von Robert Zulj war so präzise, dass Robert Tesche nur noch den Kopf hinhalten musste und damit die Verlängerung erzwang.

Am 2. Januar geht es weiter

Die Mainzer waren nun mental am Ende, doch mit dem Platzverweis gegen Riemann hätte die Partie wieder kippen können – so weit kam es aber nicht. Die Bochumer nahmen die Abwehrschlacht an, wobei Mainz kaum noch etwas einfiel. So kämpfte sich der VfL ins erste Elfmeterschießen seit mehr als neun Jahren, das er schließlich souverän und ohne Nervenkitzel gewann. „Ein großes Kompliment an die Mannschaft, wie sie gefightet hat. Wir können einfach nur stolz sein und fahren überglücklich nach Bochum zurück“, sagt Trainer Thomas Reis.

Der Fußballlehrer kann sich sicher sein, dass dieser Erfolg neue Motivation freisetzt für den zweiten, weitaus längeren Saisonabschnitt. Mindestens 22 Pflichtspiele stehen noch auf dem Programm. In dieser Besetzung und in dieser Form könnte in dieser Saison tatsächlich einiges möglich sein – nicht nur im Achtelfinale, das Anfang Februar gespielt wird, sondern auch in der Liga, die schon am 2. Januar weitergeht. Bis dahin dürften auch alle Krämpfe überwunden und der Ärger bei Manuel Riemann verflogen sein…

(Foto: Imago / Jan Huebner)

Jahresabschluss in Mainz

VfL braucht das Pokalgeld – Bastians kein Thema

Ein sportlich gutes Jahr krönen – das ist das Ziel des VfL Bochum am Mittwoch im DFB-Pokal gegen den FSV Mainz 05. „Wenn man sieht, wie wir seit dem Re-Start im Mai gepunktet haben, sowohl in der vergangenen als auch in dieser Saison, können wir auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken“, sagt Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz, der sich wünscht, dass die Mannschaft so kurz vor dem Weihnachtsfest noch ein „Ausrufezeichen“ setzt. Der VfL fährt auf jeden Fall mit Selbstbewusstsein in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.

„Natürlich wollen wir eine Runde weiterkommen. Wir haben eine gute Phase und wissen, dass im Pokal alles möglich ist“, gibt Top-Scorer Simon Zoller die Marschroute vor. Vermutlich wird Trainer Thomas Reis die Erfolgself der vergangenen Wochen nicht verändern. Im Vergleich zum Sieg gegen Heidenheim wird lediglich Robert Tesche für Erhan Masovic ins Team zurückkehren. In dieser Besetzung will der VfL auch seine Bundesligatauglichkeit prüfen.

Viel Unruhe in Mainz

Während die Bochumer als Tabellenvierter der 2. Liga in die kurze Weihnachtspause gehen, ist Mainz Vorletzter in der obersten Spielklasse. Das spricht dafür, dass beide Mannschaften sportlich gar nicht so weit voneinander entfernt sind. Trainer Thomas Reis scheut im Vorfeld allerdings einen Vergleich: „Die Bundesliga ist eine Qualitätsliga. Wir spielen eher in einer Mentalitätsliga. Nur weil Mainz in der Tabelle weit unten steht, dürfen wir sie nicht unterschätzen. Wir müssen höllisch aufpassen.“ Entgegenkommen dürfte den Gästen aus dem Ruhrgebiet allerdings die Tatsache, dass bei den 05ern derzeit viel Unruhe herrscht. Trainer und Manager stehen angeblich vor dem Aus. Das träfe auch einen Ex-Bochumer, nämlich Rouven Schröder, der für die sportlichen Belange in Mainz verantwortlich ist.

Sieg wäre viel wert

Apropos Ehemaliger: Ein Bericht des Kicker-Sportmagazins führt seit Sonntag zu intensiven Diskussionen unter den VfL-Anhängern. Felix Bastians möchte nach seinem dreijährigen China-Abenteuer wieder in Deutschland oder der näheren Umgebung spielen. Gern würde er an die Castroper Straße zurückkehren. Der Abwehrspieler wäre sogar ablösefrei zu haben. Die Meinungen der Fans gehen auseinander, innerhalb der Vereinsführung herrscht aber Einigkeit.

Heißt: Wie schon im vergangenen Jahr ist Bastians kein Thema für einen Wintertransfer. Das hat verschiedene Gründe, auch finanzielle. Die Corona-Pandemie führt nach wie vor zu erheblichen Verlusten. Allein bis Juni 2021 plant der Klub mit einem Fehlbetrag von mehr als 9 Millionen Euro. Helfen könnten deshalb ungeplante Einnahmen im DFB-Pokal. Ein Sieg in Mainz würde dem VfL mehr als eine halbe Million Euro in die Kasse spülen. „Damit würden wir eher Löcher stopfen als neue Investitionen tätigen“, betont Schindzielorz.

