3:2-Sieg gegen St. Pauli

Zoller und Zulj: Starke Zahlen belegen den Erfolg

Der Tabellenstand zaubert allen Fans des VfL Bochum weiter ein Lächeln ins Gesicht. Nach dem 3:2-Erfolg beim FC St. Pauli am Donnerstagabend steht der Revierklub weiter auf Platz zwei, nach den Ergebnissen der Konkurrenz sogar mit einem kleinen Vorsprung auf den Relegationsrang. Was Statistiker interessieren dürfte: Seit Einführung der Drei-Punkte-Regel vor 25 Jahren hatten zu diesem Zeitpunkt der Saison acht Teams exakt 36 Punkte, so wie jetzt der VfL. Sechs davon sind am Saisonende aufgestiegen.

Zwei Rückstände waren kein Problem

Zum Rückrundenstart gaben die Bochumer ihren Anhängern zusätzliche Hoffnung darauf, dass in dieser Saison Großes gelingen könnte. Bemerkenswert ist vor allem, dass den VfL so schnell nichts mehr aus der Bahn wirft. Selbst zwei Rückstände, einer davon bereits nach vier Minuten, wurden gegen St. Pauli so gut weggesteckt, als sei nichts leichter als das. „Jeder sieht, dass die Moral in unserer Truppe sehr groß ist“, sagt Robert Zulj. Was nach einer Floskel klingt, enstpricht in Bochum tatsächlich der Wahrheit.

Die Bochumer verdienten sich den Sieg speziell im zweiten Durchgang, weil sie strukturierter auftraten und konsequent verteidigten. In den ersten 45 Minuten war es noch ein wildes Spiel mit zwei agilen Offensivreihen, aber auch Lücken in beiden Hintermannschaften. Der VfL bot den Gastgebern teilweise zu viel Platz, war bei beiden Gegentreffern zu passiv. Geschenkt. Denn: „Das Gute war, dass wir immer schnell zurückgekommen sind. Das ist das, was die Mannschaft momentan auszeichnet“, lobt Trainer Thomas Reis.

Schon am Sonntag gegen Karlsruhe

Die Hartnäckigkeit der Bochumer ist tatsächlich beeindruckend und längst auch durch Fakten zu belegen. Allein in diesem Kalenderjahr hat der VfL in vier Spielen zurückgelegen, am Ende aber 10 von 12 möglichen Punkten geholt. Am Millerntor ermöglichten das vor allem Robert Zulj und Simon Zoller als Torschützen und Vorbereiter. Nach einem genialen Zuspiel von Zulj in die Tiefe erzielte Zoller das 1:1. Auch für das 2:2 war der Mittelstürmer verantwortlich. Zulj freute sich schließlich über das 3:2.   

Genau dieses Duo führt schon seit Wochen die interne Statistik an. Zusammen kommen sie bereits auf 20 Saisontore und 15 Vorlagen. Während Robert Zulj als Spielmacher glänzt, hat Simon Zollers Rückkehr ins Sturmzentrum den gewünschten Effekt erzielt. Dort fühlt er sich am wohlsten und unterstreicht seinen Wert für das Team. Die nächste Gelegenheit zu glänzen gibt es übrigens schon an diesem Sonntag. Nur 63 Stunden liegen zwischen dem Abpfiff in St. Pauli und dem Anpfiff des Heimspiels gegen Karlsruhe.

(Foto: Firo Sportphoto)

Transfergerücht

Ganvoula nach China? Schindzielorz äußert sich

Bahnt sich beim VfL Bochum noch ein millionenschwerer Transfer – genauer: ein Abgang – an? Der „Kicker“ hat am Donnerstagmorgen überraschend vermeldet, dass Angreifer Silvere Ganvoula ganz oben auf der Wunschliste des chinesischen Erstligisten Shanghai SIPG stehen soll. Der Klub möchte den 24-Jährigen demnach als Ersatz für Marko Arnautovic verpflichten. Der Österreicher soll vor einem Wechsel nach Italien zum FC Bologna stehen. Der VfL könnte, so berichtet es das Sportmagazin, eine Ablöse kassieren, die zwischen zwei und drei Millionen Euro liegt. 

