Bochums Cheftrainer

Interview: Reis über Ehrgeiz, Ärger und den Aufstieg

Der VfL Bochum steht seit Wochen auf einem Aufstiegsplatz. Gelingt in dieser Saison tatsächlich die Rückkehr in die Bundesliga? Trainer Thomas Reis, der früher selbst das VfL-Trikot trug, hat die Mannschaft wieder zum Erfolg geführt. Im Interview erklärt der 47-Jährige, wie er Probleme in der Kabine löst, wie er mit Kritik umgeht und was das größte Plus im Aufstiegsrennen ist.

Herr Reis, wer ist ehrgeiziger? Sie oder ihr Torhüter Manuel Riemann?

(schmunzelt) Wir sind beide sehr ehrgeizig, positiv verrückt und auf jeden Fall gierig nach Erfolg. Manuel zeigt das etwas mehr nach außen. Großen Ehrgeiz haben aber viele bei uns. Zwei allein würden nicht reichen.

Über die Gier nach Erfolg haben Sie seit ihrem Amtsantritt im September 2019 schon häufiger gesprochen. Nach Jahren der Inkonstanz mischt der VfL Bochum in dieser Saison konstant oben mit. Was hat sich plötzlich verändert?

In Sachen Konstanz setzen nur ganz wenige Klubs Maßstäbe, zum Beispiel der FC Bayern. Aber: Auch bei uns hat sich etwas entwickelt. Mit jedem Sieg sind wir gieriger geworden. Wer in der Tabelle oben steht, will da auch bleiben. Wichtig ist, nicht nachzulassen oder weniger zu investieren. Dazu neigt man manchmal. 

Schnelle Selbstzufriedenheit – war das ein Bochumer Problem?

Ich habe die Entwicklung ja immer verfolgt, auch als ich zwischendurch in Wolfsburg war. Ich hatte den Eindruck, dass die Herangehensweise und das Auftreten etwas zu defensiv waren. Klar, mehr als zehn Jahre in der 2. Liga verändern das Selbstverständnis. Aber der VfL war und ist ein toller Klub, der sich im Ruhrgebiet immer zwischen den beiden Großen behauptet hat.

Interessant ist, dass sich die Mannschaft personell kaum verändert hat, nachdem Sie den Job von Robin Dutt übernommen haben. Wo haben Sie vor allem angesetzt?

Ich weiß, dass es auf Teamarbeit ankommt. Manche Spieler haben ihr Ego zu sehr in den Vordergrund gestellt. Teilweise fehlte die Selbstkritik oder die Disziplin. Es haben sich aber alle zusammengerauft. Wir spornen uns jetzt gegenseitig an, jeder bringt seine Stärken ein und weiß, wie er mit dem anderen umzugehen hat. Es müssen nicht alle miteinander befreundet sein. Aber auf dem Platz muss es funktionieren. Diese Verlässlichkeit ist jetzt da.

Klingt so, als dass Sie nicht nur als Trainer, sondern auch als Erzieher gefragt waren.

Ich gebe einen Rahmen vor, in dem sich die Mannschaft bewegen muss. Grundsätzlich bin ich ein Trainer, der offen sagt, was er denkt. So war ich schon als Spieler und das legt man in seiner neuen Rolle nicht plötzlich ab. Ich war selber auch nicht immer pflegeleicht. Vielleicht komme ich deshalb mit unterschiedlichen Spielertypen sehr gut klar.

Trotzdem hat nicht von Beginn an alles funktioniert. Der VfL blieb auch mit Ihnen zunächst abstiegsgefährdet.

Es gab schon früh eine aufsteigende Tendenz, aber die Ergebnisse haben nicht immer gepasst. Das hat sich dann erst nach dem Jahreswechsel geändert, besonders nach der Corona-Pause, in der wir noch enger zusammengerückt sind.

Die Kritik an Ihrer Person verstummte aber nicht. Wie sind Sie damit umgegangen?

Natürlich bekomme ich einiges mit, ohne dass ich mich davon beeinflussen lasse. Wobei: Mich hat es schon ein bisschen angespornt. Umso mehr freut mich die Entwicklung. Bochum ist meine erste Station als Profitrainer, der Verein ist etwas Besonderes für mich. Es war immer mein Traum, hier eines Tages die Verantwortung zu tragen. Das habe ich schon vor Jahren gesagt. Da können Sie jeden hier fragen.

Steigt der VfL Bochum am Ende dieser Saison wirklich auf?