(Foto: Firo Sportphoto)

Gewinnspiel

Das VfL-Adventsquiz: Alle Gewinner ermittelt

In diesem Jahr ist vieles anders. Doch „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“ versucht für ein bisschen Spaß und Ablenkung zu sorgen. Deshalb verlosen wir an allen vier Adventssonntagen attraktive Fanartikel des VfL Bochum, die dankenswerterweise gestiftet wurden.

Nachdem die ersten drei Runden ausschließlich den finanziellen Unterstützern dieser Seite vorbehalten waren, hatte nun zum krönenden Abschluss JEDER Leser die Chance, einen Jahreswandkalender für 2021 zu gewinnen. Die Frage lautete wie folgt…

Welcher Artikel hier auf „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“ war der mit Abstand meistgelesene im Jahr 2020, gemessen an den Klickzahlen? Richtig war Antwort B „VfL-Sturm: Die Lage bei Terodde, Ganvoula & Co.“.

Die Gewinner:

  • 1. Advent: Thomas Neuhäuser aus Borchen
  • 2. Advent: Bernhard Lohfink aus Bochum
  • 3. Advent: Jürgen Kuhn aus Bochum
  • 4. Advent: Daniel Kurz aus Dortmund

Bitte beachtet, dass die Pakete erst Anfang des neuen Jahres zugestellt werden.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Die Informationen auf dieser Seite sind für alle zugänglich, und so soll es auch bleiben. Doch das ist nur möglich, weil sich bis heute mehr als 180 VfL-Fans und Sympathisanten finanziell an den Kosten beteiligt haben. Wer ebenfalls zum Kreis der Unterstützer zählen möchte, um weiter eine unabhängige Berichterstattung über den VfL Bochum zu ermöglichen, kann sich gerne unter rentsch@vfl-magazin.de melden. Auch eine PayPal-Überweisung an diese Mailadresse ist möglich. Ihr werdet dann automatisch in den Kreis der Unterstützer aufgenommen.

3:0 gegen Heidenheim

Bochum bestes Team 2020 – Reis winkt neuer Vertrag

Pünktlich um 18.48 Uhr gab Danny Blum eine neue Bewerbung für das Tor des Monats ab. Aus mehr als 25 Metern traf er den Ball nahezu perfekt. Das Spielgerät ging zwar an den Pfosten, sprang von dort aber direkt ins gegnerische Tor. Schon in Hamburg Ende November hatte Blum sehenswert getroffen. An diesem Freitag ebnete er nun den Weg zum dritten Bochumer Heimsieg in Folge. Der VfL musste nicht seine Bestleistung zeigen, um harmlose Heidenheimer mit 3:0 zu besiegen.

Bochum gnadenlos effektiv

„Wir haben eine gute Reaktion auf die enttäuschende Leistung in Hannover gezeigt“, sagte VfL-Trainer Thomas Reis nach dem Spiel, bei dem sich Rechtsverteidiger Cristian Gamboa, Kapitän Anthony Losilla und Bochums Top-Scorer Simon Zoller die Bestnoten verdienten. Insgesamt sah Reis in der ersten Halbzeit einen „ordentlichen, engagierten Auftritt“; auch von Startelfdebütant Erhan Masovic, der den müden Robert Tesche trotz einiger Wackler anständig vertrat.

Das größte Bochumer Plus war an diesem Abend die Effektivität. Aus drei Chancen machte der VfL in den ersten 45 Minuten zwei Tore. Simon Zoller vollendete noch vor dem Seitenwechsel eine Hereingabe von Gerrit Holtmann zum 2:0. Ganz anders die Gäste von der Ostalb, die nach der Pause gute Möglichkeiten nicht nutzten. Zweimal trafen die Heidenheimer nur die Latte, sogar aus kürzester Distanz. Der VfL bot immer mehr Räume, Thomas Reis bemängelte „einige Unkonzentriertheiten. Das Spiel hätte noch kippen können.“

Erfolgreich im Jahr 2020

Was aber nicht passierte. Stattdessen gab es auf Bochumer Seite noch ein zweites Traumtor. Der eingewechselte Thomas Eisfeld hob den Ball bei einem Freistoß elegant über die Mauer und sorgte für den 3:0-Endstand. Damit steht fest: Der VfL wird über Weihnachten mindestens auf dem vierten Tabellenplatz stehen, je nach Leistung der Konkurrenz am Wochenende vielleicht sogar auf einem Aufstiegsrang. Zudem gibt es einen inoffiziellen Titel für ein sportlich gutes Jahr 2020.