Kein Angebot eingegangen

Der Haken: Beim VfL Bochum ist zur Stunde noch kein Angebot, nicht einmal eine lose Anfrage aus China eingegangen. Auch der Berater von Ganvoula oder der Spieler selbst hätten sich bei den Verantwortlichen nicht nach den Möglichkeiten eines Wechsels erkundigt, erklärte Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz am Mittag auf Nachfrage von „Tief im Westen“. Ein Wechsel in diesem Winter ist damit praktisch vom Tisch, selbst wenn in Kürze noch ein Angebot beim VfL eingehen würde. Denn: Während das Transferfenster in China noch etwas länger geöffnet ist, sind Neuverpflichtungen in Deutschland nur noch bis zum kommenden Montag (1.2.) möglich.

Vertrag gilt bis 2023

Einen Ersatz für Ganvoula zu finden wäre also fast unmöglich. Mal abgesehen davon, dass die Verhandlungen mit den Chinesen innerhalb von wenigen Tagen oder gar Stunden abgeschlossen sein müssten. Der Nationalspieler aus dem Kongo wird dem VfL Bochum also auch in der Rückrunde zur Verfügung stehen, in welcher Rolle auch immer. Ganvoula war zu Saisonbeginn noch Stammspieler, verlor seinen Platz in der ersten Elf aber nach dem vierten Spiel. In der Folge konnte er als Joker nur selten überzeugen. Die Bilanz nach der Hinrunde: ein Tor und drei Vorlagen. In der Vorsaison waren es am Ende 20 Scorer-Punkte. Ganvoula ist noch bis zum Sommer 2023 vertraglich an den VfL gebunden.

(Foto: Imago / Beautiful Sports)

4 Spiele in 10 Tagen

VfL im Nachteil? Reis findet Spielplan „nicht optimal“

Auf das Auswärtsspiel gegen den SV Sandhausen konnte sich der VfL Bochum noch in aller Ruhe vorbereiten. Doch nun haben die beiden stressigsten Wochen der Saison begonnen. Denn innerhalb von nur zehn Tagen stehen vier Pflichtspiele an, drei davon auswärts. Zunächst gastiert die Mannschaft von Trainer Thomas Reis am Donnerstag (28.1.) beim FC St. Pauli. 

Schindzielorz will nicht jammern

Diese Ansetzung hat zur Folge, dass das Heimspiel gegen den Karlsruher SC auf einen Sonntag (31.1.) fällt. Weil der VfL Bochum auch noch im DFB-Pokal vertreten ist, geht es in diesem Rhythmus weiter. Mittwochs (3.2.) wird der Revierklub bei RB Leipzig gastieren – wieder ein weit entferntes Auswärtsspiel. Was dann folgt, ist schlimmstenfalls ein Wettbewerbsnachteil. Denn die Bochumer müssen nach der Partie in Leipzig direkt wieder samstags antreten, auswärts beim VfL Osnabrück (6.2.). Zwischen den beiden Partien werden keine 72 Stunden liegen, dafür zwei Reisen. Auch zwischen dem Abpfiff in St. Pauli und dem Anstoß gegen Karlsruhe vergehen nur 63 Stunden.