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Mit dem Erfolg in dieser Saison wuchs dann der Respekt. Liegt das auch daran, dass Sie nun einen Spielstil gefunden haben, der zur Mannschaft passt?

Es gab eine Niederlage, die ich auf meine Kappe genommen habe. Das war das Heimspiel gegen Fürth Anfang dieser Saison. Das, was ich mir überlegt habe, hat nicht funktioniert. Wir haben daraus gelernt und sind das folgende Spiel gegen Hamburg anders angegangen, personell wie taktisch. Wir sind höher und aggressiver angelaufen, haben unsere Dynamik genutzt. Und wenn ich eine Formation gefunden habe, die funktioniert, stelle ich sie im nächsten Spiel nicht ohne Grund wieder um.

Das ist interessant, denn das Spiel in Hamburg war auch das, in dem Leistungsträger wie Robert Zulj oder Danny Blum nach einer kleinen Denkpause ins Team zurückgekehrt sind.

Sie haben ihren Platz in der Startelf vorher als Selbstverständlichkeit wahrgenommen. Wenn du Spieler mit einer enormen Qualität hast, die aber nur 60 oder 70 Prozent davon abrufen, kannst du das als Trainer nicht laufen lassen. Das meine ich, wenn ich davon spreche, dass wir nicht weniger investieren dürfen.

Die Maßnahme hat offensichtlich Wirkung gezeigt. Was spricht denn jetzt noch gegen den Aufstieg?

Wir haben eine gute Ausgangsposition, aber noch haben wir neun schwere Spiele vor der Brust. Natürlich will ich da oben bleiben. Aber nur weil ich darüber rede und es mir wünsche, werden wir es nicht automatisch schaffen. Den Traum, nach elf Jahren in die Bundesliga zurückzukehren, haben wir alle. Für manche Spieler, die schon älter sind, ist es vielleicht die letzte Chance. 

Was ist denn das stärkste Argument für den VfL im Aufstiegsrennen, auch im Unterschied zu den anderen Klubs?

Dass wir bislang keine längere Schwächephase hatten. Wir haben nach jeder Niederlage sofort wieder gewonnen. Dieser Wille ist bei meiner Mannschaft besonders ausgeprägt. Wenn wir hinfallen, stehen wir sofort wieder auf. Das haben wir in Düsseldorf wieder bewiesen.

Ist es eigentlich ein Vor- oder Nachteil, diese heiße Phase der Saison ohne Zuschauer zu spielen?

Unter normalen Umständen würde das Stadion aus allen Nähten platzen. Letzte Woche gegen Hamburg, als wir in Unterzahl zurücklagen, hätte uns ein zusätzlicher Push von den Tribünen vielleicht geholfen. Aber es gibt bestimmt auch Spieler, die mit der Ruhe im Stadion besser zurechtkommen. Trotzdem: Wir alle wünschen uns, möglichst bald wieder vor Publikum zu spielen.

Dieses Interview ist Anfang der Woche in den Ruhr Nachrichten erschienen. Für mehr Berichte und Reportagen über den VfL Bochum lohnt ein regelmäßiger Blick in das (kostenpflichtige) Print- und Online-Angebot: https://ezeitung.ruhrnachrichten.de/

(Foto: Firo Sportphoto)

3:0-Sieg in Düsseldorf

Bochums Sieger: Holtmann glänzt, Riemann leidet

Frank Goosen scherzte jüngst im Kicker, dass Bochums Gerrit Holtmann sogar schon ohne Auto geblitzt wurde, schließlich rennt der pfeilschnelle Flügelstürmer derzeit allen Gegenspielern in der 2. Liga davon. Holtmann beschleunigt in einigen Szenen auf bis zu 36 km/h – zu schnell für einige Straßen auf Bochumer Stadtgebiet.

Auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf war er am Montagabend nicht zu stoppen. Holtmann avancierte beim 3:0-Erfolg des VfL Bochum zu einem der Matchwinner und glänzte in gleich mehreren Szenen. Den Führungstreffer durch Simon Zoller bereitete der Linksfuß mustergültig vor. Das zweite Tor erzielte er nach einem eleganten Spielzug von Robert Zulj und Simon Zoller höchstpersönlich. Die Bochumer lösten die schwierige Aufgabe in Düsseldorf am Ende mit Bravour. Doch speziell die Anfangsphase gefiel weder Holtmann noch seinem Trainer. „Wir hätten auch in Rückstand gehen können“, kritisierte Thomas Reis hinterher und sprach von einem „Ergebnis, das etwas zu hoch ausfiel.“

Holtmanns Träume

Nachdem die Fortuna beste Chancen vergab, schlug der VfL eiskalt zu. Schnelle Spielzüge nach vorne und kluge Pässe in die Tiefe stellten die Hausherren immer wieder vor Probleme. „Das war unser Matchplan“, verriet Holtmann nach der Partie und sprach von „drei ganz wichtigen Punkten“. Die Bochumer eroberten schließlich die Tabellenführung zurück. „Langsam können wir träumen“, sagte Holtmann und gab sich damit im Interview bei Sky ähnlich offensiv wie zuvor auf dem Platz. Nur am dritten Treffer in den Schlussminuten war er nicht mehr beteiligt, als der eingewechselte Soma Novothny per Abstauber zum 3:0-Endstand traf.

Während sich die allermeisten Bochumer danach herzten und mit dem Abpfiff den Auswärtssieg bejubelten, saß Torhüter Manuel Riemann noch minutenlang und in Gedanken versunken auf dem Rasen. Bochums Keeper hatte mit mehreren Paraden den Sieg gesichert, doch zum Feiern war ihm nicht ganz zumute. Riemann verriet dann vor laufender Kamera, dass am Sonntag sein Großvater verstorben ist, der früher selbst in der Bundesliga gespielt hat: „Er hat mich fußballerisch zu dem gemacht, was ich heute bin. Deshalb war völlig klar, dass ich nicht nach wenigen Minuten rausgehen konnte. Denn ich habe heute für ihn gespielt.“

Riemanns Verletzung

Riemann war schon nach wenigen Minuten unglücklich umgeknickt, und zunächst war unklar, ob er weitermachen kann. Doch der ehrgeizige Schlussmann spielt „notfalls auch mit einem Bein“, merkte Thomas Reis nach der Partie mit einem Augenzwinkern an. Riemann biss also auf die Zähne – und war in der folgenden Szene direkt gefordert. Einen gefährlichen Kopfball von Dawid Kownacki kratzte er von der Linie. Riemann entschärfte zu Beginn gleich mehrere Hochkaräter, trotz großer Schmerzen. „In den ersten Minuten war es brutal, dann ging es etwas besser – und die zweite Halbzeit war eine absolute Katastrophe“, beschrieb Riemann den Zustand seines rechten Knöchels.

Untersuchungen im Laufe der Woche werden zeigen, ob sich er womöglich schwerer verletzt hat als zunächst gedacht. Immerhin: Die nächste Partie gegen Verfolger Holstein Kiel steht erst am Osterwochenende an. Definitiv fehlen wird dann aber Danilo Soares. Der Linksverteidiger sah in Düsseldorf die fünfte Gelbe Karte.

(Foto: Firo Sportphoto)

Geschäftsführung bleibt

Neue Verträge für VfL-Chefs: Das sind die Details

Viel verraten hat der VfL Bochum in seiner knapp gehaltenen Pressemitteilung am Freitagnachmittag nicht. Die Nachricht lässt sich mit genau einem Satz zusammenfassen: Ilja Kaenzig und Sebastian Schindzielorz bleiben beim VfL Bochum, sie haben ihre Verträge verlängert. Bis wann, lässt der Verein allerdings offen.

Ein Jahr mehr

Doch die Details müssen deshalb nicht im Verborgenen bleiben. Nach Recherchen von „Tief im Westen – Das VfL-Magazin“ bleibt Kaenzig bis zum Sommer 2023, Schindzielorz bis mindestens zum Winter 2022 beim VfL. Beide haben ihren Vertrag somit um ein weiteres Jahr verlängert. Interessant ist, dass die Zusammenarbeit seit ihrem fast gemeinsamen Amtsantritt im Februar 2018 schon einmal ausgedehnt wurde, ohne dass dies kommuniziert worden ist. Während Kaenzigs Verträge immer bis zum Sommer datiert waren, endeten die Arbeitspapiere von Schindzielorz jeweils im Winter. Dabei ist es auch geblieben.