Denn sollten Darmstadt und Hamburg am Wochenende nicht haushoch gewinnen, sind die Bochumer das beste Team der Zweiten Liga in diesem Kalenderjahr. Saisonübergreifend holte der VfL 49 Punkte aus 29 Partien. Für Trainer Thomas Reis sind das starke Argumente bei den nahenden Vertragsgesprächen. Klubchef Hans-Peter Villis deutete am Freitagabend an, dass eine Verlängerung über den Sommer hinaus klar angestrebt wird. Im neuen Jahr sollen die Verhandlungen beginnen.

(Foto: Imago / RHR-Foto)

0:2-Pleite in Hannover

Was war da los? Riemann findet deutliche Worte

Gegentreffer sind immer das Resultat einer Fehlerkette. Doch so schlecht wie beim frühen 0:1 in Hannover war der VfL in dieser Saison noch nicht organisiert. Ein Einwurf der Gastgeber im hinteren Drittel des Spielfeldes leitete am Dienstag die hochverdiente 0:2-Niederlage aus Bochumer Sicht ein. Weil gleich drei VfL-Spieler vergeblich zum Ball gingen und dann völlig falsch postiert waren, konnte Hannover blitzschnell nach vorne kombinieren. Als Absicherung blieb nur noch Cristian Gamboa, der nicht mehr verhindern konnte, dass Valmir Sulejmani den Führungstreffer erzielte.

93 Minuten inklusive Nachspielzeit blieben dann noch, den frühen Fehler zu korrigieren. Doch der VfL kam nicht einmal in die Nähe eines eigenen Treffers und der guten Form der vergangenen Wochen. Bochum enttäuschte auf ganzer Linie: Das Tempo fehlte, die Präzision, die Spielfreude, vor allem auch die Ordnung und der Zugriff. Die Abwehrreihe ließ sich immer wieder übertölpeln, im Mittelfeld gab es viele Ballverluste und eklatante Lücken und im Angriff keine nennenswerte Torchance. Die berechtigte Frage lautet also: Was war da los?

Riemann und Zulj kritisieren

„Wir holen Hannover mit einem Einwurf ins Spiel, bei dem niemals etwas anbrennen darf“, monierte Manuel Riemann später am TV-Mikrofon. Der Torhüter verhinderte mit einigen Paraden eine noch viel höhere Niederlage und spornte seine Teamkollegen immer wieder lautstark an. „Ich hatte gehofft, dass noch ein Ruck durch die Mannschaft geht. Dazu kam es aber nicht. Wir haben eine der verdientesten Niederlagen kassiert, die ich bislang erlebt habe“, sagte Riemann, der sich vehement dagegen wehrt, den VfL als „Top-Team“ zu bezeichnen.

Die Leistungsschwankungen bleiben einfach zu groß. Zuletzt überzeugte der VfL noch gegen mehrere Aufstiegskandidaten. Nun scheiterte er „kläglich“ gegen keinesfalls überragende Hannoveraner, wie es Robert Zulj treffend zusammenfasste und dabei hoffentlich auch sich selbst meinte. Der Spielmacher tauchte nämlich völlig unter, ebenso wie Gerrit Holtmann und Danny Blum auf den Flügelpositionen. Auch Robert Tesche, Danilo Soares und Maxim Leitsch, zuletzt Leistungsträger, erwischten einen rabenschwarzen Tag.

Chibsah und Lampropoulos enttäuschen

Hannover präsentierte sich wacher und robuster, zwang den VfL immer wieder zu Fehlern. „Die Belastung der Englischen Woche darf da keine Ausrede sein. Wir müssen in der Lage sein, zwei Spiele in fünf Tagen zu absolvieren“, sagte Zulj. Trainer Thomas Reis hatte auf eine große Rotation verzichtet. Er veränderte die Startelf nur auf zwei Positionen, bewies dabei aber kein allzu glückliches Händchen. Raman Chibsah, der den gesperrten Anthony Losilla ersetzte, brachte mehr Unruhe als Struktur ins Bochumer Spiel.

Auch Innenverteidiger Vasilios Lampropoulos, der etwas überraschend für Armel Bella Kotchap beginnen durfte, überzeugte nicht und stand in der zweiten Halbzeit sogar am Rande eines Platzverweises. Er war nicht nur an der Entstehung des 0:1 beteiligt, sondern verschuldete auch vollkommen ohne Not den Elfmeter, der zum 0:2-Endstand führte. Gut möglich also, dass die Anfangsformation gegen Heidenheim schon wieder anders aussehen wird. Lange schütteln kann sich der VfL ohnehin nicht, am Freitag geht es schon weiter.

(Foto: Imago / Joachim Sielski)