Hauptproblem ist die späte Ansetzung des Spiels gegen St. Pauli am Donnerstag. Daraus ergeben sich die beiden folgenden Termine automatisch. Zusätzliches Pech für die Bochumer: Sie haben nach dem Pokalduell ein Samstagsspiel erwischt, während die anderen Zweitligisten, die noch im Achtelfinale vertreten sind, erst einen Tag oder gar zwei Tage später antreten müssen. Optimal ist das nicht. Sebastian Schindzielorz, Geschäftsführer Sport beim VfL Bochum, möchte aber nicht jammern: „Man kann sich subjektiv vielleicht benachteiligt fühlen, wir tun das aber nicht. Wir wissen nämlich auch, wie schwierig es für die DFL-Abteilung unter der Leitung von Ansgar Schwenken ist, gerade in diesem Corona-Jahr alles und alle unter einen Hut zu bekommen.“

Trainer Thomas Reis will ebenfalls nicht laut klagen. Der 47-Jährige betont schließlich immer wieder, dass Profifußballer froh sein sollten, überhaupt noch spielen dürfen, während der Einzelhandel, die Gastronomie oder die Kultur weiter massiv eingeschränkt sind. Doch er würde auch lügen, wenn er über die Spielplangestaltung glücklich wäre: „Wenn wir Wünsche hätten äußern können, hätten wir die Termine sicher etwas anders gelegt. Alle drei Tage zu spielen, ist nicht optimal“, sagt Reis, der den Fokus auf eine möglichst optimale Regeneration legen will. „Ich sehe nicht nur eine körperliche, sondern auch eine mentale Belastung. Aber besser so, als wenn wir im Pokal gar nicht mehr dabei wären.“

Pokalspiel nicht herschenken

Ob Reis seine erfolgreiche Startelf nun häufiger verändern wird, lässt er offen. Denn jede Anpassung birgt Risiken und gefährdet womöglich die Stabilität der Mannschaft. Doch viermal Vollgas geben? Das kann wohl auch nicht jeder. Die Idee, vor allem das Pokalspiel in Leipzig zur Rotation zu nutzen, findet Reis nicht gut: „Was möglich ist, hat doch Kiel gegen die Bayern gezeigt…“

(Foto: Imago / Eibner)

1:1 in Sandhausen

Ohne Flügel hebt der VfL Bochum nicht ab

Die Illusion, ohne Punktverluste durch die Liga zu marschieren, hatte in Bochum wirklich keiner. Außerdem bleibt der VfL auch nach dem 1:1 in Sandhausen Tabellenzweiter. Eine leichte Unzufriedenheit mit dem Ergebnis ist dennoch zu spüren, bei einigen Fans und bei der Mannschaft gleichermaßen. Der Grund: Zum Abschluss einer insgesamt starken Hinrunde präsentierten sich die Bochumer im Hardtwald lange Zeit äußerst pomadig und uninspiriert.

Ursächlich dafür, dass der VfL auswärts Punkte liegen ließ, war vor allem die schwache erste Halbzeit. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis entwickelte kaum Torgefahr. Dass mit Danny Blum und Gerrit Holtmann die beiden schnellen Flügelstürmer fehlten, machte sich besonders bemerkbar. Das Bochumer Angriffsspiel lebt von der Dynamik. Herbert Bockhorn und Milos Pantovic waren kein gleichwertiger Ersatz. Hinzu kam, dass der VfL eine Standardsituation unachtsam verteidigte und somit in Rückstand geriet. Weil Cristian Gamboa im entscheidenden Moment das Abseits aufhob, köpfte Kevin Behrens erst unbedrängt gegen den Pfosten und traf dann ins Tor.

Ausgleichstreffer durch Robert Zulj

Die Bochumer zeigten auch nach dem Seitenwechsel keine besonders gute Leistung, waren aber dennoch deutlich besser als noch im ersten Durchgang. Die Belohnung gab es spät, als Robert Zulj eine punktgenaue Hereingabe des frisch eingewechselten Thomas Eisfeld per Kopf zum 1:1 verwertete. Es war der verdiente Ausgleich. Für einen Sieg jedoch war der gesamte Auftritt nicht stimmig genug. „Wir hatten zu wenig Tiefgang, zu wenige Situationen in Richtung Strafraum und zu wenige Abschlüsse“, bemängelte Torschütze Robert Zulj, lobte aber auch: „In der zweiten Halbzeit hat mir das Gesicht unserer Mannschaft besser gefallen.“