Gute Arbeit

Dass das Führungsduo nun verlängert hat, ist indes keine Überraschung. Beide genießen nicht nur bei den Fans und Mitarbeitern hohe Anerkennung. Auch das Präsidium, das für die Vertragsverlängerungen zuständig ist, weiß ihre gute Arbeit zu schätzen. Kaenzig und Schindzielorz eint ihre Ruhe und Vernunft. Während Kaenzig die Finanzen, die Vermarktung, die interne wie externe Kommunikation verantwortet, ist Schindzielorz für den Sport zuständig. In beiden Bereichen hat sich der VfL zu einem Spitzenklub in der 2. Liga entwickelt. Mittlerweile besitzt jeder Spieler einen Vertrag, der von den beiden gegengezeichnet wurde.

(Foto: Firo Sportphoto)

Bochumer Eigengewächs

Maxim Leitsch: Hoch talentiert und heiß begehrt

Die Fußball-Welt ist klein, und es ist gut, wenn man sich kennt. Ende der 90er-Jahre haben Stefan Kuntz, Thomas Reis und Sebastian Schindzielorz zusammen beim VfL Bochum gespielt. In dieser Woche hatten sie wieder beruflich miteinander zu tun. Die Bochumer Verantwortlichen haben den Trainer der deutschen U21-Nationalmannschaft gebeten, Rücksicht auf den Spielplan in der 2. Liga zu nehmen. Denn Innenverteidiger Maxim Leitsch, der von Kuntz für die bevorstehende Europameisterschaft der Junioren nominiert wurde, kann sich nicht teilen. Einerseits wird er am Montag im Duell gegen Fortuna Düsseldorf gebraucht. Andererseits trifft das DFB-Team bereits am Mittwoch auf Ungarn.

Bemerkenswerte Entwicklung

Kuntz ist dem VfL jedenfalls entgegengekommen. Maxim Leitsch wird die Partie in Düsseldorf nicht verpassen und erst später zum Turnier nach Ungarn reisen. Dass sich Reis und Schindzielorz für diese Lösung eingesetzt haben, ist nur ein kleiner Beleg dafür, dass Maxim Leitsch beim VfL Bochum zum unverzichtbaren Stammpersonal zählt. Nach dem Re-Start im Mai des vergangenen Jahres hat der 22-Jährige nur ein einziges von 34 Ligaspielen verpasst. Das ist bemerkenswert, denn Leitsch hat es seit seinem Zweitligadebüt im Dezember 2016 bis zur Corona-Unterbrechung im März 2020 auf gerade einmal 26 Spiele gebracht. An seiner sportlichen Entwicklung lag das aber keineswegs.

Verletzungen warfen den Abwehrspieler immer wieder zurück. Vor seinem Comeback im Februar 2020 fehlte Leitsch sogar 16 Monate. Trotzdem legte ihm Geschäftsführer Sebastian Schindzielorz seinerzeit einen neuen Vierjahresvertrag vor. Er habe immer an ihn geglaubt, betont der Geschäftsführer des VfL Bochum, trotz der komplizierten Vorgeschichte. Eine intensive medizinische Betreuung und individuelle Trainingseinheiten haben Leitsch zurück in die Spur gebracht. Nicht nur sein Körper, auch seine Leistungen sind mittlerweile beeindruckend stabil. Dass sich die Bochumer Abwehr mit ihm von der Schießbude der Liga zur zweitbesten Hintermannschaft entwickelt hat, ist definitiv kein Zufall.

Trainer Thomas Reis lobt den Youngster für sein Durchhaltevermögen: „Ich habe ihn ja schon in der U19 trainiert. Es ist schön zu sehen, wie er sich entwickelt hat, gerade auch körperlich. Das fußballerische Talent hatte er schon immer.“ Tatsächlich bringt Leitsch vieles mit, was ihn zu einem besonderen, aber auch begehrten Spieler macht: Er ist groß gewachsen und trotzdem schnell, er kann innen wie außen verteidigen, ist Linksfuß und erst Anfang 20. Hinzu kommt, dass er auch abseits des Platzes verlässlich und professionell ist. „Wenn er sich noch weiter verbessert, etwa im Aufbauspiel, ist er auch zu Höherem berufen“, glaubt Reis an eine große Karriere des Bochumer Eigengewächses.