Sein Trainer sah das ähnlich: „Nach der Pause haben wir gefühlt nur in einer Hälfte gespielt. Der Ausgleich war deshalb verdient.“ Rundum zufrieden war Reis natürlich nicht. „Wir haben in der ersten Halbzeit zwar versucht, Fußball zu spielen, doch im Mittelfeld hat die Laufbereitschaft gefehlt. Wir wollten tiefe Laufwege, konnten uns über die Außen aber nicht richtig durchsetzen.“ Ohne seine etatmäßigen Flügelspieler scheint der VfL Bochum entscheidend geschwächt zu sein. Blum ist nach wie vor verletzt, Holtmann erhielt eine Schaffenspause und wurde erst in der 63. Minute eingewechselt. In puncto Tempo, Tiefe und Tordrang wurde das etablierte Duo schmerzlich vermisst.

Probleme ohne Blum und Holtmann

Denn obwohl der Kader nominell viele Optionen hergibt, sind die Möglichkeiten de facto begrenzt. Sommerneuzugang Tarsis Bonga ist nach längerer Pause erst neulich wieder ins Mannschaftstraining zurückgekehrt. Wie gut er wirklich ist, weiß noch niemand so genau. Tom Weilandt ist zwar fit, doch er hinkt seiner Bestform so weit hinterher, dass er seinen Kaderplatz an den erst 18-Jährigen Luis Hartwig verloren hat. Der Nachwuchsspieler feierte in der Schlussphase sein Profidebüt. Außerdem ist Weilandt kein Sprintertyp. Bockhorn ist das schon eher und wohl der stärkste Ersatzmann für die offensiven Flügel, blieb in Sandhausen aber meist unsichtbar.

Auch Milos Pantovic hat erneut bewiesen, dass er für bestimmte Spielmomente ein wertvoller Joker sein kann, aber eben kein klassischer Außenspieler ist. Wohl mit Holtmann, aber vermutlich ohne Blum, hat der VfL bereits am Donnerstag die nächste Chance auf drei Punkte. Dann beginnt auswärts beim FC St. Pauli die Rückrunde. Nach dem Ergebnis in Sandhausen hebt in Bochum zumindest niemand ab, ohne Flügel erst recht nicht…

(Foto: Imago / Eibner)

Bochumer Erfolgsfaktoren

Riemann: „Unser Weg kann in der Bundesliga enden“

Geschichtsbücher zu wälzen, ist vermutlich nicht das größte Hobby von VfL-Torhüter Manuel Riemann. Doch er würde dabei Spannendes entdecken. Denn so erfolgreich wie momentan, gemessen an den Punkten, war der VfL Bochum zuletzt vor 25 Jahren. Im Falle eines Sieges am Sonntag beim Hinrundenabschluss in Sandhausen könnte das Konto auf 35 Zähler anwachsen. „Das ist selbstverständlich unser Ziel“ sagt Torhüter Manuel Riemann.

Teamgeist und Ehrgeiz

Der 32-Jährige ist beim VfL Bochum längst unumstrittene Stammkraft, hat sich zum wichtigen und zugleich sicheren Rückhalt entwickelt. „Er ist ein im positiven Sinne verrückter Typ“, beschreibt ihn Trainer Thomas Reis. „Sportlich, aber auch abseits des Platzes ist er sehr wichtig für uns.“ Die Spiele vor leeren Rängen belegen, dass Riemann ein Führungsspieler und anerkannter Wortführer innerhalb der Mannschaft ist. Immer wieder gibt er Anweisungen, selbst den Stürmern.

Dass sich der VfL Bochum in den vergangenen zwölf Monaten vom Abstiegs- zum Aufstiegskandidaten entwickelt hat, ist nach Ansicht von Manuel Riemann auf zwei Faktoren zurückzuführen: Teamgeist zum einen, Siegermentalität zum anderen. „Genau das, was ich jahrelang bemängelt habe, hat sich speziell in der Corona-Pause entwickelt – warum auch immer. Wir treten jetzt extrem als Team auf, wir akzeptieren uns gegenseitig, und ich glaube, das sieht man auch“, sagt Riemann.

Riemann redet über Aufstieg

Die Geschlossenheit kann in dieser Saison zum entscheidenden Faktor werden, glaubt der Schlussmann: „Die Mannschaft, die am häufigsten als Team auftritt, wird aufsteigen.“ Fußballerische Qualität habe er beim VfL nie vermisst, wohl aber andere Faktoren: „Diesen Erfolgsdrang hatte bei uns nicht jeder. Deshalb waren unsere Leistungen und Ergebnisse so schwankend.“ Dabei sei es nicht zu viel verlangt, „dass wir täglich zwei Stunden im Training oder im Spiel Vollgas geben.“

Für diese Entwicklung verantwortlich ist nach Ansicht von Manuel Riemann übrigens auch das Team hinter dem Team: „Die Trainer, die medizinische Abteilung, auch Patrick Fabian und Sebastian Schindzielorz und viele andere gehören dazu.“ Auf welchem Tabellenplatz der VfL am Ende dieser Saison landen könnte, darüber möchten viele Spieler noch nicht reden. Manuel Riemann macht da eine Ausnahme: „Unser Weg muss nicht, aber er kann in der Bundesliga enden.“ Dann wäre auch ein neuer Eintrag ins Geschichtsbuch fällig…

(Foto: Imago / Jan Huebner)

Transferperiode läuft

Maier verlässt den VfL – weitere Wechsel möglich

Dieser Wechsel hatte sich abgezeichnet. Sebastian Maier verlässt den VfL Bochum und spielt ab sofort für Türkgücü München. Der Drittligist kann sich wieder auf die finanzielle Hilfe seines Investors verlassen. Gemeinsam peilen sie sogar noch in diesem Jahr den Aufstieg an. Dabei soll Maier nun mithelfen. Beim VfL war der zentrale Mittelfeldspieler zuletzt nur noch eine Randfigur. In dieser Saison kam er gar nicht mehr zum Einsatz. Auch aus finanziellen Gründen legte ihm der VfL keine Steine in den Weg. Sein Vertrag in Bochum wäre im Sommer ohnehin ausgelaufen. Praktisch für Maier: Er spielt jetzt wieder in der Nähe seiner Heimat, ist in Niederbayern aufgewachsen.

Ekincier darf auch noch gehen

Nach Lars Holtkamp, Moritz Römling (beide auf Leihbasis zum Wuppertaler SV) und Stelios Kokovas (Wechsel zum tschechischen Erstligisten MFK Karvina) ist Maier schon der vierte Abgang in diesem Winter – und womöglich nicht der letzte. Auch Baris Ekincier, Jungprofi ohne Aussicht auf Einsätze, dürfte den Verein im Falle eines Angebots verlassen. Weitere Spieler stehen allerdings nicht auf der Verkaufsliste. Aktuell gehören 25 Profis zur Mannschaft des VfL, zuzüglich einiger Nachwuchsspieler, die nun dauerhaft bei der Zweitligamannschaft mittrainieren. Verteidiger Verthomy Boboy und Angreifer Luis Hartwig gehörten zuletzt sogar schon zum Spieltagskader der Bochumer.

Neueinkauf eher unwahrscheinlich

Dass bis zum Ende der Transferperiode noch eine externe Verstärkung hinzukommen wird, ist nicht auszuschließen, aber eher unwahrscheinlich, sagt VfL-Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz auf Nachfrage. Wirtschaftlich seien die Möglichkeiten bekanntlich begrenzt. Nicht kommentieren wollte Schindzielorz indes die erneut aufkeimenden Gerüchte, dass Florian Kamberi vom FC St. Gallen ein möglicher Kandidat sei. Der Angreifer wurde bereits im Sommer mit dem VfL Bochum in Verbindung gebracht. Handlungsbedarf im Angriff besteht aber eigentlich nicht. Simon Zoller ist dort Stammspieler, Silvere Ganvoula und Soma Novothny stünden als Alternativen bereit.