Vertrag endet im Sommer 2022

Dass Leitsch hoch talentiert ist, haben natürlich auch andere Klubs registriert. Das Problem: Sein Vertrag läuft im Sommer 2022 aus. Eine zügige Vertragsverlängerung ist unwahrscheinlich, denn auch Leitsch und sein Berater wissen um die gute Position auf dem Transfermarkt. Warum sollten sie sich jetzt länger an den VfL binden, ohne zu wissen, für welche Liga? Leitsch spielt schon seit der E-Jugend beim VfL, doch das allein ist kein Argument. Der Aufstieg muss her, damit die Chancen steigen, dass er noch länger das blau-weiße Trikot trägt. Vielleicht ist es vor diesem Hintergrund ganz gut, dass ihn die vielen Scouts bei der U21-EM erst etwas später zu sehen bekommen…

(Foto: Imago / Eibner)

Vier Klubs betroffen

Corona-Fälle in der 2. Liga: VfL verschärft Maßnahmen

Die Einschläge rücken näher. Allein in diesem Monat meldeten schon vier Liga-Konkurrenten des VfL Bochum Corona-Fälle. Erst war Jahn Regensburg betroffen, wo die britische Mutante fast das halbe Team erwischte. Nun sind auch vier Spieler bei Holstein Kiel und jeweils ein Profi bei Hannover 96 und beim Hamburger SV betroffen. Beim HSV hat sich ausgerechnet der Ex-Bochumer Simon Terodde infiziert, wie der Klub jetzt mitteilte. Problem: Die Norddeutschen waren erst am vergangenen Freitag zu Gast in Bochum.

VfL verschärft die Maßnahmen

Man sei vorgewarnt, bekräftigte Sebastian Schindzielorz auf Nachfrage. Der Geschäftsführer des VfL verfolgt die Lage in der Liga aufmerksam. Abstriche bei allen Spielern, Trainern und Betreuern hätten am Dienstag aber ausschließlich negative Testergebnisse gebracht. Schindzielorz kündigte an, die ohnehin schon bestehenden Maßnahmen ausweiten zu wollen. Heißt konkret: Der VfL setzt neben den PCR-Tests nun auch täglich zusätzliche Schnelltests ein. Somit wolle man mögliche Infektionen innerhalb des Teams frühzeitig erkennen.

Dabei geht es natürlich einerseits um die Gesundheit, andererseits aber auch darum, den Spielbetrieb nicht zu gefährden. Denn Englische Wochen im Saisonendspurt sind für andere Aufstiegskandidaten schon jetzt unumgänglich. Holstein Kiel musste bereits die Partie in Heidenheim absagen, weil das komplette Team unter Quarantäne gestellt wurde. Auch das Spiel gegen Hannover wird wohl ausfallen. Greuther Fürth war indirekt betroffen und muss die Partie gegen Regensburg an diesem Mittwoch nachholen. Beim HSV ist die Lage noch unklar.

Dritte Welle schwappt durchs Land

Warum Corona die 2. Liga ausgerechnet jetzt wieder durcheinanderwirbelt, könnte damit zusammenhängen, dass die Infektionszahlen bundesweit und auch in Bochum wieder deutlich ansteigen. Das Robert Koch-Institut spricht von einer „Dritten Welle“, die durch Virus-Mutationen und Lockerungen der Corona-Regeln begünstigt wird und offensichtlich auch den Fußball trifft. Ob die Spieler aufgrund der ständigen Nähe zueinander, auf und neben dem Platz, gefährdeter sind als andere, lässt sich aber nicht mit Sicherheit sagen.

Auffällig ist nur: Während in der Gesamtbevölkerung bislang etwa drei von 100 Personen mit dem Corona-Virus infiziert waren, sind es in der 1. und 2. Liga etwa sieben von 100. Dies kann jedoch damit zusammenhängen, dass durch regelmäßige Tests auch asymptomatische Erkrankungen entdeckt werden. Beim VfL Bochum gab es seit Beginn der Pandemie vor knapp einem Jahr mindestens zwei Fälle innerhalb der Mannschaft. Ein Pflichtspiel musste deswegen noch nicht verschoben werden.

Hohe Kosten jeden Monat

Damit das so bleibt, nehmen die Verantwortlichen auch Geld in die Hand. Denn mit vielen Schutzmaßnahmen sind zusätzliche Kosten verbunden. Union Berlin gab zuletzt preis, dass die Erfüllung aller Hygieneanforderungen jeden Monat rund 40.000 Euro kostet. Auch der VfL wendet monatlich einen fünfstelligen Betrag dafür auf. Besonders kostenintensiv sind vor allem die PCR-Tests, die zwei- bis dreimal wöchentlich durchgeführt werden. Die sind allerdings Grundlage dafür, dass überhaupt gespielt werden darf.