(Foto: VfL Bochum 1848)

Matchwinner gegen Nürnberg

Reis über Tesche: „Kann ich beruhigt Kaffee trinken…“

Robert Tesche ist kein Mann der großen Worte. In Interviews fasst er sich meist so kurz, dass der Reporter mehr redet als der eigentliche Hauptdarsteller. Das war auch nach dem 3:1-Erfolg gegen den 1. FC Nürnberg der Fall. Für den fünften Heimsieg in Serie war Tesche mitverantwortlich. In der Schlussphase traf er gleich doppelt. Erst landete ein platzierter Schuss mit seinem schwächeren linken Fuß im oberen Torwinkel. Genau zehn Minuten später war es dann eine technisch gelungene Direktabnahme nach einem Freistoß, mit dem der 33-Jährige seine Mannschaft erneut zu drei Punkten führte. „Natürlich war das so gewollt“, grinste Tesche später vor der Kamera. Ansonsten gab sich der gebürtige Mecklenburger aber eher bescheiden.

Wichtige Stütze vor der Abwehr

Dem Bochumer Understatement schloss er sich entsprechend an. „Der Sieg war wichtig, aber wir schauen von Spiel zu Spiel. Wir werden alles geben, um so lange wie möglich da oben zu bleiben.“ Über einen möglichen Aufstieg wollte er nicht reden. Selbst als er auf seine beiden Tore angesprochen wurde, hätte er mehr erzählen können. „Es war mein erster Doppelpack in der 1. oder 2. Bundesliga“, sagte Tesche nach dem Spiel, das schon sein 217. im deutschen Profifußball war. Allerdings sind ihm zwei Treffer in einer Partie bereits gelungen: 2009 mit dem Hamburger SV, damals in der Europa-League-Qualifikation. Über Fortuna Düsseldorf und Stationen in England kehrte Tesche im Sommer 2017 nach Deutschland zurück. Erst war ein Jahr an den VfL ausgeliehen, anschließend wurde er fest verpflichtet.

Was viele nicht wissen: 2019 gab es ernsthafte Überlegungen, ihn auszusortieren, gemeinsam Stefano Celozzi und Tim Hoogland. Doch Tesche blieb dann doch in Bochum und entwickelte sich unter dem neuen Cheftrainer Thomas Reis zur wichtigen Stütze. Jetzt agiert er als kontrollierender Sechser vor der Abwehr, übernimmt also den eher defensiveren Part im zentralen Mittelfeld. Versuche ohne ihn auszukommen scheiterten meist, der VfL verlor an Stabilität. Besonders seine Erfahrung weiß Thomas Reis zu schätzen. Schon neulich sagte der Übungsleiter in einer Pressekonferenz, Tesche sei so zuverlässig, dass „ich beruhigt Kaffee trinken kann, und trotzdem weiß, dass er das umsetzt, was ich von ihm verlange.“

Vertrag von Tesche läuft aus

Nach dem Doppelpack gegen Nürnberg erneuerte Reis seine Lobeshymne: „Robert hat eine unheimliche Qualität. Ich freue mich sehr, dass er uns und sich belohnt hat.“ Ein wichtiges Tor hatte Tesche in dieser Saison bereits erzielt. Er traf im Pokal zum 2:2 gegen Mainz und ebnete so den Weg ins Achtelfinale. Seine Schwächen, wozu etwa das mangelnde Tempo gehört, versucht er mit seiner Routine und „durch geschicktes Positionsspiel“ zu kaschieren. „Das gelingt ihm auch im fortgeschrittenen Fußballeralter noch sehr gut“, sagt Reis. Tesche wird im Mai 34 Jahre jung, sein Vertrag läuft einen Monat später aus. Noch ist offen, ob er seine Karriere beim VfL fortsetzen wird – und wenn ja, in welcher Liga….

(Foto: Imago / Norbert Schmidt)