(Foto: Firo Sportphoto)

0:2 im Spitzenspiel

Bochumer Frustration: Blums Grätsche wirkt nach

Warum Danny Blum schon nach 35 Minuten derart frustiert war, dass er Hamburgs Amadou Onana in Höhe der Mittellinie mit Anlauf von den Beinen holte, bleibt wohl sein Geheimnis. Der Routinier verlor kurz nach dem 1:0 für den HSV die Nerven, sah folgerichtig die Rote Karte. Schiedsrichter Felix Brych machte insgesamt einige Fehler, in der Szene mit Blum lag er aber richtig. Der Offensivspieler erwies seiner Mannschaft damit einen Bärendienst, auch wenn sie bis zum Schlusspfiff tapfer kämpfte. Erst in der vorletzten Minute gelang dem HSV das schmeichelhafte 2:0.

Hamburg nicht das bessere Team

Denn mehr als der VfL leisteten die Gäste für den Sieg im Spitzenspiel nicht unbedingt, sogar ganz im Gegenteil. „Ein Unentschieden wäre verdient gewesen“, sagte VfL-Trainer Thomas Reis nach der Partie und war über das Ergebnis natürlich enttäuscht. Schließlich hätte der Vorsprung auf die Hamburger nach diesem Spiel bis zu acht Punkte betragen können. Nun sind es nur noch zwei. Das Aufstiegsrennen ist also spannender denn je, auch wenn der VfL zunächst Erster bleibt. „Wir haben eine riesige Gelegenheit liegengelassen, den HSV in der Tabelle zu distanzieren. Aber ich kann meiner Mannschaft keinen großen Vorwurf machen. Die Leistung nach dem Platzverweis war aller Ehren wert. Dass wir in Unterzahl gespielt haben, war nicht wirklich zu sehen“, lobte Reis sein Team.

Vor allem in der zweiten Halbzeit entwickelte sich ein offenes Spiel, in dem der VfL die aktivere und bessere Mannschaft war, ohne dabei zwingend vor das Hamburger Tor zu kommen. Mehr als zwei harmlose Abschlüsse durch Milos Pantovic brachten die Hausherren nicht zustande. Während die Defensive einen guten Job machte und fast alles abräumte, fehlte weiter vorne die gewohnte Präzision. Pantovic, der aus taktischen Gründen für Ganvoula ins Spiel kam, konnte Blum nicht gleichwertig ersetzen. Auch der erneute Ausfall von Simon Zoller machte sich phasenweise bemerkbar. Dass Thomas Reis erst in der 87. Minute offensiver wechselte, ist ein Indiz dafür, dass die Sommerneuzugänge Tarsis Bonga und Soma Novothny derzeit keine ernsthaften Alternativen sind.

Blum fehlt mindestens zweimal

Insofern wiegt der Ausfall von Danny Blum in den kommenden Wochen umso schwerer. In den wichtigen Partien gegen Düsseldorf und Kiel wird er definitiv fehlen, vielleicht noch länger*. Blum hat seiner Mannschaft also nicht nur am Freitagabend geschadet. Thomas Reis kündigte bereits ein Vier-Augen-Gespräch mit seinem Schützling an. Der Platzverweis wirkt somit nach, die unnötige Niederlage hoffentlich nicht. Bochums Trainer glaubt jedenfalls nicht daran: „Die Mannschaft hat bislang immer positiv auf ein schlechtes Ergebnis reagiert. Wir schütteln uns und machen weiter.“

*UPDATE: Danny Blum wurde vom DFB für drei Meisterschaftsspiele gesperrt. Er fehlt somit in Düsseldorf, gegen Kiel sowie in Paderborn.

(Foto: Imago / Revierfoto)

Vertragsverlängerung

Tesche unterschreibt: Routinier bleibt bis 2022

Der VfL Bochum und Robert Tesche verlängern ihre Zusammenarbeit um ein weiteres Jahr, nun bis zum Sommer 2022. Der 33-jährige Mittelfeldspieler ist seit 2017 Bestandteil des Bochumer Kaders.

„Robert Tesche gehört zu den Stabilisatoren unseres Teams, sowohl auf dem Platz als auch außerhalb. Er zeigt immer hundertprozentigen Einsatz und Leistungsbereitschaft. Wir freuen uns, dass er ein weiteres Jahr an der Castroper Straße bleibt“, sagt VfL-Geschäftsführer Sport Sebastian Schindzielorz.

(Foto & Text: Pressemitteilung VfL Bochum)